Immer mehr Bachelor-Studenten hetzen durch ihre paar Jahre an der Uni und verpassen dabei die wichtigste Lektion: Denn es geht beim Studium nicht darum, abkömmliches Fachwissen anzuhäufen, sondern um Lebenserfahrung. Und die bekommt man am besten in ungewöhnlichen Nebenjobs, überfüllten WGs und experimentellen Beziehungsformen. Als vorlauter Vertreter seiner Generation erzählt Tom Kraftwerk aus seinem Studentenleben und wirft liebgewonnene Bildungs-Dogmen über den Haufen. Ein Mutmach-Buch für trödelnde Studenten, ein erhobener Zeigefinger für alle Streber und eine Beruhigungspille für hysterische Eltern.
Tom Kraftwerk wurde 1992 in Nordhessen geboren und wuchs in der niedersächsischen Provinz auf. Zum Verdruss seiner Eltern ist er Wunschbielefelder und Dauerstudent aus Leidenschaft. Soziologie studierte er nebenbei (erfolgreich!), bevor ihm durch seine viralen Tweets der zufällige Einstieg in die Medienbranche gelang. Master-Student seit 2016, keine weitere Zukunftsplanung, außer weiterhin Überlebenskünstler zu sein.
Tom Kraftwerk
Warten auf Foucault
Anleitung zum Nicht-Studieren
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe
des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
Originalausgabe
Copyright © 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln
Umschlaggestaltung: FAVORITBUERO, München
unter Verwendung eines Motivs von © getty-images: SensorSpot
eBook-Erstellung: hanseatenSatz-bremen, Bremen
ISBN 978-3-7325-4927-6
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
Alle in diesem Buch erzählten Dinge
(insbesondere die immer wieder erwähnte Stadt)
sind frei erfunden.
Und, wie läuft dein Studium?
Okay, pass mal auf. Studieren bedeutet, sich den Inhalt einer oder mehrerer Fachrichtungen anzueignen und dieses erlernte Wissen mithilfe von Seminaren in Hochschuleinrichtungen zu festigen. Das Studium besteht demnach aus zwei Teilen. Zum einen ist der Student dazu angehalten, an Veranstaltungen seiner Hochschule teilzunehmen, um Grundlagen zu erlernen und sein Wissen prüfen zu lassen. Der zweite, wesentlich größere Teil wird Selbststudium genannt. Je nach Engagement des Studenten entspricht er dem null- bis unendlichfachen der zeitlichen Anwesenheit in Hochschulseminaren. Der studentische Volksmund sagt, dass sich dieser Workload genannte Zeitaufwand ungefähr eins zu zwei aufteilt. Pro Stunde Seminar werden also zwei Stunden Selbststudium veranschlagt. Bei meinen sieben Seminaren in der Woche zu je zwei Stunden ergibt der erste Teil vierzehn Stunden. Halte ich mich an den Rat des studentischen Volksmundes, ergeben sich zusätzlich 28 Stunden Selbststudium, woraus eine 42-Stunden-Woche resultiert. Zu dieser 42-Stunden-Woche kommt der Nebenjob, den ich machen muss, weil meine Eltern zu viel verdienen, als dass ich BAföG bekommen könnte, und zu wenig, um mich voll zu unterstützen. Dazu kommt das Ehrenamt, das ich machen muss, um mich nach dem Studium auf dem Arbeitsmarkt von meinen Kommilitonen abzuheben. Während die Wochenstundenzahl nun gegen siebzig klettert, dürfen wir nicht den Zeitaufwand für die Studentenpartys vergessen, auf denen man wichtige Kontakte knüpft. Studentenpartys sind dabei besonders zeitaufwendig, weil man den Kater einkalkulieren muss. Der ideale Student studiert also 24/7. Da ich aber, statt in der Bib zu sitzen und zu lernen, hier mit dir dieses Gespräch führe, kannst du dir ausmalen, wie mein Studium gerade läuft: nicht optimal.
Gibst du mir noch was von den Kartoffeln?
Klar Oma. Happy Birthday.
Dieses Gespräch könnte so überall in Deutschland stattfinden, zu jeder Zeit. Und der Grund dafür ist denkbar naheliegend: akademischer Selbststress. Dieses Buch ist all jenen gewidmet, die den eigentlichen Sinn des Studiums aus den Augen verloren haben: chillen, bevor man bis zu seinem Tod schuften muss.