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Buch

London 1914: Ella Wells und Violet Owen waren seit Kindheitstagen befreundet. Doch vor vier Jahren zerbrach ihre Freundschaft. Nun treffen sie sich nur noch einmal im Jahr – am Rose Square – immer am gleichen Tag. Denn an diesem Platz in London ist etwas vorgefallen, das ihr Leben schlagartig veränderte, ein Skandal, der ihre Familien auseinanderriss, ein Geheimnis, das sie beide ihre große Liebe kostete. Mit Beginn des Krieges spitzt sich die Lage zu. Beide Frauen sind als Krankenschwestern an der Front gemeldet, und Ella trifft wieder auf Robert. Er ist inzwischen ein renommierter Arzt und verlobt, aber er ist nach wie vor der einzige Mann, den sie je geliebt hat. Violet und Ella müssen entscheiden, wie schwer das Geheimnis vom Rose Square wiegt. Denn der Krieg droht ihnen nicht nur alles zu entreißen, was ihnen teuer ist – sondern birgt auch eine Chance zu erkennen, dass die Liebe, die Freundschaft und das Glück jeden Kampf wert sind.

Autorin

Jenny Ashcroft, 1980 in England geboren, studierte Geschichte in Oxford und machte sich danach im digitalen Mediensektor selbstständig. Sie hat zwei Kinder und lebt in London und Singapur. »Die Frauen vom Rose Square« ist ihr erster Roman.

Jenny Ashcroft

Die Frauen
vom Rose Square

Roman

Aus dem Englischen
von Martina Tichy

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Copyright © der Originalausgabe 2014 by Jenny Ashcroft
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2014
by Wilhelm Goldmann Verlag, München,
in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH
Neumarkter Str. 28, 81673 München
Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur, München
Umschlagmotiv: Demurez Cover Arts/Svetlana Muradova;
FinePic®, München
Redaktion: Sandra Lode
MR · Herstellung: Str.
Satz: DTP Service Apel, Hannover
ISBN: 978-3-641-14546-0
V002
www.goldmann-verlag.de
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FELDLAZARETT 4, YPERN, OKTOBER 1917

Er traf nachts in der Notaufnahme ein. Bei seinem Anblick wurde ihr klar, dass sie auf ihn gewartet hatte. Sein mittlerweile von der Schmutzkruste befreiter Körper war völlig zerschlagen. Er wirkte so schmächtig, wie er da unter den verfügbaren Decken lag. Laut dem Schild, das man ihm umgebunden hatte, war er nicht mehr zu retten, jeder Versuch eine Verschwendung von Mitteln. Nach Tagen im Niemandsland wurde er vom Wundbrand aufgefressen. Er war nur zum Sterben hergekommen.

Sie zog ihre Wolljacke fest um sich, hüllte sich in die Liebe ein, mit der sie gestrickt worden war, um die Kälte und den Schmerz fernzuhalten. Eine tröstliche Erinnerung an die Berührung ihrer Mutter. Wie ahnungslos sie damals doch gewesen waren.

Sie beugte sich nah zu ihm hin. Die flackernden Sturmlaternen verliehen seinem wachsbleichen Gesicht ein wenig Wärme. Sein Atem roch abstoßend. Sie brauchte ihre ganze Willenskraft, um nicht zurückzuzucken. Er schlug die Augen auf und hatte noch genug Leben in sich, um einen Funken von Erkennen darin aufblitzen zu lassen. Ganz schwach nur. Es würde nicht mehr lange dauern. Seine Mundwinkel waren verklebt, und als er etwas sagen wollte, kam zuerst ein Übelkeit erregendes Blubbern.

»Vergib mir.«

Die Arme eng um ihren Brustkorb geschlungen, hielt sie den Mund dicht an sein Ohr und schloss die Augen. Spürte den stechenden Schmerz von Erschöpfung und Leid.

»Nein.«

EIN GOLDENER SOMMER

1. Kapitel

LONDON, JUNI 1914

Ella geriet ins Stolpern, als sie die Stufen des St.-Thomas-Hospitals hinunterhastete, und landete unsanft auf dem Gehweg. Aus ihren Augen, die nach der Strafpredigt der Oberschwester immer noch brannten, sprach das Gefühl der Demütigung, als verschiedene Passanten herbeieilten, um ihr aufzuhelfen.

Nein, wirklich, ihr fehlte nichts. Sie hielt ein eben vorbeifahrendes Taxi an. Warum nur hatte sie sich auf das Gespräch mit der Oberschwester eingelassen? Ausgerechnet heute. Was hatte sie erwartet? Eine Entschuldigung für den Wutausbruch anlässlich ihres Ausstiegs im vergangenen Jahr? Das verschämte Zugeständnis, bei genauerer Betrachtung seien Besuche und Gartenpartys sehr wohl eine bewundernswerte Art und Weise, sein Leben zu verbringen? Die Beteuerung, nach nur zwei Jahren aufzugeben sei kein Versagen?

Eins stand für Ella fest: Niemals hätte sie geahnt, dass sie es dazu würde kommen lassen.

Kurz spielte sie mit dem Gedanken, den Taxifahrer anzuweisen, sie zur Paddington Station zu bringen, und den nächsten Zug zurück nach Oxfordshire zu nehmen. Der knappe Ton, in dem sie ihn schließlich nach Pimlico dirigierte, sagte ihr, was sie bereits wusste. Sie konnte Violet nicht im Stich lassen. Sie musste hinfahren. Wie viele widerwillige Entscheidungen würde sie an diesem Nachmittag wohl noch treffen?

Sie wippte ungeduldig mit dem Fuß, während das Taxi sich durch den nachmittäglichen Verkehr kämpfte. Die Straßen rund um Victoria Station waren hoffnungslos mit Omnibussen und Kraftfahrzeugen verstopft; offenbar brach halb London zur Küste auf. Ein Zeitungsjunge verkündete lautstark das Neueste vom Attentat auf Erzherzog Ferdinand, aufgekratzte Familien strömten in den Bahnhof, Kinder thronten hoch über ramponierten Koffern auf Gepäckkarren. Bei ihrem Anblick erschien der drohende Krieg fast unvorstellbar. Ella presste die Hände im Schoß zusammen und wollte nur noch fort von der heiteren Sommerszenerie.

Violet würde mittlerweile schon dort sein, am Rose Square, vor dem Haus. Sie würde die Tür im Blick behalten und versuchen, nicht darauf zu warten, dass sich etwas tat. Sie würde auf der Bank sitzen, die Ella bei ihrem ersten Besuch gar nicht aufgefallen war und die im Lauf der Jahre eine so schreckliche Bedeutung bekommen hatte.

Sie holte tief Luft. Ein nervöser Schauer überlief sie.

Walter erhob sich, als Robert mit Verspätung zu ihrer Mittagsverabredung in dem überfüllten Restaurant eintraf. Die Entschuldigungen seines ältesten Freundes wischte er mit einer Handbewegung beiseite und unterbrach ihn, bevor er allzu detailliert über die Nierenblutung eines Patienten im OP berichten konnte. Das bisschen Appetit, das er verspürte, wollte er sich gern bewahren.

»Deine Schwester war auch keine große Hilfe«, sagte Robert, warf seinen Hut auf den Tisch und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Da stecke ich bis zum Ellbogen in dem armen Kerl drin und kann an nichts anderes denken, als dass ich sie heute noch sehen werde.«

»Das ist ja wohl kaum Ellas Schuld. Wenn du immer noch so empfindest, dann verstehe ich nicht, wieso …«

»Du weißt genau wieso.« Robert griff ungeduldig nach der Speisekarte. »Ich kann ihr nicht mehr vertrauen. Ich weiß nicht mal, warum ich überhaupt hier bin. Wieder einmal.«

Walter zog die Augenbrauen hoch. Sie hätten beide an diesem Nachmittag durchaus anderes zu tun. Ihm jedenfalls brannte die Arbeit unter den Nägeln, die sich zu Hause, in der Oxforder Zentrale der Bäckerei, türmte. »Vielleicht kommen sie ja dieses Jahr gar nicht«, sagte er – eine schwache Hoffnung, die sein Tonfall noch schwächer klingen ließ.

Robert stieß ein kurzes, hartes Lachen aus. »Vielleicht.«

Während des Essens mieden sie das Thema. Erst als sie das Restaurant verlassen und sich Richtung Pimlico aufgemacht hatten, brachte Walter es erneut zur Sprache. »Schwer zu glauben, dass es schon vier Jahre her sein soll. Meistens vergesse ich es. Aber heute habe ich das Gefühl, als wäre es gestern gewesen.«

»Ich wünschte, ich könnte es vergessen«, erwiderte Robert. »Aber es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht daran denke.«

Damals hatte für Robert natürlich viel mehr auf dem Spiel gestanden. Bei dem, was er getan hatte. Und was Violet, seine eigene Schwester, im Gegenzug ihm angetan hatte. In jüngster Zeit hatte Robert kaum noch etwas mit Violet zu tun. Was Ella anging, so musste es Monate her sein, seit er sie zuletzt gesehen hatte, auf keinen Fall mehr nach Weihnachten. Obwohl Roberts Eltern im selben Dorf wohnten wie die von Walter – keinen Kilometer voneinander entfernt in Tebstock –, kam Robert nie vorbei, seit Ella wieder dorthin zurückgekehrt war. Walter erzählte ihr nichts mehr davon, wenn Robert zu Hause auf Besuch war. Er konnte ihren Gesichtsausdruck nicht ertragen.

Als sie den Rose Square erreichten, saßen Ella und Violet schon wie üblich an den beiden Enden ihrer Bank. Walter und Robert versteckten sich hinter einer Ecke und warteten. Ella fingerte am Griff ihres Sonnenschirms herum. Violet zupfte am Ärmel ihres Mantels, der Teil einer Krankenschwestertracht war. Walter musste zweimal hinsehen, bevor er erkannte, dass es sich um die Uniform des Queen Alexandra Imperial Military Nursing Service handelte.

»Seit wann ist Violet beim QAIMNS?«, fragte er Robert.

»Sei bloß still! Seit letzter Woche. Sie hat keiner Menschenseele ein Wort davon gesagt, typisch Violet natürlich, ohne Rücksicht auf die Folgen. Unsere Eltern sind außer sich. Das bedeutet, dass sie sofort bei Kriegsbeginn ins Ausland geschickt wird.«

Walter verdaute die Neuigkeit schweigend. Es war schwer zu sagen, ob Violets Entschluss Mitleid oder Beifall verdiente. Damals hatte sie sich nicht gerade darum gerissen, Krankenschwester zu werden. Warum also jetzt? Wo niemand verwundert gewesen wäre, wenn sie es nicht getan hätte?

»Was meinst du, worüber unterhalten sie sich?«, fragte Robert mit einer Kopfbewegung zu ihren Schwestern hin.

Violet und Ella hatten die Gesichter voneinander abgewandt und sahen starr geradeaus zu dem Haus. Nur ihre Lippenbewegungen verrieten, dass sie tatsächlich miteinander sprachen.

»Weiß der Himmel«, erwiderte Walter. »Ich will es jedenfalls nicht wissen.«

»Ich dachte schon, du würdest nicht kommen«, sagte Violet. »Du bist spät dran.«

»Natürlich komme ich«, entgegnete Ella. »Ich bin nur aufgehalten worden, im St. Thomas.«

»Was hast du da gemacht?«

»Der Oberschwester versprochen, dass ich wieder einsteige und meine Ausbildung beende, falls es Krieg gibt.«

»Oh!« Violet wirkte so überrascht, wie Ella selbst es immer noch war.

»Es ist offenbar geplant, ein Militärkrankenhaus in der Nähe von Tebstock einzurichten«, fuhr Ella fort. »Mir wurde gesagt, ich solle das zum Anlass nehmen, um mich zusammenzureißen und nicht mehr alle so fürchterlich zu enttäuschen.«

»Das hast du sicher gern gehört. Als Nächstes erzählst du mir noch, dass du dem QAIMNS beitrittst.«

»Kann gut sein.« Wo um alles in der Welt kam das auf einmal her? »Ich habe nur noch ein Jahr Ausbildung vor mir, dann wäre ich dafür qualifiziert.«

»Oh«, kam es ein zweites Mal von Violet. Etwas wie widerwillige Hochachtung sprach aus ihrem Blick.

Ella sperrte sich gegen den Drang, noch mehr zu sagen, und presste die Lippen fest aufeinander. Sie hatte sich geschämt, als sie von ihrer Mutter hörte, Violet sei in den Dienst des QAIMNS getreten. Erst jetzt ging ihr auf, dass sie unter anderem deswegen der Aufforderung der Oberschwester Folge geleistet hatte. Wahrhaftig nicht zuletzt deswegen.

»Warum glaubst du, dass du diesmal mehr Erfolg haben wirst?«, fragte Violet.

Ella zuckte mit den Achseln. Das war eine berechtigte Frage. Die Erinnerung an den Abend vor vier Jahren hatte nichts von ihrem Schmerz verloren. Die Reue nagte an ihr wie eh und je. Wer sagte denn, dass sie nicht wieder mit den gleichen Selbstzweifeln zu kämpfen haben würde, denen sie in ihrer Zeit am St. Thomas nachgegeben hatte. »Ich weiß es nicht«, erwiderte sie. »Aber die Vorstellung, zweimal zu versagen, finde ich unerträglich.«

Violet seufzte. »Ja, verstehe. Das wäre nicht gerade ideal.«

Beim Warten dachte Ella über die Aussicht nach, sich erneut mit Visiten und Bettpfannen abgeben zu müssen. Violets Blick zuckte über die Straße. Bei jedem Neuankömmling auf dem Platz verspannte sie sich, beugte sich vor – und sackte wieder in sich zusammen, wenn sich herausstellte, dass es nicht er war. Ella rührte sich nicht. Er würde nicht kommen. Als Violet sie zum ersten Mal hierhergeschleppt hatte, gleich nach all den Vorkommnissen, hatte sie nur ein winziges Fünkchen Hoffnung gehabt, er könnte noch da sein. Natürlich war er längst auf und davon, das Haus neu vermietet. Sie suchten monatelang nach ihm, doch er hatte seine Spuren sorgfältig verwischt. Keine Nachsendeadresse. Nachdem sich sämtliche Wege als Sackgassen erwiesen hatten, entschied Violet, sie sollten am ersten Jahrestag herkommen, nur für den Fall der Fälle … Ella hatte gewusst, dass es vergebliche Liebesmüh sein würde. Der Gedanke, er könnte in einer sentimentalen Anwandlung zurückkehren – insbesondere, nachdem er sich so gezielt in Luft aufgelöst hatte –, war absurd. Trotzdem hatte sie sich zu Violet gesetzt und mit ihr bis tief in die Nacht hinein gewartet. Er war nicht gekommen. Weder da noch in den folgenden beiden Jahren. Und er würde auch jetzt nicht kommen.

Jahr für Jahr zuzusehen, wie Violets Hoffnung in Mutlosigkeit umschlug, war beschämend – und doch das Geringste, was Ella für sie tun konnte.

Nach mehr als einer Stunde sagte Violet matt und bedrückt: »Ich weiß nicht, wieso ich mir einrede, dass er vielleicht doch kommt. Du musst mich für verrückt halten.«

»Nein … das nicht.«

»Ich kann mich nicht damit abfinden, niemals zu wissen, was passiert ist. Immer wieder sage ich mir: Eines Tages wird es ihm so leidtun, dass er zurückkommt. Dass er herausfinden will, wo sie ist. Und es mir sagen wird.« Violets Blick, unverwandt auf die Tür vor ihnen gerichtet, wurde dunkel vor Schmerz. »Aber das wird wohl nicht geschehen.«

»Es tut mir so leid …«

»Ich höre sie immer noch, weißt du.«

Ella blickte auf ihre Hände. »Ich auch.«

Violet sagte nichts weiter. Ella stand auf. Sie musste nach Hause; ihre Eltern würden sich schon fragen, wo sie blieb.

»Letzte Woche ist mir mein Bruder über den Weg gelaufen«, rief Violet ihr nach. Ella blieb stehen. »Er will Laura einen Antrag machen.«

Ella schnürte es die Kehle zu, und ihr blieb die Luft weg. Mit einem Mal fühlte ihr Inneres sich tonnenschwer an, es drohte sie fast zu zerreißen. »Das glaube ich dir nicht.« Mehr als ein Flüstern brachte sie nicht zustande. »Warum sollte Robert dir so etwas erzählen? Er redet doch kaum noch mit dir …«

Violets Mienenspiel zeugte vom Widerstreit verschiedenster Empfindungen; schließlich gewann äußerste Beherrschung die Oberhand. »Ich lüge nicht«, sagte sie. »Jetzt weißt du, was für ein Gefühl es ist, etwas wirklich Kostbares zu verlieren. Wobei ich dir Robert natürlich nicht weggenommen habe.«

»Aber so gut wie!«

»Nein. Du hattest eine Wahl.«

Ella sah die Herausforderung in Violets dunklen Augen. Wie so oft gelang es ihrer einstigen Freundin auch jetzt, sie über und über erröten zu lassen.

»Überleg doch«, redete Violet weiter. »Du wirst zu der Hochzeit gehen müssen. Es würde höchst merkwürdig wirken, wenn du fortbleibst.«

Ella schloss die Augen und versuchte sich vorzustellen, in einer Kirche zu sitzen und mit anzusehen, wie Robert sich bis ans Ende seines Lebens einer anderen versprach. Laura. Die Qual machte ihre Stimme brüchig. »Du willst mir doch nicht erzählen, dass er mit ihr glücklich wird?« Laura war exakt der Typ Frau, den sie und Violet einträchtig verabscheut hatten, als sie noch befreundet waren: reizend und nett in männlicher Gesellschaft – und das pure Gift in Gegenwart weiblicher Wesen, die nicht vollkommen unscheinbar waren. Aus ihrer Abneigung gegen Ella hatte sie nie einen Hehl gemacht.

Nun war es an Violet zu erröten. »Nein. Aber ich kann mich auch immer noch nicht mit dem Gedanken anfreunden, dich glücklich zu sehen.«

Beim Warten wechselten Walter und Robert kaum ein Wort. Auf der Straße war es still, nur ein laues Lüftchen wehte. Neben ihnen räkelte sich eine Katze auf der sonnenwarmen Mauer; eine Frau schob einen Kinderwagen über den Platz. Es war jedes Jahr das Gleiche. Sie standen an der üblichen Ecke, bis eine der beiden sich ohne Vorwarnung von der Bank erhob und ging. Trotz seines immer noch schwelenden Zorns folgte Robert dann widerwillig Violet, bis sie wohlbehalten zu Hause war, und Walter machte es genauso mit Ella. Im ersten Jahr hatten sie gar keine andere Wahl gehabt. Damals waren die Mädchen noch so jung und hatten so lange ausgeharrt, dass es unverantwortlich gewesen wäre, sie ihrem Schicksal zu überlassen. Mittlerweile war es eher zu einem Ritual geworden.

Sie ließen sich nie blicken. Wenig entfachte den Zorn ihrer Schwestern so zuverlässig wie die Unterstellung, sie bräuchten in irgendeiner Hinsicht Beschützer.

»Sie ist nicht glücklich, oder? Auch jetzt nicht.«

Beim Klang von Roberts Stimme fuhr Walter zusammen. Er folgte dessen Blick zu Ella, die mit gesenktem Kopf und hängenden Schultern dastand. Bei der Erinnerung an die sorglose junge Frau, die sie einmal gewesen war, zog sein Herz sich schmerzhaft zusammen.

»Rede mit ihr«, sagte Walter in einer spontanen Anwandlung. »Versuch wenigstens, irgendwas in Gang zu bringen. Lauf ihr wie zufällig über den Weg, und lad sie zu einem Kaffee ein. Ich sorge schon dafür, dass Violet sicher nach Hause kommt.«

Robert kniff die Augen zusammen und sah zu dem Platz hinüber. Dann seufzte er. »Nicht heute. Aber irgendwann muss ich sie treffen, ich habe etwas mit ihr zu besprechen.«

Walter wollte Robert – nicht zum ersten Mal – sagen, dass die Sache mit Laura ein Fehler war. Eine Frau mit mehreren Hunden an der Leine kam ihm dazwischen. Er trat beiseite, um sie vorbeizulassen, worauf die Katze loskreischte und fauchte und die Hunde wie verrückt zu bellen begannen. Mit einem Satz sprang die Katze von der Mauer und flitzte Richtung Rose Square. Ella wandte ruckartig den Kopf zur Quelle des Tumults. Walter und Robert wichen zurück, waren jedoch beide nicht schnell genug.

Sie hatte sie sofort entdeckt.

2. Kapitel

Ellas erster Gedanke beim Anblick von Robert und ihrem Bruder war, wie lächerlich sie und Violet in ihren Augen erscheinen mussten. Auf diese peinlich klare Erkenntnis folgten schnell drei weitere Gedanken:

Erstens war es allerdings lächerlich, dass sie immer noch hierherpilgerten. Mit diesem Jahr musste das ein Ende haben, um ihret- und um Violets willen.

Zweitens sah Robert so gut aus wie eh und je – mit seiner frühsommerlichen Bräune sogar noch besser. Sie konnte unmöglich tatenlos zusehen, wie er Laura heiratete. Sie musste etwas tun.

Drittens jagte Letzteres ihr eine Heidenangst ein, und sie hatte keine Ahnung, wie sie es überhaupt anstellen sollte. Zum Glück hatte sie schon in den Vorschlag der Oberschwester eingewilligt. Womöglich gab ihr das Halt, um der Herausforderung gewachsen zu sein.

Der plötzliche Entschluss war so befreiend, dass Ella kurz den Wunsch verspürte, sich Violet anzuvertrauen. Doch die steinerne Miene, mit der Violet den beiden Männern entgegensah, bewog sie zu schweigen. Vorerst zumindest hasste Violet sie noch.

Ella bemühte sich, den Blick auf Walter gerichtet zu halten, während die zwei näher kamen, stellte aber fest, dass sie die Augen nicht von Robert wenden konnte. Er sah zu ihr hin, und sie schnappte nach Luft.

»Es ist lange her«, sagte er.

Sie konnte nur nicken.

»Was hattet ihr denn da drüben zu suchen?«, fragte Violet. »Ach, spart euch die Antwort. Ich will es eigentlich gar nicht wissen.«

Walter gab Ella einen Kuss auf den Kopf und drückte liebevoll ihre Schultern. »Hallo, Roo«, sagte er – ihr Spitzname aus Kindertagen, den alle anderen schon lange nicht mehr verwendeten. Ihr wurde warm ums Herz. Erst jetzt bemerkte sie, wie allein sie sich gefühlt hatte. »Ich konnte es nicht so recht glauben, als du gesagt hast, du hättest einen Termin im Krankenhaus.«

»Doch, hatte sie tatsächlich«, warf Violet ein. »Es war ein äußerst betriebsamer Tag für Ella. Bestimmt haben alle Nähkränzchen in und um Oxfordshire sie schmerzlich vermisst.«

Es war die Selbstgefälligkeit, mit der sie sprach – die in den vergangenen Jahren gewachsene Sicherheit, dass sie mit solchen spitzen Bemerkungen ungeschoren davonkommen würde. Durch Ella ging ein Ruck. »Könnten wir anderen doch unsere Tage auch so verdienstvoll verbringen wie du, Violet. Deine Patienten müssen geradezu überströmen vor Dankbarkeit, dass ein so mitfühlendes Wesen sich um sie kümmert.«

Robert brach in schallendes Gelächter aus. Violet starrte sie fassungslos an. Ella platzte fast vor Erleichterung darüber, dass sie endlich zurückgeschossen hatte. Gleichzeitig machte sich heißes Schuldbewusstsein in ihr breit, doch sie gab dem Drang, sich zu entschuldigen, nicht nach. Und das fühlte sich gut an, sehr gut sogar.

»Gehen wir?«, fragte Walter sie und verkniff sich ein Lächeln. »Du kannst mir ja unterwegs erzählen, was dich zu deiner alten Oberschwester geführt hat.«

Ohne einen Blick auf Violets zornige Miene hakte Ella sich bei Walter unter. Ihr Atem ging schneller als gewöhnlich. Ihre bissige Bemerkung über Violet hallte weiter in ihr nach, ebenso wie Roberts Gelächter. Wann hatte sie ihn zuletzt zum Lachen gebracht?

Als sie den Platz verließen, hatte sie das Gefühl, die leeren Fenster des Hauses würden sich in ihren Rücken einbrennen. Niemand sagte etwas darüber. Das Schweigen dröhnte ihr in den Ohren.

Auf der belebten Buckingham Palace Road blieb Walter zurück und gesellte sich zu Violet, damit Ella mit Robert sprechen konnte. Die Umstände ihres Zusammentreffens waren zu belastet, als dass sie sich hätte entspannen können. Sie fühlte sich gehemmt, befangen, hörte jedes ihrer Worte durch seine Ohren, peinlich berührt von ihrem Klang. Ihre Stimme war zu schrill, als sie ihm versicherte, Lillian und Albert – seine Eltern – seien bei ihrem letzten Besuch dort gesund und munter gewesen; ihr Ton war zu gepresst, als sie berichtete, Roberts kleiner Bruder Louis hätte die Ferien zu Hause offenbar sehr genossen; und sie wirkte allzu verzagt, als sie ihm beipflichtete, was für goldene Zeiten es damals gewesen waren.

Früher hatten sie und Robert unzählige Stunden damit verbracht, sich gegenseitig zu erforschen, hatten über so vieles gesprochen, dass Ella sich an die Themen im Einzelnen nicht mehr erinnern konnte. Damals war sie stolz darauf gewesen, wie außergewöhnlich ihre Gespräche schienen, sie hatte gestaunt, welche Wahrhaftigkeit und Wärme, welche Möglichkeiten ihnen innewohnten. Vermutlich ging es allen Liebenden so.

Doch dann war ihr Redefluss versiegt.

Wie es wohl wäre, wieder so wie damals, mit vollem Recht, neben ihm zu gehen? Es war so lange her, dass ihr nur der Schmerz des Vergessens geblieben war.

»Ich wollte dich demnächst einmal besuchen kommen«, sagte Robert unvermittelt. »Es gibt da etwas, worüber ich mit dir reden möchte.«

»Was denn?«

Er runzelte die Stirn und mied ihren Blick. Ella erinnerte sich an Violets Worte auf dem Rose Square und redete weiter, bevor er antworten konnte. »Leider bin ich ab morgen für zwei Wochen verreist. Ich besuche Mabel.« Mabel, neben Walter und Ella die dritte im Geschwisterbund, hatte im Vorjahr geheiratet und war nach Sussex gezogen. Im vergangenen Monat waren Ella die Vorwände ausgegangen, warum sie ihre ältere Schwester nicht besuchen kommen konnte. Dass die Reise ihr nun als willkommene Ausrede diente, um Roberts Mitteilungen bezüglich Laura hinauszuschieben, war das erste Gute, das sie ihr abgewinnen konnte.

Robert verzog das Gesicht. »Wie geht es ihr? Genießt sie die Freuden der Ehe?«

»Das bezweifle ich«, sagte Ella. Die Enttäuschung ließ sie offen sprechen. »Ich wünschte, sie hätte ihn nicht geheiratet. Wahrscheinlich hatte sie Angst, als alte Jungfer zu enden.«

»Mabel ist gerade mal ein Jahr jünger als ich!«, wandte Robert ein. »Meinst du nicht, dass sie mit achtundzwanzig dafür noch ein bisschen zu jung ist? Vielleicht wollte sie einfach gern heiraten? Bei der Hochzeit hat sie jedenfalls recht glücklich gewirkt.«

Mabels breites Lächeln war für Ellas Empfinden eher triumphierend als glücklich gewesen. James, ihr Bräutigam, hatte an jenem warmen, sonnigen Tag in seinem Anzug still vor sich hin geschwitzt, ständig mit dem Finger um den Kragen seines Hemds gestrichen und war knallrot angelaufen, wann immer ihm jemand gratulieren wollte.

»Nun ist es jedenfalls so, wie es ist«, sagte sie.

»Vielleicht solltest du dich einfach freuen, dass sie eine Form von Glück gefunden hat.«

Ella lachte. »Eine Form von Glück? Gibt’s so was überhaupt?« Sie sah zu ihm auf, in Erwartung einer belustigten Reaktion. Ihr Lachen erstarb. Er blickte ernst, seine dunkelbraunen Augen, die so sehr Violets glichen, sprachen von … wer weiß was. Sie war aus der Übung, konnte es nicht deuten. Und wenn sie ihn hier und jetzt bitten würde, zu ihr zurückzukommen? Ihm sagte, wie sehr sie bereute, was sie getan hatte? Sie musste nur den Mund aufmachen und es aussprechen …

»Mitte Juli bin ich wieder zu Hause«, sagte sie stattdessen. »Dann kannst du mich besuchen kommen.«

Er sah sie an. Sie hielt seinem Blick stand.

»Es hat keine Eile mit dem, was ich dir sagen will«, erwiderte er. »Aber ich werde kommen. Wir müssen miteinander reden.«

Walter ließ etliche Taxis vorbeifahren, bevor er die Hand hob. Die Zeit bis dahin war eine einzige Qual. Violet begegnete seinen Versuchen, ein Gespräch in Gang zu bringen, mit einsilbigen Antworten, sah stur nach vorn zu Robert und Ella und biss sich so vehement auf die Unterlippe, dass er im Geist schon Blut fließen sah. Die beiden anderen gingen Seite an Seite, im Gespräch einander zugewandt. Erst als sie in Schweigen verfielen, hielt Walter einigermaßen erleichtert ein Taxi an.

»Entschuldige«, sagte Violet. »Ich war nicht gerade unterhaltsam.«

Walter schüttelte den Kopf. »Mach dir keine Gedanken.«

»Tue ich aber. Deine Freundschaft bedeutet mir sehr viel. Schon immer.«

Ihr Blick erinnerte an ein verwundetes Reh. Er kam sich wie ein Schuft vor, weil er so dringend von ihr fortwollte. »Mir bedeutet deine Freundschaft auch viel«, erwiderte er.

Ihre gequälte Miene hellte sich auf, was Walters Herz zu seinem Schrecken schneller schlagen ließ. Diese Gefühle brauchte er nun wirklich nicht. Er schüttelte sie ab, bevor sie sich festsetzen konnten.

»Danke«, sagte sie. Die Hand, mit der sie nach seinem Arm griff, war warm.

Es gab sie immer noch, die Violet von früher. Wahrscheinlich schmerzte es sie selbst am meisten, dass ihr einstiges Ich so tief begraben lag. »Versuch doch, dem allen endlich ein Ende zu machen, hm?«, sagte Walter und hoffte, nicht unfreundlich zu klingen. »Ist es nicht an der Zeit loszulassen? Versuch es wenigstens … bitte.« Er wies mit dem Kopf zu Ella und Robert. »Lass sie in Frieden.«

Violets Lächeln erlosch. »Das kann ich nicht«, sagte sie. »Niemals. Das weißt du ganz genau.«

3. Kapitel

CUMBRIA

Das Haus am Lake Windermere, in dem Flora Archard wohnte, war riesengroß und voll von merkwürdigen Geräuschen. Die Wände und Dielen ächzten wie gähnende Monster, und wenn der Wind die Zweige an die Fenster wehte, kratzten sie über das Glas wie Fingernägel böser Hexen. Unten, in dem Zimmer, das sie sich mit ihrer Zwillingsschwester Tabitha teilte, waren die Geräusche nicht ganz so laut und schlimm und machten ihr weniger Angst. Vor allem seit Papa ihnen zu ihrem letzten Geburtstag zwei neue Puppen geschenkt hatte, Sophia und Imogen, die ihnen vom Fensterbrett entgegenlächelten.

Anders war es in dem Wäscheschrank oben am Ende der Hintertreppe. Dort kamen Flora die bösen Geschöpfe ganz echt vor, sie bildete sie sich nicht bloß ein, wie Papa immer sagte, nein, sie waren da und wollten sie holen kommen. Und wenn nicht sie, dann die Spinnen. In dem Schrank gab es nämlich Spinnen. Das wusste sie von Tabitha. »Ich hab sie selber da reingetan. Ehrlich wahr«, hatte ihre Schwester beteuert. »Damit du nicht mehr so eigensinnig bist und Mama die ganze Zeit böse machst.« Floras Mama verzweifelte an ihr. Sie wusste nicht genau, was das hieß, aber Mamas Blick sagte ihr, dass es nichts Gutes war. Tabitha schien die Bedeutung zu kennen, denn als Flora aus Versehen die neue Porzellankanne fallen ließ, sagte sie prompt: »Ich verzweifle noch an dir, Flora. Mit Porzellan musst du immer vorsichtig sein.« Dann war sie losgelaufen und hatte ihre Schwester bei Mama angeschwärzt, obwohl Nanny sie ermahnt hatte, das bleiben zu lassen, und Mama war ins Zimmer gekommen, mit der kleinen Alice auf der Hüfte, und hatte Flora nach oben zum Wäscheschrank gezerrt.

Wenn die Tür bloß nicht so fest zu wäre. Es kam kein bisschen Licht durch, wenn Mama sie mit solcher Wucht zuschlug – nicht das kleinste Fitzelchen. Das Wort hatte Nanny ihr beigebracht: »Du bekommst ein Fitzelchen vom Kuchen, Flora. Aber nur, wenn du mir versprichst, morgen ganz bestimmt keinen Ärger zu machen. Und sag Mama nichts davon. Wir zwei dürfen auch unsere Geheimnisse haben.«

Papa ließ sie mehr als nur ein Fitzelchen Kuchen haben, wenn er zu Hause war. Er sagte, vierjährige Mädchen bräuchten so viel Kraftfutter, wie sie nur kriegen könnten. Er gab ihr daumendicke Scheiben.

Wenn er da war, sperrte Mama sie nie in den Schrank. Dann sagte sie auch, dass sie Flora lieb hätte, nahm sie in den Arm und drückte sie.

Doch Papa war oft wegen irgendwelcher Geschäfte fort. Diesmal ging es um Anziehsachen. Morgens hatte er zu Mama gesagt, er müsste nach London fahren, um sich für eine Uniform Maß nehmen zu lassen, und wäre am Donnerstag wieder da. Wo war das bloß, dieses London? Weit, weit weg, so viel wusste Flora, und so wie es klang, wimmelte es da von Menschen und allem möglichen anderen. Heute war Montag. Das hieß, bis Donnerstag noch dreimal schlafen gehen und wach werden … Nachdem Papa aufgebrochen war, hatte Mama lange geweint, und Nanny hatte mit düsterer Miene »Dieser vermaledeite Krieg« gesagt. Flora wusste nicht, was Krieg war, aber sie hatte das schreckliche Gefühl, dass Papa hingehen müsste und dann länger als nur ein paar Tage fortbleiben würde. Das wollte sie nicht. Und nicht bloß deshalb, weil Mama netter war, wenn er zu Hause war.

Nanny sagte, im Krieg könnte man sterben.

Flora spürte, wie etwas über ihr Bein krabbelte. Sie bekam das dunkle Grausen. Eine dicke Träne fiel auf ihre neue weiße Kittelschürze. Das würde Mama nur noch böser machen. Sie mochte es nicht, wenn Flora weinte. Flora würde kein Abendessen bekommen, und dabei wollte die Köchin ihr heute ihren Lieblingsreisbrei zum Nachtisch machen. Sie hatte die Teekanne doch nicht absichtlich fallen lassen. Sie war ihr aus der Hand gerutscht, als sie sich gebückt hatte, um Sophia und Imogen auf den Arm zu nehmen und zu der Teegesellschaft zu tragen, die Nanny ihr und Tabitha zum Zeitvertreib vorgeschlagen hatte. Eine zweite Träne landete auf ihrer Kittelschürze, dann eine dritte.

Wenn sie doch so sein könnte wie Tabitha. Die sah genauso aus wie Mama mit ihren blonden Haaren und den blitzblauen Augen, und sie machte nie Ärger. Flora hatte dunkle Haare und braune Augen. Wie Schlamm, sagte Tabitha. Flora hatte Mama einmal gefragt, ob sie sie lieber mögen würde, wenn sie auch so schön blond wäre. Mama hatte sie ganz komisch angesehen und irgendwas von Kindermund gemurmelt. Flora hatte keine Ahnung, was das heißen sollte.

Draußen knarzte eine Diele. Mama hustete. Floras hungriger Magen zwickte und zwackte, und es kamen immer noch mehr Tränen.