Hebammenwissen – angekommen im 21. Jahrhundert
Während der Schwangerschaft, Geburt und ersten Zeit mit Baby bleibt kein Stein auf dem anderen. Die Gefühle spielen verrückt, der Körper benimmt sich eigenwillig, der Alltag steht immer wieder Kopf. Wie gut, wenn man in dieser Zeit eine erfahrene Hebamme an seiner Seite hat. Kareen Dannhauer weiß Rat bei all den kleinen und großen Fragen dieser besonderen Zeit. Besonders für die Momente, von denen viele Mütter denken: »Hätte mir das mal jemand vorher gesagt.«
Im Hebammenkoffer:
Die wirksamsten Hausmittel, Aromatherapie, Homöopathie und Bachblüten, Naturkosmetik, Rezepte und Teemischungen, Wissenschaftlich fundierte Entscheidungshilfen, Checklisten und Übersichten zu allen wichtigen Themen
Kareen Dannhauer, geboren 1971, arbeitet als freiberufliche Hebamme in Berlin, Prenzlauer Berg, und ist mit allen Klischees zu Caffè-Latte und schicken Kinderwägen bestens vertraut. Sie ist Mutter zweier zu Hause geborener Töchter. Nach über 20 Berufsjahren weiß sie, dass sich fast alle Beschwerden entweder durch heftiges Abwarten oder sanfte und gleichzeitig tief greifende Methoden der Naturheilkunde auflösen, lindern oder integrieren lassen.
Einen wesentlichen Teil ihrer Arbeit bildet dabei die »sprechende Medizin« – in ihren Ausbildungsunterlagen heißt das: tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie. 2004 gründete sie ihre eigene Kräutertee-, Kosmetik- und Naturheilmittellinie für schwangere Frauen: into life – hinein ins Leben. www.into-life.de
»Guter Hoffnung« ist ein Begleiter für alle Phasen der Schwangerschaft und die turbulente Zeit im Wochenbett. Für viele Frauen sind das die intensivsten Monate ihres Lebens. In diesem Buch beantwortet Kareen Dannhauer all die Fragen, die sie nach über 20 Jahren Berufserfahrung und unzähligen Hausbesuchen kennt. Ihre Antworten sind warmherzig, fundiert und zeitgemäß. Die klassischen Themen werden hier genauso ausführlich besprochen wie ganz neue Entwicklungen in der Geburtshilfe. Ein Lesebuch für informierte Entscheidungen rund um die Geburt und ein übersichtliches Nachschlagewerk für Gesundheit, Wohlbefinden und einen ausgeglichenen Gefühlshaushalt von Mama und Baby.
Kareen Dannhauer
Naturheilkunde
und ganzheitliche
Begleitung
Kösel
Meinen Töchtern
Liebe muss dabei sein.
Ohne Liebe sind wir bestenfalls geschickt.
Frederick Leboyer
INHALT
Vorwort
Einleitung Und Gebrauchsanweisung Für Dieses Buch
01_ Frühe Schwangerschaft – das erste Drittel
Frühe Zeichen einer Schwangerschaft
Eine Schwangerschaft feststellen
Ein Geheimnis?
Und wenn es zwei sind?
Informationen sammeln
Eine Hebamme finden
Ultraschall: Wozu ist der da?
Verunsicherung und Entscheidungen
Cerato – Die Intuitionsblüte
Schwanger über 35
Pränatale Diagnostik
Ein Ort für die Geburt
Infektionen über das Essen
Kaffee, Alkohol und andere Genussgifte
Schwangerschaftstee
Das Leben drum herum – Weitere Do’s und Don’ts
Körperliche Veränderungen
Übelkeit
Ingwer
Nux Vomica
Sepia
Müdigkeit
Etwas anderes als Müdigkeit
Kreislaufbeschwerden
Rosmarin
Die Zitrone
Stimmung
Walnut – Die Selbstverwirklichungsblüte
Blutungen und drohende Fehlgeburt
Homöopathie bei Blutungen
Frauenmantel
Verhaltene Fehlgeburt – Missed Abortion
Natrium Muriaticum
Nach einer Fehlgeburt
Gundelrebe
Wenn du mal krank bist
Medikamente in der Schwangerschaft
02_ Mittendrin in der Schwangerschaft – Das zweite Drittel
Die Phase des Wohlgefühls
Kindsbewegungen
Veränderung von Haut & Haar
Schwangerschaftsstreifen
Trockene, geschwollene Nase
Nasenbluten
Zahnfleischbluten
Kariesprophylaxe – auch für dein Baby
Geburtsvorbereitung
Wenn du nicht dein erstes Baby bekommst …
Verstopfung
Mutterbandschmerzen
Schlaflosigkeit und Unruhezustände
Restless Legs
Wadenkrämpfe
Depressionen
Zitrusöle
Gestationsdiabetes
Gestose und Präeklampsie
Melisse
Plazentainsuffizienz
White Chestnut – Das Gedankenkarussell
Vom Liebespaar zur Familie – Die Partnerschaft im Wandel
Vorbereitungen: Baby-Einkaufen
03_ Am Ende der Schwangerschaft – Das letzte Drittel
Yoga
Hypnobirthing
Schwangerschaftswehen
Vorzeitige Wehen
Bryophyllum
Drohende Frühgeburt
Beckenendlage
Gelassenheit und Ängste
Aspen – Die Ahnungsblüte
Lavendel
Rückenschmerzen
Symphysenschmerzen
Krampfadern
Hämorrhoiden
Sodbrennen
Juckreiz
Cholestase
Vena Cava
Wassereinlagerungen: Ödeme
Karpaltunnelsyndrom
Das menschliche Mikrobiom
Darmflora
Vaginale Flora
Grapefruitkernextrakt
Lemongrass
Ein Fest zum Schluss: Babyshower oder Blessingway
Vorbereitungen: Papierkram
04_ Essen für zwei – Ernährung
Was genau ist »richtige« oder »gesunde« Ernährung?
Epigenetik
Übergewicht
Makronährstoffe in der Nahrung
Kohlenhydrate
Protein
Fett
Gluten, Kuhmilcheiweiss und Co.
Veganismus
Mikronährstoffe
Trinken
Ausreichende Versorgung über das Essen?
05_ Zeit der Vorbereitung – Kurz vor der Geburt
Die Geburt rückt näher
Was in deinem Körper geschieht
Geburtsvorbereitende Massnahmen und Rituale
Die Himbeere
Der Damm
Emotionale Vorbereitung
Ätherische Öle gegen die Angst
Crab Apple – Schneeweisschen und Kontrolle
Übertragung
Geburtseinleitung
Alternativen zur medikamentösen Geburtseinleitung
Alternative Einleitungen mit Begleitung einer Hebamme
Pulsatilla
Die Zeit der Listen
Impatiens – Die Geduldsblüte
Das Wochenbett vorbereiten – Orga und Absprachen
Besuch
Ambulante Geburt
Nestbau: Kinder- und Schlafzimmer einrichten
Familienbett
Post-Umstandsklamotten
Kinderzimmer
Wickelplatz
Drogeriemarkt – für dich und dein Baby
Braucht man eine Wickeltasche?
Geburtsplan
Kliniktasche
Der Wochenbettkorb
Prophylaxen beim Baby
Ein Geschwisterkind
06_ Der Weg zum Baby – Die Geburt
Vorboten
Blasensprung
Frühe Latenzphase – noch zu Hause
Es geht los!
Loslassen und Hingabe – Das Oxytocin unter der Geburt
Betreuung im Kreisssaal: Das Macht die Hebamme
Ein Wort an die Männer
Gebärhaltungen und Bewegung
Ätherische Öle für die Geburt
Körperhaltungen für konstruktive Wehenarbeit
Die Eröffnung
Baden
Schmerz und Linderung
Der Übergang
Rock Rose – Die Eskalationsblüte
Das Baby wird geboren
Presswehen
Über den Damm
Es ist geschafft, das Baby ist da!
Abnabeln
Die Plazentageburt
Geburten im Wasser
Ein Kaiserschnitt liegt in der Luft
Schwierige Geburten
Unterstützung per Saugglocke
Kaiserschnitt
Wenn du dein zweites Baby bekommst …
07_ Die allerersten Wochen – Das frühe Wochenbett
Ankommen
Das ganz frühe Wochenbett: Die ersten Tage nach der Geburt
Homöopathie bei Geburtsverletzungen
Babyblues
Mustard – Die Lichtblüte
Staphisagria
Aconit
Star of Bethlehem – Die Trostblüte
Dein Baby in den ersten Lebenstagen
Die zweite Woche nach der Geburt
Ylang-Ylang
Dein Baby in der zweiten Lebenswoche
Die dritte und vierte Woche nach der Geburt
Dein Baby in der dritten und vierten Lebenswoche
08_ Rückkehr zum Alltag – das späte Wochenbett
Herausforderungen des Alltags
Schlafmangel und Erschöpfung
Hornbeam – Die Kickstart-Blüte
Elm – Die Good-Mum-Blüte
Stillen
Homöopathie bei einem Milchstau
Beckenboden
Kaiserschnittnarbe
Paarbeziehung als Eltern
Wochenbettdepression
Ignatia
Neroli – Orangenblüte
Olive – Die Erholungsblüte
Cherry Plum – Die Gelassenheitsblüte
Die Schilddrüse: Postpartum-Thyreoditis
Dein Baby im späteren Wochenbett
Babyschlaf
Plötzlicher Kindstod
Milchschorf
Verwöhnen
Wie geht es weiter? Ein Wort zum Schluss
Danke …
Anmerkungen
Quellen
Nützliche Infos
Lesen
Bezugsquellen
Stichwortregister
VORWORT
Liebe Leserin,
jede Schwangerschaft ist etwas Großartiges und berührt uns wie nichts sonst mit dem Zauber des Anfangs. Ein Baby wächst in deinem Körper heran, und das ist manchmal so verrückt, dass wir alle die Gefühle, die sich da mischen, oft gar nicht fassen können. In deiner Biografie wird diese Schwangerschaft für immer einer der ganz wichtigen Meilensteine sein. Viele Umstände können dazu beitragen, dass es auch eine besonders schöne Zeit deines Lebens sein kann, eine grandiose, manchmal auch irritierende, sinnliche Erfahrung. Eine Zeit, die du genießen kannst und gespannt – sicher auch mit Respekt, insgesamt aber voller Vorfreude, mit Höhen und Hürden – erlebst. Guter Hoffnung eben.
Umgib dich mit Schönheit! Genieße deinen schönen schwangeren Körper mit dem schönsten Kleid, das du finden kannst – und gerne auch mit einem schönen Buch. Jeder kleine Teil, den dieses hier für dich dazu beitragen kann, ist mir eine große Freude.
Als ich gefragt wurde, ob ich dieses Buch gern schreiben möchte, war einer von verschiedenen ersten Gedanken: »Noch ein Ratgeber für schwangere Frauen? In diesem Ozean von Überinformation? Noch mehr Lesen für etwas, dessen wirklich wichtige Aspekte eigentlich ganz woanders liegen, als zwischen zwei Buchdeckeln. Noch jemand, der den Frauen sagt, was sie tun sollen, um eine ordnungsgemäße Schwangere zu sein?«
In mir tobte die Ambivalenz, da ich eigentlich und tief empfunden der Meinung bin, »Die Frauen machen das schon, das Kinderkriegen«, und sie müssen sich dazu nicht erst meterweise Literatur anlesen.
Andererseits erlebe ich in meiner täglichen Arbeit, wie hilfreich guter und fachkompetenter Rat sein kann, wie wichtig es gerade in Zeiten von Überinformation ist, einen Filter zu haben, um nicht in den Weiten des Internet zu stranden. In Geburtsvorbereitungskursen werde ich bisweilen nach Komplikationen gefragt, die im Promillebereich liegen, es gibt so viele Mythen und Sagen rund um Nabelschnüre, Saugglocken, Sturzgeburten, runde oder spitze Bäuche und verwöhnte Babys, dass es mir eine Freude ist, ein paar von denen zu pulverisieren.
Als mir dann vonseiten des Kösel-Verlages von meiner wunderbaren Lektorin Silke Foos ausgesprochen großes Vertrauen entgegengebracht, inhaltlich mehr oder weniger vollkommen freie Hand gelassen wurde, begriff ich das als Chance, all das aufzuschreiben, was mir am Herzen liegt. Was ich finde, was Schwangere wissen sollten. Das, was manchmal auch ein bisschen gegen den Strom ist. Und auch: realistisch.
Manche Tage im Leben mit einem Baby sehen ganz anders aus als in so manchem Instagram-Account. Manchmal ist es nicht besonders glamourös, sich in der frühen Schwangerschaft nur zwischen Sofa (dauermüde) und Toilette (dauerübel) zu bewegen oder später mit schmerzenden Brüsten und dicken Rändern unter den Augen den siebten Versuch zu unternehmen, das Baby kurz mal abzulegen, um endlich das vollgespuckte T-Shirt von vorgestern auszuziehen und unter die Dusche zu hüpfen.
Du wirst manche dieser Klischees erfüllen, lasse dich überraschen, welche es sein werden. Manchmal hilft nur Humor, wenn es darum geht, sich absurden Situationen ausgeliefert zu fühlen, in denen man eh keine Wahl hat und dann eben da durch muss. Und weil Humor mittlerweile als anerkannte therapeutische Intervention gilt, mache ich mir das hier und da gern zunutze.
Apropos Klischee: Damit niemand enttäuscht ist, erfülle ich gern ein paar davon über uns Hebammen. Es gibt Globuli und jede Menge Kräutertee! Du findest in diesem Buch natürlich auch sehr konkrete Tipps zu den verschiedensten Beschwerden, die sich in der Schwangerschaft und bei der Geburt einstellen können.
Homöopathie, Pflanzenheilkunde, Aromatherapie und Bachblüten sind wichtige Werkzeuge in meiner Arbeit. Dabei ist es mir wichtig, jedes Mittel und jede Maßnahme eingebettet zu sehen in das, was man wohl »ganzheitliche Begleitung« nennt. Selten im Leben sind wir so berührbar, so aufgeweicht, so sensitiv wie in der Schwangerschaft, während der Geburt und in der Zeit danach. Diese seelischen Bewegungen und psychischen Entwicklungen bedürfen einer achtsamen Begleitung, sie sind zentraler Teil der Metamorphose einer Frau zur Mutter. Auch das ist ein wichtiger Teil von Hebammenbegleitung.
Gleichzeitig bin ich ausgesprochen glücklich, im 21. Jahrhundert Hebamme zu sein, und weiß die klassische Schulmedizin dann sehr zu schätzen, wenn ernst zu nehmende Störungen und Erkrankungen auftreten oder Akutmaßnahmen ergriffen werden müssen.
Dann gibt es da noch mein Hebammen-Kämpferherz für eine kluge, interventionsarme, frauen-, baby- und familienfreundliche Geburtshilfe, nicht nur zu Hause und in den Geburtshäusern – dort findet sie nämlich üblicherweise sowieso statt –, sondern auch und gerade in den Kliniken, immerhin werden hier 98 Prozent aller Babys geboren. Geburtsbegleitung ist dann sicher, wenn Frauen gut betreut werden und nicht zwangsläufig dann, wenn »viel Medizin« aufgefahren wird. Wir Geburtshelfer sind Teil des systemischen Feldes. Sind wir besetzt vom Risiko-Gedanken und verhaftet in einer permanenten Komplikationserwartung, werden wir damit (belegbar!) zum Risiko für gesunde Schwangere und gesunde Geburten.
Um diese gute Begleitung musst du dich kümmern. Leider ist es nicht mehr selbstverständlich, unter den aktuellen berufspolitischen Bedingungen eine Hebamme für die Betreuung in Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett zu finden, und eine Geburtsklinik, die eine Geburt so begleitet, wie es ihr gebührt: Mit Geduld und Spucke, ohne Einmischung und mit einem großzügigen Personalschlüssel.
An manchen Stellen gibt es in diesem Buch also auch ein realistisches Bild von der heutigen Wirklichkeit in der Geburtshilfe. Hier und da musst du dich einmischen und Entscheidungen treffen, wenn dir bestimmte Dinge besonders wichtig sind. Auch diese Fragen habe ich hier aufgeschrieben. An einigen Stellen möglicherweise etwas deutlicher formuliert, als dir zunächst lieb ist, aber was hilft es, erst im Nachhinein schlauer zu sein? Kümmere dich gut und gestalte mit. Es ist deine Schwangerschaft und deine Geburt! Birth matters!1
In diesem Sinne, ganz herzlich
Kareen Dannhauer
EINLEITUNG UND GEBRAUCHSANWEISUNG FÜR DIESES BUCH
Bevor du dich mitten hineinstürzt, gibt’s von mir noch ein paar Hinweise, wie dieses Buch aufgebaut ist und wie du es benutzen kannst.
Ich habe mich als Ansprache für das herzliche »Du« entschieden, auch wenn ich es selbst eigentlich nicht mag, von meinem Möbelhaus ungefragt geduzt zu werden. Es ist eben meine Alltagssprache mit den Frauen, die ich im wirklichen Leben als Hebamme begleite, spätestens in der fortgeschrittenen Betreuung wechsle ich vom förmlich-freundlichen »Sie« des Vorgespräches (fast) immer doch relativ schnell zum näheren »Du«.
Ich habe in diesem Buch vieles von dem zusammengetragen, was mir in meiner Hebammenarbeit seit über 20 Jahren täglich begegnet. Es soll sogenanntes Expertenwissen für jede und jeden zugänglich und verständlich machen und damit eine Basis für eine eigene, informierte Entscheidung sein. Möglicherweise möchtest du einfach ein bisschen darin herumlesen. Das Buch ist nach Phasen in der Zeit von Schwangerschaft, Geburt und dem Leben mit deinem Baby gegliedert – so wird es dir leichtfallen, in der Chronologie dort einzusteigen, wo du gerade bist.
Es ist auch eine umfangreiche Sammlung von verschiedenen überlieferten, bewährten, manchmal auch neueren oder unbekannteren Tipps und Tricks. Es ist eine höchst subjektive Auswahl – nämlich meine persönliche – aus Tausenden von Möglichkeiten. Einige wende ich häufig an, andere weniger. Einige habe ich aus unterschiedlichen guten Gründen auch ganz weggelassen, obwohl ich sie gern benutze. In allen Teilen des Buches war es hier und da notwendig, mich zu beschränken, zu vereinfachen und zu verkürzen. Seltenere Besonderheiten, Komplikationen und Beschwerden, aber auch Nebenaspekte und den fachlichen Diskurs habe ich an verschiedenen Stellen nur angedeutet, sehr verknappt oder ganz weggelassen, sonst wäre das Buch doppelt so dick geworden.
Obwohl ich selbst meine Töchter zu Hause geboren habe und mein Hebammenherz bei Hausgeburten ganz besonders warm wird, nimmt die außerklinische Geburtshilfe in diesem Buch nur einen kleinen Teil ein, da die meisten Frauen hierzulande in Krankenhäusern gebären. Sie sollen sich auch bei dieser Wahl sicher und gut begleitet fühlen.
Die Berufsbezeichnungen »Arzt« oder »Heilpraktikerin« verwende ich spontan und ohne jeglichen Hintergedanken mal in der männlichen, mal in der weiblichen Form. Auch bei den »Männern« und »Partnern« mögen sich bitte alle Partner und Partnerinnen in allen Hetero-, Homo- und Trans-Familienkonstellationen gleichermaßen angesprochen fühlen.
Der individuelle Weg zu deinem Mittel
Wenn du eine konkrete Beschwerde hast, bist du hoffentlich in gutem Kontakt mit deiner Hebamme und deiner Frauenärztin. Nur sie können Befunde erheben und kennen deine Vorgeschichte; beides ist immer notwendig für fundiertes und kundiges Handeln.
Wenn du dazu in diesem Buch nachlesen möchtest, findest du die jeweilige Beschwerde (»Übelkeit«), aber auch die verschiedenen Anwendungen (»Quarkwickel«) und Heilmittel (»Bryophyllum«) am schnellsten über das Stichwortregister. Außerdem gibt es innerhalb des Buches eine Vielzahl von Querverweisen. Diese verweisen wiederum auf das Stichwortverzeichnis, da sich verschiedene Mittel (etwa Frauenmantel, Bryophyllum, Magnesium, Pulsatilla) an unterschiedlichen Stellen des Buches, jeweils unter einem anderen Aspekt oder einer anderen Indikation finden. Jedes Mittel wird dabei einmal ausführlich erklärt und unter verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. An den anderen Stellen steht dann jeweils der Querverweis zum vertieften Nachlesen.
Man könnte diesem Werk möglicherweise Eklektizismus vorwerfen, ist es doch eine bunte Mischung aus einer Vielzahl von »Methoden«, zu denen ich konkrete Mittel nenne. Was auf den ersten Blick wahllos wirken mag, ist immer nur die Fülle von verschiedenen Möglichkeiten, die wir haben. Daraus gilt es dann eine Wahl zu treffen, die sehr gern intuitiv sein kann. Wenn du keinen Tee magst oder dir Bachblüten zu esoterisch sind, gibt es immer andere Möglichkeiten. Auch ich kann nicht immer genau festmachen, warum ich der einen Frau dieses, der nächsten ein anderes Mittel als Erstes vorschlage.
Gute Hebammenarbeit ist in vielen Bereichen oft umso minimalistischer und zurückhaltender, je mehr man weiß. Weil eine Schwangerschaft per se natürlich ein Zeugnis blühender Gesundheit ist, und es immer eine Indikation braucht, sich in dieses Wunderwerk einzumischen, und sei es »nur« mit Globuli … Es geht also nicht darum, bei einer Beschwerde die ganze Liste an Vorschlägen abzuspulen, nach dem Motto »Viel hilft viel«.
Oft ist es nicht der kurze Weg zum Mittel und zum Lösen der Beschwerde, weil die Begleitung gesunder Prozesse in erster Linie etwas ganz anderes braucht, wie etwa das Gespräch, das Erfassen der Lebenssituation mit allen wichtigen, biografischen Elementen, in denen die Frau und ihre Familie leben. Therapeutisch ist ein großes Wort, insgesamt trifft es wohl am ehesten das, was man sprechende Medizin nennt. Manchmal sind es einfache Dinge, wie mehr Ruhe, mehr Unterstützung, mehr Schlaf, vielleicht auch weniger Kaffee oder besseres Essen, die viel wichtiger sind, als ein Mittel und Beschwerden rasch auflösen können.
Vielen Beschwerden liegen emotionale Befindlichkeiten zugrunde. Sorgen können Schlaflosigkeit verursachen, emotionaler Stress zeigt sich in mehr Gebärmutterkontraktionen, als es jetzt gut wäre, unterdrückter Ärger provoziert einen Milchstau. Ohne Zeit, sich dem zu nähern, und Achtsamkeit, um feine Signale wahrzunehmen, kommt man nicht in diese Bereiche, die für mich ein wesentlicher Bestandteil der Schwangerenbegleitung sind.
Wissen wir immer, was hilft?
In der modernen, evidenzbasierten Medizin – Methoden, die von empirischen Erhebungen, von Daten, Arbeiten und Studien gestützt werden –, dem heiligen Gral heutigen medizinischen Handelns, erforscht man genau, was nach aktuellem Stand der Erkenntnis »State of the Art« ist. Ist das gut und richtig, was man da tut oder vermutet? Bringt es etwas und wenn ja, was genau? Diese Herangehensweise ist gut, damit sich Dinge durchsetzen, die besser sind als andere. Und alte Zöpfe werden, manchmal zögerlich, irgendwann abgeschnitten. Ich bin grundsätzlich ein großer Freund davon, Dinge, die ich tue, auf ihre Wirksamkeit hin zu überprüfen. Ich möchte gern genau wissen, was ich da eigentlich mache und es nicht dem Zufall überlassen, dass von allen sorgsam gewählten Mitteln schon irgendwas dabei war, was dann geholfen hat, aber was, weiß ich dann auch nicht so genau.
Wissenschaft ist Bewegung, neue Erkenntnisse lassen vieles in einem ganz neuen Licht erscheinen. Epigenetik ist derzeit ein großes Thema, die Mikrobiomforschung zeigt uns spektakuläre Neubetrachtungen von dem, was wir eigentlich sind und was uns Menschen in unserer Gesundheit beeinflusst – und von dem, was wir dachten, zu wissen.
Gleichzeitig müssen wir uns dessen bewusst sein, dass der gegenwärtige Stand des Wissens auch immer der Stand des gegenwärtigen Irrtums ist. Alles ist in Bewegung und das Meer an Nichtwissen und Mysterien ist auch in heutigen Zeiten größer, als wir manchmal wahrhaben wollen. Das ist auch die Basis für unsere fachliche Beratung, und nicht in allen Dingen gibt es ein Richtig und ein Falsch. Du wirst manchmal aufgrund von Informationen Entscheidungen treffen müssen, die Unklarheiten – will ich jetzt einen B-Streptokokken-Abstrich oder nicht? – oder gar ein Dilemma, wie etwa bei der pränatalen Diagnostik, hinterlassen. Dann wird dir sehr bewusst werden: Es geht ganz viel um Verantwortung, die du und ihr tragt, und die euch auch niemand abnehmen kann. Sicher ist es ein wichtiger Teil vom Eltern-Werden, sich daran zu gewöhnen, dass das nicht immer leicht ist.
Und wie evident ist Erfahrung, Intuition, das Zwischen-den-Zeilen? Welcher Schatz an Wissen ginge verloren, beschränkte man sich nur auf Studien, die streng wissenschaftlichen Regeln folgen?
In diesem ganzen Kosmos leiste ich es mir, dass auch nicht evidente Dinge unverzichtbarer Teil meiner Arbeit sind. Das sind teilweise komplette Methoden wie Bachblüten, Homöopathie und auch Teile der Pflanzenheilkunde, die nicht in diese wissenschaftlichen Raster passen. Gleich weiter unten sind diese Methoden, jede für sich, in ihren Grundzügen etwas ausführlicher dargestellt.
Im Anhang schließlich findest du noch eine Sammlung von Link-Tipps für alle möglichen Lebenslagen, Bezugsquellen für Alltägliches und Exotisches und dazu einige Hinweise zum Weiterlesen an anderem Ort.
Ganz am Ende folgt dann ein umfangreiches Quellenverzeichnis mit Arbeiten höchst unterschiedlicher Evidenzlevel, damit du weißt, wo so manche steile These herkommt und dass ich mir nicht alles selbst ausgedacht habe.
Heilpflanzen
Die Kräuterheilkunde ist eine der ältesten Heilweisen der Menschheit. Schon immer wurden Pflanzen auf unterschiedliche Weise zubereitet, um ihre heilende Wirkung zu entfalten. Von den vielfältigen Darreichungsformen in der Pflanzenheilkunde (Phytotherapie) möchte ich hier vor allem Tees und Urtinkturen, wässrig-alkoholische Auszüge aus den frischen Pflanzen, vorstellen. Auch verschiedene Pflanzenextrakte werden bei verschiedenen Indikationen innerhalb des Buches auftauchen, hier verschwimmt dann langsam der Unterschied zwischen klassischem Naturheilverfahren mit viel Traditionswissen und moderner Schulmedizin, zwischen denen es ja letztlich keine scharfe Grenze gibt.
Während der ganzheitliche Ansatz des Pflanzenheilwissens auch Aspekte beinhaltet, die das »Wesen« einer Pflanze, ihr Aussehen, ihre Charakteristika oder gar astrologische Zuordnungen – etwa im Rahmen der auf Paracelsus zurückgehenden, sogenannten Signaturenlehre – berücksichtigen, beschränkt sich der schulmedizinische Ansatz auf den jeweiligen konkreten Inhaltsstoff, der in der Arznei in viel höherer Konzentration vorkommt als in der Pflanze selbst und natürlich auch gern »wissenschaftlich untersucht« ist. Die erste chemisch definierte Einzelsubstanz war das Morphin, das Anfang des 19. Jahrhunderts isoliert wurde. In der Folge wurden immer mehr Wirkstoffe von Heilpflanzen bestimmt, extrahiert und dann, im Zuge der aufkommenden Industrialisierung, schnell auch synthetisch nachgebildet. Ohne sie wäre die heutige moderne Medizin undenkbar. Penicillin, ASS, Atropin, um nur wenige zu nennen, stammen allesamt aus Pflanzenwirkstoffen. Die eigentliche Pflanze als Arznei in ihrer Vollständigkeit verlor so allerdings an Bedeutung. Das beginnt sich heute wieder zu ändern, für viele schulmedizinisch orientierte Ärzte ist die Phytotherapie komplementärer Teil einer naturwissenschaftlich orientierten Medizin. Johanniskraut-, Mariendistel-, Rosskastanien- und Gingkoextrakt etwa sind in diesem Buch erwähnte Beispiele für Pflanzenextrakte.
Für mich sind in meiner Betrachtung einer Pflanze auch die oben beschriebenen, ganzheitlichen Ansätze wichtig, und ich fordere dich auch ausdrücklich dazu auf, einmal mit allen Sinnen wahrzunehmen: Wie wirkt die Pflanze auf dich? Wie sieht sie aus, wie riecht sie, was fällt dir als Allererstes auf, was »spricht sie zu dir«? Wie schmeckt sie? Weich und süß oder eher wild und krautig?
Für alle Heilpflanzen, die ihre positive, unterstützende und heilende Wirkung entfalten sollen, gilt, dass die Qualität unbedingt beachtet werden sollte. Pflanzliche Urtinkturen verwende ich ausschließlich von der Firma Ceres. Bei den Tees ist es gleich etwas schwieriger. Ich verwende für meine eigenen into life-Teemischungen ausschließlich Tees aus kontrolliert biologischem Anbau oder kontrollierter Wildsammlung.
Heilkräuter gehören für mich nicht in Monokulturen des Erntemengen optimierenden Anbaus, in der Schwangerschaft schon gar nicht. Wenn du dir Tee selber mischen möchtest, sind gute Qualitäten im konventionellen Handel, bis auf die sehr gebräuchlichen Kräuter, heute kaum mehr erhältlich, vor allem nicht in den geringen Mengen einzelner Zutaten, die für eine Teemischung benötigt werden. Auch in Apotheken bekommt man üblicherweise keine Bio-Qualität! Diese darf in Deutschland nur im Lebensmittelbereich ausgelobt werden, nicht aber bei Arzneikräutern. In anderen als in jenen Apotheken, denen dieser Zweig traditioneller Apothekerkunst noch am Herzen liegt, sind zum Beispiel 10 g Bio-Taubnesselblüten schlicht nicht zu bekommen. Ein Kilo könntest du gerne abnehmen: Das kostet dann allerdings 240 Euro. Deshalb habe ich nur Mischungen in dieses Buch aufgenommen, die es in Bio-Qualität fertig zu kaufen gibt, oder Einzelkräuter erwähnt, die auch als solche relativ problemlos erhältlich sind. Du kannst viele Pflanzen – je nach Jahreszeit und Wohnort – auch in der Natur selbst sammeln oder sie in deinem Garten oder auf dem Balkon anbauen. Ein Töpfchen mit Melisse gedeiht auch auf der Fensterbank. Bezugsquellen für Mischungen und Versandapotheken findest du ebenfalls im Anhang des Buches.
Orthomolekulare Medizin
Die orthomolekulare Medizin beschäftigt sich mit der Wirkung verschiedener Vitalstoffe (Vitamine, Mineralien, Spurenelemente, Aminosäuren, Antioxidanzien, um einige zu nennen – ich würde auch die neuen Superstars, die Probiotika, dazu zählen) auf die hochkomplexen biochemischen Abläufe unseres Stoffwechsels. Eine Grundannahme ist, dass die Lösung etlicher Störungen auch auf diesem Gebiet gesucht und gefunden werden kann. Bestimmte Abläufe in unserem Körper sind reine Biochemie: Fehlt etwas von einem essenziellen Stoff, können ganze Kaskaden im Stoffwechselgeschehen nicht reibungslos funktionieren. Hauptgebiete der orthomolekularen Medizin sind typische Zivilisationskrankheiten – im Kontext dieses Buches etwa Präeklampsien (früher Schwangerschaftsvergiftung genannt), Schwangerschaftsdiabetes oder Depressionen –, anderswo die Sportmedizin und das ganze Gebiet der Anti-Aging-Medizin mit ihren verschiedenen Begriffen.
Eine erste Maßnahme in der orthomolekularen Medizin ist immer erst einmal eine genaue Diagnose. Spezifische Marker und Spiegel der meisten Vitalstoffe kann man in deinem Blut messen. Sie haben Einfluss auf verschiedenste Stoffwechselreaktionen in deinem Körper. So hat beispielsweise eine Unterversorgung mit Selen oder Jod (oder beidem) gern eine Schilddrüsenunterfunktion zur Folge, die in der Schwangerschaft häufiger einmal auftritt. Bestimmte Vitamin-Unterversorgungen sind assoziiert mit verschiedenen Störungen, Folsäure- und Vitamin-D-Mangel gehören hier zu den bekanntesten Phänomenen.
Das Gute an orthomolekularen Ursachen: Eine Unterversorgung mit bestimmten Stoffen kann man recht einfach beheben, indem man genau diese Stoffe substituiert. Damit ist die orthomolekulare Medizin unter den komplementären Verfahren sicher diejenige, die dem schulmedizinischen Denkansatz am nächsten ist: Es fehlt eine Substanz, das macht Symptome, eine Substitution dieser Substanz führt zur Wiederherstellung der Balance.
Manchmal ist es tatsächlich so einfach.
Die Laborparameter, die bei konkreten Symptomen einer möglichen Unterversorgung gecheckt werden können, findest du unter den jeweiligen Beschwerden, mit genauer Beschreibung und weiteren Quellenangaben im Kapitel Ernährung für zwei. Auch dann, wenn du schon einmal schwanger warst, aber Komplikationen entwickelt hast (Fehl- oder Frühgeburten, Plazentainsuffizienz, sehr kleine Babys geboren hast, Präeklampsien oder Schwangerschaftsdiabetes) oder auch nach deiner letzten Geburt (oder Stillzeit) schnell wieder schwanger geworden bist, könnte eine Substitution spezifischer Vitalstoffe Sinn machen.
Die Orthomolekularmedizin hebt sich in ihren »therapeutischen Dosierungen« zum Beheben eines Mangels meist deutlich von den Dosierungen ab, die sich auf den durchschnittlichen Tagesbedarf beziehen. Manche Frau ist irritiert oder gar erschreckt, wie weit sich die Dosierungen tatsächlich voneinander unterscheiden. Der »Tagesbedarf« ist das, was ausreicht, um bei guten Ausgangswerten nicht krank zu werden. Um gesund zu werden, wenn man sich in einer Mangelsituation befindet, bedarf es dagegen manchmal – wohlgemerkt für eine begrenzte Zeit – tatsächlich deutlich höherer Dosen. Diese findest du konkret bei den jeweiligen Beschwerden.
Bachblüten
Bachblüten eignen sich wunderbar, um emotionale Zustände zu beschreiben und sie positiv umzuwandeln. Diese Heilweise berührt wie wenige andere diese emotionale Ebene, auf der diffuse oder auch sehr konkrete Beschwerden entstehen können. In der Schwangerschaft und der Zeit danach erleben viele Frauen ein intensives Auf und Ab ihrer Gefühle. Kein Wunder: Wie soll man emotional stabil bleiben, wenn gerade die ganze Welt aus den Angeln kippt und sich alles auf den Kopf stellt? Letztlich: Wie gut, dass wir nicht immer cool bleiben im Leben! Aber dann gibt es Momente, in denen du dich selbst gar nicht wiedererkennst und selbst überrascht bist, wie fragil du dich manchmal fühlst.
Eigentlich ist ja alles gut. Der Bauch wächst, das Baby zappelt – nur sind da manchmal so Gedanken. Oder Ängste. Oder einfach ein Gefühlsdurcheinander. Auf stofflicher Ebene gäbe es also nicht unbedingt Handlungsbedarf. Die Erfahrung zeigt aber, dass es gut ist, die »Themen«, die da manchmal unvermittelt auftauchen, ernst zu nehmen. Ein Gespräch hilft oft, das ist sicher der therapeutische Anteil unserer Hebammenarbeit. Als Begleiter sind Bachblüten ein unschätzbarer Gewinn, schon weil es hilft, diese »diffusen Gefühle« zu benennen und eine Blüte als Entsprechung zu finden. In individuellen Mischungen oder manchmal auch mit Einzelblüten, die sich während der Schwangerschaft durchaus verändern können, finden verschiedene Seelenbewegungen ihre Entsprechung und helfen dir wieder zurück zu emotionaler Stabilität.
Manchmal sind es Empfindsamkeiten oder Eigenschaften, die du schon von dir kennst, die jetzt in deiner Schwangerschaft deutlicher spürbar oder übersteigert »zum Problem« werden. Auch handfeste Beschwerden wie vorzeitige Wehen, Schmerzen an den verschiedensten Stellen, Erschöpfungszustände, Gestosen und andere mehr haben eine starke psychosomatische Komponente. Hier helfen Bachblüten oft verblüffend gut weiter. In loser Folge findest du in diesem Buch einige ausgewählte, weil klassische Schwangerschafts- oder Wochenbettblüten, eingebettet in die typischen Beschwerdebilder.
Du kannst auch verschiedene Blüten mischen. Nimm von jeder der ausgewählten Blüten 3 Tropfen in 20 ml Quellwasser – am besten geht das in einem Pipettenfläschchen aus der Apotheke – und schüttle alles gut. Von dieser Mischung kannst du regelmäßig und bei Bedarf einige Tropfen nehmen. Wenn die Flasche aufgebraucht ist, schaue neu, ob du noch Blüten brauchst, und ob es noch die gleichen sind.
Homöopathie
Um der Homöopathie gerecht zu werden, stelle ich einige wenige Mittel, die in der Schwangerschaft häufiger vorkommen, ausführlicher vor. In der Homöopathie nennt man solche großen Mittel Polychreste. Die wörtliche Übersetzung bedeutet etwa »zu vielem nützlich«. Polychreste beschreiben eher den Typ, die Konstitution eines Menschen. Die Symptome, die dieser Mensch entwickelt, sind dann einigermaßen zweitrangig. Manche Mittel begleiten einen durchaus lebenslang, weil dein »Typ« mit den Veränderungen des Lebens grundlegend bleibt, wie etwa auch das Sternzeichen, wenn man an solche Dinge glaubt. Andere sind in bestimmten Lebensabschnitten Thema, kleinere Mittel sind dann für akute Situationen, ganz unabhängig von »deinem« Mittel, eine sinnvolle Gabe.
Auf dem Boden dieser homöopathischen Konstitution ist es beispielsweise gleichgültig, ob die »Sepia-Frau« – in diesen Schubladen leben Homöopathen – einen Schnupfen, eine Depression oder eine Fehlgeburt erleidet. Sepia wird bei all diesen Indikationen immer eine gute Idee sein.
Je klarer das Bild ist, je genauer der jeweilige Konstitutionstyp passt, umso sicherer wird das ausgewählte homöopathische Mittel helfen. Homöopathie wirkt also auch immer nur so gut wie die Kunst des jeweiligen Anwenders, das richtige Mittel zu finden.
Neben den großen Polychresten gibt es viele kleinere Mittel mit einem etwas spitzeren, spezifischeren Anwendungsfeld. Arnica dürfte den meisten Menschen schon einmal über den Weg gelaufen sein, vielleicht auch Belladonna, die Tollkirsche. Auch diese beiden können wichtige Mittel vor oder nach der Geburt sein, und mit verschiedenen anderen finden sie sich eher symptombezogen unter den jeweiligen typischen Beschwerden, verteilt über alle Teile des Buches.
Für die Wahl der richtigen Arznei werfen wir zunächst einen Blick auf das jeweilige Mittel: Aus welchem Stoff wird es gewonnen? Was ist der Charakter der mineralischen, pflanzlichen oder tierischen Substanz, die da wirkt? Was zeichnet sie aus, was macht sie besonders und was ist ihre Essenz, ihre Aussage? Welche Symptome (die Homöopathie spricht von Prüfungssymptomen) ruft dieses Mittel hervor, wenn wir es im gesunden Zustand nehmen? So entsteht ein Bild, das sich dann in Charaktereigenschaften und typbedingte Unterschiede der Menschen übertragen lässt.
Ob wir eher dick oder dünn sind, blond oder dunkel, ob es uns gut geht im warmen Bett oder draußen an der frischen Luft, ob wir Schokolade oder Chips essen, ob wir dreimal am Tag aufs Klo gehen oder nur alle drei Tage – das, was uns ausmacht und uns »ganz normal« erscheint, sind wertvolle Hinweise zur Auswahl des richtigen Mittels.
Die Motive von Menschen, ihre psychosomatischen Reaktionsmuster, ihr Blick auf das Leben und die Welt und auch biografische Ereignisse runden das Bild ab und vervollständigen es.
Für die klassische Homöopathie braucht es im Grunde genommen eine ausführliche Anamnese, in der möglichst viele dieser persönlichen Eigenheiten und biografischen Details genau erfragt werden und sich zu einem stimmigen Arzneimittelbild zusammenfügen.
Dennoch ist es möglich, auch mit spezifischen Symptomen »auf dem schnellen Dienstweg« zu arbeiten, wenn die Symptome entweder so typisch und deutlich sind oder das Gesamtbild im Sinne eines Polychrestes gut passt. In der Schwangerschaft und im Wochenbett ist vor allem die emotionale Komponente oft wunderbar unverstellt, sodass Frauen in dieser Zeit für den homöopathisch Kundigen ganz deutlich klassische Symptome produzieren – und auch sehr gut zugänglich für die feinen, wirksamen Impulse der hömöopathischen Behandlung sind. Auch während der Geburt sind die Verhaltensweisen und der Umgang mit der Geburtskraft so authentisch, dass sich das richtige Mittel schnell in den Vordergrund schiebt und oft deutlich zu erkennen ist.
Allerdings ist das bloße Aufscheinen eines Arzneimittelbildes, und sei es noch so klassisch, noch keine Indikation zur Mittelwahl. Pulsatilla ist da ein schönes Beispiel: Pulsatilla repräsentiert im harmonischen Zustand im besten Sinne die der natürlichen Schönheit dienende, weibliche, weiche Frau. Körperlich und emotional. »Östrogenig«. Manchmal auch etwas weinerlich und regressiv. So wie Schwangere eben sind, gesund und wunderbar. Nur wenn dann Symptome auftauchen und aus der Emotionalität Selbstmitleid wird, das Baby sich vor dem Hintergrund dieser typischen ambivalenten Stimmungslage nicht dreht oder weit nach Überschreiten des Termins nicht kommen möchte, oder wenn eine Blasenentzündung nach der anderen auftaucht, gibt es einen Handlungsbedarf, der sich, je besser das beschriebene Arzneimittelbild passt, auch tief greifend auswirken kann.
Da dies ein Buch für die Selbstanwendung und den Selbstgebrauch ist, fehlen die homöopathischen Mittel für die Geburt, die sehr hilfreich sein können, fast ganz. Diese Mittel brauchen so gut wie immer einen unverstellten und kundigen Blick von außen. Unter der Geburt haben die Frauen den »nüchternen Blick« selber nicht. Deshalb erwähne ich homöopathische Mittel in diesem Buch entweder dort, wo sie so typisch sind, dass sie der sprichwörtliche Blinde mit dem Krückstock erkennt, oder die »kleinen«, klassischen Indikationen so klar sind, dass eine Gabe in jedem Fall eine gute Idee wäre. So wie – um noch einmal das Arnica-Beispiel zu bemühen – alle Frauen nach der Geburt zumindest eine Plazentawunde haben, und dieses Mittel – neben möglichen anderen – ziemlich sicher gut gebrauchen können.
Aromatherapie
Die Aromatherapie ist ein weiteres feines und gleichzeitig tief greifendes naturheilkundliches Verfahren. Ebenfalls schon seit Tausenden von Jahren kennt man die Welt der Düfte und ihren Einfluss auf den Körper und die Seele. Man weiß, dass flüchtige, ätherische Substanzen über ihren Duft die Welt der seelischen und emotionalen Zustände tief berühren. Wissenschaftlich betrachtet: Schon wenige Minuten nach dem Hautkontakt sind diese Substanzen in der Blutbahn nachweisbar. Ohne Umwege werden diese feinen Informationen an zwei evolutionsgeschichtlich sehr alte Bereiche des Gehirns, den Hypothalamus und das limbische System, weitergeleitet.
Im Hypothalamus werden vegetative Reaktionen und hormonelle Prozesse gesteuert, im limbischen System werden Erinnerungen und Gefühle ausgelöst und verarbeitet. Beides bewirkt die Ausschüttung von Neurotransmittern, Botenstoffe, die Einfluss auf unsere Stimmungen und unser Verhalten haben. Während elementarer Erlebnisse, wie es Schwangerschaft, Geburt und die Zeit unmittelbar danach sind, werden beide Hirnbereiche intensiv angesprochen. Umso empfänglicher sind wir in diesen besonderen Zeiten für Düfte und Gerüche und umso größer wird die Bedeutung der sanften und gleichzeitig tiefgreifenden Wirkung ätherischer Essenzen.
Neben diesen vielfältigen Wirkungen auf die Gefühlswelt ist auch mittlerweile die antibakterielle, antifungizide und antivirale Wirkung einiger Öle gut erforscht. Ätherische Öle wirken hier verblüffend schnell und sicher, Resistenzentwicklungen sind bislang nicht bekannt, ein unschätzbar wichtiger Faktor. Mittlerweile bieten spezielle Labore sogenannte Aromatogramme (analog zu einem Antibiogramm zum Testen der Keimempfindlichkeit auf ein Antibiotikum) zum Auffinden des jeweils wirksamen Öles an: Keimkulturen werden bebrütet und verschiedenen Aromaölen ausgesetzt, der Hemmhof um die ausgewählten Öle zeigt dann die erregerspezifische Empfindlichkeit. So kann eine Rezeptur (etwa für ein Vaginalzäpfchen zur Behandlung von Infektionen) erstellt werden.
Wichtig ist auch hier, auf eine hohe und reine Qualität zu achten. Ätherische Öle sollten immer von seriösen Firmen gekauft werden und nicht aus dem Angebotsaufsteller an der Kasse. Es sind viele gepanschte Qualitäten am Markt, die nicht das beinhalten, was draufsteht, und das dann noch von fragwürdiger Herkunft. Auch gibt es kleine, aber wichtige Unterschiede: Echter Lavendel ist etwas anderes als Speicklavendel oder Schopflavendel. Ich persönlich würde auch ausschließlich ätherische Öle aus kontrolliert biologischem Anbau verwenden. Bezugsquellen für ätherische Öle in sehr guter Qualität sind die Firma Primavera oder die Firma WADI – Professor Wabner. Tolle Ölmischungen gibt es von Ingeborg Stadelmann über die Bahnhof-Apotheke in Kempten. Für die kosmetischen Produkte von into life verwende ich ebenfalls ausschließlich hochreine Essenzen aus biologischem Anbau.
Du musst kein Buch lesen, um alles, was zum Gebären wichtig ist, in dir zu finden. Aber manchmal ist diese Intuition ein bisschen kapriziös und sagt einfach nichts, wenn du sie fragst. Dann frage deine Hebamme – oder stöbere ein bisschen in diesem Buch.
Ich wünsche dir eine wunderschöne, kraftvolle und gesunde Zeit für dich und dein Baby!