Wie wird man mit einer Trennung fertig? Wie mit dem Schmerz und der Schmach, plötzlich abgewiesen zu werden, draußen zu stehen? Maik ist erst Anfang Dreißig, aber Selina schien die Frau fürs Leben gewesen zu sein. Die Freunde versuchen zu trösten und zu helfen, mit Schulterklopfen, einer Gitarre und viel Alkohol. Er drückt sich vor ihrem Haus herum, fährt nachts ruhelos durch die Straßen, ringt mit dem Bedürfnis, sie anzurufen, versucht verzweifelt zu akzeptieren und loszulassen – aber da steht immer der Andere im Weg, Ronald, der jetzt das Recht auf Selinas Nähe hat. In dieser schwierigen Zeit durchwandert Maik die Abgründe seiner Seele, steht vor den großen Fragen nach der Liebe, der Vergänglichkeit, dem Tod, und erlebt eine Katharsis besonderer Art.

Rainer Gross, Jahrgang 1962, studierte Philosophie, Literaturwissenschaft und Theologie. Er lebt mit seiner Frau als freier Schriftsteller in Reutlingen.

Bisher veröffentlicht: Grafeneck (Pendragon 2007, Glauser-Debüt-Preis 2008); Weiße Nächte (Pendragon 2008); Kettenacker (Pendragon 2011); Kelterblut (Europa 2012).

Bei BoD erschienene Romane:

Die Welt meiner Schwestern

Das Glücksversprechen

Yūomo

Haus der Stille

Schrödingers Kätzchen

Drei Tage Wicklow

Haut

Der Traum der Delphine

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages und des Autors reproduziert werden oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

© 2015 Rainer Gross

Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

Layout und Umschlaggestaltung: Rainer Gross

Umschlagfoto: © Depositphotos.com/olgaaltunina

Alle Rechte vorbehalten

ISBN: 978-3-7392-7701-1

I’ve seen your flag on the marble arch

Love is not a victory march

It’s a cold and it’s a broken Hallelujah.

LEONARD COHEN

Maik Maik Maik – ich liebe Dich, aber wohl nicht genug! Ich möchte nie ohne Deine Nähe sein, ich will, dass Du das weißt. Vielleicht hättest Du nicht weggehen sollen, die vier Wochen nach Berlin, vielleicht wäre alles anders gekommen, ich hätte nicht bei Ronald Geborgenheit gesucht, weil ich mich so allein gelassen fühlte. Ich liebe ihn jetzt auch. Das ist so gekommen, keiner kann etwas dafür. Ich möchte Dich immer in meinem Leben wissen, aber das ist zu viel verlangt, ich weiß. Ich verstehe, wenn Du nicht willst, dass wir Freunde bleiben. Ich möchte nicht sagen: Lebwohl, sondern: Auf Wiedersehen! Deine Selina.

Damals, als Maik mit Selina zusammen war ...

Damals.

Ich werde nicht damit fertig, sagt Maik und trinkt sein Bier leer.

Kopf hoch! Alles geht mal vorbei, sagt Wim.

Aber das ist es ja gerade, womit ich nicht fertig werde, fährt Maik auf und stellt hart das Weizenglas auf den Tisch. Der Wirt hinterm Tresen schaut auf.

Womit?

Dass es vorbei ist! Dass ich es jetzt wie eine Geschichte erzählen kann, verstehst du? Eine von diesen Stammtischgeschichten, weißt du, wenn die Leute anfangen mit damals und weiß ich noch wie heute, und am Schluss kommt irgendeine Bilanz oder Lehre. Diese Art von Fertigsein – damit komme ich nicht klar!

Sie sitzen im Eiskellerturm, an der Eichenholztheke. Es ist ein warmer Sommerabend, auf der Kreuzung draußen dröhnen die Motoren und quäken die Hupen, an der italienischen Eisdiele trauben die Eiskremsüchtigen wie Bienen an der Wasserlache. Eine letzte Helle am Himmel, man sieht noch Einzelheiten. Etwa Wims Gesicht, wenn er erwidert:

Acta est fabula, wie Asterix sagt. Das Geschehene ist eine Fabel.

Eben, sagt Maik und versucht, sich wieder einzukriegen.

Dann mach doch einfach eine Geschichte draus, sagt Rick und beugt sich vor, die Ellbogen auf den Tresen gelegt. Schreib das Ganze doch einfach mal auf.

Das kann ich nicht. Das ist es ja. Ich habe die Geschichte nicht. Ich müsste eine erfinden, verstehst du: Ursachen, Hintergründe, Entwicklungen, Fehlhaltungen, all das Zeug, das man für eine Liebesgeschichte und noch dazu für eine gescheiterte braucht. Das hab ich nicht. Ich verstehe das Ganze nicht. Sie hat diesen Ronald und liebt mich auch noch, irgendwie, aber zusammen sind wir nicht mehr, und ich habe Schluss gemacht mit ihr und will sie nicht mehr sehen, und das geht jetzt vier Wochen, und ich vermeide die Straße, in der sie wohnt mit diesem Typ und meide die ganzen Orte, wo wir gemeinsam waren und den ganzen Scheiß – aber ich weiß nicht, was vorgeht. Was da passiert ist. Wie soll ich da eine Geschichte schreiben?

Dann erfinde halt eine. Oder mehrere. Vielleicht ergibt der gemeinsame Nenner die Wahrheit.

Du bist ein Schlaumeier, Wim, sagt Maik säuerlich. Wenn du so schlau bist, dann schreib du mir doch die Geschichte. Du hast sie schließlich mitgekriegt.

Am Rande. Ich hab Selina ein- oder zweimal gesehen.

Ach, das kannst du doch alles in die Tonne treten! Maik winkt ab.

Jetzt weiß Wim nicht weiter. Schulterklopfen, Ermunterung, der Abend ist noch jung.

Sie bestellen noch zwei Bier, gehen aber nach draußen an einen der Blechtische, weil sie rauchen wollen. Der Wirt nickt.

Draußen ist es geräuschig und luftig. Sie stecken sich Panatellas an, Sumatra, mit dem herrlich leichten Heuduft, paffen den Rauch ins Sommerzwielicht hinaus, schweigen.

Damals, denkt Maik.

Er will nicht zu einem von denen werden. Ein Bier zuviel, und sie fangen an zu erzählen. Curriculum vitae, ob der Andere es hören will oder nicht. Damals in Wien. Mädchen, du warst doch dabei. Die Tauben auf dem Dach gegenüber, die kupfergrünem Dächer auf grobem Stein. Fahrpläne, Trambahnen, bitte sich festzuhalten. Bitte sich loszulassen. Luftpostbriefe nach Hause und Schönbrunns knirschender Kies, zweispännig vorgefahren, ist sich Buutz, die was breggelt. Misanthrop. Atemrauch zwischen Buchs.

Wer blickt da schon durch? Liebesgeschichten durchschaut man nicht. Man hört sie sich an, wird neidisch, wenn sie nicht gestorben sind und noch heute leben, man brummt zustimmend und gedenkt der Vergänglichkeit der Welt, wenn die Liebe wieder mal nichts war als ein seidenes Bett voller Blues. Aber sonst? Irgendeine Erkenntnis? Fehlanzeige.

Bloß keine Beziehungskisten, keine Analysen, keine zerknüllten Papiertaschentücher und Sitzungen beim Psychologen. Zwangsneurose wegen mangelnder Mutterliebe in der Kindheit. Rollenkonflikt, Identitätskrise, Selbstfindung. Warum können sich zwei Menschen nicht einfach lieben? Einander das geben, was sie wollen und brauchen, Nähe, Geborgenheit, Sicherheit, Anerkennung, Selbstwertgefühl, Sex. Welche Gründe gibt es denn, nicht zusammen zu bleiben? Was trennt einen so endgültig? Wie oft will man denn im Leben seine Liebe verschenken, immer wieder einen Anfang machen, ein Leben in sich aufnehmen und es bewahren, einen Menschen erkennen und respektieren, die Eine unter den Vielen, die einzigartig und unverwechselbar wird, wie oft?

Ich wollte das eigentlich nur einmal, denkt er.

Und jetzt diese Geschichte.

Er wartet vor ihrem Haus. Im zweiten Stock brennt Licht. Stehlampenlicht und das blaue Flackern vom Fernseher. Dort oben sitzt sie jetzt mit diesem Typen und kuschelt sich an ihn. Seine Ruhe liebt sie an ihm, die Sicherheit und Zuverlässigkeit, die er ausstrahlt. Das will Maik gar nicht wissen. Er weiß auch nicht, warum er da steht, im stillen Garten, im engen Hof, und hinauf schaut. Vielleicht will er ihr nahe sein. Vielleicht will er sich vergewissern, dass es die Selina, die er kennt, noch gibt. Vielleicht will er diesem Typen die Reifen seines Kabrios zerstechen oder hinauf gehen und ihm eine in die Fresse hauen. Dazu bin ich nicht geschaffen, sieht Maik ein.

Er steht eine halbe Stunde, dann öffnet sich die Haustür und tatsächlich kommt Ronald heraus mit Mülltüten in der Hand. Maik wischt zwischen die Müllcontainer und duckt sich. Die Schritte kommen näher. Der Typ bleibt vor Maiks Container stehen.

Der muss mich gesehen haben, denkt Maik. Gleich wird er sagen: Komm raus, ich hab dich gesehen. Aug in Auge. Was willst du? Lass Selina in Ruhe! Was schleichst du hier herum? Verschwinde!

Aber Ronald scheint ihn nicht zu sehen. Maik bekommt plötzlich den Schiebedeckel gegen den Kopf geknallt, es tut tierisch weh, dann geht der Deckel wieder zu und der Typ trollt sich.

Scheiße, murmelt Maik und reibt sich den Schädel. Noch mal gut gegangen. Er kommt aus seinem Versteck und hat genug vom Beobachten. Er fährt nach Hause und fragt sich in seinem Wohnzimmer, ob die Aktion nun gelungen war oder nicht. Ins Auto gestiegen und durch die Nacht gefahren ist er schon. Laute Musik aus der Anlage und zwei Whisky intus und die Augen tränenverschleiert. Hat er schon hinter sich.

Er setzt sich an den Wohnzimmertisch und nimmt ein Blatt Papier, kritzelt mit dem Tintenstift ein paar Zeilen darauf. Ein Gedicht. An Selina. Dichten kann Maik. Er hat gelernt, dass es nicht so sehr auf die Reime, sondern mehr auf den Rhythmus ankommt. Die Reihenfolge der Hebungen und Senkungen, der Wechsel von betonten und unbetonten Silben.

Er schreibt aufs Geratewohl:

Meine Nächte sind nicht Deine Hände und Deine Augen nur noch leiser Wahn. Du musst vergehen, Du musst endlich enden, dann fängt kein Glück mehr an.

Das gefällt ihm. Pathetisch, ja. Wenn man einen oder zwei Whisky intus hat – und das hat Maik wieder – dann tut Pathos gut. Kein Glück mehr. Ade Selina. Ein Kapitel ist zu Ende, ein neues beginnt. Jedes Ende ist ein neuer Anfang. So geht das im Leben. Eine endlose Folge von Enden und Anfängen, einmal gab es einen Anfang ohne zuvoriges Ende, und das letzte Ende ohne neuen Anfang wird die Rechnung ausgleichen. Dann fällt ihm ein, dass er Selina nicht schreiben darf. Er will sich nicht mehr bei ihr melden, den Kontakt völlig abbrechen, sie aus seinem Leben tilgen. Er zerknüllt das Papier und will es wegwerfen. Er glättet es wieder und liest es noch einmal. Man könnte es behalten, denkt er, als Motto. Als Vorsatz. Er faltet es zusammen, glatt liegt es jetzt nicht mehr aufeinander, sondern widerständig und weich geworden vom Knüllen, und steckt es in seine Brieftasche.

Paolo zirpt kleine Träumereien auf seiner Gitarre und fängt dann mit einem französischen Chanson an. Sein Französisch klingt sehr nasal, als wäre er erkältet. Maik hört zu. Von Paolo ist man das gewöhnt, dass er mitten im Gespräch anfängt zu spielen.

Sie sitzen oben auf der Dachterrasse der WG, in der Paolo wohnt, zwei Stühle, ein Bistrotisch, Gläser, Getränke, italienische Bruscetta, die Paolo im Ofen gebacken hat, der Himmel dunkelt ein wenig, die Lichter der Stadt ringsum, Abgasgeruch manchmal, denn das Haus steht auf einer Verkehrsinsel unten am Bahnhof. Sommer in der Stadt. Dass er das nicht auch noch spielt, denkt Maik.

Maik beneidet Paolo. Dafür, dass der in den Tag hinein lebt. Warum man ihn Paolo nennt, weiß niemand. Eigentlich heißt er Richard Wurmlinger. Er hat Geigenbauer gelernt und arbeitet als Kunstschreiner in der Wilhelmstraße. Manchmal erzählt er von seinen Reisen, aber jeder, der ihn kennt, weiß, dass er die nie unternommen hat. Seemannsgarn und Jägerlatein, aber von Paolo ist man das gewöhnt.

Das Herz ist ein Reisender, sagt er und spielt leise weiter. Le coeur est voyageur. Die Kokospalmen schreiben Liebeslieder, und das Herz ist ein Reisender. Auf den Marquesas.

Warst du da auch schon?, fragt Maik genervt.

Wo?

Auf den Marquesas.

Auf den Marquesas? Warte mal, vielleicht erinnere ich mich.

Und er spielt wieder eine Sequenz. Seine Liedchen sind witzig, verträumt, verspielt, wollige Lämmer, die er über eine eigensinnige Weide treibt.

Mir fällt nur die Sache mit diesem Mädchen ein, damals in Paris.

Ach, du spinnst doch.

Wusstest du, dass er neben Gauguin begraben ist?, fragte sie mich. Wer? Jacques Brel! Wer ist Jacques Brel? Und sie raufte sich die Haare ob meiner Unwissenheit. Den ganzen Abend lang ließ sie das Lied laufen, Auf den Marquesas, erfuhr ich, sie schwärmte nicht, sie war ernsthaft und besessen. Die Menschen reden dort vom Tod wie wir von einem Apfel, erzählte sie und rückte mit ihren angezogenen Knien an mich heran. Alte weiße Pferde gehen umher und sehen aus wie auf einem Gemälde. Wenn es windstill ist, bleibt die Zeit stehen. Abends steigen die Feuerlichter, die Korallenriffe bekommen verrückte Namen, und fern ertönt leise Tanzmusik. Das Herz ist ein Reisender dort, erzählte sie, ich spürte die Sonnenwärme ihrer Haut und roch die Süße ihres Atems, seufzen schickt sich nicht auf den Marquesas. An vielen Morgen frühstückten wir auf ihrem Balkon, hörten Brel und ließen Schmetterlinge flattern. Eines Tages, warnte sie mich. Eines Tages flieg ich hin. Jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit fuhr ich mit der Métro bei ihr vorbei, besorgte Croissants, klingelte Sturm und lachte wie ein Schuljunge. Eines Tages öffnete sie nicht. Sie war nicht mehr da. Ich war gewarnt worden, sicher, aber wer denkt denn sowas? Eine Schwärmerei – also gut, eine Besessenheit, aber für die Marquesas, bitteschön, zehntausend Flugkilometer entfernt am anderen Ende der Welt! Ich hatte nicht das Geld, um ihr nach zu fliegen, hatte keine Adresse, konnte meine Arbeit nicht im Stich lassen, hatte Freunde hier in Paris und überhaupt. Sowas will gut überlegt sein. Das Herz ist ein Reisender, schrieb sie mir auf einer Karte von Hiva Oa. Gleich neben Gauguins Grab. Danach hörte ich nichts mehr von ihr. Und jetzt habe ich jedes Mal, wenn ich morgens in die Métro steige und an der Haltestelle zu ihrem Haus vorbeifahre, das unbehagliche Gefühl, in meinem Leben zu viel überlegt zu haben.

Du denkst, dass das Herz ein Reisender ist?

Unterwegs wie ein Schmetterling von Blüte zu Blüte. Wie ein Pilger von Heimat zu Heimat. Es kann sich immer wieder verschenken, sich hingeben, und bleibt doch immer bei sich selbst. Das Herz ist ein Passant in den Passaten dieser Welt.

Wie viele deiner Geschichten stimmen eigentlich? Du tust so, als hättest du hundert Frauen geliebt und mit keiner hat es geklappt.

Im Ernst, Maik, sagt Paolo und hört auf zu klimpern, beugt sich vor, senkt die Stimme.

Ich habe noch längst nicht genug geliebt. Erst wenn ich ausgeliebt habe, erst dann ist es Zeit für eine Frau, die meine Gefährtin sein wird. Seite an Seite gehen wir dann den Rest des Weges, unbekümmert um die Welt. Die Welt wird uns nicht mehr interessieren. Ich werde bis ans Ende der Welt gereist sein und erkannt haben, dass man am Rand nicht hinunterfällt. Das ist wahre Liebe.

Hast du Selina nicht einmal geküsst? Als wir zu viert auf Santorini waren? Damals war ich noch nicht mit ihr zusammen.

Selina? Wer ist Selina?

Blöder Hund!

Das mit Selina war doch nicht deine erste Beziehung, oder?

War! Mensch, Paolo! Wenn du nur für zehn Pfennig Feinfühligkeit hättest!

Paolo ist nicht feinfühlig. Das solltest du wissen.

Damit kommst du auf Dauer nicht durch.

Im Grunde beneidest du mich, Maik, sagt Paolo lächelnd.

Jetzt hör mir mal zu! Wenn du das alles wirklich erlebt hast, was du so vom Stapel lässt, dann führst du tatsächlich ein großartiges Leben. Ein erfülltes Leben. Aber wenn nicht, wenn du dir das alles nur zusammen spinnst, dann tust du mir leid. Von Herzen leid.

Alle meine Erlebnisse sind Wirklichkeit, erwidert Paolo lässig. Das hat den Vorteil, dass ich zwischen Realität und Fiktion nicht unterscheiden muss.

Selig sind die geistig Armen!

Das mit Selina war doch nicht deine erste Beziehung, Maik. Da waren doch noch andere Frauen.

Na und?

Erzähl doch mal. Wie war das? Zum Beispiel mit Britta ...

Lass Britta aus dem Spiel!

Erzähl doch deine Geschichte. Damals, mit Britta ...

Damals mit Britta! Das würde dir so passen, dass ich jetzt eine Stammtischgeschichte zum Besten gebe. Mein Leben ist keine Geschichte. Liebe ist keine Geschichte.

Das Herz ist ein Reisender, Maik.

Auf der Reise wohin?

Zu den letzten Dingen. Erst der Tod erklärt alles. Erst dann weiß das Herz, wo es zuhause ist.

Meinst du das jetzt fromm?

Paolo ist nicht fromm. Das solltest du wissen. Ruhelos ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir, sagt Augustinus.

Und den hast du damals auf Kuba getroffen, oder was? In der Zigarrenfabrik, in der du geschuftet hast, oder was? Mensch, Paolo!

Für einen gläubigen Menschen, sagt Paolo in pastoralem Tonfall, ergeben sich aus dieser Wahrheit drei Folgen für das praktische Leben.

Maik ist nicht gläubig. Das solltest du wissen, Paolo.

Erste Folge: Alle Dinge, Orte und Menschen, an denen sich das Herz in der Welt hängt, sind unzureichend. Wahre Geborgenheit, wahre Heimat findet es nur in dem, der es geschaffen hat.

Aha. Sub speciae aeternitatis, und schon tut alles nur noch halb so weh. Damit kann ich nichts anfangen.

Zweite Folge: Wenn du eine Frau haben sollst, hat dein Schöpfer sie dir längst bereitgestellt. Du musst sie nur noch finden.

Spiel lieber deine Chansons!

Dritte Folge –

damals