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martinguandjienchan@yahoo.de

Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH,

Norderstedt.

ISBN: 9783748103844

Inhaltsverzeichnis

EPILOG AM ANFANG

Die beiden alten Frauen hielten sich noch immer an den Händen. „Es wird langsam doch etwas kühl.“ Die Antwort ließ einige Minuten auf sich warten. Wozu sich beeilen? Wozu überhaupt reden? Was gesagt werden musste, war schon vor langer Zeit gesagt worden. Sie starrten weiter in den Himmel, so wie sie es schon seit Stunden getan hatten.

Die nordische Kälte hatte ihr angestammtes Recht von der fremden Hitze des Abends wieder zurückerobert. Es war nicht kühl. Es war kalt. Sehr kalt. Doch die beiden Alten hatten kein Gefühl mehr für diese Kälte. Eine andere, endgültigere Kälte erwartete sie.

„Als ich mein erstes Nordlicht gesehen habe, hast du irrsinnig damit angegeben, dass das doch nur ein ganz kleines gewesen war. Ich fand dich richtig doof und wollte einen halben Tag lang nicht mehr deine Freundin sein.“

Schweigen.

„Und dann kam das große Nordlicht.“

Schweigen.

„Und dein Uropi war ganz begeistert.“

Schweigen.

„Und dann fing alles an.“

Schweigen.

„Und das ist das Finale.“

Schweigen.

„Wie bei einer Wagneroper.“

Die beiden starrten weiter in den Himmel. Wie damals, vor acht Jahrzehnten. Sie sahen das Finale, und danach würde die Oper aus sein. Endgültig. Das Opernhaus würde geschlossen, die Kostüme verschenkt, die Sänger und Musiker entlassen werden.

Und das Publikum?

„Ja, es wird kühl.“

Die eine füllte die beiden Wassergläser mit Wodka, die andere kramte aus ihrer Tasche ein kleines Fläschchen hervor und leerte den klaren Inhalt in die Gläser.

„Leb wohl.“

„Leb wohl.“

ENDE

2022

Manchmal hasste Sarah ihre Eltern. Natürlich hatten sie auch ihre Vorzüge. Wenn im Kindergarten der blöde André fragte, ob ihr Vater immer noch in Peru sei, konnte sie so schön hochnäsig antworten, dass der wieder zuhause sei, dafür aber ihre Mutter jetzt in Australien wäre. Und der blöde André hatte natürlich noch nie was von Australien gehört. Oder die dumme Annika, die immer mit ihrem Vater angeben wollte, der schon wieder auf Montage in Polen war. Das war schon ganz lustig, aber was sie jetzt wollten, ging wirklich zu weit.

„Dann gehe ich zu Omi nach München.“

Das hatte Sarahs Mutter schon befürchtet. Bei Omi in München war es immer lustig. Sie hatte eine schöne Altbauwohnung direkt neben einem kleinen Park und konnte toll mit Kindern umgehen. Wahrscheinlich hätte sie Sarah sogar für eine Weile genommen, aber Omi war frisch verliebt und wollte nach ihrer Pensionierung im nächsten Jahr mit ihrem neuen Freund eine Weltreise machen. Für ein paar Jahre!

„Dann halt zu Opi.“

Omi und Opi hatten sich schon vor Jahren im Guten getrennt. Sobald Sarahs Mutter aus dem Haus war, hielt er es nicht mehr länger aus. Nach über dreißig Jahren im Exil zog es ihn in seine alte persische Heimat zurück. Sicher, das Land hatte sich in den letzten Jahren sehr zum Positiven verändert, war liberaler geworden, und nachdem die Wirtschaftssanktionen aufgehoben worden waren, erlebte es ein regelrechtes Wirtschaftswunder. Aber für ein verwöhntes deutsches Kleinstadtmädchen taugte die chaotische Millionenstadt Qom wohl doch nicht, obwohl sich Opi wahrscheinlich gerne seiner kleinen Enkelin annehmen würde.

„Und die anderen Opiomis?“

Jetzt runzelte Sarahs Vater seine Stirn. Nicht, dass er sich über eine wirklich schlechte Kindheit beklagen konnte, aber den Macken und Erziehungsmethoden seiner Eltern wollte er seine Tochter nicht aussetzen.

Papi und Mami erklärten es Sarah noch einmal, als ob Sarah ein totaler Volltrottel wäre. Natürlich hatte sie verstanden, dass man zum Leben Geld braucht und dafür arbeiten muss. Aber warum muss man dazu ausgerechnet in ein Land auswandern, in dem alte Stofffetzen leben und Hirsche züchten? Und reichte es nicht aus, dass der Weihnachtsmann einmal im Jahr vorbeikam? Als Nachbar würde er wohl kaum mehr Geschenke verteilen, schließlich schrieb er ja alles in sein goldenes Buch. Und ein halbes Jahr lang Nacht! Sarah hasste die Dunkelheit. Immer wenn sie nachts einmal aufwachte, fürchtete sie sich und musste zu Mami und Papi ins Bett kriechen. Nein, Lappland stand außer Frage.

Wie sollte man einem Kind den Zusammenhang zwischen Wirtschaftskrise und eigenem Geldbeutel erklären? Und vor allem dann, wenn man selber anscheinend so bekannt und erfolgreich war? Und Sarahs Eltern waren erfolgreich, sie als Astrophysikerin, er als Radioastronom. Beide hatten eine Reihe Artikel veröffentlicht, die in der Fachwelt Beachtung gefunden hatten. Sie Anfang, er Mitte Dreißig konnten beide darauf bauen, in einigen Jahren eine Professur zu erlangen. Aber erst dann, wenn die gegenwärtige Wirtschaftskrise vorüber war und die Forschungsgelder nicht mehr zusammengestrichen, sondern wieder ausgeweitet werden würden. In Europa wütete die zweite Eurokrise und in den USA, dem Rückzugsort für europäische Naturwissenschaftler, hatte die dritte Immobilienkrise dazu geführt, dass die NASA nahezu alle Projekte zusammengestrichen hatte. Sarahs Eltern hatten sich sogar schon ernsthaft überlegt, nach China zu gehen, dem einzigen Land, das massiv die Weltraumforschung ausbaute. Aber kulturell waren beide einfach zu sehr Westler, die sich nicht vorstellen konnten, im Fernen Osten zu leben. Und dann kam das Angebot aus Lappland. Genauer gesagt kam es von der Europäischen Weltraumbehörde in Paris, dass sie beide an die neue Sternwarte im äußersten Norden des Kontinents gehen könnten. Eines der wenigen Projekte, das man nicht zusammengestrichen hatte, und an dem gleichzeitig eine Stelle für einen Radioastronomen und einer Astrophysikerin zu besetzen war.

Natürlich war Lappland nicht die Wunschvorstellung für eine junge Familie mit Kind, aber was sollten sie machen? Erneut nach Zwei- oder Dreijahresverträgen für Forschungsprojekte Ausschau halten? Lappland bot beiden eine Festanstellung, aus welcher heraus sie sich nach einigen Jahren, ganz in Ruhe und ohne Zeitdruck, auf eine Professur in wärmeren Gefilden bewerben konnten. Es half nichts, Sarah musste wohl oder übel in den sauren Apfel beißen und die gemütliche, sonnige süddeutsche Kleinstadt in Richtung eisigen Norden verlassen.

*

Ganz so schlecht ist Lappland doch nicht. Naja, schon komisch und vor allem kühl. Obwohl Sommer ist, muss man angezogen hinaus und in dem tollen See kann man überhaupt nicht baden, so kalt ist der.

Am lustigsten sind aber die Lappen, das sind gar keine lebenden Stofffetzen, sondern ganz normale Menschen, die sich Samen nennen. Hihi, Blumensamen anstatt Waschlappen! Vor Allem aber Gáddjá. Die ist etwas älter als ich und die Tochter von einem Hirschzüchter. Die Hirsche heißen hier Rentiere, obwohl sie doch kaum rennen, sondern meistens nur auf der Weide Gras fressen. Gáddjá hat mir gezeigt, wie man auf den Rentieren reitet. Das war ganz lustig. Nicht so, wie beim Ponyreiten auf dem Weihnachtsmarkt. Einen Sattel gibt es nicht. Wenn man es irgendwie schafft heraufzuklettern, muss man mit einem dünnen Stöckchen leicht gegen das Geweih schlagen, damit das Ren losläuft. Das war wirklich lustig, aber abends hat mir ziemlich der Po vom vielen Reiten wehgetan.

Auch der See ist toll. Auch wenn man darin nicht baden kann, weil er so kalt ist. Es gibt so viele Fische darin, und wenn man eine Schnur reinwirft, beißen die auch ohne Köder einfach so an.

Gáddjá ist eine tolle Freundin, auch wenn ich mich kaum mit ihr unterhalten kann. Sie ist ganz braungebrannt und hat Schlitzaugen wie ein Chinese. In den Kindergarten muss sie nicht. Sie darf die ganze Zeit draußen spielen oder irgendeinem Verwandten mit den Tieren helfen. Die hat es echt gut.

*

Heute war Sarah das erste Mal im Kindergarten gewesen. Ganz modern mit viel Spielzeug und sogar einem Computer, mit dem man irgendwelche Sachen lernen konnte. Es waren nur ein paar Kinder dort, da die meisten Familien erst langsam eintrafen, denn die Sternwarte würde erst in einigen Wochen offiziell eröffnet werden.

Rebecca kam aus England, war aber viel zu jung, als dass sich ein großes Mädchen wie Sarah mit ihr abgegeben hätte. Die war ja noch nicht einmal dreieinhalb und Sarah schon fünfeinhalb. Ian war dagegen schon ein Großer, der nur deshalb im Kindergarten war, weil noch Schulferien waren, er nichts anderes zu tun hatte und sich langweilte. Er war schon fast sieben und kam bereits in die zweite Klasse. Das Witzige war, dass er aus Afrika kam, so wie Tommi zu Hause, aber blond war und blaue Augen hatte. Sarah hatte immer gedacht, dass alle Afrikaner dunkel waren, so wie Tommi eben. Vivienne war Französin, aber irgendwie komisch. Sarah wollte ihre Barbiepuppe nehmen und anschauen, worauf Vivienne danach schnappte und sie in diesem seltsamen Französisch beschimpfte. Blöde Kuh. Zum Glück gab es noch einen Deutschen. Micha kam aus Düsseldorf und war noch dunkler als Tommi, stammte aber nicht aus Afrika. Auch seine Eltern nicht.

*

Der Kindergarten ist echt blöd. Die Kindergärtnerin spricht nur Englisch. Was soll denn das? Micha und ich sprechen schließlich deutsch und Ian gehört überhaupt nicht in den Kindergarten. Und Rebecca ist noch nicht einmal vier, die zählt doch gar nicht und Vivienne ist eine doofe Kuh. Die Spielzeuge sind zwar ganz nett, aber gegen die Rentiere und die Fische im See... Gáddjá hat es gut. Muss nicht Englisch lernen und sich mit der blöden Vivienne zanken.

*

Mami und Papi sahen heute wirklich toll aus. Papi hatte einen Anzug mit Krawatte an und Mami ihr helles grünes Kleid. So laufen sie sonst nie rum. Die Eröffnung der Sternwarte war schon ziemlich öde. Irgendwelche wichtigen Leute und ganz viele Fotografen und sogar das Fernsehen. Haben die endlos gelabert! Aber abends war es dann richtig cool. Da sahen Mami und Papi noch doller aus. Mami hatte ein richtiges Ballkleid und Schmuck und so und Papi so einen komischen schwarzen Anzug mit einer, hihi, Fliege. Eine totgeklatschte Fliege am Hals. Hihi. Sah aber toll aus. Und als Mamipapili dann getanzt haben, das war richtig schön. Und wir Kinder konnten machen, was wir wollten, und niemand hat uns ins Bett geschickt. Nur als wir die Schokokussschlacht angefangen haben, hat uns irgend so ein Typ auf Englisch ausgeschimpft. Doof war nur, dass ich Gáddjá nicht mitbringen durfte. Dann wäre alles noch viel lustiger gewesen.

*

Heute haben sie also die Schule eröffnet. Die sieht genauso doof aus wie die Schulen bei uns. Nicht so schön wie die alte Sami-Schule im Dorf. Die ist ein total gemütliches Holzhaus, bei dem draußen die Farbe abblättert. Nur das Klo ist nicht so doll.

Aber die alte Schule soll zugemacht werden und die Sami-Kinder sollen in die neue Schule kommen. Man hätte doch an die alte Schule einfach noch ein paar Zimmer anbauen können. Aber nein, Erwachsene sind ja einfach sowas von doof.

Gáddjá kommt schon dieses Jahr in die Schule. Ich muss noch nicht, weil ich ein paar Monate jünger bin. Habe Mamipapili so lange in den Ohren gelegen, bis sie es mir erlaubt haben. Nicht, dass ich wirklich in die Schule will, aber ich habe keine Lust, weiter in diesem blöden Kindergarten zu sein. Da bin ich lieber zusammen mit Gáddjá in einer Klasse.

*

Diesen doofen Erwachsenen sollte jemand mal den Po versohlen. Die Schule ist ja so doof auch nicht, aber warum lassen die Großen die Kinder nicht einfach machen, was sie wollen? Gáddjá und ich sind natürlich nicht in einer Klasse. Sie bei den Sami und ich bei den Ausländern. Und der ganze Unterricht ist in diesem blöden Englisch. Da kapiert man doch kaum was. Sami kann ich schon viel besser.

Wir hätten das schon viel früher machen sollen. Aber natürlich haben wir Schiss gehabt. Gáddjás ganze Klasse ist mit mir zusammen vor das Büro des ausländischen Rektors gezogen und wir haben einen riesen Lärm gemacht. Hihi. Wir haben alle nur Sami geredet, obwohl die Kinder auch Norwegisch können. Der hat nix verstanden. Dann habe ich ihn auf Englisch gefragt, ob er keine anderen Sprachen spricht und auf Deutsch und Persisch losgebrabbelt. Am Ende musste dann einer der Sami-Lehrer der Norwegisch-Lehrerin übersetzen, die dann alles auf Englisch gesagt hat. Das war lustig. Jedenfalls darf ich jetzt zu Gáddjá in die Klasse.

Natürlich wollten diese doofen Erwachsenen das nicht, aber irgendein Cousin von Gáddjá hat das ganze gefilmt und auf youtube geladen, und dann hatten die auf einmal alle Schiss, nachdem es ganz viele Klicks gab. Hihi.

*

Es ist erst Oktober und schon total früh dunkel und schweinekalt. Warum können die diese Sternwarten nicht in Italien oder Afrika bauen? Gáddjá findet das ganz normal. Wenn Gáddjá nicht wäre, würde ich solange rumzetern, bis ich zu Omi nach München darf.

Mamipapili sind ganz begeistert. Man sieht tatsächlich mehr Sterne hier und vor allem die Milchstraße. Zu Hause hab’ ich immer gedacht, das wäre nur ein Märchen. Aber es gibt sie tatsächlich. Und dann dieses Nordlicht vorgestern! Gáddjá meint, dass das nur ein ganz kleines sei und nichts gegen das, was sie schon gesehen hat. Manchmal übertreibt sie aber auch. Von wegen drei Meter lange Fische in dem See! Und Eisbären. Die gibt‘s hier gar nicht. Das hat sie aus dem Fernsehen.

Jedenfalls hocken Mamipapili jetzt ständig in der Sternwarte. Kommen nachhause, machen mir Frühstück und schlafen dann den ganzen Tag. Nach dem Abendessen gehen sie dann zur Arbeit.

*

Die Erwachsenen wissen wirklich nicht, was sie wollen. Entweder sie sind total langweilig oder sie flippen total aus. Und das nur, weil sie irgendeinen Fehler gemacht haben.

Angefangen hat das Ganze letzte Woche. Die beiden kamen nachhause und haben die ganze Zeit nur rumdiskutiert. Das kann doch nicht sein, wir müssen einen Fehler gemacht haben, sowas ist doch statitistisch unmöglich und lauter so’n Quatsch. Und dann ging das immer so weiter. Immer mehr Leute kamen zu uns ins Haus. Haben gelabert und gelabert, kofferweise Papier auf dem Wohnzimmertisch ausgebreitet und sich nur noch von Tiefkühlpizza ernährt. Und das, wo Mamipapili immer so rumgemosert haben, wenn ich mal Pizza oder Dosenravioli essen wollte. Das ist ungesund, iss frisches Gemüse! Aber selber Tiefkühlpizza ohne Ende futtern!

Naja, ein Gutes hat der Fehler. Endlich durfte ich bei Gáddjá übernachten. Irgendwie mögen Mamipapili Gáddjás Eltern nicht, obwohl sie die beiden gar nicht kennen. Gut, ihr Papi ist ein bisschen seltsam, aber nett. Und die wohnen überhaupt nicht in einem Zelt aus Fellen, sondern in einem Holzhaus mit Strom und Heizung und allem. Das Zelt haben sie nur für die Touristen aufgebaut. Der ältere Bruder von Gáddjá hat sogar die neueste x-box! Manchmal sind meine Eltern schon spießig.

Jetzt sind sie jedenfalls froh, wenn ich bei Gáddjá übernachte.

*

Gáddjá ist doof. Wie kann man das vergleichen. Mal im Ernst. Man kauft Fleisch im Supermarkt oder beim Metzger, aber man schlachtet doch nicht seine Haustiere und isst sie dann einfach so auf! Alle Sami sind doof. Total doof. Und blöd. Total superdoof und superblöd!

*

Ich weiß wirklich nicht, wer superdoofer und superblöder ist. Meine Eltern oder die Sami.

Erst jammern Mamipapili tagelang herum, dass sie einen Fehler gemacht haben müssen, dann stellen sie fest, dass sie keinen Fehler gemacht haben, und anstatt sich zu freuen, sind sie total depri drauf. Die haben sich sogar eine Flasche Schnaps gekauft und sich total besoffen! Was soll das denn! Und Mami hat wieder angefangen zu rauchen. Nicht so wie früher, mal eine Zigarette nach dem Essen, sondern zwei Packungen am Tag!

Und die Sami. Diese blöden Arschlöcher. Die kleine Deutsche kann keine Rentiere schlachten. Und dann dieser doofe Große aus der dritten Klasse. Diese Dokus aus dem Internet, wie in Deutschland Schweine gehalten und geschlachtet werden. So ein Arsch. Das ist gemein.

Ich will nach München zu Omi.

*

Omi ist mit ihrem Freund über Weihnachten in Griechenland. Opi hat gesagt, dass er sogar nach Oslo fliegen würde, um mich abzuholen, aber meine blöden Eltern wollen das nicht. Zuhause ist jetzt nur noch Depri und Hektik. Alles wegen dem Fehler, den sie nicht gemacht haben. In der Sternwarte zoffen sich alle und ständig kommen Heinis in Anzug und Krawatte angeflogen. So Wichtigtuer halt.

Mamipapili haben einfach bei Gáddjás Eltern angerufen und gefragt, ob ich für ein paar Tage dort schlafen könnte. Was soll denn der Scheiß? Bei diesen Haustiermördern?

Ich will nach Qom zu Opi.

*

Ich musste mir schon das Kichern unterdrücken, wie Gáddjás Papi mit seinem neuen riesigen Landrover ankam, um mich abzuholen. Das hätten Mamipapili wohl nicht erwartet. Unser Volvo stinkt dagegen völlig ab!

Aber blöd sind die Sami trotzdem. Die ganze Fahrt über hat mir Gáddjás Papi was über die Seelen der Tiere vorgelabert und dass die Sami die Tiere achten und sie eben nur schlachten, um selber zu überleben, aber dann für die Seelen der Tiere beten, damit diese in den Tierhimmel kommen.

Mami und Papi sagen, dass es überhaupt keine Seelen gibt und die Christen und Muslime sagen, dass nur Menschen eine Seele hätten. Und die Sami sagen, dass jedes Lebewesen viele Seelen hätte. Das ist doch alles irgendwie Blödsinn. Wem soll man denn da glauben? Und wenn ich ein Tier töte und alles ist gut, wenn ich für seine Seelen bete, dann könnte ich ja auch einen Menschen essen, wenn ich für seine Seelen bete. Ich werde jedenfalls kein Fleisch essen. Egal, ob Tiere Seelen besitzen oder nicht.

*

Ich bin auch blöd und superdoof. Ich hab’ doch Fleisch gegessen. Sonst gibt’s ja bei den Sami auch nicht viel. Ist es jetzt wirklich O.K., dass ich für die Seelen gebetet habe? Wenn ich meinen Opi in Qom besuche, muss ich unbedingt den Mullah dort fragen. Der ist der oberste islamische Pfarrer überhaupt. Blöd nur, dass mein Opi den überhaupt nicht mag. Oder vielleicht einen Brief an den Papst in Rom schreiben? Der müsste das doch auch wissen.

Wirklich genervt hat mich, dass Gáddjá Recht hatte. Heute gab es nämlich ein richtiges Nordlicht. Das war irre. Das findet sogar Gáddjás Urgroßopi, und der ist wirklich irre alt, hundert Jahre oder so. Der soll sogar noch gegen Adolf Hitler gekämpft haben, diesen bösen deutschen Kaiser, der wahnsinnig viele Menschen umgebracht hat. Der König aus Oslo soll ihm sogar einen Orden gegeben haben und Gáddjá hat mir versprochen, ihn mir mal zu zeigen. Der Urgroßopi jedenfalls meinte, dass er noch nie so ein Nordlicht gesehen hat. Und wenn der das meint, dann muss das schon stimmen.

Aber richtig komisch war das, als meine Mamipapili plötzlich im Fernsehen waren. Also nicht wirklich plötzlich. Wir waren also draußen und haben das Nordlicht angeguckt, als irgendjemand angerufen wurde. In den Nachrichten wäre irgendwas ganz Wichtiges. Wir sind dann alle rein, nicht in das alte Holzhaus, sondern in das neue Restaurant, das Gáddjás Vater gebaut hat, und wo die ganzen Leute von der Sternwarte gerne essen gehen, und haben den Fernseher angestellt. Ich hab natürlich nix verstanden und Gáddjá auch nicht alles, weil alles auf Norwegisch war. Warum können die nicht Fernsehen auf Sami machen? Ich meine, das wäre viel besser. Dann können alle was verstehen, ohne erst eine andere Sprache zu lernen.

Jedenfalls sprach da erst so ein Fernsehsprecher und es gab diese Diagramme, die Mamipapili immer bei ihrer Arbeit machen, und dann kam eine Aufzeichnung von was Früherem. Ein Mann in Uniform redete mit ganz ernster Miene. Gáddjá sagte mir, dass das der König aus Oslo sei. Die Erwachsenen wurden immer ruhiger, aber nicht ruhig ruhig, sondern ängstlich ruhig. Und dann traten auf einmal Mami und Papi ans Rednerpult und laberten irgendwas auf Englisch, und unten wurde das auf Norwegisch eingeblendet.

Was war das denn?

Und alle starrten mich auch einmal an und redeten wie wild auf mich ein. Irgendwann habe ich angefangen zu heulen, aber dann kam Gáddjás Urgroßopi, nahm mich bei der Hand und wir gingen nach draußen, um wieder das Nordlicht anzuschauen. Er hat dann irgendwas Wirres gefaselt, aber irgendwie beruhigend.

*

So gut ist mein Sami ja auch noch nicht und Gáddjá hatte auch nicht alles kapiert, was die Großen so erzählten. Aber anscheinend haben meine Eltern etwas ganz Schlimmes entdeckt. So ein riesiger Meteor rast auf die Erde zu und wird uns alle töten. Oder auch nicht. So klar war das nicht. Jedenfalls scheint der Meteor noch ziemlich weit entfernt zu sein. Mamipapili wird sicher was einfallen. Schließlich sind sie berühmte Wissenschaftler. Sie werden eine riesige Rakete bauen und alle Bomben, die es gibt, reinstecken und dann den Meteor in die Luft sprengen. Genau, das werden sie tun. Und dann müssen sie auch nicht mehr Schnaps trinken und rauchen, und wir ziehen nach München oder Qom, wo es warm und nicht so dunkel ist!

*

Da saßen Sie nun. In der Kantine der europäischen Sternwarte im äußersten Norden des Kontinents. Zwei deutsche Wissenschaftler und ein norwegischer König. Ihre Handys hatten sie noch ausgeschaltet, der Privatsekretär des Königs versuchte in einem Nebenraum, Herr der anschwellenden Anrufe zu werden.

„Man sagte mir, dass es sich um einen riesigen Himmelskörper handelt. Also kein Meteor oder Planetoid, sondern ein sehr großer Gasgigant, größer als der Jupiter.“

„Ja, Herr König, Exzellenz?“ Die Wissenschaftler hatten bisher noch keinen persönlichen Kontakt mit gekrönten Häuptern gehabt.

„Magnus. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, können wir uns gerne duzen.“

„Jasmin.“

„Klaus. Zum Wohl, Magnus.“

„Zum Wohl.“

Nach einer kurzen Pause fuhr Sarahs Mutter fort.

„Kein Planet. Ein Bruchstück einer Sonne.“

Der König, der sehr wohl ein gut belesener Amateur in den Naturwissenschaften im Allgemeinen und der Astronomie im Besonderen war, blickte etwas ratlos drein.

„Offensichtlich ist es ein Überbleibsel einer Sternenkollision. Hin und wieder kommt es vor, dass in unserer Galaxie zwei Sonnen...“

„Ich weiß, was eine Sternenkollision ist. Sie wollen also sagen, dass ein Teil der Sonnenmaterie in den Raum geschleudert wurde und nun auf uns zurast. Wie groß wirklich?“

„Grob geschätzt etwas weniger als ein Prozent unserer Sonnenmasse oder 75 mal so schwer wie Jupiter.“

Das musste der König, Magnus, erst einmal verdauen.

„Und warum hat man das nicht früher entdeckt? Das ist doch riesig.“

„Weil es nicht leuchtet. Und ungeheuer schnell ist. Es ist gerade klein genug, dass es keine Sonne ist. Ein sogenannter Brauner Zwerg. Zehn oder zwanzig Prozent mehr Masse, und die Kernfusion würde einsetzen. So aber ist es nur ein gigantischer Ball aus Wasserstoff und Helium. Und es ist schneller als jeder Meteorit, weil es mit einer ungeheuren Wucht abgesprengt wurde. Vor Millionen oder Milliarden von Jahren.“

„Wie haben Sie das Ding dann überhaupt entdeckt?“

„Es gibt seit Jahren die Theorie eines weiteren, sehr entfernten Gasriesen. Es gibt unerklärte geringfügige Bahnabweichungen der Planeten, die sich nur durch ein extrem massereiches Objekt auf halben Weg zur Oortschen Wolke erklären lassen. Die Oortsche Wolke ist eine kugelförmige Materiewolke in anderthalb Lichtjahren Entfernung von unserer Sonne, die...“

„Ich weiß, was die Oortsche Wolke ist. Ich bin nicht ganz ungebildet, Jasmin. Ein Hundertstel Sonne rast also auf uns zu. Und wann wird es hier sein?“

„Grob geschätzt in sechzig bis hundert Jahren. In ein paar Wochen wissen wir es genauer. Bis auf ein, zwei Jahre genau.“

„Und dann?“

„Dann hilft nur noch beten. Sage ich als eingefleischter Atheist.“

„So haben Sie das in der Pressekonferenz aber nicht dargestellt.“

„Politik. EU-Kommission, NATO, der US-Präsident und für uns als Deutsche unser lieber Kanzler. Die fürchten alle eine heillose Panik. Die Amerikaner wollten alles völlig geheim halten, aber da haben wir damit gedroht, die ganze Wahrheit zu veröffentlichen. Die haben uns ziemlich eingeschüchtert, aber in Fachkreisen war es schon zu bekannt. Die CIA hätte uns nicht alle auf einmal schnell genug umbringen können.“

Der König nickte nur. Sein eigener Ministerpräsident hatte ihn explizit darauf hingewiesen, dass es sehr große Probleme zwischen Europäern und Amerikanern in dieser Frage gab. „Und nun?“

„Keine Ahnung. Keine Ahnung, Magnus. Keine Ahnung.“

*

Ganz so blöd und doof sind die Sami doch nicht. Sie lieben und achten ihre Tiere tatsächlich. Aber trotzdem. Ein Tier, das man gut kennt, einfach so zu schlachten und dann zu essen, so als ob nichts gewesen wäre?

Sarah sehnte sich einerseits nach dem anonymen Supermarktfleisch zurück, andererseits konnte sie die Bilder dieser grässlichen Doku über die deutsche Schweinezucht nicht vergessen.

Jetzt schlafe ich alle paar Tage bei Gáddjá. Mamipapili sind ja im Dauerstress, müssen ständig irgendwohin fliegen. Papi in Berlin, Mami in Brüssel. Oder in Oslo beim König. Der ist übrigens ein ganz netter Typ. Überhaupt nicht so, wie man sich einen König vorstellt. Und heute sind beide in New York. Bei der Weltregierung. Papi denkt immer, dass ich total dumm bin. Es gibt gar keine Weltregierung. In New York sitzen nur die ganzen Regierungen rum und labern blöd rum. Das sagt jedenfalls Ian, der hat einen Verwandten in New York bei der sogenannten Weltregierung, den er einmal besucht hat.

Warum sollen Mamipapili unbedingt vor der Weltregierung über diesen Riesenmeteoriten reden? Haben denn die Amerikaner keine Astrophysiker und Radioastronomen? In der Schule haben sie aber anscheinend ziemlichen Schiss vor Mamipapili. Jetzt hänselt mich niemand von den ausländischen Schülern mehr, weil ich immer nur mit den Sami abhänge. Ätschebätsch. Sollen deren Eltern doch erst mal einen Riesenmeteor entdecken!

2025

Papi ist wirklich doof. Warum will er Gáddjás Papi nicht diesen kleinen Gefallen tun? Was ist denn schon dabei, ein gemeinsames Familienfoto mit dem König in Oslo zu machen! Und den König dazu zu überreden, dass er, wenn er das nächste Mal die Sternwarte besucht, in Gáddjás Papis neuem Hotel zu übernachten. Der Magnus ist doch total cool. Und Gáddjás Papi hat doch gesagt, dass ihm das viel helfen würde. Er hat sich so viel Geld von der Bank für das neue Hotel geliehen, und wenn da so ein Bild mit dem König aus Oslo hängen würde, würden das die Gäste toll finden. Und überhaupt ist das Hotel total cool. Hat sogar eine eigene Sauna und einen beheizten Swimmingpool.

Und Mamipapili müssen doch sowieso nach Oslo, um diesen Nobelpreis abzuholen. Den zweiten schon. Den ersten haben sie in Stockholm vor zwei Jahren bekommen. Für Physik, was ja auch richtig ist, schließlich sind sie ja die besten Astronomen seit Galilei und Kepler. Aber jetzt noch einen für Frieden? Hat anscheinend der Magnus drauf bestanden, damit er den mit noch so einer Zeremonie überreichen darf. Sagt jedenfalls Gáddjás Papi. Jetzt muss ich einfach mal frech sein. Ich hab’ schließlich Gáddjá versprochen, dass ich sie mit nach Oslo nehme, aber ohne ihre Eltern darf sie natürlich nicht mitfahren. Und wenn Papi nicht das Foto machen will, dann komme ich eben auch nicht mit. Und Mami hat mir doch so lange erklärt, warum ich diese ganzen blöden Reden anhören soll.

*

Manchmal sind Mamipapili schon ein wenig komisch. Als ob der Papi von Gáddjá keinen schicken Anzug hätte! Klar, wenn er mich mit dem Landrover von zuhause abholt oder bei den Rentieren ist, dann trägt er Jeans, aber in dem Hotel hat er oft einen Anzug an. Haben ja sogar geglaubt, dass Gáddjás Familie in dem Fellzelt wohnt, als ich davon erzählt habe. Echt jetzt. Dann haben Mamipapili also so ganz trallala vor der Reise nach Oslo Gáddjás Papi erzählt, dass sie da eben Smoking und Abendkleid tragen würden. He, das war schon fast irgendwie beleidigend.

Naja, aber als Gáddjás Eltern und Gáddjá in Oslo in der Hotellobby aus dem Lift gekommen sind, da ist Mamipapili die Kinnlade heruntergefallen. Die hatten sich nämlich richtig schick gemacht. Nicht mit Smoking und Abendkleid und so, sondern in der alten Sami-Tracht. Also genauer gesagt, einer ganz neuen, aber eben so wie früher. Mamipapili haben da ziemlich blöd geschaut und haben das anscheinend nicht so toll gefunden. Aber als sie dann Gáddjá und ihre Eltern dem König vorstellen mussten, wegen dem Händeschüttelbildchen, da war der total begeistert. Hat sogar seinen eigenen Fotografen die Bilder machen lassen, mit so einer superteuren Profikamera. Und dann hat er Gáddjás Eltern auch noch gefragt, ob sie am nächsten Abend mit in die Oper kommen würden.

Da ist Mamipapili dann noch mal die Kinnlade runter gefallen, denn die hatten ja mit Gáddjás Eltern ausgemacht, dass die dann für mich Babysitter spielen. Aber Gáddjás Papi hat sofort zugesagt und uns Kinder gleich mit eingeladen.

Ein bisschen mulmig war mir schon, denn so eine Oper geht irre lang und man muss ganz ruhig sein und so. War aber toll. So eine wilde Liebesgeschichte mit einer Zigeunerin und einem Soldaten und einem Torero. Papi hat mir vorher gesagt, wovon es handelt. Aber richtig verstanden hab’ ich’s trotzdem nicht ganz, denn es war auf Französisch. Komisch, dass das niemand übersetzt hat. Aber die Musik war toll und die Tanzszenen noch toller. Nur das Ende war ziemlich doof, total traurig. Alle mausetot.

2026

„Sogar der blöde Ian ist schon in New York gewesen und sein Onkel hat ihm die ganze UNO gezeigt. Und Jimmy war auch schon da.“

„Jimmy?“

„Jimmy, von den Großen. Der mit den roten Haaren.“

„Jimmys Familie stammt aus New York. Er ist da geboren.“

„Na und? Er war auch schon da. Alle dürfen nach New York, nur ich nicht.“

„Sarah-Schatz. Das geht diesmal einfach nicht. Für Mami ist der Besuch ganz wichtig. Und außerdem sind jetzt keine Ferien.“

„Aber du fährst doch auch mit und du hast auch keine Ferien.“

Sarahs Vater wusste nicht mehr weiter. Seit Tagen ging das schon so. Wie sollte er einem Kind erklären, dass er einfach mitfahren musste, als Ehemann. Als Ehemann der künftigen UN Special Advisor in World Saving Affairs.

„Vielleicht ein andermal, Sarah.“

„Das sagt ihr immer. Ihr seid ständig in New York und ich darf nie mit. Und außerdem sind es nur ein paar Tage. Und Frau Larsson hat gesagt, dass es O.K. wäre, wenn ich alle Hausaufgaben nachhole.“

Sarah hatte sich tatsächlich ohne Wissen ihrer Eltern von ihrer Klassenlehrerin diese Erlaubnis geholt. Natürlich schlug niemand an der internationalen Schule ihrer Familie einen Wunsch aus. In Lakselv waren die beiden so etwas wie lebende Götter.

„Also gut. Aber du darfst dann nicht herumnörgeln, wenn wir keine Zeit für dich haben. Du wirst mit einem Kindermädchen zusammen sein. Mami und ich werden die ganze Zeit über beschäftigt sein und nur zum Schlafen ins Hotel kommen.“

*

So toll war die UNO dann doch nicht. Ziemlich langweilig sogar. Lauter Wichtigtuer in Anzug und Krawatte. Dafür war das Kindermädchen nett, die Tochter eines deutschen Diplomaten, die mit ihr kreuz und quer durch die Stadt gezogen war.

„Und nach dem Empire State Building sind wir nach Chinatown. Das war echt cool. Lauter Chinesen, sogar die Polizisten. Und die Straßenschilder sind auch auf Chinesisch. Im Restaurant gab’s nur Stäbchen. Die Pia hat das richtig gut gekonnt, die geht ganz oft nach Chinatown. Ich hab’ dann doch nach einer Gabel gefragt. Aber die haben überhaupt keine Gabeln gehabt, nur einen Löffel. Es hat komisch geschmeckt, überhaupt nicht wie zuhause im Chinarestaurant. Auf der Freiheitsstatue waren wir aber nicht, weil da eine ganz lange Schlange gewesen ist. Wir hätten ein paar Stunden warten müssen. Irre. Und was habt ihr gemacht?“

Mamipapili hatten ganz offensichtlich nicht so einen tollen Tag gehabt. Lauter langweilige Labertreffen mit dem Generalsekretär, dem chinesischen Außenminister, dem indischen Botschafter, dem russischen Außenminister. „Echt jetzt, ihr geht mit dem amerikanischen Präsidenten heute Abend essen? Cool. Darf ich mitkommen? Bitte, bitte, bitte! Das wär‘ so cool.“ Natürlich durfte sie nicht mit. Das war mal wieder sooo gemein von ihren Eltern. Ein Selfie mit dem Präsidenten wäre sowas von abgefahren gewesen. „Warum denn nicht? Ich kann ja auch früher mit Pia ins Hotel zurück.“

„Wenn du willst kannst du morgen mit zur UNO. Der Präsident wird auch da sein, vielleicht kannst du dann dein Selfie machen. Aber heute müssen wir ganz viele wichtige Sachen mit ihm besprechen.“

„Wie ihr die Welt retten wollt. Der kann doch morgen einfach Mamis Rede anhören.“

„Sarah, heute Abend geht es wirklich nicht. Willst du morgen mitkommen oder nicht?“

Sarah schmollte ein wenig, gab dann aber doch nach. „Also gut, dann eben morgen. Aber ihr müsst mir versprechen, dass ihr ihn heute schon fragt wegen dem Selfie. Nicht dass er dann morgen keine Zeit hat. Großes Indianerehrenwort?“

*

Die UNO war natürlich wieder total langweilig, aber immerhin hatte Sarah das Foto. Also nicht sie selbst, der Fotograf vom Präsidenten hatte es gemacht und würde es ihr mailen. Selfies waren verboten. Und jetzt saßen sie rum und warteten auf die Rede ihrer Mutter. Also Pia wartete, Sarah langweilte sich. Sie wusste sowieso, was ihre Mutter vor der Generalversammlung sagen würde. Die letzte Woche hatte sie zuhause ständig geübt. Aber anstatt im Central Park Kutsche zu fahren oder in Little Italy nach Mafia-Gangstern Ausschau zu halten, wollte Pia unbedingt diese blöde Rede hören.

Die Cafeteria, in der sie saßen, füllte sich und eine Kellnerin drehte den Ton im Fernseher auf volle Lautstärke. Der Große Plenarsaal war bis auf den letzten Platz gefüllt und die meisten Staaten hatten sogar ihre Außenminister oder sogar Staatsund Regierungschefs geschickt. Die Kamera schwenkte und zoomte einige der umherstehenden Gruppen heran. Der chinesische Präsident redete auf den indischen Premierminister ein, die Präsidentin der Europäischen Kommission diskutierte mit den Präsidenten Russlands und Weißrusslands, der israelische Premierminister stritt sich mit dem ägyptischen Präsidenten und die Präsidentin der Afrikanischen Union, Ugandas Premierministerin, versuchte offenbar einige ihrer Mitgliedsstaaten auf eine gemeinsame Linie einzuschwören. Die Kamera schwenkte erneut. Soeben betrat der Präsident der Vereinigten Staaten in Begleitung des Generalsekretärs den Saal. Hände wurden geschüttelt und nach einer Weile schritt der Generalsekretär betont würdevoll zum Rednerpult, was die Delegierten dazu bewegte, ihre Plätze einzunehmen.

„Meine Damen und Herren, dies ist ein besonderer Tag in der Geschichte der Vereinten Nationen. Noch nie seit ihrer Gründung haben so viele Mitgliedsstaaten ihre Staatsoberhäupter und Regierungschefs zu einer Sondersitzung der Generalversammlung geschickt. Und noch nie in der Geschichte dieses Hauses wurde ein wichtigeres Thema behandelt als das, welches die heutige Tagesordnung bildet...“

Sahrah gähnte. Es dauerte ewig, bis der Generalsekretär auf den Punkt kam. Endlos schwadronierte er über die Geschichte der Vereinten Nationen, über das kommende Unheil, das die Menschheit bedrohte, und so weiter und so fort. Meine Güte, dachte Sarah, das weiß doch jetzt jedes Baby auf der Welt, dass ein Todesstern auf uns zurast. Warum sagt er nicht einfach, dass meine Mami jetzt reden wird und dann ist gut.

Endlich war es soweit. Vielleicht hatte Pia ja doch Recht gehabt, in der UNO zu bleiben. Immerhin wurde Mamis Rede live in der ganzen Welt übertragen und es wäre schon ziemlich doof, wenn sie zuhause zugeben müsste, dass sie während der Rede Kutsche gefahren war. Und auf einmal war sie dann doch auch ganz dolle stolz auf Mamipapili, als ihre Mami ans Rednerpult trat und die mächtigsten Männer und Frauen der Welt zu klatschen anfingen.

„Meine Damen und Herren, es ist mir eine große Ehre, heute hier vor ihnen sprechen zu dürfen, wenngleich ich allerdings bedaure, dass dies überhaupt notwendig ist, denn der Anlass dazu ist die schlimmste Katastrophe, die man sich für einen bewohnten Planeten überhaupt nur ausdenken kann. Es geht um nichts anderes, als um das Überleben. Nicht nur das Überleben der Menschheit, sondern das Überleben des Lebens auf diesem Planeten an sich.

In den letzten vier Jahren haben über zehntausend Wissenschaftler aus 147 Staaten und Territorien in einer bis dahin nie zuvor dagewesenen Intensität zusammengearbeitet. Heute werde ich ihnen die wichtigsten Ergebnisse unserer Arbeit vorstellen.

Das wichtigste Ziel unserer Arbeit war die genaue Berechnung der Bahn des Himmelskörpers, des Todessterns, wie er allgemein bezeichnet wird. Dies ist uns gelungen, und wir können den Einschlag heute bis auf zwei Stunden genau voraussagen. Der Todesstern wird am 18. März 2103 zwischen 00:23 Uhr und 02:23 Uhr Greenwich Mean Time auf der Sonne einschlagen. Dabei trifft er nicht zentral auf, sondern wird die Sonne im erdzugewandten Fünftel treffen. Zu diesem Zeitpunkt befindet sich die Erde in einer günstigen Umlaufposition um die Sonne, das heißt, sie ist nicht durch den Todesstern direkt bedroht. Soweit die gute Nachricht. Die Folgen dieses Einschlags werden jedoch dennoch so katastrophal sein, dass sie das Leben auf unseren Planeten vollständig auslöschen können. Aber, und das ist die zweite gute Nachricht, es ist möglich, das Leben auf der Erde zu retten, es ist möglich, die menschliche Zivilisation vor dem Untergang zu bewahren.“

Es dauerte eine Weile, bis sich die Unruhe im Plenarsaal wieder gelegt hatte. Sarah wurde es unheimlich zumute. Sie wusste zwar genau, was ihre Mami sagen würde, aber was ihre Eltern tatsächlich entdeckt hatten, woran sie wirklich arbeiteten, war ihr bisher noch nie so richtig bewusst geworden. Sarah war einfach mit dem Todesstern aufgewachsen. Sie kannte ihn und war sich sicher, dass ihre Eltern die Erde retten würden. Das war halt einfach so. So wie eben die Tochter eines Bäckers wissen würde, dass der Vater jeden Tag frisches Brot bäckt. Endlich sprach ihre Mutter weiter.

„Durch den Aufschlagswinkel wird es einen sogenannten Billardeffekt geben. Die Masse des Todessterns ist zwar bedeutend geringer als die der Sonne, aber die Geschwindigkeit ist extrem groß. Der Todesstern ist mit Abstand das schnellste Objekt, das jemals entdeckt wurde. Er wird die Sonne aus ihrer Umlaufbahn um das Zentrum unserer Galaxie reißen.“ Sarahs Mutter musste erneut warten, bis wieder Ruhe im Saal eingekehrt war. „Bei der Kollision werden große Mengen Sonnenmaterie ins All geschleudert werden, was allerdings keine Gefahr für die Erde bedeutet. Die Veränderung der Sonnenbahn dagegen bedeutet, dass die Erde das Gravitationsfeld der Sonne verlassen wird. Wir werden keine Sonne mehr haben. Bereits nach wenigen Jahren wird die Temperatur auf der Erdoberfläche so stark gesunken sein, dass Leben an der Erdoberfläche nicht mehr möglich sein wird.

Aber, wie ich bereits gesagt habe, ein Überleben ist möglich. Die Erde ist ein riesiges Raumschiff. Der heiße Kern unseres Planeten kann die Menschheit über mehrere Milliarden Jahre mit Energie versorgen. Meine Damen und Herren, ich appelliere an Sie, heute oder in den nächsten Tagen zu einer Einigung zu kommen. Im Rahmen unseres Projektes haben wir uns auch der Frage gewidmet, ob und wie ein Überleben möglich wäre. Und die Antwort ist relativ einfach. Wir müssen uns unter die Erdoberfläche zurückziehen. Wir müssen unterirdische Wohnanlagen und Hallen für die Landwirtschaft anlegen. Dies alles ist bereits mit den heute vorhandenen Technologien machbar, aber dazu bedarf es des uneigennützigen Zusammenhalts der gesamten Menschheit.

Meine Damen und Herren, es bleibt uns noch ein dreiviertel Jahrhundert. Kaum einer von uns wird dann noch am Leben sein. Selbst die meisten unserer Kinder werden dann bereits verstorben sein. Aber unsere Enkel und Urenkel werden in der Blüte ihres Lebens stehen. Ich appelliere an Sie alle, Zwist und Streit zu beenden, nationale Rivalitäten beizulegen, damit wir mit vereinten Kräften das Überleben der Menschheit, der Pflanzen und Tiere sichern können. 75 Jahre sind sehr kurz für unser Vorhaben, aber sie werden ausreichen. Sie werden dann ausreichen, wenn wir uns umgehend zusammenschließen, um gemeinsam mit vereinten Kräften unser Schicksal in die Hand zu nehmen.

Der Auftrag, den der Generalsekretär uns Wissenschaftlern vor vier Jahren gab, war, die Vereinten Nationen wissenschaftlich zu beraten und Vorschläge zu erarbeiten. Wir Wissenschaftler haben uns nun für einen Vorschlag entschieden. Wir schlagen vor, dass die Vereinten Nationen umgehend zu einer Weltregierung ausgebaut werden, dass die Souveränität der Nationalstaaten aufgehoben wird. Dieser Weltregierung müssen alle notwendigen Mittel zur Verfügung gestellt werden. Sollte dies nicht geschehen, sehen wir Wissenschaftler keine Möglichkeit, die gigantische Aufgabe, die vor uns liegt, zu bewältigen.“

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Die Pia ist ja wirklich nett und New York schon toll, aber langsam wird es doch zu bunt. Wie die sich alle auf einmal anstellen! Nur weil Mamipapili ständig im Fernsehen sind, sollen wir jetzt nur noch mit Bodyguards rausgehen. Die spinnen, die Amis. Und diese Bodyguards nehmen sich wichtig wie die Sau. Naja, ein Gutes hat das Ganze, denn jetzt konnte ich doch noch auf die Freiheitsstatue rauf. Nix mit Schlange stehen, sondern als Promi. Und wir sind sogar Hubschrauber geflogen. Das Tollste war aber der Besuch in der Met. Das ist kein Honigwein, sondern die Metropolitan Opera. Wir haben in einer Loge gesessen und die Bodyguards mussten draußen warten. Mamipapili hatten mir vorher den Inhalt erklärt, denn es war auf Italienisch. Drei Frauen veräppeln so einen Fettsack. Und der fällt immer wieder darauf rein. Dann wurde es ganz dunkel auf der Bühne und ein Mädchen in einem langen weißen Kleid fing an zu singen. Das war wunderschön. Aber trotzdem, Lakselv ist cooler. Da macht niemand so ein Theater. Selbst der Magnus läuft da ganz ohne Bodyguards rum.

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Jetzt spinnt Mami total. Ich meine, gut, sie hat zusammen mit Papi den Todesstern entdeckt, aber der macht doch deshalb auch nicht so viel Theater darum. Warum muss sich Mami jetzt unbedingt wie ein Superheld aufführen? Sie tut ja schon so, als ob niemand anderes die Welt retten könnte. Und Papi gibt ihr sogar Recht. So ein Blödsinn. Er geht doch selber ganz normal jeden Tag in die Sternwarte, um den Stern zu beobachten. Das ist doch O.K. für einen Astronomen. Aber Mami, nein, Mami muss natürlich unbedingt ständig nach New York, wo sie nur mit Bodyguards aus dem Haus will. Und überhaupt, wie will sie denn da weiterhin den Todesstern beobachten?

2029

Diesmal wollte Sarah nicht mit nach New York. Klar, Chinatown und der Central Park waren schon cool, aber der Rummel um Mamipapili würde sicher noch wilder werden als beim letzten Mal. Und dann diese religiösen Spinner, die immer unerträglicher wurden. Gerade in Amerika gab es besonders viele von denen. Strikte Abtreibungsgegner, die in vielen Kindern einen Segen Gottes sahen. Seit die UN-Generalversammlung die radikale Geburtenkontrolle zu einem der Hauptziele erklärt hatte, gab es vor dem UN-Gebäude ständig Demonstrationen dieser militanten Lebensschützer. Lebensschützer! So eine Frechheit! Und Sarahs Mami war deren erklärte Erzfeindin, seit sie eine strikte Geburtenkontrolle vorgeschlagen hatte. Wie sollten so viele Menschen Platz haben, wenn man sich eines Tages unter die Erde zurückziehen musste? Jedenfalls waren alle Astros, also Mamipapilis Kollegen, in Lakselv davon überzeugt.

Schon das letzte Mal hatten Sarah die Bodyguards genervt und diesmal würde es noch krasser werden. New York war vielleicht cool, aber immer nur mit Bodyguards aus dem Haus zu gehen, war definitiv nicht cool. Uncooler ging es schon fast nicht mehr. Außerdem war der lange Winter zu Ende und in Lappland begann die schönste Zeit. Gáddjás Papi hatte Sarah versprochen, dass sie diesen Sommer bei der Herde der Familie mithelfen dürfe. Sie würde alles über Rentiere lernen, einschließlich dem Schlachten.

Naja, ein wenig grauste es sie schon bei dem Gedanken, ein Tier umzubringen, aber so war eben das Leben einer echten Sami. Die Tiere waren schließlich nicht nur zum Streicheln da. Und Gáddjá hatte bereits letztes Jahr das erste Mal selber geschlachtet. Gáddjás Papi hatte sogar angedeutet, im Herbst die beiden Mädchen vielleicht sogar einmal mit auf die Jagd zu nehmen.

Wozu also New York?

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Die Sami sind außer sich vor Aufregung. Ich selber finde diese ganze Politik ziemlich anödend, scheine damit aber ziemlich allein zu sein. Sogar Gáddjá und die anderen Kids wollen unbedingt diese ganzen Reden am Fernseher live ansehen. Mamis Rede kenne ich auswendig und was die anderen Typen labern, kann man sich sowieso schon denken. In den Medien wird doch seit Wochen über nix anderes mehr berichtet.

Also gut, sitzen wir eben im Wohnzimmer und fiebern dem großen weltgeschichtlichen Ereignis entgegen. Gähn. Immerhin gibt es Sekt und Wodka und wir Kids dürfen auch ein Glas Sekt trinken. Ist schon mein zweites und auch schon fast leer. Zu irgendwas muss die neue Weltregierung ja auch gut sein.

Endlich scheint es los zu gehen. Unser lieber Generalssekretär tritt ans Rednerpult, aber wo zum Teufel kann ich noch was von dem Sekt herbekommen? Fragen kann ich ja kaum. Mist. Und der gute Generalsekretär labert und labert. Komm doch mal auf den Punkt. Meine Güte, es muss doch langsam auch der letzte Dorftrottel kapiert haben, dass ein Todesstern auf uns zurast. Moment, da drüben steht eine Sektflasche. An die könnte ich vielleicht rankommen.

Warum muss denn jetzt auch noch der Chinese seinen Senf dazugeben? Die haben doch zu den ersten gehört, die eine Weltregierung unterstützt haben. Mami musste deshalb extra auf die Große Mauer klettern. Laber, Laber und immer noch kein neuer Sekt. Aber wenn das so lange geht, dann könnte ich vielleicht aufs Klo gehen und nach einer Flasche Ausschau halten. Ja genau, das mache ich jetzt.

Was ist das denn für ein Typ? Das ist doch nicht der Chinese. Ich denke, es sollen nur der Chinese, der Ami, der EU-Typ und die Dingsda aus Afrika reden, dann Mami und dann die Abstimmung. Wer ist das und was labert der für eine völlig verquirlte Kacke? Nordkorea? Was denn? Nordkorea will den Todesstern im Alleingang zerstören? Ach so, jeder Staat darf reden, wenn er will. Oh Gott, das kann ja noch ewig dauern. Immerhin habe ich eine fast volle Flasche aufgetrieben. Prost Gáddjá!

O.K., das war ziemlich krass. Ich wusste nicht, dass es so viele Länder mit völlig durchgeknallten Regierungen gibt. Nordkorea O.K., aber warum musste dieses Arschloch aus dem Iran so einen Unsinn verzapfen? He, das ist beleidigend! Meine Familie kommt aus dem Iran. Ich bin auch Perserin. So ein Arsch aber auch! O.K., jetzt verstehe ich, warum Opi immer so über diese Mullahs schimpfen tut. Hab’ das nie so ernst genommen. Da brauch ich aber noch ein Glas.

Mami war echt gut. Und wie sie auf Persisch diesen doofen Mullah von vorhin niedergemacht hat! Super! Und wenn die endlich abstimmen, gibt es gleich noch eine Runde Sekt. Auf die UNO, auf meine tolle Mami!

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„Da hat jemand wohl gestern etwas zu viel getrunken. Aufstehen, es ist schon fast Mittag!“

Sarah öffnete leicht die Augen, blickte Gáddjá an und drehte sich auf die andere Seite, irgendetwas Unverständliches brummelnd.

„Steh schon auf. Sonst merkt mein Vater doch noch, dass du gestern betrunken warst.“

„War ich gar nicht“, log Sarah. Ihr war speiübel und ihr tat der Kopf weh.

„Wenn ich dich nicht rechtzeitig in mein Zimmer abgeschleppt hätte, hätte er was gemerkt. Ein paar haben schon Witze über dich gemacht. Und jetzt steh auf, sonst kriegen wir beide noch richtig Ärger und vor allem nie wieder Sekt. Deine Mama fanden übrigens alle toll.“

Klar fanden sie sie toll. Alle machen das, bis auf diese paar Spinner. Sarah richtete sich mühsam auf. War sie wirklich so betrunken gewesen? „Sag mal, wie ist denn jetzt eigentlich diese Abstimmung ausgegangen?“

„Siehst du, du warst ganz schön besoffen, weil du das nicht mehr mitbekommen hast.“ Diesmal log auch Gáddjá ein wenig, denn bis man sich auf die Formalitäten geeinigt hatte, war es bereits spät nachts gewesen und auch Gáddjá war bereits eingeschlafen gewesen. „Es gibt jetzt die Weltregierung und der Generalsekretär ist der Chef. Schon irgendwie irre. Ab sofort ist Krieg und so verboten und auch die ganze Wirtschaft soll von der UNO kontrolliert werden. Mein Papa meint, das wäre mehr als eine Revolution.“

Eigentlich schon ein bisschen blöd, dachte Sarah, da macht meine Mami Weltgeschichte und ich krieg das nicht mit, weil ich so viel Sekt getrunken habe. Ob man von Alkohol immer Kopfweh bekommt?

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