Alexander Herzen
Wer ist schuld?
Impressum
ISBN/EAN: 9783958705791
Rechtschreibung und Schreibweise des Originaltextes
wurden behutsam angepasst.
Cover: Gemälde "Bildnis eines Ehepaars" von Peder
Severin Krøyer (1851-1909)
Covergestaltung: nexx verlag gmbh, 2017
www.nexx-verlag.de
Es ging auf den Abend. Alexis Abramowitsch stand auf dem Balkon. Er konnte sich von einem zweistündigen Mittagsschlaf noch immer nicht erholen. Träge öffneten sich die Augen und von Zeit zu Zeit gähnte er.
Da erschien der Diener mit einer Meldung. Aber Alexis Abramowitsch hielt es nicht für nötig, ihn zu bemerken, und der Diener wagte es nicht, seinen Herrn zu stören. So vergingen zwei, drei Minuten. Nach Verlauf derselben fragte plötzlich Alexis Abramowitsch:
»Was willst du?«
»Während Euer Exzellenz zu schlummern geruhten, ist der Hauslehrer, den der Doktor engagiert hat, hier angekommen.«
(Was hier eigentlich zu setzen ist, ein Fragezeichen oder ein Ausrufungszeichen, das haben die Umstände nicht entschieden.)
»Ich habe ihn in das Zimmer geführt, in dem der Deutsche wohnte, den Sie fortzujagen geruhten.«
»Er bat mich, es Eurer Exzellenz zu sagen, wenn Sie zu erwachen geruhten.«
»Ruf ihn her.«
Und das Gesicht des Alexis Abramowitsch wurde würdevoller, majestätischer. Nach einigen Minuten erschien abermals der Diener und meldete:
»Der Hauslehrer ist da.«
Alexis Abramowitsch bewahrte Schweigen, dann sah er den Diener drohend an und sprach:
»Hast du vielleicht Mäuse im Mund, du Dummkopf – he? Nuschelt, dass man kein Wort versteht.«
»Übrigens,« setzte er, ohne eine Wiederholung abzuwarten, hinzu: »rufe den Hauslehrer her,« und dann nahm er sofort Platz.
Ein junger Mensch von dreiundzwanzig bis vierundzwanzig Jahren, schlank, blass und blondhaarig, in ziemlich engem schwarzem Rock erschien ängstlich und verlegen vor dem General.
»Willkommen, Verehrtester.« sprach der General mit wohlwollendem Lächeln und ohne sich zu erheben. »Mein Doktor hat sich sehr günstig über Sie ausgesprochen; ich hoffe, wir werden mit einander zufrieden sein. Heda, Wasska,« (dabei pfiff er), »warum reichst du ihm keinen Stuhl? Denkst wohl, bei so einem Hauslehrer ist das nicht nötig. Ei, ei, wann schleift man euch endlich ab und macht euch zu einer Art Menschen! Bitte, nehmen Sie gefälligst Platz. Also, Verehrtester, ich habe einen Sohn; ein guter Junge, besitzt Fähigkeiten; soll für die Kriegsschule vorbereitet werden. Französisch spricht er bereits, deutsch spricht er zwar nicht, versteht's aber. Der frühere Lehrer, ein Deutscher, war ein Trunkenbold und befasste sich gar nicht mit ihm; übrigens muss ich gestehen, dass ich ihn für gewöhnlich in der Wirtschaft beschäftigte; – er bewohnte das Zimmer, das Ihnen angewiesen worden ist; ich habe ihn fortgejagt. Ich sage es Ihnen ganz offen, es ist nicht nötig, dass mein Sohn ein Magister oder Philosoph werde; indes, Verehrtester, obgleich ich's Gott sei Dank habe, so will ich doch zweitausendfünfhundert Rubel nicht für nichts oder wieder nichts zahlen. Heutzutage, Sie wissen das selbst, verlangt man für den Militärdienst all diese Grammatiken und Arithmetiken ... Heda, Wasska, rufe mir mal Michael Alexejitsch.«
Der junge Mann bewahrte während dieser ganzen Zeit Schweigen, errötete, zupfte an seinem Taschentuch und wollte irgendetwas sagen; es sauste ihm förmlich in den Ohren – so strömte ihm das Blut zu Kopf. Er begriff nicht einmal ganz genau die Worte des Generals; aber er fühlte, dass seine ganze Rede ihm eine Empfindung bereitete, wie wenn man mit der Hand ein Wallross-Fell zurückstreicht.
Als die Ansprache beendet war, sagte er:
»Indem ich die Verpflichtung übernehme, Ihren Sohn zu unterrichten, verspreche ich, alle meine Obliegenheiten mit bestem Wissen und Gewissen zu erfüllen ... selbstverständlich nach Maßgabe meiner schwachen Kräfte ... Übrigens werde ich in jeder Weise bemüht sein, Ihr – Euer Exzellenz Vertrauen zu rechtfertigen.«
Alexis Abramowitsch unterbrach ihn:
»Meine Exzellenz, mein Bester, wird nicht zu viel verlangen. Die Hauptsache ist, dass Sie Ihrem Zögling Lust zur Arbeit beibringen, ihn gewissermaßen spielend unterrichten – verstanden? Sie haben doch Ihre Studien beendet?«
»Ja, ich bin Kandidat.«
»Ist das ein neuer Rang?«
»Ein Gelehrtengrad.«
»Leben Ihre Eltern noch – wenn man fragen darf?«
»Ja.«
»Geistlichen Standes?«
»Mein Vater ist Kreisarzt.«
»Dann haben Sie wohl Medizin studiert?«
»Physik und Mathematik.«
»Verstehen Sie Latein?«
»Ja.«
»Das ist eine durchaus unnütze Sprache; die Ärzte können sie freilich nicht entbehren; man kann doch nicht in Gegenwart des Kranken sagen, dass er morgen absegelt; aber was sollen wir damit anfangen, ich bitte Sie...«
Wir wissen nicht, wie lange die gelehrte Unterhaltung noch gedauert hätte, wenn Michael Alexejitsch – für gewöhnlich Mischa genannt – sie nicht unterbrochen hätte. Es war dies ein Knabe von dreizehn Jahren, gesund, rotwangig, wohlgenährt und mit sonnenverbranntem Gesicht. Er hatte ein Jäckchen an, aus welchem er bereits in wenigen Monaten herausgewachsen war und machte just den Eindruck, der im Allgemeinen all den Alltagskindern reicher Land-Edelleute eigen ist.
»Da ist dein neuer Lehrer,« sprach der Vater.
Mischa scharrte mit dem Fuß.
»Gehorche ihm und lerne tüchtig; das Geld spare ich nicht – aber du musst die Gelegenheit zu benutzen wissen.«
Der Lehrer stand auf, machte Mischa eine höfliche Verbeugung, ergriff seine Hand und sagte mit sanfter freundlicher Miene zu ihm, dass er alles tun würde, was in seinen Kräften stehe, um seinem Schüler das Lernen leicht und angenehm zu machen.
»Er hat schon einiges gelernt,« bemerkte Alexis Abramowitsch. »Von der Madam, die bei uns wohnt; dann hat ihn auch der Pope unterrichtet – er ist ein Zögling des Priesterseminars, unser Dorf-Pope. Und nun, mein Lieber, bitte, examinieren Sie ihn mal.«
Der Lehrer wurde verwirrt, dachte lange darüber nach, was er fragen sollte und sprach endlich:
»Sagen Sie mir mal, welchen Gegenstand behandelt die Grammatik?«
Mischa blickte bei Seite, zupfte sich an der Nase und sagte endlich:
»Die russische Grammatik?«
»Egal – die Grammatik im Allgemeinen.«
»Das haben wir nicht gelernt.«
»Aber was hat der Pope dir denn beigebracht?« fragte der Vater streng.
»Ja, Papachen, ich habe die russische Grammatik bis zum Partizip und den Katechismus bis zu den Sakramenten gelernt.«
»Nun geh und zeige ihm das Unterrichtszimmer ... Erlauben Sie, Ihr Name?«
»Dmitri«, entgegnete der Lehrer und errötete.
»Und Ihr Familienname?«
»Jakowleff.«
»Ah so, Dmitri Jakowlewitsch. Wollen Sie nach der Reise nicht einen Imbiss zu sich nehmen – einen Schnaps trinken?«
»Ich trinke nur Wasser.«
»Stellt sich nur so an.« dachte Alexis Abramowitsch, den das lange gelehrte Gespräch im höchsten Grade ermüdet hatte.
Dann begab er sich zu seiner Frau in den Salon. Glafira Lwowna ruhte auf einem weichen türkischen Sofa. Sie hatte ein Hauskleid an. Das war ihr Lieblingskostüm, da jedes andere sie drückte. Eine fünfzehnjährige, wahrhaft glückliche Ehe war ihr gut bekommen. Sie hatte sich unter den Frauen zu dem entwickelt, was unter den Bäumen die Adansonia boabab ist. Alexis' schwere Schritte weckten sie; sie hob das verschlafene Haupt, eine ganze Weile konnte sie noch nicht wieder zu sich kommen; und als sei es ihr in ihrem ganzen Leben zum ersten Mal passiert, dass sie außer der Zeit eingeschlafen, rief sie verwundert aus:
»Ach mein Gott, ich glaube, ich habe geschlafen! Denke dir, so etwas!«
Alexis Abramowitsch begann ihr Bericht zu erstatten über seine Bemühungen um Mischas Erziehung. Glafira Lwowna war mit allem zufrieden und trank, während sie ihm zuhörte, eine halbe Flasche Kwass. Vor dem Tee trank sie täglich Kwass.
Für Dmitri Jakowlewitsch waren mit der Audienz bei Alexis Abramowitsch noch nicht alle Unannehmlichkeiten überstanden; schweigsam und aufgeregt saß er im Unterrichtszimmer, als der Diener hereinkam und ihn zum Tee rief.
Unser Kandidat war bisher noch niemals in Damengesellschaft gewesen; er hegte den Frauen gegenüber ein gewisses instinktartiges Gefühl von Hochachtung. Sie waren ihm von einer Art Nimbus umgeben; er hatte sie entweder auf den Straßen gesehen, geputzt und unzugänglich, oder auf der Bühne des Moskauer Theaters – und dort hatte er alle Statistinnen wie Feen und Göttinnen angestaunt. Jetzt sollte er einer Generalin vorgestellt werden, und vielleicht ist sie nicht einmal allein!
Mischa hatte bereits Zeit gefunden, ihm zu erzählen, dass er eine Schwester habe, dass bei ihnen eine Madam wohne und dass es noch eine gewisse Lubonka im Haus gebe. Dmitri Jakowlewitsch hätte außerordentlich gern gewusst, wie alt Mischas Schwester sei; zwei-, dreimal brachte er die Rede hierauf; wagte es jedoch nicht, gerade heraus zu fragen, da er zu erröten befürchtete.
»Nun, so kommen Sie doch!« sprach Mischa, der mit jener schlauen Diplomatie, die allen verwöhnten Kindern eigen ist, sich außerordentlich bescheiden und still gegen Fremde verhielt.
Der Kandidat erhob sich; ihm war, als könnten seine Füße ihn nicht mehr tragen; die Hände waren ihm kalt und feucht geworden; er musste eine ungeheure Anstrengung machen, um in den Salon zu gelangen – er war geradezu einer Ohnmacht nahe. An der Tür verbeugte er sich respektvoll vor dem Stubenmädchen, das, nachdem es den Tee zubereitet hatte, gerade hinausging.
»Liebe Glafira,« sagte Alexis Abramowitsch, »hier stelle ich dir den neuen Mentor unseres Mischa vor.«
Der Kandidat verbeugte sich.
»Ist mir sehr angenehm.« sagte Glafira Lwowna, ein wenig mit den Augen blinzelnd und mit einer gewissen Gebärde, die ihr einst geglückt war. »Unser Mischa bedurfte schon längst eines guten Lehrers; wirklich, wir können dem Doktor nicht dankbar genug sein, dass er uns Ihre Bekanntschaft vermittelt hat. Ich bitte Sie bei uns keine Umstände zu machen; wollen Sie sich freundlichst setzen?«
»Ich habe fortwährend gesessen.« murmelte der Kandidat, der in der Tat nicht wusste, was er sagte.
»Ja, man fährt doch nicht stehend im Wagen!« versetzte der General witzig.
Diese Bemerkung brachte den Kandidaten vollständig aus der Fassung; er griff nach einem Stuhl, den er in etwas auffälliger Weise hinstellte und hätte sich beinah daneben gesetzt. Die Augen zu erheben wagte er nicht, als hätte ihm dies das größte Unglück gebracht; vielleicht sind die Fräulein hier im Zimmer; und wenn er sie erblickt, muss er sich vor ihnen verbeugen; aber wie sollte er das machen? Und zudem: hätte er sich nicht verbeugen müssen, bevor er sich setzte?
»Sagte ich's dir nicht,« sprach der General in halblautem Ton: »ein verschämtes Mädchen!«
»Le pauvre, il est à plaindre.« bemerkte Glafira Lwowna, sich in die volle Lippe beißend.
Der junge Mann gefiel Glafira Lwowna auf den ersten Blick; und dafür gab es viele Gründe: zunächst war Dmitri Jakowlewitsch mit seinen großen blauen Augen »interessant;« zweitens bekam Glafira Lwowna außer ihrem Mann, den Dienern, den Kutschern und dem alten Doktor selten Männer, besonders junge, interessante selten zu sehen – und sie gab sich, wie wir später erfahren werden, aus alter Erinnerung gern platonischen Träumereien hin. Drittens schauen Frauen von einem gewissen Alter Jünglinge mit jenem unerklärlich hinreißenden Gefühl an, mit welchem die Männer gewöhnlich junge Mädchen ansehen. Es hat den Anschein, als sei dieses Gefühl etwas wie Mitleid, gewissermaßen eine mütterliche Empfindung, als wünschten sie die Hilflosen, Ängstlichen und Unerfahrenen unter ihren besonderen Schutz zu nehmen, sie zu hegen und zu pflegen und ihnen Wohltaten zu erweisen. Am meisten glauben das diese Frauen selbst: wir jedoch denken anders hierüber, halten es jedoch nicht für notwendig, zu sagen was wir denken ...
Glafira Lwowna setzte dem Kandidaten selbst seine Tasse Tee hin; er tat einen kräftigen Zug und verbrannte sich Zunge und Gaumen, verbiss aber seinen Schmerz mit der Standhaftigkeit eines Mucius Scävola.
Dieser Umstand war für ihn von wohltätiger Wirkung: er wurde dadurch abgelenkt und beruhigte sich einigermaßen.
Nach und nach begann er sogar die Blicke zu erheben. Auf dem Sofa saß Glafira Lwowna; vor ihr stand ein Tisch und auf dem Tisch ragte eine ungeheure Teemaschine in die Höhe gleich einem Monument in indischem Geschmack.
Ihr gegenüber – geschah es, um das holde Vis-à-vis zu genießen oder um es hinter der Teemaschine nicht zu sehen – presste Alexis Abramowitsch seinen Großvaterstuhl zusammen. Hinter seinem Stuhl stand ein zehnjähriges Mädchen mit außerordentlich dummem Gesicht; sie blickte hinter dem Vater hervor auf den Lehrer: und vor ihr hatte der tapfere Kandidat gebebt!
Auch Mischa befand sich am Tisch; er hatte eine Schüssel mit saurer Milch und ein großes Stück Brot vor sich. Unter der Tischdecke, welche in sehr anschaulicher Weise die Stadt Jaroslaff vorstellte, welche nach allen Seiten in einen Bären auslief, streckte ein Hühnerhund seinen Kopf hervor; die Drapierung der Decke verlieh ihm ein gewisses ägyptisches Aussehen: unverwandt hielt er die in Fett verschwommenen Augen aus den Kandidaten gerichtet.
Am Fenster bemerkte Dmitri Jakowlewitsch in einem Lehnsessel mit einem Strickstrumpf in der Hand eine ganz kleine Alte mit heiterem, verschrumpftem Gesicht, überhängenden Brauen und feinen bleichen Lippen.
Dmitri Jakowlewitsch erriet, dass sie die französische »Madam« sein müsste. An der Tür stand der kleine Kosak, der Leibbursche, der dem General die Pfeife reichte. Neben ihm das Stubenmädchen in einem Kattunkleid mit Leinenärmeln; mit einer gewissen Andacht erwartete sie, dass die Herrschaft die Zeremonie des Teetrinkens beenden würde.
Noch ein anderes Gesicht befand sich im Zimmer, aber Dmitri Jakowlewitsch sah es nicht, weil es sich über den Stickrahmen geneigt hatte. Dieses Gesicht gehörte einem armen Mädchen, das der gute General erzogen hatte.
Die Unterhaltung wollte lange nicht zustande kommen, und als sie endlich zustande kam, wurde sie abgebrochen, unnütz und ermüdend für den Kandidaten.
Dieser Zusammenstoß zwischen dem Leben des armen jungen Mannes und dem der Familie des reichen Gutsbesitzers war sehr eigentümlicher Art. Schien es nicht, als ob diese Menschen bis an ihr Ende leben könnten, ohne sich zu begegnen? Aber es kam anders. Das Leben eines zartfühlenden, guten und dazu gebildeten und tätigen jungen Mannes geriet gleichsam als eine seltsame Dissonanz in das üppige Leben des Alexis Abramowitsch und seiner Gattin hinein – ja geriet hinein, wie der Vogel in den Käfig. Alles änderte sich jetzt für ihn und es war vorauszusehen, dass eine solche Veränderung nicht ohne Einfluss auf den jungen Mann bleiben würde, der nicht die geringste Kenntnis der praktischen Welt besaß und ohne alle Erfahrung war.
Aber was sind dies für Menschen – dieser General und diese Generalin, denen es in glücklicher Ehe so wohl und gedeihlich erging, und dieser junge Mann, der berufen war, Mischas Kopf so weit zu bearbeiten, dass der Knabe in eine Militärschule eintreten konnte?
Ich verstehe nicht Novellen zu schreiben: vielleicht scheint es mir gerade darum nicht vollständig überflüssig, der Erzählung einige biographische Nachrichten vorausgehen zu lassen – sie sind aus sehr zuverlässigen Quellen geschöpft. Zunächst selbstverständlich …
Alexis Abramowitsch Negroff, Generalmajor a.D. und Ritter, ein dicker großer Mann, der nach dem Zahnen nicht ein einziges Mal krank gewesen, konnte als die beste und vollständigste Widerlegung der berühmten Makrobiotik von Hufeland gelten. Er führte die gerade entgegengesetzte Lebensweise, und diese stand zu jeder Seite des Hufelandschen Buches in diametralem Gegensatz – und doch war er immer gesund und blühend. Er richtete sich nur nach einer Regel der Hygiene: niemals die Verdauung durch geistige Anstrengung zu stören und vielleicht hatte er eben darum das Recht, alle andern Regeln nicht zu befolgen. Strenge und jähzornig, in seinen Reden barsch und in seinen Handlungen oft hart, kann man doch nicht sagen, dass er von Natur ein boshafter Mensch gewesen; wer seine scharfen Gesichtszüge, welche sich in der Fleischfülle nicht ganz verwischt hatten, seine dichten schwarzen Brauen und die glänzenden Augen beobachtete, konnte auf den Gedanken kommen, dass das Leben in ihm mehr als eine Fähigkeit erstickt habe.
Für seine Erziehung hatte teils die Natur, teils eine Französin gesorgt, welche bei seiner Schwester wohnte. Mit vierzehn Jahren wurde Negroff bei einem Kavallerie-Regiment eingezeichnet. Da er von seiner zärtlichen Mutter viel Geld bekam, so führte er in seiner Jugend ein recht flottes Leben. Nach dem Feldzug von 1812 wurde Negroff zum Oberst befördert; allein die Obersten-Epauletten fielen damals auf Schultern, die der Uniform bereits müde geworden waren. Der Militärdienst begann ihn zu langweilen; nachdem er noch eine kurze Zeit ausgehalten, fand er sich wegen zerrütteter Gesundheit zum ferneren Dienst untauglich, erhielt seine Entlassung und nahm den Rang eines Generalmajors, einen Schnurrbart, an dem beim Diner von allen Gerichten etwas hängen blieb, und seine Uniform für feierliche Gelegenheiten mit sich.
Als der General a. D. sich in Moskau niedergelassen hatte, das nach dem Brand bereits wieder aufgebaut worden war, eröffnete sich ihm eine endlose Reihe von Tagen und Nächten eines einförmigen leeren langweiligen Lebens. Es gab gar keine Beschäftigung, mit der er sich hätte befassen können oder wollen. Er ging aus einem Haus ins andere, spielte Karten, speiste im Klub, zeigte sich im Theater in der ersten Parket-Reihe, erschien auf Bällen, schaffte sich acht prachtvolle Pferde an, pflegte dieselben, belehrte Tag und Nacht den Kutscher mit Wort und Hand und weihte selbst den Vorreiter in die Geheimnisse der Reitkunst ein ...
In solcher Weise verbrachte er anderthalb Jahre; endlich hatte der Kutscher auf dem Bock sitzen und die Zügel halten gelernt, der Vorreiter verstand auf dem Pferd zu sitzen und es zu lenken, und so wurde Negroff von Langeweile verzehrt. Er entschloss, sich auf sein Gut zu begeben und dasselbe zu bewirtschaften; er redete sich ein, diese Reise sei notwendig, um eine ernsthafte Zerrüttung zu verhüten.
Die Theorie seiner Bewirtschaftung war sehr einfach: Tag für Tag zankte er mit dem Verwalter und dem Starosten (Anm.: Dorfältester), ritt auf die Hasenjagd und streifte mit der Flinte umher.
Da er überhaupt nicht an Geschäfte irgendwelcher Art gewöhnt war, konnte er sich keine Vorstellung davon machen, was es eigentlich zu tun gab, und so befasste er sich mit Kleinigkeiten und damit war er zufrieden. Der Verwalter und der Starost ihrerseits waren mit dem Herrn zufrieden; von den Bauern weiß ich das nicht; die schwiegen.
Zwei Monate später zeigte sich in den Fenstern des herrschaftlichen Hauses ein schönes Frauengesicht, anfangs mit verweinten, dann einfach mit reizenden blauen Augen. Zu derselben Zeit machte der Starost, der sich mit Dorfangelegenheiten gar nicht befasste, den General darauf aufmerksam, dass die Hütte des Jemelka Barbasch in schlechtem Zustand sei und Alexis Abramowitsch möchte doch die väterliche Gewogenheit haben und dem Jemelka Bauholz geben.
Der Wald war für Alexis Abramowitsch ein Gegenstand besonderer Sorge; selbst für seinen eigenen Sarg hätte er sich nicht leicht Holz herausschlagen lassen ... Aber diesmal war er in guter Stimmung und so erlaubte er dem Barbasch, sich Holz für seine Hütte zu fällen, wobei er gegenüber dem Starost bemerkte:
»Dass du mir aber darauf siehst, du rote Bestie, dass nicht zu viel Holz genommen wird; für jeden Balken zu viel einen Rippenstoß.«
Der Starost eilte die Hintertreppe hinauf und teilte der Awdotja, Jemelkas Tochter mit, dass er einen großen Erfolg erzielt, und nannte sie Wohltäterin und Beschützerin.
Die Ärmste errötete über das ganze Gesicht; aber in ihrer Herzenseinfalt war sie doch froh, dass ihr Vater eine neue Hütte bekommen sollte.
In unseren Quellen finden wir wenige Nachrichten über die Eroberung dieser blauen Augen und die Art, wie sie in das herrschaftliche Haus kamen. Ich glaube darum, weil solche Siege sehr einfach zu erringen sind.
Wie dem sei, auch das Landleben begann Negroff zu langweilen; er redete sich ein, dass er alle Mängel der Wirtschaft abgestellt und was noch wichtiger, derselben eine solche Richtung gegeben, dass sie auch ohne ihn sicher weiter schreiten könnte, und so traf er Vorbereitungen, wieder nach Moskau zu reisen.
Sein Reisegepäck hatte sich vermehrt: In einem besonderen Wagen fuhren die reizenden blauen Augen, und ein Säugling mit seiner Amme.
In Moskau wurden dieselben in einem Zimmerchen untergebracht, dessen Fenster zum Hof raus gingen.
Alexis Abramowitsch liebte das Kind, liebte Dunja, liebte auch die Amme – es war seine erotische Zeit! Aber die Milch der Amme wurde schlecht, sie litt beständig an Übelkeit – der Doktor behauptete, sie könne nicht mehr stillen.
Dem General war es sehr leid um sie: eine so ausgezeichnete Amme: so gesund und gut und dienstwillig, und da muss nun die Milch schlecht werden ... ärgerlich!
Er schenkte ihr zwanzig Rubel, gab ihr den Ammenkopfputz mit und ließ sie zu ihrem Mann zurückkehren, damit sie sich kuriere.
Der Doktor riet, die Amme mit einer Ziege zu vertauschen – und so geschah es auch. Die Ziege war gesund. Alexis Abramowitsch mochte sie sehr gern leiden, gab ihr eigenhändig Schwarzbrot und streichelte sie, aber das hinderte sie nicht, das Kind fernerhin zu säugen.
Die Lebensweise des Alexis Abramowitsch war dieselbe, wie bei seinem ersten Aufenthalt: Etwa zwei Jahre hielt er's aus, aber länger war's ihm nicht möglich. Vollständiger Mangel an jeder bestimmten Tätigkeit ist dem Menschen unerträglich. Das Tier glaubt, seine ganze Beschäftigung bestehe darin zu leben, für den Menschen jedoch besteht das Leben nur in der Möglichkeit etwas zu tun. Obgleich Negroff von zwölf Uhr mittags bis zwölf Uhr Nachts nicht zu Hause war, quälte ihn doch die Langeweile; und diesmal wollte er nicht wieder aufs Land. Lange beherrschte ihn eine missmutige Stimmung, öfter als gewöhnlich gab er seinem Kammerdiener väterliche Ermahnungen und immer seltener verfügte er sich in das Zimmer mit den Fenstern zum Hof.
Einmal kehrte er in ganz ungewöhnlicher Gemütsverfassung nach Hause zurück. Er war mit irgendetwas beschäftigt; bald runzelte er die Stirn, bald lächelte er, schritt lange im Zimmer auf und ab und blieb dann plötzlich mit entschlossener Miene stehen. Es war ihm anzusehen, dass er innerlich zu einem Entschluss gekommen war und er begann so laut zu pfeifen, dass der im Nebenzimmer auf einem Stuhl schlafende Leibbursche vor Schreck zur Tür stürzte, die der richtigen genau entgegengesetzt lag und dann nur mit Mühe zur Besinnung kam.
»Fortwährend schläfst du, du fauler Lümmel.« sagte der General zu ihm, aber nicht mit jener Donnerstimme, bei deren Klang zugleich väterliche Blitze herabzuckten, sondern in ganz einfacher Weise: »Geh, sage Mischka, er solle morgen ganz früh zu dem deutschen Wagenbauer gehen und ihn zu mir holen.«
Es war deutlich zu sehen, dass Alexis Abramowitsch ein Stein vom Herzen gefallen war und er konnte ruhig schlafen.
Am andern Morgen gegen acht Uhr erschien der deutsche Wagenbauer, und um zehn Uhr war die Konferenz beendet, während der mit größter Umständlichkeit und Genauigkeit ein viersitziger Wagen bestellt worden war, ein dunkelbrauner Wagen mit hellfarbigen Borden, goldenem Wappen, Paradebocksitz und dreifachem Überzug.
Der viersitzige Wagen hatte nichts mehr und nichts weniger zu bedeuten, als dass Alexis Abramowitsch entschlossen war zu heiraten.
Dieser Entschluss offenbarte sich gar bald in unzweideutigen Zeichen. Als der Wagenbauer fort war, rief er seinen Kammerdiener. In langer und ziemlich konfuser Rede – (was Negroff zu großer Ehre gereicht, denn in dieser Konfusion spiegelte sich etwas von dem, was die Menschen Gewissen nennen) – eröffnete er demselben seine Wohlgeneigtheit für seine treuen Dienste, sowie seinen Entschluss, ihn in exemplarischer Weise dafür zu belohnen.
Der Kammerdiener konnte nicht begreifen, worauf er damit hinauswollte, verbeugte sich und sprach ehrfurchtsvoll etwa folgendes:
»Wem hätte ich denn sonst treu dienen sollen, als Euer Exzellenz, Sie sind unser Vater und wir Ihre Kinder.«
Diese Komödie langweilte Negroff und so eröffnete er dem Kammerdiener in kurzen aber ausdrucksvollen Worten, dass er ihm erlaube, die Dunja zu heiraten.
Der Kammerdiener war ein kluger, pfiffiger Mensch, und obgleich ihn die unerwartete Gnade seines Herrn sehr überraschte, hatte er doch in zwei Minuten alle Chancen pro und contra berechnet und bat Negroff, ihm für so viel Güte und Wohlwollen die Hand küssen zu dürfen. Der Bräutigam in spe begriff, um was es sich handelte; »aber,« dachte er, »die Dunja kann noch nicht vollständig in Ungnade gefallen sein, wenn man sie nur zur Frau geben will. Ich stehe meinem Herrn nahe und kenne seinen Charakter; und zudem – eine so hübsche Frau zu haben, ist auch nicht übel.« Kurz, der Bräutigam war einverstanden.
Dunja geriet in Erstaunen, als ihr gesagt wurde, sie sei Braut. Sie weinte, härmte und grämte sich, da ihr aber nichts übrig blieb, als zu ihrem Vater in das Dorf zu fahren oder die Frau des Kammerdieners zu werden, entschloss sie sich zu letzterem. Nicht ohne Beben konnte sie daran denken, wie ihre ehemaligen Gefährtinnen über sie lachen würden; sie erinnerte sich, dass sie zur Zeit ihrer Macht und ihres Ruhmes von ihnen im Flüsterton die »Halbherrin« genannt worden.
Acht Tage später fand die Trauung statt. Als am andern Morgen die Neuvermählten mit Konfekt in den Händen Negroff ihre Aufwartung machten, war dieser in ganz fröhlicher Stimmung und schenkte dem jungen Paar hundert Rubel und sagte zu dem Koch, der gerade zugegen war:
»Merk dir's, Esel; ich weiß zu belohnen und auch zu strafen: er hat gut gedient, darum hat er's jetzt gut.«
Der Koch antwortete: »Zu Befehl, Euer Exzellenz,« aber auf seinem Gesicht stand zu lesen: Ich prelle dich zwar bei jedem Einkauf, aber mich lockst du nicht auf den Leim; ein solcher Narr bin ich nicht!«
Am Abend gab der Kammerdiener ein Gelage, von welchem die ganze Dienerschaft noch zwei Tage lang nach Branntwein roch. Und in der Tat hatte er keine Ausgaben gescheut. Übrigens kam für die arme Dunja ein peinlicher, bitterer Augenblick. Das kleine Bettchen und mit ihm ihr Töchterchen sollten in die Gesindestube wandern. Dunja liebte ihr Kind über alle Maßen, mit der ganzen Herzlichkeit einer unverdorbenen Seele. Sie fürchtete sich vor Alexis Abramowitsch; die übrigen Leute im Haus aber fürchteten sich vor ihr, obgleich sie niemandem jemals ein Leid zugefügt hatte; in ihrer dunklen Haremsgefangenschaft verschmachtend, hatte sie ihr ganzes Liebesbedürfnis, all ihre Ansprüche ans Leben auf ihr Kind übertragen. Ihre unentwickelte, gleichsam erstickte Seele war gut; still und scheu, sich durch keine Beleidigung verletzt fühlend, konnte sie doch eins nicht ertragen: die Härte, die Negroff dem Kind gegenüber an den Tag legte, sobald dieses ihm nur irgendwie lästig wurde. Dann erhob sie die Stimme und zitterte – nicht vor Furcht sondern vor Zorn. In solchen Augenblicken beobachtete sie Negroff, und es war, als ob Negroff seine demütigende Lage fühlte; denn er überschüttete sie mit Schimpfworten, warf die Tür laut ins Schloss und ging fort.
Als nun das Bettchen fortgetragen werden sollte, schloss Dunja die Tür zu, warf sich schluchzend vor ihrem Heiligenbild auf die Knie, ergriff ihrer Tochter beide Händchen und bekreuzte sie.
»Bete,« sprach sie, »bete, mein Herzenskindchen; wir beide werden viel Kummer zu leiden haben; Heilige Mutter Gottes, nimm dich des kleinen Kindchens an, das an allem unschuldig ist ... Und ich dummes Geschöpf dachte: Ist sie erst groß, dann wird mein Herzenskind in einer Kutsche fahren und seidene Kleider tragen; hinter der Tür würde ich dich dann betrachtet und es dir verheimlicht haben, mein Engel, dass du eine Bäuerin zur Mutter hast ... Jetzt aber wirst du nicht zu deiner Freude groß werden: Vielleicht machen sie dich bei der neuen Herrin zur Wäscherin und deine Händchen werden von Seife gebeizt ... Herr mein Gott, was hat das kleine Wesen gegen dich gesündigt?« ...
Und Dunja fiel schluchzend zu Boden; das Herz wollte ihr brechen; erschreckt klammerte sich das Kind an sie, weinte und sah sie mit solchen Augen an, als wenn es alles begriffe ...
Eine Stunde später stand das Bettchen in der Gesindestube und Alexis Abramowitsch befahl dem Kammerdiener, sich von dem Kind »Papa« nennen zu lassen.
Aber wer war die glückliche Auserwählte?
In Moskau gibt es eine ganz besondere Gattung des menschlichen Geschlechts. Wir sprechen hier nicht von jenen mäßig reichen, adeligen Häusern, deren Bewohner vollständig vom Schauplatz verschwunden sind und durch ganze Geschlechter in verschiedenen Querstraßen ein bescheidenes Dasein fristen; einförmige Ordnung und ein gewisser verhaltener Groll gegen alles Neue bildet den Hauptcharakter der Bewohner dieser Häuser, welche mit ihren schiefen Säulen und unsauberen Hausfluren ganz hinten auf einem Hof stehen. Diese heruntergekommenen Adelsfamilien bilden sich ein die Repräsentanten unserer nationalen Eigentümlichkeit zu sein, weil ihnen »Kwass ebenso notwendig ist wie Luft,« weil sie im Schlitten und im Wagen zwei Lakaien mit sich nehmen und das ganze Jahr hindurch von den Vorräten leben, die sie aus Pensa oder Simbirsk bezogen haben.
In einem dieser Häuser wohnte die Gräfin Mawra Iljinischna. Einst hatte sie sich im Strudel der Aristokratie bewegt, war kokett und schön gewesen, hatte Zutritt bei Hofe gehabt, mit dem Dichter Kantemir geliebelt, der ihr in syllabischem Versmaß ein Madrigal, das heißt ein »Lobcarmen« ins Stammbuch geschrieben, in welchem auf »Göttin Minerva« in der folgenden Verszeile die Worte »er da« reimten.
Allein von Natur außerordentlich kalt und auf ihre Schönheit eingebildet, wies sie alle Freier ab und wartete auf irgendeine glänzende Partie.
Inzwischen starb der Vater, und ihr Bruder, der das ungeteilte Vermögen verwaltete, hatte in zehn Jahren fast alles verprasst und verspielt. Das Leben in der Hauptstadt wurde zu teuer; man musste sich bescheiden einrichten. Als die Gräfin ihre heikle Lage vollständig begriff, war sie dreißig Jahre alt, und da entdeckte sie auf einmal zwei schreckliche Dinge: Das Vermögen war zerrüttet und ihre Jugend dahin.
Da machte sie einige verzweifelte Versuche, unter die Haube zu kommen – sie schlugen fehl. Nun verschloss sie im tiefsten Busen einen furchtbaren Groll und siedelte nach über, da, wie sie sagte, der Lärm der großen Welt ihr lästig geworden und sie nur noch nach Ruhe verlange.
Anfangs trug man sie in Moskau auf den Händen und es galt für einen Beweis gesellschaftlicher Bedeutung, bei der Gräfin vorzufahren. Allein nach und nach entfernte ihre giftige Zunge und ihr unerträglicher Hochmut fast alle aus ihrem Haus. Vernachlässigt, von allen verlassen, wurde die alte Jungfer noch mehr von Unwillen und Hass erfüllt, umgab sich mit verschiedenen schmarotzenden alten Weibern, Frömmlerinnen und Müßiggängerinnen, sammelte aus allen Ecken und Enden der Stadt Klatschereien, geriet in Schrecken vor dem sittenlosen Jahrhundert und rechnete sich ihr ewiges Jungferntum als hohes Verdienst an.
Ihr gräflicher Bruder, der den Rest seines Vermögens inzwischen vollständig verschwendet hatte, entschloss sich, um seine Verhältnisse wieder zu ordnen, zu einer für jene Zeit heroischen Tat – er heiratete eine Kaufmannstochter.
Vier Jahre lang machte er derselben tagtäglich ihre Herkunft zum Vorwurf, verspielte bis zum letzten Kopeken ihre Mitgift, jagte sie dann aus dem Haus, ergab sich dem Trunk und starb.
Ein Jahr später starb auch die Frau und hinterließ ohne alles Vermögen eine fünfjährige Tochter. Mawra Iljinischna nahm das Kind zu sich, um es zu erziehen. Es ist schwer zu sagen, was sie dazu bewog: War es Familienstolz, Teilnahme für das Kind oder Hass gegen den Bruder – wie dem auch sei, das Los des kleinen Wesens war nicht beneidenswert. Das Kind wurde aller Freude ihres Alters beraubt, eingeschüchtert, geängstigt, gequält. Der Egoismus alter Jungfern ist entsetzlich: An ihrer ganzen Umgebung möchten sie sich dafür rächen, dass in ihrem erstorbenen Herzen so viel welke Blätter geblieben sind. In trostloser, langweiliger Öde wuchs die kleine Gräfin heran; zu ihrem Unglück gehörte sie nicht zu jenen Naturen, die sich in Folge äußeren Druckes entwickeln. Als sie zu verstehen anfing, da hegte sie in ihrem Innern zwei mächtige Gefühle: Ein unüberwindliches Verlangen nach äußern Vergnügungen und einen heftigen Hass gegen die Lebensweise der Tante.
Beide Gefühle waren verzeihlich. Mawra Iljinischna verschaffte ihrer Nichte nicht nur keine Zerstreuung, sie raubte ihr auch noch sorgfältig alle Freuden, alle unschuldigen Genüsse, welche diese selbst fand; sie glaubte, das junge Mädchen sei nur dazu da, ihr laut vorzulesen, wenn sie schlief und sie die übrige Zeit zu bedienen; sie wollte ihre ganze Jugend verschlingen, gleichsam alle frischen Säfte ihrer Seele aufsaugen – zum Lohn für eine Erziehung, die sie ihr nicht gegeben, ihr aber jeden Augenblick zum Vorwurf machte.
Die Zeit schwand dahin. Die junge Gräfin wurde heiratsfähig, ja sogar sehr heiratsfähig – sie zählte bereits dreiundzwanzig Jahre. Sie empfand vollkommen das Bedrückende, Langweilige, Einförmige ihrer Lage und ihr ganzes Sinnen und Denken drehte sich nur darum, wie sie sich aus dem Haus ihrer Tante, dieser Hölle, befreien sollte. Selbst das Grab schien ihr besser zu sein; sie trank Essig, um die Schwindsucht zu bekommen, aber das half ihr nichts; sie wollte ins Kloster gehen, aber es mangelte ihr an Entschlossenheit.
Bald nahmen ihre Gedanken eine andere Richtung. Die alten französischen Romane, die sie irgendwo in einem Kleiderschrank der Tante entdeckt hatte, machten ihr klar, dass es außer dem Tod und dem Kloster noch ganz bedeutende Trostmittel gibt. Sie schlug sich den Totenkopf aus dem Sinn und begann von einem lebenden Kopf mit Schnurrbart und Lockenhaar zu träumen. Tausend romanhafte Bilder quälten sie Tag und Nacht; sie arbeitete sich vollständige Novellen aus: Er entführt sie, sie werden verfolgt, »man verbietet ihnen, sich zu lieben – da knallen Schüsse ... Mein auf ewig!« sagt er, die Pistole fest mit der Hand umklammernd, usw.
Um dieses Thema drehten sich in zahllosen Variationen alle andern Träumereien, all ihre Gedanken und Pläne, und mit Schrecken wachte an jedem Morgen die Ärmste auf, denn sie sah, dass niemand sie entführte, niemand zu ihr sagte: »Mein auf ewig!« – und ihre Brust hob sich so schwer und Tränen strömten auf ihr Kissen herab und mit einer gewissen Verzweiflung trank sie auf Befehl der Tante Molken, und mit noch größerer Verzweiflung schnürte sie sich dann, wohl wissend, dass niemand mit Wohlgefallen ihre Taille betrachte.
Einen solchen Gemütszustand vermochten die Molken nicht vollständig zu besiegen, er führte geradeswegs zur Sentimentalität und Überspanntheit. Die Gräfin begann nun alle Dienstmädchen unter ihren Schutz zu nehmen und die schmutzigen Kinder des Kutschers ans Herz zu drücken – eine Liebesperiode, nach welcher einem Mädchen nichts anderes übrig bleibt als entweder sofort zu heiraten, das Tabakschnupfen zu lernen oder Katzen und geschorene Hündchen zu lieben und weder zum männlichen noch zum weiblichen Geschlecht zu gehören.
Zum Glück war das Erstere das Los der Gräfin. Ihre Erscheinung war gar nicht übel und besonders in dieser Epoche musste sie auf unsern Helden Eindruck machen: Das »Sehnsüchtige« ihres ganzen Wesens, ihre schmachtenden Augen, das ungleiche Wallen ihres Busens taten es Negroff an. Er sah sie einmal bei der Heilig-Geist-Kirche – und das Schicksal seines Lebens war entschieden.
Der General erinnerte sich seiner Fähnrich-Jahre, suchte jede mögliche Gelegenheit, die Gräfin zu sehen, wartete ganze Stunden vor der Kirche und wurde ein wenig verwirrt, wenn dann endlich aus einem antediluvianischen Gefährt, das von hochbeinigen, dürren Mähren gezogen wurde, welche die Fähigkeit zu sterben verloren hatten, zwei Lakaien die alte Gräfin, die in ihrer Haube wie eine Krähe, aussah, heraushoben, und die junge Gräfin, die einer Zentifolie glich, nicht herausspringen ließen. Der General hatte in Moskau eine Cousine ... und wer in Moskau eine Cousine hat, die dort ansässig und ziemlich reich ist, der kann fast jedes Mädchen zur Frau bekommen, wenn er einen Rang und Geld und sie noch keinen Bräutigam hat.
Der General vertraute sein Geheimnis der Cousine – und diese nahm wahrhaft schwesterlichen Anteil an ihm. Seit zwei Monaten verging sie vor Langeweile und da fiel ihr plötzlich wie vom Himmel eine Freiwerbung zu.
Sie ließ sofort in einer Droschke die Frau eines gewissen Titularrats zu sich holen. Die Titularrätin kam; die Cousine jagte die Stubenmädchen aus dem Nebenzimmer, damit niemand sie belauschen könnte. Nach Verlauf einer Stunde verließ die Titularrätin mit erhitztem Gesicht die Cousine und nachdem sie den Mädchen hastig erzählt hatte, um was es sich handelte, stürzte sie aus dem Haus.
Am andern Tag, früh neun Uhr, war die Cousine über die Unpünktlichkeit der Titularrätin empört, da sie um elf Uhr kommen wollte und noch nicht erschienen war. Endlich fand sich der ersehnte Gast ein und mit ihr noch eine andere Person in einer Haube; mit einem Wort, die Sache wurde mit ungewöhnlicher Schnelligkeit und in gebührender Ordnung abgemacht.
Im Haus der Gräfin wurden wichtige Veränderungen vorgenommen. Die Vorhänge aus Segeltuch wurden von den Fenstern entfernt, um gewaschen zu werden; die Türschlösser aber sollten mit Ziegelpulver und Kwass (als Surrogat für Essig) geputzt werden.
Im Vorzimmer, wo es schrecklich nach Leder roch, weil dort vier Lakaien Hosenträger herstellten, wurde das Doppelfenster ausgehoben. Mawra Iljinischna, die von allen verlassene, war entzückt, dass ein General, und noch dazu ein sehr reicher um ihre Nichte werbe. Um aber ihre Würde zu wahren, ließ sie sich kaum herab, die Werbung zu gestatten.
Eines Morgens befahl die Gräfin ihrer Nichte, sich sorgfältiger zu kleiden, den Nacken etwas mehr zu entblößen, und betrachtete sie dann selbst vom Kopf bis zu den Füßen.
»Warum soll ich denn heute Toilette machen, Mama? Bekommen wir vielleicht Gäste?«
»Das geht dich nichts an, mein Herzchen,« antwortete die Gräfin, aber in freundlichem, liebenswürdigem Ton.
Das Musselin-Kleid der Nichte brannte fast von dem Feuer, das ihre Adern durchrollte; sie erriet, ahnte, wagte nicht zu glauben, wagte nicht zu zweifeln ... Sie musste hinausgehen in die frische Luft, um nicht zu ersticken. Im Flur vertraute ihr das Stubenmädchen, dass heute ein General erwartet werde und dass dieser General um sie freie ...
Plötzlich fuhr ein Wagen vor ...
»Palaschka, ich sterbe, ich sterbe!« rief die junge Gräfin.
»Ach gehen Sie doch, gnädiges Fräulein! Wer wird denn sterben, wenn ein Freier kommt und noch ein solcher Freier ... Habe ich's nicht immer gesagt: Unsere Gräfin muss einen General haben, fragen Sie nur alle, fragen Sie nur.«
Wessen Feder vermöchte alles zu schildern, was das arme Mädchen während der »Brautschau« empfunden! ... Als sie sich ein wenig wieder erholt hatte, war das erste, was sie überraschte, der Frack des Alexis Abramowitsch; sie hatte so fest an seine Uniform und seine Epauletten geglaubt ...
Übrigens konnte Negroff damals auch ohne Uniform noch gefallen; obgleich er bereits an die vierzig grenzte, hatte er sich doch Dank seiner sehr guten Gesundheit wunderbar konserviert, und obgleich von Haus aus nie allzu gesprächig, besaß er doch jene gefälligen Umgangsformen, die allen Militärs eigen sind, besonders denen, die bei der Kavallerie gedient haben; sonstige Fehler, welche die Braut etwa an ihm entdecken mochte, wurden reichlich wieder wett gemacht durch den prachtvollen, diesmal elegant zugestutzten Schnurrbart.
Die Hochzeit kam zustande. Acht Tage nach der Brautschau erhielt die Gräfin Mawra Iljinischna die Besuche ihrer Bekannten, die ihr zu gratulieren kamen – Leute, die man längst für tot gehalten hatte, krochen aus ihren Höhlen hervor, wo sie dreißig Jahre lang hartnäckig mit dem Tod gekämpft hatten, ohne sich zu ergeben, wo sie dreißig Jahre lang ihren Launen gefrönt und Geld gesammelt hatten. Abgemagerte, gelähmte, engbrüstige und stocktaube Menschen. Die Gräfin hatte für alle denselben Spruch:
»Dieses Ereignis hat mich nicht weniger in Erstaunen gesetzt als Sie; ich dachte nicht daran, meine Koko so früh zu verheiraten: sie ist ja noch ein Kind; aber, meine Liebe, es ist Gottes Wille so! Der Bräutigam ist ein ehrenhafter, solider Mann und er könnte ihr Vater sein: sie ist noch so unerfahren. Sein Generalsrang und sein Reichtum sind mir Nebensache. Auch unter Gold fließen Tränen. Doch das muss ich sagen, ich genieße nun die Frucht meiner gottesfürchtigen Erziehung.« (Hier hielt sie sich ihr Taschentuch an die Augen.) »Ja in der Tat, was wirkt nicht die Erziehung! Hätte man von einem so sittenlosen Vater – Gott habe ihn selig – und von einem Kaufmannsweibe ein solches Kind erwarten können? Sie werden's nicht glauben: sie hat noch keine vier Worte mit ihm gesprochen, und ich erteilte ihr nur meinen Rat; sie aber, mein gutes Täubchen, widersprach nicht mit einem Wort; »wenn Sie es wünschen, Maman,« sagte sie, »gut, dann heirate ich ihn ...«
»Das ist ein wirklich seltenes Mädchen in unserer verdorbenen Zeit!« antworteten in verschiedenen Tonarten die Bekannten und Freunde der Mawra Iljinischna, und dann ging's über den guten Ruf anderer her mit Klatschereien und gewissenlosen Verleumdungen.
Mit einem Wort, nach kurzer Zeit brachte der mit vier schwarzen Pferden bespannte, braunrote viersitzige Wagen den General Negroff, der in voller Uniform steckte, sowie seine Gemahlin Glafira Lwowna Negroff in luftigem, mit Bändern geschmücktem Brautkleid nach ihrer prachtvoll ausgestatteten Wohnung. Ein Sängerchor, Illumination, Musik, Gold, Glanz und Wohlgerüche empfingen die junge Frau; die ganze Dienerschaft stand in den Korridoren und drängte sich, um die Neuvermählten zu sehen. Auch die Frau des Kammerdieners war darunter; ihr Mann war als oberster Beamter des Vorzimmers im Kabinett seines Herrn und in dem gemeinsamen Schlafgemach beschäftigt.
Einen solchen Reichtum hatte die Gräfin niemals aus der Nähe gesehen, und dies alles gehörte ihr, und auch der General gehörte ihr – die junge Frau war glücklich, vollständig glücklich. Ihre Träume waren in Erfüllung gegangen, so oder so.
Einige Wochen nach der Hochzeit schenkte eines Morgens Glafira Lwowna, blühend wie ein aufgegangener Kaktus, in weißem mit breiten Spitzen besetztem Hauskleid den Tee ein. Ihr Gatte, in goldgesticktem Schlafrock, eine große Bernsteinspitze zwischen den Zähnen, lag auf einem Kanapee und dachte darüber nach, was für einen Wagen er zu Ostern bestellen sollte, einen gelben oder einen braunen. Ein gelber würde sich recht hübsch ausnehmen, indes ein brauner wäre auch nicht übel.
Auch Glafira Lwownas Gedanken waren sehr mit irgendetwas beschäftigt. Sie vergaß die Teemaschine und stützte träumerisch das Haupt auf die Hand; bald zuckte eine Röte über ihre Wangen, bald verriet sie sichtliche Unruhe. Endlich bemerkte der Mann ihre ungewöhnliche Stimmung und sprach:
»Du bist nicht so recht bei Laune, Glaschinka; fühlst du dich nicht wohl?«
»Oh ganz wohl,« antwortete sie, und dabei richtete sie mit der Miene eines um Hilfe Bittenden die Augen auf ihn.
»Was wünschst du dir? Es geht dir etwas im Kopf herum.«
Glafira Lwowna stand auf, trat zu ihrem Mann, umarmte ihn und sprach im Ton einer tragischen Schauspielerin:
»Alexis, gib mir das Versprechen, meine Bitte zu erfüllen.«
Alexis geriet in Erstaunen.
»Wollen sehen; wollen sehen,« antwortete er.
»Nein, Alexis, schwöre mir bei dem Grab deiner Mutter, meine Bitte zu erfüllen.«
Er nahm die Pfeifenspitze aus dem Mund und sah sie erstaunt an.
»Glaschinka, ich liebe solche weitläufige Umschweife nicht; ich bin Soldat: was ich vermag – das tu' ich; aber sag's mir gerade heraus.«
Sie verbarg ihr Antlitz an seiner Brust und flüsterte unter Tränen:
»Ich weiß alles, Alexis, und vergebe dir. Ich weiß, dass du eine Tochter hast, ein Kind verbotener Liebe ... Ich begreife: Die Unerfahrenheit, jugendliche Leidenschaft (Lubonka zählte erst drei Jahr! ...) Alexis, sie ist dein Blut, ich habe sie gesehen: sie hat deine Nase, deinen Nacken ... Oh, wie ich sie liebe! Lass sie meine Tochter sein, gestatte mir, sie zu mir zu nehmen, sie zu erziehen ... und versprich mir, diejenigen, von denen ich's erfahren habe, nicht dafür zu bestrafen. Liebster, ich bin entzückt von deiner Tochter; erfülle mir meine Bitte, schlage sie mir nicht ab!«
Und ihre Tränen flossen wie ein Strom auf seinen Schlafrock ... Seine Exzellenz gerieten aus der Fassung und wurden im höchsten Grad verwirrt, und bevor sie wieder zur Besinnung gekommen, hatte seine Frau ihm die Erlaubnis abgenötigt und ihn beim Grabe seiner Mutter, bei der Asche seines Vaters und bei dem Glücke ihrer zukünftigen Kinder schwören lassen, dass er seine Erlaubnis nicht zurückziehen und nicht erforschen wolle, wie sie es erfahren.
Das Kind, das zur Lakaien-Tochter degradiert worden war, wurde wieder zum Fräulein befördert, und das Bettchen siedelte wieder in die Bel-Etage über.
Lubonka, welche zuerst angeleitet worden, ihren Vater nicht Vater zu nennen, wurde jetzt dahin abgerichtet, ihre Mutter nicht mehr Mutter zu nennen – sie sollte mit dem Gedanken aufwachsen, dass Dunja ihre Amme sei.
Glafira Lwowna kaufte selbst in einem Laden auf der Schmiedebrücke Kinderkleider, putzte Lubonka wie eine Puppe heraus, drückte sie dann an ihr Herz und begann zu weinen.
»Arme Waise,« sagte sie zu ihr, »du hast keinen Papa und keine Mama, ich werde dir alles sein ... Dein Papa ist dort!« – und dabei zeigte sie gen Himmel.
»Papa hat Flügelchen,« lallte das Kind.
Glafira Lwowna weinte noch heftiger und rief aus:
»Oh himmlische Unschuld!«
Die Sache verhielt sich jedoch ganz einfach: An der Decke war nach uraltem Brauch ein mit Füßen und Flügeln zappelnder Amor dargestellt, der Bänder um den schwarzen Eisenhaken schlang, an welchem der Kronleuchter hing.
Dunja wähnte sich auf dem Gipfel des Glücks. Sie betrachtete Glafira Lwowna als einen Engel; in ihre Dankbarkeit mischte sich nicht die Spur einer feindseligen Empfindung; sie fühlte sich nicht einmal dadurch beleidigt, dass die Tochter ihr entfremdet wurde; sie sah sie in Spitzen, sie sah sie in den herrschaftlichen Zimmern – und sie sagte nur: »Wie kommt es doch, dass meine Lubonka ein so schönes Kind geworden ist? Mir ist, als könnte sie ein anderes Kleidchen gar nicht mehr tragen; welch eine Schönheit wird sie werden!«
Dunja besuchte alle Klöster und flehte überall Gott an, die gute Herrin bei guter Gesundheit zu erhalten.
Viele werden das Vorgehen der Ex-Gräfin für eine heroische Tat halten. Ich dagegen bin der Ansicht, dass ihr Schritt die größte Unbesonnenheit, wenigstens eine ebenso große Unbesonnenheit war, wie ihre Verheiratung mit einem Menschen, von dem sie weiter nichts wusste, als dass er ein Mann und General war. Der Grund lag augenscheinlich in ihrer romantischen Exaltation, der tragische Szenen, Aufopferung, affektierte edle Handlungen über alles gingen. Indes fordert die Gerechtigkeit hinzuzufügen, dass Glafira Lwowna hierbei durchaus keine bösen Hintergedanken hatte, ja dass nicht einmal Eitelkeit dabei im Spiel war. Sie wusste selbst nicht, warum sie Lubonka erziehen wollte. Ihr gefiel an dieser Sache nur das Rührende.
Alexis Abramowitsch fand, nachdem er einmal seine Einwilligung gegeben, die seltsame Lage des Kindes ganz natürlich und nahm sich nicht einmal die Mühe, zu bedenken, ob er gut oder übel daran getan hatte, hier einzuwilligen. ...