Über dieses Buch:
Rätselhafte Träume plagen die junge New Yorkerin Chloe – von einer anderen Zeit, einem anderen Leben. Liegt der Schlüssel dazu etwa in ihrer Vergangenheit? Während einer Hypnose-Sitzung taucht Chloe immer tiefer in ihre verborgenen Erinnerungen ein … und findet sich plötzlich im London des Jahres 1882 wieder, in den Armen des charmant-durchtriebenen Gentlemans Harrison Conners. Doch er scheint Chloe für eine andere zu halten: die ebenso schöne wie rätselhafte Lady Constance. Welche Verbindung gibt es zwischen den beiden Frauen? Chloes Nachforschungen bringen sie bald in tödliche Gefahr – einzig Harrison scheint ihr helfen zu wollen … oder hat er ein ganz anderes Ziel?
Über die Autorin:
Olga Bicos wurde in Havanna geboren, studierte Jura in Berkley und arbeitete als Firmenanwältin in einem Medienunternehmen in Los Angeles, bevor sie sich ganz der Schriftstellerei zuwandte. Abenteuerlustig und weit gereist, lebt sie heute mit ihrer Familie in Kalifornien. Für ihre gefährlich-charmanten Helden wurde Olga Bicos für den begehrten K.I.S.S. Award der »Romantic Times« nominiert.
Von Olga Bicos erschienen bei dotbooks bereits die Hot-Romance-Highlights »Fever – Gefährliche Liebe«, »Fever – Eiskalter Kuss« – auch im Sammelband »Bad Boy – Games of Passion« erhältlich – und »Passion – Süßes Verlangen« sowie die historischen Liebesromane »Die Liebe des Lords« und »Die Farbe der Kaktusblüte«.
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eBook-Neuausgabe Oktober 2019
Dieses Buch erschien bereits 2000 und 2018 unter dem Titel »Jetzt und für immer« bei Goldmann und bei dotbooks.
Copyright © der amerikanischen Originalausgabe 1996 bei Olga Gonzales-Bicos
Die amerikanische Originalausgabe erschien 1996 unter dem Titel »Wrapped in Wishes« bei Zebra Books, Kensington Publishing Corp., New York.
Copyright © der deutschen Erstausgabe 2000 bei Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Verlagsgruppe Bertelsmann GmbH
Copyright © der Neuausgabe 2018 unter dem Titel »Jetzt und für immer« dotbooks GmbH, München
Copyright © der Neuausgabe 2019 unter dem Titel »Die Lady und der Gentleman« dotbooks GmbH, München
Published by Arrangement with Olga Gonzalez-Bicos
Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30161 Hannover.
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von Bildmotiven von shutterstock/Richard Semik und Majdanski
eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (rb)
ISBN 978-3-96655-083-3
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Olga Bicos
Die Lady und der Gentleman
Roman
Aus dem Amerikanischen von Elke Iheukumere
dotbooks.
Was könnte deutlicher sichtbar sein in der menschlichen Evolution? Bedenke, dass der Mensch, um zu überleben, enorme Taten vollbringt. Vielleicht sogar die, Zeit und Raum zu überwinden; um zu einer anderen Zeit und an einem anderen Ort gegen das Böse zu kämpfen.
The Giving Place, von Rachel Dunn
Samstag, 18. März, 4:20 Uhr. Chloe befindet sich in einer tiefen Trance. Hat gut reagiert, als ich rückwärts zählte und sie gebeten habe, sich zu entspannen. Muss daran denken, bei der nächsten Sitzung die gleiche Technik anzuwenden. Ich bin sicher, dies ist die tiefste Hypnose, in die ich je einen Patienten versetzen konnte.
Die Spitze des Filzstiftes kratzte über die Seiten des Notizbuches. Auf der anderen Seite des Zimmers lag Dr. Sarah Carmichaels Patientin rücklings auf der abgewetzten Ledercouch, eine gehäkelte Decke bis unterm Kinn. Die abgebissenen Fingernägel einer Hand krallten sich in die Fransen. Die andere lag entspannt da, mit der geöffneten Handfläche nach oben auf den gehäkelten Quadraten der Decke.
Vor sechs Wochen war Chloe Plum, eine Dozentin für das juristische Grundstudium an der Tulane Universität, zu Sarah gekommen, hier in ihre Wohnung im French Quarter. Auch wenn Sarah Carmichael schon im Ruhestand war, so behandelte sie doch ab und zu noch Patienten wie Chloe, die unter schwerer Schlaflosigkeit litt.
Sarah blätterte die Seiten ihres Notizbuches durch und beobachtete, wie sich die Brust ihrer Patientin gleichmäßig hob und senkte, in einem Rhythmus, der die Tiefe ihrer Trance anzeigte. Sie dachte wieder an Chloes Zweifel wegen der Hypnotherapie. »Um ehrlich zu sein, ich kann mir gar nicht vorstellen, mich selbst dabei zu beobachten, wie ich in die Hypnose eintauche«, hatte Chloe zugegeben. Sie hatte bis zu ihrer sechsten Sitzung mit diesem Versuch gewartet.
Sarah lächelte bei der Erinnerung. Manchmal waren die zögerlichsten Patienten die geeignetsten – als würden sie ihre eigene Verletzlichkeit fühlen und sich vor dem Weg in das Unterbewusstsein fürchten.
Ich werde Chloe jetzt in ihr Haus des Friedens führen, kritzelte Sarah in ihr Notizbuch. Sie setzte sich gerade, stellte beide Beine auf den Boden und strich sich eine Locke ihres mit grauen Strähnen durchsetzten Haars aus dem Gesicht, dann beugte sie sich in ihrem Lehnstuhl vor. Noch einmal schrieb sie ein paar Worte in ihr Notizbuch. Habe das Gefühl ... es werden interessante Dinge passieren.
»Also gut. Dann wollen wir mal!« Erregung erwachte in Sarah – eine heiße, wohl bekannte Energie. Herrje, wie sehr sie den Ruhestand hasste. »Kannst du mich hören, Chloe?«
Ihre Patientin runzelte die Stirn. Chloe hatte ganz besonders feine Züge – eine Stupsnase, leichte Sommersprossen, arglose goldbraune Augen, eingerahmt von einem blonden Pagenschnitt. Sehr hübsch sah sie aus und mindestens zehn Jahre jünger als die fünfunddreißig Jahre, die sie zählte. Ihre zierlichen Formen schienen in den Leggins und dem übergroßen T-Shirt, das sie trug, beinahe puppenhaft zu sein.
»Chloe? Bitte antworte mir. Kannst du mich hören?«, drängte Sarah.
»Ja.« Es kam nur wie ein schläfriges Flüstern heraus.
»Ich werde dich in dein Haus des Friedens führen. Magst du mir beschreiben, wie dieses Haus aussieht? Gibt es Bilder an den Wänden? Ich möchte, dass du dir jede Einzelheit ansiehst ... dass du richtig darin herumwanderst.«
Dies alles gehörte zu der Übung, Chloe an einen friedlichen Ort in ihr selbst zu bringen, wo sie nach den Ursachen ihrer Schlaflosigkeit suchen konnte. Sie war kein leichter Fall. Ihre Schlaflosigkeit hatte nach der Fehlgeburt einer überraschenden – aber sehr ersehnten – Schwangerschaft begonnen. Und wenn auch diese Tatsache selbst schon entsetzlich genug gewesen war, so hatte Chloe nach der Fehlgeburt auch noch erfahren, dass sie nie ein Kind würde zur Welt bringen können – sie litt unter einer angeborenen Missbildung des Uterus. Und damit war ihr Leid noch nicht zu Ende gewesen. Nach nur wenigen Wochen stellte sie fest, dass ihr Verlobter, ebenfalls Dozent in Tulane, eine Affäre hatte mit einer seiner Studentinnen.
Chloe reagierte auf all das, in dem sie den Kummer tief in sich verschloss, ihn dort versteckte, wo er ihr nichts tun konnte. »Ich bin bereit, mein Leben weiterzuleben«, hatte sie Sarah erklärt. »Die Vergangenheit habe ich hinter mir gelassen.« Aber Sarah glaubte, dass Chloes Schlaflosigkeit noch auf etwas ganz anderes wies, und erst kürzlich hatte ein noch erschreckenderer Vorfall Chloe dazu gebracht, Hilfe zu suchen.
In der letzten Nacht hatte Chloe ein Baby weinen gehört. Leises, klagendes Weinen, das von nirgendwoher zu kommen schien.
»Chloe? Dein Haus des Friedens? Bitte beschreibe es mir.«
Auf dem Couchtisch zwischen der Patientin und der Ärztin lag ein blaues, in Folie eingeschlagenes Buch, The Giving Place, leuchtete der Titel in einem Strahl des Sonnenlichtes auf, das durch die Jalousien der Terrassentür fiel. Chloe bewegte sich auf der Couch. Ihr Mund öffnete sich. Sie versuchte zu sprechen. Die Augenlider flatterten im Rhythmus des REM-Schlafes.
»Nein. Nein, bitte! Lieber Gott«, flüsterte sie.
Sarah legte den Stift beiseite und war sofort auf der Hut. Sie achtete immer streng darauf, ihre Patienten vorsichtig in ihr Unterbewusstsein zu führen. Noch nie hatte es einen unangenehmen Zwischenfall gegeben. Und das Trauma, das sich in ihren Patienten verbarg, erschien nur sehr selten zu früh, das heißt noch ehe der Patient bereit war, sich den Problemen zu stellen, die der tiefe Schlaf ihm offenbarte.
Auf der anderen Seite des Zimmers begann Chloe, den Kopf auf dem Sofakissen hin und her zu werfen. »Sarah?«
»Ich bin hier, Chloe«, versicherte Sarah ihr. Noch nie zuvor hatte ein Patient in einem so klagenden Ton gesprochen. »Denke daran, das ist dein Haus des Friedens. Nichts kann dir dort geschehen. Du bist in Sicherheit.«
Auf der Couch begann Chloe mit den Beinen zu strampeln. Schon bald trat sie mit den Füßen gegen das, was sie als Hindernis empfand; wild schlugen ihre Arme und Beine gegen die Decke, sie kämpfte dagegen an, schob die Hülle beiseite. Als ihre Hände frei waren, griff sie sich an den Hals.
Ein entsetzliches, kehlig klingendes Geräusch – als würde sie ersticken – drang aus ihrem Mund. Sie würgte und rang nach Atem.
Das Notizbuch fiel zu Boden. Sarah sprang von ihrem Stuhl und griff nach der Frau auf der Couch. Mit einem kräftigen Stoß bog Chloe ihren Körper in die Kissen. Sie röchelte wie im Todeskampf.
»Chloe, um Himmels willen! Hör mir zu!« Sarah packte ihre Patientin an den Schultern und versuchte, ihren sich aufbäumenden Körper zu stützen. »Ich zähle bis drei, dann wirst du aufwachen. Du wirst gleich hier sein, auf der Couch. In Sicherheit!«
Ein weiteres Mal bäumte sich Chloes Körper auf, sie hätte Sarah fast von sich gestoßen, die sich mühte, sie festzuhalten. Chloes Finger gingen zu ihrem Hals, als wehrte sie sich gegen eine unsichtbare Umklammerung.
»Eins!« Sarah schmeckte die Furcht wie Galle in ihrem Mund. Dies durfte eigentlich nicht passieren. Noch nie war es in einer Sitzung vorgekommen, dass alles ihrer Kontrolle entglitt. Der reinste Albtraum! »Zwei!«
Kleine Blutstropfen traten aus den Kratzern an Chloes Hals. Ihre Augen waren geschlossen, der Mund stand offen. Sie atmete schwer, keuchend sog sie die Luft ein. Sie kämpfte um jeden Atemzug.
»Drei!«
Chloe sank in die Kissen zurück.
Sie atmete nicht mehr.
»Oh, lieber Gott. Um Himmels willen!« Sarah setzte sich rittlings über Chloes Körper. Sie legte Chloes Kopf zurück und öffnete ihren Mund. Sie atmete zwei Mal schnell in sie hinein und lauschte dann auf ihren Herzschlag oder einen Atemzug von ihr. Kein Lebenszeichen. Als sie nichts vernahm, begann sie mit der Wiederbelebung. Sie presste ihren Mund auf den von Chloe, drückte die gespreizten Hände auf Chloes Brust. »Wach auf! Oh, bitte, lass das nicht geschehen. Wach auf!«
Die Gestalt auf der Couch fuhr kerzengerade hoch. Mit unglaublicher Kraft schob Chloe Sarah auf den Boden, die Häkeldecke flog in einem Wirbel von Farben hinter ihr her. Sarah kroch auf Knien näher und starrte ihre Patientin auf der Couch an.
Chloes Augen waren weit aufgerissen, sie hatten die Farbe von Honig und glänzten. Sie sah Sarah direkt an, ihr Atem ging normal. Perfekt. Sie blinzelte nicht. Ihre Augen blieben starr, gefangen in der Trance.
»Sarah?« Das einzelne Wort klang rau, total erschöpft. Dann wiederholte sie mit neuer Kraft. »Sarah! Ich flehe dich an. Sarah, hilf mir!«
Chloe glaubte, sie würde sterben.
Etwas – jemand – erdrosselte sie. Sie konnte nicht erkennen, wer es war, sah einfach nichts. Aber sie spürte diese Finger, die sich um ihren Hals schlossen. Und sie hätte schwören können, dass sie ein Lachen hörte – ein Mann lachte, während sie um ihren letzten Atemzug rang.
Nein. Nein, bitte! Lieber Gott!
Plötzlich begann sie zu fallen, sie glitt in ein Loch, in ein Nichts. Es war, als wäre der Sitz aus einer Achterbahn unter ihr verschwunden, und sie schwebte in der Leere, eine unendliche Sekunde lang, während ihr Magen sich langsam wieder beruhigte. Ihre Hände waren taub. Sie fühlten sich schwer an und prickelten. Ihr Hals schmerzte. Doch der Würgegriff war verschwunden. Sie konnte wieder atmen.
Chloe versuchte zu sprechen, bekam aber die Augen nicht auf. Sie dachte an Sarah. Das Letzte, an das sie sich erinnerte, war die Couch mit den großen Kissen, wovon aus sie das Buch auf dem Couchtisch anstarrte – eine riesige blaue Wand mit den Worten The Giving Place in leuchtendem Gold. Und dann war alles um sie herum schwarz geworden.
Die Zeit schien stillgestanden zu sein, ehe die Achterbahn aufgehört hatte zu fahren. Zeit, oder der Mangel daran, zählte nicht, nur die Tatsache, dass sie die Finger bewegen konnte. Dass sie wieder Luft bekam.
Chloe öffnete die Augen.
Sie lag auf dem Boden, ihre Wange presste sich gegen staubige Dielenbretter, die nach Schimmel rochen. Ihr Hals schmerzte, es fiel ihr schwer zu atmen. Sie stützte sich auf die Hände und blickte hoch. Genau vor ihrer Nase befand sich eine breite, gewundene Treppe aus glänzendem Eichenholz.
Es war so, als hätte man im Fernsehapparat die Kanäle vertauscht, nur dass hier offensichtlich jemand anders die Kontrolle hatte. In einem Augenblick noch glaubte sie, eine Seifenoper zu betrachten, die sie jeden Tag ansah, und dann, zack! lief eine Wiederholung von Wuthering Heights. So sah dieses Haus aus. Alt. Viktorianisch.
Diese Umgebung kannte sie nicht. Sie hatte keine Ahnung, wo sie war. Die Orientierungslosigkeit gab ihr das Gefühl, erneut das Bewusstsein zu verlieren.
»Sarah?«, krächzte sie. Die Wände warfen das Echo zurück. Einsam und klagend.
Sie stand vom Boden auf, unsicher kam sie auf die Beine. Beinahe wäre sie über ihren Rock gestolpert, dann stellte sie plötzlich fest, dass sie ein altmodisches Kleid trug. Ein Kleid? Wie alles in dem Raum sah auch das Kleid aus, als stamme es aus dem neunzehnten Jahrhundert. Und es saß sehr eng. Sie glaubte, dass sie deshalb kaum atmen konnte. Ganz sicher trug sie ein Korsett.
»Sarah!« Panik kroch ihr den Rücken hinauf und drohte, nach ihrem Herzen zu greifen. »Erbarmen! Sarah, hilf mir!«
Und dann klärte sich alles. Das sprichwörtliche Licht ging ihr auf. Sie rang nach Atem und schob die Panik beiseite, als die Situation plötzlich einen Sinn ergab.
Langsam begriff sie, was geschehen und wo sie hingelangt war.
Sie hatte Sarahs Haus des Friedens erreicht.
Der Gedanke, dass sie hypnotisiert werden konnte, wenn sie sich nicht einmal besonders darauf konzentrierte, ließ sie auflachen. Das Geräusch löste sich aus ihrer Brust, kam unbesonnen aus ihrem Mund, wurde von den Wänden zurückgeworfen und floh die Treppe hinauf. Sie war in einer Art Flur, umgeben von dunklen, holzgetäfelten Wänden. Porträts hingen an goldenen Kordeln von der Decke, eine Mode, der man im letzten Jahrhundert üblicherweise frönte.
»Sarah. Ich bin nicht wirklich sicher, wie du das gemacht hast – ich meine, ich kann kaum glauben, dass du dies bewirken konntest.« Sie wandte sich um und durchschritt die Diele. Ihre Stimme klang, als wäre niemand anders hier außer ihr. »Das ist also mein Haus des Friedens«, sagte sie.
Ein leises Zischen hinter ihr ließ sie herumfahren. Sie blickte zu der Gaslampe an der Wand hinter ihr, dann trat sie langsam vor, um sie genauer zu betrachten. Der Glaszylinder, der die Flamme schützte, saß auf dem Rücken einer buckligen Kreatur. Er sah aus wie ein Wasserspeier.
»Haus des Friedens, wie?« Eine Gänsehaut überzog ihre Arme, bis hinauf zu ihrem Hals. Unwillkürlich trat sie einen Schritt zurück. »Erinnere mich daran, dass ich mir beim nächsten Mal einen besseren Innenarchitekten aussuche.«
Ihr Blick folgte einer Reihe ähnlicher Lampen, entlang des langen Flurs. Die Wasserspeier hingen auf beiden Seiten der Wände wie Wachposten. Die Türrahmen hatte jemand aus Nussbaum geschnitzt. Kreaturen mit Pferdefüßen und knurrende Greife belebten die Materie. Die Wände waren tapeziert mit einer Tapete, die einen Wald aus Dschungelgewächsen zeigte. Die gewundenen, alles verschlingenden Muster wiederholten sich in dem Teppich.
Das Ganze mündete wieder in der holzgetäfelten Diele. Hier sah alles ein wenig besser aus. Unter einem vergoldeten Spiegel stand ein kleiner Tisch, den hinteren Teil der Eingangshalle bedeckten viele Meter Vorhänge mit Plattstichstickerei. Der muffige Geruch des Alters hing in der Luft, als hätte sie ein Museum nach der Öffnungszeit betreten. Sie blickte in den ovalen Spiegel.
In dem flackernden Licht der Lampen sah sie eine Frau, die ein elegantes marineblaues Kleid trug, das sich an ihre Hüften schmiegte und dann in reichen Falten zu Boden fiel. Es war mit goldenen Kordeln besetzt und kunstvoll gefältelt. Ihr Haar bildete einen kunstvollen Turm auf dem Kopf, seitlich hingen einzelne Locken auf die Schultern.
Die Frau war Chloe.
Eine ganze Minute lang vergaß sie zu atmen. Sie stand wie gebannt vor dem Anblick ihres Spiegelbildes, eingehüllt in den schwachen Schein des Gaslichtes. In dem Spiegel wirkte sie beinahe wie ein Gemälde. Äußerst königlich, das Produkt einer romantischen, längst vergangenen Ära. Sie hätte der Gegenstand eines Porträts von van Dyck oder Gainsborough sein können.
Chloe neigte nicht dazu, sich etwas vorzumachen. In den juristischen Kursen, die sie in Tulane hielt, beklagten sich die Studenten über ihren offensichtlichen Mangel an Einfallsreichtum, wenn sie ihnen die langweiligen wissenschaftlichen Aufgaben erteilte, die die Grundlage eines juristischen Studiums bildeten. Sie versuchte sich vorzustellen, wie sie auf Sarahs Couch lag. Sie war wirklich dort; zusammen mit Sarah, die mit Hose und Polohemd bekleidet war und ruhig in ihrem Lehnstuhl saß und sich Notizen machte. Das ist doch nur Fantasie! Teil der Erfahrung der Hypnose.
Dennoch befand sie sich in einer beunruhigenden Realität. Ihrer Umgebung fehlte das Verschwommene einer Erinnerung, das Gefühl, eingehüllt zu sein, das sie verspürt hatte, als Sarah leise zählte und ihr riet, sich zu entspannen.
»Es scheint alles so wirklich zu sein«, flüsterte sie. Wenn sie einen Schritt vortrat und etwas anfasste ...
Ihre Finger pressten sich gegen das kalte Glas des Spiegels. Wo sie ihn berührte, spiegelte sich ihre Hand auf der Oberfläche.
»Das ist furchtbar eigenartig.«
Ein Hauch kalter Luft umwehte sie. Die kleinen Härchen in ihrem Nacken sträubten sich, als würde jemand sie beobachten. Chloe wirbelte herum.
Der Flur hinter ihr war leer. Das schwache Gelb der Gaslichter flackerte und brachte Bewegung in die Schatten. Nur die Porträts an der Wand starrten sie an. Dieses halbe Dutzend blasser Gesichter mit ihren aristokratischen Nasen sahen beinahe selbstgefällig aus, sicher deswegen, weil sie die einzigen Anwesenden waren.
Zum ersten Mal wurde ihr klar, dass sie Sarahs Stimme nicht mehr hörte.
»Sarah? Sarah!« Sie sagte sich, dass sie die Ruhe bewahren musste. Sie durfte nicht in Panik geraten. Panik war nicht gut. Sie machte ein paar Schritte nach vorn. »Komm schon, Sarah. Lass mich hier nicht so allein. Immerhin bezahle ich dir gutes Geld dafür.«
Keine Antwort.
Chloe stieß den Atem aus und versuchte, ihre Angst in den Griff zu bekommen. »Na schön! Ich befinde mich in einer Trance – was ich noch nie zuvor war ... vielleicht ist das nun einmal so. Und ich vertraue Sarah.« Sie dachte wieder an all die Gründe, warum sie Dr. Carmichael überhaupt ausgewählt hatte. »Sie wurde mir wärmstens empfohlen: als einfühlsam und optimistisch – garantiert würde sie sich nicht in diesem ganzen unsinnigen Freud'schen Zeug festfahren. Soweit ich weiß, ist das alles Teil der dunklen Reise ins Ich«, sagte sie und wiederholte Sarahs Worte.
Sie trat auf die lebensgroßen Porträts zu. »Seit zwei Jahren lebe ich jetzt in New Orleans. Ich habe all die alten Häuser besucht und liebe Antiquitäten.« Sicher ergab es einen Sinn, dass ihr Haus des Friedens aus dem letzten Jahrhundert stammte.
»Aber die Wasserspeier müssen weg«, spaßte sie. Es war, als würde man im Dunkeln pfeifen.
Und dann hörte sie es. Ein leises Murmeln, beinahe so, als käme es aus ihrem Kopf. Sie wandte sich um und betrachtete den Flur hinter sich, ihr Herz klopfte so laut wie bei den letzten Metern eines Marathonlaufs. Das Flüstern wurde lauter, es schien in der Luft um sie herum zu schweben, nah und dann wieder weiter weg.
Sie schüttelte den Kopf. »Hey, Sarah! Wenn das das Haus des Friedens sein soll, ist ein wenig Schlaflosigkeit dagegen ja harmlos. Ich meine, ich möchte mich nicht beklagen, aber dieser Ort hier ist unheimlich.«
Worte, beinahe verlockend verworren, kamen über den dunklen Flur auf sie zugeschwebt und verloren sich dann im Zischen der Gaslampen. Wie das Anschwellen der Gezeiten erschienen die Stimmen wieder, gefolgt von einem trillernden, musikalischen Lachen.
»Oookay! Ich verstehe. Es ist ein Test.« Sie holte ein paar Mal tief Luft, um ruhig zu bleiben. Es hatte keinen Zweck, durchzudrehen. »Ich gehe durch diese kleine geheimnisvolle Welt im Inneren meines Kopfes und – puff – wird mir klar, wie glücklich ich bin. Wie glücklich mein Leben in Wirklichkeit verläuft. Nein. Noch besser. Ich stellte mich meinen Dämonen!«
Sie presste die Hände gegen den Stoff ihres Kleides und lachte. »Erinnere mich daran, dass ich das in Zukunft sein lasse, wenn ich wieder aufgewacht bin!«
Das Geräusch von Stimmen schien aus einem Zimmer des Flurs weiter hinten zu kommen. Einen Augenblick lang lauschte sie nur, versuchte, die Worte zu verstehen. Es klang wie das leise Gemurmel von Liebenden, ständig unterbrochen von dem gleichen, neckenden weiblichen Lachen.
»Also gut«, sagte sie sich und weigerte sich, der Angst nachzugeben. Immerhin war sie bis hierher gekommen. »Ich werde gehen und diese Leute kennen lernen. Sie übermitteln mir einige wundervolle Weisheiten, wie Buddha oder der Dalai Lama. Ich wache auf, spreche mit Sarah darüber, dann gehe ich nach Hause und koche der Mannschaft das beste Essen, das sie je in ihrem Leben gekriegt haben«, sagte sie und dachte dabei an ihre Schwester, ihre Nichte und ihren Neffen. »Vielleicht gönne ich uns diese großartige Flasche Wein von der Whitehall Lane, die ich bis jetzt aufgehoben habe. Es gibt keine schlaflosen Nächte mehr, und auch keinen maßlosen Bammel vor dem Leben, vor der Zukunft.«
Aber sie wollte dieses Zimmer gar nicht betreten.
»Komm schon, Feigling«, ermahnte sie sich und ging langsam den Flur hinunter, dabei raschelte die Schleppe ihres Kleides bei jedem Schritt.
Das Gemurmel wurde lauter, dennoch war es noch immer unverständlich. Sie schlich weiter den Flur hinunter und versuchte, die angsteinflößenden koboldartigen Kreaturen unter den Lampen zu ignorieren. Aber sogar die Tapete erschien ihr unheimlich. Dunkelgrüne Dschungelranken waren ineinander verschlungen und bildeten dunkle Nischen. Chloe erwartete in jedem Augenblick, dass hinter einem der Blätter die Augen eines Raubtieres aufleuchteten.
Als sie die Tür erreicht hatte, hinter der die Stimmen erklangen, blieb sie stehen. Sie streckte die Hand aus und presste sie gegen das Holz. Es fühlte sich warm an. Ungewöhnlich warm. Die Luft im Flur war kalt.
»Aber sie ist gut und solide«, sagte sie und nahm die Hand wieder von der Tür.
Sie glaubte, die Stimme eines Mannes flüstern zu hören. »Molly«, verstand sie in dem Gemurmel. Das Kichern einer Frau folgte, alles sehr gedämpft. Es bräuchte sie nicht so zu beunruhigen. Und dennoch, vielleicht war es das Licht und die eigenartige Umgebung, die ihr eine Gänsehaut verursachten.
Sie biss sich auf die Lippe. Dann griff sie nach dem Türknauf. Ihre Finger berührten das verzierte Email. »Ich bin nicht sicher, wie die Regeln lauten bei dieser Hypnose, aber jetzt geht es los.«
Sie umfasste den Knauf fester. Drehte ihn.
Ein durchdringendes Jammern zerriss die Stille. Eine Frau schrie. Das Geräusch presste Chloe das Herz zusammen, sie riss die Hand zurück.
Die Tür flog auf. Etwas Schwarzes und Großes warf sich auf sie und riss sie zu Boden. Sie lag bewegungslos unter einem großen Körper und konnte nichts sehen.
Jetzt wusste sie nicht mehr, wer schrie, Chloe oder die Stimme dieser schrecklichen Frau. Aber sie konnte sich nicht bewegen, konnte nicht denken. Das Geschrei hüllte sie ein, schrecklich und beängstigend.
Die Last eines menschlichen Körpers drückte sie nach wie vor zu Boden. Starr vor Angst gelang es ihr trotzdem, Luft zu holen und langsam die Augen zu öffnen.
Sie hatte den flüchtigen Eindruck eines Mannes, wie ein Polaroid-Foto entwickelte sich seine Gestalt vor ihren Augen. Dunkles, gewelltes Haar hing ihm bis zu den Schultern. Er besaß eine kräftige Nase, ein Grübchen in seinem Kinn und volle Lippen, ein kantiges Gesicht, das die Schatten noch betonten. Sie schaute in ein paar dunkle Augen, die sowohl intelligent als auch gefährlich blickten.
»Guter Gott«, flüsterte der Mann, der sie festhielt. Seine Augen wurden ganz groß. »Was tun Sie denn hier!«
In einer schnellen, fließenden Bewegung umfing er sie und rollte mit ihr weg von der Tür. Ihre Körper schmiegten sich aneinander wie Liebende, schoben sich über den Teppich im Flur. Als sie anhielten, sprang er auf. Er blickte hinter sich zu der Tür, es war eine verstohlene Bewegung. Dann bückte er sich, legte seine Hand um ihr Handgelenk und zog sie auf die Beine.
Es war über einen Meter achtzig groß, überwältigend und ganz schwarz gekleidet. Mit einer Hand fuhr er sich schnell durchs Haar, sah sich suchend um. Die andere Hand legte er auf ihre Schulter. Es schien eine beinahe schützende Geste zu sein.
Ein weiteres unheimliches Jammern ertönte, diesmal noch näher.
»So viel verrückte Einfälle«, sagte er, und seine Stimme hatte einen deutlich britischen Akzent, während seine Rechte sich noch einmal um ihr Handgelenk schloss. Im gleichen Augenblick, als er nach ihr griff, hob er eine schwarze lederne Tasche vom Boden. Sie sah aus wie ein Arztkoffer. »Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie sollten sich verdammt fern halten.«
Noch einen Blick warf er zurück zu dem Zimmer, in dem die unmenschlichen Schreie immer lauter wurden. Dann wandte er sich an sie direkt, seine dunklen Augen waren nicht mehr geweitet vor Überraschung, jetzt hatten sie sich entschlossen zusammengezogen.
»Nun, wir haben also keine andere Wahl.« Mit einer heftigen Bewegung zerrte er sie den Flur hinunter, beinahe hätte er ihr die Schulter ausgekugelt, als sie hinter ihm her stolperte. »Am besten Sie kommen mit!«
Sie dachte an Alice im Wunderland, die durch den Spiegel fiel. So etwas Verrücktes hatte sie bisher noch nie erlebt.
Nicht einmal meine Träume waren so eigenartig, dachte sie und stolperte hinter dem Mann her, der in einer Aufmachung steckte wie Heathcliff. Ihre eigene Kleidung machte es ihr unmöglich, mit ihm Schritt zu halten ohne zu schwanken. Aber sie war davon überzeugt, dass eine wilde Frau sie verfolgte – deshalb tat sie ihr Möglichstes, sich seinem Tempo anzupassen.
»Sarah? Sarah, hol mich hier raaaaaus!«
Chloe rannte weiter, sie wankte durch den Flur, als wäre sie die Letzte in einer ganzen Kette von Menschen, die das Peitschenspiel veranstalteten. Der Mann vor ihr hielt ihr Handgelenk noch immer umfasst. »Ich werde mich nie, nie wieder hypnotisieren lassen!«
Die Schreie hinter ihr hatten sich in ein klagendes Jammern verwandelt, das Echo tönte durch den langen Flur und holte sie ein, Woge um Woge. Chloe konnte nichts anderes tun, als dem Mann zu folgen. Sie war viel zu orientierungslos und verängstigt, um selber zu denken. Aber als ihr Führer zur Treppe lief und nicht zum Ausgang, wehrte sie sich.
»Wo gehen Sie hin?« Sie weigerte sich, die erste Stufe zu nehmen. »Das ist nicht der Weg nach draußen.«
Sehnsüchtig sah sie zur Haustür und klammerte sich an das Geländer, als er sie unbarmherzig weiter die Treppe hinaufzog. Das Jammern in dem Flur war zu einem Schluchzen geworden, unterbrochen von klagenden Schmerzensschreien. Auch wenn Chloe keine Ahnung hatte, was vor sich ging, so wusste sie doch, dass es besser wäre, das Haus zu verlassen – anstatt die im Schatten liegende Treppe zu erklimmen, die noch tiefer in diesen Albtraum führen würde.
Der Mann beabsichtigte allerdings etwas anderes. Er packte sie an den Schultern, drehte sie zu sich herum, damit sie ihn ansehen musste, und nicht die Tür und ihren Fluchtweg.
»Ich habe keine Zeit für all das!« Seine Augen hatten sich verdunkelt. Die Pupillen waren ungewöhnlich weit, als hätte er lange Zeit in der Finsternis verbracht. Sie fand, dass er aufgeregt aussah und sehr entschlossen. »Sie werden jetzt mit mir kommen oder ich überlasse Sie sich selbst.«
Wieder ertönte ein durchdringender Schrei, er wurde erstickt von einem Schluchzen und lenkte seine Wachsamkeit von ihr ab. Sein Blick richtete sich auf einen Punkt im Flur. Er fluchte leise. Noch schneller führte er sie die Stufen empor, nicht gerade sanft stieß er sie dabei vor sich her.
»Himmel, ich möchte aufwachen! Lass mich aufwachen!« Chloe schwankte über einen weiteren Teppich, ihre Gedanken waren angefüllt mit Bildern von Chaos und Mord. Hypnose oder nicht – nur Böses konnte solche Schreie hervorrufen, die noch immer von unten zu ihnen drangen. Es war ihr letzter Gedanke, ehe der Mann ihren Arm ergriff und sie in eines der Zimmer zog.
Dort fiel sie zu Boden und erwartete das Schlimmste. Sie stellte sich eine verrückte Frau vor, die den schwachen Schutz der Tür durchbrach, die sie gerade hinter sich geschlossen hatten. Und dann kam ihr noch ein ganz anderer Gedanke. Was wäre, wenn die Schreie nicht von einem Monster kamen, sondern von einem Opfer? Sie warf dem Mann einen schnellen Blick zu.
Was wäre, wenn gerade ein Mörder sie eingefangen hatte? »Bitte, Sarah! Ich habe genug«, rief sie, so laut sie konnte, während der Angreifer sich die Jacke auszog. »Lass mich aufwachen. Sofort!«
Doch anstatt sich auf sie zu stürzen, warf der Mann seine Jacke auf den nächsten Stuhl. Er trug eine Weste und begann, die Ärmel seines Hemdes aufzukrempeln; dabei schenkte er Chloe, die noch immer zusammengerollt auf dem Boden lag, keinerlei Beachtung. Jetzt erst merkte sie, dass sie sich in einer Art Wohnzimmer befanden. In dem gedämpften Licht der Gaslampen konnte sie die Umrisse einer Art Ausrüstung erkennen,
Der Mann stand hinter etwas, das auf einem Stativ thronte. Es schien eine altmodische Kamera zu sein. Er sah durch die Linse, richtete sie auf die Tür und stellte die Kamera mit den Knöpfen an der Seite ein.
»Das Haus sollte verdammt leer sein«, murmelte er ärgerlich. »Ich habe diesen dummen Hühnern erklärt, dass ich nicht für die Sicherheit von irgendjemandem außer mir selbst garantieren kann.« Er warf Chloe einen Blick zu. »Sie, meine Liebe, sind eine äußerste Plage.«
Es war der längste, zusammenhängende Satz, den er bis jetzt gesprochen hatte, dennoch erkannte Chloe, dass sie nur seine halbe Aufmerksamkeit besaß. Er war vertieft in seine Kamera, drehte sie mal in diese, mal in jene Richtung, während er das Instrument justierte. Aber seine Worte genügten, um sie feststellen zu lassen, dass er in der Tat mit britischem Akzent sprach, der einen an Privatschulen und Shakespeare denken ließ.
Chloe setzte sich am Boden auf, sie hatte nur Augen für diesen Mann und seine Ausrüstung. Ihre Schwester war Biologin – ihr Schwager ein bekannter Astrophysiker. Oft genug hatte sie sie in ihren Labors in Tulane besucht, um einen Wissenschaftler bei der Arbeit erkennen zu können.
Langsam kehrte sie auf die Füße, trat näher an eines der komischen Geräte. Sie sagte sich, dass dies so eine Art Fantasie war, die aus ihrer Trance herrührte. Vor einer Kiste mit Zifferblättern und Messinstrumenten blieb sie stehen.
»Rühren Sie das nicht an!« Der Befehl ertönte bellend, obwohl er die Augen nicht von seiner Kamera ließ. »Rühren Sie überhaupt nichts an.«
Chloe sah dem Mann zu, als er zwischen den eigenartigen Vorrichtungen hin und her lief, hier etwas verdrehte, dort etwas anders einstellte. Aus den Augenwinkeln, um ihn nicht zu stören, betrachtete sie einen bizarren Phonographen mit einer Kurbel und einem Trompetenhorn. Daneben klickte und summte eine hölzerne Kiste – die beinahe so aussah, als würde sie vom Tisch tanzen durch ihre inneren Bewegungen. Ein anderes Gerät glühte wie eine Lampe und gab ein grünliches, phosphoreszierendes Licht von sich.
Sie hatte keine Ahnung, was hier vor sich ging; doch kam sie sich ein wenig dumm vor, in einer Ecke zu hocken, während dieser Arbeitstiger durch den Raum wirbelte. Außerdem, ob er nun wirklich war oder nicht, entdeckte sie weit und breit niemanden anders, der ihr Antworten würde geben können.
»Was ist das für ein entsetzliches Geräusch?« Noch immer hörte man die verzweifelten Schreie von unten.
Er blickte durch den Sucher eines Gerätes, das eine weitere Kamera sein mochte, sie war auf ein kleines Sofa vor dem Kamin gerichtet. »Also wirklich! Sie wissen doch sicher längst von dem Geist?«
»Es gibt keine Geister«, sagte sie und trat einen Schritt vor; dabei hoffte sie inständig, dass sie Recht hatte und der unheimliche Lärm aus dem Erdgeschoss nichts mit etwas Übernatürlichem zu tun hatte. »Ich glaube nicht an Geister«, fügte sie ein wenig zögernder hinzu. Oder an Hypnose. Oder an irgendwelche anderen ...
Der Mann hielt inne und wandte sich zu ihr um. Ein besonders strahlendes Lächeln erhellte sein Gesicht und ließ ihn hübsch und jünger aussehen.
»Sie glauben nicht an Geister? Nun, dann sollte Sie dies hier interessieren.«
Er öffnete eine Taschenuhr und legte sie auf den kleinen runden Tisch neben sich. »Wenn meine Berechnungen stimmen, dann werden Sie gleich die Bekanntschaft einer gewissen Lady Elizabeth Barkley machen, die jetzt bereits seit, oh ... seit ungefähr achtzig Jahren tot ist.« Nun widmete er sich wieder seinem Vorhaben, öffnete die schwarze Tasche und suchte darin herum. Sie hörte das Klirren von Metall. »Wenn ich mich recht erinnere, ist sie eine Vorfahrin von Ihnen. Hier.«
Er warf ihr etwas zu. Aus einem Reflex heraus fing sie es auf und starrte auf einen Zylinder aus Metall mit einem Schraubdeckel.
»Machen Sie sich nützlich. Wenn Sie irgendwelches Ektoplasma sehen, nehmen Sie eine Probe davon. Ich habe die Hände voll zu tun mit diesem Gerät.« Dann wandte er sich wieder der Kamera zu. »Ektoplasma ist alles, was aussieht, als gehörte es nicht hierher. Manchmal fühlt es sich auch ein wenig glibberig an.« Chloe erhielt einen prüfenden Blick von ihm. »Sie werden doch wohl nicht etwas so Dummes tun, wie ohnmächtig zu werden, oder?«
»Ohnmächtig? Sehe ich etwa so aus, als wäre ich schon einmal in Ohnmacht gefallen ...«
»Großartig!« Wieder lächelte er, neckend und doch so strahlend, dass es Chloe traf wie eine Kugel zwischen die Augen. »Ich dachte, allein die Tatsache, dass Sie sich hierher begeben haben, zeigt, dass Sie eine gefestigte Persönlichkeit sind. Übrigens, ich habe die Absicht, Sie für dieses kleine Abenteuer hier einzuspannen, Miss Franklin. Ich habe Ihren Tanten gesagt, sie sollten ein Auge auf Sie haben.«
Zwei Dinge wurden ihr sofort klar. Was auch immer in dieser Hypnose vor sich ging, der Mann glaubte, Chloe zu kennen. Und für wen auch immer er sie hielt, irrte er sich doch gewaltig. Sie kannte niemanden mit dem Namen Franklin. Und sie hatte drei Onkel – aber keine einzige Tante.
Der Mann hielt die Hand hoch und verlangte Ruhe, noch ehe sie ihm eine Frage stellen konnte. Er drehte die Flamme der Wandlampe kleiner und stellte sich hinter sein Gerät. Der Raum versank in Schatten und in dem Grün des eigenartig phosphoreszierenden Lichts. Die Schreie kamen näher. Immer näher.
Die Tür begann zu klappern, sie bebte, als würde sie aus den Angeln gehoben. Chloe wich ein wenig zurück. Sie hatte das Gefühl, als wäre sie auf irgendeinem Jahrmarkt. Kommt und seht das Spukhaus! Türen beben und klappern, anscheinend ganz von selbst! Dies hier war so sehr in Aktion wie eine Kaffeemaschine.
Und dann begann sich die Tür zu dehnen, vor ihren Augen wurde sie größer.
Sie bog sich nach innen, das Holz ächzte und schien so dehnbar wie Wachs zu sein. Eine unglaubliche Kraft drängte sich in das Zimmer, drückte sich gegen die solide Tür und veränderte ihre Struktur.
»Du liebe Zeit«, sagte sie.
Die Luft in dem Raum wurde eiskalt, die Temperatur war um mindestens fünfzehn Grad gefallen. Die Tür schimmerte, das Holz und die Verkleidung verschwammen und wurden undeutlich. Eine Gestalt, lang und blass, schien in die Oberfläche eingebettet zu sein.
Langsam entwickelte sich diese Gestalt zu einer Person. Einer Frau.
Das geisterhafte Bild verfestigte sich, schälte sich aus dem Holz und ergab eine vollständige Erscheinung – einen Geist.
Der Geist schwebte auf Chloe zu, die Frauengestalt trug Kleider, die noch viel älter aussahen als die von Chloe. Sie war sehr zierlich, ihr Gesicht so schön wie das einer Puppe. Die Spitze und die Rüschen ihres Kleides umwehten sie, sie hoben und senkten sich, als bliese ein sanfter Wind hindurch. Chloe konnte jede Einzelheit ihres herzförmigen Gesichtes erkennen, das feine Muster der belgischen Spitze ihres Kleides und ihren verzweifelten Gesichtsausdruck. Und dennoch schien sie irgendwie durchsichtig.
Das geisterhafte Antlitz rahmten Locken ein, wie das Kleid wehten sie hin und her und widersetzten sich den Gesetzen der Schwerkraft. Aber ihre Substanz verschwand an dem mit einem Bogenrand versehenen Saum ihres Kleides, es gab keine Füße, auf denen sie sich vorwärts bewegen konnte. Sie schwebte einfach, sah verloren und ziellos aus, während sie in der Mitte des Wohnzimmers ein Chor von Gewimmer umgab.
Chloe stand wie angewurzelt da. Diese Erscheinung besaß etwas unendlich Trauriges, etwas Tiefes und Beunruhigendes. Die Bedeutung rührte Chloe an, legte sich auf ihr Gemüt. Die blasse Lady und ihre schimmernden Tränen ließen jeden Gedanken daran verschwinden, wie eigenartig die Situation, dieses Haus und dieser Mann waren. Chloe vergaß Sarah und die Hypnose. Der Geist machte sie zu einem Teil dieses Augenblicks.
Beinahe als wäre es von Anfang an geplant gewesen, kam der Geist näher, schwebte vorüber an dem Mann und seinen Geräten, achtete nicht auf das Klicken und Surren. Ihr Gewand wehte um sie herum, nur ein Hauch von Weiß in der Luft, als sie weiterschwebte und direkt vor Chloe anhielt.
»Nicht bewegen«, vernahm sie die drängende Stimme des Mannes. Er war hinter den Geist getreten. In seiner Hand hielt er so etwas wie eine Stange. Eine Reihe metallischer Klicklaute kamen aus diesem Gerät, als er es wie einen Geigerzähler über den Geist hielt.
»Was will sie?« Chloe sah, wie der Geist näher rückte. Der Schmerz, der so deutlich auf dem Gesicht dieser jungen Frau erkennbar war, schien sich in Chloe widerzuspiegeln, er rührte etwas tief in ihrem Inneren an.
»Ich bin nicht sicher.« Der Mann warf einen Blick auf die Anzeige des Mechanismus in seiner Hand. »Aber ich glaube nicht, dass sie gefährlich ist.«
»Gefährlich? Was meinen Sie mit gefährlich?«
Er antwortete nicht, seine ganze Aufmerksamkeit galt der Apparatur. »Echt unglaublich! Zum ersten Mal hat sie sich zu einer vollständigen körperlichen Erscheinung geformt. Man hat mir erzählt, dass der Spuk sich nur in einer Reihe von Klopfen und Schreien zeigt. Spirituelle Schauspielereien. Aber nicht so etwas!«
Die Besucherin sah, wie der wunderschöne Geist nur wenige Meter vor ihr schwebte, die Locken und die Spitze ihres Kleides wehten in der Luft, als befände sie sich unter Wasser. Aber dann hob sie eine Hand und streckte sie Chloe entgegen, der Gesichtsausdruck der Frau wurde noch flehender als bisher.
Miss Plum blieb ganz still stehen, gebannt von den verletzten Gefühlen im Gesicht der Frau. Sie wollte etwas von Chloe. Sie wollte verstanden werden, aber in welcher Hinsicht? Der geisterhafte Ausdruck presste Chloe das Herz zusammen. Niemand hatte sie je auf solch eine Weise um Hilfe gebeten, niemand hatte sie je so erwartungsvoll angesehen ... als wisse sie alle Antworten.
Der Geist schien etwas sagen zu wollen. Er versuchte, zu sprechen.
»Ach, du meine Güte«, flüsterte der Mann, und ließ sein Instrument sinken.
Für Chloe war das Eigenartigste an der ganzen Sache ihr Mangel an Furcht. Sie konnte durch diesen Geist hindurchsehen, und dennoch war ihr noch nie etwas so wirklich erschienen wie diese Erscheinung, die sie so inbrünstig anschaute.
»Was ist?«, fragte Chloe. »Was willst du?«
Tränen traten in Lady Barkleys Augen, als die geisterhafte Gestalt den Blick senkte und auf ihre Arme starrte. Sie hielt sie verschränkt, als hielte sie ein Kind an ihrer Brust.
In der Ferne begann ein Baby zu weinen.
Chloe fühlte sich wie gelähmt. Das Weinen wurde lauter, deutlicher. Ein Baby weinte! Das Klagen ging weiter und weiter, es dröhnte in Chloes Kopf und kam ihr sofort bekannt vor – sie brachte es in Zusammenhang mit den langen leeren Nächten, in denen sie nicht schlafen konnte. Gerade vor einigen Stunden hatte sie das Baby schon gehört ...
In diesem Augenblick zog sich der Geist zurück, schwebte weg von Chloe und benahm sich so, als würde irgendeine Kraft sie zu dem Sofa und dem Kamin ziehen.
»Nein, komm zurück. Nicht ...«
Doch Lady Barkley entzog sich ihr, die Erscheinung schrumpfte ein wenig. Das Weinen des Babys war schrecklich laut geworden, und Chloe wollte, dass es aufhörte – sie wollte das Kind trösten, das sie nicht sehen konnte. Der durchsichtige Körper des Geistes zog sich auf das Sofa neben dem Kamin zurück. Mit einem letzten Blick bedachte der Geist Chloe; dann sah er weg, er schien sie abzuweisen und richtete seine Aufmerksamkeit auf den kalten Kamin.
In einem eigenartigen Ritual öffnete die blasse Lady die Arme und legte die Hände auf das kleine Sofa, mit den Handflächen nach oben. Eine dunkle Flüssigkeit, wie Blut, begann aus ihren Handgelenken zu fließen, und zwar auf den Gobelinstoff des Sofas.
»Nein ... nein!«
Kräftige Hände legten sich auf Chloes Schultern und hielten sie an ihrem Platz ... sie erlaubten ihr nicht, sich zu bewegen oder sich der Erscheinung zu nähern, die offensichtlich auf dem Sofa starb.
»Lady Barkley hat sich selbst umgebracht, indem sie ihre Pulsadern aufschnitt, als ihr Ehemann ihren Geliebten erschoss. Ihr Geist erlebt den Tod noch einmal. Das Stelldichein unten, das Entsetzen, ihren Geliebten getötet zu sehen, der Selbstmord danach ... Es gibt nichts, was Sie tun können, um ihr zu helfen. Sie ist seit beinahe achtzig Jahren tot.«
Das Blut floss weiter, ein schwarzer Schatten überzog den Stoff des Sofas. Die Gestalt des Geistes schwand mitten in dem Weinen des Babys, sie flackerte wie die Flamme einer Kerze. Die Energie, die ihr Substanz gab, schien zu schwinden.
Der Geist verflüchtigte sich.
Chloe starrte auf das leere Sofa. Sie fühlte sich eigenartig durcheinander, als wäre ihr gerade etwas sehr Wichtiges genommen worden. Als wären die Gefühle des Schmerzes und der Verzweiflung, die in der Luft lagen, Chloes Gefühle – ihr Verlust und nicht der des Geistes.
»Jetzt ist sie weg«, äußerte der Mann hinter ihr, seine Stimme klang eigenartig sanft. »Es ist vorüber. Sie wird heute Nacht nicht zurückkommen.«
»Das Baby hat auch aufgehört zu weinen.« Chloes Stimme zitterte ein wenig. Genau wie ihre Hände.
Der Mann gab ihre Schultern frei, seine Arme sanken herunter. Er sah beinahe verlegen aus. Chloe schob sich an ihm vorbei, wandte sich von dem Sofa und den Ereignissen ab.
»Es ist verrückt.« Sie zwang sich, einige Male tief Luft zu holen – rief sich ins Gedächtnis, dass all dies nur Halluzinationen waren. Wie ein Traum – ohne jede Wirklichkeit! Aber sie musste der Sache auf den Grund gehen, selbst wenn alles nur eine Illusion war.
Chloe wandte sich an den Geisterjäger. Es schien beinahe komisch, dass sie erst jetzt genauer bemerkte, wie gut er aussah. Als dürfe einem so etwas während eines geistigen Zusammenbruches eigentlich gar nicht auffallen.
»Was ist hier los?«, erkundigte sie sich energisch.
»Das weiß ich selbst nicht so ganz sicher.« Er starrte auf die Couch. »Aber die Gerüchte rund um Lady Barkley behaupten, dass sie ein Kind erwartete, als sie sich das Leben nahm. Das Kind ihres Geliebten. Vielleicht war das, was wir gesehen haben, ihr Bedauern.«
Er wandte sich an Chloe. Seine Augen zogen sich nachdenklich zusammen, als sähe er sie zum ersten Mal. Als würde er sie abschätzen.
»So etwas habe ich noch nie erlebt«, sagte er jetzt. »So, wie sie versucht hat, mit Ihnen in Verbindung zu treten. Ich muss darüber nachdenken ... will mir überlegen, was das zu bedeuten hat. In der Zwischenzeit, hier!«
Der Mann streckte die Hand aus nach dem metallenen Kanister, den er ihr gegeben hatte und nahm ihn ihr vorsichtig ab. Dann trug er ihn zu dem Sofa und untersuchte sorgfältig die Kissen, schöpfte etwas in den Behälter. Chloe trat näher, um zu sehen, was es war. Ein entsetzlich durchdringender Geruch lag in der Luft. Der Mann sammelte eine gallertartige Substanz ein, die auf dem Sofa lag.
»Ektoplasma«, flüsterte sie, als sie begriff, was das sein musste. »Wer, zum Teufel, sind Sie?«
Er richtete sich auf, seine Augenbrauen waren hochgezogen. Es beunruhigte sie, die vollständige Aufmerksamkeit des Mannes auf sich gerichtet zu sehen. Dieser Mensch schien alles zu durchschauen, wenn er sie nur ansah.
»Aber wir sind einander doch bereits vorgestellt worden. Ich bin Harrison Conners. Ihre Tanten haben mich angeheuert, dieses Phänomen zu untersuchen. Sicher erinnern Sie sich! An mein Institut für die Erforschung psychischer Phänomene.« Diese Augen musterten sie eindringlich, betrachteten sie ganz genau. Verwirrt. »Geht es Ihnen gut, Miss Franklin?«
»Nein.« Chloe schüttelte den Kopf und fragte sich, ob Sarahs Heilmethode nicht schlimmer war als die Krankheit. Sie litt also unter ein wenig Schlaflosigkeit? Musste Pillen nehmen, um einzuschlafen? Na großartig.
Was, zum Teufel, war das Institut für die Erforschung psychischer Phänomene? Wer, um alles in der Welt, war Miss Franklin?
»Nein. Nein, es geht mir nicht gut.« Sie starrte auf die Ansammlung von Instrumenten, die über das viktorianische Wohnzimmer verstreut standen. »Ich bin gerade in eine Szene aus Ghostbusters geplatzt. Irgend so eine tote Frau, die vor achtzig Jahren Selbstmord begangen hat, bittet mich um Hilfe, und ich schaffe es nicht, aufzuwachen.« Sie lachte. Es klang ein wenig hysterisch. »Nein, Mr. Ghostbuster, es geht mir absolut nicht gut.«
Er sah sie an, als erwarte er, dass ihr Kopf sich auf ihrem Hals zu drehen begänne. Es würde nicht mehr lange dauern, dann nähme er eines seiner Instrumente zur Hand und stellte ihre elektrische Ladung fest. Sie schüttelte den Kopf und trat einen Schritt zurück, als er hinwiederum auf sie zukam; ihre Bewegungen waren fast Tanzschritte. Anschließend versuchte er, sie zu beruhigen.
Eine elektrische Ladung brachte die Luft zwischen ihnen zum Knistern. Sie zeigte sich bogenförmig wie ein Blitz zwischen ihnen, als ihre Hände auseinander fuhren. Chloe rieb sich die Finger – es war ein Gefühl, als hätte sie gerade in eine Steckdose gefasst.
Der Ghostbuster hob die eigenen Finger und untersuchte sie. Ihre Blicke trafen sich.