»Ich habe mich gewogen.«
»Und?«
»Ich bin zu klein.«
Figurprobleme? Nix für Männer!
Wir Jungs gehen mit dem Thema »Figur« irgendwie anders um. Ich habe noch nie einen Mann zum anderen sagen gehört: »Du hast aber einen tollen, flachen Bauch. Und dieser knackige Hintern …«. Das geschieht eventuell noch in Köln, der Stadt, in der sich auch Männer schminken. Aber im Main-Taunus-Kreis, im tiefen Hunsrück oder im Fichtelgebirge? Wohl eher nicht.
Männer messen ihren Status nicht an der zierlichsten Figur, sondern doch eher am dicksten Auto, dem größten Haus, der teuersten Uhr. Ganz harte Fälle sind ja überzeugt: »Drei Bypässe sind keine Krankheit, sondern ein Leistungsnachweis!« Und Männer haben auch keine Belastungs-Depression, sondern ein Burnout.
Das klingt nach vorausgegangener, harter, aufopferungsvoller Arbeit. Denn um ausgebrannt zu sein, musst du vorher schon mal richtig gebrannt haben.
Figurtechnisch sind Männer doch eher Realisten: Wenn ein Mann sich zu dick fühlt, geht er in die Sauna, setzt sich dort neben einen dickeren und denkt »Passt bei mir doch noch!«. Seine Welt ist wieder in Ordnung, und das wird danach mit einem Weizenbier gefeiert.
Gegenseitig was abgucken
Wenn beide Geschlechter nur ein wenig voneinander lernen könnten, würde das sicherlich spürbar entspannen. Mein Vorschlag: Männer, schaut den nackten Tatsachen mal ins Auge. Also splitterfasernackt vor den Ganzkörperspiegel stellen, alles anspannen, hochspringen und beim Aufkommen genau hinsehen. Wackelt da was? Primäre Geschlechtsmerkmale mal außen vor gelassen. Bleiben Fettpolster unkontrolliert in Bewegung? Auch dann noch, nachdem ihr die Klamotten wieder angezogen habt? Dann lautet mein Vorschlag: alles, was von alleine tanzt, muss weg! Denn ansonsten besteht die Gefahr, dass ihr irgendwann unter dem »Schneewittchenkomplex« leidet. Damit meine ich den Blick nach unten mit der Erkenntnis »Dort hinterm Berg, da wohnt ein Zwerg«.
Und die Frauen? Schaut euch mal in der Nachbarschaft um. Keine Models mit Topfiguren? Mit künstlich vergrößerten Augen, geglättetem Hautbild, stundenlang aufgepimpter Haarpracht? Entspannt euch und konzentriert euch auf die Stärken, auf die es wirklich ankommt und euren Liebsten wichtig sind: Nächstenliebe, Familiensinn, Ehrlichkeit, Treue, Geradlinigkeit, Humor, um nur ein paar zu nennen. Wer sich ganz bewusst von diesem mediengemachten Idealbild distanziert, sorgt für ein wachsendes, entspanntes Verhältnis zur eigenen Figur. Und genau das könnte plötzlich Kilos purzeln lassen, ganz nebenbei. Weil wir ruhiger an die Sache rangehen, nicht mehr unsäglichen Diäten hinterher jagen. Letztendlich geht es um die inneren Werte: Leberwerte, Blutwerte … und einen guten Charakter. Und der passt schließlich in jede Kleidergröße.
Natürlich kann es einigen helfen, sich nicht nur an Nachbarn zu orientieren, sondern auch an gewissen Zahlen, Daten, Fakten. Dringend unterlassen sollte man(n) und frau aber den täglichen Gang zum modernen Beichtstuhl – der Waage, der sich sicherlich einige vorher mit einem Stoßgebet Richtung Himmel nähern: »Lieber Gott. Mach bitte, dass sich gestern Abend die heiße Pizza und das kalte Eis gegenseitig neutralisiert haben.« Doch meistens gibt es keine Hilfe aus dem Himmel, sondern die Erkenntnis auf dem nackten Boden der Tatsachen: ein paar Gramm mehr als gestern auf dem Display des Grauens und die Laune geht flöten.
Die Waage macht erheblich mehr schlechte als gute Laune – und genau das nagt am Selbstwertgefühl! Meistens steht die Waage im Bad. Wo auch der Badezimmerspiegel hängt und für den Figurcheck herhalten muss.
Auch hier sind Männer anders drauf: Selbst wenn sich Männer nackt vor den Spiegel stellen und der sich schon angewidert wegdreht, schieben sie trotzdem die Schuld auf das ungünstige Licht.
Oder sie lösen das Problem handwerklich – sie hängen den Spiegel dann einfach quer ins Badezimmer.
Frauen haben ein besonders Verhältnis zu ihrem Spiegel, eine wahre Hassliebe. Auch wenn es dem Spiegel manchmal auf den Lippen brennt, würde er auf die Frage »Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land« niemals sagen »Geh mal beiseite, ich kann nichts sehen!«. Frauen können nicht mit ihm, ohne ihn aber erst recht nicht. Denn irgendeinen Makel finden sie an sich immer und suchen die Schuld erst mal bei sich selbst. Eine Frau kann noch so schlank sein, irgendeine Körperstelle findet sie immer, die sie zu dick findet, und seien es die Ohrläppchen (die ja gar nicht abnehmen können, selbst wenn alles um sie herum zerfällt).
Waage und Spiegel im Bad … bei manchen gewinnt da der Satz »Ich gehe ins Bad und mach mich fertig« eine ganz neue Bedeutung.