Über dieses Buch:

Jochen Tills Parforce-Ritt durch die Serienlandschaft geht in die zweite Runde. Der bekennende Serienjunkie stellt 25 Hits und Geheimtippsvor, von „Sopranos“ bis „Game of Thrones“, von „Justified“ bis „The Shield“. Ob moderner Western oder mittelalterliches Intrigenspiel, ob spannende Plots oder herausragende Charakterzeichnung: Es gibt viele Gründe, zum Serienjunkie zu werden. Lassen Sie sich anstecken!

Altbekanntes und Geheimtipps: Ein Muss für alle Serienfans!

„Selten habe ich mich von einem Buch so verstanden gefühlt, bei vielen Dingen kann ich Jochen Till einfach nur zustimmen und auch wenn ich mich bemüht habe, etwas Negatives zu finden, ist mir nichts eingefallen.“ (justbabycake.com)

Über den Autor:

Jochen Till, geboren 1966 in Frankfurt, wollte eigentlich Rockstar werden. Trotz seines unbestreitbaren Desinteresses an Buchhaltung schloss er im Alter von 22 Jahren das Wirtschaftsgymnasium ab. Neun Jahre später veröffentlichte er sein erstes Buch. Nachdem er einige Jahre in einem Comic-Laden gearbeitet hat, widmet er sich heute ausschließlich dem Schreiben – und dem Genuss zahlreicher Fernsehserien.

Die Website des Autors: www.jochentill.de

Das Buch bei Facebook: www.facebook.com/JTSerienjunkies

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Originalausgabe April 2013

Copyright © 2013 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Redaktion: Philipp Bobrowski (lektor.philippbobrowski.de)

Titelbildgestaltung: Nicola Bernhart Feines Grafikdesign, München

Titelbildabbildung: Ray Rubeque

ISBN 978-3-95520-208-8

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Jochen Till

Bekenntnisse eines Serienjunkies

Staffel 2

dotbooks.

Inhalt

Previously on Bekenntnisse eines Serienjunkies:

Vorspann

The Sopranos

My Name Is Earl

Spartacus

Big Love

In Treatment

South Park

Downton Abbey

30 Rock

Game of Thrones

Flight of the Conchords

Homeland

Entourage

Farscape

Lilyhammer

Boardwalk Empire

Justified

Nurse Jackie

Luther

Hit & Miss

Louie

Smallville

The Shield

Modern Family

Boston Legal

Angry Boys

Abspann

Dank an Ray Rubeque (Illustration)

Lesetipps

Previously on Bekenntnisse eines Serienjunkies:

Der Schriftsteller Jochen Till hat sich offen zu seiner Seriensucht bekannt und ein schonungslos subjektives Buch über seine liebsten Suchtmittel und sein Leben als Junkie verfasst. Dabei war ihm kein persönlicher Abgrund zu tief, kein Kalauer zu flach und kein Fettnäpfchen groß genug, um den geneigten Leser bestmöglich zu unterhalten. Wir haben erfahren, dass Jochen Till zu viel fernsieht, viel zu viel raucht und in 24 Stunden mehr Alkohol vernichten kann, als Jack Bauer Leute erschießen. Wir haben erfahren, dass Jochen Till an Inkonsequenz kaum zu überbieten ist, denn er verabscheut Vampire und Zombies, liebt aber True Blood und The Walking Dead. Er ist kein Freund der Vereinigten Staaten von Amerika, 22 der 25 in Staffel 1 aufgeführten Serien wurden aber genau dort produziert. Außerdem spricht er mit imaginären Lesern, lässt sie allerdings kaum zu Wort kommen. Wir haben erfahren, dass Jochen Till sich selbst nicht als Nerd bezeichnet, aber zehn Jahre lang im Comica-Comicshop in Frankfurt gearbeitet hat und etwa 10.000 Comics besitzt. Wir haben erfahren, dass Jochen Till zutiefst religiös ist, denn er glaubt fest an die Göttlichkeit rothaariger Seriendarstellerinnen. Woran er hingegen nicht glaubt, ist die Möglichkeit eines ungestörten Lebens als Serienjunkie im Rahmen einer Liebesbeziehung, sowie die Existenz qualitativ herausragender deutscher Serien.

Woran wird Jochen Till in Staffel 2 glauben oder nicht glauben? Wie viele schlüpfrige Details seines unglaublich aufregenden Lebens wird er diesmal preisgeben? Wird er sich endlich in die von vielen geforderte Langzeittherapie begeben? Wieso ist es ihm unmöglich, den Namen einer nicht rothaarigen Seriendarstellerin ordnungsgemäß zu schreiben? Und warum hat er plötzlich eine

14-jährige Tochter namens Charlotte? Diese und viele andere nie gestellte Fragen werden auf den folgenden Seiten beantwortet. Und für all jene, die das Privatleben eines mäßig bekannten Schriftstellers eher weniger bis gar nicht interessiert, gibt es immerhin ganze 25 herausragende TV-Serien neu oder wiederzuentdecken. Bleiben Sie dran, es lohnt sich!

Vorspann

So, da bin ich wieder. Sollten Sie nach Beendigung der ersten Staffel dieses Buchs gespannt auf die Fortsetzung wartend die Luft angehalten haben, dürfen Sie nun endlich wieder atmen. Glauben Sie mir, ich weiß genau, wie das ist – es gibt kaum etwas Schlimmeres, als die erdrückend lange Pause zwischen zwei Serienstaffeln. Da fragt man sich schon, weshalb das eigentlich so ewig dauern muss. Ich meine, klar, die Macher, die Schauspieler, die gesamte Crew, all die an einer Serie beteiligten Menschen brauchen irgendwann einmal Urlaub. Und der sei ihnen auch gegönnt, keine Frage. Aber dass der sich dann gleich über mehrere Monate erstrecken muss, ist doch reichlich übertrieben, finde ich. Versuchen Sie mal, Ihrem Chef klarzumachen, dass Sie fortan nur noch staffelweise zur Arbeit erscheinen werden, der wird Ihnen was husten. Selbst ich als mein eigener Chef würde mir den Vogel zeigen, wollte ich nur noch drei Monate im Jahr schreiben, das kann ich mir gar nicht leisten. Es sei denn natürlich, diese, meine Buchserie wird ein absoluter Hit.

Wie bitte? Nein, ich weiß noch nicht, wie die Einschaltquoten der ersten Staffel ausgefallen sind, denn sie ist erst vor knapp drei Monaten erschienen. Bei Büchern kriegt man die Verkaufszahlen leider für gewöhnlich nur jährlich, manchmal auch halbjährlich und ganz selten vierteljährlich mitgeteilt. Wenn es sehr schnell sehr gut läuft, ruft der Verlag einen eventuell auch mal zwischendurch an, aber jetzt, so kurz vor Silvester, ist da sowieso niemand, da brauche ich gar nicht drauf zu warten. Außerdem wurde ich bis heute noch nicht von Herrn Lanz kontaktiert, ob ich nicht als Sprachrohr einer ganzen Generation zum popkulturellen Phänomen der Seriensucht in seiner Sendung fungieren möchte. Und der Herr Jauch hat mich auch noch nicht zum nächsten Wer-wird-Millionär?-Promi-Special eingeladen, obwohl ich da ganz sicher für irgendein Waisenhaus die Million abräumen würde – sofern sich die Fragen auf die Bereiche TV-Serien, Comics und Biertrinken beschränken. Sie sehen, phänomenal überragend scheint meine erste Staffel bisher nicht angelaufen zu sein, aber das kann ja noch werden – sehr viele Serien wurden erst ab der zweiten oder dritten Staffel zum Quotenerfolg. Und zu Ihrem und meinem Glück war das Erscheinen dieser zweiten Staffel nie vom Erfolg der ersten abhängig, denn der Vertrag wurde gleich über zwei Bücher abgeschlossen und meine Serie somit vorab und ohne jeden Erfolgsdruck verlängert – ob es dann noch eine dritte Staffel geben wird, hängt aber schon vom Erfolg ab, also empfehlen Sie das Buch bitte jedem, der in der Lage ist, Buchstabenabfolgen zu erkennen und einen Fernseher einzuschalten.

Wie bitte? Zu viel verlangt? Sie haben Ihre Zeit auch nicht gestohlen und Besseres zu tun? Ach, kommen Sie, das können Sie ruhig mal machen. Der Verlag hat schließlich auch weder Kosten noch Mühen gescheut, um das Buch an den Leser zu bringen. Es gab sogar eine Kooperation mit dem von mir sehr geschätzten Portal serienjunkies.de. Dort wurden 15 Exemplare sowie fünf eBook-Reader verlost und ich wurde von Christian Junklewitz interviewt – ein sehr sympathischer Mann, der viel mehr Ahnung von Serien hat als meine Wenigkeit. Das Interview mutierte sehr schnell zum ausgewachsenen Nerd-Gespräch, bei dem ich wahrscheinlich mehr über Serien erfahren habe, als Herr Junklewitz über mich. Die Aktion lief dann drei Tage lang auf der Serienjunkies-Startseite, näher kann man seiner Zielgruppe marketingtechnisch in diesem Fall sicher nicht kommen, wobei ich nicht in Betracht gezogen habe, dass es sogar etwas zu nah sein könnte – auf spezialisierten Portalen trifft man unweigerlich auf spezielle Leute. Der erste Kommentar zu meinem Interview war ja noch sehr nett, aber dann kam schon der erste Obernerd um die Ecke.

14 Serien in der Woche schaut er??? Das deckt grade mal die Sitcoms ab.

Damit hätte ich natürlich rechnen müssen – auf einem Portal für Serienjunkies wird der Schwanzvergleich mit der Anzahl aktuell verfolgter Serien ausgefochten, und da kann ich gegen einen, der allein über 14 Sitcoms pro Woche guckt, nur abstinken. Mal ganz davon abgesehen, dass ich, selbst wenn ich alle Zeit der Welt hätte, gar nicht wüsste, welche 14 Sitcoms ich mir ansehen sollte, da es derzeit allerhöchstens acht Sitcoms gibt, die es überhaupt wert sind, gesehen zu werden. Aber gut, manche Leute gucken eben jeden Scheiß, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Und dieser Junkie war ja längst nicht die Spitze des Serienbergs. Da rauschte rasch der nächste um die Ecke, der auf wöchentlich 48 Serien kam, ein anderer verfolgt pro Jahr 90, wieder ein anderer ganze 110 und so weiter und so fort – wobei die wenigsten damit angeben oder mich lächerlich machen wollten, für die meisten war das reiner Informationsaustausch. Aber dann kam Nostradamus.

Ah ja, da guckt also einer ein paar Serien in der Woche und fühlt sich gleich bemüßigt, seine Leidenschaft in Form eines literarischen Ergusses auf den Markt zu schmeißen.

Nach solch einem ersten Satz weiß man doch gleich, in welche Richtung es gehen wird.

Wenn solch ein Buch von einem Branchenkenner (Produzent, Regisseur, Darsteller etc.) käme und viel Hintergrundwissen zu den einzelnen Serien und deren Produktion enthielte, würde es mich sicher reizen. Auch ein wirklich gut recherchiertes Serienlexikon, das über die allgemein zugänglichen Informationen hinausginge, hätte ich gar nicht so schlecht gefunden.

Aha. Herr Nostradamus wirft mir also vor, nicht das Buch geschrieben zu haben, das er gerne lesen würde. Und das, obwohl ich gleich im Vorwort klargestellt habe, dass ich eben sehr bewusst und gezielt kein Serienlexikon schreiben wollte. Interessante Sichtweise. Ob er sich wohl auch bei Joanne K. Rowling darüber beschwert hat, dass es in Harry Potter nicht um das Sozialverhalten homosexueller Vampire ging? Nein, hat er natürlich nicht, denn sie ist ja nur eine Kinderbuchautorin und steht somit weit unter seinem Niveau.

Warum sollte ich dem Seriengeschmack eines Kinderbuchautors mehr Gewicht beimessen, als dem eines jeden anderen x-beliebigen Serienliebhabers? Was für eine Befähigung hat er denn?

Da schwillt mir dann schon leicht der Kamm, wenn ich so etwas lese. Wobei das jetzt nicht nur Herrn Nostradamus betrifft. Die Unsitte, jemanden als Kinderbuchautor zu bezeichnen und dabei ein Gesicht zu ziehen, als stünde man einem Leprakranken gegenüber, ist weit verbreitet. Aber es stimmt ja auch, wir Kinderbuchautoren haben einfach nichts drauf. Das ist schließlich keine vollwertige Literatur, das lesen ja nur Kinder, die haben eh keine Ahnung. Am schönsten finde ich ja immer den Satz: Das hätte ich auch schreiben können. Aha. Und warum hast du es dann nicht gemacht? Wieso steht nicht dein Name auf diesem Buch? Zu faul? Zu beschäftigt? Vor lauter Anmaßung nicht zum Schreiben gekommen? Noch besser ist ja folgende Variante, die auch bezüglich Staffel 1 dieses Buchs geäußert wurde: Das hätte jeder schreiben können. Ach, so ist das also. Jeder Mensch auf der Welt hätte ein Buch über meine Lieblingsserien, vollgestopft mit meinen ganz persönlichen Anekdoten aus meinem Leben schreiben können? Sensationell, was heutzutage alles möglich ist.

Aber zurück zu Herrn Nostradamus, der war nämlich noch lang nicht fertig mit mir.

Ich finde es nicht okay, wenn jemand seine persönlichen Ansichten äußert, ohne sie in vernünftiger Form mit Fakten und Hintergrundwissen zu belegen, und dafür dann Geld verlangt.

Das war Herrn Nostradamus’ größtes Problem, dass ich es wage, für ein Buch Geld (4,99 €) zu verlangen. Ich bin aber auch wirklich unverschämt. Diese Unverfrorenheit, sich den Beruf des Schriftstellers auszusuchen, an einem Buch vier bis sechs Monate lang täglich zu arbeiten und dann auch noch eine derart horrende Summe dafür zu verlangen! Das ist mindestens ebenso verwerflich wie die Tatsache, dass der Bäcker bei mir um die Ecke Rosinenbrötchen backt und diese dann auch noch zum Verkauf anbietet. Ich mag keine Rosinenbrötchen! Rosinenbrötchen widern mich an! Wenn dieser unverschämte Bäckersfritze unbedingt Rosinenbrötchen backen will, soll er sie gefälligst verschenken. Aber echt jetzt! Wo kommen wir denn da hin, wenn jeder für seine Arbeit auch noch bezahlt werden will?

Ich habe dann versucht, mich argumentativ ein wenig mit Herrn Nostradamus auseinanderzusetzen, aber solchen Jungs ist mit Argumenten nicht beizukommen. Da wird einem dann wiederholt vorgeworfen, im Buch subjektiv und oberflächlich zu sein, aber ständig vehement auf das Recht gepocht, subjektive und oberflächliche Meinung im Internet äußern zu dürfen. Und diejenigen, die am häufigsten inbrünstig meckern, haben das Buch ja noch nicht einmal gelesen, da wird sich allein über die Idee und eine kleine Leseprobe maßlos aufgeregt.

Aber gut, ich muss ja nicht alles verstehen. Und schon gar nicht, weshalb manche Leute freiwillig und offenbar gern so viel Zeit damit verbringen, sich mit Sachen zu beschäftigen, die ihnen nicht gefallen. Ich meine, wenn mir ein Buch oder ein Film oder eine Serie oder was auch immer nicht gefällt, dann hake ich das ab und wende mich lieber der Art von Unterhaltung zu, die mich begeistert, anstatt mich weltweit öffentlich in meiner Enttäuschung zu suhlen und schlechte Laune zu verbreiten. Nun liegt die Vermutung natürlich nahe, dass die Nostradamusse dieser Erde grundsätzlich nichts zu lachen haben, weil sie mit 38 immer noch im Star Wars-Schlafanzug in ihrem Kinderzimmer bei Mami und Papi sitzen und ihre Jungfräulichkeit aus gutem Grund beharrlich an ihren Händen kleben bleibt, aber das ist selbstverständlich eine rein subjektive Spekulation meinerseits, die ich jedoch bei Bedarf gern völlig kostenfrei im Internet zur Verfügung stelle.

Um hier keinen falschen Eindruck zu erwecken: Es geht mir nicht darum, schlechte Kritiken grundsätzlich zu verteufeln. Ich habe kein Problem mit schlechten Kritiken. Okay, das war gelogen, ich hasse schlechte Kritiken – sie verderben mir für den Tag, an dem ich sie lese, komplett die Laune. Aber so lang wenigstens zu erkennen ist, dass der Verfasser das verrissene Buch tatsächlich gelesen und seine Abneigung dagegen nachvollziehbar und stichhaltig begründet hat, kann ich damit leben. Viel besser kann ich allerdings mit guten Kritiken leben, und davon gab es zur ersten Staffel dieses Buchs bisher erfreulicherweise reichlich.

Wie bitte? Nein, diese Kritiken stammen nicht von in meiner Schuld stehenden Freunden, erpressten Familienangehörigen oder gar bezahlten Auftragslügnern.

Die schönste Erfahrung in Sachen Kritik bisher war die Leserunde bei Lovelybooks. Das ist ein Portal für Menschen, die gern und viel lesen. Oder besser gesagt für Frauen, die gern und viel lesen. Ob das am eventuell für Männer allzu lieblichen und somit abschreckenden Namen oder der Tatsache liegt, dass Frauen im Allgemeinen mehr lesen als Männer, vermag ich nicht zu entscheiden, aber die Frauenquote unter den Teilnehmern meiner Leserunde offenbarte mit 100 Prozent eine sehr deutliche Tendenz, was die geschlechtsspezifische Zusammensetzung der Lovelybooks-User betrifft.

Wie bitte? Ja, so in etwa können Sie sich das vorstellen. Eine Leserunde ist quasi ein virtueller Stuhlkreis, bei dem alle Teilnehmer das gleiche Buch lesen, zwischendurch darüber quatschen und am Ende ein Fazit (bestenfalls in Form einer Rezension) ziehen. Und das hat in meinem Fall sehr viel Spaß gemacht mit den Damen und Mädels, die sich als stets nett, interessiert und für das Thema begeistert gezeigt haben. Selbst eingefleischte Soap-Anhängerinnen fühlten sich nicht von mir beleidigt und nahmen meine kleinen Seitenhiebe so, wie sie auch gemeint sind – mit Humor. Mit am interessantesten für mich waren die unterschiedlichen Arten, das Buch anzugehen. Manche lasen es klassisch von vorne bis hinten durch, andere nahmen sich zuerst die Serien vor, die sie kannten, wiederum andere begannen mit den ihnen unbekannten Serien – und alle hatten auf die eine oder andere Weise Spaß dabei, selbst wenn ihre Lieblingsserien nicht vor- oder schlecht bei mir wegkamen. Genau so hatte ich mir das immer vorgestellt/gewünscht/erhofft, so sollte mein Buch aufgenommen werden, und insbesondere die Lovelybooks-Ladies konnten mir attestieren, dass ich diesbezüglich offenbar ganz viel richtig gemacht habe. Was jetzt allerdings nicht heißen soll, dass meine Bekenntnisse ausschließlich bei Frauen gut ankommen, es gab auch ebenso positive Rückmeldungen von männlichen Serienjunkies, nur eben bisher nicht ganz so zahlreich.

Apropos Männer und Frauen: Ich habe eine sensationelle Nachricht für alle Serienjunkies, die aufgrund ihrer Sucht und dem damit verbundenen Zeitaufwand/Nerdfaktor/Hygienemangel jegliche Hoffnung auf ein beständig funktionierendes und durchführbares Liebesleben abgeschrieben haben. Jawohl, ich, Jochen Till, habe ganz allein die Lösung für dieses scheinbar unlösbare Problem aller zur Einsamkeit verdammten Serienabhängigen gefunden! Und sie ist ebenso genial wie einfach! Das Zauberwort heißt Fernbeziehung, mit Betonung auf fern. Lassen Sie das mal kurz sacken und genießen die Brillanz dieser, meiner Idee. Wobei ich schon zugeben muss, dass ich nicht einfach so darauf gekommen bin, das hat sich zufällig und völlig unerwartet ergeben, ist aber somit bereits auf Praxistauglichkeit getestet und für gut befunden worden, zumindest von mir. Ja, ich, der einstmals einsame Serienwolf, führe seit einigen Monaten eine Fernbeziehung. Zwischen mir und meiner Herzallerliebsten liegen 400 Kilometer – die ideale Entfernung für einen Serienjunkie. Die Wahrscheinlichkeit spontaner Besuche und somit die Gefahr, beim Seriengucken überrascht/gestört/abgelenkt zu werden, ist sehr gering. Und bei einer ebenfalls der Entfernung geschuldeten Besuchsfrequenz von monatlich drei bis fünf Tagen (meistens am Stück), bleibt jede Menge Zeit, um die dadurch entstehenden Serienentzugserscheinungen adäquat auszugleichen. Natürlich reißen die allabendlichen Telefonate ein paar schmerzhafte Lücken in den Serienplan, aber falls es mal eng wird, kann man immer noch den einen oder anderen unerklärlichen Leitungsausfall vortäuschen – je öfter man das praktiziert, desto glaubhafter wird es. Man sollte allerdings im Serienrausch nicht öfter als dreimal vergessen, seine Herzensdame am Bahnhof abzuholen, das führt dann doch zu Unstimmigkeiten. Dieses Risiko lässt sich aber leicht minimieren, indem man an jenen Tagen ausschließlich Sitcoms guckt, die sind kürzer und verringern dadurch zumindest das Zeitfenster der möglichen Verspätung. Sie sehen, wenn man ein paar winzige Kleinigkeiten beachtet, ist das Konzept Fernbeziehung die perfekte Lösung für das Problem der bisher stets als zementiert empfundenen Vereinsamung sämtlicher Serienjunkies. Also los, all ihr Leidenschaftsgenossen da draußen! Ändert das Suchkriterium Entfernung auf euren verwaisten Flirtportalprofilen von 30 Kilometer Umkreis in 400. Findet neben dem Serien- auch endlich euer Liebesglück. Und wenn ihr dann glücklich fernliiert seid, denkt an mich, denn ich, der Brillante, war es, der euch diesen Weg aufgezeigt und in ein nicht möglich geglaubtes Leben voller Liebe (und Sex!) geführt hat. Ich, Jochen Till, der Retter der …

Wie bitte? Sie haben längst eine viel bessere Lösung für das Einsamkeitsproblem des Serienjunkies gefunden? Kann gar nicht sein. Aber gut, schießen Sie los, ich bin gespannt. Aha. Sie wohnen also bereits seit acht Jahren mit Ihrer Partnerin zusammen? Und sie ist auch Serienjunkie? Sie frönen immer gemeinsam der Seriensucht? Das funktioniert bestens? Und was, bitteschön, passiert dann, wenn ihre Partnerin unbedingt Grey’s Anatomy gucken will, Sie aber darauf brennen, zu sehen, wie es mit Dexter weitergeht? Ach was? Zuerst das eine, dann das andere? Da haben wir’s doch schon, das ist keine Lösung, das ist ein ganz fauler Kompromiss, der belegt, dass sie gar kein Serienjunkie sind, denn ein wahrer Serienjunkie würde sich nicht auf einen derart faulen Deal einlassen. Niemals! Wie jeder gute Süchtige handeln wir Serienjunkies streng egoistisch und ohne Rücksicht auf unsere Mitmenschen. Der einzige vertretbare Grund, eine Serie zu gucken, die uns nicht gefällt, wäre Christina Hendricks. Wie, die kennen Sie nicht? Ein weiterer Beweis dafür, dass Sie kein echter Serienjunkie sind, und meine Fernbeziehungslösung die einzig wahre ist. Dann besorgen Sie sich mal geschwind Staffel 1 dieses Buchs, denn bevor Sie nicht wissen, wer Christina Hendricks ist, dürfen Sie hier gar nicht weiterlesen! Allen anderen wünsche ich viel Vergnügen mit 25 weiteren meiner allerliebsten Seriensuchtmittel.

»Television! Teacher, mother, secret lover.«

Homer Simpson

Jochen Till, Dezember 2012

The Sopranos

Genre: Drama

Laufzeit: 45-60 min.

Erstausstrahlung: 17. Januar 1999 bis 10. Juni 2007

Sender: HBO

Schöpfer: David Chase

Titelmelodie: »Woke Up This Morning« von Alabama 3

Emmys: 21

»There is no Mafia.«

Tony Soprano

Nein, natürlich nicht, Herr Soprano. Und diese Serie war bei ihrer Erstausstrahlung auch nicht die erfolgreichste Pay-TV-Serie aller Zeiten. Und sie hat als zweite HBO-Eigenproduktion nach Oz keinesfalls die TV-Serie an sich revolutioniert und einen Meilenstein an Innovation und Kunstfertigkeit in die Fernsehlandschaft zementiert. Wie bitte? Nein, Herr Soprano, das mit dem Zementieren sollte keine Anspielung auf die gängige Entsorgungspraxis für in Ungnade gefallene Mitglieder der nicht existenten Mafia sein. Was? Ob ich … Ja, selbstverständlich, ich werde Sie sehr gern zur Baustelle Ihres neuen Vereinsheims für den Club friedliebender Italiener e.V. begleiten, um die Tiefe des Fundaments zu überprüfen, ist mir eine Ehre. Lassen Sie mich nur noch kurz dieses Kapitel zu Ende schreiben, ja?

Die Mafia. Der Mob. La Cosa Nostra. Finstere Gesellen mit italienischem Akzent, die meistens nachhaltig nachtragend reagieren, wenn man ihre wohl gemeinten Angebote ausschlägt. Aber diese Jungs haben es auch nicht immer leicht. Das sind schließlich auch nur Menschen. Tony Soprano, zum Beispiel. Der Mann hat Frau und zwei Kinder. Und ganz viel Stress auf der Arbeit. Da kann selbst der hartgesottenste Mafioso schon mal Depressionen kriegen. Dass man ihn dafür gleich zu einer Psychologin schickt, ist allerdings nicht fair. Aber die Amis rennen ja schon beim ersten Anzeichen von Schluckauf zum Psychologen, um sich eine Panikattacke diagnostizieren zu lassen, also verwundert das nicht weiter.

Mich wollte doch tatsächlich neulich auch jemand zum Psychologen schicken. Meine Freundin. Ich hätte ein tief sitzendes Problem mit Nähe, sagte sie. Weil ich nicht mit ihr knutschen wollte, und das wäre ja wohl nicht normal. Jetzt mal ganz im Ernst und ohne Flachs: Wie soll man denn rein anatomisch betrachtet gleichzeitig knutschen und die neueste Folge Justified gucken? Das ist so gut wie unmöglich. Ich meine, okay, wenn der Fernseher richtig positioniert ist und man den Kopf der zu knutschenden Person in einem bestimmten Winkel fixieren kann, dann ist es technisch gesehen sogar machbar. Aber dann kriegt man sofort vorgeworfen, nicht richtig bei der Sache und ein gefühlskaltes Arschloch zu sein, was gleichfalls kontraproduktiv ist. Dabei ist die Lösung so einfach: First things first. Da müssen eben Prioritäten gesetzt werden. Und die sind in solch einem Fall zweifelsohne klar verteilt – Serie geht immer vor Sex, schon allein aus logistischen Gesichtspunkten. Das letzte Zimmer, das man an jedem Tag betritt, ist das Schlafzimmer. Weil dort für gewöhnlich das Bett steht. Und auch, wenn uns so manche Serie anderes vorgaukelt, finden sexuelle Aktivitäten normalerweise auf ebenjenem Möbelstück statt. Von daher macht die Reihenfolge Serie (Wohnzimmer) gefolgt von Sex (Schlafzimmer) absolut Sinn. Aber versuchen Sie mal, das meiner Freundin zu erklären – die denkt dann gleich, mit Ihnen stimmt etwas nicht und googelt umgehend nach Therapeuten in Ihrer näheren Umgebung.

Womit ich jetzt keinesfalls den Berufsstand der Psychoanalytiker als überflüssige Scharlatanerie verstanden wissen möchte. Es gibt tastsächlich eine enorme Anzahl an Menschen, deren Dachschäden dringend von Profis diagnostiziert und behandelt werden müssten, weil sie für sich und vor allem für andere eine unberechenbare Gefahr darstellen – nur lässt es die Gesetzeslage derzeit leider nicht zu, jeden offensichtlich Irren aus der Nachbarschaft prophylaktisch einweisen zu lassen. Aus zuverlässiger und äußerst geschwätziger Quelle weiß ich zum Beispiel, dass in meiner Straße jemand wohnt, der keine Serien guckt. Nicht eine einzige! Und der Mann ist nicht etwa blind. Er guckt schon Fernsehen, aber nur Nachrichten, Wissenschaftsmagazine und Tierdokus. Also, wenn ihn das nicht als höchstgefährlichen Irren einstuft, weiß ich auch nicht. Aber dagegen unternimmt meine Freundin natürlich nichts! Nein, ich bin ja derjenige, der unbedingt psychologische Hilfe braucht. Okay, meinetwegen. Dann leg ich mich eben auf die Couch. Ja, von mir aus sofort. Aber nur, wenn es in der Psycho-Praxis einen Fernseher gibt – Justified fängt nämlich gleich an. Und wehe, die Therapeutin will mit mir knutschen!

Sind es nicht immer die Frauen, die das Leben unnötig kompliziert machen und Männer wahnsinnig werden lassen? Das kriegen Psychologiestudenten wahrscheinlich bereits bei der Einschreibung eingebläut, um es später als Allzweckdiagnose anwenden zu können. Bei Tony Soprano ist es nicht anders.

Dr. Jennifer Melfi: »What’s the one thing, every woman, your mother, your wife, your daughter, have in common?«

Tony Soprano: »They all break my balls.«