Grüner Daumen im Eilverfahren
GÄRTNERN MACHT SPASS! Wo aus Samenkörnern prächtige Pflanzen heranwachsen, blühende Blumen Bienen und Schmetterlinge anlocken und leckeres Obst und Gemüse zum Naschen verführen, ist gute Laune garantiert. Ein gelegentlicher Rückschlag oder zwischenzeitliche Ratlosigkeit ist dabei absolut kein Grund zur Panik, sondern vielmehr ein Zeichen dafür, dass Sie sich auf dem besten Weg zum Headgardener befinden: Je anspruchsvoller die Tätigkeiten werden, desto mehr Fragen tauchen auf – aber umso größer sind auch die Fortschritte, über die Sie sich anschließend freuen können.
Die »Garten-Trickkiste« hilft Ihnen dabei, Antworten auf dringliche Fragen zu finden. Und sie ist prall gefüllt mit Notfalltipps, die verunglückten grünen Patienten rasch wieder auf die Beine helfen. Oder sie sorgen zumindest dafür, dass Ihr Vorhaben beim nächsten Versuch auf Anhieb klappt.
Damit Sie sich schnell im Buch zurechtfinden, sind die wichtigsten Fragen und Antworten nach Themengebieten gegliedert. Zu jedem Bereich gibt es ein »Garten-Extra«. Hier erwarten Sie eine Zusatzportion grünes Wissen, Überraschendes und viele Vorschläge, die das Gärtnerdasein noch erfolgreicher und entspannter gestalten. Kleine Exkurse ins Gartenrecht gehen auf typische Nachbarschaftsstreitigkeiten ein und zeigen, wo und wie man sich Geld, Zeit und Nerven sparen kann. Im Serviceteil am Ende des Buches finden Sie Bezugsquellen für Pflanzen und allerlei Nützliches, aber auch Literaturempfehlungen und Links zu hilfreichen Websites.
Tipp: Nehmen Sie die Trickkiste nicht nur im Problemfall zur Hand. Ein bisschen Querlesen und Schmökern lohnt sich in jedem Fall – schließlich muss man nicht jeden Fehler selbst machen, um aus ihm zu lernen. Vertrauen Sie aber auch auf Ihre eigenen Erfahrungen: Was bei anderen nicht klappt, kann im eigenen Garten wunderbar funktionieren. Ansonsten gilt: Lassen Sie sich von den vielen Tipps und Anregungen rund ums Gärtnern inspirieren, und probieren Sie das eine oder andere einfach mal aus. Darin liegt schließlich der besondere Reiz des Gartens: Er wird zwar nie fertig – aber immer schöner.
Ob prächtige Stauden, farbenfrohe Sommerblumen oder exotische Kübelpflanzen: Bunte Blüten machen gute Laune und sollten auf keinem Balkon und in keinem Garten fehlen. Mit ein paar Tricks sorgen Sie dabei für echte Höchstleistungen, verlängern die Blütezeit, lösen das Geheimnis der verschwundenen Tulpen oder machen sich das Leben einfach ein bisschen leichter.
Teuer oder preiswert, Mini oder XXL?
VOR EINIGEN JAHREN waren Frühling und Herbst noch die Hauptpflanzzeit für Stauden. Man ging in die Gärtnerei und kaufte ein kleines viereckiges Töpfchen, über dessen Inhalt gerade im Frühjahr oft nur das Etikett Auskunft gab – die Pflanze war gerade erst aus ihrem Schlummer erwacht und sah, vorsichtig ausgedrückt, noch eher unscheinbar aus. Heute hingegen werden viele Stauden in großzügigen Zwei- bis Drei-Liter-Töpfen angeboten, in denen sie sich recken und strecken und den Gärtnereibesucher mit ihrer Pracht zum spontanen Kauf verführen. Doch die Großzügigkeit hat ihren Preis, die eindrucksvollen Pflanzen kosten mitunter das Vier- oder Fünffache dessen, was man für einen Topf mit 0,5 Liter Inhalt bezahlen würde.
Besonders Gärtner, die ihr Hobby gerade erst für sich entdeckt haben, profitieren aber von den XXL-Stauden: Die Pflanzabstände etwa lassen sich leichter einhalten, wenn die Stauden beim Einpflanzen schon annähernd ihre volle Größe besitzen. Dank des größeren Wurzelballens verzeihen die Pflanzen zudem anfängliche Pflegefehler eher und dürfen auch in den für sie anstrengenderen – da heißeren und trockeneren – Sommermonaten in die Erde. Auch in Pflanzgefäßen sind die Pflanzen größerem Stress ausgesetzt, weshalb man hier mit bereits gut entwickelten Exemplaren im Vorteil ist. Und sollten sich im Lauf der Saison Lücken im Beet auftun, dann lassen sie sich mit den XXL-Stauden ebenfalls rasch füllen.
Prinzipiell ist die Pflanzenqualität in den preisgünstigeren kleinen Töpfen allerdings keineswegs schlechter, und einmal eingewurzelt stehen die anfänglichen Minis den Maxis schon bald in nichts mehr nach. Wesentlich wichtiger als die Topfgröße ist eine gute Durchwurzelung des Ballens: Daumen hoch heißt es, wenn Sie beim Blick durch die Wasserabzugslöcher am Topfboden ein gleichmäßiges Geflecht feiner weißer Wurzeln erkennen können. Finger weg hingegen, wenn der Erdballen beim vorsichtigen Herausziehen auseinanderfällt. Auch Exemplare, bei denen sich unter dem Topfboden bereits ein dichter Wurzelfilz gebildet hat, sollten Sie besser stehen lassen, denn diesen Pflanzen hätten schon vor geraumer Zeit ein Umtopfen gutgetan.
Die oberirdischen Pflanzenteile haben ebenfalls einen kritischen Blick verdient: Gesunde Pflanzen besitzen pralle, frischgrüne Blätter und Stiele. Das eine oder andere abgeknickte oder trockene Blättchen ist nicht weiter schlimm, stutzig werden sollten Sie aber bei fauligen Pflanzenteilen oder auffälligen Blattflecken, denn sie deuten häufig auf fiese Pflanzenkrankheiten hin.
Spätestens ab März findet man in vielen Gartencentern im Gewächshaus vorgetriebene, schon blühende Pflanzen. Die Versuchung, vor der Saison zu kaufen, ist groß, machen Sie sich aber bewusst, dass dies gegen die Natur der Pflanzen ist und Spätfröste dem Blütenzauber noch bis Mitte Mai ein jähes Ende setzen können.
Haltungsschäden vermeiden
ES IST ZUM VERZWEIFELN: Da hat man extra schon im Januar in Töpfchen und Schalen ausgesät und sich kurz darauf über das erste Grün gefreut, aber irgendetwas stimmt nicht, denn die Jungpflanzen bilden merkwürdig lange, dünne und kurvige Triebe ... Was hier passiert, bezeichnen Gärtner als »Vergeilung« – und das bedeutet kurz zusammengefasst: Die Pflanzen stehen zu dunkel und zu warm. Haben es die Sämlinge schön kuschelig, ist das für sie nämlich erst einmal das Zeichen: Der Frühling naht, bitte wachsen, und zwar dalli. Dazu brauchen sie aber nicht nur Wärme, sondern auch ausreichend Licht, und das ist am Jahresanfang noch Mangelware, erst recht auf der Fensterbank. In der Folge macht sich das Pflänzchen möglichst lang, um näher an die Lichtquelle heranzukommen, wobei es leider sehr weiche und wenig widerstandsfähige Triebe ausbildet.
Verhindern können Sie das zum einen, indem Sie nicht zu früh aussäen. Die Aussaatsaison beginnt für die meisten Zierpflanzen und Gemüsearten zwischen Anfang und Mitte März und ist in der Regel auf den Samentütchen angegeben. Zum anderen sollten die Aussaatgefäße so hell wie irgend möglich stehen – und im Zweifelsfall lieber ein bisschen kühler als zu warm. 22 °C etwa sind für Fleißige Lieschen (Impatiens walleriana) und Tomaten prinzipiell eine günstige Temperatur. Wenn das gegenüberliegende Haus frühzeitig seinen Schatten auf die Fensterbank wirft, sind aber 20 oder 18 °C möglicherweise günstiger. Hier muss man sich einfach ein bisschen herantasten – oder fertige Jungpflanzen kaufen.
Wenn die Keimlinge hingegen gar nicht erst in Fahrt kommen wollen, ist die Erde möglicherweise zu nährstoffhaltig. Normaler Blumenerde wird von Herstellerseite oft schon Dünger zugesetzt, um eine optimale Versorgung der Pflanzen sicherzustellen. Durch die enthaltenen Düngesalze können die zarten Wurzeln der Keimlinge aber regelrecht verbrennen, sodass die Pflänzchen schon kurz nach dem Aufgehen absterben. Deshalb sollten Sie normale Blumenerde mit Sand abmagern, wenn Sie Pflanzen darin vorziehen möchten. Oder Sie greifen zu Aussaaterde – das ist eine der wenigen Spezialerden, deren Anschaffung sich wirklich lohnt.
Versuchen Sie außerdem herauszufinden, ob es sich bei den Pflanzen, die Sie heranziehen möchten, um Licht- oder Dunkelkeimer handelt. Während Dunkelkeimer sich wie vermutet eine Schicht Erde überm Köpfchen wünschen, schalten Lichtkeimer bei dieser Behandlung auf stur. Ihren Samen drücken Sie nach der Aussaat lediglich leicht an. (Bei gekauftem Saatgut steht die Saattiefe meist auf der Packung.) Die Erde selbst darf sowohl bei Licht- als auch bei Dunkelkeimern während der Keimung niemals ganz austrocknen. Aussaattöpfchen stellen Sie daher am besten in ein Zimmer-Gewächshaus, um die Luftfeuchte zu erhöhen. Über Aussaatschalen können Sie auch ganz einfach ein Stück Klarsichtfolie spannen. Nun noch einmal täglich lüften, dann können Sie schon bald die ersten Pflänzchen begrüßen.
Schlaue Gärtner gießen seltener
PFLANZEN BRAUCHEN WASSER, das ist unbestritten, und in heißen, trockenen Sommern kommt man ums Gießen nicht herum. Wie oft Sie jedoch zur Gießkanne oder zum Wasserschlauch greifen müssen, können Sie selbst beeinflussen, beispielsweise mit einem Blick auf die Uhr: Wer in der prallen Mittagshitze gießt, muss sich nicht wundern, wenn der größte Teil des Wassers schon auf halbem Weg zur Pflanzenwurzel wieder verdunstet ist. Obendrein wirken Wassertropfen, die beim Gießen auf Blüten und Blättern landen, wie kleine Brenngläser und können hässlichen Sonnenbrand verursachen.
Mittags ist also besser Siesta angesagt (zumindest für die, die nicht gerade am Arbeitsplatz schwitzen). Unpraktischerweise befindet man sich aber auch zum optimalen Gießzeitpunkt meist im Tiefschlaf, denn am effektivsten gestaltet sich das Wässern um vier Uhr in der Früh. Der Kompromiss: Gießen Sie möglichst spät am Abend, wenn Luft- und Bodentemperatur bereits etwas gesunken sind, oder nutzen Sie einen Bewässerungscomputer mit Zeitschaltuhr (siehe >). Ein weiterer Trick, um den Wasserverbrauch zu senken: Hacken Sie Ihre Beete regelmäßig und lockern Sie die Erdoberfläche in größeren Pflanzgefäßen mit einer Handharke. Dadurch unterbrechen Sie nämlich die feinen Kanäle, die sich das Wasser beim Versickern gegraben hat. Sind diese Verbindungswege zerstört, verdunstet weniger Wasser aus tieferen Bodenschichten – Pluspunkt für Sie, denn entsprechend weniger müssen Sie gießen. Wer keine Zeit zum Hacken hat, kann die Verdunstung auch mit einer 15 cm hohen Mulchschicht reduzieren.
Achtung: Stroh kann Mäuse anziehen. Unbehandelter Rindenmulch bindet Stickstoff aus dem Boden, weshalb Sie vor dem Mulchen 50 g Hornspäne in den Boden einarbeiten oder aber fermentierte Produkte bevorzugen sollten (steht auf der Verpackung). Eine relativ neutrale Bodenbedeckung sind Kies oder Schotter.
Kompost versus Blaukorn
WURZELN UND STÄNGEL, Blätter, Blüten und Samen: Es ist schon erstaunlich, was sich innerhalb weniger Monate aus einem Steckling oder einem winzigen Samenkorn entwickelt. Dieses Wunder ist allerdings nur möglich, wenn die Pflanzen ausreichend Energie nachtanken können. In der Natur ist das in der Regel kein Problem, denn dort herrscht ein weitgehend geschlossener Kreislauf: Pflanzen wachsen, blühen und versamen sich; und wenn sie sterben, werden sie zu fruchtbarem Humus, der den neuen Sämlingen als Nahrung dient. Der Garten jedoch ist ein künstlicher Lebensraum, in den man immer wieder eingreift, etwa wenn man Sommerblumen im Herbst rodet oder Stauden zurückschneidet. Mit dem Pflanzenmaterial werden aber auch Nährstoffe entfernt, und diese Lücke sollten Sie füllen, indem Sie Ihre Pflanzen düngen.
Dem Kreislaufgedanken folgend kann man Kompost als den natürlichsten Dünger ansehen. Er ist optimal, denn er setzt die enthaltenen Nährstoffe nicht auf einen Schlag frei, sondern nach und nach. Eine besondere Rolle spielt er im Zusammenhang mit Hochbeeten (siehe >) . Darüber hinaus verbessert er die Bodenstruktur, sorgt also dafür, dass zum Beispiel genügend Wasser gespeichert wird, ohne dass der Boden dabei vernässt. Man verteilt Kompost traditionell zum Frühjahrsaustrieb auf den Beeten, und zwar etwa 2 Liter pro Quadratmeter im Ziergarten und 3 Liter für Rosen sowie auf Gemüsebeeten.
Besonders hungrige Stauden wie Rittersporn und Phlox erhalten zusätzlich 40 g Hornspäne pro Quadratmeter – aber keinesfalls das berühmt-berüchtigte Blaukorn! Dieser Dünger ist zwar noch immer beliebt, geht aber an den Bedürfnissen der meisten Pflanzen vorbei: Die blauen Kügelchen setzen mehr Nährstoffe auf einen Schlag frei, als den Pflanzen guttut, zumal sie im Hobbygartenbereich meist überdosiert werden. Vor allem der in rauen Mengen enthaltene Stickstoff lässt die Pflanzen rasch verweichlichen und macht sie krankheitsanfälliger. Blaukorn sollte daher höchstens für gefräßige Balkonblumen und Kübelpflanzen wie Petunien und Engelstrompete (Brugmansia) verwendet werden (siehe >).
Where have all the flowers gone?
NA WUNDERBAR, DA HAT MAN im Herbst stundenlang bei ungemütlichem Wetter auf den Knien im Garten gehockt und Zwiebel für Zwiebel in den kalten Boden gesetzt – und drei Jahre später ist im Frühling nur noch ein Bruchteil der einstigen Pracht zu sehen.
Die Ursache für das enttäuschende Ergebnis liegt häufig in den Sorten: Viele hochgezüchtete Tulpen sind zwar ausgesprochen eindrucksvoll, aber auch sehr kurzlebig. Die Pracht erhalten kann man entweder, indem man jedes Jahr weitere Zwiebeln in den Boden bringt, oder aber, indem man auf Wildtulpen wie Tulipa fosteriana, T. humilis, T. kaufmanniana oder T. greigii setzt. Diese halten Ihnen nicht nur über Jahrzehnte hinweg die Treue, sondern breiten sich auch bereitwillig aus.
Wo selbst Wildtulpen auffällig schnell verschwinden, treiben möglicherweise Wühlmäuse ihr Unwesen. Setzen Sie die Zwiebeln zum Schutz in feinmaschige Drahtkörbchen, die Sie selbst basteln oder fertig kaufen können.
Kopf hoch!
PFINGSTROSEN (Paeonia) zählen zu den herrlichsten Gartenstauden. Viele Sorten wie die leuchtend rosafarbene Paeonia-Lactiflora-Hybride ’Sarah Bernhardt‘ bringen üppig gefüllte, bis zu 20 cm große Blüten hervor. Ein wundervoller Anblick – den man aber manchmal gar nicht recht genießen kann, weil die schweren Blütenköpfe bald gen Boden sinken. Für derartige Blütenschönheiten sind Staudenstützen sinnvoll. Sie bestehen meist aus einem Ring, den man um die Triebe legt und mit in den Boden gesteckten Stützstäben verbindet. Neben Varianten aus Kunststoff oder Metall gibt es auch solche aus Holz und Rohr, die besonders natürlich wirken (siehe >). Verstärken kann man dieses naturnahe Flair noch, indem man die Stützen bereits ins Beet setzt, wenn die Pflanzen noch klein sind, damit sie von selbst in den Ring hineinwachsen. Auch hochgewachsene Stauden wie Rittersporn (Delphinium) oder Stockrose (Alcea rosea) sind – besonders an windigen Plätzen – für eine solche Unterstützung dankbar.
Teilen: Aus eins mach zwei
EIN SCHÖNERES KOMPLIMENT kann es eigentlich nicht geben: Stauden, die sich im Garten wohlfühlen, werden mit der Zeit immer attraktiver und erreichen oft eine beeindruckende Größe. Wenn sie beginnen, andere Stauden zu bedrängen, oder ihr Blüheifer nach einigen Jahren nachlässt, ist es jedoch an der Zeit, die Pflanzen zu teilen.
Das Teilen ist eine wunderbare Sache, denn es ist gleichzeitig eine echte Verjüngungskur und gibt den Pflanzen ihre Vitalität zurück. Je nach Art empfiehlt es sich meist alle zwei bis vier Jahre (erkundigen Sie sich am besten schon beim Kauf in Ihrer Gärtnerei), den Ballen der Stauden auszugraben und ihn mithilfe zweier Grabegabeln oder eines scharfen Spatens in zwei oder mehr Stücke zu teilen. Der richtige Zeitpunkt liegt für Sommer- und Herbstblüher im Frühjahr, für Frühlingsblüher im Herbst.
Idealerweise setzen Sie diese Teilstücke nun an neuen Plätzen wieder in die Erde, damit beugen Sie der sogenannten Bodenmüdigkeit vor (siehe >). Aber wenn das platztechnisch oder aus gestalterischen Gründen nicht möglich ist, geht die Welt auch nicht unter. Mit übrig gebliebenen Stücken können Sie zudem Nachbarn oder Freunden eine Freude machen.
Schwertlilien (Iris) teilen Sie, indem Sie die fleischigen Rhizome mit einer Grabegabel aus dem Boden heben und dann mit einem scharfen Messer sauber durchschneiden. Setzen Sie es dabei möglichst an einer dünnen Stelle an, um die Wunde klein zu halten, und kürzen Sie anschließend die Blätter um die Hälfte bis zwei Drittel ein. Das reduziert die Verdunstung, bis die Pflanzen wieder richtig eingewurzelt sind.
Rückschnitt bringt Fortschritt
ES BLÜHT, ES BLÜHT! Für Gartenfreunde gibt es keinen erhebenderen Moment als den, da die liebevoll umsorgten Stauden und Sommerblumen zum ersten Mal ihre Knospen öffnen. Schließlich ist man mitunter schon seit Tagen ungeduldig um sie herumgepirscht. Ein Trick sorgt dafür, dass es nicht beim ersten Blütenschwung bleibt: Wer Verblühtes regelmäßig entfernt, regt die Pflanze dazu an, immer wieder neue Knospen hervorzubringen. Geranien (Pelargonium) beispielsweise haben eine regelrechte Sollbruchstelle, ihre Stängel kann man ganz leicht mit der Hand ausbrechen. Bei Rosen hingegen erfolgt das Ausputzen mit der Schere, die man unter der welken Blüte kurz über dem ersten voll ausgebildeten, also fünfblättrigen Laubblatt ansetzt.
Der Griff zur Schere lohnt sich auch, wenn sich die jeweilige Blütensaison langsam dem Ende entgegenneigt: Wer Rittersporn, Glockenblume und viele andere Stauden dann etwa 15 cm über dem Boden abschneidet, kann sich vier bis sechs Wochen später über einen zweiten Blütenflor freuen. Danach geht es allmählich in die wohlverdiente Winterpause, während der die trockenen Blütenstände von Sonnenhut (Rudbeckia), Brandkraut (Phlomis) und Co. für interessante Strukturen im winterlichen Beet sorgen. Zurückschneiden kann man sie immer noch im Frühjahr. Unmittelbar nach der Blüte sollten Sie die Schere hingegen bei Akelei (Aquilegia) zur Hand nehmen, damit sie sich nicht zu stark versamt. Tipp: Pflanzen wie Günsel (Ajuga), die sich mithilfe von Ausläufern auf Wanderschaft begeben, gebieten Sie Einhalt, indem Sie frühzeitig die Triebe kappen, ehe sie einwurzeln. Unterirdisch vagabundierende Arten wie beispielsweise Bambus halten Sie mit einer Rhizomsperre (siehe >) im Zaum. Zitronenmelisse (Melissa officinalis), Gold-Felberich (Lysimachia punctata) und andere mittelstark wuchernde Spezies können Sie zum selben Zweck mitsamt einem großen Topf oder einem Eimer mit Wasserabzugslöchern in den Boden setzen.
Attraktive Spätzünder
NA SUPER, DA HAT MAN sich gefreut, wie prächtig sich die unlängst ausgesäte Stockrose (Alcea rosea) entwickelt hat, fieberte der ersten Blüte entgegen, und dann passiert – nichts. Das arme Ding frustriert aus der Erde zu reißen wäre allerdings der größte Fehler, den Sie machen können: Ihre Stockrose hat nicht etwa eine Trotzphase, sondern sie gehört schlicht zur Pflanzengruppe der Zweijährigen, die immer erst im zweiten Jahr blüht. Im ersten konzentrieren sich Zweijährige wie Stockrosen, aber auch Marien-Glockenblumen (Campanula medium), Vergissmeinnicht (Myosotis) und Bart-Nelken (Dianthus barbatus) zunächst auf die Bildung von Wurzeln und Blättern, um dann im nächsten Jahr durchzustarten.
Ein Tipp für Ungeduldige: Ab März auf der Fensterbank vorgezogen, blühen viele Zweijährige schon im ersten Jahr.
Probleme an der Wurzel packen
»REGELMÄSSIGES HACKEN ist das beste Mittel gegen Unkraut«, bekommt man immer wieder zu hören. Das stimmt – und auch wieder nicht, denn Unkraut ist nicht gleich Unkraut. Und darum liegt mancher Hobbygärtner ganz richtig, wenn er das Gefühl hat, der nervige Giersch beispielsweise werde mit den Jahren eher mehr denn weniger. Giersch gehört nämlich zu den sogenannten Wurzelunkräutern, und die haben die fiese Eigenschaft, dass aus jedem Rhizomfitzelchen im Boden eine neue Pflanze entstehen kann. Wer mit der Hacke gegen Wurzelunkräuter antritt, hat daher schon verloren: So wie der Hydra in der griechischen Mythologie für jeden abgeschlagenen Kopf zwei neue Köpfe wachsen, vermehrt sich auch der Giersch mit jedem Zerhackstückeln noch ein bisschen mehr.
Wurzelunkräuter, zu denen auch Acker-Kratzdistel, Brennnessel und Acker-Schachtelhalm gehören, bekommt man daher am besten in den Griff, wenn man sie mit möglichst intakten Wurzeln aus der Erde zieht. Am besten gelingt das mithilfe einer Grabegabel, für den Giersch gibt es sogar spezielle Gierschgabeln, an deren gekrümmten Zinken die Rhizomstränge leicht hängen bleiben.
Wo keine Wurzelunkräuter in Sicht sind, ist Hacken hingegen nicht nur erlaubt, sondern sogar erwünscht. Samenunkräutern nämlich, zu denen etwa Gänsefuß, Hirtentäschel und Vogelmiere gehören, geht durch die kontinuierliche Bodenbearbeitung schnell die Puste aus – sie können einfach nicht in Ruhe keimen und kommen entsprechend auch nicht zur Blüte. Dadurch werden sie von Jahr zu Jahr weniger.
Viele Unkräuter sind echte Delikatessen, zum Beispiel als Giersch-Pesto, Löwenzahn-Salat oder Brennnessel-Suppe. Alternativ können Sie beispielsweise aus Brennnesseln einen stärkenden Auszug herstellen. Etwa 1 kg Nesseln grob zerkleinern, mit 5 Litern kaltem Wasser übergießen und einen Tag ziehen lassen. Abseihen und in eine Spritzflasche füllen.
Nachwuchs mit eigenem Kopf
OB KAPUZINERKRESSE (Tropaeolum), Mohn (Papaver) oder Ringelblume (Calendula), zahlreiche attraktive Blumen laden regelrecht zur Samenernte ein. Wenn die Samenkapseln allmählich abtrocknen, ist bei vielen Arten der Zeitpunkt der Ernte gekommen. Das abgesammelte Saatgut füllen Sie in beschriftete Papiertütchen oder nicht mehr benötigte Filmdosen und lagern sie kühl und trocken. So kann man sich gleich doppelt auf die Aussaat im nächsten Jahr freuen – schließlich hat man gerade bares Geld gespart.
Mindestens ebenso groß wie die Vorfreude ist allerdings oft die Verwunderung, wenn sich aus dem Saatgut Pflanzen entwickeln, die äußerlich ganz anders aussehen als diejenigen, von denen man die Samen im vergangenen Jahr geerntet hatte. Des Rätsels Lösung findet sich im Erbgut. Bei vielen Hochleistungssorten, etwa Blumen mit besonders großen Blüten oder Gemüse, die besonders hohe Erträge bringen, wenden die Züchter einen Trick an: Sie kreuzen zwei verschiedene reinerbige Elternpflanzen. Heraus kommt eine Hybride, die weit bessere Eigenschaften besitzt als ihre Eltern.
Aber nur eine Saison lang: Oft sind solche Hybriden ohnehin steril, bringen also keine keimfähigen Samen hervor. Wenn sie aber dazu in der Lage sind, spalten ihre Nachkommen wieder in die beiden ursprünglichen Sorten auf, und der positive Effekt geht verloren. Deshalb ist das Saatgut von Hybridsorten oft auch besonders teuer: Die Züchter müssen die Elternpflanzen schließlich jedes Jahr von Neuem miteinander kreuzen, um daraus die Hochleistungssamen zu gewinnen.
Wer selbst Saatgut ernten möchte, sollte sich daher immer nach »samenechten« oder »samenfesten« Sorten erkundigen. Bei ihnen haben die Nachkommen auch in der fünften und sechsten Generation noch dieselben Eigenschaften wie ihre Eltern und Urgroßeltern. Wer Angst hat, dass sich die Samen vorzeitig im Garten verteilen, bindet Säckchen aus Gaze um die heranreifenden Fruchtstände. Das empfiehlt sich auch für Arten, die ihre reifen Samen wegschleudern, zum Beispiel den Storchschnabel.
ALLES, WAS RECHT IST
KATZENBESUCH
Ungewollte Katerstimmung
Katzen sind niedlich – ihre Hinterlassenschaften nicht. Dennoch müssen Sie es in der Regel hinnehmen, wenn die Katze Ihres Nachbarn Ihren Garten besucht, da das Umherstreifen zur Natur des Tiers gehört. Von diesem Standpunkt weichen Gerichte nur in Ausnahmefällen ab. Sollte der Stubentiger allerdings nachweislich Fische aus Ihrem Gartenteich mopsen oder Kratzer auf dem Auto im Carport hinterlassen, können Sie vom Besitzer des Tiers Schadenersatz fordern.
Selbst Katzenbesitzer empfehlen folgenden Trick zur Abschreckung: Legen Sie eine »geladene« Wasserpistole neben die Terrassentür. Katzen, die regelmäßig einen (nicht zu harten) Strahl abbekommen, meiden das Grundstück vorerst. In der Richtigkeit dieser Entscheidung bestärken können Sie die Samtpfoten, indem Sie ihnen den Zugang zum Garten mit einer Hecke aus attraktiven, aber dornigen Sträuchern wie Wildrosen (zum Beispiel Rosa multiflora oder R. spinosissima), Schlehen (Prunus spinosa) oder Berberitzen (Berberis) erschweren. Oder Sie pflanzen Stauden, deren Geruch ihnen zuwider ist. Weinraute (Ruta graveolens) beispielsweise mögen viele Katzen gar nicht, aber auch Arten mit zitrusartigem Duft wie Zitronenmelisse (Melissa officinalis) und Zitronen-Thymian (Thymus citriodorus) kommen infrage sowie natürlich die berühmte Verpiss-Dich-Pflanze (Coleus canina). Nicht vergessen: Arten entfernen, die Katzen geradezu magisch anziehen, wie Katzenminze (Nepeta) und Baldrian (Valeriana officinalis).
Ganz verhindern kann man es kaum, dass hin und wieder Katze oder Kater zu Besuch im Garten vorbeischauen. Ersparen Sie sich zusätzlichen Ärger, indem Sie beispielsweise den Sandkasten von Kindern oder Enkelkindern nach dem Spielen mit einer Holzplatte abdecken. Dadurch ist die Spielstätte vor unliebsamen Hinterlassenschaften geschützt. Vogelfreunde können unterhalb – falls nötig, auch oberhalb – von Nistkästen einen Kranz aus waagerecht abstehenden Drahtstiften als Katzenabwehrgürtel anbringen.
Frostbeulen ade
DAHLIEN GEHÖREN ZWEIFELSOHNE zu den prächtigsten Bauerngartenblumen, die man sich vorstellen kann. Wer bislang noch keine Erfahrungen mit den farbenfrohen Knollenpflanzen gesammelt hat, bekommt allerdings einen gehörigen Schrecken, wenn er morgens in den Garten tritt und die am Vortag noch wunderschönen Blüten und das knackig-frische Laub schwarzbraun und unansehnlich geworden sind.