Cyborg-Fieber

Interstellare Bräute® Programm: Die Kolonie - 5

Grace Goodwin

Inhalt

Willkommensgeschenk!

Interstellare Bräute® Programm

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Epilog

Willkommensgeschenk!

Interstellare Bräute® Programm

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Interstellare Bräute® Programm

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1

Kira Dahl, Ausbilderin an der Koalitions-Akademie, Die Kolonie, Basis 3, Kampfarena


„Ich sehe doch, wie du ihn angaffst. Ich nehm‘s dir nicht übel; dieser Atlane ist verdammt scharf.“ Der niedliche deutsche Akzent, mit dem meine Freundin diese Worte aussprach, ließ mich beinahe laut loslachen. Jahrelange Disziplin retteten mich davor.

Ich drehte mich zu Monika herum und funkelte sie an, gab ihr meinen besten Ausbilderin-mit-zusammengekniffenen-Augen-Blick. Genau genommen war es mein Leg dich bloß nicht mit mir an-Polizisten-Blick, aber das wusste sie nicht. In den Straßen von Toronto hatte mir dieser Blick immer geholfen, aber Monika war eine gute Freundin, und anscheinend wenig beeindruckt von meiner hart erarbeiteten Grimmigkeit.

Sie blickte von dem atlanischen Kampflord, der gleich in der Arena kämpfen würde, zu mir, und machte ein mir nur allzu bekanntes süßes Unschuldsgesicht. „Was denn? Sag bloß, dass ich mich irre. Du beäugst ihn doch wie ein All-you-can-eat-Kuchenbuffet zu Hause.“

Ich wandte mich wieder dem Geschehen vor uns zu, spitzte die Lippen und hoffte, dass meine Wangen nicht gerade leuchtend rot anliefen. Ich würde es zwar nie zugeben, aber meine Freundin von der Erde—und Kadettin in meiner Abschlussklasse—hatte recht. Der Atlane war ein Prachtkerl von einem Mann. Groß, dunkelhaarig und gutaussehend wurde ihm als Beschreibung nicht gerecht. Er war wohl an die 2,15m groß und hatte einen Körperbau, der mir den Eindruck vermittelte, er würde Bodybuilder von der Erde zum Frühstück verspeisen. Aber da er—oben ohne, musste ich betonen—in einer Kampfarena stand, hatte er die harten Kanten und scharf definierten Muskeln eines Mannes, der unerbittliche Situationen überlebt hatte. Kampfgetümmel. Verwüstung. Er trug Narben, und diese Narben machten mich scharf. So verdammt scharf. Ich wollte jede einzelne von ihnen mit meiner Zunge nachzeichnen.

Er hatte Cyborg-Teile wie alle anderen hier auf der Kolonie—beide Arme waren von dem glänzenden Silber der Schaltkreise und Muskelimplantate überzogen. Er hatte eine fette Narbe in seinem Nacken, aber ich hatte keine Ahnung, ob die vom Hive stammte oder aus einem Kampf. Nachdem ich schon fast ein Jahr lang unsere Rekruten für Einsatzübungen auf die Kolonie brachte, war ich an die silbernen Körperteile der Krieger, die hier lebten, gewohnt. Es überraschte mich nicht länger, wenn ein Kämpfer glitzerndes Metall in seiner Haut eingebettet hatte. Die Implantate bedeuteten für mich nichts weiter als Ehrenabzeichen. Er hatte gegen den Hive gefochten, hart gekämpft und überlebt. Jeder auf diesem Planeten hatte das, und ich respektierte jeden einzelnen Krieger hier.

Aber dieser Atlane versetzte meinen Körper in Alarmstufe Rot. Ich konnte seine Beine nicht sehen, da er Hosen trug, aber sein Rücken und seine Brust waren nackt. Heiße, muskulöse Perfektion, die ich anfassen wollte. Und lecken. Und streicheln. Und küssen.

Mein Körper bebte mit einem überraschend starken Verlangen. Meine Libido war in letzter Zeit im Winterschlaf gewesen; als Ausbilderin kam es nicht in Frage, sich mit den Kadetten der Koalitions-Akademie einzulassen, selbst, wenn ich nur ein paar Jahre älter war als die meisten der neuen Rekruten. Es war kein Problem gewesen, enthaltsam zu leben. Und da niemand unter den anderen Ausbildern und im Verwaltungspersonal mich reizte, war es mir leicht gefallen, meine Regel zu befolgen, keinen Mann und keine Verstrickungen in mein Leben zu lassen. Aber wenn ich mir den Atlanen ansah, leckte ich mir über die Lippen. Regeln hin oder her, davon wollte ich eine Kostprobe.

„Wenn er normal schon so ist, frage ich mich, wie er im Biestmodus aussieht“, fügte sie hinzu, während sie sich zu mir lehnte und mir ins Ohr flüsterte. Sie deutete darauf, wie der Atlane hin und her lief, seinen Gegner vom Rand der Arena aus im Auge behielt, die Fäuste ballte und wieder öffnete. Und das ließ die Muskeln und Sehnen an seinem Unterarm nur noch deutlicher hervortreten. Du liebe Scheiße. Der, im Biestmodus? Größer, stämmiger, dominanter. Intensiv. Eiskalt.

Meine Pussy schrie mir entgegen: ja, bitte! Und dabei hatte der Kampf noch gar nicht angefangen. Es war...elementar, dieses Interesse, das ich an ihm hatte. Primitiv. Ich kannte seinen Namen nicht, seine Lebensgeschichte. Er hatte mich noch nicht mal zum Abendessen und ins Kino ausgeführt, und doch begehrte ich ihn. Sofortige Anziehung. Es war anders als das, was mir über die Everianer und ihre geprägten Gefährtinnen erzählt worden war. Es war nicht so intensiv, dass ich dem Ganzen nicht den Rücken kehren und funktionstüchtig bleiben konnte. Aber ein Everis-Kadett hatte mitten im Semester gehen müssen, da sein Mal erwacht war und er den Fokus und das Interesse für alles andere verloren hatte. Er wollte sie nur aufspüren und in Besitz nehmen.

Was ich von diesem übergroßen Augenschmaus von einem Kerl wollte, war eher eine...One-Night-Stand-Situation. Heiß und heftig. Hart und animalisch. Ich war so unartig, aber alles in mir schrie mich an, mich nackt auszuziehen und über ihn herzufallen. Ob er einen Namen hatte oder nicht - meiner Pussy war es egal. Ich wollte einen Orgasmus von einem Mann, und mein Körper hatte beschlossen, dass es dieser atlanische Kampflord sein würde, der ihn mir bescheren würde.

Sein Gegner war, der karamellfarbenen Haut und den scharfen Gesichtszügen nach, ein Prillone. Er schritt auf der anderen Seite der Arena auf und ab und unterhielt sich mit ein paar anderen, höchstwahrscheinlich in einer Strategie-Besprechung. Er war kleiner, aber das hieß nur, dass er gut über 1,80 groß war. Die beiden riesigen Aliens standen einander in der gut besuchten Arena gegenüber. Die Größe der Zuschauermenge, die vom Halbkreis der Sitze um die Kampfarena herum aus zusah, verriet mir, dass dies hier ein beliebter Zeitvertreib nach Dienstschluss war. Diese Aufregung, das Surren der Energie, die von allen ausging, war berauschend. Jeder, dem wir hier auf diesem Planeten begegneten, hatte ein intensives Wesen, und das Erlebte beim Hive gab gewiss den Ton an. Die Kämpfer trugen Wut und Schmerz in sich, für die die Kampfarena—selbst, wenn man nur Zuseher war—ein Auslassventil darstellte.

„Du weißt doch, wie es heißt“, setzte Monika an. „Dass die Größe seiner Hände ein Hinweis sind auf die Größe seines—“

Ich lachte und klatschte ihr eine Hand auf den Mund, um den Rest des Satzes zu unterdrücken. Sie wackelte mit den Augenbrauen. Soviel also zu meinem intensiv geübten einschüchternden Blick.

„In Ordnung, es reicht!“

Sie und meine Pussy sagten mir eine Sache—fall über den Riesen her—aber mein Kopf eine andere.

Sie spitzte ihre Lippen, aber ich konnte sehen, dass sie nur zu gerne mehr sagen würde. Unsere Freundschaft ging weit über eine rein berufliche Beziehung zwischen Ausbilder und Kadett hinaus. Wir waren beide von der Erde, die einzigen zwei Menschenfrauen im aktuellen Jahrgang der Akademie. Sie war zwar aus Deutschland und ich aus Kanada, aber wir hatten so viel gemeinsam. Besonders, wenn man eine ganze Galaxis weit von zu Hause weg war. Sie hatte ihre Ausbildung an der Koalitions-Akademie beinahe abgeschlossen und würde nach dem Abschluss in einen offiziellen Kampfeinsatz ziehen. Ich war dort Ausbilderin; die jüngste, die die Akademie je gehabt hatte. Dank meines Alters hatte ich mehr mit den Kadetten gemeinsam als mit den anderen Lehrern.

Und Monika? Sie war ein Riesenspaß, und ich hatte sie wahnsinnig gern. Nur nicht gerade in diesem Moment. Sie hatte nicht oft Gelegenheit dazu, sich über mich lustig zu machen—es gab nicht viel gemeinsame Freizeit, und wenn, dann gab es Protokolle zur Rangordnung zu befolgen—und sie genoss es. Ausgesprochen.

Es kam auch selten vor, dass wir nicht auf Zioria waren. Einsatzübungen auf anderen Planeten fanden in den letzten paar Wochen eines Semesters statt, und nur mit jenen, die vor dem Abschluss standen. Es war unsere letzte Chance, ausgewachsene Schlachtsimulationen zu durchlaufen und zu versuchen, sie auf das vorzubereiten, was ihnen bevorstand. Es gab noch ein paar andere menschliche Ausbilder, die meisten davon Ex-Militär oder CIA. Strategie. Waffen. Wir bezeichneten die jungen, aggressiven, naiven Rekruten als Zygoten. Babys. Allesamt. Egal, von welcher Welt. Sie hatten keine Ahnung, worauf sie sich einließen.

Wir schon. Wir wussten, was da draußen wartete. Ich war nun schon über drei Jahre beim Interstellaren Geheimdienst I.C., und die Stelle als Ausbilderin an der Koalitions-Akademie war ein Deckmantel für sensible Aufträge. Aber diese Rekruten auszubilden, war ebenso meine Aufgabe, und die nahm ich sehr ernst. Je besser wir daran arbeiteten, sie auszubilden, umso weniger von ihnen mussten sterben.

Und deswegen waren wir alle hier auf der Kolonie und spielten Einsatz-Simulationen mit den anstehenden Absolventen dieses Semesters durch. Aber mit denen waren wir nun fertig und hatten einen freien Abend, an dem sich die Truppe entspannen konnte. An dem ich mich entspannen konnte.

Oder einen Atlanen ficken.

„Er ist scharf“, gab ich zu, dann biss ich mir auf die Lippe. Als sie die Augen verdrehte, fügte ich hinzu: „Also gut. Er ist absolut umwerfend, wenn man auf den Typ dunkler, geheimnisvoller Riese steht.“ Ich seufzte. „Und das tue ich.“ Oh, und wie.

„Es gibt keine Regeln dagegen, mit einem scharfen Atlan-Biest zur Sache zu gehen“, antwortete sie.

„Wir sind zum Höhlentraining hier auf der Kolonie“, erinnerte ich sie. Mein Spezialgebiet war das Tarnen und Täuschen. Rein, raus, und nicht erwischen lassen. Soweit man es als Krieger wusste, war, wenn man erst vom Hive geschnappt worden war, alles vorbei. Niemand würde einem zu Hilfe kommen. Und in neunundneunzig Prozent aller Fälle war das auch so. Aber für das restliche Prozent gab es den I.C.—den Intelligence Core, den Interstellaren Geheimdienst. In Zweier- oder Dreierteams zogen wir aus und bargen hochrangige Zielpersonen.

Es war eine gefährliche, aber wichtige Arbeit. Es dufte nicht geschehen, dass der Hive in die Gedanken eines I.C.-Teammitglieds eindrang. Wir wussten zu viel. Über alles.

Zwei Kämpfer gingen unsere Sitzreihe entlang und wir standen auf, um sie vorbeizulassen. Beide waren riesige Prillon-Krieger. Sie blickten uns an, als wären wir Nachtisch, und setzten sich nicht weit von uns entfernt hin, links von mir.

Testosteron-Alarm. Zu viele scharfe Krieger. Wir waren buchstäblich umzingelt.

Das Prillon-Duo starrte uns an, machte mir deutlich, dass sie interessiert waren. Aber ich hatten im Moment nur Augen für einen Krieger. Und der war atemberaubend. Mein ganzer Körper geriet bei seinem Anblick in Wallung. Gott, dieser Atlane war messerscharf. Ich war erst ein paar Mal einem Atlanen begegnet. Sie blieben auf der Akademie eher unter sich, und ihre Ausbilder waren selbst riesige Atlan-Krieger, für den Fall, dass einer von ihnen während des Trainings die Kontrolle über sein Biest verlor.

Ihre Frauen gingen nicht in Biestmodus und kämpften nicht in der Koalition, und ich weigerte mich, diesbezüglich eine Meinung zu haben. Ich wusste, dass ihre Männer groß waren, beschützerisch, dominant—groß.

Das Schaudern, das mir über den Körper lief, hatte nichts damit zu tun, dass die Prillon-Krieger näher heranrückten, und alles damit, wie die Schatten auf den Bauchmuskeln des Atlan-Kämpfers spielten. Ich wollte ihn dort lecken, dann weiter nach unten wandern...

„Das Training ist schon seit zwei Stunden vorbei“, sagte Monika. Warum redete sie immer noch?

Sie setzte sich hin und plauderte weiter, ahnungslos über die Prillon-Krieger und ihr offenkundiges Interesse. „Du warst es doch, die uns entlassen und uns aufgetragen hat, an unserem letzten Abend auf dem Planeten ein wenig Spaß zu haben. Unser Transport zurück zur Akademie ist erst für morgen angesetzt. Du hast die ganze Nacht lang Zeit.“ Sie lehnte sich gegen mich, stieß vielsagend ihre Schulter an meine.

Weitere Zuseher füllten die Tribüne, bis sie regelrecht überquoll. Sie alle trugen die Uniformen ihrer Dienststelle und ihres Ranges aus der Zeit, bevor sie auf der Kolonie angekommen waren. Jeder Krieger trug leichte Kampfrüstung, die meisten in schwarz-grauem Tarnmuster für den Kampf im Weltraum. Monika und ich waren die einzigen hier in Akademie-Uniformen, ihre grau, meine schwarz, entsprechend meiner Rolle als Ausbilder.

„Ich bin nicht auf der Suche nach einem Gefährten.“ Auf gar keinen Fall. Männer machten alles kompliziert. Sie waren egoistisch. Kontrollierend. Schwierig. Ärsche. Zumindest die, an die ich auf der Erde geraten war. Aus diesem Grund hatte ich die im All gemieden, selbst die knackigen Aliens, die mir im Zuge meiner Arbeit an der Akademie und meines Nebenjobs beim I.C. über den Weg gelaufen waren. Die Krieger im I.C. waren nicht egoistisch, aber sie waren auf jeden Fall kontrollierend, dominant, und würden in einer engeren Beziehung Schwierigkeiten verursachen.

Ich brauchte mir nicht von einem Mann sagen zu lassen, was ich tun durfte und was nicht. Ich war noch nicht bereit, mich niederzulassen und zu einer Baby-Maschine für einen Alien zu werden, solange es da draußen Leute gab, die mich brauchten, die ich retten konnte.

So, wie ich meine Eltern nicht hatte retten können.

„Wer hat etwas von einem Gefährten gesagt? Ich dachte, wir reden hier von heißem Sex, Schwester. Und der da brüllt geradezu, so heiß ist er.“

„Wenn ich einen Gefährten wollte, hätte ich mich zum Interstellaren Bräute-Programm gemeldet“, fügte ich hinzu, um meine Position völlig klarzustellen.

„In Ordnung, aber du hattest doch schon mal ein schlichtes Techtelmechtel? Auf der Erde? Zumindest eines?“

Ich schenkte ihr zur Antwort nur ein Schulterzucken. Die Erde lag hinter mir. Was ich dort getan hatte, war für mein jetziges Leben irrelevant. Auch wenn ich sagen musste, dass ich noch nie ein feineres Musterexemplar von XY-Chromosomen präsentiert bekommen hatte als diesen kämpfenden Atlanen.

Plötzlich jubelte die Menge, viele standen auf, manche hoben die Hände an den Mund und riefen Parolen. Die beiden Kämpfer in der Arena fingen an, hin und her zu laufen. Ich wusste nicht, wie ein Kampf hier ablief, was die Regeln waren. Es gab keinen Ring, keine Seile, keine Hocker in der Ecke. Es gab auch keinen Mund- oder Kopfschutz. Keinen Schiedsrichter.

„Also?“, fragte Monika, und ich dachte an ihre eigentliche Frage.

„Ja, ich hatte ein paar One-Night-Stands“, antwortete ich, als wäre es seltsam, wenn das nicht so gewesen wäre. „Nichts allzu Wildes.“

Sie lachte und deutete auf den Atlanen, der sich nun in die Arenamitte bewegte. „Das liegt daran, dass es so etwas Wildes wie ihn auf der Erde gar nicht gibt.“ Sie hob die Hand und fächelte sich selbst Luft zu.

Nein, das gab es nicht.

Die beiden Krieger blieben auf Distanz, etwa fünf Schritte lagen zwischen ihnen, und umkreisten einander. Ich konnte die Muskeln im Rücken des Atlanen spielen sehen, seine Schultern sich zusammenziehen und lockern, während er die Arme vor sich schwenkte. Trotz ihrer Größe und Masse waren ihre Füße auf dem Erdboden ganz leise. Das hier waren keine Neulinge an der Akademie, frisch und unschuldig und begierig darauf, zu zeigen, wie clever und wagemutig sie angeblich waren. Nein, diese beiden waren dem Hive persönlich begegnet, hatten zu viel gesehen, und waren höchstwahrscheinlich desillusioniert, finster an den Kanten und erbarmungslos.

Der Prillon-Krieger war gutaussehend, auf seine Weise. Groß. Muskulös. Konzentriert. Aber ich nahm ihn kaum wahr, denn ich konnte meine Augen nicht von dem Atlanen abwenden.

Von meiner Koalitions-Ausbildung wusste ich, dass sie aneinander Maß nahmen, ihre dominante Haltung und andere verräterische Eigenheiten kennenlernten. Sie redeten miteinander, und ihre tiefen Bariton-Stimmen ließen meine Pussy vor Hitze zusammenzucken. Seine Stimme. Gott. Ich lehnte mich vor und versuchte, ihre Worte zu verstehen. Die Drohungen. Die Herausforderung.

Für gewöhnlich empfand ich keinen Genuss bei körperlicher Gewalt, aber ich musste mir auf die Schenkel klatschen, um mich davon abzuhalten, aufzustehen und dem Atlanen entgegenzubrüllen, dass er ihn fertig machen sollte. Ich wusste, dass mein Atlane eine gute Figur machen würde. Seine Größe. Seine Kraft. Die Intensität in seinen Augen. Ich wollte, dass er mächtig sein würde. Ich brauchte es, dass er atemberaubend sein würde. Dieses Bedürfnis schockierte mich, aber es pulsierte durch meine Adern wie sanfte Stromschläge. Wie ein Puls. Und ich konnte meine Augen nicht abwenden.

Ich hielt die Luft an und wartete auf den ersten Angriff. Es war ein vielversprechendes Match.

Der Atlane war so weit im Kreis gelaufen, dass er uns wieder zugewandt war. Seine Augen waren auf den Gegner gerichtet, laserscharf. Sein linkes Bein war vorne, die linke Hand oben, mit offener Handfläche, und die Rechte war unten und schützte seine Mitte.

„Ja! Komm schon, los! Tu es!“ Die Worte platzten mit einer Gewaltbereitschaft aus mir hervor, die mich schockierte. Ich wollte hören, wie seine Faust auf das Fleisch des Prillonen klatschte. Ich nahm an, dass ich ein wenig den Verstand verlor, vielleicht übertrieben reagierte wegen all dem Stress, unter dem ich in den letzten Monaten gestanden hatte. Aber ich fühlte mich wild. Völlig außer Kontrolle. Ich brauchte die Genugtuung, zuzusehen, wie mein Atlane seinen Gegner zu Brei schlug.

Meine Pussy wollte es auch, so heiß und scharf, dass ich vor Begehren pochte. Als wäre dies ein Vorspiel, und nicht ein Kampf in einer Arena auf einem Planeten, der gewissermaßen einer außerirdischen Gefängniskolonie gleichkam.

Aus irgendeinem Grund blickte er hoch in die Tribüne. Er lächelte, sagte etwas zu dem anderen Kämpfer. Ich musste die Worte nicht erst hören, um zu wissen, dass es etwas Provokatives war, und ich wünschte, ich hätte es hören können. Richtig oder falsch, ich wusste, dass es mich antörnen würde.

Er blickte noch einmal hoch in die Zuschauermenge, aber diesmal traf sein Blick auf meinen.

Hielt ihn.

Mein Herz machte einen Sprung. Es war ein seltsames Gefühl. Es war, als wenn man mit einem Auto über eine Bodenwelle fährt, das fallende Gefühl einem einen heißen Schauer durch den Körper jagt und einem der Schweiß auf die Stirn tritt.

„Heilige Scheiße“, raunte Monika. Ich spürte, wie sie mich am Ellbogen packte, die Finger in mir vergrub, aber ich drehte den Kopf nicht herum. Ich konnte gar nicht.

Diese dunklen Augen blickten zu mir. Sahen mich. Hielten mich gefesselt. Mein Atem stockte mir in der Lunge. Meine Brüste waren schwer und heiß, und ich konnte mich nicht bewegen.

„Ähm, Dahl. Er schaut dich direkt an.“

Was du nicht sagst.

Der Atlane, der offenbar seine Betäubung über meinen Anblick abgeschüttelt hatte—was lachhaft war, denn ich sah in meiner schlichten Uniform, das Haar zu meinem üblichen tief sitzenden Pferdeschwanz zusammengebunden, nicht gerade aufregend aus—fing wieder an, sich zu bewegen, zu kreisen, aber er mich beobachtete weiterhin.

Mich!

„Er wird sich noch Prügel einfangen, wenn er sich nicht bald auf das Match konzentriert“, raunte ich. Ich biss mir auf die Lippe, machte mir plötzlich Sorgen um den Kerl. Ablenkung konnte er im Moment wirklich nicht gebrauchen.

Meinen Eierstöcken gefiel es allerdings, dass ich seine Ablenkung war. Meine Pussy zuckte, meine Nippel wurden hart davon, wie er mich anblickte. Gott, es war mächtig. Fühlten sich so die Everianer, wenn ihr Mal erwachte?

Nein, das hier war anders. Ich spürte es nicht in meiner Seele. Das hier spürte ich in allen meinen weiblichen Körperteilen. In jedem einzelnen. Das hier war pure Lust. Ich war von ihm erregt. Ernsthaft angetörnt. Ich wollte ihn. Nicht für immer, sondern um dieses Sehnen loszuwerden. Und wenn er überall so groß war, wie Monika gescherzt hatte, dann würde es ein Wahnsinnsritt werden.

Ich hatte ja zwölf Stunden vor mir, die ich nicht im Dienst war und keine Verpflichtungen hatte. Kein Unterricht, keine Missionen für den I.C. Nichts als Freizeit, in der ich dieses Sehnen erleichtern konnte, das mit jeder Sekunde anwuchs. Und ich wollte, dass der Atlane sich für mich darum kümmerte.

Falls er nicht zuerst auf der Krankenstation landete.

Der Prillone stieß ein Brüllen aus und griff an. Ich sog den Atem ein, als er losstürmte, Fäuste im Anschlag. Der Atlane wandte den Blick nicht von mir ab, nicht bis zur allerletzten Sekunde, als er wie ein Blitz zuschlug.

Das Krachen und Knirschen von brechenden Knochen konnte man sogar über das Gejohle der Menge hinweg hören. Blut spritze aus der Nase des Prillonen, während er wie eine hohe Fichte im Wald zu Boden fiel. Seine Arme hoben sich nicht, um seinen Fall abzubremsen, was ein Anzeichen dafür war, dass er umgehend bewusstlos geschlagen worden war.

Ein Schlag. Und mehr brauchte es nicht. Der Kampf war vorbei.

Der Atlane holte tief Luft, stieß sie aus, und ich konnte zusehen, wie dabei seine Bauchmuskeln spielten. Er warf einen raschen Blick auf den Prillonen, dann zu den Sanitätern, die bereits auf den gefallenen Krieger zuliefen, dann blickte er zu mir zurück.

Er schritt quer durch die Arena und an den Rand der Tribüne, schnurstracks auf mich zu, als wären wir mit einem Draht miteinander verbunden.

Die Menge teilte sich wie das rote Meer vor Moses, und sie drehten sich herum, um zu sehen, was die Aufmerksamkeit des Atlanen erregt hatte. Hinter ihm wurde der Prillone versorgt, und ich konnte sehen, wie er zu sich kam, während sein Blut den Boden tränkte. Sein Kiefer stand in einem merkwürdigen Winkel ab, er war offensichtlich gebrochen.

Aua.

„Ähm, Dahl, jetzt starrt er dich so richtig an.“

Ich blickte auf die anderen, die hier waren, um sich den Kampf anzusehen. Auch sie blickten alle auf mich.

Als ich wieder auf den Atlanen blickte, hatte er die Hand gehoben und krümmte einen Finger. Winkte mich zu sich.

Ich schluckte. Hörbar. Meinte er wirklich mich?

Ich blickte mich um. Aller Augen waren auf mich gerichtet, warteten ab, was ich tun würde.

Ach du Scheiße. Auf mich allein. Ich bildete mir das also nicht ein.

Monika gab mir einen Schubs, und ich taumelte vorwärts. „Geh schon, Mädel!“

Ich stieg eine Reihe weiter nach unten, ihm entgegen, und blickte zu Monika zurück. Sie hatte ein verschmitztes Lächeln auf dem Gesicht. „Tu nichts, was ich nicht auch tun würde. Also nein, nicht wirklich. Tu einen ganzen Haufen Dinge, die ich nicht tun würde.“ Sie nickte und ermunterte mich, dem Atlanen zu folgen.

Ich leckte mir die Lippen, blickte wieder auf den Atlanen. Oh ja, ich wollte ihn, und er wollte ganz offensichtlich auch mich.

Seine Haut glänzte vor Schweiß, was jeden Einzelnen seiner wohl definierten Muskeln betonte. Er drehte seine Hand herum, streckte sie mir entgegen und sagte mir ohne Worte, dass ich sie nehmen sollte.

Ich stieg die Reihen hinunter, eine nach der anderen, bis ich ihm gegenüberstand. Er war so verdammt groß, mehr als einen Kopf größer als ich, eher zwei.

Er stieß wohl Pheromone in Wellen aus, denn ich wollte nichts mehr, als seinen Nacken zu lecken und seine salzige Haut zu schmecken. Meine Handflächen über seinen Oberkörper gleiten lassen, hinunter an seinen Hosenknopf. Seinen Schwanz packen, ihn streicheln. Ihn beherrschen.

Ich wollte ihn besitzen. Ihn liebkosen. Ihn reiten. Ich wollte ihn, im Ganzen, nur für mich allein. Dass er mich füllte. Zum Betteln brachte. Mich zum Kommen brachte, auf seinem riesigen—

Er hob seine Finger, strich mir über die Wange, und ich hielt den Atem an. Das Gefühl seiner zarten Liebkosung war unbeschreiblich und überraschend angesichts seiner Größe.

„Meins“, sagte er mit lauter Stimme, als würde er jeden in Hörweite wissen lassen wollen, dass ich vom Markt war. Ich dachte an die enttäuschten Blicke, die wohl gerade die Gesichter der beiden Prillon-Krieger hinter mir zierten, und unterdrückte ein Grinsen.

Fürs Erste, für diese Nacht, gehörte er ganz mir.

Also legte ich meine Hand in seine, bereit für eine wilde Nacht mit einem Atlanen—und hoffentlich auch mit seinem Biest.