Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist Gustav Hackedahl ein erfolgreicher Berliner Fuhrunternehmer mit 30 Droschken und zahlreichen Angestellten. Er führt seine Firma mit preussischen Werten, streng gegen sich selbst und andere – auch gegen seine Familie mit den fünf Kindern. Neuen Dingen gegenüber verschlossen, verpasst Hackedahl nach dem Ersten Weltkrieg die Revolution im Transportwesen: Die Übernahme des Geschäfts durch Lastwagen und Automobile. Seine Starrköpfigkeit führt ihn tiefer in die Krise, so dass er Mitte der 20er Jahre seine Familie nicht mehr ernähren kann. Hackedahl beschließt – um auf die Situation seines Berufszweiges aufmerksam zu machen – eine Fahrt mit der Droschke von Berlin nach Paris und zurück, die bei der Bevölkerung und in den Medien großes Aufsehen erregt.
Hans Falladas während der Nazizeit geschriebener Roman enthält sich politischer Stellungnahmen, entwickelt aber in epischer Form ein schillerndes Kaleidoskop der Zwischenkriegszeit, mit detailgenauen Schilderungen, wie sie anderswo kaum zu finden sind. Und all das in einem Berliner Lokalkolorit, der die zum Teil tragische Handlung immer wieder in heiterem Licht erscheinen lässt. Der Roman beruht auf einer wahren Begebenheit.
© Redaktion eClassica, 2018
Über den Autor: Hans Fallada (eigentlich Rudolf Ditzen) (1883–1947) war einer der produktivsten deutschen Schriftsteller der 30er Jahre. In der Zeit des Faschismus lebte er als »unerwünschter Autor« zurückgezogen auf einem Anwesen in Mecklenburg. Einige seiner Bücher waren von den Nazis aber auch geduldet, weil sie die Weimarer Republik kritisierten, wodurch er persönlicher Verfolgung entging.
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Alle Gestalten dieses Buches, einschließlich des eisernen Gustav, sind Geschöpfe der freien Phantasie. Nirgends soll auf reale Personen auch nur angespielt werden. Der Verfasser hat lediglich Geschehnisse, wie sie in jeder Tageszeitung aufgezeichnet stehen, als Grundstoff benutzt.
H. F.
Liest man sich die Biographie von Hans Fallada durch, muss man erstaunt darüber sein, wie viele bedeutende und nachhaltige Werke er der Nachwelt hinterließ – trotz seiner schwierigen und gebrochenen Vita, mindestens einem missglückten Selbstmordversuchs, Morphium- und Alkoholsucht, zwei abgesessenen Gefängnisstrafen und zahlreichen Aufenthalten in der Psychiatrie. Zuletzt zusammenlebend mit einer 20 Jahre jüngeren Ehefrau, die genau wie er den zerstörerischen Drogen verfallen war. Man fragt sich: War das grandiose Lebenswerk des Vielschreibers Fallada möglich, obwohl er in seinem Leben so hin- und her geschleudert wurde – oder gerade deshalb? Wohl eher Letzteres, wie es bei vielen genialen Künstler der Fall war und ist.
Hans Fallada (eigentlich Rudolf Ditzen) war einer der produktivsten Autoren der Zwischenkriegs- und NS-Zeit. Am 21. Juli 1893 in Greifswald als Sohn eines hochrangigen Justizbeamten geboren, besuchte er zunächst das humanistische Gymnasium, erhielt aber wegen eines dramatischen Vorfalls keinen Abschluss: Mit seinem Freund Hanns Dietrich von Necker beschloss er nämlich im Oktober 1911, einen als Duell getarnten Doppelsuizid zu begehen. Bei dem Schusswechsel starb von Necker, Fallada überlebte schwer verletzt. Wegen Totschlags angeklagt, wies man ihn in eine psychiatrische Klinik ein, ließ aber kurz darauf die Anklage wegen Schuldunfähigkeit fallen.
Die berufliche Karriere des Vaters führte die Familie über Berlin nach Leipzig, wo dieser zum Reichsgerichtsrat berufen wurde. Fallada absolvierte dort eine landwirtschaftliche Lehre und schlug sich dann mit unterschiedlichen Gelegenheitstätigkeiten durch, etwa als Gutsverwalter, als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Landwirtschaftskammer Stettin und später auch als Angestellter einer Berliner Kartoffelanbaugesellschaft.
Anfang der 20er Jahre startete er erste schriftstellerische Versuche, der Debütroman ›Der junge Goedeschal‹ blieb weitgehend unbeachtet. Seit etwa 1930 konnte er vom Schreiben leben und machte sich als freiberuflicher Schriftsteller selbständig. Der Durchbruch kam 1931 mit dem vielfach übersetzten Roman ›Kleiner Mann – was nun?‹
In der Zeit des Faschismus lebte Fallada als »unerwünschter Autor« zurückgezogen auf einem Anwesen in Mecklenburg. Einige seiner Bücher waren von den Nazis aber auch gelitten, weil sie die Weimarer Republik kritisierten, wodurch er persönlicher Verfolgung entging. Falladas bekanntestes Werk ›Jeder stirbt für sich allein‹ stammt bereits aus der Nachkriegszeit und schildert das authentische Schicksal des Berliner Ehepaars Otto und Elise Hampel, die einsam einen stillen Kampf gegen das Naziregime führten, indem sie Protestbriefkarten gegen die Nazis und Hitler an öffentlichen Stellen auslegten.
Fallada entfaltete in diesem Stoff zum letzten Mal seine volle schriftstellerische Schaffenskraft. Er vollendete den Roman in nur vier Wochen. Wenige Monate nach Vollendung des Werks starb Hans Fallada im Alter von nur 53 Jahren an den Folgen seines Morphiumkonsums.
Weitere wichtige Werke aus seiner Feder sind ›Bauern, Bonzen und Bomben‹ (1931), ›Wer einmal aus dem Blechnapf frisst‹ (1934), ›Wolf unter Wölfen‹ (1937), ›Der Trinker‹ (1944), ›Ein Mann will nach oben‹ (posthum, 1953).
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Hans Fallada: Der eiserne Gustav
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