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2. Auflage 2011

Originalausgabe
© 2011 Klaus-Dieter Sedlacek
Internet: www.klaus-sedlacek.de
Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN 978-3-8448-8666-5

Der Autor Diplom-Mathematiker Klaus-Dieter Sedlacek, Jahrgang 1948, lebt seit seiner Kindheit in Süddeutschland. Er studierte neben Mathematik und Informatik auch Physik. Nach dem Studienabschluss im Jahr 1975 und einigen Jahren Berufspraxis gründete er eine eigene Firma, die sich mit der Entwicklung von Anwendungssoftware beschäftigte. Diese führte er mehr als fünfundzwanzig Jahre lang. In seiner zweiten Lebenshälfte widmet er sich nun seinem privaten Forschungsvorhaben. Er hat sich die Aufgabe gestellt, die Physik von Information, Bedeutung und Bewusstsein näher zu erforschen und einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Im Jahr 2008 veröffentlichte er ein aufsehenerregendes Sachbuch mit dem Titel »Unsterbliches Bewusstsein — Raumzeit-Phänomene, Beweise und Visionen«.

Webseite: www.klaus-sedlacek.de

Inhaltsverzeichnis

0.Vorwort

1. Funktionen bewusster Entitäten

1.1 Warum Roboter Bewusstsein zeigen können

1.2 Existiert eine Geistsubstanz?

1.3 Das Phänomen Bewusstsein

1.4 Schlüsselmerkmale

1.5 Automatisch ablaufendes komplexes Verhalten

1.6 Gefühlsregung und Bedürfnis

1.7 Selbstbewusstsein

2. Realisierung eines synthetischen Bewusstseins

2.1 Notwendige Funktionen

2.2 Ein neues Bewusstseinsmodell

Schritt 1: Ausgangsmodell der Behavioristen

Schritt 2: Berücksichtigung innerer Informationsverarbeitung

Schritt 3: Verhaltensalternativen und freie Entscheidung

Schritt 4: Flussdiagramm und Programmtipps

2.3 Projektstudie zum Bewusstseinsmodell

2.4 Das Trägersystem

2.5 Praktische Tipps

3. Resümee und Ausblick

4. Literatur

5. Index

0. Vorwort.

Wenn es richtig ist, dass unser Universum aus einer Singularität genannt Urknall hervorging – und daran zweifelt heute kaum noch jemand – dann haben sich sowohl das Leben, als auch das Bewusstsein aus den gleichen Zutaten entwickelt, die im Universum allgemein für die Entstehung von Materie, Galaxien und Sterne zur Verfügung stehen.

Wie ich schon an anderer Stelle beschrieb1, bestehen die Zutaten für alles was existiert, aus einer bestimmten Informationsart und der Fluktuation als Lebensprinzip. Die Informationsart, die ich Substanzinformation nannte, ist äquivalent zu der Energie, deren Kondensationsprodukte schließlich Elementarteilchen und Materie formen.

Heute können wir den Schöpfungsvorgang nachbilden und Materie praktisch aus dem Nichts erzeugen, wie die Experimente mit den Elementarteilchenbeschleunigern zeigen. CERN ist das bekannteste Beispiel dafür. Damit dem Energieerhaltungssatz genüge getan wird, braucht es für diesen Vorgang allerdings ungeheuere Energiemengen.

Kürzlich gelang es dem amerikanischen Biologen Craig Venter sogar aus toter Materie synthetische DNS zu erzeugen, sie in eine leere Bakterienhülle einzupflanzen und das Gebilde danach zum Leben zu erwecken.

Nur eines fehlt noch: aus den uns zur Verfügung stehenden Zutaten des Universums Bewusstsein zu erzeugen. Als erster Schritt würde es genügen, wenn wir ein informationsverarbeitendes System, einen Roboter, mit einem »synthetischen Bewusstsein« ausstatten würden, wie ich ein künstliches Bewusstsein in Analogie zu Craig Venters Leistung nennen möchte.

Das Ziel mag für Anhänger eines Dualismus von Geist und Materie vermessen klingen. Doch für jene Forscher, die nicht an eine von Materie getrennte eigene Geistsubstanz glauben, ist es ein durchaus legitimes Ziel ein synthetisches Bewusstsein herzustellen.

Erstaunlicherweise braucht man für die Schaffung eines synthetischen Bewusstseins keine Milliarden Investitionen oder riesige Forschungseinrichtungen. Man braucht auch keine DNS zu synthetisieren. Es genügt ein im örtlichen Handel käuflicher Roboterbaukasten und ein geeignetes Programmiersystem, das man gratis im Internet bekommt. Jeder kann ein synthetisches Bewusstsein erschaffen, der schon mal Programme entwickelt hat und bereit ist sich ohne Vorurteile auf das Abenteuer einzulassen, die Funktionalität des Bewusstseins zu entdecken.

Auch wer nicht vorhat, selbst ein synthetisches Bewusstsein zu entwickeln, wird von den hier vorgestellten Ideen und Konzepten profitieren, indem er das besser verstehen lernt, was als eines der größten Geheimnisse unserer Welt gilt: der Bewusstseinsprozess.

Spanien im Sommer 2011

Klaus-Dieter Sedlacek

1 Sedlacek (2010)

1. Funktionen bewusster
Entitäten.

1.1 Warum Roboter Bewusstsein zeigen
können.

Bewusstsein ist nach wie vor eines der größten Rätsel der Wissenschaft. Es gibt keine allgemein anerkannte Definition, was Bewusstsein überhaupt ist. Während sich Philosophen mit der begrifflichen Seite von Bewusstsein beschäftigen und versuchen die Beziehungen zwischen Bewusstsein, Denken und Geist zu klären, betrachten die Psychologen Merkmale und Unterschiede von bewussten und unbewussten Zuständen. Die Biopsychologen versuchen dem Phänomen mit Beobachtungen der Tierwelt oder der Erforschung seines Auftretens beim Kleinkind bis zur Entwicklung im Erwachsenenalter, beizukommen. Die Neurowissenschaftler und Hirnforscher vergleichen Hirnstrombilder oder Aufnahmen des Magnetresonanztomographen über Gehirnvorgänge mit korrespondierenden bewussten Zuständen und Vorgängen.

Heute ist es möglich, dem Gehirn praktisch online beim Denken zuzuschauen. Seine Geheimnisse werden Stück für Stück entblättert. Farbige Lichter der aktiven Regionen blitzen auf Beobachtungsschirmen auf, wenn die Versuchspersonen ihre Gedanken schweifen lassen.

Doch gleich, an welcher Stelle die Gedanken ihre Strahlung entfalten, keine der aktiven Regionen kann eindeutig dem Ort des Bewusstseins zugeordnet werden. Es macht eher den Eindruck, als sei Bewusstsein eine Gemeinschaftsleistung der neuronalen Aktivität mehrerer Gehirnregionen oder des gesamten Gehirns.

Sollte sich Bewusstsein gar als ein emergentes Phänomen herausstellen, das so entsteht, wie die Eigenschaft »flüssig« oder »fest« als kollektive Erscheinung aus einer Gesamtheit von Molekülen?

Genauso wie ein einzelnes Molekül weder flüssig noch fest sein kann, so kann Bewusstsein nicht an den Ort eines einzelnen Neurons gebunden sein. Das bedeutet, Bewusstsein ist eine ortsunabhängige Erscheinung und es besteht berechtigter Grund zur Annahme, dass sich Bewusstsein erst aufgrund der kollektiven Wechselwirkungen der speziellen im Gehirn vorkommenden zellulären oder molekularen informationsverarbeitenden Ensembles zeigt. Und ich denke, niemand wird ernsthaft bestreiten wollen, dass das Gehirn zur Verarbeitung all jener Informationen dient, die zum Input oder Output lebender Systeme gehören.

Information, soweit es sich nicht um Substanzinformation2 handelt, ist übertragbar. D. h., sie kann von einem Informationsträger auf einen anderen übertragen werden. Beispielsweise kann die Information eines elektronisch gespeicherten Emails mit Hilfe eines Druckers auf den Informationsträger Papier übertragen werden.

Bewusstsein zeigt sich nach Überzeugung der meisten Wissenschaftler im Zusammenhang mit der im Gehirn stattfindenden Informationsverarbeitung. Wenn man davon ausgeht, dass das Gehirn ein Träger übertragbarer Information ist und Bewusstsein kein solcher Träger, weil es sich nicht an einem bestimmten Ort lokalisieren lässt, dann muss Bewusstsein selbst Teil der Informationsverarbeitung, nämlich ein informationsverarbeitender Prozess3 sein.

Die Software (das Programm) eines informationsverarbeitenden Prozesses kann genauso wie sonstige Information auf andere Trägersysteme übertragen werden und zusammen mit der neuen Hardware wieder einen informationsverarbeitenden Prozess bilden. Deshalb dürfen wir getrost davon ausgehen, dass Bewusstsein nicht ausschließlich beim menschlichen oder tierischen Gehirn auftritt, sondern sich auch im Verhalten eines anderen Trägersystems, beispielsweise eines Roboters zeigen kann.

Diese Schlussfolgerung mag für viele Leser schwer zu verdauen sein. Bevor ich deshalb die Funktionen vom Bewusstsein näher bespreche, möchte ich zur Untermauerung des oben Gesagten einen Abstecher in die Philosophie unternehmen.

1.2 Existiert eine Geistsubstanz?

Ist Geist oder Bewusstsein eine eigene Substanz, die unabhängig von der Materie existiert? Gibt es also so etwas wie eine Dualität von Geist und Materie? Oder sind wir nur unser Gehirn, d.h. Materie?

Die Oxforder Wissenschaftlerin Susan Greenfield meint, die letzte Frage bejahen zu können. Sie gehört zu den Materialisten, die sagen, es gebe nur eine, nämlich die materielle Substanz.

Als Substanz wird in der Philosophie etwas bezeichnet, das aus sich selbst heraus und unabhängig von anderen Substanzen existieren kann. Eigenschaften benötigen im Gegensatz dazu eine Trägersubstanz. Beispielsweise kann die Eigenschaft »Gewicht« nicht aus sich selbst heraus existieren. Es bedarf eines materiellen Körpers, d.h. einer Substanz, der man die Eigenschaft Gewicht zuordnen kann.

Geist wäre den Materialisten zufolge die Eigenschaft eines materiellen Objekts. Er ist eine Informationsart, die eines Informationsträgers bedarf. Bewusstsein als eine Form von Geist hätte damit nicht den Status einer eigenständigen Substanz.

Viele Religionen und Philosophen sehen das jedoch anders, wenn sie davon ausgehen, dass der Geist den Körper nach dem Tod verlässt und in ein Geistreich eingeht. Bewusster Geist wäre nach der Vorstellung dieser Substanz-Dualisten eine eigene Substanz, die von der des physischen Körpers getrennt werden kann.

René Descartes (1596 - 1650) gilt als bekanntester Vertreter der Substanz-Dualisten. Für ihn war Geist eine »denkende Substanz« schlechthin, die unabhängig vom Körper existieren kann. Die Interaktion des Geistes mit dem materiellen Körper erfolgte seiner Meinung nach über die Zirbeldrüse.