Michael Holst: Flusen | Fluffs
Geschichte einer Installation | Story of an installation
Mit einem Essay von Hans Peter Markstein und einer Rezension von Yoko Kawakami
Herausgegeben von Marcellus M. Menke
conTEMPart-Edition. Köln.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.
© 2020 Marcellus M. Menke
Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 9783751945929
Michael Holst: The room is empty. Concept for an installation, Rotterdam, July 2007.
Michael Holst: Der Raum ist leer. Konzept einer Installation, Rotterdam, Juli 2007.
Zweiundzwanzig Linien, Gemälde Nr. 6 der Serie 124 maschinengenerierte Schwarz-Weiß-Gemälde, verwirklicht von Michael Holst
twenty-two lines, painting no 6 of the seriees 124 black and white paintings, machine generated, brought to real life existence by Michael Holst
Einige nicht mehr gezählte Linien einer schwarz-weiß Photographie, Porz am Rhein, aus dem fahrenden Zug aufgenommen am 20. Mai 2019
Some uncounted lines of a black and white photograph, Porz am Rhein, taken from the moving train on May 20, 2019
Beobachtetes Ergebnis eines Abriebs. Kleidungsstück, für einige Jahre unverändert an eine Wand gehängt, Siegen, Photographie vom 31. August 2019
Observed result of abrasion. Garment, hung unchanged on a wall for several years, Siegen, photograph from August 31, 2019
Studie einer zunächst gar nicht gesehenen Diagonale, Siegen, Photographie vom 31. August 2019
Study of a diagonal, at the first view not seen at all, Siegen, photograph from August 31, 2019
Unscharfes Detail eines vor lange Zeit gemalten Bildes, Siegen, Photographie vom 31. August 2019
Blurred detail of a painting done a long time ago, Siegen, photograph from August 31, 2019
Kante einer bemalten Leinwand mit sichtbaren Flusen, Siegen, Photographie vom 31. August 2019
Edge of a painted canvas with visible fluffs, Siegen, photograph from August 31, 2019
Kante einer bemalten Leinwand mit dünnem gelben Streifen an der Rahmenkante und sichtbaren Flusen, Siegen, Photographie vom 31. August 2019
Edge of a painted canvas with a thin yellow stripe at the edge of the frame and visible fluffs, Siegen, photograph from August 31, 2019
Nicht ganz scharf aufgenommene Flusen auf einer bemalten Leinwandecke, Siegen, Photographie vom 31. August 2019
Not entirely sharply shot of a fluff on a painted canvas corner, Siegen, photograph from August 31, 2019
Detail einer ungleichmäßig weiß bemalten Leinwand mit dem dahinter sichtbaren Schatten der Kante des neben ihr hängenden Rahmens, Siegen, Photographie vom 31. August 2019
Detail of an irregularly white painted canvas with the visible shadow of the edge of the frame hanging next to it, Siegen, photograph from August 31, 2019
Beinahe wirklich rote Fluse auf grauem Stoff, Aufnahme 4, Siegen, Photographie vom 17. September 2019
Almost truly red fluff on grey fabric, photo 4, Siegen, photograph dated September 17, 2019
Beinahe wirklich rote Fluse auf grauem Stoff, Aufnahme 6.3, Siegen, Photographie vom 17. September 2019
Almost truly red fluff on grey fabric, photo 6.3, Siegen, photograph dated September 17, 2019
Beinahe wirklich rote Fluse unscharf auf grauem Stoff, Aufnahme 7.2, Siegen, Photographie vom 17. September 2019
Almost truly red fluff blurred on grey fabric, photo 7.2, Siegen, photograph dated September 17, 2019
Erwartete Veränderung. Beinahe wirklich rote Fluse auf grauem Stoff, Aufnahme 14.2-c
Expected change. Almost truly red fluff on grey cloth, photo 14.2-c,
Glückliches Atmen. Beinahe wirklich rote Fluse auf grauem Stoff, Aufnahme 21
Breathing happily. Almost truly red fluff on grey fabric, photo 21
Poetisches Diminuendo langsam angegangen.
Beinahe wirklich rote Fluse auf grauem Stoff, Aufnahme 4
Poetic diminuendo approached slowly. Almost truly red fluff on grey fabric, photo 4
Immer wieder neu dankbar strukturierte Klarheit.
Beinahe wirklich rote Fluse auf grauem Stoff, Aufnahme 8
Always gratefully structured clarity. Almost truly red fluff on grey fabric, photo 8
Schwebung. Beinahe wirklich rote Fluse auf grauem Stoff, Aufnahme 16
Beating. Almost truly red fluff on grey fabric, photo 16
Entfernung. Beinahe wirklich rote Fluse auf grauem Stoff, Aufnahme 1
Distance. Almost truly red fluff on grey cloth, photo 1
Drei. Beinahe wirklich rote Fluse auf grauem Stoff, Aufnahme 2
Three. Almost truly red fluff on grey fabric, photo 2
Entfernung. Beinahe wirklich rote Fluse auf grauem Stoff, Aufnahme 12
Distance. Almost truly red fluff on grey cloth, photo 12
Panoramainspiration. Beinahe wirklich rote Fluse auf grauem Stoff, Aufnahme 72
Panorama inspiration. Almost truly red fluff on grey fabric, photo 72
Alle Bilder aufgenommen in Siegen am 17. September 2019
All images taken in Siegen, September 17, 2019
Es gibt Aussagen, die gewagte Aussagen sind. Das mit dem leeren Raum, den es nicht gibt, ist so eine gewagte Aussage, finde ich. Es könnte ihn ja wirklich geben, den leeren, den wirklich ganz und gar leeren Raum, der, vor dem man sich auch fürchten kann, so verstehe ich dieses Diktum vom „horror vacui“, das ja in der Kunst sehr viel Wirksamkeit gezeigt hat. Aber gibt es ihn, den wirklich leeren Raum? Gesehen haben kann ihn keiner, denn überall wo wir hinsehen ist etwas, immer.
Es kann ja sein, dass wir das, was wir sehen durch unser Schauen erzeugen, und das halte ich sogar für wahrscheinlich und wenn man das ganz ernst nimmt, müsste das für meine Arbeit als Künstler heißen, dass ich sie nicht mehr tun müsste, tun sollte, vielleicht auch gar nicht mehr tun könnte, denn der Betrachter macht ja die Kunst. Er schafft mit seinem Schauen das was er sieht.
Ich habe diese Vorstellung für eine ganze Zeit als sehr unangenehm empfunden und wenn ich mich hingesetzt habe und eine Ausstellung konzipiert habe, dann hat mich das behindert, ja richtig gelähmt und ich habe wirklich Tage gehabt, da konnte ich überhaupt nicht arbeiten, da ist einfach nichts passiert und erst dann ist mir der Gedanke gekommen, dass ich ja vielleicht ein Begleiter bin für dieses Schauen und ich schaue ja auch und schaffe damit und ich kann anderen helfen zu sehen und das fand ich dann einen wirklich schönen Gedanken und der treibt mich seitdem das zu machen, was ich mache und was mir so wichtig ist.
Michael Holst, 23. September 2017, Centre Max Flaubert, Paris