cover

Dr. Amy Myers wendet den von ihr entwickelten 28-Tage-Plan bereits seit über zehn Jahren erfolgreich in ihrer eigenen Praxis an – und das sowohl bei Unterfunktion (z.B. Hashimoto) als auch Überfunktion der Schilddrüse. Der Plan nach der Myers-Methode enthält zahlreiche Rezepte, mit denen Sie Ihren Darm regenerieren, die Schilddrüse mit den nötigen Nährstoffen versorgen und entzündungsfördernde Nahrungsmittel vermeiden können. Zudem werden effektive Methoden zur Stressreduktion präsentiert, die für eine rundum gesunde Schilddrüse und ein starkes Immunsystem sorgen.

DR. AMY MYERS

DIE

SCHILDDRÜSEN

REVOLUTION

Das ganzheitliche

Selbsthilfeprogramm

bei Hashimoto,

Über- und Unterfunktion

Aus dem amerikanischen Englisch

übersetzt von Claudia Callies

Die amerikanische Originalausgabe erschien 2016 unter dem Titel »The Thyroid Connection«.

Weitere Bücher von Dr. Amy Myers

Die Autoimmun-Lösung: Ein gesundes Immunsystem beginnt im Darm

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© 2016 by Amy Myers, MD

© 2017 der deutschsprachigen Ausgabe by Irisiana Verlag, einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München

Umschlaggestaltung: Geviert, Grafik & Typografie

Satz: Leingärtner, Nabburg

e-ISBN: 978-3-641-21170-7
V001

Für alle,

denen die Schulmedizin nicht helfen konnte

Inhalt

Einführung

TEIL I:  Schilddrüsenerkrankungen – eine neue Epidemie

Kapitel 1:  Die Schilddrüsen-Krise

Kapitel 2:  Ihnen KANN geholfen werden

TEIL II:  Wie Ihre Schilddrüse funktioniert

Kapitel 3:  Die Schilddrüse kurz erklärt

Kapitel 4:  Die Autoimmun-Revolution

TEIL III:  Wie Sie mit Ihrem Arzt zusammenarbeiten

Kapitel 5:  Warum Ärzte manchmal falschliegen

Kapitel 6:  Ratschläge für das Gespräch mit Ihrem Arzt

TEIL IV:  Die Myers-Methode

Kapitel 7:  Die Kraft der Ernährung

Kapitel 8:  Der Kampf gegen die Toxine

Kapitel 9:  Die Sache mit den Infektionen

Kapitel 10:  Die Stress-Lösung

TEIL V:  Die Myers-Methode Schritt für Schritt

Kapitel 11:  Das Schilddrüsen-Programm nach der Myers-Methode in der Praxis

Kapitel 12:  Der 28-Tage-Plan zum Schilddrüsen-Programm nach der Myers-Methode

Kapitel 13:  Das Schilddrüsen-Programm nach der Myers-Methode als Lebensstil

Kapitel 14:  Rezepte zum Schilddrüsen-Programm nach der Myers-Methode

Adressen und Bezugsquellen

Danksagung

Anhang A – Brief an Ihren Arzt

Anhang B – Entgiften Sie Ihr Zuhause

Anhang C – Biologische Zahnmedizin

Anhang D – Chelat-Therapie

Anhang E – Schimmel und Mykotoxine

Ausgewählte Literatur

Rezeptregister

Meine Geschichte

Einführung

Hallo!

Dieses Buch halten Sie möglicherweise in Händen, weil Sie glauben oder sogar wissen, dass Sie ein Problem mit der Schilddrüse haben. Ihr Besuch beim Hausarzt oder der Hausärztin hat Sie mit einem mulmigen Gefühl zurückgelassen. Schließlich kennen Sie Ihren Körper und spüren genau, dass irgendetwas nicht stimmt, auch wenn der Arzt keinen krankhaften Befund feststellen konnte. Hat er oder sie vielleicht nicht doch etwas übersehen?

Vielleicht haben Sie in letzter Zeit an Gewicht zugelegt, obwohl Sie das Gleiche essen wie immer und auch Ihr übliches Sportprogramm durchziehen. Das ist Ihnen noch nie passiert, Ihr Körpergewicht war immer ziemlich stabil. Oder Sie halten sich strikt an einen Diätplan, weil Sie früher übergewichtig waren, und nehmen plötzlich trotzdem wieder zu.

Es könnte aber auch sein, dass Sie genau das entgegengesetzte Problem haben: Sie verlieren Gewicht, obwohl Sie sogar mehr als üblich essen und sich selbst nach einer umfangreichen Mahlzeit nicht richtig satt fühlen. Womöglich leiden Sie auch immer wieder an Herzrasen oder Herzstolpern – oder an Stimmungsschwankungen, unterschwelligen Angstzuständen und/oder innerer Unruhe und Nervosität.

Vielleicht sind Sie erst knapp unter dreißig und haben bereits mit Gedächtnisstörungen zu kämpfen. Oder Ihr 60. Geburtstag liegt schon hinter Ihnen, aber Sie wissen, dass Ihr Gehirn noch weit besser funktionieren sollte, als dies derzeit der Fall ist.

Möglicherweise fühlen Sie sich die ganze Zeit müde, antriebslos und melancholisch. Oder Ihre Hormone spielen verrückt. Oder Sie werden einfach nicht schwanger. Oder Sie haben die Lust am Sex verloren. Vielleicht haben Sie Probleme mit der Verdauung – Magenverstimmungen, Verstopfung oder Durchfall. Oder Ihre Angstgefühle wachsen sich zu regelrechten Panikattacken aus, die plötzlich wie aus dem Nichts auftreten können.

Sie könnten auch an schmerzenden Gelenken, zitternden Händen, Muskelschwäche oder schuppiger Haut leiden. Vielleicht frieren Sie ständig. Oder – für viele eine besonders schreckliche Vorstellung – Sie haben plötzlich mit Haarausfall zu kämpfen.

Jedes der aufgezählten Symptome kann auf ein Schilddrüsenproblem hindeuten, genauer gesagt auf eine Über- oder eine Unterfunktion der Schilddrüse (manche Symptome können in beiden Fällen auftreten, andere sind nur typisch für einen davon). Sollte Ihr Arzt Ihnen versichert haben, dass Ihre Schilddrüse einwandfrei funktioniert – dass die Laborwerte vollkommen normal sind oder die Menge des Ihnen schon verschriebenen Schilddrüsenhormonpräparats für Sie genau stimmt oder die Symptome von Ihren Östrogenen (wenn Sie eine Frau sind) bzw. einem zu niedrigen Testosteronspiegel (wenn Sie ein Mann sind) verursacht werden oder damit zu tun haben, dass Sie depressiv oder gestresst sind oder an einer Angststörung leiden oder Ihre Diät nicht diszipliniert einhalten – so sei Ihnen gesagt: Dies kann alles oder zum Teil durchaus zutreffen, aber Sie könnten trotzdem ein Problem mit der Schilddrüse haben.

Es ist möglich, dass Ihr Arzt Ihnen sagt, mit Ihrer Schilddrüse sei alles in Ordnung, aber in Wirklichkeit waren die Testergebnisse ungenau oder der Arzt hat sie falsch interpretiert, oder Sie nehmen das falsche Hormonmedikament oder eine zu geringe Menge davon – oder eine Kombination dieser Faktoren trifft zu.

Und während der ganzen Zeit fühlen Sie sich schlecht: erschöpft, zu früh gealtert und (vom Arzt) nicht ernst genommen. Jetzt aber, mit diesem Buch in der Hand, können Sie erst einmal einen tiefen Seufzer der Erleichterung ausstoßen und sich darauf einstellen, dass es Ihnen bald wieder besser gehen wird. Bei der Lektüre werden Sie nämlich merken, dass Sie recht hatten. Etwas stimmt nicht. Sie leiden wirklich an einer Schilddrüsenstörung. Aber Sie können diese behandeln und werden sich danach wie ein neuer Mensch fühlen.

Ihre ganz persönliche Schilddrüsen-Revolution

Es ist bemerkenswert, wie viele Symptome – schwere, mittlere und leichte – von der Schilddrüse herrühren. Eigentlich hängt jede unserer Körperfunktionen irgendwie mit diesem Organ zusammen. Wenn die Schilddrüse nicht richtig funktioniert, fühlt der ganze Körper sich nicht wohl. Die Schilddrüse zu heilen und zu unterstützen ist eine der wichtigsten Möglichkeiten, sich mit dem eigenen Körper zu verbinden und zu optimaler Gesundheit zu gelangen.

In diesem Buch lernen Sie alles über Ihre Schilddrüse – wie sie arbeitet, warum sie die Ursache sein kann, dass Sie sich schlecht fühlen, und was Sie tun können, um vom Arzt eine präzisere Diagnose zu bekommen. Sie erfahren, welche Untersuchungen Sie verlangen und nach welchen Behandlungen Sie fragen sollten.

Darüber hinaus lernen Sie, wie Sie durch die richtige Ernährung und einen gesunden Lebensstil Ihre körperliche Verfassung verbessern können: wie Sie Ihren Darm heilen, den Körper entgiften, Stressbelastung wirksam reduzieren, entzündungsfördernde Nahrungsmittel vermeiden und die Nährstoffe aufnehmen, die Ihre Schilddrüse benötigt. Außerdem erhalten Sie Informationen, wie viel Sport Sie treiben sollten, denn ein zu intensives Training kann in manchen Fällen auch kontraproduktiv für die Schilddrüse sein.

Das Beste aber ist: Sie wissen nach der Lektüre dieses Buches, wie Sie Ihre Symptome loswerden können. Wie Ihre Konzentrationsschwierigkeiten verschwinden, wie Sie Ängste und depressive Verstimmungen zumindest abmildern und schmerzende Gelenke und wild gewordene Hormone in den Griff bekommen. Wie Sie wieder Schwung in Ihr Sexualleben bringen und überschüssige Pfunde loswerden. Wie Ihre Haarpracht wieder sprießt, dichter als zuvor, und Ihre Haut wunderschön glänzt. Und wie Sie obendrein Ihr Energieniveau in nie dagewesene Höhen schrauben.

Eine gute Gesundheit und Lebensfreude, mit weniger sollten Sie sich nicht zufriedengeben. Und genau darauf dürfen Sie sich freuen, wenn Ihre Schilddrüse bestmöglich funktioniert und Sie eine Ernährungs- und Lebensweise pflegen, die eine ausgezeichnete Gesundheit fördern. Ich weiß, dass Sie das schaffen können, Tausende meiner Patienten haben es bereits vorgemacht!

Die Verantwortung für Ihre Gesundheit

Was die Gesundheit der Schilddrüse angeht, gibt es zwei Hauptaspekte.

Den wichtigsten beeinflussen Sie selbst. Das Schilddrüsen-Programm nach der Myers-Methode®, wie ich es in diesem Buch beschreibe, wird Ihnen zu einer enormen Verbesserung Ihrer Gesundheit, Vitalität und Ihres Wohlbefindens verhelfen. Ich praktiziere dieses von mir entwickelte Programm seit zehn Jahren bei mir selbst und meinen Patienten und kann Ihnen versprechen, dass nichts – wirklich nichts – Ihr Wohlgefühl mehr erhöht, als dem Körper das zu geben, was er braucht.

In Bezug auf den zweiten Aspekt der Schilddrüsengesundheit sollten Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin zusammenarbeiten. In diesem Buch lernen Sie alles, was Sie dazu wissen müssen, sodass Sie mit hundertprozentiger Sicherheit die richtige Diagnose und wirksamste Behandlung erhalten. Danach werden Sie sich so viel besser fühlen!

Eine Schilddrüsenstörung in Kombination mit einem Arzt, der einem nicht glaubt, das ist etwas Furchtbares. Woher ich das weiß? Weil ich, bevor ich eine Schilddrüsen-Ärztin wurde, eine Schilddrüsen-Patientin war. Ich kann nachvollziehen, wie sich eine aus den Fugen geratene Schilddrüse auf die Lebensqualität auswirkt und wie frustrierend es ist, wenn Ihr Arzt Sie nicht ernst nimmt und Ihnen sagt, dass »alles in Ordnung« sei, auch wenn Sie wissen, dass das nicht stimmt.

Ich habe selbst erfahren, wie niederschmetternd es sein kann, keinen Ausweg zu sehen, zu resignieren und zu glauben, man müsse sich mit den Stimmungsschwankungen, Ängsten und Depressionen, der Konzentrationsschwäche und Müdigkeit, Gewichtszunahme und dem Haarverlust eben abfinden.

Das alles weiß ich, weil ich es selbst durchlebt habe. Im Alter von 32 Jahren hatte ich mit einer außer Rand und Band geratenen Schilddrüse zu kämpfen, einer schrecklichen Störung, die mir das Gefühl gab, dass mein Körper nicht zu mir gehört und ich meinen Verstand nicht mehr kontrollieren kann. Damals studierte ich im zweiten Jahr Medizin und verfügte damit sicherlich über mehr Anatomiekenntnisse als die meisten anderen Menschen. Meine Ärztin aber glaubte mir trotzdem nicht. Sie sagte: »Das sind einfach nur Stresssymptome. Ihr Medizinstudenten bildet euch immer ein, alle Krankheiten zu haben, die in euren Lehrbüchern beschrieben sind.«

Nein. Ich litt an einer echten Funktionsstörung der Schilddrüse und meine Ärztin hatte mir zunächst die entsprechenden Tests verweigert. Nachdem ich aber darauf bestanden hatte und dann tatsächlich auch die von mir vorhergeahnte Diagnose erhielt, wurde die Situation nicht besser, denn die schulmedizinischen Behandlungen verschlimmerten meinen Gesundheitszustand eher noch. Es ist eine traurige Wahrheit, dass die meisten Schulmediziner – nicht alle, aber die meisten bei Schilddrüsenproblemen keine sonderlich gute Arbeit leisten. Sie sind schlichtweg nicht auf dem neuesten Stand.

Ich möchte Ihnen meine ganz persönliche Schilddrüsen-Revolution schildern, denn sie hat mich immer wieder inspiriert, meinen Patienten zuzuhören, zu verstehen, worum es wirklich geht und die bestmöglichen Behandlungen herauszufinden, nämlich diejenigen, die auf der natürlichen Fähigkeit des Körpers gründen, optimale Gesundheit zu erlangen. Die konventionelle Medizin konnte mir nicht helfen und meine Aufgabe besteht nun darin, Sie vor ähnlich schlechten Erfahrungen zu bewahren.

Wenn Ihr Arzt Ihnen nicht glaubt

»Sie haben doch gar kein Problem mit der Schilddrüse.«

So wie Millionen anderer Patienten vor und nach mir vernahm ich diese abschätzigen Worte. Gerade war ich ins dritte Semester Medizinstudium gestartet. Ich war immer kerngesund gewesen. Ich wusste, wie man hart arbeitet, und ich liebte Herausforderungen, wovon sowohl mein zweijähriger Einsatz für das Friedenskorps – eine US-amerikanische Entwicklungsorganisation – als auch das erste Jahr Studium an der medizinischen Fakultät zeugten. Irgendwie hatte ich auch die langen, zermürbenden Monate überstanden, in denen meine Mutter gegen den Krebs kämpfte, um am Ende dann doch viel zu früh zu sterben. Nach ihrem Tod begann ich in einem Forschungslabor zu arbeiten, in dem ich ein natürliches Präparat entwickelte, das ich mir patentieren ließ und das in Fällen wie dem meiner Mutter von Nutzen sein könnte.

Doch plötzlich, ohne merkbare Vorankündigung, war mein Körper außer Kontrolle geraten. Ich litt unter Angstzuständen, die sich an manchen Tagen zu richtigen Panikattacken auswuchsen, begleitet von einem rasenden Puls, Schnappatmung und einem sich steigernden Gefühl der Verzweiflung. Nachts lag ich lange wach und spürte mein Herz, das synchron zur tickenden Uhr heftig klopfte.

Außerdem verlor ich in einem alarmierenden Tempo Gewicht. Wenn ich vor dem Zu-Bett-Gehen nicht noch zwei dick mit Butter bestrichene Vollkorntoastscheiben aß, war ich am nächsten Morgen schon wieder ein Kilo leichter. Wo denn da das Problem liegt, fragen Sie jetzt vielleicht, falls Sie eher mit überschüssigen Pfunden zu kämpfen haben. Nun, dann stellen Sie sich eine völlig ausgemergelte, klapprige und angegriffen wirkende Gestalt vor – ich bin sicher, so möchten Sie niemals aussehen. Meine Muskeln zitterten, sodass ich mich beim Treppensteigen förmlich am Geländer festkrallen musste, um nicht herunterzufallen. Ich war permanent hungrig, auch nach den Mahlzeiten. Irgendwann ging es mir so schlecht, dass ich wegen des Zitterns meiner Hand in den Vorlesungen kaum mehr mitschreiben konnte.

In so einem Fall machen sich Freunde Sorgen. Meine Freunde waren noch dazu Medizinstudenten, die meine Symptome unmittelbar mitbekamen. »Amy«, drängten sie mich, »hol dir endlich ärztlichen Rat.« Ich tat ihnen den Gefallen, nur um von der Ärztin die Diagnose »Medizinstudentsyndrom« zu erhalten, also angeblich jedes Symptom zu entwickeln, von dem ich im Studium gehört hatte.

Ich verneinte dies aber beharrlich. Ich kannte meinen Körper. Irgendetwas stimmte nicht.

»Vielleicht ist es einfach Stress«, meinte die Ärztin und legte bereits die Unterlagen für den nächsten Patienten bereit. »Das zweite Jahr des Medizinstudiums ist ja bekanntlich sehr hart.«

Stress? Ich hatte meine sterbende Mutter gepflegt und ihre Beerdigung überstanden. Ich war als Freiwillige für das Friedenskorps mehr als zwei Jahre in einem kleinen paraguayischen Dorf tätig gewesen, das nicht mal auf der Landkarte eingezeichnet war und in dem es kein fließend Wasser und ein Telefon erst in acht Stunden Entfernung gab. Ich hatte meine ersten beiden Medizinsemester erfolgreich abgeschlossen. All das war wahrlich mit sehr viel Stress verbunden, aber mein Körper hatte niemals auch nur ansatzweise mit Symptomen wie Gewichtsverlust, Schlaflosigkeit, Panik und Zittern darauf reagiert.

Es war nicht leicht, auf mein Gefühl zu vertrauen und mich nicht von der Bestimmtheit der Ärztin einschüchtern zu lassen, zumal ich ja sehr geschwächt war. Aber eine resolute Frau aus Louisiana – und zu der hatte mich meine Mutter erzogen – lässt sich nicht so einfach mit einer falschen Diagnose abspeisen.

»Bitte, ich möchte eine vollständige diagnostische Abklärung«, insistierte ich. Meine Standhaftigkeit zahlte sich aus und die Ärztin schickte mich zum Blutabnehmen ins Labor und veranlasste die Erstellung eines großen Blutbildes.

Eine Woche später, während eines Kurzurlaubs im Haus meiner Tante an der Golfküste, erhielt ich einen Anruf von der Ärztin. Ich erinnere mich nicht, dass sie sich entschuldigte. Aber sie teilte mir mit, dass ich an einer ernsten Erkrankung der Schilddrüse litt.

Wie Sie später in diesem Buch noch öfters lesen werden, unterscheidet man im Wesentlichen zwischen zwei Schilddrüsenstörungen. Am häufigsten ist eine Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose). Es gibt autoimmune und nicht autoimmune Hypothyreosen. Die autoimmune Variante wird Hashimoto-Thyreoiditis oder einfach Hashimoto genannt und ist die weitverbreitetste Form der Schilddrüsenunterfunktion.

Bei mir hingegen wurde eine Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose) diagnostiziert. Auch eine solche Überfunktion kann, muss aber nicht, die Folge einer Autoimmunerkrankung sein und heißt dann Morbus Basedow oder Basedowkrankheit.

Bei einer Autoimmunerkrankung – welcher Art auch immer – greift sich der Körper selbst an. In der Mehrzahl der Fälle handelt es sich bei Schilddrüsenstörungen um autoimmune Formen: Das Immunsystem attackiert die Schilddrüse. Um die Wurzel des Problems anzugehen, müssten die Schilddrüse und das Immunsystem behandelt werden, aber leider ignorieren die meisten Schulmediziner in einem solchen Fall das Immunsystem. Auch ich wusste damals als junge Medizinstudentin noch nicht, dass sowohl Hashimoto als auch Morbus Basedow auf die konventionelle Art nur unvollständig geheilt werden.

Hätte ich damals schon über mein heutiges Wissen verfügt, hätte ich mich mit einer Kombination aus gesunder Ernährung, qualitativ hochwertigen Zusatzstoffen und Änderungen im Lebensstil behandelt, mit anderen Worten mit dem Schilddrüsen-Programm nach der Myers-Methode. Doch ich war noch nicht so weit und suchte brav einen Facharzt für Endokrinologie, einen Schilddrüsenarzt, auf, an den mich die Hausärztin überwiesen hatte.

Dieser Arzt sagte mir: »Sie haben drei Möglichkeiten: Sie können Propylthiouracil (PTU) einnehmen, das die Bildung der Schilddrüsenhormone hemmt. Oder Sie nehmen radioaktives Jod (I-131), das nach und nach das Schilddrüsengewebe zerstört« (klingt nach Atombombe, dachte ich mit Schaudern) »oder Sie lassen sich die Schilddrüse ganz oder teilweise operativ entfernen.«

Keine dieser Wahlmöglichkeiten gefiel mir. Meine Eltern waren immer Anhänger der ganzheitlichen und der Traditionellen Chinesischen Medizin gewesen. Bei uns zu Hause kam viel Selbstgemachtes aus biologisch angebauten Nahrungsmitteln auf den Tisch. Meine Mutter zog ihre eigenen Tomaten und Sprossen heran, buk Brot aus Vollkornmehl und bereitete auch Naturjoghurt selbst zu. Geschälten weißen Reis kannte ich als Kind gar nicht, wir aßen nur Naturreis. Mit 14 wurde ich sogar Vegetarierin. Und auch das Medizinstudium begann ich mit dem Ziel, als Ärztin einmal einen ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen, meinen Patienten die heilenden Eigenschaften guter Nahrung zu vermitteln und den Körper in seiner Gesamtheit zu betrachten anstatt nur seine einzelnen Teile.

Inzwischen weiß ich, dass Milchprodukte, Gluten, Getreide, Hülsenfrüchte und Nachtschattengewächse (Tomaten, Paprika, Auberginen, Kartoffeln) Entzündungen auslösen können – Reaktionen des Immunsystems, die Autoimmun-, Schilddrüsen- und vielen anderen chronischen Krankheiten zugrunde liegen. Ich weiß heute auch, dass mein Körper die Nährstoffe tierischer Proteine benötigt, die mein Immunsystem, die Gesundheit der Schilddrüse und viele andere Körperfunktionen unterstützen. Paradoxerweise hatten das gesunde Essen zu Hause sowie der Vegetarismus zu meiner Krankheit beigetragen.

All das war mir damals aber noch nicht klar. Trotzdem hegte ich ein beträchtliches Misstrauen gegen die drei schulmedizinischen Therapien, die mir der Arzt angeboten hatte. Starke Medikamente mit beträchtlichen Nebenwirkungen? Ein Angriff auf meine Schilddrüse mit radioaktivem Gift? Eine Operation? Eigentlich wollte ich meinem Körper nichts von alledem zumuten.

Ich versuchte es erst einmal anders und wandte mich an eine Ärztin für Traditionelle Chinesische Medizin, die eigene Kräutertinkturen herstellte und außerdem auf Diätvorschriften setzte. Sie »verschrieb« mir fermentierte Lebensmittel, gekeimtes Getreide sowie grässlich schmeckende Pülverchen und Tees und Tinkturen. Fermentierte Nahrung ist ja eigentlich wirklich sehr gesund, aber für einen überbeanspruchten Körper wie meinen damals einfach zu anstrengend. Kurz gesagt: In diesem Fall machte mich die chinesische Medizin eher noch kränker.

Ich suchte also reumütig erneut die Praxis des Endokrinologen auf. Meine Symptome hatten sich zwischenzeitlich noch weiter verschlimmert. Die Schlaflosigkeit war extrem – wenn ich Glück hatte, konnte ich nachts drei Stunden schlafen. Mein Herzrasen fühlte sich so an, als ob das Herz gleich aus der Brust davonrennen würde. Inzwischen nahm ich sogar schon Betablocker dagegen, was meine Müdigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten noch verstärkte. Mir wurde bange ums Herz bei dem Gedanken, dass der Arzt all meine Symptome immer nur mit Medikamenten behandeln würde. Ich würde also nicht mehr nur mit meiner kranken Schilddrüse, sondern auch noch mit allen möglichen Nebenwirkungen zu kämpfen haben. Wegen meiner schlaflosen Nächte wurde es allmählich schwierig für mich, konzentriert an den Studienveranstaltungen teilzunehmen, aber andererseits konnte ich es mir nicht leisten, bei den Prüfungen durchzufallen. Deshalb ließ ich mich widerwillig auf eine lange Reihe schulmedizinischer, medikamentöser Behandlungen ein, die an meinen Lebensgeistern zehrten.

Zuerst versuchte ich es mit PTU, denn die Verabreichung dieses Arzneistoffes schien mir die am wenigsten extreme und invasive Behandlungsform zu sein. Trotzdem war sie brutal. Mund- und Nasenschleimhäute trockneten als Nebenwirkung in einem für mich fast unerträglichen Maße aus. Aber die schlimmste Folge war, dass sich die Überfunktion in eine Unterfunktion der Schilddrüse verwandelte, die mich nun mit anderen Symptomen plagte: extreme Müdigkeit, konstantes Frieren, ausgetrocknete Haut und büschelweise ausfallendes Haar.

Nachdem ich mich mehrere Wochen schrecklich gefühlt hatte, suchte ich wieder die Endokrinologie-Praxis auf. Der Arzt war vor allem wegen meiner chronischen Müdigkeit beunruhigt und führte einige Bluttests durch. Ein paar Stunden später sagte er mir, dass das PTU zu einer Leberfunktionsstörung geführt hatte, einer toxischen Hepatitis. Eine extrem seltene Nebenwirkung, aber genau bei mir war sie aufgetreten. Wenn ich das Medikament nicht sofort absetzen würde, meinte der Arzt, könnte ich letztendlich an einem Leberversagen sterben. Er verordnete mir strikte Bettruhe, bis sich die Leber erholt habe, was Wochen oder gar Monate dauern konnte.

Nun blieben mir also nur noch zwei Wahlmöglichkeiten: Operation oder Zerstörung meiner Schilddrüse durch Einnahme radioaktiver Jodtabletten. Für Letzteres konnte ich mich zwar auch nicht gerade begeistern, aber eine operative Entfernung der Schilddrüse schien mir die noch furchterregendere Option zu sein. Ich war inzwischen so geschwächt und zermürbt, dass ich mir nicht mehr zutraute, mich ins Leben zurück zu kämpfen, sollte auf dem OP-Tisch etwas schiefgehen. Meine Suche nach alternativen Behandlungsformen blieb ohne Erfolg. Ich entschloss mich also, eine ablative Radiojodtherapie durchführen zu lassen, das heißt mein Schilddrüsengewebe von radioaktivem Jod zerstören zu lassen.

Bei dieser Art von Behandlung kann es passieren, dass die Schilddrüse – sozusagen in einem letzten Aufbäumen – große Mengen von Schilddrüsenhormonen in den Blutkreislauf freisetzt. Nach Abschluss der Therapie müssen die Patienten lebenslang Schilddrüsenhormontabletten einnehmen, da ja keine Schilddrüse mehr da ist, die das Hormon produziert. Bevor ich an diesen Punkt kam, verursachten die plötzlichen, massiven Hormonausschüttungen während der Behandlung noch heftigere Panikanfälle bei mir, die besonders verstörend waren, weil sie jederzeit auftreten konnten. Ich musste immer ein Beruhigungsmittel dabeihaben, weil ich nie wusste, wo ich das nächste Mal ausflippen würde: Im Stadtpark? Im Supermarkt? In der Kirche? Es kam so weit, dass ich das Haus nicht mehr verlassen wollte, aus Angst, in der Öffentlichkeit eine Panikattacke zu erleiden.

Dann schoss mich der medizinische Flipperautomat in die entgegengesetzte Richtung: Schilddrüsenunterfunktion. Ich fühlte mich extrem erschöpft und fror fast ständig. Es dauerte nicht lange und ich hatte fünf Kilo zugenommen. Auch der Haarausfall stellte sich schnell wieder ein. Und zu allem Überfluss erkrankte ich noch am Reizdarmsyndrom.

Da meine Schilddrüse durch die Behandlung letztendlich ja zerstört worden war, verschrieb mir der Arzt nun Hormontabletten. Die Symptome aber blieben, ich fühlte mich allmählich wie der lebendige Tod. Der Arzt ließ meine Blutwerte testen, und das Resultat war? Ganz normale Schilddrüsenhormonwerte.

Und so begann das Spielchen von Neuem. Ich bettelte den Arzt förmlich an, mir zu glauben, zählte ihm alle Symptome auf und schilderte, wie schlecht ich mich fühlte. Er warf lediglich einen Blick auf den Laborbericht und meinte, alles sei in Ordnung. Das klang wie Hohn in meinen Ohren.

Aber ich glaube Ihnen

Ich weiß schon, meine Geschichte ist besonders extrem. Aber auch Ihre Probleme werden wahrscheinlich von einer Schilddrüsenschwäche verursacht. Vielleicht ist außerdem Ihr Immunsystem stark geschwächt, und Ihr Körper kämpft mit einem geschädigten Darm, einer toxischen Last und einer hohen Stressbelastung. So wie ich damals haben Sie es wahrscheinlich mit einem Arzt zu tun, der Ihnen entweder nicht glaubt oder Sie einfach nicht richtig behandelt.

Es tut mir sehr leid, dass Sie das alles erleben müssen. Sie verdienen es nämlich, sich großartig zu fühlen! Und mithilfe der Informationen in diesem Buch können Sie wieder an diesen Punkt kommen.

Wie ich mir da so sicher sein kann? Weil ich in den letzten zehn Jahren so ziemlich alle Arten von Schilddrüsenerkrankungen behandelt habe, bei Tausenden von Patienten und Patientinnen. Darunter waren welche, deren Symptome so schleichend (die gelegentlichen Konzentrationsschwierigkeiten, der langsame Energieverlust, die leichten Depressionen, die hartnäckigen überschüssigen Pfunde) und deren Laborwerte so »normal« waren, dass sie kaum an eine Funktionsstörung ihrer Schilddrüse glauben mochten. Ich habe Frauen behandelt, die nicht schwanger wurden, und Männer, die keinerlei Lust am Sex mehr hatten. Und ich habe mit Patienten gearbeitet, die wie ich an Morbus Basedow litten. Am Ende der Therapie waren ihre Symptome verschwunden, sie konnten ihre Arzneimittelrezepte wegwerfen, und ihre Schilddrüse funktionierte ganz normal. Und das alles ohne die starken Medikamente und extremen Behandlungen, denen ich mich einst unterziehen musste.

Jede Patientengeschichte ist einmalig, auch Ihre. Aber eines haben sie alle gemeinsam: Das Leben eines Menschen ist beeinträchtigt, weil seine Schilddrüse nicht so funktioniert, wie sie sollte.

Und dann gibt es noch eine Gemeinsamkeit: Ein Arzt, der die Schilddrüsenfehlfunktion nicht als solche erkennt und behandelt. Oh ja, ich weiß nur zu gut, wie frustrierend, wie schlimm das sein kann. Meine Patienten erzählen mir, wie herablassend manche Ärzte mit ihnen umgegangen sind. Wie solche Ärzte einfach behaupten, das Problem sei durch Stress, Ängste oder depressive Verstimmungen verursacht, die Symptome seien »eingebildet«. So etwas ist einfach nur beleidigend.

Haarsträubend, aber wahr: Eine rein schulmedizinische Herangehensweise ist fast eine Garantie für eine Fehldiagnose und/oder falsche Behandlung. Die meisten konventionellen Ärzte führen schlichtweg nicht genügend Untersuchungen durch, sie interpretieren Testergebnisse falsch, sie bieten nicht genügend Behandlungsoptionen und sie geben keine Ratschläge, welche Ernährungs- und Lebensweise zur Gesundung der Schilddrüse beitragen können.

Deshalb war ich über alle Maßen erleichtert, als ich bessere Behandlungsmethoden fand. Die Functional Medicine hat mein Leben verändert.

Bessere Methoden

Mit der Functional Medicine kam ich erstmals 2009 in Berührung, bei einem Symposium über integrative Gesundheit. Das war für mich, als ob in einem finsteren Raum ein helles Licht angeht. Ich saß im Auditorium und hörte einem Arzt zu, der einen Vortrag über die Ursache chronischer Krankheiten, die Wurzel des Übels, hielt. Es fiel mir wie Schuppen von den Augen. »Endlich«, dachte ich. »Das ist die Antwort auf so viele meiner Fragen.«

Zum ersten Mal verstand ich, welche Rolle Ernährung, Darmgesundheit, Giftstoffe und Stress für meine Gesundheit gespielt hatten. Mir wurde klar, dass Lebensmittel, von denen ich immer gedacht hatte, dass sie gesund für mich seien, in Wirklichkeit meinen Darm, mein Immunsystem und meine Schilddrüse schwächten. Dies galt insbesondere für Gluten, Getreide und Hülsenfrüchte, die bis dahin den Hauptbestandteil meiner Nahrung bildeten. Ich lernte den Begriff »Leaky-Gut-Syndrom« kennen und erfuhr, dass Menschen, die daran leiden, eine durchlässige Darmwand haben, durch die halb verdautes Essen in den Blutkreislauf gelangt und ihn mit Giftstoffen attackiert, wodurch das Immunsystem geschwächt wird. Und ich realisierte, dass meine Gesundheit von zahlreichen weiteren Toxinen beeinträchtigt worden war, dass sich selbst scheinbar kleine Infektionen nachteilig auf das Immunsystem auswirken und dass psychologischer Stress in der Tat eine Hauptursache für Autoimmunkrankheiten ist.

Diese Konferenz war der Auslöser für mein neues Leben. Danach nahm ich meine Gesundheit selbst in die Hand. Ich strich die problematischen Lebensmittel vom Speiseplan und beschaffte mir hochwertige Nahrungsergänzungsmittel mit positiven Effekten für meine Schilddrüse. Ich heilte meinen Darm, entgiftete meinen Körper und begann mit stressabbauenden Maßnahmen. Schon nach wenigen Wochen fühlte ich mich zum ersten Mal seit sieben Jahren wieder richtig gesund.

Es war unglaublich, was für einen Unterschied mein neues Selbsthilfeprogramm ausmachte. Angst- und Panikanfälle gehörten von nun an der Vergangenheit an. Meine Lebensgeister kehrten zurück, Haare und Haut sahen wieder richtig gut aus. Aber am besten war mein grandioses Wohlgefühl, das man nur haben kann, wenn der Körper genau das bekommt, was er braucht. Willkommen im Land der optimalen Gesundheit!

Ich verabschiedete mich von den Schulmedizinern, die sich weigern, den Körper als zusammenhängendes System und nicht lediglich als eine Ansammlung von Organen zu sehen. Stattdessen begab ich mich vertrauensvoll in die Hände eines Arztes, der Functional Medicine praktizierte. Darüber hinaus meldete ich mich selbst zu Ausbildungskursen beim Institute of Functional Medicine an. Ich wollte alles nur Mögliche über diesen medizinischen Ansatz lernen und es den Ärzten nachmachen, mit deren Hilfe meine Gesundheit wiederhergestellt wurde.

Hätte ich die Functional Medicine bereits gekannt, als ich mit der Diagnose Morbus Basedow konfrontiert wurde, hätte ich mir wahrscheinlich all die giftigen Medikamente und vor allem die Zerstörung meiner Schilddrüse erspart. Ich hätte meine überaktive Schilddrüse mit Kräutern behandelt, meinen Darm geheilt und meinen Körper vor allen Giften, entzündungsfördernden Nahrungsmitteln und Stressfaktoren geschützt, die meine Leiden ausgelöst hatten. Es ist frappierend, aber wahr, dass sich durch eine passende Lebens- und Ernährungsweise Krankheiten besiegen lassen, gegen die die Schulmedizin kein Mittel kennt. Leider hatte ich die Functional Medicine nicht schon früher entdeckt. Aber zumindest würde ich nun mit meiner neuen Zertifizierung diese Heilmethoden mit anderen teilen können.

Im Jahr 2010 kündigte ich meine Stelle als Notfallärztin und eröffnete in Austin, Texas, meine eigene Praxis für Functional Medicine. Mein Schwerpunkt waren Autoimmun- und Schilddrüsenerkrankungen. Ich entwickelte die Myers-Methode, mein Selbsthilfeheilprogramm, das in der Zwischenzeit schon Tausenden von Menschen geholfen hat. Mein erstes Buch, Die Autoimmun-Lösung, stand schon bald auf der Bestsellerliste der New York Times. Und jetzt schreibe ich dieses Buch, weil ich möchte, dass auch Sie von allem, was ich gelernt habe, profitieren können.

Eine ganz neue Welt

Als ich die Functional Medicine entdeckte, eröffnete sich mir eine neue Welt. Eine Welt, in der Ärzte ihren Patienten zuhören. Eine Welt, in der jeder Patient als Individuum betrachtet wird, eine Art der personalisierten Medizin, die den großen Unterschied ausmachen kann zwischen sich irgendwie durchs Leben schleppen – nicht wirklich krank, aber auch nicht wirklich gesund – oder aufrecht und in Bestform durchs Leben schreiten. Eine Welt, in der Schilddrüsenstörungen nicht einfach auf »Depressionen«, »Angstzustände«, »Übergewicht« oder »Hormonprobleme« geschoben, sondern korrekt diagnostiziert und behandelt werden, mit den richtigen Schilddrüsenhormonpräparaten plus einer Lebensweise, die Schilddrüse und Immunsystem unterstützt. Eine Welt, in der der Körper das bekommt, was er braucht, um rundum gesund zu bleiben. Auf der Basis der Functional Medicine konnte ich innerhalb von fünfzehn Jahren Tausenden von Patienten in meiner Praxis helfen – und darüber hinaus auch mich selbst heilen.

Jetzt sind Sie an der Reihe. Sie sollten keinen einzigen Tag mehr erleben, an dem Ihre Symptome falsch diagnostiziert und behandelt werden. Ich werde Sie deshalb anleiten, zu verstehen, was in Ihrem Körper, der Schilddrüse, dem Darm und dem Immunsystem vor sich geht. Ich zeige Ihnen auch, wie Sie einen die Functional Medicine praktizierenden Arzt finden. Wenn Sie aber bei Ihrem alten Arzt bleiben wollen, zeige ich Ihnen zumindest auf, wie Sie effektiver mit ihm oder ihr zusammenarbeiten können, damit Sie die Tests, Diagnosen und Behandlungen erhalten, die Sie brauchen.

Aus diesem Buch lernen Sie, welche Blutuntersuchungen in der Regel durchgeführt werden und wie Sie die Zahlen und Ergebnisse interpretieren. Sie erfahren, welche weiteren Tests Sie verlangen können, damit Sie und Ihr Arzt ein umfassenderes Bild bekommen, was wirklich los ist (die Mehrzahl der Schulmediziner veranlasst nicht genügend Tests; die meisten, die ich Ihnen empfehle, sind nichtsdestotrotz Standardtests, die in jeder ärztlichen Praxis bzw. jedem Labor durchgeführt werden können).

Außerdem erkläre ich Ihnen, welche Arten von Schilddrüsenhormonpräparaten typischerweise verabreicht werden, und was Sie sonst für Optionen haben. Die meisten Ärzte verschreiben ein synthetisches Schilddrüsenhormon, ein »Levothyroxin«. Dieser Wirkstoff hat Stärken und Schwächen, und ich helfe Ihnen beim Verstehen, welche das sind. Daneben gibt es natürliche Schilddrüsenhormonpräparate, die aus getrockneten Schweineschilddrüsen hergestellt werden (Anm. d. Übers.: Solche Medikamente sind in Deutschland nicht zugelassen, können aber nach Verordnung durch einen in Deutschland niedergelassenen Arzt auf Privatrezept über internationale Apotheken besorgt werden). Auch dazu und zu weiteren Optionen, wie beispielsweise individuell auf Sie abgestimmte Hormonpräparate, erhalten Sie in diesem Buch alle wichtigen Informationen.

Ganz nach Art der Functional Medicine helfe ich Ihnen dabei, einen personalisierten Gesundheitsplan zur Unterstützung von Schilddrüse, Immunsystem und Darm zu erstellen. Mit den Informationen in Teil V können Sie herausfinden, ob Sie an verbreiteten Darmproblemen wie Candida und Dünndarmfehlbesiedlung (DDFB; manchmal wird auch die englische Abkürzung SIBO verwendet) oder an einer Nebennierenschwäche leiden. Gegebenenfalls können Sie dann meine spezifischen Empfehlungen zu diesen Problemen befolgen.

Und schließlich erhalten Sie eine ausführliche Anleitung zum Schilddrüsen-Programm nach der Myers-Methode: Speisepläne, Rezepte, Nahrungszusätze und Lebensstil-Empfehlungen, die Ihre Schilddrüsengesundheit auf Touren bringen, Ihr Immunsystem unterstützen und Sie ganz allgemein gesünder machen. Sollte Ihre Schilddrüsenfehlfunktion die Folge einer Autoimmunstörung sein, ist die Myers-Methode besonders wichtig für Sie, denn wer schon eine Autoimmunkrankheit hat, bekommt mit einer dreifach höheren Wahrscheinlichkeit als andere Menschen eine weitere. Mittels der Myers-Methode können Sie Ihr Immunsystem revitalisieren und Ihre Symptome zum Verschwinden bringen, während Sie gleichzeitig weiteren Störungen vorbeugen.

Sie sollen keinen einzigen Tag mehr leiden, weil Ihnen Ihr Arzt oder Ihre Ärztin nicht die richtige Diagnose oder Behandlung gegeben hat. Ihnen soll das erspart bleiben, was ich erdulden musste: giftige Medikamente und eine ärztlichen Behandlung, deren Folgen sich nicht rückgängig machen lassen. Sie sollen sich keinen Moment mehr darüber Gedanken machen, ob Ihr Problem »eingebildet« ist, oder sich darüber ärgern müssen, dass Sie nicht abnehmen. Wissen ist Macht – ein Klischee, das aber zutrifft. In diesem Buch finden Sie das Wissen, das Sie brauchen, um auf Augenhöhe mit Ihrem Arzt reden zu können und mit dem Sie die Kontrolle über Ihre Gesundheit übernehmen können. Ich freue mich für Sie, weil ich weiß, dass Sie sich schon bald blendend fühlen werden – schlank, voller Energie und selbstbestimmt.

Blättern Sie also um und beginnen Sie mit Ihrem neuen Leben!

TEIL I:  Schilddrüsenerkrankungen – eine neue Epidemie