Buch
Aus evolutionsbiologischer Sicht ist Liebe bei den Tieren totaler Unsinn. Fortpflanzung zur Arterhaltung, okay. Aber Liebe, Trauer, Eifersucht und Mitgefühl – wozu? Liebe ist existenziell, nicht nur für uns, sondern auch für Tiere. Claude Béata zeigt anhand verblüffender Beispiele, untermauert von neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen, dass Tiere mehr als nur triebgesteuerte Maschinen sind: Sie können wie wir treu sein, leiden, lieben und haben die Fähigkeit zur Empathie. Eine bereichernde Lektüre nicht nur für Tierfreunde, sondern für alle, die das Mysterium von Bindung und Zuneigung besser verstehen wollen.
Autor
Claude Béata ist ein renommierter französischer Veterinär und Psychologe. Er ist einer der Pioniere auf dem Gebiet der Emotionsforschung bei Tieren. Seine Bücher zu diesem Thema sind in Frankreich Bestseller.
Claude Béata
Die Liebe der Tiere
Mitgefühl, Fürsorge und Zärtlichkeit in der Natur
Aus dem Französischen von Werner Damson und Reinhard Tiffert
Die französische Originalausgabe erschien 2013 unter dem Titel »Au risque d‘aimer« bei Odile Jacob, Paris.
Dieses Buch ist 2014 unter dem Titel »Das Wagnis der Liebe. Was wir von den Tieren lernen können« auf Deutsch im Riemann Verlag, München, erschienen.
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1. Auflage
Vollständige Taschenbuchausgabe April 2017
© 2017 Wilhelm Goldmann Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München
© 2014 der deutschsprachigen Ausgabe Riemann Verlag, München
© 2013 der Originalausgabe Odile Jacob
© 2013 Claude Béata
Lektorat: Ralf Lay, Düsseldorf
Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur, München
Umschlagmotiv: © Getty Images/Danita Delimont
fm ∙ Herstellung: CF
Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering
ISBN 978-3-641-21162-2
V001
www.goldmann-verlag.de
Für Marie, die mir so viel beigebracht hat.
Für Adrien und Arthur, die mir das Glück der Vaterschaft beschert haben.
Meiner Mutter, mit der alles begonnen hat.
Meinem Vater, der immer für mich da war.
Meinem Bruder, mit dem mich auch Freundschaft verbindet.
Meinen Freunden, die die Welt zur Heimat machen.
Den Tieren in unserem Haus, ohne die das Leben nicht denselben Geschmack hätte.
Den Tieren der ganzen Welt, den verkannten und vergessenen Helden des Abenteuers der affektiven Bindung.
Inhalt
Vorwort von Boris Cyrulnik
Einleitung
Die Kraft der Liebe
Näher bei dir …
Wenn du mich liebst, kann ich mich entfernen
Alle sind gebunden, aber keine zwei auf die gleiche Weise
Die Prägung der Vögel und die Liebe der Papageien
Im fliegenden Galopp verbunden
Vor Wonne schnurren?
Gebunden auch ohne Halsband
Eine gewaltige Bindung
Ein Meer aus Liebe
Wie nah sie uns doch sind!
Die Freiheit der Liebe
Natur oder Kultur?
Mutter- und Vaterschaft
Empathie
Jedem seine Bindung
Die Schönheit der Liebe
Offene Türen
Weil er es ist, weil ich es bin
No limit
Die Kritik der reinen Vernunft
Die vier Musketiere
»Du bist meine Katze, ich bin dein Mensch«
Millionen Adoptionen
Such dir eine Stütze, oder du stirbst
Im Dreivierteltakt
Das Tier im Menschen
Treu sein, das liegt mir nicht
Das Liebesleben der Wühlmäuse
Just a jealous guy
Wegen der Farbe des Weizens
Das Wagnis der Liebe
»Welch Geschick hat Liebe dir am öden Strand bereitet!…«
Ohne Liebe ist man nichts
Wenn es genügte, sich selbst zu lieben, wenn es genügte, zu lieben
Liebe, ob überschwänglich, ob armselig
Nachwort
Anmerkungen
Vorwort
Könnte man auch ohne Liebe und ohne Kummer leben?
Ich habe noch die Zeit kennengelernt, in der man uns lehrte, Gefühle seien eine »Verunreinigung« des wissenschaftlichen Geistes. Um zu einer korrekten und gültigen medizinischen Erkenntnis zu gelangen, so hieß es, müsse man sich ausschließlich an Fakten halten. Dabei ließ man völlig außer Acht, dass der Forscher, der eine wissenschaftliche Tatsache feststellt, wie jeder Mensch auch eine Geschichte und eine kulturelle Herkunft hat.
Heute ist es so, dass das Gefühl selbst zum Gegenstand der Wissenschaft geworden ist. Wir entdecken sozusagen den neuen Kontinent des emotionalen Lebens. Und Claude Béata gehört zu den ersten Veterinären, die diese Terra incognita betreten haben. Hier kann man sehen, dass die Tiere uns zu verstehen helfen, wie eine Gefühlsbindung entsteht.
»Aber«, so werden einige sicher gleich einwenden, »wie sollen uns die Tiere, diese ›biologischen Automaten‹, beim Verständnis des ätherischen Gefühls der Liebe eine Hilfe sein?« Nun, hält Claude Béata dem entgegen, die Tiere werden auch von der Wissenschaft schon seit geraumer Zeit nicht mehr als »Sachen« angesehen. Längst haben wir in ihrem Hirn einen Anhalt für ihr Gefühlsleben und für ihr Gedächtnis gefunden. Spätestens seit Darwin wissen wir, wie sie ihre Regungen zum Ausdruck bringen, ob sie sich zu jemandem hingezogen fühlen, den sie mögen, oder ob sie solche Menschen meiden oder bedrohen, mit denen sie schlechte Erfahrungen gemacht haben – Erfahrungen, die in ihrem Gedächtnis bewahrt sind.
Die Erforschung der Gefühlswelt der Tiere ist ein wichtiger Schritt, um sie besser zu verstehen. Wir werden darüber hinaus aber auch klarer sehen, was wir mit ihnen gemeinsam haben und worin wir uns von ihnen unterscheiden.
Ganz gleich, ob Vögel oder höher entwickelte Säugetiere wie Delfine, Hunde, Katzen, Affen oder wir Menschen – wenn uns das Schicksal die Möglichkeit raubt, uns an ein anderes Wesen zu binden, werden wir in unserer Entwicklung gehemmt, denn wir gehören nun einmal zu einer Art, in der ein Individuum ein anderes braucht, um selbst zu werden. Zur Erforschung einer Bindung, die zwischen zwei Organismen, zwischen zwei geistigen Welten entsteht, müssen wir einen Ansatz verfolgen, der Erkenntnisse sowohl aus der Neurologie und Ethologie als auch aus den Geistes- und Kulturwissenschaften vereinigt.
Claude Béata erzählt uns in einer gut verständlichen Sprache, welche wissenschaftliche Genauigkeit nicht ausschließt, die Geschichte von Salsa, dem Papagei, der sich nicht von seiner Herrin trennen kann, von Chiquita, der Katzenmutter, die eine kleine Hermione aufzieht, und von dem Fohlen, das sich im fliegenden Galopp an seine Mutter bindet. Mit unterhaltsamen Anekdoten macht er einige neue wissenschaftliche Entdeckungen anschaulich und stellt grundsätzliche philosophische Fragen in ein neues Licht. Das Kortison, das sowohl im menschlichen wie auch im tierischen Körper produziert wird, kann nicht mehr zur Erklärung aller durch Stress hervorgerufenen Schäden im Hirn herangezogen werden. Andere Botenstoffe wie das zärtliche Oxytocin oder das wirkmächtige Vasopressin werden jetzt überall als verantwortlich für unser Gefühlsleben zitiert.
Die Verhältnisse in der Tierwelt helfen uns, die Zusammenhänge beim Menschen besser zu verstehen. Viele Philosophen glauben immer noch, dass sich der Mensch durch das Wissen vom eigenen Tod von der übrigen Fauna unterscheide. Damit wären aber zum Beispiel schon die Elefanten nicht einverstanden, denn sie halten in Gegenwart eines toten Artgenossen pietätvoll inne. Sie nehmen den Toten wahr, und sie haben eine Vorstellung vom Tod, da sie den Leichnam mit Ästen bedecken. Sie kehren auch später an diese »Begräbnisstätte« zurück und trompeten klagend vor der sterblichen Hülle, während die Elefantenkinder neben den trauernden Eltern herumspringen.
Selbst das Inzestverbot, das doch als grundlegend für unsere Kultur angesehen wird, ist im Tierreich weit verbreitet. Im ganzen Reich der Lebewesen herrscht die Tendenz zur Verteilung der Gene. In der Wildbahn paaren sich nah verwandte Tiere nur selten. Mit Beginn der Geschlechtsreife werden die Jungtiere aus der Gruppe gedrängt. Sie sind nun gezwungen, sich außerhalb der Ursprungsgemeinschaft einen Partner zu suchen. Wenn es aber dennoch passiert, dass sich Verwandte paaren und ein Orakel dem ödipalen Jungtier vermeldete: »Du hast mit deiner Mutter drei Kinder gezeugt«, so würde es sich deswegen allerdings nicht die Augen ausstechen.
Angeblich sollen sich fünf Millionen Engländer (und siebzehn Millionen Franzosen) die Frage gestellt haben, warum die Präriewühlmäuse treue Paare bildeten, während die Rocky-Mountains-Wühlmäuse von ehelicher Treue nichts wissen. Sollten die Engländer bei den kleinen Nagetieren Rat für ihre eigenen Beziehungsprobleme suchen?
Ich habe Claude Béata kennengelernt, als er gerade seine Veterinärausbildung abgeschlossen und seine Forschungen über Verhaltensstörungen bei Tieren begonnen hatte. Schon damals beeindruckte er mich durch seinen Frohsinn, sein klares Denken und seine akademische Seriosität. Als Lehrer wird er sehr geschätzt, denn in seinem Unterricht mischt er Bilder aus Tierfilmen mit klar formulierten wissenschaftlichen Ideen, und immer wieder kommt es zu schallendem Gelächter. Dieses Buch besteht aus einer ähnlichen Mischung.
Warum sollte man sich seine »fröhliche Wissenschaft« entgehen lassen?
Boris Cyrulnik
Da sitzt er zitternd vor Angst. Er wird sterben und weiß nicht, warum. Die Frau, die ihn liebt, hat Tränen in den Augen. Ihr Schmerz geht auf ihn über, er saugt ihn auf wie ein Schwamm, und das macht ihm das Herz schwer.
Er wird sterben, weil er zu sehr liebt und weil er nicht richtig liebt.
Was er fühlt, kann er nicht ausdrücken. Wenn sie nicht da ist, möchte er am liebsten alles kaputt machen und heulen vor Wut. Das ist sicherlich nicht das Richtige, aber die Unruhe in ihm ist so groß, ihr Griff so fest, dass er etwas tun muss, um sie loszuwerden. Hat das etwas mit dem Mann im weißen Kittel zu tun? Er kennt ihn, er mag ihn nicht, er hat Angst vor ihm. Jetzt kommt der Mann mit einer Spritze. Er schmiegt sich in die Arme der geliebten Frau, die ihm alles bedeutet. Sie bricht in Tränen aus, ihre Gefühle durchdringen ihn wie ein eisiger Windstoß, während heiße Tränen auf ihn fallen. Sie scheint verzweifelt, wie könnte er es nicht auch sein?
Sie hat ihm immer alles gegeben. Sie brauchte ihn bloß zu berühren, schon beruhigte er sich, ein Blick von ihr, und er freute sich, und wenn sie ihn kraulte, war das immer eine Wonne für ihn. Aber jetzt wirkt sie selbst ratlos, und so spürt er nicht mehr die schützende Wärme ihrer Zuneigung. Er zittert aus gemeinsam empfundener, aber nicht verstandener Not, und noch stärker zittert er, als die Manschette sein Gelenk umschließt und die kalte Nadel in die Vene sticht.
Die Flüssigkeit, die nun in seinen Körper eindringt, nimmt der Welt ihr Gewicht und rückt sie in weite Ferne. Ein unwiderstehliches Schlafbedürfnis überkommt ihn, er sucht die Körperwärme der Frau, die er so sehr geliebt hat, und schaut sie sterbend ein letztes Mal an, ohne zu ahnen, was mit ihm geschieht – wenigstens reden wir uns das gern ein −, und ohne Vorwurf in diesem letzten Blick.
Der Tierarzt tritt beiseite und lässt die Frau ihren Hund betrauern, den er auf ihren Wunsch hin eingeschläfert hat. Untragbar die ständigen Klagen der Nachbarn, die immer neuen Dummheiten in der Wohnung, dabei war sein einziger Fehler, sie grenzenlos und rückhaltlos zu lieben. Sie wird sich wegen ihrer Entscheidung immer schuldig fühlen, obwohl sie keine andere Wahl hatte.
Diese Szene ist erfunden, aber sie steht für eine schreckliche Tatsache: Der häufigste Grund, weshalb weniger als zwei Jahre alte Hunde ausgesetzt oder eingeschläfert werden, besteht darin, dass sie Verhaltensstörungen infolge von Trennungsschmerz entwickeln.
Dieser Hund ist, wenn ich das so sagen darf, vor lauter Liebe gestorben. In dieser Geschichte stecken so viele Missverständnisse wie in der Tragödie von Romeo und Julia. Vielleicht um die Dämonen, die hier am Werk sind, zu vertreiben, habe ich mich entschlossen, den ebenso wunderbaren wie schrecklichen Mechanismus zu erforschen, der uns drängt, das Wagnis der Liebe einzugehen.
Einleitung
Es mag auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen, dass ein Tierarzt über Liebe redet. Sollte er das nicht besser den Romanciers und Philosophen überlassen?
Nun, Biologen, Verhaltensforscher, manchmal auch »der Gesetzgeber« und die Philosophen sprechen des Langen und Breiten über Tiere und treffen folgenreiche Entscheidungen, ohne eigentlich deren Freuden und Leiden zu kennen. Man kann sich nicht genug darüber wundern, wie selten Veterinäre und noch seltener Veterinäre der Fachrichtung tierischer Verhaltensstörungen um ihre Meinung gefragt werden, wenn es darum geht, im Namen der Wissenschaft oder der Philosophie über das Tier zu urteilen, so als ob ausgerechnet die Experten für die Gesundheit oder das Verhalten der Tiere in dieser Hinsicht gar keinen Beitrag leisten könnten.
Wir behaupten, dass wir täglich Zeugen eines Phänomens sind, das oft rührend und harmonisch, manchmal aber auch schmerzhaft bis zum tragischen Ende sein kann, nämlich des Phänomens der affektiven Bindung zwischen Mensch und Tier. Das Wort »Liebe« würde sich angesichts all dessen förmlich aufdrängen, wenn es die Menschen, die zu uns kommen, nicht selbst schon verwendeten: »Wenn Sie wüssten, wie sehr wir ihn lieben.«
Dass »Herrchen« und »Frauchen« ihr Haustier lieben, wie sie sagen, versetzt wohl niemanden ernsthaft in Erstaunen. Überraschender ist für viele allerdings die Beobachtung, dass auch die Tiere zur Liebe fähig sind – zur Liebe mit und ohne Anführungszeichen, wie selbst Skeptiker schon wissen oder noch sehen werden. Mit Blick auf die Hunde und Katzen, aber auch auf ihre Halter zeigt sich die Bedeutung der Bindung, für die wir am liebsten alle lebenden Arten, mit denen wir die Fähigkeit zur Bindung teilen, in den Zeugenstand rufen würden. Letzten Endes aber sollte auch der Mensch auf seine Liebesfähigkeit hin untersucht werden, um herauszustellen, was er mit den anderen Lebewesen gemein hat und worin er sich von ihnen unterscheidet.
»Wir leiden an der Liebe, selbst wenn wir glauben, an nichts zu leiden«,1 schreibt der Schriftsteller Christian Bobin. Der Satz begleitet mich jetzt schon seit vielen Jahren. Er meinte selbstverständlich die Menschen, aber mir scheint, dass diese Worte auch auf die Tiere zutreffen, die ich täglich zu behandeln hatte. In einem früheren Buch öffnete mir die Hündin Jade2 die Tür zum Verständnis der Störungen, die sich aus einer Bindung entwickeln können, und ich bekundete schon dort meine Faszination für diesen Teil der Psychopathologie. Man kann bei Tieren nicht von einer Bindung sprechen, ohne sogleich die Analogien und Korrespondenzen mit dem menschlichen Erleben zu sehen. Wir müssen uns dabei zwar hüten, dem Anthropomorphismus zu verfallen, doch wäre es eine Form geistiger Armut, wenn wir die Brücken nicht nutzten, die sich hier so zahlreich anbieten.
Als Veterinär und mehr noch als Spezialist der Fachrichtung Verhaltensstörungen bei Tieren hat man es tagtäglich mit dem Thema »Liebe« zu tun: mit der tiefen Zuneigung des Halters zu seinem Tier trotz aller Schwächen, die es hat, aber auch mit der Liebe des Tieres gegenüber seinem Halter, auch wenn dieser die immer gleichen Irrtümer im Umgang mit der Kreatur begeht. Das ist die erste wichtige Erkenntnis, aus der wir sicher schlussfolgern können, dass es sich sehr wohl um eine Bindung handelt: Die Stärke oder Intensität der Bindung verhält sich nicht konkludent und proportional zu der Befriedigung, die sie verschafft oder eben nicht verschafft. Manchmal, ja sogar oft, ist das Verhältnis sogar paradox: Die Verhaltensstörungen des einen oder die Irrtümer des anderen verstärken noch die Kraft der Bindung.
Wir können etwas von den Tieren lernen. Sie sind die Zeugen unserer Zugehörigkeit zur gleichen Bindungsgemeinschaft. Auch wenn sie nicht über unsere kognitiven Fähigkeiten verfügen – aber haben wir denn die ihren? −, teilen sie mit uns die Welt der Grundgefühle. Indem wir sie beobachten und verstehen, erkennen wir auch uns selbst und unsere eigene Spezies besser. Der Mensch soll dabei keinesfalls auf sein animalisches Erbteil reduziert werden, aber warum müssen wir denn immer ein Geheimnis daraus machen?
Lieben zu können ist ein charakteristisches Merkmal bestimmter Arten, und der Mensch gehört sicher dazu. Dinge benennen können, Pläne für die Zukunft machen, nicht von den Verletzungen der Vergangenheit loskommen, eine Einstellung zur Liebe einnehmen, die anders ist als die der Tiere, das zusammen ergibt eher einen graduellen und nicht einen wesentlichen Unterschied zum tierischen Verhalten. Wir werden sehen, dass bei bestimmten Tieren in einer manchmal nur angedeuteten Form all das existiert, was wir gemeinhin den Menschen vorbehalten glauben: Leidenschaft, die Unfähigkeit, ohne den geliebten Partner weiterzuleben, oder umgekehrt die Widerstandskraft dabei zu entwickeln …
Das tut unserem Selbstbild als Spezies keinerlei Abbruch, zumal man ja unschwer erkennen kann, zu welch außergewöhnlichen Leistungen das Menschengeschlecht fähig ist. Mir scheint eher, dass wir nur Vorteile davon haben können, wenn wir von gemeinsamen Wurzeln sprechen. Indem wir von einer ununterbrochenen Kette des Seins ausgehen, verstehen wir manchmal besser, was in uns leidet oder sich regt.
Zum Abschluss dürfen wir uns daran erinnern, dass Menschen und Hunde seit unvordenklichen Zeiten gemeinsam leben und jeden Tag das Wagnis der Liebe eingehen.