Das Buch
Von »Avatar« über »Harry Potter« und »Terminator« bis hin zu »Zurück in die Zukunft«. Logisch, die Filme kennt man: den Plot, die Schauspieler, vielleicht sogar die Titelmusik! Doch das, was David Hain über diese und 60 weitere Filme herausgefunden hat, lässt uns staunen. Er entführt uns auf eine cineastische Zeitreise durch eine Welt des Films, die bislang verborgen war. Dabei präsentiert er unnützes wie wertvolles Wissen über die Lieblingsfilme der Deutschen und die besten Serien unserer Zeit. Ein Buch so kurzweilig wie »Stirb langsam«, so lehrreich wie »Forrest Gump« und so spektakulär wie »The Fast and The Furios«.
Der Autor
Süchtig nach Kino wurde David Hain 1990. Da war er neun Jahre alt und sparte zwei Wochen sein Taschengeld, um den Film »Die unendliche Geschichte« zu sehen. Er sah ihn anschließend noch acht weitere Male. Im Kino, wo auch sonst, verdiente er dann auch sein erstes Geld: Mit 16 Jahren riss Hain als Aushilfe Tickets ab und kratzte Kaugummis von den Sitzen. Heute ist er einer der bekanntesten Kino-Experten Deutschlands. Der Berliner betreibt den YouTube-Kanal BeHaind mit über 350.000 Abonnenten. Seine Film-Trivia-Folgen gehören zu seinem Markenzeichen und zählen zu den erfolgreichsten Videos seines Kanals. 2015 und 2016 gewann David Hain den Deutschen Webvideopreis und gehört seitdem endgültig zum Kreis der etabliertesten YouTuber des Landes.
David Hain
Plötz & Betzholz Verlag
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ISBN 978-3-8437-1569-0
Originalausgabe im Plötz & Betzholz Verlag
1. Auflage Februar 2017
© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2017
Illustrationen: Oskar Pannier
Umschlaggestaltung: zero-media.net, München
Titelabbildung: © FinePic®, München
Layout: Kristin Blöcker
E-Book: LVD GmbH, Berlin
Alle Rechte vorbehalten.
EINLEITUNG
Ich erinnere mich einfach nicht mehr, welches der erste Film war, den ich jemals im Kino gesehen habe. Es könnte einer der »Asterix«-Filme gewesen sein. Vielleicht »E.T. – Der Außerirdische«? Wobei der in der DDR, zumindest in dem Stadtteil Berlins, in dem ich aufwuchs, nicht gezeigt wurde. Viele Filme des Westens kamen für uns ja erst mit dem Fall der Mauer. Oder war es doch »Otto – Der Film«? An was ich mich aber noch ganz genau erinnern kann, ist der Moment, in dem ich mich in das Kino verliebt habe.
1990 führte das kleine Kino Sojus in Berlin im Nachmittagsprogramm Filme für einen schmalen Preis auf. »Die unendliche Geschichte« von Wolfgang Petersen – das klang gut. 90 Pfennig kostete ein Ticket. Für heutige Verhältnisse ein Witz. Damals musste ich zwei Wochen sparen. Immerhin bekam ich pro Woche nur 50 Pfennig Taschengeld von meiner Mutter zugesteckt. Gleich nach der Schule eilte ich ins Sojus und saß im nahezu menschenleeren Saal.
Und dann traf es mich wie ein Blitz: Der fliegende Drache Fuchur, eine gigantische Schildkröte. Prinzessinnen, Prinzen, das Aurin. Lichtblitze. Und dann dieser grauenhafte Wolf. Ich war schockiert und begeistert, habe gejubelt und gezittert. Insgesamt neun Mal habe ich damals »Die unendliche Geschichte« im Kino gesehen. Erst beim fünften Mal konnte ich hinsehen, als Atrejus treues Pferd Artax im Morast versinkt. So gruselig empfand ich dessen Schicksal.
Diese Erfahrung hat etwas in mir geweckt. Meine Augen wanderten gebannt über die Leinwand, ich staunte mit offenem Mund. Schrie Jahre später lauthals, in meinem ersten Horrorfilm. Weinte, als »E.T.« sich verabschiedete. Lachte, als »Asterix und Obelix« über Caesar siegten. Und war zum allerersten Mal bis über beide Ohren verliebt, als Michelle Pfeifer in »Batmans Rückkehr« im Katzenkostüm über die Leinwand schnurrte. Kino bedeutet, in fremde Welten katapultiert zu werden. Abenteuerlichste Geschichten zu erleben. Oder die Realitäten des echten Lebens aus sicherer Distanz zu beobachten.
Plötzlich bestimmten Filme mein Leben. Damals nahm ich mir vor, jeden Film anzusehen, der je veröffentlicht wurde – ein Vorhaben, das ich heute mit etwas realistischem Abstand als gescheitert ansehen kann. Mit 14 Jahren schenkte meine Familie mir eine Schreibmaschine, mit der ich meine Lieblingsfilme aus dem Gedächtnis als Buch niederschrieb. Mein erster Versuch, die epische Romanadaption des trashigen Monsterschinkens »Im Land der Raketenwürmer«, brachte es auf immerhin acht ganze Seiten, bis mich die natürliche Begrenzung meiner jugendlichen Aufmerksamkeitsspanne zu sehr ablenkte.
Mit 16 begann ich neben der Schule als Aushilfe in einem Kino zu arbeiten. Der Job war hart: Kaugummis von den Sitzen kratzen; im Akkord Tickets abreißen; Salsasoße aus dem Teppich waschen. Spaß war was anderes. Aber ich konnte meinem liebsten Hobby so nah sein wie möglich. Bei Beginn der Vorstellungen blieb ich oft noch minutenlang im Saal stehen, obwohl ich nur kurz die Lautstärke des Films prüfen sollte. Ich gehörte zu den Menschen, die Kinokarten für einen Film kauften, um sich davor den Trailer zu einem besonders heißt ersehnten Neustart anzusehen. Ohne das Internet gab es damals schließlich keine andere Möglichkeit, an erste bewegte Bilder des neuen »Alien«-Films oder der »Star Wars Episode 1« zu kommen.
Und irgendwann wurde aus der Berufung dann ein Beruf: Noch während meines Studiums bewarb ich mich als freier Autor bei einem der ersten Onlinemagazine, die über ein neues Medium schrieben – die DVD. Der silberne Datenträger war im Jahr 2001 relativ frisch auf dem Markt. Vier Jahre schrieb ich dort über Bildformate, Bonusmaterial und Ländercodes. Meinen eigenen Filmblog hatte ich zwei Jahre zuvor gegründet – lesen wollte den aber niemand.
Es folgten zehn Jahre als Autor, Chefredakteur und Moderator bei verschiedenen Magazinen. Immer war Film eines der zentralen Themen. Irgendwann kam YouTube – und ich hatte zum ersten Mal die Chance, selbst mit bewegten Bildern zu experimentieren. Seit 2013 habe ich nun meinen eigenen YouTube-Kanal »BeHaind«, auf dem ich regelmäßig über das Kino spreche. Ein Format ist dort besonders beliebt: die sogenannten Movie Trivia. Dort sammle ich seit über drei Jahren unbekannte Fakten und Hintergründe, die sich im Laufe der Filmgeschichte angehäuft haben.
In diesem Buch habe ich ein paar meiner absoluten Trivia-Favoriten zusammengefasst. Dabei sind mir noch während der Recherche zum Teil unglaubliche Hintergründe untergekommen. Die Entstehungsgeschichte der »Herr der Ringe«-Trilogie ist zum Beispiel so spannend wie ein guter Krimi. Und dass eine Reihe wie »Terminator« eigentlich auf eine Lebensmittelvergiftung zurückzuführen ist, klingt im ersten Moment einfach zu absurd, um wahr zu sein.
Nun aber, liebe Leser, Vorhang auf und viel Spaß!
E.T. – DER AUSSERIRDISCHE
Erscheinungsjahr: 1982
Regisseur: Steven Spielberg
Darsteller: Henry Thomas, Drew Barrymore, Peter Coyote
Bester Moment: Das wohl tränenreichste Ende der Filmgeschichte
Entstehung
Nach Steven Spielbergs großem Erfolg mit »Die unheimliche Begegnung der dritten Art« erwartete Columbia Pictures einen Nachfolger. Spielberg hatte daran wenig Interesse, wollte aber seine Geschichte nicht aus der Hand geben. Aus der Not heraus vermengte er das Skript eines geplanten, aber nie realisierten Films namens »Growing Up« über ein Kind, das mit der Scheidung seiner Eltern umgehen muss, mit einer Sequel-Idee* zu »Begegnung der dritten Art«: Was wäre, wenn eines der Aliens den Abflug des Mutterschiffs verpassen würde?
Bedeutung
»E.T.« war ein popkulturelles Phänomen und schaffte es sogar, »Star Wars« als erfolgreichsten Film aller Zeiten abzulösen. Diese Position hielt »E.T.« zwölf Jahre lang, bis er 1993 von einem anderen Spielberg-Film übertrumpft wurde: »Jurassic Park«. Für Spielberg war dies der endgültige Eintritt in den Regie-Olymp, der Film selbst geriet zur Blaupause für das Jugendkino der Achtziger, die über Jahre genutzt wurde – etwa in »Explorers«, »Goonies« oder »Der Flug des Navigators«.
Kritik
Man muss schon emotional stark unterkühlt sein, wenn einen das Ende von »E.T.« nicht zu Tränen rührt – ob 1981 oder heute. Spielberg prägte den Begriff Kinomagie, in dem er Themen wie jugendliche Neugierde, Verlustangst und die Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens mit Fantastik vermengte. Bis heute ein Klassiker des Genres.
Die Fakten
Jäger der verlorenen Szene
Habt ihr gewusst, dass Harrison Ford eine kleine Rolle im Film spielte? Spielberg bat seinen Freund Ford um einen Gastauftritt, der zu dieser Zeit gerade in die Dreharbeiten von »Blade Runner« involviert war, dort aber aufgrund zahlreicher Unterbrechungen Zeit für eine Mini-Rolle hatte. Spielberg gab Ford die Rolle des Schuldirektors, mit dem Elliot in Konflikt kommen sollte, nachdem er die Frösche im Biologieunterricht frei lässt. Im fertigen Film nahm Spielberg die Rolle aber wieder heraus, um Zeit zu sparen. Selbst in den Neuveröffentlichungen auf DVD und BluRay ist die Szene bis heute nicht inkludiert worden.
E.T. wie Echter Terror
Beinahe wäre »E.T.« übrigens eine weit weniger jugendfreundliche Nummer geworden. Aus den ersten Drehbuchentwürfen für die von Columbia Pictures geforderte Fortsetzung von »Begegnung der dritten Art« ging nämlich auch ein erster Entwurf namens »Night Skies« hervor. Darin sollte eine Gruppe gestrandeter Aliens eine Familie terrorisieren. Spielberg war dieser Entwurf jedoch zu düster – ein neuer Drehbuchautor wurde engagiert. Teile dieser Ideen verwertete er später jedoch für ein anderes Projekt, das er kurz darauf produzierte: »Poltergeist«.
Möge die SIM-Karte mit ihnen sein
Auch bei »E.T.« machten Steven Spielberg und George Lucas nicht davor halt, ihre Freundschaft mit einem versteckten Augenzwinkern zu zelebrieren. Nachdem Spielberg »E.T.« am Abend von Halloween auf einen verkleideten Joda treffen ließ, revanchierte sich Lucas viele Jahre später in »Star Wars Episode 1: Die dunkle Bedrohung«. Wer hier mal genau auf die anwesenden Parteien im galaktischen Senat auf Coruscant achtet, wird hier, sehr versteckt und nur für wenige Sekunden sichtbar, eine Gruppe Aliens entdecken, die exakt wie der telefonbegeisterte Langhals aussehen.
Massengrab der Schande
Für Gamer hat der Name »E.T.« bis heute übrigens einen eher schalen Beigeschmack, immerhin gilt das Spiel zum Film als eines der größten Desaster der Unterhaltungsindustrie. Als der Film 1982 durch die Decke geht, will der Videospielgigant unter allen Umständen daran mitverdienen und beauftragt eine Version, die in aller Eile innerhalb von zwei Wochen zusammengeschustert wird.
Im Glauben, man könne den immensen Erfolg des Filmes wiederholen, lässt Atari Hunderttausende Kopien anfertigen – und irrt sich damit ein letztes Mal. Aufgrund der katastrophalen Qualität des Spiels, wird »E.T. – The Videogame« zum Ladenhüter, der finanzielle Schaden zwingt Atari später in die Insolvenz. Um die bereits produzierten Spielmodule loszuwerden, lässt Atari in der Wüste von Alamogordo, New Mexico, ein gigantisches Loch buddeln und vergräbt dort Tausende Module, die erst Jahre später gefunden werden.
Auf Händen gelaufen
In der Zeit vor dem Aufstieg der CGI-Effekte** musste der kleine »E.T.« natürlich noch mit praktischen Tricks umgesetzt werden. Zum Einsatz kamen daher verschiedene Puppen: Die einen funktionierten teils animatronisch, wurden als mit Druckluft und mechanischer Kraft bewegt. In die anderen schlüpften verschiedene Darsteller. So kamen zwei kleinwüchsige Darsteller zum Einsatz sowie der 12-jährige Matthew DeMeritt, dem seit seiner Geburt beide Beine fehlen. In Szenen, in denen »E.T.« unbeholfen durch die Gegend watschelt, steckt DeMeritt mit seinen Armen in den Füßen der Puppe.
Süße Sünden
Im Film entwickelt E.T. schnell eine Vorliebe für irdische Süßigkeiten. Vor allem kleine, bunte Schokolinsen haben es ihm angetan. Spielberg wollte für diese Szenen ursprünglich »Mars« als Sponsor gewinnen und deren »M&M’s« nutzen, allerdings forderte der Schokoriegel-Hersteller für diesen Zweck umfangreiche Einblicke in das Drehbuch. Universal Pictures verbat sich diesen Schritt, die Zusammenarbeit war daraufhin vom Tisch. Im Film sieht man daher die Snacks der US-Firma Hershey, für die sich der Deal im Nachhinein mehr als rechnete: Hershey gab an, dass die Umsätze der Snacksorte »Reese’s Pieces« nach dem Film um über 65 Prozent stiegen.
Alles nur geklaut?
Diesen Fakt verschweigen die Macher gern: Es gab nämlich nach dem Filmstart von »E.T.« einen Plagiat-Skandal. Der indische Regisseur Satyajit Ray behauptete, Spielberg habe die Ideen für »E.T.« von einem Skript namens »The Alien« gestohlen, das Ray im Jahr 1967 an Columbia Pictures optioniert hatte.
Diese wollten das Buch ursprünglich mit Marlon Brando und Peter Sellers umsetzen, bis das Projekt sich letztlich aber zerschlug. Tatsächlich stehen auch dort ein Alien und sein menschlicher Freund im Zentrum der Handlung, womit sich die Ähnlichkeiten aber bereits erschöpfen. Spielberg dementierte die Vorwürfe später. Zu einer Klage kam es nie.
E.T. – Die Rückkehr
Neben der angesprochenen Buchfortsetzung gab es auch reale Pläne für eine Filmfortsetzung. Spielberg und seine Drehbuchautorin Melissa Mathison schrieben ein Skript namens »E.T. 2: Nocturnal Fears«, in dem Elliott und seine Freunde von einer mutierten Albino-Abart der E.T.-Rasse entführt werden sollten. Am Ende hätte E.T. den bösen Oberalien Korel besiegt und die Kids befreit. Klingt absurd? Dachte sich offenbar auch Spielberg selbst, der die Fortsetzung absagte, um das Vermächtnis seines Meisterwerkes nicht unnötig zu kannibalisieren.
Wusstet ihr,
… dass E.T. laut dem offiziellen Roman über zehn Millionen Jahre alt ist und laut Spielberg ähnlich einer Pflanze kein klar definiertes Geschlecht besitzt?
… dass E.T.s Heimatplanet einen Namen hat? In der Romanfortsetzung des Films, »E.T.: The Book of the Green Planet«, erfährt man, wie die Geschichte des kleinen Aliens weitergeht und dass die Alien-Welt den Namen Brodo Asogi trägt.
… dass Michael Jackson einen Song zum Film geschrieben hatte (»Someone in the Dark«)? Da er ohne Gage arbeitete, schenkte ihm Universal eine der letzten, verbliebenen E.T.-Puppen.
* Sequel: Sequel ist ein anderes Wort für Fortsetzung
** CGI: Kurz für Computer Generated Image, also Bilder, die am Computer digital erzeugt werden
ALIEN
Erscheinungsjahr: 1979, 1982
Regisseur: Ridley Scott, James Cameron, David Fincher, Jean Pierre Jeunet
Darsteller: Sigourney Weaver, Michael Biehn, Lance Henriksen, John Hurt
Bester Teil: Aliens – Die Rückkehr
Entstehung
Die Geschichte von »Alien« beginnt eigentlich mit einem anderen Film. Der exzentrische Filmemacher Alejandro Jodorowsky versammelt für sein Großprojekt »Dune« eine Schar an Talenten. Künstler wie Moebius, Chris Foss und H.R. Giger sollen seine Vision auf die Leinwand bannen, Dan O’Bannon das Drehbuch schreiben. Das Projekt scheitert jedoch an wahnwitzigen Ambitionen. Als sich Dan O’Bannon für sein nächstes Projekt mit Jungregisseur Ridley Scott trifft, erinnert er sich an die kreativen Talente und zeigt Scott deren Arbeiten. Der ist begeistert und lässt Giger, Moebius und Foss auf »Alien« los.
Bedeutung
»Alien« schockte das Kinopublikum zutiefst. Die Mischung aus Suspense, Gewalt und Schockeffekten war Ende der Siebziger für das Kinopublikum noch ein schwer zu verdauender Brocken. Dennoch war »Alien« ein kommerzieller Erfolg und gilt heute als Meilenstein des Science-Fiction-Genres.
Spuren in den Annalen der Filmgeschichte hinterließ vor allem der gelungene Versuch, künstlerische Einflüsse in die Gestaltung des Films einfließen zu lassen. Sci-Fi galt vor H.R. Gigers Alien-Kreatur als Bühne für lächerliche Gummimonster, wurde danach aber erstmals ernst genommen.
Kritik
Jim Camerons Fortsetzung gilt unter Fans noch als eine der besten Fortsetzungen aller Zeiten, dem dritten »Alien«-Film wird aber seine turbulente Entstehung zum Verhängnis – noch während der Dreharbeiten wird das Skript pausenlos geändert, Regisseur David Fincher ist nahezu machtlos, da sich die Studiobosse über den Regieneuling gnadenlos hinwegsetzen und ihn bedrängen. Das Ergebnis kommt dementsprechend beim Publikum nicht gut an. »Alien: Die Wiedergeburt« erhielt ebenfalls gemischte Kritiken.
Richtig sauer wurden die Fans erst, als »Alien« zur Cashcow degradiert wird und mit Ausfällen wie »Alien vs. Predator« gemolken wird. Selbst Ridley Scotts Rückkehr zu »seiner« Serie mit »Prometheus« ist schwer umstritten.
DIE FAKTEN
Schock lass nach
Der Schockfaktor des ersten »Alien« war auch deshalb so hoch, weil die Reaktionen der Darsteller nicht nur real wirken, sondern tatsächlich echt sind. Sigourney Weaver, Tom Skerritt und Co. wurden allesamt nur rudimentär in die Drehabläufe eingeweiht. Selbst komplexe Szenen, wie die legendäre Geburtsszene des Alien am Esstisch, wurden im Drehbuch maximal angedeutet. Als dann das Blut zu spritzen begann und die außerirdische Kreatur sich aus John Hurts Körper schälte, wusste davon, abgesehen von Hurt, niemand der Darsteller. So erklären sich dann auch die verdatterten Blicke und Schreie.
Das alienative Ende
Ein ursprüngliches geplantes Ende sollte eigentlich zeigen, wie Ripley den Kampf gegen das Alien am Ende des Films verliert und mit abgebissenem Kopf selbst aus der Luke des Rettungsschiffes Narcissus geschleudert wird. Und ab hier wäre es dann »wild« geworden: Ridley Scott wollte, dass der außerirdische Organismus Ripleys Stimme imitiert und mit dieser einen Notruf gen Erde absetzt, offenbar um so dorthin zu gelangen. Das Team empfand dieses Ende aber als zu düster und entschied sich letztlich für das uns bekannte »Happy End«.
Kinder im Weltraum
Die Erforschung des verlassenen Raumwracks war eine der spannendsten Szenen des ersten »Alien«-Teils. Hier findet die Crew unter anderem den Space Jockey – eine gigantische, außerirdische Kreatur, die in einem riesigen, steinernen Pilotensitz liegt. Was im Film wirkt, als habe Ridley Scott diesen Moment in einem ebenso riesigen Set gedreht, ist in Wirklichkeit ein cleverer, optischer Trick. Tatsächlich ist das Set nur mannshoch. Um trotzdem die Illusion zu erwecken, die erwachsenen Mitglieder der Nostromo-Crew würden darin auf Erkundungstour gehen, hat man das Set ein paar Maßstäbe kleiner gebaut und statt der Darsteller kleine Kinder in Mini-Versionen der Raumanzüge gesteckt. Spart Geld, ist effektiv und sieht hinterher mindestens genauso spektakulär aus.
Was war zuerst: Alien oder Ei?
Für die DVD-Veröffentlichung von »Alien« wurde ein spezieller Director’s Cut angefertigt, der eine Szene enthält, die – wäre sie tatsächlich in der ursprünglichen Kinofassung gelandet – wahrscheinlich die gesamte Reihe nachhaltig beeinträchtigt hätte. Darin findet Ripley während ihrer Flucht im Finale eine Kammer, in welcher der noch lebende Captain Dallas und die Leiche von Brett eingesponnen sind und langsam zu Alien-Eiern transformiert werden. Dies hätte eine völlig andere Theorie aufgeworfen, nach der sich die Aliens selbstständig reproduzieren können – ohne eine Königin, wie die späteren Alien-Teile zeigen. Ridley Scott entfernte die Szene, weil sie das Tempo der Fluchtsequenz störte, und ließ so völlig unwissentlich Raum für die ikonische Alienmutter.
Hetzen, sechs!
Im Film »Aliens: Die Rückkehr« sehen sich Ripley und eine Gruppe Marines mit einer riesigen Alien-Übermacht konfrontiert – Hunderte Aliens, die in Wellen über sie herfallen. Die Realität am Set sah aber sehr viel kleinspuriger aus. Tatsächlich ließ Regisseur James Cameron nämlich nur sechs Alien-Anzüge anfertigen, natürlich um Kosten zu sparen. 1986 waren CGI-Effekte noch nicht ausgereift genug, um die Aliens am Computer zu erschaffen. Also erzeugte man mit cleveren Schnitten und Szenenaufbau die Illusion, dass sich weitaus mehr Kreaturen im und um das Bild herum befänden.
Echtes Militär
Al Matthews, der Darsteller des beinharten Sergeant Apone, musste sich nicht lange in die Rolle einfinden. Matthews diente im amerikanischen Militär, wurde nach Vietnam eingezogen und dort als erster Schwarzer überhaupt in den Rang des Sergeants befördert. Nach sechs Jahren im Dienst und insgesamt elf Tapferkeitsmedaillen schied er aus dem Dienst aus und versuchte sich als Schauspieler und Sänger.
Wusstet ihr,
… dass der Planet LV-426, auf dem »Alien« und »Aliens: Die Rückkehr« spielen, auch Acheron genannt wird? In der griechischen Mythologie war Acheron einer der fünf Totenflüsse, der die Unterwelt mit dem Reich der Lebenden verbindet.
… dass »Alien« im ersten Entwurf noch »Starbeast« hieß und ursprünglich ein Mann der Held des Films werden sollte?
… dass von »Alien 3« eine Drehbuchfassung existiert, die auf einem gigantischen Satelliten aus Holz spielen sollte, der von Mönchen bewohnt wird?