Buch
Als die Gerichtsmedizinerin Sara Linton und Chief Jeffrey Tolliver die Leiche eines jungen Mädchens im Wald finden, sind sie entsetzt: Sie wurde lebendig begraben! Doch die Ermittlungen gehen nur schleppend voran. Abigails Familie gehört einer überaus fromm lebenden Sekte an, die nur wenig Kontakt zur Außenwelt hat. Da entdeckt die Polizei einen zweiten Sarg, der bereits vermodert ist. An der Innenseite finden sich Kratzspuren. Jeffrey ahnt, dass Abigail nicht das erste Opfer des Killers war …
Autorin
Karin Slaughter, Jahrgang 1971, stammt aus Atlanta, Georgia. 2003 erschien ihr Debütroman Belladonna, der sie sofort an die Spitze der internationalen Bestsellerlisten und auf den Thriller-Olymp katapultierte. Ihre Romane um Rechtsmedizinerin Sara Linton, Polizeichef Jeffrey Tolliver und Ermittler Will Trent sind inzwischen in 32 Sprachen übersetzt und weltweit mehr als 30 Millionen Mal verkauft worden.
www.karin-slaughter.de
www.karinslaughter.com
www.blanvalet.de
Bei Blanvalet von Karin Slaughter bereits erschienen:
Belladonna (Grant County 1) · Vergiss mein nicht (Grant County 2) · Dreh dich nicht um (Grant County 3) · Schattenblume (Grant County 4) · Gottlos (Grant County 5) · Zerstört (Grant County 6) · Verstummt (Will Trent 1) · Entsetzen (Will Trent 2) · Tote Augen (Georgia 1) · Letzte Worte (Georgia 2) · Harter Schnitt (Georgia 3) · Bittere Wunden (Georgia 4) · Unverstanden · Cop Town – Stadt der Angst
Karin Slaughter
GOTTLOS
Thriller
Deutsch von Sophie Zeitz
Für all meine neuen Freunde
bei Bantam
Am Anfang
Der Regen hatte den Waldboden aufgeweicht, sodass die Blätter und Zweige unter ihren Füßen nachgaben, ohne zu knacken. Das Laub war wie ein dicker, feuchter Teppich, und ihre Schritte schmatzten, als sie tiefer in den Wald drangen. Genie sagte nichts, stellte ihm keine Fragen. Seine Enttäuschung bedrückte sie, und sie war erfüllt vom tiefen Kummer eines Kindes, das plötzlich das Wohlwollen eines geliebten Erwachsenen verloren hatte.
Sie strauchelte, doch er fing sie auf, sein Griff um ihren Arm war fest, beruhigend in der Finsternis. Sie kannte diese Hände schon ihr ganzes Leben, war vom Kind zum Teenager in dem Bewusstsein herangewachsen, dass sie immer da waren, um sie zu trösten und zu beschützen.
»Wir sind gleich da«, sagte er, und seine sonst so sanfte Stimme klang seltsam tief im Dunkel der Nacht.
Langsam gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit. Sie wusste, wo sie waren, vor ihnen lag die Lichtung. Als sie stehen blieb, stieß er sie weiter, und diesmal waren seine Hände nicht mehr behutsam, nicht mehr beruhigend.
»Geh«, befahl er.
Wie immer tat Genie, was man ihr sagte. Sie trottete weiter, bis sie mit den Schuhspitzen gegen etwas stieß, das ihr den Weg versperrte, ein Erdhaufen. Von Bäumen ungehindert, beleuchtete der Mond die Lichtung und ließ eine große, rechteckige Grube im Boden erkennen, die erst kürzlich ausgehoben worden war. Darin befand sich, genau eingepasst, eine längliche Holzkiste mit glattem Boden und hohen Wänden. Neben der Grube lag ein Deckel aus mehreren schmalen Planken, mit einem Querholz sauber zusammengefügt. In der Mitte des Deckels klaffte ein Metallrohr wie ein überraschter kleiner Mund. Ein Spaten stak in dem Hügel frischer Erde, wartend.
Er legte ihr die starke Hand auf den Rücken und drückte sanft, als er sagte: »Hinein.«
SONNTAG