Michaela Seul
Sonst kommt dich der Jäger holen
Franza und Flipper ermitteln
Kriminalroman
WILHELM HEYNE VERLAG
MÜNCHEN
Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.
Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.
Originalausgabe 04/2013
Copyright © 2012 by Michaela Seul
Copyright © 2013 by Wilhelm Heyne Verlag, München
in der Verlagsgruppe Random House GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München
Redaktion: Susann Rehlein
Umschlaggestaltung: © Eisele Grafik Design, München
Satz und eBook: Greiner & Reichel, Köln
ISBN: 978-3-641-08697-8
V002
www.heyne.de
1
Grün aufgedunsen, die Leiche. Ein monströses Etwas mit einem Stich ins Gräulich-Schwärzliche. So was schaut sich keiner freiwillig an. Aber der Herr Kriminalhauptkommissar war ein Spezialfall. Leider. Und ich mittlerweile auch – weil ich nicht von ihm loskam, und deshalb passierte immer wieder das Gleiche. Nur die Tatorte wechselten. Mal war es der Küchentisch, dann der Fahrstuhl, selten das Bett, zweimal der Starnberger See. Auch im Wasser.
Und jetzt stand ich in seiner Wohnung und starrte auf den Küchentisch mit den Leichenfotos. Bestimmt war es verboten, so was von der Dienststelle mit nach Hause zu nehmen. So verboten, wie es war, sich den Ersatzschlüssel eines Polizeibeamten aus dessen Kellerabteil zu holen. Aber ich hatte keine Wahl, Herr Kommissar! Wer hatte mir denn ein paar Stunden zuvor die Klamotten dermaßen heftig vom Leib gerissen, dass mein Handy aus der Tasche geglitten war, weshalb ich es jetzt in der Wohnung suchen musste!?
Ich schob das Foto mit der grünen Leiche zurück in das Notizbuch auf dem Küchentisch, in das ich rein zufällig bei meiner Suche nach dem Handy einen Blick geworfen hatte. Sie erinnerte mich an die aufgeblähten Leiber nach der Tsunamikatastrophe an den Traumstränden Thailands. Damals hatte ich ungerechterweise vermutet, das wären alles dicke Wohlstandstouristen. Doch es war das Leichengas, das sie aufgetrieben hatte wie gestrandete Wale. Ab einem bestimmten Grad an Aufblähung besteht die Gefahr, dass Leichen platzen. Deshalb sollte man sie vor der Bergung punktieren, damit die Gase entweichen. Kennst du einen Kommissar, kennst du dich aus.
Flipper, mein großer schwarzer Riese, hielt neben der Wohnungstür Wache. Unglücklich sah er aus. Ich brauchte keinen Spiegel, an meinem Hund konnte ich stets ablesen, wie es mir ging. Flipper war anfangs strikt gegen die Erweiterung unseres Rudels gewesen. Vor einem Vierteljahr, im Frühsommer, hatten wir Felix Tixel kennengelernt. Flipper hatte eine Leiche aufgespürt und Felix die folgenden Ermittlungen geleitet, die mich in Lebensgefahr gebracht hatten.
Flipper fand, wir sollten abhauen. Wie meistens hatte er recht. Aber die Chefin in unserem Rudel war nun mal ich. Erneut griff ich nach dem Heft im Brusttaschenformat, in das der Kommissar seine Gedanken und Ideen zu notieren pflegte. Wer Beweismaterial offen liegen lässt, wünscht sich, dass es entdeckt wird.
Beate Maierhöfen hatte die grüne Leiche geheißen, als sie noch geatmet hatte. Im Verwesungsprozess verliert der Mensch sein Geschlecht, auch das hatte ich vom Kommissar gelernt. Oft ist es nicht erkennbar, ob eine Leiche männlich oder weiblich ist. Der Fall Maierhöfen war mittlerweile aufgeklärt, wie ich den Notizen entnahm. Abgehakt wie der Fall Franza. Deshalb hatte ich mir auch lieber den Ersatzschlüssel aus dem Keller geholt, statt ihn anzurufen und ein Treffen zu vereinbaren, das dann doch wieder nur auf dem Küchentisch geendet, aber nichts geändert hätte an unserer Situation. Wir passten perfekt zusammen. Wir durften bloß nicht reden. Dabei hatte es zuerst ganz anders ausgesehen: Felix Tixel hatte mich im Sommer ins Undosa am Starnberger See zum Essen eingeladen. Da war es zum ersten Mal passiert. An der Uferpromenade auf dem Weg zum Auto. Ich hatte so was bislang nur im Kino gesehen. Dass man außer sich gerät vor Leidenschaft. Danach zitterten mir die Knie. Irgendwie schämte ich mich. Und irgendwie war ich auch stolz. Dann gingen wir schwimmen, und meine Haut war so heiß, dass es beim Eintauchen zischte.
Auf der Heimfahrt sprachen wir kein einziges Wort. Vielleicht war er genauso durcheinander wie ich, vielleicht war das alles für ihn normal. Woher sollte ich wissen, was für einen Mann normal ist, der berufsbedingt in menschlichen Abgründen herumstochert.
Am Morgen nach dem Vorfall am und im See schickte ich Felix eine SMS: Es war ganz erquickend, aber es hat nichts zu bedeuten, F. Er sollte sich nicht verpflichtet fühlen, bloß weil er mir das Leben gerettet hatte.
In dem Augenblick, als ich auf Senden drückte, erhielt ich seine SMS: Franza, das war unvergesslich, doch du bist die richtige Frau zum falschen Zeitpunkt, F.
Schön, dass wir uns einig waren. Trotzdem mussten wir uns in den darauffolgenden zwei Monaten geradezu zwanghaft noch einige Male bestätigen, dass wir recht hatten. Es endete fast jedes Mal wie beim ersten Mal. Daraufhin riet mir meine Freundin Andrea, sie ist Psychologin, ihn bei sich zu Hause zu treffen, um ihm »auf einer anderen Ebene« zu begegnen. »Du musst mal bei ihm übernachten. Mit ihm frühstücken. Alltag zelebrieren. Nicht nur immer diese Exzesse. Mit diesem Muster lauft ihr beide voreinander weg, das ist geradezu klassisch: angstbesetztes Vermeidungsverhalten.«
»Sollte er seinen Tag mit Wurst beginnen, will ich nicht mal mit ihm befreundet sein.«
Andrea prustete laut heraus.
Ich rechtfertigte mich: »Ein Mann, der herb, rustikal, bitter oder sauer schmeckt, passt einfach nicht in mein Beuteschema.«
Ich war aufgeregt gewesen, als ich gestern Abend in einem nigelnagelneuen roten Sommerkleid, oben eng, unten Glocke, zum Sonntagsgeläut einer Kirche bei Felix klingelte. Normalerweise trage ich lieber Hosen. Aber er hatte schließlich auch gekocht. Pasta. Da passt ein Kleid einfach besser. Wenn ich von den erotischen Zwischenfällen im Flur und im Keller absah, war es ein fast normaler Abend. Kurz nach sechs, ich hatte wenig geschlafen in dieser Nacht, klingelte das Telefon neben seinem Bett. Das gefiel mir nicht. Privat ist privat. Angeblich hatte er bis Montagmittag frei. Seine Stimme klang auch nicht mehr nach Dämmerlicht, sondern dienstlich.
»Tut mir leid, Franza, ich muss gleich weg.«
»Aber wir wollten frühstücken!«, quengelte ich.
»Ich bin Polizist. Das weißt du. Verbrechen geschehen nicht pünktlich Montagmorgen zum Dienstantritt und werden Freitagnachmittag zum Wochenende gelöst.«
»Und das ist dir wohl jetzt auch recht?«
Versöhnlich lächelte er mich an. »Du kennst mich nicht besonders gut.«
»Nein«, stimmte ich zu. »Wir ficken nur.«
»So würde ich das nicht nennen.«
Felix schlug die Decke zurück und ging ins Bad. Ich warf einen letzten Blick, wie ich mir schwor, auf seine muskulöse, v-förmige Figur. Erwartete er, dass ich jetzt Kaffee kochte? Den er im Stehen runterkippen würde und Tschüss? Wie sahen die Pflichten einer Kriminalhauptkommissarsfreundin aus? War das die Rama-Idylle, nach der ich mich zwei Tage vor meiner Menstruation hin und wieder heimlich sehnte? Nein, es war ein Albtraum, und ich sollte mich glücklich schätzen, aufgewacht zu sein. Ich war nicht auf der Welt, um auf einen Mann zu warten. Ich hatte mein eigenes Leben. Nach meinen Regeln.
Ich zog mich an und mahnte Flipper, der im Wohnzimmer wie verrückt wedelte, zur Ruhe. Er hasste es, eingesperrt zu sein, aber es war nötig gewesen. Kann man sich vor seinem Hund schämen? Man kann.
Auf leisen Sohlen verließen wir die Wohnung.
Von der Rothmundstraße in der Isarvorstadt, wo Felix seit der Trennung von seiner Frau und seiner kleinen Tochter lebte, bis zu mir in die Au waren es zu Fuß zirka fünfzehn Minuten. Nach fünf Minuten tastete ich nach meinem Handy. Nicht, dass ich glaubte, er hätte mich angefunkt. Den Akku wollte ich kontrollieren. Und auch zu Recht, wie ich feststellte, denn das Handy war nicht da, wo es hingehörte.
Sollte ich zurückgehen und bei ihm klingeln? Du, äh, ich hab mein Handy bei dir vergessen, sorry. Und den wahnsinnig wichtigen Kommissar davon abhalten, die Welt zu retten? Diese Schuld würde ich nicht auf mich laden. Ich ließ mir zehn Minuten Zeit für den Rückweg. Sein Wagen stand erwartungsgemäß nicht mehr auf seinem Parkplatz. Als verantwortungsvolle Bürgerin, die polizeiliche Ermittlungen keinesfalls behindert, schnappte ich mir Felix’ Ersatzwohnungsschlüssel aus dem Keller. Das Versteck kannte ich seit unserer Gassirunde mit Flipper gestern Abend, als Felix feststellen musste, dass er den Schlüssel in der Wohnung hatte liegen lassen, was mir schmeichelte. War er etwa nervös gewesen?
In Felix’ Wohnung schickte ich Flipper los, mein Handy zu suchen. Ich selbst blieb diskret im Flur. Doch dann wollte ich noch einmal durch die Wohnung streifen und mir alles einprägen, damit ich es gründlicher vergessen konnte. Je mehr ich mir einprägte, desto besser.
Das Notizbuch des Kommissars zog mich magisch an. Man konnte ja mal schauen. Unverbindlich. Beim Blättern hielt ich die Luft an. Bloß keine Speicheltropfen oder Hautschuppen hinterlassen. Auf die grüne Beate Maierhöfen folgte Gerd Jensen, 56. Jagdunfall? Selbstmord? Mord? Dieser letzte Eintrag in dem Büchlein, datiert auf gestern, betraf den aktuellen Fall des Kommissars, der mich von meinen eigenen Ermittlungen – ob Wurst oder Marmelade – abgehalten hatte. Im Vergleich zu anderen Seiten war hier nichts durchgestrichen, die meisten Fragen offen. Ich studierte die Wegskizze zum Tatort in der Nähe von Andechs. Es freute mich, dass der Kommissar an der frischen Luft ermittelte. So ein Beamter darbt viel zu oft in seinem Büro. Das glaubt man als normale Fernsehkrimiguckerin gar nicht, wie viel die in ihren Büros hocken und recherchieren.
Gerd Jensen war an einem Lungendurchschuss gestorben. Höhe passt, hatte der Kommissar vermerkt, Ein- und Austrittswinkel von schräg oben nach unten. Ich überlegte, was das bedeuten sollte. Einige Zeichnungen schienen den Tathergang zu betreffen. Waren das Bäume – oder war es Gekritzel? Dann stand da noch Abpraller? Ferner gab es drei Fotos des Toten. In Embryostellung lag er im Gras, hellrotes, schaumiges Blut bedeckte seine Brust. Eine Nahaufnahme zeigte ein kleines Einschussloch an seiner lodengrünen Weste. Auf dem dritten Foto sah ich das Opfer von hinten. In seinem Rücken klaffte ein Krater. Mir wurde flau. So ein großes Loch gehörte in keinen Rücken. Und so ein Foto gehörte nicht auf den Küchentisch eines Vaters. Felix’ dreijährige Tochter übernachtete gelegentlich bei ihm. Nein, das war kein Mann für mich, und ich wollte ihn ja ohnehin nicht. Franza Fischer war glücklicher Single und gedachte das auch zu bleiben. Tock, tock, tock, klopfte Flippers Rute zustimmend.
2
Tock, tock, tock, klopfte ich drei Stunden später an die Bürotür von Enzo, der mich zu sich zitiert hatte. In Enzos Schwabinger Bodytempel gab ich seit Jahren Kurse in Yoga, Osteoporose-Gymnastik und Selbstverteidigung. Mir schwante nichts Gutes. Der Tag hatte beschissen begonnen, er würde beschissen weitergehen.
»Ciao Bella«, begrüßte Enzo mich mit drei Küsschen auf die Wange und »Ciao Bello« Flipper, der gefühlte fünf Minuten geknuddelt wurde. Daran war ich gewöhnt. Viele Leute behandeln mich wie Flippers Anhängsel; es gibt Unangenehmeres.
Enzo setzte sich hinter seinen Schreibtisch, auf dem bequem ein Hubschrauber hätte landen können. »Franza! Wenn du haste Probleme, eh, du musste mit mirä sprächen. Non cia vere paura.«
»Probleme?«, fragte ich.
Enzo rieb Zeigefinger und Daumen aneinander.
»Ich habe keine Probleme«, sagte ich.
Enzo schnalzte mit der Zunge. »Ich will ganzä offen spräche. Du biste zu teuer für meine Studio, wenn ich haben junge Mädchen für die halbe Preise. Bittä. Bleib sitzen, Bella!«
Ich blieb aber nicht sitzen. Dafür blieb Flipper sitzen. Leckte sich in aller Gemütsruhe die linke Pfote. Und zwar mit einer solchen Hingabe, dass sowohl Enzo als auch ich ihn irritiert anstarrten. Dann fiel der Groschen bei mir.
»Weißt du Enzo, du magst recht damit haben, dass ich eine deiner teuersten Trainerinnen bin. Aber, mit Verlaub: Ich bin auch eine der besten. Zudem arbeite ich schon lange für dich. Insofern steht mir ein Treuebonus zu. Und außerdem bezahlst du mich nach dem Two-in-one-Prinzip.«
Enzo zog eine Augenbraue hoch. »Was ist das, he?«
»Du hast zwei Trainer in einem.«
»Ich seh dich nur eine Male, Franza. Und ich habe heute schon eine Grappa gehabt. Wieso soll ich zahlen für diche mehr als für die gleiche Show von andere Mädchen, he? Ich bin eine Geschäftsmann, ick musse macken Kalkulatione, eh! Auch wenn du haste neue Haare.«
Ich hatte keine neuen Haare. Ich war noch immer saharablond, schulterblattlang. Und Flipper rabenschwarz.
»Was glaubst du, wie viele deiner Mitglieder das Studio wechseln, wenn Flipper als Co-Trainer kündigt? Denk mal darüber nach, Enzo«, riet ich ihm, schnippte mit den Fingern, Flipper sprang auf, und wir verließen Enzos Flugplatz. Ich hatte mich weit hinauf gewagt, und vielleicht würde ich abstürzen mit meiner hochfliegenden Fantasie einer Unterschriftenaktion: Rettet Flippers Arbeitsplatz! Doch meine Kurse waren ausgebucht; Neumitglieder fragten, bevor sie einen Vertrag unterschrieben, nach der Bekämpf-den-inneren-Schweinehund-Strategie des vierbeinigen Spezialisten. Sie fragten nach dem Motivator, der müde Waden zärtlich zwickte und nach dem erbarmungslosen Auspeitscher, dessen Rute nimmermüde all jene traf, deren Schweiß nicht in Strömen floss.
»Hallo, Franza, hallo, Flipper«, grüßte mich eine der neuen Trainerinnen, die für die Hälfte meines Stundenlohns arbeitete. Ich hatte ihren Namen schon wieder vergessen. Irgendwie sah das ganze junge Gemüse gleich aus.
»Was sagt uns das?«, fragte ich Flipper. Er war schon vorausgerannt auf die Leopoldstraße, blieb stehen und schaute mich mit schräg geneigtem Kopf an. Was für ein schöner Hund. Meiner! Manchmal machte mich sein Anblick regelrecht fassungslos. Das sollte er besser nicht merken, er würde es schamlos ausnutzen. »Hey, du bist ja auch ein junges Gemüse mit deinen drei Jahren«, stellte ich fest und hockte mich auf dem schmalen Bürgersteig zwischen zwei Straßencafés vor ihn hin. Grunzend rückte Flipper näher. »Du bist drei und ich dreiunddreißig«, wiederholte ich zärtlich. »Aber bald schon wirst du mich überholt haben.« Ich wollte nicht weiterdenken. Ein Hundeleben ist viel zu kurz. Ich drückte meine Wange an sein seidiges Fell. Ich brauchte niemanden. Ich hatte den besten Freund der Welt. Und es war mir total egal, dass er herb frühstückte, manchmal konnte ich in seinen Hundefutterdosen kleine Geflügelherzen erkennen oder Gurgeln – und ich liebte ihn trotzdem.
3
Das Kloster Andechs, rund vierzig Kilometer von München entfernt, ist vor allem wegen des Biers der Benediktinermönche ein beliebter Ausflugsort. Es liegt auf einem Hügel, und zu seinen Füßen erstreckt sich lang gezogen der Ammersee. Unter dem Höhenweg blitzt grün der Pilsensee, ebenso saftig schimmernd wie der türkisfarbene Wörthsee. Fehlen nur noch der größte und der kleinste See, Starnberger und Weßlinger, um das Naherholungsgebiet mit dem schönen Titel Fünfseenland zu krönen. Es war also durchaus nachvollziehbar, dass ich am nächsten Vormittag hier mal Gassi ging. Dazu hätte ich keine Kommissarsnotizen studieren müssen. Außerdem war ich nun mal ein neugieriger Mensch. Als ich einen Fetzen rot-weißes Polizei-Absperrungsband entdeckte, den der Wind am Rande eines Maisfeldes um die Leiter eines Hochsitzes gewickelt hatte, wusste ich, dass ich auf der richtigen Fährte war. Früher hätte ich auf solche Details nicht geachtet. Wenn man selbst schon einmal Teil eines Falles war, entwickelt man einen Blick für Verbrechen. Oft machen erst die Markierungen einen Tatort als solchen sichtbar.
Am Waldrand neben dem Maisfeld dehnte sich ein Jogger. »Ich an Ihrer Stelle«, sagte er, während er an einen Baum gestützt seine Übungen absolvierte, deren Folgen er bald einem Orthopäden vorstellen würde, »täte meinen Hund nicht frei laufen lassen im Wald.«
»Ich an Ihrer Stelle«, erwiderte ich, »täte den Kopf nicht zum Himmel drehen, wenn der Restkörper zur Erde schaut.«
»Da wird schnell mal scharf geschossen«, warnte er.
»Plötzlich macht es Knack, und ein Halswirbel ist draußen«, ergänzte ich.
Der Mann grinste und richtete sich auf. Er war jünger, als ich auf den ersten Blick geschätzt hatte, noch keine vierzig; die Stirnglatze passte nicht zu seinem faltenlosen Gesicht.
»Nein, im Ernst«, sagte er. »Passen’S auf Ihren Hund auf.«
»Der wildert nicht«, sagte ich meinen Standardspruch im Wald.
»Des mag schon sein«, sagte der Mann. »Aber hier ist kürzlich ein Hund erschossen worden. Sie brauchen natürlich nicht auf mich hören. Zumal ich dagegen bin, dass Hunde frei laufen. Jedenfalls will ich es Ihnen gesagt haben.«
»Hier wird überhaupt gern geschossen?«, fragte ich.
»Wie meinen’S des?«
»Hat es nicht erst vor ein paar Tagen in dieser Gegend«, das Bild des Toten aus Felix’ Notizbuch erschien vor meinem inneren Auge, »einen Jagdunfall gegeben?«
»Aber neugierig samma ned?«
»Und Sie ein echter Menschenkenner«, grinste ich.
»Sackradi! Sie gfallen mir!« Der Mann streckte die Hand aus. »Sepp Friesenegger«.
Ich ergriff sie: »Franza Fischer«. Flipper nahm in formvollendetem Sitz neben mir Platz.
»Schöner Kerl«, sagte Sepp Friesenegger. »Aber riesig. Des is ja ein halbes Pony.«
»Nein, ein ganzer Hund.«
Er lachte. »Und was ist er für eine Rasse?«
»Von jeder nur das Beste«, erwiderte ich wahrheitsgemäß.
»Also steckt auch ein Jagdhund drin, weil Jagdhunde überhaupt die Besten sind«, behauptete Sepp Friesenegger. »Und dann rennt er hinter dem Wild her, solange er nicht ausgebildet ist. Ham Sie schon mal ein hechelndes Reh gesehen? Oder eines, das der Hund erwischt hat? Ist kein schöner Anblick, aufgeschlitzt, und die Gedärme hängen raus. Vielleicht is des Viech damit noch gerannt in Todesangst und hat die Därme hinter sich hergeschleift, und dann sind sie irgendwo hängen geblieben an einer Wurzel und …«
»Warum müssen Sie und Ihresgleichen immer so drastisch sein!«, entfuhr es mir.
»Ich bin nicht drastisch, sondern realistisch. Ich hab nun mal genug totgehetztes Wild gesehen und schwangere Geißen mit zwei, drei Kitzen im Bauch, die, von Hunden aufgescheucht, eine Frühgeburt erlitten haben und dabei elendig verblutet sind.«
Betroffen schaute ich zu Boden.
»Ich muss weiter«, verabschiedete sich Sepp Friesenegger, winkte mir zu und rannte los, mit einer Armhaltung, die auf Dauer zu Schulterbeschwerden führen musste.
4
Der Schreck fuhr mir in die Glieder, als Flipper plötzlich verschwunden war. Sepp Frieseneggers Worte im Ohr, pfiff ich meinen schrillsten Flipperpfiff. Viel zu weit weg antwortete er mir. Ich versuchte das Bellen zu orten. Es klang nicht so, wie Flipper normalerweise bellte. Es klang nach Alarmstufe rot, und genauso fühlte ich mich. Ich stolperte durch den Wald, hörte mein Atmen und das Rascheln des Laubs, das meine Füße aufwirbelten. Warum, verdammt noch mal, kam Flipper nicht? War das der Vorführeffekt nach dem Gespräch mit dem Jogger – von wegen mein Hund folgt … Da entdeckte ich ihn. Zum Glück hing kein Gedärm aus seinem Maul. Aufgeregt hechelnd, doch in vorbildlicher Haltung, ein Sieger auf dem Podest, saß er neben einem Laubhaufen und wendete den Kopf in meine Richtung. Kommst du auch mal endlich, las ich in seinem Blick. Ich schnappte nach Luft, und wollte ihn gerade an unser Verhältnis erinnern, in dem immerhin ich den Dosenöffner befehligte, da sah ich es. Und bekam keine Luft mehr. Gar keine.
»Flipper!«, japste ich. »Was ist das?«
Er schaute weg. Peinlich berührt, wie mir vorkam. Ich war die Chefin. Ich sollte wissen, was das war. Das wusste doch jeder. Das war eine Maschinenpistole, genannt Skorpion. Sehr beliebt bei Personenschützern, da man sie problemlos verdeckt tragen kann und sie in der Regel mit einem zusätzlichen Schalldämpfer geliefert wird. Eine robuste und auch bei extremen klimatischen Bedingungen zuverlässige Waffe, die in gewissen Kreisen als Statussymbol gilt. Ein Must-have sozusagen.
»Also ich weiß natürlich nicht hundert Pro, ob es eine echte Waffe ist«, keuchte ich mithilfe meines Handys in Felix’ Ohr, »oder nur eine Attrappe, aber ich habe sie mal vorsichtig hochgehoben … Nein, nicht mit meinen Händen, ich hab meinen Jackenärmel benutzt … Wie? Verwischt? Ich bin doch nicht blöd! Ich glaube, sie ist recht schwer, zu schwer für ein Kinderspielzeug, allerdings habe ich bislang weder eine scharfe Waffe noch eine Spielzeugwaffe in der Hand gehabt, höchstens irgendwann mal beim Oktoberfest, woran ich mich aber kaum erinnere, insofern …«
»Franza!«, rief Felix jetzt schon zum dritten Mal in Folge. »Beantworte gefälligst meine Frage.«
»Welche?«, tat ich harmlos.
»Was treibst du da, wo du bist? Sag mir, dass du woanders bist. Sag mir, dass du am Arsch der Welt bist, aber nicht in Andechs und um Andechs herum.«
»Was hast du gegen Andechs? Bist du evangelisch?«
Schweigen.
»Ich bin spazieren gegangen.«
»Wieso dort?«
»Wieso nicht?«
Sogar durchs Telefon konnte ich die blauen Blitze spüren, die seine Augen verschossen.
»Du brauchst mich nicht so anschreien«, schrie ich. »Ich habe überhaupt nichts gemacht. Und ich habe das Ding auch nicht gefunden. Flipper war es.«
»Ja, natürlich. Bei dir sind immer die anderen schuld.«
»Bitte, dann leg ich jetzt auf und lass das Ding hier im Wald. Ist mir doch egal. Ich kann ja wieder ein bisschen Erde und Laub darüberschieben – mit den Schuhen, damit ich keine Fingerabdrücke hinterlasse, und damit alles so aussieht wie zuvor, soll ich das? Wäre das in deinem Sinne, Herr Kriminalhauptkommissar?«
»Franza, es reicht jetzt! Die Waffe lag also nicht frei, Flipper hat sie ausgegraben?«, bemühte Felix sich, sachlich zu klingen.
»Ja. Und wenn du mir die Schuld daran gibst, dann bist du derjenige, der keine Verantwortung übernimmt, weil du nämlich dahintersteckst. Du hast das Ganze eingefädelt.« Überrascht stellte ich fest, wie treffsicher mein schlechtes Gewissen meine Fantasie beflügelte.
Sein »Aha« klang so kalt, dass der See zu Füßen des Klosters gewissermaßen gefror. Das tat mir weh. Ich wollte ihn nicht gegen mich aufbringen. Und ich war eine Niete im Schlittschuhlaufen. Ja, es war eine blöde Idee, an einem seiner Tatorte Gassi zu gehen. Nein, das würde ich mir niemals, niemals, niemals anmerken lassen. Ich wählte den Angriff zu meiner Verteidigung.
»Als ich mit dem Leberstich im Krankenhaus lag, hast du Flipper nicht ins Tierheim gebracht, sondern zu deinem Hundeführerkollegen und seinem Sprengstoffsuchhund. Du hast mir selbst gesagt, dass Elmar Flipper mit zum Training genommen hat, und dann seine Hündin …«
»Franza, ich diskutiere jetzt nicht mit dir darüber, was Elmar und Carina Flipper beigebracht haben könnten und ob das versehentlich oder absichtlich geschehen wäre. Ich komme jetzt. Also bleib, wo du bist. Lauf nicht wieder weg.«
»Nein.«
»Warum bist du gestern überhaupt verschwunden?«, wollte er wissen.
»Flipper musste dringend raus«, behauptete ich.
Schweigen. Dann fragte er: »Wo bist du überhaupt genau?«
»Das weißt du doch schon, du weißt doch sowieso immer alles.«
Schweigen.
»Am besten du gibst Wilder Hund ins Navi ein.« Ich bemühte mich, ahnungslos zu klingen. »Ich glaube, so heißt hier ein Aussichtshügel oder eine Wanderroute. Ein Gasthaus gibt es auch. Ich habe vorhin ein Schild gesehen. Dann links über den kleinen See zum Höhenweg. Da warte ich. Es ist nicht weit bis zu der Stelle.«
»Leider weiß ich ziemlich genau, wo du bist, Franza. In dreißig Minuten bin ich bei euch. Du kannst die Zeit bis dahin nutzen, dir eine plausible Erklärung auszudenken, warum du da bist, wo du bist.«
Er beendete das Gespräch ohne Gruß und hörte deshalb meine Antwort nicht.
»Damit ich da bin, wo du bist.«
Und das war ganz in meinem Sinn.
Wie Rotkäppchen stand ich im Wald und wartete auf den bösen Wolf. Heiß blies Flippers Atem an meine Hand. Ich setzte mich neben ihn auf einen Baumstamm, den die noch immer kräftige Septembersonne heizkissenwarm bestrahlt hatte, und dachte nach. Felix würde mir nicht glauben, wenn ich behauptete, zufällig in dieser Gegend spazieren gegangen zu sein. Aber war das nicht genau das Kennzeichen des Zufalls? Flippers Waffenfund hatte mir die Tarnkappe vom Kopf gerissen. »Du bist schuld«, ließ ich ihn wissen.
Flipper schaute mich konzentriert an. »Okay«, nickte ich bedächtig, während ich mit zunehmender Erkenntnis seine Brust kraulte. Da ich mit dem Kommissar bekannt war, hatte ich auch Zugang zu seinem morphogenetischen Feld. Meiner Überzeugung nach trägt jeder Mensch dieses Feld mit sich herum, beziehungsweise hat Zugang dazu. Es ist eine Art Aura, aus der wir mehr lesen können, als wir bewusst wahrnehmen. Somit könnte ich intuitiv gespürt haben, wo sich Felix’ Gedanken bewegten und, ohne es zu wissen, genau dort spazieren gegangen sein. So musste es gewesen sein. Aber ob der Kommissar mir das glauben würde?
5
Die Art, wie Felix aus dem schwarzen BMW stieg, die Tür zuknallte, mit geschmeidigen, kraftvollen Schritten in meine Richtung lief ohne zu lächeln, zeigte deutlich: Dies war kein privates Tête-à-tête. Aber ich würde mich nicht einschüchtern lassen. Ich hatte einfach nur einen Fund gemeldet. Er musste mich wenigstens höflich behandeln; als Steuerzahlerin war ich praktisch seine Arbeitgeberin.
Die Beifahrertür öffnete sich. Moppelchen, schoss es mir durch den Kopf. Die hatte ich ganz vergessen. Felix’ Kollegin Claudia von Dobbeler: die Vegetarierin mit den Wurstsemmeln. Felix hatte das bei einer unserer ersten Begegnungen sehr lustig gefunden, damals, als ich noch nicht einmal seinen Vornamen kannte, bloß den Herrn Hauptkommissar Tixel. Doch es war ein Mann, der da ausstieg, junges Gemüse wie die Mädchen in den Fitnessstudios. Ob der überhaupt schon volljährig war? Beine wie ein Fohlen, lang und dünn, ein schlaksiger Gang. Alles an ihm wirkte unfertig, selbst seine blonden Haare, die zwar dicht wuchsen, doch farblos an zu kurz aufgebackene Semmeln erinnerten.
Auf den letzten Metern zu mir verschränkte Felix die Arme vor der Brust. Er wollte mir nicht mal die Hand schütteln. Flipper ließ sich von Felix’ rüpelhaftem Benehmen nicht irritieren, sondern begrüßte ihn begeistert, indem er an ihm hochsprang. Flipper springt niemals an jemandem hoch. Das ist absolut verboten. Bei Welpen finden das die meisten Leute süß, doch Welpen wachsen. Und wenn einem dann ein freundlicher Riese die Pfoten auf die Schultern legt, die lange, feuchtwarme Zunge ausfährt und einem genüsslich quer über das Gesicht schleckt, nennen das nur noch wenige süß, sauer wie sie sind. Anspringen ist tabu. Das weiß Flipper. Wenn man es ihm allerdings beibringt, indem man sich seinen Lieblingsball unter die Achsel klemmt und ihn damit regelrecht verrückt macht …
»Vorsicht!«, rief der junge Mann.
Felix stieß Flipper mit einem Kampfschrei – der gehörte zum Spiel, das die beiden vor Kurzem einstudiert hatten – vor die Brust, was Flipper begeistert quittierte. Er griff wild bellend erneut an. In den Augenwinkeln nahm ich eine Bewegung wahr und reagierte, ehe ich die Gefahr tatsächlich begriff. Ich warf mich auf Flipper, während Felix »Nicht schießen!« brüllte. Flipper und ich im Moos. Mein Unterarm von einem Ast aufgeschürft und mein Herzschlag weit über der zulässigen Geschwindigkeitsbegrenzung. Wütend sprang ich auf die Beine. Doch das Gesicht des jungen Mannes besänftigte mich sofort.
»Ich, äh, ich hab, äh, gedacht, dass …« Er wollte seine Waffe zurück in das Holster an seinem Gürtel stecken, es gelang nicht. Seine Hände zitterten so stark, dass er rechts und links daneben zielte.
»Mensch, Johannes«, sagte Felix, war mit schnellen Schritten bei ihm, nahm ihm die Waffe ab und steckte sie in das Holster. Dann packte er seinen Kollegen am Oberarm. »Alles klar?«
»Äh, ich dachte wirklich …«
»Schon gut. Lass uns später darüber reden. Nicht jetzt. Jedenfalls wollte der nur spielen.«
»Aber Felix, das behaupten alle!«, widersprach Johannes. »Davor haben sie uns gewarnt, dass sie das alle sagen, und das sah wirklich gefährlich aus, der ist ja ein ziemliches Kaliber.«
»Das Kaliber heißt Flipper«, grinste Felix.
»Äh, ja«, nickte Johannes und blickte verwirrt von Felix zu mir.
»Du solltest ein wenig Hundesprache lernen, Johannes. Man kann meistens sehr genau ablesen, was ein Hund im Schilde führt, und wenn man das weiß, dann befähigt einen das, die Gefährlichkeit von Situationen einzuschätzen, was wiederum das eigene Vorgehen, sprich die Wahl der Mittel, beeinflusst. Auch wir haben öfter mit Hunden zu tun, natürlich nicht so oft wie die Kollegen von der Schutzpolizei.«
»Eben, deswegen haben wir ja auch …«, setzte Johannes zu einer Verteidigung an, brach dann ab. »Mach ich Felix. Danke für den Tipp.«
Felix nickte anerkennend.
Sein junger Kollege wandte sich mir zu und hielt mir die Hand hin. »Johannes Winter.« Sein Adamsapfel hüpfte auf und ab. In seiner zarten Gesichtshaut war das dunkle Rot verglüht zu einem Hauch von Rosa. Als ich ihm die Hand schüttelte, merkte ich, dass sie genauso feucht war wie meine. Ob seine Beine sich auch wie Gummi anfühlten? Er hatte wohl einen kleinen Schock. Meiner war größer, weil doppelt. Mit der Liebe ist es wie mit dem Rauchen, und die Warnung steht auf jeder Zigarettenschachtel, es kann also niemand behaupten, er habe nichts gewusst.
Verlieben fügt Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu. Verlieben macht sehr schnell abhängig: Fangen Sie gar nicht erst an! Verlieben kann zu einem langsamen und schmerzhaften Tod führen.
»Bitte entschuldigen Sie, ich habe … Also ich wusste ja nicht. Und ich hätte bestimmt nicht auf Ihren Hund geschossen, sondern in die Luft, ehrlich. Zuerst ein Warnschuss. Das ist die Abfolge.«
Johannes Winter schaute mich aufrichtig betroffen aus wässrig blauen Augen an.
»Passt schon.«
Der junge Mann blickte noch einmal forschend Felix ins Gesicht und zog dann ein Notizbuch aus der Brusttasche seiner blauen Jacke. »Sie haben hier also eine Waffe gefunden?«, fragte er mich.
»Nicht ich. Mein Hund.«
»Franza, hör auf mit dem Schmarrn!«, rief Felix, und Johannes Winter zuckte zusammen, als gelte ihm der Schmarrn.
»Das kenn ich alles schon«, ranzte Felix mich an. »Nicht ich, sondern mein Hund. Ich wollte nicht hier spazieren gehen, mein Hund wollte das, ich wollte nicht weglaufen, mein Hund musste mal – und so weiter.«
»Äh, Entschuldigung«, fragte Johannes Winter. »Kennen Sie sich?« Der Hellste schien er nicht zu sein. Immerhin kannte sein Chef meinen Hund. Also lag es nahe, dass er auch mich kannte. Aber vielleicht war er noch immer durcheinander. Felix schwieg. Ich schloss mich ihm an.
»Äh, Felix, also, äh, was machen wir jetzt?«, wollte Johannes wissen.
»Wir schauen den Fund an«, sagte Felix.
»Da drüben«. Ich ging voraus zu der Ausgrabungsstätte neben dem Laubhügel. Johannes und Felix folgten mir in größerem Abstand. Leider hörte ich nicht, was sie sprachen. Am Fundort kniete sich Felix vor die Waffe.
»Da schau her«, sagte er.
»Echt echt?«, fragte Johannes.
»Ja«, nickte Felix und blickte mich forschend an. Mir wurde heiß bei dem Gedanken, dass er mir nicht glaubte. Dass er den Fund für falschen Alarm gehalten hatte.
»Sie sind also hier spazieren gegangen«, fasste Johannes zusammen, »mit Ihrem Hund, und dann haben Sie zufällig die Waffe …, also Ihr Hund hat die Waffe gefunden. So was hab ich ja noch nie gehört. Also ich meine, dass Hunde Waffen finden. Manchmal finden Hunde nämlich Leichen, wissen Sie.«
»Hat er auch schon mal«, sagte Felix.
»Ach, daher kennen Sie sich?«, kombinierte Johannes und erklärte mir fast unterwürfig: »Wissen Sie, ich bin heute den ersten Tag im Einsatz. Ich habe …«
»Hol mal die Sachen aus dem Auto«, unterbrach Felix ihn. Auf ein Bitte verzichtete er.
Während Johannes sich am Auto zu schaffen machte, musterte Felix mich. Ich konnte keine Emotionen an seinem Gesicht ablesen. Dann fragte er: »Was soll das, Franza? Gestern haust du einfach ab und heute das.«
»Du hattest gesagt, dass du freihast. Dann gehst du doch ans Telefon, mitten in der Nacht.«
Er hob die rechte Hand zum Himmel und rang nach Worten. »Ich bin Polizist! Ich muss ans Telefon gehen.«
»Auch ein Polizist hat mal frei. Ich hab einfach keine Lust, ständig auf dich zu warten«, sagte ich lockerer, als mir zumute war.
Ich war nicht weggelaufen, ich hatte mich in Sicherheit gebracht. Seit ich ihn kannte, versuchte ich mich vor ihm zu retten, denn ich mochte ihn viel zu gern, und so was führt nur in die Abhängigkeit. Das würde mir nie wieder passieren. Das Beste an meiner letzten Beziehung war, dass ich kurz nach der Trennung von Abgehakt diese winzig kleine, schwarze, fiepende Flaumkugel gefunden hatte in einem Gebüsch bei Garmisch-Partenkirchen. Ich brauchte keinen Freund mehr. Flipper genügte mir, voll und ganz. Deshalb hieß er ja auch so. Das mit dem Schwimmen, das war nur zweitrangig, auch wenn er es erstklassig beherrschte.
»Hier in der Gegend ist neulich ein Jäger erschossen worden, Franza. Da drüben.« Felix wies nach links. »Wo der Wald aufhört, hinter dem Hügel an einem Maisfeld, Luftlinie sind das keine fünfhundert Meter.«
Ich wusste, wo das war. Dort flatterte das Polizei-Absperrungsband im milden Septemberlüfterl am Hochsitz.
»Es wird dich also nicht wundern, Franza, dass ich mich wundere, warum du ausgerechnet hier Gassi gehst.«
»Aber ich bin doch gar nicht im Maisfeld. Ich bin im Wald.«
»Ich frage mich«, fuhr Felix fort, »was diese Maschinenpistole hier soll. Nicht, dass ich eine Jagdbüchse weniger erstaunlich gefunden hätte. Das alles kommt mir sehr merkwürdig vor. Ich frage mich«, sagte Felix, »ob du dahintersteckst.«
»Was?« Ich riss die Augen auf. Er verdächtigte mich, eine Waffe im Wald zu vergraben? Das war nicht sein Ernst.
»Nämlich bei dir«, sagte Felix, »kenn ich mich überhaupt nicht aus. Du machst Sachen, die sind einfach … unlogisch.«
»Ich war noch nie so logisch wie jetzt!«, rief ich. »Wen hätte ich denn anrufen sollen? Einen Bestatter? Einen Arzt?«
»Genau das mein ich«, seufzte Felix und schenkte mir zum ersten Mal in diesem Fall ein Lächeln.
»Total unlogisch.«
Johannes kehrte mit einem kleinen Köfferchen zurück. Er klappte es auf, zog einen Fotoapparat heraus und fotografierte die Waffe von allen Seiten. Dann streifte er sich Handschuhe über.
»Was meinst du, Johannes«, fragte Felix, »ob wir hier mit einem Metalldetektor suchen sollen oder die Hundestaffel anfordern?«
»Aber warum, Chef?«
»Weil, wo eine Waffe liegt, noch mehrere liegen können, und für Patronenhülsen würde ich mich auch interessieren.«
Röte schoss in Johannes’ Gesicht.
»Ach was«, entschied Felix. »Ruf die Hundestaffel. Die Sprengstoffsuchhunde sollen hier mal durchlaufen. Die sind entschieden leistungsfähiger als ein Metalldetektor.«
»Äh, Entschuldigung, das hab ich noch nie gemacht, die Hundestaffel angefordert, sage ich da, wie sonst auch, bei der Einsatzzentrale Bescheid?«
»Schon gut«, erwiderte Felix freundlich. »Ich kümmere mich selbst darum. Ist die Waffe eigentlich geladen?«
»Äh, Moment«, sagte Johannes.
Ohne eine Antwort abzuwarten, ging Felix zu seinem BMW. Neugierig beobachtete ich, wie Johannes die Waffe in eine Plastiktüte packte. »Die kommt in die Asservatenkammer«, erzählte er mir unaufgefordert. Ich fand ihn putzig. Viel zu lieb für einen coolen Bullen. Aber vielleicht würde sich das abschleifen von Fall zu Fall. Vielleicht war Felix auch mal so gewesen. Vielleicht waren sie alle mal so und wurden dann zu den harten Kerlen, wegen denen Frauen wie ich uns verflüssigten, während wir überlegten, wie wir sie weichkochen konnten.
»Also, Sie kennen sich von einer anderen Sache?«, fragte Johannes. »Das ist ja ein Zufall, dass Sie sich jetzt noch mal treffen. So was habe ich noch nie gehört. Ich meine, klar hat man seine Kundschaft. Man kennt seine Hehler, oder es gibt die typischen Verdächtigen, aber zweimal eine Auffindesituation, das ist wirklich kurios.«
»Wenn man einen Hund hat, ist man eben viel unterwegs.«
»Ja, klar. Man muss immer Gassi und so.«
»Ich glaube, hierher gehe ich nie wieder.«
»Wieso? Ist doch schön.«
»Vorhin hat mir jemand erzählt, dass hier kürzlich ein Hund erschossen wurde …«
»Das tut mir wirklich leid!« Johannes Winters Adamsapfel sprang nervös auf und ab.
»Nein, das hat jetzt nichts mit Ihnen zu tun. Das hat mir ein Jogger erzählt.«
»Und Ihr Hund, der Flipper – witziger Name –, der hat also schon mal eine Leiche gefunden?«
»Ja.«
»Und jetzt eine Waffe, das ist wirklich ein Ding!«
Er musste das nicht noch mal beteuern, um mir klarzumachen, dass ich Felix in eine unangenehme Situation gebracht hatte. Plauderte er Dienstgeheimnisse aus? Das hätte ich mir alles vorher überlegen sollen. Jetzt war es zu spät. Jetzt konnte ich nur noch für Schadensbegrenzung sorgen.
Ich wandte mich an Johannes. »Wissen Sie, Ihr Chef war so freundlich, meinen Hund unterzubringen, als ich im Krankenhaus lag. Er hat Flipper zu einem Polizeihundeführer gebracht. Das fand ich wahnsinnig nett von ihm, dass er sich so gekümmert hat. Die Carina ist ein Sprengstoffsuchhund, und ich glaube, dass Flipper ein bisschen was von ihr abgeschaut hat.«
Johannes nickte stolz. »Ja, mein Chef ist total super. Ich habe Glück gehabt, weil eine Kollegin krank ist. Sonst wäre ich heute beim KDD dabei.«
Kriminaldauerdienst, das Wort kannte ich, weil Felix von diesen Kollegen in meinem Beisein zweimal Anrufe erhalten hatte.
»Johannes?«
Der Gerufene apportierte den Plastikbeutel mit der Waffe für Felix.
6
Aufgeregtes Hundegebell kündigte die Polizeihundestaffel an, die mit mehreren Bussen und Anhängern eintraf. Ich zählte acht Hundeführer in olivgrünen Overalls und einen in einem blauen. Er testete wohl die Eignung der zukünftigen Garderobe der bayerischen Polizei: Bald würde Bayern vollständig blau sein.
Flipper war entzückt. Er träumte vermutlich von einer Liaison mit einer staatlichen Spürnase. Doch daraus wurde nichts, denn einer der Hundeführer bat mich, den Tatort zu verlassen. »Ihr Hund lenkt die Diensthunde ab.«
»Ist der Elmar mit der Carina dabei?«, fragte ich.
»Ach, den kennen Sie?«
Ich nickte, obwohl ich ihn nur einmal gesehen hatte.
»Nein, die sind heute bei einem Fortbildungslehrgang in unserer Diensthundeschule in Herzogau. Soll ich einen Gruß bestellen?«
»Gern. Vom Flipper.«
Der Hundeführer lachte. »Das kann ich mir merken!« Er tippte an seine Mütze und ging zu einem der Busse.
Sein Chef, wie ich vermutete, sprach mit Felix. Der deutete weiträumig durch das Gelände, der andere nickte. Als die Hundeführer damit begannen, das Waldstück für eine systematische Suche mit Flatterleinen zu markieren, eskortierte ich Flipper zu meinem Volvo. Er sollte im Wagen warten; ich selbst würde mir die Show nicht entgehen lassen.
Die Hunde, jeder von ihnen trug ein Geschirr mit der gelben Aufschrift Polizei, wurden nicht alle auf einmal freigelassen, sondern nacheinander. Von dem netten Hundeführer, der Elmar grüßen wollte, erfuhr ich, dass es die Konzentration der Hunde negativ beeinträchtigen würde, wenn sie zusammen suchen sollten.
»Diese Arbeit ist sehr, sehr anstrengend für die Hunde. Nach maximal fünfzehn Minuten sind die platt und brauchen eine Pause. Sie müssen sich vorstellen, dass so ein Hund beim Suchen bis zu dreihundert Mal einatmet, ehe er wieder ausatmet.«
»Und das sind jetzt alles Sprengstoffhunde?«
»Ja. Am Einsatzort wurde schließlich eine Waffe gefunden – von Ihrem Hund, wie ich gehört habe: Respekt!«
»Wie bringen Sie den Hunden eigentlich bei, Waffen aufzuspüren?«
»Die Hunde suchen nicht Waffen an sich, denn die sind im Grunde ja nur ein Haufen Metall, ein bisschen Plastik und Öl. Sie reagieren aber auf Gerüche, die einer Waffe meistens anhaften, auf Pulverschmauch oder die Munition, die in der Waffe ist. Deshalb finden sie auch Patronenhülsen.«
»Dann sind Hunde also lebende Metalldetektoren?«
»Besser. Hundenasen sind viel besser! Und vielseitiger. Ein Metalldetektor würde keinen vergrabenen Plastiksprengstoff anzeigen. Oder Minen, die häufig nur aus Kunststoff hergestellt werden. Für einen Hund ist das kein Problem.«
»Diese Polizeihunde haben einen gefährlichen Job! Wenn der Sprengstoff explodiert, den sie ausbuddeln …«
»Unsere Hunde buddeln nicht. Sie zeigen den Fund passiv an. Sonst würden sie sich selbst in Lebensgefahr bringen. Der Hund setzt sich und starrt auf die Stelle, wo der Sprengstoff versteckt ist. Dann wird er belohnt; sofort wird mit ihm gespielt. So lernt der Hund, dass sich das Finden für ihn rentiert. Motivation ist alles.«
Ich musste einmal tief durchatmen, so eng wurde es mir in der Brust. Hunde und Sprengstoff, das war ein sehr trauriges Thema. In Kriegen wurden Hunde bis heute als lebende Bomben eingesetzt mit fernzündbaren Sprengstoffgürteln.
»Mit Zwang und Druck geht da gar nichts. Als Hundehalterin wissen Sie selbst, dass der Hund an sich es immer gut machen will. Er will die Aufgabe erfüllen, die man ihm stellt, das liegt in seiner Natur.«
»Glauben Sie, dass ein Hund das vom bloßen Zuschauen lernen kann?«, fragte ich den Fachmann.
»Das wohl kaum. Aber wie ich den Elmar kenne, hat er sich einen Spaß daraus gemacht, Flipper ein bisschen mit den Gerüchen von Sprengstoff vertraut zu machen. Vor ein paar Jahren hat er sich schon mal darin versucht, ein Rauschgiftspürschwein auszubilden. Das ist letztendlich daran gescheitert, dass das vermeintliche Minischwein sich zu einem riesiger Eber auswuchs und sich somit für die Rauschgiftsuche disqualifizierte.«
»Und wenn Ihr Hund jetzt hier was findet?«, erkundigte ich mich.
»Dann wird das große Programm abgespult. Der Hubschrauber mit dem Entschärfungskommando aus München fliegt ein, Roboter mit Kameras werden installiert – das ist nicht mehr unser Bier«, er lachte, »das kann man hier in Andechs glatt wörtlich nehmen.«
Der auskunftsfreudige Hundeführer ging zu einem der Busse, um seinen Nino zu holen. Wie die meisten der hier eingesetzten Spezialisten war er ein belgischer Schäferhund, ein Malinois. Fasziniert schaute ich den Hunden bei der Arbeit zu. Was für eine Aufregung, was für ein Gewedel und Gebell. Die machten das gerne, das war eine Riesengaudi für die, zweifelsohne. Ein Hund nach dem anderen wurde an einer langen Leine durch die Absperrung geführt. Ich wünschte mir sehr, sie würden etwas finden, am besten ein Waffenarsenal, damit Felix’ Erfolg so groß wäre, dass niemand auf die Idee käme, Fragen zu stellen.
»Sind Sie die Leserin, die uns angerufen hat?«, sprach mich da plötzlich ein junges Gemüse an.
»Ich habe nirgends angerufen.«
Die brünette, dickliche Frau mit dünnen, abstehenden Girlie-Zöpfen streckte ihre Hand aus. »Annalena Bomhart vom Kreisboten. Wir haben einen Anruf erhalten, dass es erneut zu einem Polizeieinsatz gekommen ist. Hängt das noch immer mit dem toten Jäger zusammen, oder ist ein weiteres Verbrechen in unserer Gegend geschehen?«
»Ich bin nicht von der Polizei.«
»O, Entschuldigung. Sie wandern wahrscheinlich zum Kloster hoch? Haben Sie irgendwas gesehen?«
»Es ist wohl eine Waffe gefunden worden«, rutschte mir heraus.
»Die Tatwaffe im Jägerfall?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Haben Sie eine Ahnung«, wollte Girlie von mir wissen, »warum die Polizeihunde erst jetzt eingesetzt werden? Die Spuren sind doch längst kalt. Am Samstag hätten die Hunde Sinn gemacht – aber heute … Ach, ich frag mal einen der Hundeführer, Wiederschaun.«
Sie fragte aber keinen Hundeführer. Sie lief schnurstracks zu dem Alphatier, das in der Mitte des Geschehens die Arbeit der Hundeführer beobachtete. Manchmal streifte sein Blick mich, als wäre ich ein Baum, ein Strauch, Gebüsch.
Das junge Gemüse ließ nicht ab von ihm, obwohl er sich wortkarg gab, wie ich seinen Gesten entnahm. Aber einmal lachte er doch richtig laut und entblößte sein Raubtiergebiss, sodass das junge Gemüse seinen Kopf in den Nacken warf und ihm seinen weißen Hals mit dem fetten Doppelkinn darbot.
Johannes näherte sich mir eilig. »Frau Flipper! Gut, dass Sie noch da sind. Ich muss Ihre Personalien aufnehmen, und wir sollen einen Termin vereinbaren, damit wir ein Protokoll machen können.«
Felix hatte ihn geschickt. Felix redete nicht mehr mit mir.
»Ich heiße …«, begann ich, als ein dunkler Audi mit einem Powerslide auf der Lichtung landete. Zwei Männer in Anzügen und Sonnenbrillen stiegen aus. Sie sahen sich kurz um und gingen dann zielstrebig auf Felix zu. Einer spuckte seinen Kaugummi in die Brombeeren. Nur er reichte Felix die Hand. Der andere blieb breitbeinig vor Felix stehen und überkreuzte die Arme vor der Brust. Den folgenden Wortwechsel, unerfreulich für Felix, wie deutlich zu erkennen war, beobachteten Johannes und ich Seit an Seit.
»Leck mich am Arsch«, entfuhr es dem jungen Mann, als Felix zu seinem BMW stapfte und einem der Männer die von Flipper freigelegte, in Plastik verpackte Waffe überreichte. Der wog sie kurz in der Hand und gab sie dem anderen. Ein weiterer Wortwechsel, dann kehrten die Männer zügig zu ihrem Audi zurück und verstauten die Waffe im Kofferraum. Felix verpasste einem Baumstamm einen Fußtritt.
»Was bedeutet das? Wer sind diese Männer? Wieso kriegen sie die Waffe?«, erkundigte ich mich bei Johannes. Das gefiel mir nicht. Das war meine, unsere Waffe. Zum ersten Mal benahm Johannes sich wie ein richtiger Polizist. Er biss die Zähne aufeinander, seine Kiefer mahlten. Ohne mich weiter zu beachten, ging er gemessenen Schritts zu Felix. Der Audi der Feinde fuhr in triumphierender Langsamkeit weg, während Felix den Chef der Hundestaffel zu sich winkte. Die beiden besprachen sich kurz. Jetzt war Felix derjenige, der etwas anordnete, was dem anderen nicht gefiel. Doch der zeigte mehr Selbstbeherrschung. Der Einsatz wurde in Windeseile abgebrochen, und auch ich trat den Rückzug an. Felix wollte ich jetzt bestimmt nicht begegnen. Auf dem Weg zu meinem Auto traf ich einen fluchenden Hundeführer. »Sind Sie schon fertig?«, fragte ich ihn.
»Fertig? Für die Luftnummer hamma unsa Spezialtraining abgebrochen und sand fuchzig Kilometa gfahrn. Aber mir ham ja nix Bessas zum doa. Die spinnan doch! Und jetzt sollt ma leise zampacken. Leise! Der komplette Wahnsinn ist des wieder mal.«
»Haben Sie was gefunden? Wer waren die Männer?«
Auch dieser Hundeführer war ein echter Cop und ließ mich einfach stehen. Kurz darauf verließen die Busse, eine bellende Kolonne, das Gelände. Ich entschloss mich zu einem Abstecher ins Hundeparadies, den Tierladen in Weßling. Für Flipper ein Selbstbedienungsrestaurant. An der Ampel vor dem Breitwandkino in Herrsching, an der Bucht des Ammersees gelegen, und sie war dunkelgelb, fast rot, überholte mich Felix’ BMW. Felix schaute starr nach vorne. Zu gern hätte ich gewusst, was in seinem Kopf vorging.