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Zum Buch

Empathie – die Fähigkeit, sich in andere Lebewesen intuitiv einfühlen zu können und zu fühlen, was die Welt fühlt – war für unsere Vorfahren überlebenswichtig. Haben wir diese tiefe emotionale Verbundenheit zur Natur und unseren Mitmenschen heute völlig verloren? In seinem neuen Buch erläutert der Bestsellerautor und preisgekrönte Wissenschaftler Joachim Bauer, wie die Empathie in uns angelegt ist, warum sie die Lösung gesellschaftlicher und globaler Probleme darstellt – und wie wir diese urmenschliche Fähigkeit wiederentdecken können.

Zum Autor

Prof. Dr. med. Joachim Bauer ist Arzt, Neurowissenschaftler, Psychotherapeut und Sachbuch-Bestsellerautor. Für herausragende Forschung erhielt er den Organon-Preise der Deutschen Gesellschaft für Biologische Psychiatrie. Seiner Bücher thematisieren die Beziehung zwischen Körper, Geist und Seele (Das Gedächtnis des Körpers), die Bedeutung der Gene (Das kooperative Gen), die Grundlagen der Empathie (Warum ich fühle, was du fühlst, Prinzip Menschlichkeit), die Ursachen menschlicher Aggression (Schmerzgrenze) und die Struktur des »Selbst« (Selbststeuerung). Zuletzt erschien im Blessing Verlag Wie wir werden, wer wir sind. Joachim Bauer lebt und arbeitet in Berlin.

JOACHIM BAUER

FÜHLEN,

WAS DIE WELT

HLT

Die Bedeutung der Empathie

für das Überleben

von Menschheit und Natur

BLESSING

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Autor und Verlag danken Will Steffen für die freundliche Genehmigung zur Verwendung der Grafiken über das Phänomen der Großen Beschleunigung.


Copyright © 2020 by Joachim Bauer

Copyright © 2020 by Karl Blessing Verlag, München,

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umschlaggestaltung: DAS ILLUSTRAT, München,

unter Verwendung eines Fotos von New Africa/Shutterstock

Redaktion: Dr. Peter Hammans

Herstellung: Ursula Maenner

Satz: Leingärtner, Nabburg

ISBN: 978-3-641-27313-2
V003

www.blessing-verlag.de

Für Henry,
meinen kleinen Enkel

INHALT

VORWORT

1    FÜHLEN, WAS DIE WELT FÜHLT?

Merkmale und Voraussetzungen der Empathie

2    WIE ALLES BEGANN

Über den Ursprung menschlicher Zivilisation und ihre Auswirkungen auf die Empathie

3    WIE SICH DIE ERDE FÜHLT

4    DIE SCHWÄCHUNG DER GESELLSCHAFT

durch Narzissmus, Spaltung und Desinformation

5    LÖSUNGSWEGE

Wiederentdeckung der Natur, Veränderung des persönlichen Lebensstils, Neuausrichtung der Politik

EPILOG – LEHREN AUS EINER KRISE

Dank

Anmerkungen

Literatur

»Empathie über die Grenzen der menschlichen Spezies hinaus, das heißt, Menschlichkeit gegenüber niedereren Lebewesen, scheint eine der evolutionär spätesten moralischen Errungenschaften [des Menschen] zu sein. … Diese Tugend, eine der edelsten, mit der Menschen ausgestattet sind, scheint sich beiläufig dadurch entwickelt zu haben, dass unsere Empathiefähigkeit empfindungsstärker wurde und sich mehr in die Breite entwickelt hat, bis sie sich auf alles ausgedehnt hatte, was empfindungsfähig ist.«

Charles Darwin, Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, 18711

VORWORT

Die Welt steht ökologisch auf der Kippe. Darüber sind sich 97 Prozent aller wissenschaftlichen Experten einig. Menschheit und Natur verbindet eine Hunderttausende von Jahren alte, tiefe Beziehung. Die Natur überließ (und überlässt) dem Menschen ihre Pflanzen- und Tierwelt, ihre Gewässer und ihre Schönheit. Da sie uns gibt, was wir brauchen, kann man sie – aus der Perspektive unserer Wahrnehmung und vor dem Hintergrund unseres Erlebens – als empathisch bezeichnen. Empathie braucht Gegenseitigkeit, Reziprozität. Doch um diese ist es mehr als schlecht bestellt. Seit der Sesshaftwerdung und dem Eintritt des Menschen in den zivilisatorischen Prozess kam es zwischen Mensch und Natur zu einer Entfremdung.

Aus der Entfremdung droht nun ein unumkehrbarer Bruch zu werden. Wie können wir ihn verhindern? Jede Art von Motivation – auch die Motivation zu einer ökologischen Lebensweise – lässt sich nur entwickeln, wenn sie nicht von Schuldgefühlen, sondern von einem dringlichen Wunsch, von einer Art Liebe angetrieben wird. Die Motivation zu einer ökologischen Lebensweise kann daher nur dann entstehen und wachsen, wenn wir die verschüttete empathische Beziehung wiederentdecken, die uns auch heute noch insgeheim mit der Natur verbindet. Ökologisches Bewusstsein muss sich, wenn es nachhaltig tragfähig sein soll, aus einer Haltung der Freude, nicht aus Schuldgefühlen heraus entwickeln. Wie können wir die verschüttete Empathie wiederentdecken?

Unter allen Potenzialen, die dem Menschen von der Evolution mitgegeben wurden, ist die Empathie der tiefste Erfahrungs- und der kraftvollste Handlungsraum. Empathie hat ihren Ursprung in der zwischenmenschlichen Beziehung. Sie ist keine angeborene Eigenschaft, ihr Erwerb gehört jedoch zum Entwicklungsprogramm, welches die Natur für den Menschen vorgesehen hat. Menschlichkeit entsteht – ebenso wie Unmenschlichkeit – nicht von alleine, sondern ist an bestimmte Grundvoraussetzungen geknüpft. Was im Menschen empathisches Verhalten entstehen lässt, ist selbsterlebte Empathie. Nur wem Empathie geschenkt wurde, der kann sie auch geben. Daher sollten wir versuchen, die gesamtgesellschaftlichen Empathie-Potenziale zu stärken. Wenn wir unsere Fähigkeit schulen, zu fühlen, was unsere Mitmenschen fühlen, werden wir auch die Fähigkeit stärken, zu fühlen, was die Welt fühlt.

Wenn wir die Natur als ein Gegenüber unserer Spezies sehen und die Beziehung analysieren, die uns mit ihr verbindet, dann bleiben wir einer menschlichen Perspektive im Allgemeinen und der Vernunft im Besonderen verpflichtet. Wenn wir dem Menschen die Natur als ein lebendiges, unser Dasein überwölbendes, uns empathisch zugewandtes System gegenüberstellen, dann sind es natürlich immer »nur« wir, die dieses Bild entstehen lassen. Doch wenn wir ein Momentum zur Rettung der Erde erzeugen wollen, können wir auf eine Wiederbelebung der zu Unrecht diskreditierten emotionalen Verbindung zwischen Menschheit und Natur nicht verzichten.