Ein Klassiker – in grandioser Neuübersetzung von Eike Schönfeld.

 Der junge, unverdorbene Dorian Gray gerät in den zerstörerischen Bann des zynischen Dandys Lord Wotton. Fortan führt er ein ausschweifendes Leben, gibt sich ganz dem Vergnügen hin und verliert sämtliche moralische Hemmungen.

 Während sein Äußeres unverändert jung und makellos schön bleibt, mutiert sein Portrait zu einer schrecklichen Fratze …

Dem vielfach preisgekrönten Übersetzer Eike Schönfeld ist es gelungen, die sprachlichen Finessen und die brillanten Dialoge Oscar Wildes in ein zeitgemäßes Deutsch zu übertragen. Ein wahres Lesevergnügen, das einlädt, dieses Meisterwerk zu entdecken.

 

Oscar Wilde (1854-1900) erregte mit seinen Romanen und Bühnenstücken außerordentliches Aufsehen. Auf dem Höhepunkt seines Erfolges stürzte ihn jedoch der Skandal um das Verhältnis mit Lord Alfred Douglas in den Ruin. Wilde wurde zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis floh er vor der gesellschaftlichen Ächtung in London und lebte unter falschem Namen in Paris, wo er völlig mittellos starb.

 

Eike Schönfeld, geboren 1949, übersetzte u. ‌a. Vladimir Nabokov, J. ‌D. Salinger, Jeffrey Eugenides, Joseph Conrad, Katherine Mansfield, Martin Amis, Richard Yates, Sherwood Anderson und Charles Darwin. Für seine Übersetzungen wurde er vielfach ausgezeichnet, u. ‌a. 2004 mit dem Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Übersetzerpreis, 2009 mit dem Übersetzerpreis der Leipziger Buchmesse und 2013 mit dem Christoph Martin-Wieland Preis.

 

 

Oscar Wilde

Das Bildnis des

DORIAN
GRAY

Roman

Aus dem Englischen
von Eike Schönfeld

Insel Verlag

 

 

eBook Insel Verlag Berlin 2015

Der vorliegende Text folgt der 1. Auflage der Ausgabe insel taschenbuch 4384

© Insel Verlag Berlin 2015

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Satz: Satz-Offizin Hümmer GmbH, Waldbüttelbrunn

 

eISBN 978-3-458-76490-8

www.insel-verlag.de

Das Bildnis des
Dorian
Gray

 

Das Vorwort

Der Künstler ist der Schöpfer schöner Dinge.

Ziel des Künstlers ist es, die Kunst zu offenbaren und den Künstler zu verbergen.

Kritiker ist, wer seinen Eindruck von schönen Dingen in eine andere Manier oder in ein neues Material übersetzen kann.

Die höchste wie die niederste Ausprägung der Kritik ist eine Form von Autobiographie.

Wer in schönen Dingen eine hässliche Bedeutung entdeckt, ist verdorben, ohne reizvoll zu sein. Das ist ein Fehler.

Wer in schönen Dingen einen schönen Sinn entdeckt, ist kultiviert. Für ihn besteht Hoffnung.

Auserwählt ist der, für den schöne Dinge einzig Schönheit bedeuten.

So etwas wie ein moralisches oder ein unmoralisches Buch gibt es nicht. Bücher sind gut oder schlecht geschrieben. Das ist alles.

Die Abneigung des neunzehnten Jahrhunderts gegen den Realismus ist Calibans Wut, wenn er sein Gesicht im Spiegel sieht.

Die Abneigung des neunzehnten Jahrhunderts gegen die Romantik ist Calibans Wut, wenn er sein Gesicht nicht im Spiegel sieht.

Das moralische Leben des Menschen ist für den Künstler ein Teil seines Stoffs, die Moral der Kunst hingegen besteht im vollkommenen Gebrauch eines unvollkommenen Mediums.

Kein Künstler wünscht etwas zu beweisen. Selbst Dinge, die wahr sind, lassen sich beweisen.

Kein Künstler hat ethische Sympathien. Eine ethische Sympathie bei einem Künstler ist ein unverzeihlicher stilistischer Manierismus.

Ein Künstler ist nie morbid. Der Künstler kann alles ausdrücken.

Denken und Sprache sind dem Künstler Instrumente einer Kunst.

Laster und Tugend sind dem Künstler Materialien einer Kunst.

Von der Form her betrachtet ist das Urbild aller Künste die des Musikers. Vom Gefühl her betrachtet ist es das Können des Schauspielers.

Alle Kunst ist Oberfläche und Symbol zugleich.

Wer unter die Oberfläche geht, tut dies auf eigene Gefahr.

Wer das Symbol liest, tut dies auf eigene Gefahr.

In Wahrheit spiegelt die Kunst nicht das Leben, sondern den Betrachter.

Unterschiedliche Ansichten über ein Kunstwerk zeigen, dass das Werk neu, komplex und notwendig ist.

Sind die Kritiker uneins, ist der Künstler eins mit sich selbst.

Wir können es verzeihen, wenn jemand etwas Nützliches macht, solange er es nicht bewundert. Etwas Nutzloses zu machen, ist nur dadurch gerechtfertigt, dass man es ungeheuer bewundert.

Jede Kunst ist vollkommen nutzlos.

Oscar Wilde