Gesa Schwartz

Die Chroniken der Schattenwelt

Band 2:
Angelos

Roman

34

Der Junge ohne Namen fiel auf die Knie. Ein brennender Schmerz durchzog seine Brust und ihn überkam das Gefühl, etwas sehr Wichtiges vergessen zu haben, etwas, das ihn nun die Hand heben und die Leere spüren ließ, die von innen dumpf gegen seine Rippen pochte. Er befand sich in einem kalten, leeren Raum. An den Wänden hingen Spiegel, die in unendlicher Fortsetzung sich selbst zeigten. Marmorne Säulen reichten so weit in einen dunklen Himmel, dass ihr Ende nicht zu erkennen war. Und dort, umgeben vom eigenen Zwielicht, saß ein Engel.

In dem Augenblick, da der Junge ohne Namen den Engel sah, vergaß er den Schmerz. Er wusste nicht, aus welchem Grund er so sicher war, einem Engel gegenüberzustehen. Aber er war es. In der Gestalt einer Sphinx saß der Engel da, die gewaltigen Pranken vor sich ausgestreckt, die Augen geschlossen. Hinter seinen Lidern glühte goldenes Licht, und als der Junge ohne Namen vortrat und den schwachen Kälteschein auf seiner Haut spürte, da begann die Figur des Engels vor seinen Augen zu flackern. Sein Leib verwandelte sich in all die Gestalten, die er in dem Abgrund hinter seinen Lidern trug. Er wurde zu einem Seraph mit flammenden Schwingen, einem Jüngling, dessen Haar seidig auf seine nackten Schultern fiel und einem Cherub mit Tiergesicht. Hingebungsvoll beobachtete der Junge ohne Namen das Schauspiel. Ihm schwindelte, aber er konnte sich nicht abwenden, und er begriff, dass es einerlei war, welche Maske der Engel trug. Nie würde seine Erscheinung mehr sein als ein Schleier über seiner inneren Nacht, die alles Leben mit einem einzigen Blick vernichten konnte.

Vor den mächtigen Pranken der Sphinx blieb der Junge stehen, und er fuhr zusammen, als der Engel zu sprechen begann.

Kind der Menschen, sagte er in einem seltsamen Singsang, der zugleich weit entfernt und nah klang. Kind des Lichts, Kind der Schatten, Kind der Dämmerung. Bist du gekommen, um mit mir zu spielen?

Der Junge ohne Namen lauschte auf die melodische Stimme und hob unschlüssig die Schultern. Ich weiß nicht, warum ich hier bin, erwiderte er. Ich erinnere mich nicht.

Ein Lachen drang durch die Luft, das Gesicht der Sphinx neigte sich ein wenig zu ihm herab. Erinnerungen sind Fesseln an etwas, das verloren wurde. Wissen ist eine Illusion. Du bist gekommen, damit ich dich ansehe. Ist es nicht so?

Das Licht hinter den Lidern glomm auf, seine eisige Hitze traf den Jungen und zog ihn noch näher heran.

Ja, flüsterte er ehrfurchtsvoll.

Der Engel lächelte, der Junge hörte es am Klang der Stimme. Kleiner Narr, erwiderte der Engel sanft. So viele kamen vor dir, dass ich keine Zahlen mehr für sie habe. So viele sind schon in meinem Feuer verbrannt, so viele haben sich selbst zerrissen. So viele sind umsonst gekommen. Deine Gründe, die dich bis hierher getragen haben, hast du vergessen wie blasse Träume. Du kannst mir nicht einmal deinen Namen nennen. Aber du willst dich einer Prüfung stellen, von der du nichts weißt, und weichst nicht vor mir zurück. Warum, Menschenkind? Warum willst du das tun?

Der Junge hätte tausend Gründe nennen können, aber keiner hielt stand angesichts der Reglosigkeit der Sphinx. Schließlich erwiderte er: Weil es keinen anderen Weg für mich gibt.

Erst als er es aussprach, wurde es wahr. Er spürte, dass diese Worte zutrafen, und es schien dem Jungen ohne Namen, als hätte er jeden Schritt seines bisherigen Lebens nur getan, um an diesen Punkt zu gelangen. Er wollte hinter den Schleier schauen. Er wollte das Gold sehen, das auf ihn wartete und das ihm ein Ankommen versprach, dessen Tragweite er nicht einmal erahnen konnte.

Der Engel verharrte. Es war wie ein Lauschen auf etwas, das der Junge nicht hören konnte. Dann nickte er leicht. So komm, raunte er dunkel. Wage den letzten Schritt.

Die Lider des Engels hoben sich, und obwohl das Licht rasend schnell hervorbrach, sah der Junge ohne Namen es kommen: Als Meute aus wilden Hunden, als Gischt, aus denen tobende Pferde brachen, als Sonne und Mond und alle Gezeiten, die sich in einer gewaltigen Explosion vereinigten und nur ein Ziel hatten: Ihn mit sich zu reißen. Ein mächtiges Tosen zerfetzte ihm fast das Gehör, aber in dem Moment, da das Licht ihn berührte, endete jeder Lärm. Es war, als wäre er in einen anderen Raum getreten, in dem es keine Fragen und keine Antworten mehr gab, sondern nur noch reines Gold.

Er merkte kaum, dass er den Kontakt zum Boden verlor. Hingegeben erwiderte er den Blick der Sphinx, die er hinter den Schleiern aus Licht nur noch schemenhaft erkannte, und wehrte sich nicht gegen den Glanz, der seinen Körper durchdrang. Doch ehe er in dieser Macht ganz aufgehen konnte, bemerkte er in einiger Entfernung einen Schatten, der ihn beobachtete.

Vielleicht war er schon die ganze Zeit über da gewesen und der Junge hatte ihn erst jetzt bemerkt. Er kam nicht näher, es war, als würde er den Kern des Lichts fürchten, aber der Junge erkannte ihn dennoch. Seine riesigen Schwingen erhoben sich majestätisch hinter ihm und seine Augen trugen denselben Glanz in sich, der auch das Licht ringsum geboren hatte. Und doch war das Gold in seinem Blick anders. Es rührte etwas an in dem Jungen, etwas, das schmerzte, und für einen Moment spürte er das kalte Fressen des Lichts an seinen Gedanken und ihn überkam das Gefühl, in die Glut dieser Augen fliehen zu müssen – in diese verschlungene Wärme, die den Frost von ihm nehmen würde, der ihn langsam auslöschte. Doch gleichzeitig brach das Licht in ihm selbst auf und mit ihm die Sehnsucht, mit dem Glanz des Engels zu verschmelzen, eins zu werden mit dem absichtslosen Spiel, das dieser ihm bot, und er riss sich los von der Gestalt und stürzte hinein in das, was er war.

In gleißenden Farben vereinte sich sein Licht mit dem Gold des Engels. Kalt war dieser Schein, unendlich kalt, aber der Junge fühlte es nicht mehr. Vollkommen ruhig schwebte er in diesem Glanz, und als der Engel ihn fragte, ob er bleiben wollte, für immer – da wollte er nichts anderes als das. Er sah zu, wie seine Finger sich in helles Licht verwandelten, wie er sich auflöste und eins wurde mit dem Strahlen rings herum, das golden war und vollkommen und sonst … nichts …

Er fühlte dieses Wort auf seiner Zunge. Es sank wie ein schwerer Stein in ihn hinein, ohne dass er etwas dagegen tun konnte, und mit einem Schlag war der Schmerz zurück, der seine Brust fast zerriss. Er hob die Hand, ein seltsamer Instinkt ließ ihn den Blick neigen, und als er die Faust öffnete, sah er blassblaue Ähren darin liegen – so blau wie das Meer. Gleichzeitig strich ein Lachen durch seine Gedanken, er sah die Augen eines Mädchens vor sich, er kannte ihren Namen, und als er ihren Blick erwiderte, da erinnerte er sich. Er hatte schon einmal etwas gefühlt wie in diesem Moment – vor einem Tag oder tausend Jahren, als sein Herz aufgehört hatte zu schlagen.

Klein und zerbrechlich schwebte der Junge ohne Namen vor der gewaltigen Sphinx, umfangen von Schleiern aus Licht. In tausend Farben brachen die Erinnerungen in ihm auf, sie kehrten zurück zu ihm und färbten das Licht in sterblichem Feuer, und er ertrug den glühenden Schmerz, den sie ihm brachten, ehe er langsam zu Boden sank. Die Farben zerbrachen, in feinen Funkenschnüren fielen sie um ihn nieder.

Nando, flüsterte eine Stimme, und es schien ihm, als hätte er seinen Namen noch nie so ausgesprochen gehört, so sanft und so … traurig. War es der Engel gewesen, der ihn rief?

Langsam sah er auf. Das Licht hatte sich in den Augen der Sphinx gesammelt, noch immer schaute sie ihn an. Der Engel wartete auf seine Antwort.

Nein, sagte Nando leise. Dieses Licht bin ich nicht.

Er sah noch, wie das Gold in den Augen des Engels aufglomm und in feinen Rissen über dessen Körper strömte. Und dann, mit einem gewaltigen Krachen, brach die Figur auseinander. Nando fiel zu Boden, so heftig war die Erschütterung. Er hob schützend die Arme, brennende Splitter zerfetzten die Luft, und gerade in dem Moment, da er meinte, diesen Lärm nicht länger ertragen zu können, brach ein Schrei hindurch und verwandelte das Licht zu Asche.

Rauchschwaden stiegen auf. Dort, wo gerade noch der Engel gesessen hatte, kauerte nun eine kleine Gestalt mit wirrem blonden Haar und Augen aus dunklem Gold. Ein Kind war es, ein Mädchen, und vor ihm, matt schimmernd im Schein der erlöschenden Funken, lag ein Schwert.

Flammen tanzten über die funkelnde Klinge, filigrane Streben bildeten den Korb, und aus dem Griff bildete sich das Motiv eines Drachen heraus, der seine Klauen fest um die Waffe wand und dessen aufgerissener Schlund den Knauf bildete. Seine Augen schienen in Flammen zu stehen, Nando hörte das Prasseln des Feuers in der offenen Kehle, und er meinte, die Bewegungen der einzelnen Krallen zu sehen, als er auf das Schwert zutrat. Er wusste, noch ehe er vor der Waffe in die Knie ging, um welche Klinge es sich handelte. Dieses Schwert kannte das Licht der Engel ebenso wie die Schatten der Dämonen, es hatte auf beiden Seiten Tod und Verderben gesät und den Teufel selbst in den Kreisen der Hölle gefangen gesetzt. Einst war es das Schwert Michaels gewesen, ehe der Teufel es mit schwärzester Schattenmagie zu dem seinen gemacht hatte. Niemand, so hieß es, konnte seine Kraft vollends ausschöpfen bis auf den Teufel selbst – oder eines seiner Kinder. Der Name dieses Schwertes war Bhalvris.

Nandos Hand schloss sich wie von selbst um das Heft der Klinge. Er spürte die Kälte des Lichts ebenso wie die Hitze der Dunkelheit, als er wortlos einen Schwur tat: Er würde diese Waffe nutzen, um den Teufel zu bezwingen, und er würde tun, was dafür nötig war. Er würde sie führen mit aller Kraft, die er besaß.

Das Mädchen hatte ihn schweigend beobachtet, aber als er es jetzt ansah, lächelte es. Es war ein Kind, ein ewig spielendes, einsames, Kind, und zugleich ein weiser, uralter Engel, der sich hinter der Maske einer Sphinx verbarg und der ihn nun ansah, verzweifelt, erhaben, allein.

Nichts …

Er hörte das Wort erneut in sich widerklingen, wusste, dass es unlöschbar in diesem Wesen brannte, und konnte die Schmerzen erahnen, die keinen Namen hatten und gerade deshalb so entsetzlich waren.

Er erwiderte das Lächeln des Kindes und hatte zum ersten Mal das Gefühl, dass der Cor Wanoy seiner wahren Gestalt mit dieser Erscheinung nahe kam. Er hätte ihn gern getröstet, wohl wissend, dass das unmöglich war, und wie von selbst nahm er die Hand des Engels und legte die blauen Ähren hinein. Sie waren ein wenig zerdrückt. Mit halbem Schrecken sah Nando, wie sie sich in die eiskalte Haut des Mädchens gruben. Aber sie schaute ihn nur an, das Lächeln schmolz von ihren Zügen, und eine Träne floss über ihre Wange, eine Träne aus Glas.

Im selben Moment kroch unsichtbares Feuer von den Ähren über ihren Leib und verwandelte ihn zu Asche, und kaum dass er lautlos zerbrach, wurde Nando durch die Luft geschleudert und landete hart auf dem Rücken. Er fand sich vor dem Portal wieder, das in sich zusammenfiel wie Sand, und fühlte Noemi, Avartos und Kaya hinter sich. Sie kamen näher, sie waren die ganze Zeit über da gewesen, ebenso wie Hadros, der ihn aus einiger Entfernung beobachtete. Aber Nando wandte sich nicht zu ihnen um. Seine Brust wurde wie von eisernen Klauen zusammengepresst, und erst als heftiger Donner die Nacht der Wüste zerriss und es zu regnen begann, konnte er Atem holen.

Die Tropfen fielen kalt und zärtlich zugleich auf seine geschlossenen Lider, und es schien ihm, als wären es die Tränen eines kleinen Mädchens. Er sah es vor sich, so deutlich, als würde er dieses Bild niemals mehr vergessen. Lange stand er so da, Nando, der Engel, der Dämon, das Menschenkind, stand da mit dem Schwert des Teufels in seiner Hand und sah den Engel weinen.

35

Der Regen verwischte die Konturen der Wüste und ehe Nando sich versah, fand er sich im Hauptsaal des Klosters wieder. Das Licht des Portals erlosch um ihn herum und er spürte, wie das Schwert sich in seiner Hand auflöste. Als flirrender Staub formte es sich im Inneren des Schreins nach und erhellte die Gesichter der Mönche, die nun aus den Schatten traten. Avartos, Noemi und Kaya betrachteten Bhalvris mit stiller Faszination. Nur Hadros beachtete die Waffe nicht. Er hatte die Maske der Wüste fallen gelassen und seine ganze Aufmerksamkeit ruhte auf Nando. Es war sein Blick, der diesen vorwärts zog, Schritt für Schritt auf den Schrein zu.

Nando war sich bewusst, dass er Bhalvris aus seinem Schutzraum befreien musste, unter den Augen jener, die es für so lange Zeit bewahrt hatten. Dicht vor dem Schrein hielt er inne und betrachtete die kunstvolle Waffe, doch er konnte sich nicht überwinden, die Hand nach ihr auszustrecken. Was, wenn er trotz aller Vorsätze versagen sollte? Was, wenn das Schwert des Teufels aus ihm eine Marionette seines Herrn machte, willenlos und tödlich für jede freie Welt?

Bhalvris ist ein Schwert des Lichts, sagte Hadros da und sah ihn mit rätselhaftem Lächeln an. Es wurde von Kräften geschmiedet, von denen wir keine Vorstellung haben, und auch wenn die Finsternis die Macht dieser Klinge vergiftet hat, so konnte sie ihren Kern doch nicht vernichten. Noch gehört dieses Schwert nicht dir, doch ich werde dich lehren, es zu führen, und wenn du es auf deinem ersten Schlachtfeld auf dich prägst, wird es ein Teil von dir werden wie ein zweiter Herzschlag, der dich in den tiefsten Schatten beschützt. Dann, Menschensohn, wird dieses Schwert die Klinge Nandos sein. Fürchte dich nicht vor der Waffe, für die du bestimmt bist.

Nando holte tief Atem. Er sah zu seinen Freunden hinüber, spürte ihr Vertrauen und streckte im selben Moment die Hand nach Bhalvris aus. Seine Finger glitten durch das Licht des Schreins wie durch Wasser. Ein ehrfürchtiges Raunen ging durch die Reihen der Mönche, und Nando konnte die Kraft fühlen, die in diesem Schutzwall lag und die nur ihm erlaubte, sie zu brechen – ihm, dem der Cor Wanoy das Schwert gegeben hatte. Wortlos berührte er die Klinge. Ein feiner Schnitt lief über seine Haut und ein Blutstropfen rann über das glänzende Metall. Kurz zog er sich als feinstes Netzwerk über die Klinge, Nando meinte, sich selbst darin zu erkennen, das Schwert hoch erhoben, Schatten und Licht um sich in ewigem Kampf entbrannt. Dann erlosch das Bild und mit ihm brach der Schrein zusammen.

Im selben Augenblick ging ein Flüstern durch die Luft wie von wirbelnder Asche. Nando rechnete damit, dass die Mönche auf diese Weise ein Ritual anlässlich seiner Erlangung von Bhalvris einleiten würden, aber die Engel erstarrten förmlich an ihren Plätzen und gleich darauf fühlte er es auch. Eine namenlose Kälte kroch über den Boden und Blut drang zwischen den Steinen empor, schwarzes, uraltes Blut, das sich wenige Schritte von Nando entfernt in einer großen Lache sammelte. Ein Grollen ging durch den Boden, dicht gefolgt von einer heftigen Erschütterung, und gleichzeitig schob sich eine Gestalt aus dem Blut.

Ein Engel war es, die Schwingen gebrochen, das Gesicht das eines Toten. Sein Körper war von schrecklichen Wunden gezeichnet, aber seine Rüstung schimmerte unter all dem Blut noch immer in silbrigem Licht. Dieser Engel musste in der Schlacht gegen Askramar gefallen sein, doch nun stand er nicht länger auf der Seite seines Volkes. Seine Augen entfachten sich in dunklen Flammen, und es war nicht der Glanz der Engel, der in ihm glomm. Es war das Feuer der Hölle.

»Korron Dhakar!«, brüllte Hadros so laut, dass seine Stimme wie ein Orkan durch den Raum peitschte. Totes Licht! Eisblaue Flammen glitten aus seinen Fingern, aber der gefallene Engel wich ihnen so schnell aus, dass er nicht mehr war als ein Schemen. Seine Schwingen zerschnitten die Luft, als er auf Bhalvris zustürzte. Die Mönche erwachten aus ihrer Starre und stellten sich ihm entgegen, doch er schlug sie zurück und traf Nando mit voller Wucht im Nacken. Dieser taumelte, und als Avartos vorsprang, um das Schwert zu schützen, stieß der Blutengel ihm den Kopf mit einem Tritt zurück und streckte die Hand nach Bhalvris aus. Gerade als seine Finger sich um die Waffe schließen wollten, traf ein mächtiger Flammenzauber seine Brust. Der Engel erhob sich in die Luft, sein Fleisch war zerfetzt und Blut regnete auf den Boden, aber auf seinem Gesicht stand ein entrücktes Lächeln, als würde er sich an den eigenen Schmerzen weiden. Hadros riss die Faust hinab, die den Zauber geschleudert hatte, und sprengte den Leib des Blutengels auseinander, als bestünde er aus Glas. Scherben fielen nieder – doch ehe sie am Boden aufschlugen, verwandelten sie sich zurück in Blut. Hadros schrie noch einen Bannzauber, den die Mönche mit lauten Stimmen verstärkten, aber das Blut schoss auf Bhalvris zu und tauchte in die Waffe ein. Die Klinge begann zu glühen, mit heftigem Donnern schleuderte sie das Gift des Blutes von sich, aber es war zu spät. Nando duckte sich unter den fliegenden Splittern des Blutzaubers und hörte das Bersten des Walls, der das Kloster bisher vor dem Eindringen dämonischer Kräfte geschützt hatte. Er sah noch die entsetzten Gesichter der Mönche, seltsam unwirklich wirkten sie mit dieser plötzlichen Regung auf ihren sonst so starren Gesichtern. Dann hörte er überdeutlich das Kratzen unzähliger Krallen auf Stein. Benommen sah er, wie winzige schwarze Leiber aus den Blutlachen des Engels hervorkrochen, so viele, dass er sie nicht zählen konnte.

Ratten.

Schwarz und zügellos brandeten sie in den Raum, die Augen zu totem Feuer entflammt, und stürzten sich auf die Mönche. Nando wich vor ihnen zurück und verlor beinahe das Gleichgewicht auf dem blutigen Boden. Im letzten Moment schlug er einen Feuerwirbel vor seine Füße und verbrannte die ersten Reihen, aber schon hörte er Noemi schreien, als die Flut der Ratten sie in eine Ecke drängte. Die Tiere erklommen die Wände, sprangen über Vorsprünge von oben auf ihre Opfer und schlugen mit kreischendem Fiepen ihre Zähne in deren Fleisch. Sofort färbte sich die Haut der Mönche schwarz. Sie fielen auf die Knie, einige wurden von den Ratten gefressen, andere verwandelten sich in dämonische Kreaturen und stürzten sich auf ihre einstigen Brüder. Dabei drang ein Lachen aus ihren Kehlen, das wie ein Keckern klang, und ihre Münder verformten sich, sodass sie aussahen wie Haifischmäuler. Ihre Augenhöhlen jedoch füllten sich mit mattem Glanz, und als Nando einen befallenen Engel mit einem Wirbelschlag von sich stieß, wusste er, wessen Gesicht er plötzlich unzählige Male um sich herum erblickte.

Ligur, Klaue des Hungers, hatte das Kloster heimgesucht.

Nando, donnerte Hadros’ Stimme durch seine Gedanken. Sie wollen dein Leben und das Schwert ihres Herrn! Sie dürfen es nicht bekommen!

Der Krieger wurde von sieben befallenen Mönchen zugleich angegriffen, aber Nando erhob sich in die Luft und richtete seinen Blick auf Bhalvris. So schnell er konnte, jagte er auf die Waffe zu, doch bereits nach wenigen Schwingenschlägen traf ihn ein mächtiger Bannzauber vor die Brust. Keuchend ging er zu Boden. Schon packte ein Mönch seinen Nacken und riss das Maul auf, um die Zähne in Nandos Kehle zu graben. Im letzten Moment war Avartos hinter ihm und drehte ihm den Kopf in den Nacken. Und als sich zwei weitere Angreifer auf Nando stürzen wollten, schlug Noemi sie mit einem Sturmzauber zurück. Ihre Messer glühten in ihren Händen, tiefe Kratzspuren überzogen ihren rechten Arm, aber in ihrem Blick lag kein Anzeichen von Schmerz, und Kaya hielt sich an ihrer Schulter fest, als wollte sie sich selbst in die Schlacht stürzen. Nando sah Hadros nun durch die Reihen der Ratten jagen, so schnell, dass das Blut ihrer zerfetzten Leiber die Wände traf. Entschlossen riss er Silas’ Schwert in die Höhe, gleißendes Licht ergoss sich auf die Tiere und blendete die befallenen Mönche, die brüllend zurückwichen. Er würde nicht auf die Knie fallen vor Kreaturen ohne eigenen Willen!

Donnernd traf sein Schwertstreich zwei Angreifer vor die Brust. Avartos schickte glühende Sichelzauber in die Menge und Noemi landete mit raschem Schwingenschlag neben Nando. Ihr Sturmwind schlug ihnen eine Bresche durch ihre Feinde und Nando konnte Bhalvris hinter den wimmelnden Rattenleibern erkennen. Ein kühles Triumphgefühl stieg in ihm auf, als mehrere Mönche sich an seine Seite kämpften und ihre befallenen Brüder mit schnellen Schlägen zurücktrieben. Gerade wollte Nando die Schwingen ausbreiten, um über die letzte Reihe der Angreifer hinwegzusetzen und Bhalvris in Besitz zu nehmen, als ein Jaulen die Luft zerriss, laut und unheilvoll wie das Gelächter eines Wahnsinnigen.

Schemenhaft nur erkannte er die Hyäne, die von rechts heranflog, mit ihrem Prankenschlag drei Mönche in die Menge warf, und gleich darauf das Maul weit aufriss. Noemi zog ihn im letzten Moment zurück, krachend schlugen die Zähne nur wenige Fingerbreit vor seinem Gesicht zusammen, und der Zorn über den entgangenen Happen ließ das Untier knurren. In einer fließenden Bewegung schnellte die Hyäne vor. Nando hieb mit dem Schwert nach ihr, doch sie wich aus und traf ihn mit einem Hieb an der Schulter. Tief gruben sich ihre Krallen in sein Fleisch. Sofort spürte er Ligurs Gift, und obwohl er den beißenden Hunger mit der Kraft seines Oreymons zurückdrängte, ließ dessen Macht ihn schwanken. Noemi trieb die Hyäne mit raschen Wirbelattacken zurück, aber da stürzten sich drei befallene Mönche auf sie, und als das Tier erneut vorsprang, traf es Noemi und riss sie zu Boden. Sie schlug dem Untier eine Flammenpeitsche quer übers Gesicht, doch der Schmerz schien es nur noch mehr anzustacheln. Laut keckernd riss es den Kopf in den Nacken, Nando sah das Haifischgebiss im Schein der Zauber blitzen. Im letzten Moment warf er sich vor, schlug zwei Angreifern die Faust ins Gesicht und brüllte einen Zauber. Donnernd fuhr er in Silas’ Schwert und mit aller Kraft bohrte er es der Hyäne in den Rachen. Für einen Augenblick verharrte sie in der Luft. Ein letztes Keckern verließ ihre Kehle, es klang wie eine einrastende Maschine. Dann löste ihr Leib sich auf, schweres, klebriges Blut klatschte auf den Boden, und das Untier war verschwunden.

Rasch half Nando Noemi auf die Beine. Er ballte die Fäuste, um Ligurs Gift nicht die Oberhand zu lassen, aber ihm schwindelte. Sein Heilungszauber kam nur langsam gegen die dunkle Gier des Dämons an. Schon näherten sich weitere Mönche mit entstellten Gesichtern, das Blut der Hyäne schien sie zu stärken, und gerade als Nando das Schwert erneut zum Schlag hob, klang ein Wimmern durch die Luft, laut und durchdringend wie von einem verzweifelten Kind. Selbst die Angreifer hielten inne, und Nando hörte, wie sich Ligurs Trauer in Zorn verwandelte und dann in Hass. Brodelnd erhob sich das Blut der Hyäne in die Luft, gleichzeitig ließen die Ratten von ihren Opfern ab und strömten in die Mitte des Saales. Dort kletterten sie aufeinander und formten einen gewaltigen Körper nach. Ligur war es, den sie dort errichteten, und als das Blut seiner Hyäne ihn traf, verwandelte er sich in eine Figur aus tausend Leibern, die mit donnerndem Brüllen ihre Haut in Flammen setzte.

Ein glühender Orkan fegte durch den Raum, der Nando von den Füßen riss. Noemi duckte sich vor den umherfliegenden Funken, doch als Ligur die Fäuste emporriss, verwandelten sie sich in eiskalten Regen. Zischend trafen die Tropfen Nandos Haut, er schrie auf, als das Wasser der Hölle ihn verwundete. Nur mit Mühe konnte er den Schmerz zurückdrängen, und er hörte Noemi neben sich keuchen. Undeutlich hörte er den Schwingenschlag, mit dem Avartos bei ihnen landete. Der Schutzzauber des Engels hielt nur einen kleinen Teil des giftigen Regen ab. Kaya floh in die Geige auf Noemis Rücken und mit jedem Tropfen, der Nando traf, schien es ihm, als würden die Ratten ihre Zähne in sein Fleisch schlagen. Die Luft färbte sich dunkel in dem Dunst, und mit jedem Atemzug drang Ligurs Hunger stärker in ihn ein – in ihn und die Mönche ringsherum. Die Gier des Dämons griff um sich wie eine Seuche. Bereits Verwundete erlagen dem Gift, das in ihnen wütete, und unterdessen strömten neue Ratten in den Raum, als wären sie Sand, der von außen durch Fenster und Türen drang. Avartos schlug mit flammenden Peitschen nach ihnen, die verbliebenen Mönche schickten mächtige Zauber in die Reihen der Angreifer, doch Nando konnte ihn fühlen: Den Hunger, der sich mit jedem Biss, jedem Regentropfen stärker auf seine Opfer übertrug und der auch ihn selbst erfasst hatte. Schon taumelte er auf dem rutschigen Boden. Wie in Trance schaute er zu dem riesenhaften Ligur auf und spürte, dass dieser ihn suchte – ihn, den Teufelssohn, um ihn zu verschlingen. In tödlichem Feuer glitt sein Blick über die Kämpfenden, nur noch wenige Schritte, dann hatte er ihn erreicht, und dann …

Helles Licht zerschnitt den Raum. Es traf die Regentropfen und sprengte sie, als wären sie aus Kristall, und da sah Nando Hadros auf dem Altar stehen, den Blick tief geneigt, das Schwert des Teufels in seiner Hand.

Sein Gesicht war regungslos, als er zu dem Dämon aufsah, der vor ihm stand wie ein zum Leben erwachter Albtraum. Hadros’ Blick aber ging durch ihn hindurch, und als er nun die Klinge mit dem fliegenden Falken vor sein Gesicht hob, als würde er einen unsichtbaren Gegner zum Kampf fordern, hörte Nando seine zahlreichen Namen. Krieger des Ersten Lichts, Herrscher der Scherben und Flüche der Kerebrar, Höchster Jäger des Schwarzen Blutes, Träger der Zwölf Flammen und Meister der Silbernen Raben. Mit jedem Namen beschleunigte sich Nandos Herzschlag, und er sah ihn vor sich: Hadros Baldur Ragnarvar, den mächtigsten Krieger, den das Volk der Engel je hervorgebracht hatte – sah ihn vor sich in den Gefechten, in denen er vor langer Zeit gekämpft hatte, und meinte, Bhalvris selbst in seiner Hand zu fühlen, als Hadros in der Schlacht von Bhrakanthos das Schwert ergriff und es tief in Luzifers Brust stieß. Schwarz strömte die Macht des Teufels über die Klinge mit dem Drachenkopf, und immer, ganz gleich, ob Hadros gegen eine Übermacht antrat oder gegen einen Dämon der niedersten Kasten, trug er diesen Ausdruck auf den Zügen: Diesen Schatten, der seine Augen in pures Gold verwandelte und weder von Licht noch von Dunkelheit getragen wurde, sondern nur von einem: dem unbezähmbaren Willen eines Kriegers.

Die Klinge des Schwerts bündelte das Licht zu eiskaltem Silber. Ligur ballte die Fäuste, knackend zerbrachen die Rattenkörper zwischen seinen Fingern, und da breitete Hadros die Schwingen aus und jagte auf seinen Feind zu. In blitzschnellen Hieben traf er ihn an Schulter und Brust und zeigte keine Regung, wenn ihn ein mächtiger Hieb traf. Bhalvris’ Licht ergoss sich in die Reihen der Kämpfenden, und während zahlreiche Ratten in diesem Glanz zu Asche verbrannten, erstarkten Hadros’ Gefährten und gingen mit neu erwachender Kraft in die Schlacht. Nando fühlte ihn selbst, diesen Glanz, der ihn wie eine schützende Haut überzog. Wie mechanisch führte er die Hiebe aus, um sich die Angreifer vom Leib zu halten, doch sein Blick folgte dem Schwert Bhalvris, das wie eine Sense im Weizenfeld durch die Reihen der Feinde fuhr. Er hörte die Klinge singen, in den Sprachen derer, die sie getötet und gerettet hatte, und mit Worten, die zu alt waren, als dass irgendein lebendiges Wesen auf dieser Welt sie noch kannte. Hadros jedoch verstand jedes einzelne davon, daran zweifelte Nando nicht, und er selbst fühlte, wie sie in ihn hineinsanken und sich tief in seinem Inneren zu erhabener Blüte entfalteten. Die Töne verbanden sich zu einer gewaltigen Melodie, die sich in grellen Fesseln um Ligurs Leib schloss und ihn schwanken ließ. Hadros hielt vor ihm inne, im selben Augenblick rissen die Mönche mit rauem Brüllen die Fäuste empor, und dann, mit einem Ton, der wie ein Raunen klang, entließ der Höchste Jäger die Macht des Schwertes.

Gleißend brach das Licht aus der Klinge und flutete den Raum als mächtige Welle, die jeden Rattenleib und jeden gefallenen Engel mit einem Schlag verbrannte. Nando kniff die Augen zusammen, als ihn das Licht traf, aber er wandte den Blick nicht ab. Er sah den Glanz, der so erhaben über die Nacht triumphierte, und betrachtete den Krieger, der nun unter seinen Gefährten landete. Vor seinen Füßen sammelte sich die Asche zu einem dürren Leib. Deutlich sah er den Spott in Ligurs Augen, der nun zu dem Engel aufsah. Abscheu flammte über sein Antlitz, Zorn … und ein weicher, fast kindlicher Schatten. Kurz nur war dieser Moment, doch Nando sah die Klaue des Hungers plötzlich vor den Fenstern der Menschen sitzen, heimlich und verborgen und ohne jeden Zug von Gier in seinen matten Augen. Stattdessen hatte er die Hände unmerklich nach dem Licht ausgestreckt, wohl ahnend, dass es für ihn unerreichbar war, und Nando musste an Yrphramar denken und seine Worte über das spöttische Licht der Menschen. So deutlich hörte er die Stimme seines Freundes in sich widerklingen, dass er meinte, selten ein Bild ähnlicher Verzweiflung erblickt zu haben wie die des Dämons, der versteckt in den Schatten zu diesem Glanz aufschaute. Hadros hingegen zeigte keine Regung. Er hob nur das Schwert, überzog es mit weißem Licht und trieb es Ligur tief in die Brust. In einem Rauschen, das wie ein Seufzen klang, zerfiel der Körper des Dämons.

Der Blick des Kriegers glitt kühl über die Asche, streifte seine Gefährten und blieb an Nando hängen. Ruhig sah der Engel ihn an, und als er durch die wirbelnden Flocken auf ihn zutrat, konnte Nando sich nur im letzten Moment davon abhalten, vor diesem Helden des Lichts das Knie zu beugen.

»Nein«, sagte Hadros, als er vor ihm stehen blieb. »Der Held dieser Geschichte bist du.«

Und ohne ein weiteres Wort legte er Bhalvris auf seine ausgestreckten Hände und hielt Nando die Waffe hin.

Nandos Herz schlug so schnell in seiner Brust, dass es schmerzte. Doch Hadros ließ seinen Blick nicht los. Als sich das Gold seiner Augen kühl um Nandos Schultern legte, verschwand das Zittern seiner Knie ebenso wie sein stockender Atem. Schweigend griff er nach dem Schwert. Es war kühl in seiner Hand, und er spürte die Kraft der Klinge wie einen Pulsschlag an seinen Fingern. Ein Lächeln glitt über Nandos Gesicht, und er nickte unmerklich.

»Ich werde es führen, wie Ihr es tatet«, sagte er demütig.

»Nein«, erwiderte Hadros, und etwas wie Traurigkeit klang in seiner Stimme mit. »Trage es wie ein Held, der diesen Namen verdient.«

Nando zog die Brauen zusammen, doch ehe er den seltsamen Ausdruck auf Hadros’ Zügen deuten konnte, flog ein Ruf durch die Luft – leise und doch so durchdringend, dass er jeden Zauber auf der Stelle in Fetzen riss. Eilig trat Hadros an eines der Fenster. Er sagte kein Wort, aber Noemi hielt sich am Rahmen fest, als sie seinem Blick folgte. Der Ruf erklang erneut, und Nando erkannte ihn genau, diesen Schrei aus uralten Flüchen, der seit jeher die mächtigsten Dämonen der Welt in die Schlacht führte. Überdeutlich hörte er das Horn Arrons erklingen – den Ruf der Schatten aus den Tiefen der Welt.

36

Avartos hatte in so vielen Schlachten gekämpft, dass er sie nicht mehr zählen konnte. Er hatte die mächtigsten Dämonen der Welt herausgefordert, hatte nie gezögert, wenn es darum gegangen war, die Welt des Lichts vor den Finsternissen der Schatten zu bewahren, und er konnte guten Gewissens behaupten, einer der besten Krieger seines Volkes zu sein. Doch nun, da er auf Kar’tas Imnir hinabschaute und die Horden sah, die den Acker unter sich begruben, setzte sein Herzschlag für einen Moment aus.

Die Dämonen Askramars waren es, die ihre halb zerfetzten Körper über die Ebene schleppten. Gewaltige Minotauren, Kreaturen der Schatten mit drei oder mehr Köpfen, schwingenbewehrte Tierleiber, deren Gesichter menschlich waren und die mit wächsernen Augen hinauf zu den Fenstern stierten, als würden sie wissen, dass ihre Feinde sie beobachteten. Unter ihnen befanden sich auch die drei verbliebenen Reiter: Pherodos, der sein brennendes Pferd inmitten der Dämonen vorantrieb, Raar, der auf seinem Geier über ihre Köpfe hinwegflog, und Kymbra, makellos schön und doch grausamer als jeder andere Dämon in ihrem endlosen Heer. Etwas abseits des Zuges stand sie neben ihrem Tiger, ihr Blick durchdrang die Magie des Fensters, und als sie zum dritten Mal das Horn Arrons erklingen ließ, gab es keinen Zweifel mehr: Die Schlacht hatte gerade erst begonnen.

Dumpf nur hörte Avartos die Mönche hinter sich in Kampfposition gehen, fühlte die Abwehrzauber, die das Mauerwerk stärkten und sich in glühenden Symbolen in die Luft erhoben, und wusste gleichzeitig, dass jede Gegenwehr vergebens sein würde. Diese Übermacht hatte Jahrhunderte geruht, um für diesen Augenblick gewappnet zu sein. Nichts würde sie aufhalten, nun, da die Befreiung ihres Herrn zum Greifen nah war.

Nando stand wie erstarrt da, das Schwert des Teufels in seiner Hand. Auch er schien Kymbras Kraft zu spüren, die nun mit aller Macht über die Mauern kroch, ebenso wie Kaya, deren Augen bei diesem Anblick tellergroß wurden, und Noemi, die dennoch keinen Deut zurückwich. Schwer und kalt legte sich Hadros’ Hand auf Avartos’ Schulter.

»Führe sie fort von hier«, raunte der Engel leise genug, damit die anderen ihn nicht hörten, aber etwas in seiner Stimme ließ Avartos den Blick wenden, und als er sich selbst in den goldenen Spiegeln des Kriegers erkannte, schauderte er. Risse zogen sich über seine Maske, denn er spürte, dass es ein Abschied war, den Hadros vorausgesehen hatte – ein Schritt in einen Abgrund, aus dem es keine Wiederkehr mehr geben würde.

Etwas in Avartos wollte dem Jäger widersprechen, irgendetwas sagen oder tun, das Hadros umstimmen würde. Doch er hatte längst begriffen, dass es keinen anderen Weg gab, und ballte die Hände zu Fäusten, als er den kühlen Gegenstand zwischen den Fingern fühlte, benetzt vom Blut des Engels. Ein Schlüssel war es, herausgerissen aus der Brust des mächtigsten Kriegers des Lichts, ein Schlüssel, der die inneren Kreise der Hölle öffnen konnte und der sie ebenso verschlossen hielt mit all der Bosheit und Grausamkeit, die sie bargen.

»Sie werden es nicht verstehen«, sagte Hadros beinahe sanft, und Avartos wusste, dass er Noemi und Nando meinte, die erstarrt wie Kinder im Angesicht der Gefahr auf die Feinde hinabschauten und nicht begreifen konnten, was sie erwartete. »Doch du bist ein Jäger, Avartos Palium Hor. Du bist ein Krieger des Lichts. Führe sie in die Schatten und ich weiß, dass sie obsiegen werden gegen jedwede Finsternis!«

Ein Lächeln flammte durch Hadros’ Blick, das Avartos den Kopf neigen ließ. Selten war er von einem Krieger des Lichts mit einem Ausdruck wie diesem betrachtet worden, einem stolzen, warmen Ausdruck, den er bisweilen in den Augen von Menschenvätern gesehen hatte, wenn sie ihre Söhne ansahen. Avartos band den Schlüssel mit einem Zauber um seinen Unterarm und nickte kaum merklich. Es gab keine Waffe gegen den Willen dieses Kriegers. Es gab nur die Entschlossenheit, ihn nicht zu enttäuschen. Hadros erwiderte seinen Blick, für einen Moment standen sie sich gegenüber wie langjährige Gefährten. Dann wandte der Jäger sich ab. Unmerklich bewegte er die Hand über Nandos Kopf, der Tarnzauber war so mächtig, dass Avartos ihn als Prickeln auf seiner Haut fühlte. Doch ehe der Junge sich umdrehen konnte, hob Hadros die Hand und der Kampf begann.

Eine mächtige Welle aus blauen Flammen brach aus dem Kloster und stob in Gestalt brennender Krieger in die Reihen der Dämonen. Donnernd schlugen Licht und Schatten aufeinander, doch sofort erhoben sich schwarze Winde, rissen die Feuergestalten in die Luft und schleuderten sie mit solcher Wucht gegen die Mauern, dass sie tosend zerbrachen. Im letzten Moment riss Avartos Noemi vor den Zaubern zurück, die sich durch Risse in der Wand ins Innere ergossen, aber Nando wurde von der Druckwelle weit zurückgeworfen und von der Flut der Dämonen verschluckt, die sich nun mit brachialer Gewalt Zugang zum Kloster verschafften.

Sofort stellten die Mönche sich ihnen mit mächtigen Zaubern entgegen. Hadros zerfetzte mehrere Reihen mit flammender Peitsche, doch Avartos fühlte die Macht, die über die Angreifer hinwegkroch, und konnte schon das schneeweiße Haar erkennen, das begleitet von Feuer und Verfall über die zerschmetterten Körper hinwegsetzte. Noemi wollte die Faust für einen Zauber heben, doch Avartos zog sie an sich. Eilig breitete er seine Schwingen aus und so schnell, dass die Klauen der Dämonen ihn nicht erreichen konnten, raste er auf die Säulen zu. Zwischen ihnen lagen Geheimtüren, die weit hinab in die Katakomben führten. Im Gewirr der unterirdischen Gänge konnten sie untertauchen und den Schergen des Höllenfürsten entkommen.

Nando, rief Avartos so laut in Gedanken, dass seine Stimme im Kopf des Teufelssohns explodieren musste. Zur blauen Säule! Sofort!

Schwach nur hörte er die Erwiderung, aber Nandos Stimme klang fest und entschlossen. Avartos wich dem Hieb eines Dämons aus, der mit einem Morgenstern nach ihm schlug, zog ihm sein Schwert über den Nacken und schleuderte drei weiteren Angreifern eine Flammenwand entgegen. Noemi löste sich aus seinem Griff, aber sie blieb dicht bei ihm, und gemeinsam schlugen sie sich durch die Menge, so schnell, als hätten sie jahrelang Seite an Seite gekämpft. Immer wieder warfen sie Dämonen zu Boden, immer wieder wichen sie den Hieben aus, doch als sieben Angreifer in Harpyiengestalt auf sie zurasten, packte Avartos Noemi am Arm.

»Hinter mich«, raunte er, wohl wissend, dass das Feuer dieser Höllentiere jeden Schutzwall verbrennen würde. »Du wirst …«

Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment sprang ein Mönch direkt vor ihn. Der schwarze Dolch in seinen Händen stand in grellem Feuer, Avartos kam die Waffe seltsam bekannt vor, doch da ließ der Mönch die Flammen auflodern und verband seinen Zauber als filigranes Netzwerk glühender Adern mit den brennenden Fäusten dreier weiterer Mönche, die in einiger Entfernung in der Luft schwebten. Es entfachte sich gerade in dem Augenblick zu gleißendem Feuer, als die Harpyien nah genug gekommen waren. Kreischend verfingen sie sich in dem Netz der Engel, und ehe ihre Leiber zu Boden stürzten, setzte Avartos seinen Weg mit Noemi fort. Sie erreichten die blaue Säule – aber Nando war nicht da.

Noemi war bleich, ihr Atem ging stoßweise. Avartos zog sie in die Schatten zwischen den Säulen und tastete nach der Geheimtür. Lautlos öffnete sie sich, ein unsichtbarer Riss in der Finsternis, und er legte Noemis Hand auf den Spalt.

»Du wartest hier«, sagte er so ruhig wie möglich. »Wenn dich jemand entdeckt, wenn sie dir zu nahe kommen – dann fliehst du, hast du verstanden? Ich werde Nando holen! Die Mönche werden ihn schützen, aber er …«

Ein Sichelzauber zerschnitt ihm das Wort. Hadros stieß die Formel mit einem lauten Brüllen aus, die Wucht der Magie riss mehrere Angreifer in Fetzen, aber im selben Moment brach Pherodos mit flammendem Ross durch die Mauer. Seine Flammen glitten zischend wie Schlangen durch die Luft. Er fixierte Hadros, der in Formation mit fünf Mönchen vor ihm stand, das Gesicht so reglos, als würde er nicht mehr sehen als ein wertloses Insekt. Donnernd riss der Engel einen Lichtschild in die Höhe. Das Pferd stieg auf die Hinterbeine, seine Hufe wirbelten durch die Luft, als mehrere Blitze seinen Leib trafen, und gleich darauf stürzten sich die Mönche auf Pherodos. Brüllend hieb er nach ihnen aus, aber sie ließen nicht von ihm ab. Wie dunkle Blitze stürzten sie auf ihn nieder und trieben ihn weit in die Menge, bis ein Orkan von tausend Stimmen den Raum durchdrang. Der Totengesang Raars fegte um die Säulen und auf Hadros zu. Donnernd brachen die Stimmen einer lang vergangenen Schlacht aus den Klängen, so markerschütternd, dass Avartos meinte, Askramar in der Schlacht um Aereson aus ihnen auferstehen zu sehen. Er sah Hadros im Turm der Feste, das Schwert hoch erhoben im Kampf gegen den Hexenmeister, und den Ausdruck in Hadros’ Augen, mit dem er das Schwert des Teufels betrachtete. Immer hatte Avartos sich diesen Augenblick kurz vor dem ersten Schlag als erhaben und sinnbildlich für die kühle Kraft der Engel ausgemalt, doch nun … Er zog die Brauen zusammen, als er fühlte, wie die Kraft des Teufels in Bhalvris erwachte. Was war es, das er in Hadros’ Spiegelaugen sah? Was färbte sie so dunkel, als wären sie die Augen eines Dämons?

Ein Wüstenlachen drang durch die Luft, grausam und triumphierend, doch da breitete Hadros die Schwingen aus und zerriss die Illusion mit einem gewaltigen Zauber. Rasend schnell schnitt er den Leib des Hexenmeisters in Fetzen, und Avartos bemerkte unter den Mönchen in seiner Nähe erneut den Engel mit dem brennenden schwarzen Dolch, der schneller als all die anderen auf seine Feinde einstach und bald Seite an Seite mit Hadros kämpfte. Unter ihren Zaubern zerbrachen Raars Stimmen, als wären sie nicht mehr als schwache Kinderlieder. Gerade wollte Avartos sich vorstürzen, um Nando zu finden, als der Schatten des Verfalls sich zornig aufbäumte. Donnernd brach sein Schrei aus den sterbenden Stimmen, formte sich zu einem pfeilschnellen Schemen und schlug krachend in der Schulter des Mönchs ein. Die Kapuze glitt ihm vom Gesicht, braune Locken ergossen sich auf seine Schultern, und die Erkenntnis traf Avartos so heftig, dass er den Atem anhielt. Kein Mönch war es, der an Hadros’ Seite kämpfte. Es war eine Frau mit langem Haar und Augen wie Bernstein.

Carmenya.

Ihr Keuchen war kaum zu hören, als sie unter dem Gift des Dämons zu Boden sank, und doch spürte Avartos es so deutlich wie einen Schlag ins Gesicht. Hadros fuhr herum, und als hätte man ihm eine Maske vom Antlitz gerissen, brach die Dunkelheit in seinen Augen auf – dieselbe Dunkelheit, mit der er damals im Kampf gegen Askramar das Schwert betrachtet hatte. Verwundbar war dieser Blick, und plötzlich schoss das Wort durch Avartos’ Gedanken, das ihm bei diesem Anblick gefehlt hatte. Sehnsucht war es – Sehnsucht stand in Hadros’ Augen.

Pherodos’ Brüllen peitschte durch den Raum und schlug die Mönche zurück, die sich in Hadros’ Nähe befanden, und Raars Schrei ballte sich zu einer gläsernen Scherbe zusammen. So schnell, dass Avartos sie kaum sah, schoss sie auf Hadros zu. Der Engel fuhr noch herum, er hob die Hand, um die Scherbe abzuwehren, aber noch immer brannte die Schwärze in seinen Augen, die ihn so verletzlich machte, und als das tödliche Geschoss seine Brust durchschlug, stürzte er zu Boden – er, der mächtigste Engelskrieger aller Zeiten, fiel vor seinen Feinden in den Staub. Sofort erhob Raar erneut seine Stimmen. Bhere’ssar, raunten sie, und der Name, den die Dämonen dem Höchsten Krieger des Lichts gegeben hatten, glitt glühend über Avartos’ Rücken. Lügner der Farben.

Der Name traf zahlreiche Mönche wie ein Stoß in den Rücken, und Avartos wusste, dass jeder Ton von Luzifer selbst durch Hadros’ Glieder geschickt wurde, getragen von den Schmerzen seiner Kinder, die der Engel einst zerrissen hatte. Der Sturm des Verfalls schwoll kurz an und trieb Avartos zwischen die Säulen zurück. Der Engel packte Noemi, die Hadros instinktiv zu Hilfe eilen wollte. Unsanft zog Avartos sie an sich, ohne sie anzusehen, und betrachtete stattdessen den Krieger des Lichts, der mit letzter Kraft die Faust hob, um die Dämonen abzuwehren. Doch sie hielten Abstand zu ihm, als wäre er die Beute eines anderen Kämpfers … einer Kriegerin mit schneeweißem Haar, die sich nun auf bloßen Füßen näherte.

»Was zur Hölle tust du?«

Noemis Stimme schlug Avartos vor die Brust. Sie riss sich von ihm los und deutete auf Hadros.

»Wir müssen ihnen beistehen!«, rief sie außer sich. »Wenn wir ihm nicht helfen, wird er …«

Avartos sah sie so plötzlich an, dass sie erstarrte. Kein Wort musste er sagen, damit sie verstand. Kein Wort war nötig, um die Abwehr mit aller Kraft in ihre Augen zurückzuholen, mit der sie ihn so lange betrachtet hatte. Nichts weiter war dafür nötig als die Wahrheit, die er nun in seinen Blick schickte.

Er hob seinen Arm mit dem Schlüssel. »Hadros gab mir einen Befehl. Gegen diese Übermacht haben wir keine Chance. Wenn wir jetzt nicht fliehen, werden sie alles gewinnen und wir werden sterben. Dann war alles umsonst.«

Sie starrte ihn an, aber er war sich nicht sicher, ob überhaupt eines seiner Worte sie erreicht hatte. Es war, als würde sie einem Fremden gegenüberstehen.

»Ich werde Nando holen«, fuhr er fort. »Und du rührst dich nicht vom Fleck, hast du verstanden?« Er sprach leise, wie er es früher getan hatte, wenn er wollte, dass seine Stimme einem Menschenkind das Blut in den Adern gefrieren ließ, und tatsächlich wich Noemi vor ihm zurück.

»Du willst ihn nicht retten«, brach es aus ihr hervor, als müsste sie es aussprechen, um es zu glauben. »Und Carmenya …«

Avartos fixierte sie regungslos. »Eine halbe Dämonin kann das nicht begreifen. Du kennst nur die Schatten und glaubst, dass sie alles sind, was zählt. In Wahrheit aber sind sie nichts als Illusionen, Trugbilder, die uns von den richtigen Wegen abbringen und uns in die Irre führen. Und das sind sie nicht wert, keiner von ihnen!«

Seine Worte klangen härter, als er es beabsichtigt hatte, aber sie verfehlten ihre Wirkung nicht. Ein verräterischer Glanz trat in Noemis Augen, nur schwach zurückgehalten von ihrem Stolz.

»Was weißt du davon«, erwiderte sie. »Du bist …«

»Ich bin ein Krieger des Lichts«, unterbrach er sie.

»Aber es gibt größere Mächte als das Licht der Engel!«, gab sie zurück. »Doch du wirst das nie begreifen, denn du bist ebenso kalt wie sie! Vielleicht muss man das sein, um zum Mörder zu werden!«

Avartos wusste nicht, was es war, das ihre Worte scharf wie Klingen machte. Etwas in ihnen schnitt ihm ins Fleisch, so tief, dass die Kälte in ihm sich mit Rissen überzog. Noemi hatte das nicht sagen wollen, das sah er ihr an, ebenso wie die Erkenntnis darüber, dass sie noch immer ein Mädchen aus den Schatten war, getrieben von ewigem Hass und Zorn. Doch in ihren Augen sah er auch sich selbst: ein stolzer, erhabener Krieger des Lichts, der auf ein Menschenkind herabsah … und auf ein Grab. Schnee fiel auf sein Gesicht und er schaute hinunter auf das Grab seiner Mutter, schaute darauf ohne jedes Gefühl wie … sein Vater.

Der Schreck über dieses Bild ließ ihn erstarren, während Noemi weiter vor ihm zurückwich. Waren sie jemals so weit voneinander entfernt gewesen, mit Welten zwischen sich, die vielleicht keiner von ihnen jemals mehr durchqueren konnte? Ihre Augen waren schwarz. Schwarz wie ein Meer aus Tränen.

Wie in einem seltsamen Traum sah er zu, wie sie an ihm vorbeiging, hinaus aufs Schlachtfeld, wo sie, mit einem nahezu winzigen Messer in der Hand, auf Hadros zulief. Avartos wusste, dass dies der Augenblick war, in dem er Nando suchen und mit ihm fliehen musste. Noemi war verloren, ebenso wie Hadros und Carmenya, und sie hatte sich selbst dazu entschlossen.

Deutlich hörte er eine Stimme in sich, die Stimme seines Vaters, die seit jeher die Kälte in ihm geschürt und zu einem undurchdringlichen Panzer hatte wachsen lassen. Er kannte den Weg genau, den das Licht forderte – und doch ging er ihn nicht. Er stand nur da und schaute Noemi an, die sich ohne jeden Anflug von Furcht zwischen einen Engel und die Finsternis stellte.

Sie wird sterben, schoss es ihm durch den Kopf. Sie wird sterben zwischen Licht und Schatten, wenn ich sie dort draußen allein lasse.

Dieser Gedanke trieb ihn hinaus aufs Schlachtfeld. Er spürte die Hitze kaum, als ihn ein Flammenwirbel an der Schulter traf, sah nur Noemi, die sich mit wehendem Haar vorstürzte, und den Fluchzauber, der direkt auf sie zuraste. Avartos breitete die Schwingen aus, schon hörte er das Grollen der Magie, die Noemi zerschmettern wollte. Dann warf er sich vor sie und fing den Zauber mit seinem Körper auf.

Der Schmerz war heftiger als erwartet. Dornen der Nacht trafen seine Brust und gruben sich in seine Arme, Flüche, deren Macht sich in glühendem Silber in sein Fleisch grub und in Richtung seines Herzens vorankroch, unabänderlich und tödlich. Schon flackerte die Umgebung vor seinen Augen. Er fühlte, wie Noemi nach seinem Arm griff, schemenhaft nur erkannte er Kymbra, die sich vor Hadros aufbaute – und Nando, der in diesem Moment aus der Menge brach und auf Hadros zueilte, die Faust mit dem Schwert des Teufels hoch erhoben.

Donnernd brach gleißendes Licht aus der Klinge und eine Druckwelle ging durch den Raum, die Avartos zurückschleuderte. Hart prallte er gegen eine der Säulen, Noemi landete nicht weit von ihm entfernt. Schwer atmend zog er sie mit sich in Deckung, aber er wandte den Blick nicht von Nando ab: Von Nando, dem Teufelssohn, der ganz allein in die Schlacht zog, um einen Freund vor der Macht der Hölle zu bewahren.

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