Einleitung
Kapitel 1: Systematischer Teil
Herzanatomie und der normale Herzrhythmus
Die Entstehung von Herzrhythmusstörungen
Diagnostische Methoden
EKG
Was sollte ich bei der Anfertigung eines Ruhe-EKGs beachten?
Langzeit-EKG
Was sollte ich bei der Anfertigung eines Langzeit-EKGs beachten?
Wann ist die Anfertigung einer Langzeit-EKG-Registrierung sinnvoll?
Ereignisrekorder – mobile Geräte zur Erfassung von Rhythmusstörungen
Externe Ereignisrekorder
Implantierbare Ereignisrekorder
Behandlungsmethoden
Allgemeiner Behandlungsplan und Medikamente
Allgemeine Elektrotherapie, Kardioversion, Defibrillation
Was ist der Unterschied zwischen Kardioversion und Defibrillation?
Was ist im Vorfeld einer Kardioversion wichtig?
Die elektive externe elektrische Kardioversion – Schritt für Schritt
Herzschrittmacher – die Behandlung von Bradykardie
Telemedizinische Überwachung von implantierten Herzschrittmachern und Defibrillatoren
Implantierbare Defibrillatoren
Elektrophysiologische Untersuchung, Katheterablation und moderne Ortungssysteme (Mapping)
Die wichtigsten Arten von bradykarden und tachykarden Herz rhythmusstörungen und ihre Behandlung
Atriale Tachykardien
Inadäquate Sinustachykardie
Ektope atriale Tachykardie
Vorhofflattern
Vorhofflimmern
Behandlungskonzepte bei Vorhofflimmern
Das Risiko eines Schlaganfalls bei Vorhofflimmern
Atrioventrikuläre Tachykardien
AV-Knoten-Reentry-Tachykardie
Wolff-Parkinson-White-Syndrom (WPW-Syndrom)
Weitere Krankheitsbilder mit zusätzlicher Leitungsbahn zwischen Vorhof und Herzhauptkammer
Ventrikuläre Tachykardien
Gutartige Kammerextrasystolen und Kammertachykardien
Potenziell gefährliche Kammerextrasystolen und Kammertachykardien
Kammerflimmern, Kammerflattern und der plötzliche Herztod
Kapitel 2: Was kann man selbst für mehr Herzgesundheit tun?
Herzgesund leben kann jeder
Wie ernähre ich mich am besten?
Die Ernährungspyramide von heute – mehrdimensional
Der 10-Punkte Ernährungsplan
Allgemeine Hinweise zur Ernährung
Ernährungstrends – besser für den Körper?
Welche Nahrungsmittel sind gut fürs Herz?
Bewegung und Sport
Warum ist Bewegung so wichtig?
Muss es unbedingt Sport sein?
Einfluss des Gewichts auf Herzrhythmusstörungen
Eine kleine Pulskunde
Kapitel 3: Antworten auf die häufigsten Patientenfragen
Was ich als Patient wissen sollte
Schlusswort
Glossar
Register
Nützliche Adressen
Bildnachweis
Impressum
Den Takt des Lebens gibt unser Herz vor, das unermüdlich und zuverlässig tagein, tagaus für uns schlägt – ein Wunder der Natur! Mit diesem Buch möchten wir Ihr Interesse für das Herz – Ihr Herz – wecken und Sie einladen, sich einmal eingehend mit diesem etwa faustgroßen, pumpenden Muskel zu beschäftigen, an dem unser Leben hängt und mit dem auch unsere Gefühle und Emotionen so unglaublich stark verbunden sind. Kein anderes Organ im menschlichen Körper löst gleichzeitig solche Faszination und solche Ängste aus wie das Herz, selbst das Gehirn nicht, das nicht weniger wichtig ist und vielleicht genauso viel Interesse verdiente. Es ist aber unsere „Pumpe“, die uns im wahrsten Sinne des Wortes bewegt.
Was aber ist, wenn Ihr Herz aus der Reihe tanzt? Wenn es zu schnell oder zu langsam schlägt? Die Diagnose Ihres Arztes lautet dann: Herzrhythmusstörung. Unter diesem Begriff wird ein weites Feld von Erkrankungen zusammengefasst, die wir Ihnen in diesem Buch vorstellen werden. Herzprobleme, die struktureller Art sind oder die versorgenden Herzkranzgefäße betreffen, werden allerdings nur behandelt, wenn sie die Grundlage einer Herzrhythmusstörung sind.
Das Buch ist in drei große Kapitel unterteilt: einen systematischen Teil, in dem die verschiedenen Herzrhythmusstörungen, auch Herzarrhythmien genannt, ihre Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten beschrieben werden; einen praktischen Teil, in dem der Frage nachgegangen wird, was Sie für mehr Herzgesundheit tun können, und schließlich ein Kapitel mit Antworten auf die häufigsten Patientenfragen. Dieses Buch ersetzt natürlich nicht den Arztbesuch oder die Diagnose eines kardiologischen Facharztes, es hat jedoch den Anspruch, umfassend, sachlich, wissenschaftlich korrekt und lebensnah zu informieren. Wir wünschen Ihnen eine interessante, faszinierende und lehrreiche Lektüre.*
*Die im Text häufig verwendeten Fachbegriffe finden Sie im Glossar erklärt. Obwohl wir dem sprachlichen Gendern durchaus positiv gegenüberstehen, haben wir uns dennoch entschlossen, die jeweils männlichen Formen zu verwenden, um den Text nicht zusätzlich zu überfrachten.
Dem plötzlichen Herztod aufgrund eines Herzrasens liegen im Wesentlichen zwei Rhythmusstörungen zugrunde, die aber fließend ineinander übergehen können: Ein Kammerflattern liegt vor, wenn eine zwar schnelle, aber regelmäßige EKG-Kurve registriert wird, ohne dass noch Erregungsausbreitung und -rückbildung sicher zu unterscheiden sind. Die Herzfrequenz liegt beim Kammerflattern in aller Regel über 220 bis 240/min; aufgrund der meist nur geringen Herzauswurfleistung im Kammerflattern ist in der Regel kein ausreichender Kreislauf mehr vorhanden: Der Patient verliert das Bewusstsein und würde bei Weiterbestehen dieses Zustandes versterben; daher ist eine sogenannte kardiopulmonale Reanimation erforderlich. Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang die Elektrokardioversion, also die Abgabe eines Elektroschocks.
Abb. 89: Belastungs-EKG mit dem Auftreten typischer bidirektionaler Extraschläge
In Ableitung III ist erkennbar, dass nach einem Extraschlag (1), bei dem der Hauptvektor nach oben zeigt, ein weiterer Extraschlag (2) auftritt, diesmal mit dem Hauptvektor nach unten, und der Hauptvektor unmittelbar darauf wieder nach oben zeigt.
Das Kammerflimmern als die bedrohlichste Rhythmusstörung überhaupt führt unmittelbar zur Beendigung (Sistieren) der Herzleistung und damit zum plötzlichen Herztod, sofern nicht unverzüglich Wiederbelebungsmaßnahmen eingeleitet werden. Im EKG zeigt sich eine ungeordnete elektrische Aktivität mit geringer Ausschlagshöhe (Amplitude). Ein Kammerflimmern kann durch eine Elektroschockabgabe durchbrochen werden.
Abb. 90: Elektroschockabgabe bei Kammerflimmern
Das Kammerflimmern auf der linken Bildhälfte wird durch einen Elektroschock (großer Ausschlag) von außen beendet; rechts ist wieder eine normale Herzerregung im EKG zu sehen.
In dem Moment, in dem es zu Kammerflimmern oder Kammerflattern kommt und der Kreislauf weitgehend zusammenbricht, stoppt die Durchblutung der lebenswichtigen Organe. Das Gehirn reagiert in einer solchen Situation am empfindlichsten; aus diesem Grund wird ein Mensch ohne Kreislauf bzw. Herzfunktion bereits nach wenigen Sekunden bewusstlos. Nach weiteren zwei bis drei Minuten kann dann die Atmung aussetzen, was das Versterben einleitet. Erfolgt eine Defibrillation von Kammerflimmern innerhalb von vier bis fünf Minuten (und eine Reanimation nach zwei bis drei Minuten), dann überleben etwa 30 bis 40 Prozent der Betroffenen; wenn die Behandlung erst nach ungefähr zehn Minuten einsetzt, ohne dass Wiederbelebungsmaßnahmen erfolgen, besteht für den Patienten praktisch keine Aussicht mehr auf Rettung.
Prinzipiell gilt, dass anhaltende Kammertachykardien mit Zusammenbruch des Kreislaufs (sogenannte hämodynamische Relevanz) – unabhängig von der Art der kardialen Grunderkrankung – einen eindeutigen Grund zur Implantation eines Kardioverter-Defibrillators (ICD) darstellen (sogenannte Sekundärprophylaxe des plötzlichen Herztodes), da dieser Eingriff einen nachgewiesenen Überlebensvorteil gegenüber einer medikamentösen Behandlung bietet. Allerdings darf keine ausräumbare oder vermeidbare Ursache – etwa ein frischer Herzinfarkt, der weniger als 48 Stunden zurückliegt, eine schwere Elektrolytentgleisung wie ein niedriger Kaliumwert im Blut (Hypokaliämie) oder gar ein „Vergiftungseffekt“ durch Medikamente (meist durch höher dosierte Antiarrhythmika) vorhanden sein.
Hingegen liegen bei Patienten mit anhaltender Kammertachykardie, die aber nicht zum Zusammenbruch des Kreislaufs führt (hämodynamisch stabile Kammertachykardie), verlässliche wissenschaftliche Daten weder zum Spontanverlauf noch zur Frage der Überlegenheit der ICD-Therapie vor. Immerhin existieren Hinweise darauf, dass die Gesamtsterblichkeit wie auch der plötzliche Herztod bei Patienten mit stabiler Kammertachykardie (VT) mit der Ereignishäufigkeit bei Patienten mit hämodynamisch instabiler VT vergleichbar ist. Daher wird man hier in den meisten Fällen eine ICD-Implantation empfehlen; dennoch sollte diese Entscheidung individuell getroffen und insbesondere gegen die Katheterablation abgewogen werden.
Betrachtet man die Entwicklungsgeschichte des Menschen, so wird klar, dass unser Körper für Bewegung gemacht und geeignet ist. Die Jagd auf Beute, das Umherstreifen und das Sammeln von Früchten sind alles Tätigkeiten, die Ausdauer erfordern. Vor Zehntausenden von Jahren gab es noch keine vollen Kühlschränke und jeder Bissen musste mühsam erarbeitet werden. Darauf ist unser Körper – oft zu unserem Leidwesen – immer noch ausgerichtet und verträgt es daher relativ schlecht, wenn ihm körperliche Belastung und Anstrengung entzogen werden. In unserer heutigen Gesellschaft sind wir in vielen Arbeits- und Lebensbereichen keiner körperlichen Mühsal mehr ausgesetzt – was durchaus angenehm ist, aber den Nachteil hat, dass wir uns dann selber proaktiv um ausreichende Bewegung kümmern müssen. Das ist gar nicht so einfach, zum einen aus Zeitmangel, zum anderen wegen der uns innewohnenden Bequemlichkeit, der unsere Vorfahren sicher auch erlegen wären, hätten sie nur die Gelegenheit gehabt. Um die Gesundheit zu fördern, muss man sich bewusst machen und akzeptieren, dass Bewegung, auch wenn es unbequem ist, das beste Mittel für unsere (Herz-)Gesundheit ist, und sich entsprechend verhalten: Suchen Sie die Bewegung aktiv und frohen Herzens – dann finden Sie sie auch. Und das möglichst täglich!
Bewegung und sportliche Betätigung bewirken viele positive Veränderungen in unserem Körper. Die Dichte der Mitochondrien, der Kraftwerke der Zellen, die letztlich die Energie für die Muskelkraft produzieren, nimmt zu. Der Stoffwechsel im Muskel wird verbessert und damit steigt die Effektivität. So können Menschen länger aktiv sein, ehe ihre Muskeln ermüden. Eine Übersäuerung der Muskulatur tritt erst später auf. Hinzu kommt, dass der Körper bei Bewegung mehr Sauerstoff aus dem Blut herausziehen und für die Mitochondrien zur Verfügung stellen kann. Dies geschieht durch eine Vermehrung der Enzymmasse und eine größere Dichte an Blutgefäßen.
Durch regelmäßige Bewegung kann zudem der Blutdruck gesenkt, eine Resistenz gegenüber Insulin (als Vorstufe der Zuckerkrankheit bzw. als bereits vorhandene Zuckerkrankheit) positiv beeinflusst und ungünstige Blutfette wie Triglyceride und LDL-Cholesterin reduziert werden. Im Gegenzug wird sogar HDL-Cholesterin, das „gute“ Cholesterin, im Blut erhöht.
Bewegung scheint also eine Wunderwaffe gegen krank machende Zustände im Körper zu sein.
Bewegung soll zunächst einmal Freude und Spaß bereiten. Nur wenn Sie an Bewegung Spaß haben, werden Sie auch regelmäßig Sport betreiben.
Am besten fangen Sie mit kleinen Schritten an und bauen mehr Bewegung in Ihren Alltag ein. Überlegen Sie selbst, ob Sie den Lift nicht einmal Lift sein lassen wollen oder eine U-Bahn-Station früher aussteigen, wenn das Wetter schön ist. Vielleicht verabreden Sie sich zu einer festen Spazierrunde, dann ist die soziale Kontrolle gleich mit inbegriffen. Oder wie wäre es mit dem Haustier, das unbedingt Gassi gehen muss? So ist auch Ihr Auslauf gesichert. Sie merken, es finden sich unzählige Möglichkeiten, mehr Bewegung in Ihr Leben zu bringen. Sport haben Sie deswegen immer noch nicht machen müssen.
Am effektivsten für die Gesunderhaltung des Körpers ist natürlich eine regelmäßige sportliche Betätigung. Es gilt die Faustregel, dass sich 30 Minuten mäßige Belastung pro Tag positiv auf die Gesundheit auswirken. Welchen Sport Sie betreiben, bleibt ganz Ihnen überlassen. Wählen Sie die Sportart, die Ihnen am meisten Spaß macht. Dann geht der Rest von ganz alleine. Und wenn Kraftsport Ihre Lieblingsbetätigung ist, dann ist das vollkommen in Ordnung. Lange Zeit war Kraftsport im Vergleich zum Ausdauersport verpönt. In den letzten Jahren hat man jedoch erkannt, dass auch durch Kraftsport eine Gewichtskontrolle und gute Fettverbrennung möglich sind.
Wie bei der Ernährung ist es auch beim Sport: Suchen Sie die Abwechslung. Jede einseitige Tätigkeit hat ihre Nachteile. Daher kombinieren Sie am besten Muskeltraining und Ausdauersport.
Eine dritte Sportkomponente hat sich in den letzten Jahren als sinnvoll erwiesen: das Intervalltraining. Der Vorteil dieser Methode: Sie können sie sowohl in den Alltag einbauen als auch während Ihrer sonstigen sportlichen Betätigung umsetzen. Das Intervalltraining besteht aus einem Wechsel zwischen großen und weniger großen Belastungsstufen. Ziel ist es, dass Ihr Körper lernt, sich auf diese Wechsel zwischen verschiedenen Belastungsintensitäten einzustellen. Das trainiert die Anpassungsfähigkeit Ihres Körpers, eine Eigenschaft, die wir während des Tages ständig benötigen.
Auch im Alltag lässt sich Intervalltraining leicht umsetzen: Wenn Sie gehen, dann ändern Sie einfach in regelmäßigen Abständen Ihr Tempo. Gehen Sie in Ruhe bis zum Ende des ersten Häuserblocks, dann schnell bis zum Ende des zweiten und wieder langsam bis zum Ende des dritten. Oder laufen Sie eine Treppe ein Stockwerk schnell hoch, das nächste langsam, dann wieder schnell. Sie werden sehen, wie Sie die schnelleren Phasen schon bald immer leichter absolvieren können.
Sollten Sie über 40 Jahre alt sein und mit einem Bewegungsprogramm beginnen wollen, so empfiehlt es sich, zuvor mit Ihrem Hausarzt, Kardiologen oder Sportmediziner Kontakt aufzunehmen. Mit einer Blutdruckmessung, einem Ruhe-EKG und einem Belastungs-EKG und wenn möglich auch einer Ultraschalluntersuchung des Herzens, auch Echokardiografie genannt, sollten im Vorfeld Erkrankungen ausgeschlossen werden, bei denen Sport unter Umständen gefährlich sein könnte.
Seien Sie ein echter Profi: Wärmen Sie sich auf und geben Sie Ihrem Körper Zeit, sich an die Belastung anzupassen. Dadurch verringern Sie das Risiko von Verletzungen an den Muskel- und Gelenkapparaten und beugen Über- bzw. Fehlbelastungen sowie unnötigen Verschleißerscheinungen vor.
Achten Sie darauf, dass Sie Ihre Bewegungen nicht mit einem Flüssigkeitsmangel starten. Durch Schwitzen werden Sie während des Sports noch mehr Flüssigkeit verlieren und trocknen dann schnell aus. Die Stunden vor dem Sport sollten Sie also nutzen, Ihren Flüssigkeitshaushalt auszugleichen und eine kleine Reserve aufzubauen. Und da Sie ja den 10-Punkte-Ernährungsplan beachten, ist Ihr Flüssigkeitshaushalt sowieso immer in der Balance.
Ob Sie richtig trainieren oder nicht, meldet Ihnen Ihr Körper zumeist zurück. Sie sollten nach wenigen Tagen merken, dass Ihnen Ihr festgelegtes Bewegungs- oder Sportprogramm immer leichter von der Hand oder vom Fuß geht. Wenn das nicht der Fall ist oder Sie vermehrt Probleme bei Belastung haben, sollten Sie Ihren Arzt erneut konsultieren.
Außerdem können Sie ohnehin im Vorhinein eine sportmedizinische Untersuchung durchführen lassen, bei der Ihr individueller Fitnessstand unter verschiedenen Belastungsstufen gemessen wird. Daraus kann der Sportmediziner errechnen, auf welcher Belastungsstufe Sie trainieren sollten, und für Sie einen individuellen Trainingsplan erstellen.
Grundsätzlich gilt: Beginnen Sie mit jeder Bewegung so, dass Sie das Gefühl haben, Sie könnten unentwegt so weitermachen. Das fühlt sich am Anfang vielleicht sehr langsam an. Allerdings garantiert Ihnen diese Technik, dass Sie nicht nach wenigen Minuten erschöpft und außer Atem aufhören müssen und damit nur einen geringen Trainingseffekt erzielen – und über kurz oder lang einfach die Lust verlieren.
Gleichen Sie im Anschluss an Ihr Training Ihren Verlust an Mineralstoffen und Flüssigkeit aus. Hier bieten sich mineralstoffreiches Obst und Wasser an.
Bewegungen beanspruchen einige Muskelgruppen mehr und manche besonders. Dehnen Sie die Muskeln, die Sie zuvor angespannt haben. Damit beugen Sie Verkürzungen vor. Dies kann auch für den Alltag von Vorteil sein.
Analysieren Sie, welche Tätigkeiten Sie hauptsächlich am Tag durchführen oder welche Körperhaltungen Sie überwiegend einnehmen. Dehnen Sie diejenigen Muskelgruppen, die tagsüber am meisten und längsten angespannt waren. So werden bei Menschen, die am Bildschirm arbeiten, die Schultern von den Brustmuskeln gerne nach vorn gezogen. Dehnübungen während einer kurzen Pause wirken bereits wahre Wunder.
Wenn Sie einen Muskelkater verspüren, dann haben Sie Ihrem Körper zu viel zugemutet. Ihre Muskeln haben mit Mikroverletzungen reagiert, und das tut weh. Schonen Sie Ihren Körper in den folgenden Tagen, bis die Schmerzen wieder verschwunden sind.
Viele Sportarten haben einen günstigen Einfluss auf die Herzfunktion. Tatsächlich gibt es aber so gut wie keine wissenschaftlichen Untersuchungen über die Wechselwirkung zwischen bestimmten Sportarten und Herzrhythmusstörungen.
Lediglich über Yoga weiß man, dass es das Auftreten von Vorhofflimmern verringern kann. Dies konnte in der The YOGA My Heart Study nachgewiesen werden. Für diese Studie betrieb eine Gruppe von Probanden zweimal wöchentlich je 60 Minuten Yoga. Nach drei Monaten Training nahm die Häufigkeit von symptomatischem Vorhofflimmern auf knapp die Hälfte ab und die Phasen von nicht bemerktem Vorhofflimmern auf ein Drittel. Zusätzlich waren die Probanden zufriedener mit ihrem Leben, ihre Lebensqualität stieg. Auch Puls und Blutdruck waren jeweils nach der Yogastunde deutlich niedriger, was positiv zu werten ist.
Den Body-Mass-Index (BMI) haben wir bereits kennengelernt ). Je höher der BMI ist, desto dicker sind die Menschen. Der Zielwert des BMI liegt wie erwähnt zwischen 20 und 25 kg/m2.
In einer wissenschaftlichen Studie zeigte sich: Wenn Menschen mit Vorhofflimmern und einem BMI über 27 kg/m2 ihr Gewicht dauerhaft um 10 Prozent senken können, dann reduziert sich die Dauer des Vorhofflimmerns nach einem Jahr stabiler Gewichtssenkung um 60 Prozent. 10 Prozent weniger Gewicht – das sind 10 Kilo bei einem Ausgangsgewicht von 100 Kilo. Sie sehen, wir sprechen von Größenordnungen der Gewichtsreduktion, die im Alltag machbar sein sollten.
Blickt man auf die Patienten, die nicht dementsprechend abnahmen, so lässt sich feststellen, dass bei diesen die Dauer des Vorhofflimmerns sogar noch anstieg.
Die Studie zeigt sehr deutlich, wie viel Einfluss das Abnehmen auf das Vorhofflimmern hat. Ihnen wird aufgefallen sein, dass es sich nicht einmal um eine Gewichtsnormalisierung gehandelt hat, sondern lediglich um eine Gewichtsreduktion. Mit ein paar Kilo weniger und ohne Medikamente ist Ihre Vorhofflimmerlast im Durchschnitt bereits um über die Hälfte reduziert!
Nun stellt sich die Frage: Wie haben die Probanden die Gewichtsreduktion gemeistert? Unter ärztlicher Anleitung wurden ein detaillierter Ernährungsplan und ein Bewegungsprogramm von dreimal 20 Minuten wöchentlich zu Beginn und später dreimal 45 Minuten Laufen oder Fahrradfahren auf geringer Belastungsstufe aufgestellt. Hinzu kam natürlich noch die alltägliche Bewegung. Das Führen eines Ernährungstagebuchs sollte die Ernährungsumstellung dokumentieren und erleichtern. So wurden teilweise zwei Mahlzeiten pro Tag durch eine kalorienarme Mahlzeit ersetzt. Dadurch wurde in den ersten acht Wochen die Kalorienzufuhr auf 800 bis 1200 Kilokalorien am Tag reduziert. Nach acht Wochen wurde wieder auf eine normale Kost unter Berücksichtigung der Ernährungspyramide umgestellt. Zur Kontrolle und zur Begleitung erfolgten drei ärztliche Visiten pro Monat.
Sicherlich ist eine Umstellung des Ess- und Bewegungsverhaltens am Anfang nicht einfach. Suchen Sie sich daher Mitstreiter, die ein ähnliches Ziel verfolgen. So können Sie sich gegenseitig motivieren und meistern die unvermeidlichen Durststrecken leichter.
Der Puls begleitet uns das ganze Leben hindurch. Der regelrechte Takt ist dabei so selbstverständlich, dass wir den Herzschlag selbst zumeist gar nicht bemerken. Auch Pulsschwankungen, die notwendig sind, damit Ihr Körper in ausreichender Menge durchblutet wird, werden in der Regel nicht wahrgenommen. Die Pulsregulation verläuft sehr individuell, absolute Grenzwerte lassen sich nur für die äußeren Bereiche der Herzfrequenz definieren.
Nehmen wir drei Beispiele:
1. Der sportliche junge Mensch hat einen Ruhepuls von 40/min, der auf 65/min ansteigt, wenn er eine Treppe zügig ein Stockwerk hochläuft. Fragt man den jungen Menschen nach seinem Befinden, so sagt er, er fühle sich gut und leistungsfähig. Dieser Mensch besitzt offenbar eine funktionierende Pulsregulation und sein Rhythmuszentrum ist gesund.
2. Ein älterer Mensch hat ebenfalls einen Ruhepuls von 40/min, der auf 65/min ansteigt, wenn er eine Treppe zügig ein Stockwerk hochläuft. Dieser Mensch erklärt jedoch, dass er danach wegen Abgeschlagenheit und Luftnot erst einmal stehen bleiben muss. Irgendetwas scheint nicht in Ordnung zu sein, obwohl dieser Mensch die gleichen Pulswerte wie der junge Mensch im ersten Beispiel hat. Nur: Er ist nicht beschwerdefrei und nicht gut belastbar. Der junge Mensch ist trainiert und kommt daher besser mit einem geringeren Pulsanstieg beim Treppensteigen aus als der ältere Mensch. Der ältere Mensch benötigt eine höhere Herzfrequenz, damit vor allem die Muskeln mit einem Mehr an Blut versorgt werden. Das Rhythmuszentrum kann diese höheren Pulsfrequenzen allerdings nicht mehr liefern, da die Taktgeberzellen im Herzen wohl altersschwach geworden sind.
3. Ein Patient Mitte 40 berichtet über einen Zeitraum von mehreren Jahre hinweg über immer längere Phasen von Müdigkeit und Antriebslosigkeit. Auffallend ist, dass er nur ein Jahr zuvor noch relativ gut spazieren gehen konnte. Im Laufe dieses einen Jahres wurde die tägliche Spazierrunde dann für ihn zu einer Anstrengung. Der kleine Anstieg am Waldrand war lediglich mit einer Pause zu bewältigen und schließlich nur noch im Schneckentempo möglich.
Was war passiert? Sie werden es erahnen: Der Sinusknoten hatte während dieses Jahres einen Teil seiner Leistungsfähigkeit eingebüßt, und damit war eine Steigerung der Blutmenge nicht mehr in dem Maße möglich, wie es der Körper gebraucht hätte.
Im Langzeit-EKG kann man über einen oder mehrere Tage hinweg den Herzrhythmus und damit auch die Pulsfrequenz aufzeichnen. Normalerweise steigt die Pulsfrequenz in den frühen Morgenstunden leicht an, das Herz-Kreislauf-System wird hochgefahren. Beim Aufstehen erfolgt dann ein sprunghafter Pulsanstieg, der während des Tages auf einem Niveau zwischen etwa 70 und 130/min je nach Tätigkeit schwankt. Mit dem Schlafengehen sinkt der Puls dann wieder ab, das Herz kommt zur Ruhe.
Das Langzeit-EKG dieses Patienten Mitte 40 hat sich im Lauf der Jahre verändert. Die Pulsfrequenz schwankte nicht mehr, sondern blieb starr bei Werten um 50/min, auch dann, wenn er Tennis spielte oder den kleinen Berg am Waldrand hinauflief. Anhand der Abbildung 96 können Sie nachvollziehen, wie seine Pulsfrequenz innerhalb eines Jahres immer weniger dynamisch wurde.
Abb. 96: Das EKG im Lauf eines Jahres
Drei Langzeit-EKG-Auswertungen sind untereinander dargestellt. Jede Zeile zeigt ungefähr einen Tag; am unteren Rand sehen Sie die Uhrzeit. Die schwarze Linie gibt die Herzfrequenz wieder. Im oberen Bild fallen die vielen Ausschläge nach oben auf: Die Herzfrequenz stieg bei Aktivität an. In der mittleren Grafik wird die Pulskurve flacher, bis sie sich in der unteren Abbildung fast nur noch auf einem Niveau von etwa 50 Schlägen pro Minute bewegt. Das erklärt, warum der Patient sich nicht mehr belasten konnte: Sein Herz konnte den Puls nicht mehr über 50/min steigern. Die Ursache dafür war eine Störung im Sinuskonten, dem Taktgeber im Herzen. Ein Herzschrittmacher hat dann die Funktion des erkrankten Sinusknotens übernommen. Seither ist der Patient wieder voll belastbar.
Man spricht in diesem Zusammenhang von einem flachen Herzfrequenzprofil. Der Sinusknoten des Patienten benötigt Unterstützung. Seit der Implantation eines Herzschrittmachers kann der Mann wieder uneingeschränkt Tennis spielen und den Spaziergang in zügigem Tempo und ohne ungewollte Pausen genießen.
Mit modernen Hilfsmitteln ist das Pulsmessen vielfältig geworden. Folgende Möglichkeiten stehen Ihnen zur Verfügung:
Den Puls tasten – der Klassiker
Blutdruckmessgeräte – die automatische Variante
Smartphones – die moderne Variante
Pulsgurt oder Pulsarmband – die sportliche Variante
Ein individuellerer Ansatz ist das Training bei 60 bis 80 Prozent der maximalen Herzfrequenz. Die maximale Herzfrequenz kann entweder während eines Belastungs-EKGs ermittelt werden oder im Selbsttest. Laufen Sie dazu zehn Minuten lang locker zum Warmwerden. Dann messen Sie Ihren Puls, während Sie gemütlich weiterlaufen. Anschließend steigern Sie Ihr Tempo und laufen drei Minuten bei submaximaler Belastung, sodass Sie fast außer Atem kommen. Danach messen Sie sofort wieder Ihren Puls und laufen dabei locker für weitere zwei Minuten. Die letzten drei Minuten rennen Sie so schnell, wie Sie können, und messen danach erneut den Puls. Die höchste gemessene Pulsfrequenz während der Übung entspricht Ihrer maximalen Herzfrequenz.