Früher oder später,

aber immer gewiss,

wird sich die Natur

an allem Tun der Menschheit rächen,

das wider sie selbst ist.

Pestalozzi

INHALTSVERZEICHNIS

VORWORT - DR. REINHARD STREY

Nachdem in der Mitte des letzten Jahrhunderts die Chelat-Therapie Einzug in die Medizin gehalten hat, haben sich viele damit in Zusammenhang stehende Ansichten und Erkenntnisse verändert. Die ursprüngliche Theorie, dass die Infusion von EDTA auf direktem Weg zu einer Reinigung des arteriellen Gefäßsystems von Kalkablagerungen führt, konnte in dieser Form nicht bestätigt werden.

In den folgenden Jahrzehnten bis heute gelangte man zu immer neuen Erkenntnissen der Entstehung der Arteriosklerose und es ist klar erkennbar geworden, dass die Erkrankung die Folge einer chronischen Entzündung des Gefäßsystems darstellt. Dies wurde erst ermöglicht durch neue Methoden der Diagnostik, die früher unvorstellbar waren, sowie durch biochemische Erkenntnisse über die Entgiftungssysteme des menschlichen Organismus.

Die Autoren haben das Wagnis unternommen, den Teilaspekt der metalltoxikologischen Komponente an diesem Entzündungsprozess zu beschreiben, die Zusammenhänge zu durchleuchten und die neuesten Erkenntnisse darzulegen.

Basierend auf tausenden von Untersuchungsergebnissen aus dem Labor MTM, dessen Leiterin Frau Dr. E. Blaurock-Busch ist, entstand ein umfassendes Werk mit enzyklopädischem Charakter, wobei der besondere Schwerpunkt auf den Schwermetallen Blei, Quecksilber, Cadmium und Nickel liegt, die allein oder in Kombination als Entzündungsauslöser in Betracht kommen, immer unter Berücksichtigung der individuellen Entgiftungkapazität des Patienten.

Da diese Zusammenhänge den meisten Ärzten und erst recht der normalen Bevölkerung unbekannt sind, ist dem Buch eine weite Verbreitung zu wünschen, damit endlich eine Sensibilisierung in Bezug auf die Wirkung von Schadstoffen im Allgemeinen und von Schwermetallen im Besonderen stattfindet.

EINFÜHRUNG

Es geht hier, unter anderem, um einfache Wahrheiten. Ein unterversorgter Organismus nimmt toxische Stoffe leichter auf. Bei einer Zink- oder Eisenunterversorgung werden Cadmium, Nickel oder Blei leichter aufgenommen. Der jugendliche Raucher ist besonders gefährdet.

Toxische Metalle lähmen wichtige Enzymsysteme, stören Zellfunktionen und gelten als eine ernst zu nehmende Ursache vieler Erkrankungen. Obgleich dies medizinisch bewiesen ist, wird die Gefahr der chronischen Umweltbelastungen weitgehend ignoriert.

Ich habe in meinem privaten und beruflichen Leben viel erfahren dürfen. Ich habe kluge Köpfe kennengelernt, die meine Denkweise wesentlich beeinflusst haben. Dazu gehören Linus Pauling, Stephen Hawking, Igor Gamow, Helion Povoa, Peter van der Schaar und viele andere mehr. Beeindruckt hat mich nicht nur deren Wissen, und ihre Fähigkeit weiter und breiter zu denken, sondern auch deren Courage, das zu vertreten, was noch nicht akzeptiert und verstanden wird. Deren Stärke die Unfähigkeit der ‚Ungläubigen’ zu tolerieren und ohne großes Aufsehen ihren Weg weiter zu gehen. Wissen in die Tat um zu setzen, trotz aller Gegenwinde.

Laborarbeit erfordert Zähigkeit, Disziplin und kritisches Denken. Die scheinbar unüberwindbaren Grenzen von Gestern werden zu den normalen Gegebenheiten von heute. Was vor 40 Jahren als nicht messbar galt, ist heute Selbstverständlichkeit, morgen erneuerungsbedürftig.

Somit überholen sich die Wahrheiten von heute irgendwann selbst und doch bleibt vieles beständig. Auch führen viele Wege nach Rom. Es gibt keinen Test, der alles kann, keine Therapie, die immer gleich wirkt. Gerade deshalb sind Richtlinien notwendig, damit selbst erfahrene Therapeuten sich in dem Dschungel des heutigen (Un)Wissens zurecht finden.

Als sehr positiv empfinde ich das wachsende Umweltinteresse. Trotz politisch vorgeschriebener Umweltschutzmaßnahmen nehmen toxische Belastungen zu und deren Auswirkungen werden häufig nicht entsprechend eingeordnet und somit ignoriert. Das scheint sich langsam zu ändern.

Arbeitsmediziner beschäftigten sich schon immer, und noch immer, mit akuten Intoxikationen und deren Belastungssyndromen. Auch befasst sich inzwischen eine wachsende Anzahl von Medizinern und Heilpraktikern mit den Auswirkungen chronischer Metallbelastungen. Was diesen wohlmeinenden Therapeuten aber oft fehlt, ist die Erkenntnis, dass die Behandlung chronischer Langzeitbelastungen sich von der Therapie akuter Intoxikationen wesentlich unterscheidet. Somit werden häufig und aus gut meinenden Gründen ‚Entgiftungskeulen‘ geschwungen. Der Körper, der sich im Laufe der Zeit, mehr oder weniger mit der erhöhten Toxinlast arrangierte, wird mit unnötig Mengen chemischer Substanzen zur Entgiftung gezwungen. Immer häufiger wird das ‚Mehr ist Besser-Prinzip‘ angewandt, obwohl weniger Chemie den Organismus ebenso effektiv entgiften und entlasten würde. Die in diesem Buch aufgeführten Ergebnisse unserer Untersuchungen bestätigt dies.

Eine wachsende Anzahl von ‚Entgiftungsspezialisten‘ lehrt heute den Umgang mit Chelatsubstanzen. Das wäre eine positive Entwicklung, wenn weniger das, Mehr ist Besser-Prinzip‘ angewandt würde und wenn anerkannt würde, dass Langzeitbelasteten selten Krisensituationen sind, die zu Akutbehandlungen drängen.

De Kurzsichtigkeit des derzeitigen Kassensystems ist daran nicht unschuldig. Würden Schwermetalluntersuchungen oder Entgiftungstherapien von Kassen befürwortet und bezahlt, könnte bedächtiger vorgegangen werden. Der Druck von Seiten des Patienten würde wegfallen. Letztendlich erzwingt der Griff in die eigene Brieftasche das Bedürfnis auf schnellen Erfolg.

Dabei kann man nicht umhin sich über die Vorgehensweise der Versicherungsärzte zu mokieren. Es wird zu Recht erwartet, dass der Verdacht einer Intoxikation diagnostisch bestätigt oder beseitigt wird, wenn aber die Kasse den Arzt zwingt die Diagnostik einzuschränken, beispielsweise auf EIN ELEMENT, muss dieser Arzt sehr gut ‚raten’ können. Letztendlich muss er beim Einreichen des Untersuchungsguts bereits sehr gut Bescheid wissen, damit er das ‘richtige’ Toxin bestimmen lässt. Wählt er falsch, wird das Ergebnis der Untersuchung den Verdacht der Vergiftung nicht bestätigen können. Der nach wie vor exponierte Patient wird mit guten Worten aus der Behandlung entlassen.

Eine Reihe toxischer Metalle verursacht Vergiftungserscheinungen, die sich in ihren Merkmalen oft wenig unterscheiden. Das erschwert die Arbeit der Therapeuten. Zudem handelt es sich bei Langzeitexpositionen selten um Einzelbelastungen, d. h. in den meisten Fällen sind Umwelterkrankungen das Resultat multipler Belastungen.

Für den Patienten kann dies zu einer frustrierenden Odyssee werden. Ohne gezielte Diagnostik wird das therapeutische Vorgehen bei ‚unklaren Krankenbildern’ erschwert. Bis Klarheit erbracht wird, vergeht Zeit. Kassenvergütungen finden kaum oder nicht statt. Besser gesagt, der Patient unterzieht sich den unterschiedlichsten, von Kassen unterstützten, oft sehr kostspieligen und ergebnislosen Untersuchungen. Er wird von Praxis zu Praxis überwiesen, ergebnislos, denn die notwendige Diagnostik und die kausale Therapie wird (unwissentlich) kassenrechtlich abgelehnt.

Labortechnisch wurden in den letzten 30 Jahren große Fortschritte gemacht. Tatsächlich schreitet die Labortechnik im spektralanalytischen Bereich sehr schnell voran. Wir können heute bereits geringste Spuren von toxischen Metallen im menschlichen Organismus feststellen. Davon haben wir zu Beginn meiner Karriere nicht einmal geträumt.

Die frühzeitige Erkennung und Abschätzung einer Belastung ermöglicht eine frühzeitige Therapie. Durch Umweltgifte verursachte Funktionseinschränkungen und Organveränderungen können rechtzeitig erkannt und therapiert werden. Am Anfang vieler chronischer Erkrankungen steht die Entzündung, und am Anfang der Entzündung finden wir häufig entzündungsauslösende Metallexpositionen.

Die Menge macht das Gift. Bekannt ist, dass der Umgang mit toxischen Metallen Vergiftungen im Arbeitsbereich verursacht. Chronische Umweltbelastungen werden weniger ernstgenommen. Zwar wird die Allgemeinbevölkerung mit der stetig wachsenden Umweltbelastung konfrontiert, dass dies Veränderungen im biologischen Geschehen mit sich bringt, ist zwar naheliegend, wird aber medizinisch noch nicht voll wahrgenommen.

Die Beziehung der verschiedenen Metalle zueinander sowie deren physiologische Verteilung nimmt ebenfalls eine wichtige Rolle im menschlichen Organismus ein. Zunehmend toxische Belastungen blockieren die Aktivitäten wichtiger Metalloenzyme, stören den Gesamtmineralstoffhaushalt und verursachen eine Vielfalt unterschiedlicher Funktionsstörungen. Selbst geringe Metallexpositionen reduzieren die körpereigene Entgiftungskapazität. Ein Teufelskreis.

Die Verteilung und Beziehung der essentiellen und toxischen Metalle zueinander kann und sollte labordiagnostisch abgeschätzt werden. Dann kann die Gesundheit günstig beeinflusst werden.

Die in diesem Buch aufgeführten und von uns intern durchgeführten statistischen Untersuchungen zeigen deutlich, dass Unterversorgungen mit essentiellen Elementen in unserer heutigen Bevölkerung genauso vorliegen wie Langzeitbelastungen mit potentiell toxischen Metallen. Unsere Daten zeigen auch, dass diese Belastungen diagnostisch nachweisbar sind. Basierend auf unserer langjährigen Erfahrung auf dem Gebiet der Chelattherapie gibt dieses Buch auch Hinweise zu therapeutischen Maßnahmen.

Ihre

E. Blaurock-Busch

September 2017

KAPITEL 1: METALLE DER HUMANMEDIZIN

WAS SIND METALLE?

Wir teilen ein in Mineralstoffe und Spurenelemente. Beide sind anorganischen Ursprungs, sie können vom menschlichen Organismus nicht selbst hergestellt werden und müssen daher über die Nahrung zugeführt werden.

Mineralstoffe selbst sind, wie die Vitamine, keine Energieträger, d. h. sie tragen nicht oder nur unbedeutend zum Energiestoffwechsel bei. Einige Mineralstoffe sind in ihrer elementaren Form toxisch (z. B. Chlor), als Verbindung jedoch essentiell wie z. B. das im Kochsalz (Natriumchlorid) enthaltene Chlorid.

Bei der Unterteilung nach Aufgaben unterscheidet man zwischen Bau- und Reglerstoffen. So zählen Calcium, Phosphor und Magnesium zu den Baustoffen. Jod, Natrium, Kalium, Eisen und Chlor hingegen zu den Reglerstoffen. Einige Mineralstoffe besitzen beide Eigenschaften zugleich. Phosphor ist zum Beispiel am Aufbau von Knochen und Zähnen und zugleich an der Regulation des Säure-Basen-Haushalts beteiligt.

Die Begriffe Mineralstoffe und Spurenelemente werden im allgemeinen Sprachbereich, auch im klinischen, unterschiedlich angewandt. Genau gesprochen versteht man unter Mineralstoffen Mengenelemente, die in einer relativ hohen Konzentration im Körper vorliegen: Sie sind zu mehr als 50 mg pro kg Körpergewicht (Trockenmasse) enthalten. Dazu gehören:

Chlor, Kalium, Calcium, Magnesium, Natrium, Phosphor und Schwefel.

Als Spurenelemente gelten anorganische Stoffe, die in Konzentrationen unter 0,01% des Körpergewichts vorkommen. Dabei gibt es in den verschiedenen Organen erhebliche Konzentrationsunterschiede. Das Gleiche gilt für die unterschiedlichen Probematerialien wie z. B. Blut oder Urin, was sich in den unterschiedlichen Norm- oder Referenzbereichen wiederspiegelt.

Spurenelemente unterscheidet man in zwei Gruppen: die essentiellen und die nicht essentiellen.

Essentielle Spurenelemente sind Elemente mit physiologischer Funktion. Zu diesen gehören:

Chrom, Eisen, Jod, Kobalt, Kupfer, Mangan, Selen und Zink.

Zu den nicht essentiellen Spurenelementen gehört die Gruppe der potentiell toxischen Schwermetalle wie Cadmium, Blei und Quecksilber. Diese Gruppe umfasst auch Barium, Cäsium, Uran und weitere Erdmetalle mit potentiell toxischen Funktionen. Auch Aluminium ist in die Reihe der nicht essentiellen Spurenelemente eingereiht.

AKUTE MANGELERSCHEINUNGEN

Eine ‚normal’ mitteleuropäisch Ernährung gilt allgemein als ein Garant für eine ausreichende Nährstoffversorgung, wobei der Begriff ausreichend relativ ist.

Solange bei der Nährstoffversorgung keine akuten Mangelerscheinungen auftreten, gilt sie als ausreichend. Beispielsweise wird der tägliche Mindestbedarf an Vitamin C von der deutschen Gesellschaft für Ernährung wie auch der World Health Organisation mit etwa 70 mg angegeben. Diese Tagesmenge verhütet Skorbut, die akute Vitamin C-Mangelerscheinung. Ob diese Tagesmenge ausreicht um Umweltbelastungen entgegen zu wirken, scheint unwahrscheinlich. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über den geschätzten Tagesbedarf der essentiellen Mineralstoffe und Spurenelemente:

TABELLE 1:

TAGESBEDARF UND BEISPIELE FÜR EINE NAHRUNGSMITTELVERSORGUNG

Element Tagesbedarf Nahrungsmittel
Bor --- Nüsse, Früchte, Soja
Chlor 200 - 830 mg Kochsalz
Chrom 20 - 100 µg Bierhefe, Leber
Eisen 8 - 15 mg Kaviar, Fleisch, Bohnen, Erbsen
Fluor 0,25 - 4 mg Wasser, schwarzer Tee, Meeresfisch
Jod 40 - 260 µg Meeresfisch, jodiertes Kochsalz
Kalium 400 - 2000 mg Pfifferlinge, Bananen, Spinat
Calcium 220 - 1200 mg Milchprodukte
Kobalt 0,2 - 0,4 µg Spinat, Tomaten, Fisch
Kupfer 0,2 - 1,5 mg Schalentiere, Kakao
Lithium 3 - 10 mg Eier, Milch, Butter, Fleisch
Magnesium 60 - 400 mg Kakao, Nüsse
Mangan 0,6 - 5 mg grünes Blattgemüse, Haferflocken, Tee
Molybdän 20 - 100 µg Reis, Petersilie, Vollkornprodukte
Natrium 100 - 550 mg Kochsalz
Nickel 150 - 800 µg Kakao, Tee
Phosphor 120 - 1250 mg Weizenkeime, Käse
Schwefel --- Eier, Milch
Selen 10 - 70 µg Fisch und Fleisch
Silizium 5 - 40 mg Kartoffeln
Vanadium 15 - 30 µg Pflanzenöle
Zink 1 - 11 mg Austern, Eier, Fisch

Besteht ein akuter Mangel an einem Mineralstoff oder Spurenelement so treten entsprechende Symptome auf wie z. B. Blässe, Müdigkeit und Atemnot bei der Eisenmangelanämie. Die weiterführende Diagnostik bestätigt den Verdacht.

DEFINITION EINER CHRONISCHEN UNTERVERSORGUNG

Diese besteht dann, wenn über einen längeren Zeitraum eine ungenügende oder mangelhafte Nährstoffversorgung stattfand. Beispielsweise kann bei Verbrennungspatienten während der Wundheilung ein akuter Zinkmangel auf Grund des erhöhten Bedarfs entstehen. Zink ist notwendig für die Wundheilung. Selbst die Zufuhr zinkreicher Nahrungsmittel mag nicht ausreichend sein um den erhöhten Bedarf zu decken. Wird dieser Bedarf nicht durch eine zusätzliche Supplementation kompensiert, kommt es zu einer gestörten Wundheilung und es treten möglicherweise weitere Zinkmangelsymptomen auf wie z. B. Immunschwäche. Die Produktion der Zytokine erhöht sich, der Hormonhaushalt oder die Insulinproduktion wird geschwächt. Weitere Funktionsstörungen können die Folge sein.

Die regelmäßige Überwachung des Zinkbedarfs wie auch der Zinksupplementation mittels einer Vollblutspektralmineralanalyse sollte somit bei Verbrennungspatienten wie auch bei Patienten mit Hauterkrankungen und/oder entzündlichen Erkrankungen Teil der Behandlung sein.

Häufige Ursachen einer chronischen Unterversorgung sind:

1. Mangelernährung

Häufige Ursachen:

Häufige Symptome sind:

Bei älteren, vor allem alleinstehenden Menschen ist fehlender Appetit nicht selten die Ursache einer Mangelernährung. Anstatt eine Mahlzeit für sich allein zu kochen, wird das Essen verschoben oder aufgehoben. Gebissprobleme, die das Kauen einschränken, sind ein weiterer Grund. Kommt dann noch ein Schluckproblem hinzu oder der Mensch hat körperliche Schwierigkeiten, die es erschweren einkaufen zu gehen, oder es fehlen die finanziellen Mittel für den Kauf gesunder Nahrungsmittel, ist Mangelernährung die Folge. Eine erhöhte Infektanfälligkeit, Schlafstörungen, Depressionen und Angstpsychosen können auftreten. Die Anorexia nervosa verursacht lebensbedrohliche Mangelernährungsprobleme, die nicht selten zu spät erkannt werden.

Das klassische Beispiel einer geographisch bedingten Mangelversorgung ist der Jodkropf der Alpenländer. Allerdings hat sich das früher deutliche Gefälle innerhalb des Jodmangelgebietes Deutschland von Nord nach Süd inzwischen verwischt, wahrscheinlich durch die Jodierung von Nahrungsmitteln wie Kochsalz und auch veränderte Essgewohnheiten. Dennoch sind die süddeutschen Mittel- und Hochgebirge sowie die Alpen jodarm. Getreide und Gemüse dieser geographischen Regionen sind relativ jodarm. Als eine weitere Mangelerkrankung gilt die Keshan-Krankheit. Diese Erkrankung des Herzmuskels wird vor allem bei Menschen verzeichnet, die in selenarmen Gegenden leben. Bei deutlichem Selenmangel tritt auch Thyreoiditis häufiger auf.

2. Fehlernährung

Häufige Ursachen:

Alkoholiker haben häufig schlechte Essgewohnheiten. Dadurch entstehen Nährstoffmängel, die Psychosen und eine Reihe von Erkrankungen auslösen können.

Menschen mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten mögen sich zwar gesund und nährstoffreich ernähren, wenn jedoch die Nahrungsmittelverfügbarkeit zu sehr eingeschränkt wird, ist die Nährstoffversorgung meist unzureichend. Für diese Menschen sind ernährungstherapeutische Anleitungen notwendig.

Fast-Food wird immer populärer, nicht nur bei Jugendlichen. Sobald diese Essgewohnheit zur Regel wird, können Symptome einer Fehlernährung auftreten. Bei Jugendlichen kann dies zu Hautproblemen, Übergewicht, Wachstumsstörungen, ADHS und Lernstörungen führen. Selbst aggressives Verhalten kann durch ein Ungleichgewicht im Nährstoffhaushalt verursacht sein.

3. Erhöhter Bedarf durch Krankheit

Ein klassisches Beispiel sind die Millionen Diabetiker. Diese Erkrankung geht mit einem erhöhten Bedarf an Zink und Magnesium einher. Dr. Carl C. Pfeiffer schrieb bereits vor Jahrzehnten, dass psychisch Erkrankte einen erhöhten Bedarf an Magnesium, Zink und Vitamin B6 zeigen, der, so zeigten seine Forschungsarbeiten, mit einer Normalkost nicht gedeckt werden konnte. Bei Hautkranken ist der Zinkbedarf allgemein solange erhöht, solange die Wundheilung im Gange ist.

4. Verdauungsstörungen und resultierende Verwertungsschwächen

Die Nährstoffresorption ist verdauungsabhängig. Eine Magenoperation ist z. B. ein gravierender Eingriff in das Verdauungssystem. Allgemein beeinflussen radikale Resektionen im Bereich des Gastrointestinal (Gl)-Traktes die Nährstoffverwertung erheblich.

Resezierte Organe Effekt
Mundhöhle Eingeschränkte Kaufunktion.
Thorakaler Ösophagus Magenentleerungsstörung (bei Vagotomie), Fett-Malabsorption.
  Abhängigkeit von jejunaler Ernährung (wenn Rekonstruktion unmöglich)
Magen Dumping-Syndrom Fett-, Eisen-, Vit. B12-Malabsoption
Duodenum Fett-Malabsorption (bei Wegfall der Gallen und Pankreassekretion)
Jejunum Generelle Resorptionsminderung
Ileum Vitamin B12- sowie Gallensäure-Malabsorption
Gesamter Dünndarm Allgemeine Resorptionsstörung, einschließlich einer gestörten Calciumverwertung, Vitamin D und Fett-Malabsorption
Colon (total oder subtotal) Wasser- und Elektrolytverlust
Pankreas Generelle Resorptionsminderung und Abhängigkeit von einer Enzymzufuhr

Bei entzündlichen Darmerkrankungen und Durchfallerkrankungen wird die Nährstoffresorption deutlich gehemmt.

Enzymfunktionsstörungen oder Störungen des Säure-Basenhaushaltes blockieren die Nährstoffverwertung. Nachdem eine Vielzahl von Enzymfunktionen von Spurenelementen abhängig sind, kann bei einer chronischen Mangel- oder Fehlversorgung bereits eine multikausale Problematik vorliegen.

URSACHE EINER INTOXIKATION

Das biochemische Gleichgewicht der Metalle ist wichtig. Beispielsweise zeigt ein selenarmer Organismus eine weitaus höhere Fähigkeit Quecksilber aufzunehmen als ein ‚selen-gesättigter’. Zinkmangel erhöht die Blei-, Nickel- und Cadmiumresorption. Allgemein blockieren Schwermetalle wichtige Enzymfunktionen, was wiederum die Nährstoffaufnahme des Organismus beeinflusst. Entgiftende Maßnahmen in Kombination mit einer gezielten und geregelten Nährstofftherapie beeinflussen Enzymfunktionen ganz wesentlich. Dr. Dorothee Dengler und Kollegen der Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales der Hansestadt Hamburg weisen in dem Untersuchungsprogramm aus dem Jahre 2001 zum Thema Bleibelastung durch Trinkwasser darauf hin, dass Calciummangel bei Schwangeren die Bleiaufnahme fördert. Zu berücksichtigen ist, dass Erwachsene über den Verdauungstrakt etwa 10% der aufgenommenen Bleimenge resorbieren, während bei Kindern im Alter zwischen zwei Monaten und sechs Jahren bis zu 50% des Bleis in den Körper gelangen. Bei dem ‚Leaky Gut Syndrom’ erhöht sich die Aufnahmebereitschaft ebenfalls.

DEFINITION EINER AKUTEN VERGIFTUNG

Akute Vergiftungen müssen umgehend ärztlich behandelt werden. Ziel ist die primäre Giftelimination, sowie die Inaktivierung des Giftes. Art und Menge des Giftes müssen bekannt sein, auch spielen der zeitliche Verlauf der Vergiftung und der klinische Zustand des Patienten eine Rolle. Bei Metallvergiftungen hat sich die Gabe von Gegenmitteln, den sogenannten Antidota bewährt, wobei manche Antidota deutliche Nebenwirkungen haben. Somit darf die Gabe eines Antidots nur nach einer strengen Indikationsstellung erfolgen.

Akute Vergiftungen oder Exposition fallen meist in den Bereich der Arbeitsmedizin. Gegenmittel werden entsprechend den Richtlinien der Arbeitsmedizin eingesetzt. Als Therapie werden je nach Exposition entsprechende Antidota eingesetzt, d. h. sobald Blut- oder Urinwerte die für die Arbeitsmedizin gültigen Grenzwerte überschreiten, wird der exponierte Patient aus dem Arbeitsbereich gezogen. Sobald der Belastungsgrad soweit reduziert wurde, d. h. Blut-oder Urinwerte sich ‚normalisierten‘, darf der Arbeiter wieder in seinen alten Arbeitsbereich zurück. Die Exposition wird beobachtet, sodass keine lebensgefährlichen Situationen entstehen.

BEURTEILUNG CHRONISCHER INTOXIKATIONEN

Chronische Expositionen werden bei Personen beobachtet, die einer kontinuierlichen Einwirkung von chemischen Stoffen ausgesetzt sind. Die Behandlung und Betreuung unterliegt, soweit es sich um Belastungen im Arbeitsbereich handelt, weitgehend den Arbeitsmedizinern. Deren Bewertung einer chronischen Vergiftung unterliegt Kriterien, die sich deutlich von der Umwelt- oder Allgemeinmedizin unterscheiden.

Das ist ersichtlich aus den in der Arbeitsmedizin zulässigen Grenzwerte, die sich deutlich von den Richtlinien des Human Biomonitoring unterscheiden. Aus der folgenden Tabelle ist ersichtlich, dass die zuständigen Grenzwerte eine unterschiedliche Bewertung mit sich bringen.

TABELLE 2: ZUSTÄNDIGE GRENZWERTE

Arbeitsstoff   Testmaterial Menge Arbeitsmed. Grenzwert1 Biomonitoring Norm2
Blei Kinder Vollblut 5 ml   < 60 µg/l
  Frauen Vollblut 5 ml   < 70 µg/l
  Männer Vollblut 5 ml   < 90 µg/l
    Urin1 5-7 ml < 50 µα/1 < 27 µg/l
Cadmium Erwachsene Vollblut 5 ml <15 µg/l < 1 µg/l
    Urin1 5-7 ml < 7 µg/l < 0,8 µg/l
  Kinder Vollblut 5 ml   < 0,3 µg/l
    Urin1 5-7 ml   < 0,2 µg/l
Quecksilber   Vollblut 5 ml < 25 µg/l < 2 µg/l
    Urin1 5-7 ml < 100 µg/l < 3 µg/l

1Urin ohne Provokation

2Biomonitoring Norm = Referenzbereich für Normalbevölkerung

LANGZEITBELASTUNGEN, DEFINITION UND ERKLÄRUNG

Bei Langzeitexpositionen besteht keine akute Gefahr. Der Körper wurde über einen längeren Zeitraum belastet und hat sich, zum Teil, auch mit dieser Belastung auseinandergesetzt. Die Behandlung unterliegt keinem Zeitdruck. Handelt es sich beispielsweise um eine chronische Bleiexposition, so mag der Patient unter typischen Muskel-, Knochen- oder Kopfschmerzen leiden, doch die Behandlung dieser Langzeitexposition kann deutlich entspannter erfolgen als die einer akuten Bleiintoxikation. Gemeinsames Ziel ist zwar der Abbau der Belastung, doch bei Langzeitbelastungen kann eine Therapie der langsamen Entgiftung eingesetzt werden, die für den Organismus weitgehend stressfrei ist.

Dabei können Chelatbehandlungen in weitaus größeren Abständen erfolgen als dies bei einer Akutintoxikation geschehen würde. Auch die verabreichte Dosis würde geringer sein. Provokationstests eignen sich gut zum Nachweis der Langzeitbelastung und erlauben Therapiekontrolle wie auch die Einschätzung des Therapieverlaufs.

BEURTEILUNG VON LANGZEITBELASTUNGEN

Diagnostische Kriterien der akuten Metallintoxikation sind nicht tauglich zur Beurteilung des Risikos einer chronischen Belastung. Für Quecksilber erlauben weder Blutmessungen noch das Sammeln des 24-Stunden-Urins eine zuverlässige Aussage über die tatsächliche Organbelastung. Der DMPS-Provokationstest erlaubt die Beurteilung einer Langzeitbelastung.

Selbst der Speichel erlaubt eine Beurteilung der Belastung. So zeigen Untersuchungen, dass der Quecksilbergehalt des Speichels linear zu der Quecksilberdampfaufnahme verläuft. Quecksilberdampf hat eine hohe Affinität zum Gehirn. Daher kommt es auch bei geringer Zufuhr immer zur Kumulation im Gehirn.

Die Tübinger Amalgamstudie untersuchte 500 durch Zahnärzte selektierte Freiwillige in Ulm und integrierte Untersuchungen der Universitäts-Frauenklinik in Tübingen. Es zeigte sich, dass die Progesteronsynthese, die für die Reifung der Eizelle von großer Bedeutung ist, sich bereits bei niedriger Quecksilberkonzentration um 30 bis 60% reduziert.

Bei fast 20.000 Probanden (59,3% Frauen und 40,7% Männer) fand sich eine lineare Korrelation des Quecksilbergehalts des Speichels zur Anzahl der Amalgamfüllungen. Menschen mit vielen Amalgamfüllungen hatten ein deutlich höheres Risiko Symptome des Mikromerkurialismus zu entwickeln. Besonders betroffen waren Mundhöhle, ZNS und Magen-Darmtrakt. Die Bestimmung des Quecksilbergehalts im Speichel erwies sich als zuverlässiges Screening, wenngleich dieser Test eine geringe Akzeptanz in der Labordiagnostik hat und meist nur von Zahnärzten genutzt wird.

Langzeitbelastungen durch giftige Metalle wie Quecksilber, Cadmium, Blei, Arsen oder Uran sind weltweit ein ernstes Problem. Im Rahmen des Projektes PHIME (= "Public health aspects of long-term, low-level mixed element exposure in susceptible populations strata"), an dem insgesamt 31 Partner beteiligt sind (u. a. auch die Universität Bayreuth), sollen die Folgen dieser Langzeitbelastungen durch niedrige Dosen verschiedener Schwermetalle untersucht werden.

Die Aufnahme von Schwermetallen erfolgt über die Nahrungsmittelkette, das Trinkwasser wie auch die Luft. Dazu kommen Gewohnheiten wie Rauchen, Hobbies wie Löten oder die Kunstmalerei, eine regelmäßige Medikamenteneinnahme mit metallhaltigen Präparaten oder Arbeitsgewohnheiten.

Die Langzeitwirkungen der verschiedenartigsten Toxine sowie deren synergistische Effekte sind weitgehend unerforscht. Schädigungen, die langfristig auftreten oder erst nach einer längeren Entwicklungsphase erkannt werden, bezeichnen wir vielfach als ‚chronische Erkrankungen mit unklarer Genese’.

Diese chronischen Belastungen ohne deutliche Symptomatik werden diagnostisch teils schwer erkannt. Unauffällige Werte wiegen Arzt und Patient oft fälschlicherweise in Sicherheit, denn herkömmliche Blut- oder Spontanurinuntersuchungen sind meist nicht ausreichend um die Belastung gezielt zu definieren. Die weiterführende Diagnostik mit beispielsweise einer Haaranalyse oder einem Provokationstest kann richtungsweisend sein. Die folgenden Beispiele zeigen dies:

Pt. A:

Seit 20 Jahren gießt er am Wochenende Zinnfiguren, schweißt und lötet, oft in geschlossenen Räumen. Nur bei milderen Temperaturen öffnet er Türen und Fenster. Während der normalen Arbeitswoche hat er wenig Zeit für seine Hobbies. Der Patient hatte noch nie Amalgamfüllungen. Würde an einem Mittwoch während der warmen Sommermonate eine Blut- oder Urinuntersuchung (ohne Provokation) angeordnet, wären Metallwerte höchstwahrscheinlich unauffällig.

Montag früh, nach einem hobbyreichen, kalten Winter-Wochenende bei geschlossenen Fenstern, wäre die Blutblei- und Zinnbelastung deutlich. Der Basalurin ohne Provokation könnte die momentane Exposition reflektieren. Eine Urinprobe nach Provokation würde das Ausmaß der Langzeitbelastung zeigen. Haaranalysewerte wären auffällig, egal an welchem Tag die Probenentnahme stattfinden würde. Eine Speicheluntersuchung wäre nicht nötig.

Pt. B:

Nichtraucherin, Vegetarierin, seit 10 Jahren verheiratet, hat zehn Amalgamfüllungen. Sie arbeitet in einem Nichtraucherbüro. Der Ehemann ist starker Raucher. Am Wochenende, vor allem im Winter, liegt selbst der Fernseher während der Sportsendungen in einer Rauchglocke. Am Montagmorgen ist Blut- und Basalurinentnahme. Nickel-, Blei-, Arsen- und Quecksilberwerte sind erhöht. Zinkwerte leicht niedrig, nicht ungewöhnlich bei Vegetariern.

Würde die Blut- oder Urinentnahme am Dienstag oder Donnerstag stattfinden, wäre die Belastung weniger ersichtlich. Die Patientin geht Montag- und Mittwochabend nach der Arbeit ins Fitness- Studio und anschließend in die Sauna, trinkt viel Wasser. Da wird der Belastung entgegen gewirkt. Zinkwerte wären in jedem Fall niedrig.

Eine Haaranalyse, egal zu welchem Zeitpunkt die Probenentnahme stattfindet, kann die Belastung wie auch die Zinkunterversorgung zeigen. Eine Speicheluntersuchung wäre in diesem Fall höchstwahrscheinlich positiv und auch ein Grund für zahnärztliche Maßnahmen.

In beiden Fällen würde der Provokationstest die Langzeitbelastung erkennen.

Diese Beispiele verdeutlichen, dass die Wahl des Probematerials mit Bedacht gewählt werden sollte.

KAPITEL 2: DIE METALL-ANALTIK

DIAGNOSTIK

Die verschiedenen Untersuchungsmaterialien reflektieren unterschiedliche Stoffwechselgeschehen. Die Resultate des Gesamtkonzepts vermitteln einen zuverlässigen Einblick in das gesamte Stoffwechselgeschehen des Mineralstoffhaushaltes und erlauben eine individuelle Diagnostik und Therapie.

BLUT ALS EIN TRANSPORTSYSTEM

Blut transportiert Mineralstoffe und Spurenelemente von und zu den Organen. Die Konzentration der Blutelemente wird durch die tägliche Nahrungsmittelzufuhr, wie auch physiologische und psychologische Stressfaktoren beeinflusst. Zu beachten ist, dass Vollblut die intra- und extrazellulären Werte reflektiert. Serum wie auch Plasma reflektieren extrazelluläre Werte.

Die Ursache niedriger oder erhöhter Mineralstoffwerte sind u. a.:

BLUT-METALLUNTERSUCHUNG - NACHWEIS MOMENTANER EXPOSITION

Erhöhte Messwerte der potentiell toxischen Metalle reflektieren eine momentane Belastung, die entweder durch belastete Nahrungsmittel, Rauchen, am Arbeitsplatz oder andere umweltbedingte Faktoren verursacht sind. Diese momentanen Belastungen sind meist relativ geringfügig, können jedoch bei anhaltender Exposition zu Langzeitkumulationen führen und Ursache entsprechender Krankheitsbilder sein.

In der Vergangenheit beschränkte sich die Untersuchung der Blutmetalle auf den Arbeitsbereich, vor allem dann, wenn deutliche Expositionen nachzuweisen waren. Bei der weniger belasteten Normalbevölkerung wurden kaum Messungen toxischer Metalle durchgeführt. Man nahm an, dass die Untersuchungen in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle überflüssig waren.

Die Ursache der relativ vielen Negativmessungen früherer Jahre war durch weniger ausgereifte Technik bedingt. Die Erfassungsgrenzen für viele Metalle wie Quecksilber waren unzureichend. Heute liegen diese Erfassungsgrenzen in sehr niedrigen Bereichen, das heißt wir erfassen heute Metalle, die wir bei nicht akut exponierten Personen vor 20 Jahren nicht erfassen und somit auch nicht bestimmen konnten. Die damalige Folgerung, dass Blut sich nicht für den Nachweis einer geringfügigen Belastung eignet, war ein Trugschluss.

Aus der folgenden Tabelle ist ersichtlich, dass heute bei der Normalbevölkerung Expositionen nachgewiesen werden können und dass die erzielten Messwerte teilweise deutlich über den Grenzwerten liegen. Die aufgeführten Maximalwerte wurden bei sogenannt nicht-exponierten Personen festgestellt.

TABELLE 3:

POTENTIELL TOXISCHE METALLE IN BLUT NICHTEXPONIERTER PERSONEN

Element Anzahl Tests Grenzwert µg/l Mittel µg/l %> Grenzwert Max.wert Mg/l Bestimmungsgrenze µg/l
Aluminium 1499 30,0 26,0 30,0 246,0 10,00
Antimon 1511 3,5 2,7 9,6 17,0 0,25
Arsen 1507 10,0 2,2 39,9 131,0 0,88
Cadmium 1495 1,1 0,33 12,8 2,8 0,50
Chrom 1566 2,0 0,9 22,2 16,6 1,00
Nickel 1500 2,0 1,6 63,7 17,2 1,25
Quecksilber 1724 2,0 2,5 53,0 57,0 1,00
Silber 1506 2,0 0,1 7,8 24,0 0,75

HAARE REFLEKTIEREN GEWEBESPEICHERUNGEN.

Voraussetzung ist, dass es sich bei dem Untersuchungsmaterial um Naturhaare handelt.

Chemische Behandlungen mit Haarfärbemitteln, Dauerwellen, Tönungen oder Bleichmittel verfälschen Ergebnisse und erlauben keine Interpretation der Werte (selbst wenn dies teilweise behauptet wird). Haarfärbemittel und Tönungen sind stark metallhaltig und die Vielzahl der auf dem Markt befindlichen Produkte lässt eine Abschätzung nicht zu. Labore, die das behaupten, arbeiten unseriös. Dauerwellen wie auch Bleichmittel verändern die Haarstruktur. Die Behandlung mit diesen Chemikalien öffnet den glatt geschlossenen Haarstrang, was vergleichbar ist mit der Öffnung eines Tannenzapfens. Durch diese Öffnungen dringen Metalle in das Innere des Haarschafts und verändern dessen chemische Struktur. In solch einem Fall sind Haaranalyse Ergebnisse praktisch wertlos.

Naturhaare sind menschliches Gewebe, die Mineralstoffe und Spurenelemente speichern. Langzeitbelastungen können gut festgestellt werden. Deshalb wurde die Haar- und Nagel-Analytik seit langem in der forensischen Medizin zur Aufklärung von Arsenvergiftungen verwendet. Berücksichtigt man die Tatsache, dass Arsenuntersuchungen der Haare seit über 50 Jahren medizinisch akzeptiert werden, ist die Bezeichnung ‚Außenseitermethode’ falsch gewählt. Zur Untersuchung eignen sich nur chemisch unbehandelte Kopfhaare, Bart- und Schamhaare. Achselhaare eignen sich nicht.

Die physiologische Verteilung der Metalle in menschlichen Geweben zeigt, dass Metalle sich unterschiedlich ablagern. Die Metallverteilung sollte bei der Befundbewertung nicht außer Acht gelassen werden. (Siehe Bild 1-5)

DIE VERTEILUNG TOXISCHER ELEMENTE IN MENSCHLICHEN GEWEBEN (THOMAS L 1992)

Bild 1: Aluminiumverteilung in menschlichen Geweben

Bild 2: Bleiverteilung in menschlichen Geweben

Bild 3: Cadmiumverteilung in menschlichen Geweben

Bild 4: Quecksilberverteilung in menschlichen Geweben

Bild 5: Thalliumverteilung in menschlichen Geweben

Wir sehen aber auch, dass die Aufnahme und Ablagerungen von Metallen mengenmäßig sehr unterschiedlich ssein kann. Beispielsweise zeigt Tabelle 4 ungewöhnliche Maximalwerte, die bei gewissen Metallen erzielt wurden. In allen Fällen wurden diese Messwerte durch Mehrfach-bestimmungen bestätigt.

TABELLE 4:

TOXISCHE METALLE IN HAAREN NICHTEXPONIERTER PERSONEN

Element Anzahl Tests Grenzwert mg/kg Mittel mg/kg %> Grenzwert Max. wert mg/kg Bestimmungsgrenze mg/kg
Aluminium 13720 8,0 3,40 36 1424 0,25
Antimon 13715 0,3 0,14 6 15 0,001
Arsen 13725 0,2 0,28 16 24 0,01
Cadmium 13718 0,2 0,02 13 202 0,001
Chrom 13716 0,21 0,04 22 14 0,02
Nickel 13713 1,0 0,24 21 134 0,01
Quecksilber 13750 0,6 0,40 41 197 0,02
Silber 13716 1,0 0,08 10 841 0,01

NÄGEL – SPIEGELBILD UNSERER GESUNDHEIT

Auffälligkeiten an den Fingernägeln wie Oberflächenbeschaffenheit, Rillen, Nagelfarbe usw. geben einem erfahrenen Therapeuten Hinweise über die Gesundheit eines Menschen.

Nägel sind, genau wie Haare, Hautanhangsgebilde. Sie sind Speicher für Mineralstoffe und Spurenelemente, wobei das Wachstum der Nägel anders verläuft als jenes der Haare. Dieser Unterschied wird bei der Mineralstoffanalytik von Haaren wie auch Nägeln berücksichtigt. Es werden unterschiedliche Referenzwerte zur Bewertung der Analyseergebnisse genutzt. Die Probenbearbeitung verläuft ähnlich wie bei den Haarproben.

STUHL-METALLUNTERSUCHUNG

Nahrungsmittel und Getränke, Nährstoffsupplemente wie auch Medikamente enthalten Metalle, die teilweise über das renale wie auch das hepato-intestinale System ausgeschieden werden.

Vor der Entnahme einer Stuhlprobe sollte die Zufuhr an Nährstoffsupplementen metallfrei gestaltet sein. Colontherapie oder darmsanierende Maßnahmen (Probiotika) vor Durchführung einer Metalluntersuchung im Stuhl sind ebenfalls Möglichkeiten das Verdauungssystem zu 'entgiften' bevor oder nachdem die Metalluntersuchung stattfindet. Die erwähnten Maßnahmen sollten nur dann eingesetzt werden, wenn medizinisch nichts dagegen spricht.

Die Verabreichung oraler Chelatbildner wirkt entgiftend auf die Organe des Verdauungstrakts. Die Metalluntersuchung kann zur Überwachung der hepatointestinalen Entgiftung eingesetzt werden. Ein Vergleich der Stuhlprobe I vor Einsatz der oralen Entgiftungssubstanz (Chelat oder Nährstoffe) mit Stuhlprobe II nach Gabe der Entgiftungssubstanz lässt Rückschlüsse auf die Wirkung der Chelatsubstanz zu.

EINSCHÄTZUNG DER STUHLMETALLE

Die folgende Tabelle zeigt, dass Probematerial, das von nicht akut exponierten Personen stammt, keine bemerkenswerten Mengen an Thallium aufweist, d. h. die fäkale Thalliumausscheidung ist gering. Von 417 Untersuchungen lagen 0,5% über dem Grenzwert. Der Maximalwert betrug 61 µg/kg Thallium.

Bei Zirkon zeigte sich ebenfalls, dass nur 0,2% der Messwerte über dem Grenzwert lagen. Allerdings betrug der Maximalwert 1563 µg/kg Zirkon. Die Maximalwerte für Zinn- und Quecksilber lagen erheblich über dem Grenzwert.

TABELLE 5: TOXISCHE METALLE IN STUHLPROBEN

Element Anzahl Tests Grenzwert µg/kg Mittel µg/kg % > Grenzwert Max. wert µg/kg
Blei 418 50 58 8,1 35876
Cadmium 407 50 58 7,6 671
Quecksilber 435 40 10 3,0 12143
Thallium 417 20 4 0,5 61
Zinn 406 10 18 9,4 30520
Zirkon 406 50 5 0,2 1563

Der Prozentsatz an Messwerten, die über dem Grenzwert lagen, ist bei Blei, Cadmium und Zinn höher als erwartet. Bei diesen Metallen zeigten sich Extrem-Messwerte, die auf hohe orale Exposition deuten.

URIN - AUSSCHEIDUNGSMEDIUM

Eine erhöhte Konzentration an toxischen Metallen im Urin (Morgen-, Spontan- oder 24h Urin) weist auf eine Momentan Exposition, die etwa 72 Stunden zurückliegen kann. Eine genauere Definierung der aktuell stattgefundenen Belastung ist schwer möglich und von der Halbwertzeit des jeweiligen Metalls abhängig.

Diuretika- wie eine Anzahl andere Medikamente beeinflussen die renale Metallausscheidung ebenso wie gewisse Stoffwechselschwächen (z. B. Pyrrolurie).

Eine erhöhte Metallkonzentration im Urin nach Provokation reflektiert die Bindefähigkeit des jeweiligen Chelat- oder Komplexbildners sowie die renale Ausscheidefähigkeit. Allgemein kann man nach dem Einsatz von Chelatbildnern mit einer erhöhten Metallausschüttung rechnen, wobei die quantitative Ausscheidung sich u. a. nach dem Grad der Belastung und der Bindekapazität der jeweiligen Chelatsubstanz richtet, ferner nach der genetisch vorgegebenen Fähigkeit zur Spontanentgiftung.

Die Funktion und Metallbindung der verschiedenen Chelat- oder Komplexbildner ist unterschiedlich, d. h. die unterschiedliche Bindefähigkeit dieser Substanzen sollte vor Therapieeinsatz bekannt sein. Beispielsweise wäre nach einer Quecksilberexposition eine EDTA-Therapie nicht das Mittel der Wahl. (Siehe Blaurock-Busch & Strey, Handbuch der Metalltoxikologie)

BEWERTUNG DER PROVOKATIONSERGEBNISSE