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Inhaltsverzeichnis
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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Vorwort
Eine Reise durch das Meer der Energie
»Alle Lebewesen sind umgeben von einem Meer aus feinstofflicher Energie. Diese Energie steht jedem zur Verfügung und kann bewusst intensiver genutzt werden.«
Das Buch, das Sie in Händen halten, wird Sie in die Welt des Yoga und der Chakras einführen und Ihnen neue Sichtweisen und Wahrnehmungen vermitteln. Sie werden lernen, Ihren Körper mit feinstofflichen Energien zu vitalisieren. Stufe für Stufe erspüren Sie durch praktische Übungen Ihren Körper neu und erfahren dabei, dass Ihr Leben nicht nur aus Materie und sichtbarer Substanz besteht: Sie sind umgeben von einem Meer aus feinstofflicher Energie, das wahre Lebenskraft in sich birgt.

Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Fisch im Wasser...

Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Fisch im Meer und ganz und gar umgeben von blauem, angenehm warmem Wasser. Meerwasser ist das Element, in dem Sie leben, es ist Ihr Zuhause, Ihre Welt. Sie bewegen sich im Wasser, Sie atmen und essen dort. Sie leben von Partikeln, die im Wasser aufgelöst sind und Ihnen als Nährstoffe dienen. Die Nährstoffe sind mikroskopisch klein und unsichtbar, aber Sie wissen, dass Sie umgeben sind von diesen Nährstoffen. Das Meer ist nahrhaft, gibt Energie und Vitalität und ermöglicht Ihnen Ihr Leben.
Nicht nur Sie leben in diesem nahrhaften Meer, sondern mit Ihnen Tausende anderer Wesen. Bunt und artenreich ist Ihr Lebensraum, und alle darin sind umgeben von Wasser.
Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Fisch im Mee... Sie haben um sich einen individuellen Freiraum, in dem nur Sie sich bewegen. Sie schwimmen in Ihrer eigenen, kleinen Sphäre, in die nur dann ein anderes Lebewesen eindringen kann, wenn Sie es ihm erlauben.
Sie leben in einem großen, harmonischen Schwarm mit vielen anderen bunten Fischen. Jeder Fisch respektiert den Freiraum des anderen. Alle sind frei, dorthin zu schwimmen, wo sie möchten, solange sie das lebensspendende Element des Wassers umgibt.
Stellen sich vor Sie sind ein Fisch... So wie die Fische im Meer sind wir auch als Menschen von einem unsichtbaren Meer umgeben. Das Meer besteht aus einem Element, das nicht sichtbar oder greifbar ist, uns aber das Leben erst ermöglicht. Es besteht aus feinstofflicher Energie.
Feinstoffliche Energie ist kein Element der Materie, sondern nichtmateriell. Sie ist weder sichtbar noch fassbar, aber fühlbar. Das unsichtbare Meer der Energie umgibt Sie, nährt Sie und schützt Sie. Ebenso wie der Fisch im Wasser teilen Sie diese feinstoffliche Energie mit anderen Lebewesen und bewegen sich ständig innerhalb dieses unendlichen Energiefelds. Sie teilen die Energie mit anderen Menschen, Tieren, Pflanzen und Steinen – ja sogar mit der Erde und dem Kosmos. So wie das Element Wasser die Meerestiere umflutet, den Sand am Meeresboden tränkt und durch alle Korallenbänke hindurchfließt, umspült feinstoffliche Energie alle und alles im weiten Universum.
»Prana ist die unendliche, allgegenwärtig sich manifestierende Energie des Universums.
Aus Prana entwickelt sich alles, was wir Kraft nennen.« Krishnamacharya

Prana, die alles durchdringende Lebenskraft

Diese feinstoffliche Energie wird nach der yogischen Lehre und der altindischen Kultur »Prana« genannt. Prana ist die alles durchdringende Lebenskraft. Sie verbirgt sich hinter allen Elementen des Lebens wie Wasser, Erde, Luft, Feuer und jeglicher Materie auf der Erde.
Prana ist in allen Nahrungsmitteln enthalten. Menschen, Tiere, Pflanzen und Mineralien sind der materielle Ausdruck der pranischen Lebenskraft. Jede materielle Ebene ist auf unsichtbare Art von feinstofflicher Nichtmaterie durchdrungen.
Stellen Sie sich vor, wie Sie als Mensch umgeben sind von unendlich viel feinstofflicher Energie. Reisen Sie mit diesem Buch in das Meer des Prana, und lernen Sie, dieses Element besser für sich zu nutzen!
Yoga und Chakra-Arbeit streben nach körperlicher, geistiger und seelischer Gesundheit. Der Yoga-Weg ist ein Weg zur höchsten Vollkommenheit, und um diesem Ziel näher zu kommen, ist liebevolles Bemühen das adäquate Mittel. Arbeiten Sie mit diesem Buch, und verbessern Sie mit Hilfe der Übungen in verschiedenen Niveaus schrittweise und langfristig Ihre Vitalität und Lebensfreude. Beginnen Sie jetzt, bewusst im feinstofflichen Meer der Energie zu schwimmen. Ich wünsche Ihnen viel Freude und weise Einsichten dabei!
Birgit Feliz Carrasco

Einleitung
Mehr Energie mit Yoga und Chakra-Arbeit
Obwohl unser Körper vergänglich ist, treiben wir heute einen Sport- und Wellnesskult um unsere sterbliche Hülle. Die Frage stellt sich, ob bei Aerobic, Joggen oder anderen Fitnessformen auch genügend Zeit für die Seele, das Gemüt und den Esprit bleibt. Ist es nicht eher so, dass Sie sich nach dem Work-out oft ausgepowert fühlen und der Geist nur deshalb endlich ruhig ist, weil der Körper müde ist?
Der feinstoffliche Teil unseres Seins, der nach dem Tod der biologischen Hülle unvergänglich ist, braucht ebenfalls Nahrung und Herausforderung. Mit Yoga finden Sie einen Lebensstil, der alle Aspekte des Seins nährt und entwickelt. Über die Arbeit mit Yoga und das Chakra-Bewusstsein bekommen Geist und Seele eine neue Struktur. Ihr Körper erhält ein neues Programm, ein »Update« sozusagen. Er sammelt neue Erfahrungen, durch die auch Ihr tiefstes Inneres zu Gesundheit, Zufriedenheit und Harmonie auf allen Ebenen des Seins gelangt.
Yoga ist somit eine konsequente Fortführung von reiner Wellness zu einer Arbeit an Ihrer ganzheitlichen Gesundheit, ein einzigartiger Lebensweg, der Jahrtausende überdauert hat, weil er sich immer und immer wieder bewährt hat und von Generation zu Generation weitergegeben wurde.
»Gesundheit ist der Zustand völligen körperlichen, geistigen, seelischen und sozialen Wohlbefindens.« Definition der WHO, Weltgesundheitsorganisation der Vereinten Nationen

Den Fluss der feinstofflichen Energie in den Chakras stärken

Der Körper benötigt feinstoffliche Energie, um gesund und vital zu bleiben. Die Verbindungsstellen des materiellen Körpers mit der freien feinstofflichen Energie sind die »Chakras«. Seit Jahrtausenden wird die Funktion der Chakras mit Yoga verbessert und gefördert.
In diesem Übungsbuch lernen Sie, wie Ihr Körper mit der feinstofflichen Lebensenergie arbeitet, wo Mangel an Energie besteht und was Sie dagegen tun können. Schrittweise werden Sie an die Praxis des Yoga herangeführt, sodass im Lauf der Zeit Ihre Körperwahrnehmung intensiver wird und die feinstoffliche Energie für Sie fühlbarer. Die vorgestellten Yoga-Übungsreihen sind nach Körperregionen von den Füßen bis zum Kopf den entsprechenden Chakras zugeordnet.

Regelmäßige Yoga-Praxis für ein neues Lebensgefühl

Die Informationen in diesem Buch beruhen einerseits auf traditionellen Weisungen der heiligen indischen Schriften, andererseits auf Erfahrungen aus dem Yoga-Unterricht mit Schülern und Patienten. In meiner langjährigen Unterrichtspraxis durfte ich lernen, dass sich Yoga jedem Menschen als einem einzigartigen Individuum anpasst – nicht umgekehrt. Statt leistungsbezogener Akrobatik sind Regelmäßigkeit und Struktur die Themen, die den individuellen Yoga-Weg bereiten und jedem Menschen – gleich, welcher Konstitution – ein neues, harmonisches Lebensgefühl schenken. Die spirituellen Hintergründe der Yoga-Philosophie sind äußerst wertvoll – sie waren es in vergangenen Jahrhunderten und sind es heute mehr denn je. Aber beginnen Sie ganz pragmatisch, indem Sie mit einem regelmäßigen Yoga-Programm etwas gegen Ihre körperlichen Beschwerden wie Rückenprobleme, Kopfschmerzen oder innere Unruhe tun.
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»Yoga« bedeutet »Vereinigung« und vermittelt bei regelmäßiger Praxis eine harmonische Struktur für Körper und Geist.

Der individuelle Weg des Yoga

Ihr Körper und das Leben, das Sie leben, sind einzigartig. Sie gehen in diesem Leben einen Weg wie kein zweiter Mensch auf dieser Welt. Jeder Moment bringt eine Veränderung – und Sie reagieren auf jede Situation anders. In jeder Sekunde stellen Sie sich auf neue Situationen ein und improvisieren, weil die Veränderungen jetzt, in diesem Moment, stattfinden. Eine exakte Planung für die nächste Stunde, den folgenden Tag, Monate und Jahre ist nicht möglich, weil Zukunft nicht planbar ist.
Auch die Praxis des Yoga ist ein einzigartiger und ganz persönlicher Entwicklungsweg. Yoga findet jetzt statt. Heute beginnt Ihr Yoga-Weg, mit den Möglichkeiten, die sich Ihnen am heutigen Tag bieten. Ihre Rahmenbedingungen mögen von Tag zu Tag unterschiedlich sein. Wenn Sie mit Ihrem Körper arbeiten, wird dieser mal flexibler und mal weniger dehnbar sein. Akzeptieren Sie in jedem Moment Ihre körperliche Verfassung.
Yoga ist für jeden Menschen und in jedem Alter erlernbar und nicht nur den Menschen vorbehalten, die von Natur aus akrobatisch veranlagt sind.
Lauschen Sie wach auf die inneren Signale in Ihrem Körper, und arbeiten Sie mit dem, was Ihr Körper bereit ist, Ihnen jetzt, in diesem Moment, zur Verfügung zu stellen. Der Weg des Yoga ist eine Chance, sich selbst und seinen Körper intensiver kennenzulernen. Üben Sie Toleranz im Hinblick auf Ihren Körper, denn Begriffe wie Leistungsdruck sind im Zusammenhang mit Yoga geradezu paradox.

Vorbereitungen für Ihr persönliches Übungsprogramm

Suchen Sie sich einen Platz in Ihrer Wohnung oder im Garten, an dem Sie jeden Tag Yoga praktizieren möchten. Falls möglich, sollten an diesem Ort keine anderen Aktivitäten stattfinden. Kreieren Sie hier Ihren eigenen kleinen Tempel. Schmücken Sie den Platz für die Energiearbeit mit wenigen Dingen, die Ihnen wichtig sind, wie zum Beispiel einem Edelstein, einem Talisman, einer kleinen Statue oder einem Kreuz. Je nach Übungssequenz weihen Sie Ihren kleinen Tempel mit einer Kerze, frischen Blumen oder einem besonderen Duft. Der Ton einer Klangschale oder meditative Musik sind Möglichkeiten, Ihr tägliches Yoga-Ritual einzuläuten. Bei konkreten Gesundheitsbeschwerden oder nach Operationen befragen Sie vor dem Üben bitte unbedingt einen Arzt, Heilpraktiker oder einen gut ausgebildeten Yoga-Lehrer. Sollten körperliche Probleme durch Yoga auftreten, sollten Sie ebenfalls umgehend medizinischen Rat einholen.
Für Ihre Yoga- und Chakra-Arbeit benötigen Sie...
• eine rutschfeste, für Yoga geeignete Übungsmatte
• ein Sitzkissen oder ein Meditationsbänkchen
• eine große weiche Decke
• ein kleines Kopfkissen und ein großes, festes Kisssen zum Sitzen
• zwei stabile Yoga-Übungsblöcke aus Holz oder Kunststoff (zwei dicke Bücher tun es auch!)
• einen Tennis- oder Igelball
• verschiedene ätherische Öle oder auch eine Ölmischung mit einer hölzernen, erdigen Duftnote wie zum Beispiel Sandelholz, Amber, Zeder, Myrrhe oder Weihrauch

Das tägliche Übungsritual

Versuchen Sie am besten, jeden Tag zur gleichen Stunde zu üben – egal, ob morgens, mittags oder abends. Sollten Sie einmal nicht zum Meditieren und Üben kommen, dann setzen Sie am nächsten Tag Ihre Übungsreihe fort. Üben Sie nur an Tagen, an denen Sie sich bereit dazu fühlen: Bei einer Erkältung oder körperlichen Beschwerden ist es besser, auf die Yoga-Praxis zu verzichten, weil Ihr Körper ganz offensichtlich Ruhe benötigt. Respektieren Sie die Signale Ihres Körpers.
Vorerst nehmen Sie sich am besten pro Tag etwa eine halbe Stunde Zeit für Ihr Übungsprogramm, später können Sie die Zeit, wenn es Ihnen möglich ist, auf eine Stunde ausweiten.
Die frühen Morgenstunden eignen sich am besten, um intensiv Prana aus dem Meer der Energie aufzunehmen, denn die Aktivitäten auf der Erde sind noch eingeschränkt, die Natur und Sie selbst erholt von der Nachtruhe. Falls Sie den Anblick eines schönen Sonnenaufgangs erleben können, genießen Sie es. Es macht die idyllische Stimmung perfekt und ist eine ausgezeichnete Meditation.
Die Yoga-Übungen in den frühen Morgenstunden führen Sie in einen schönen Tag und werden Sie bis zum Abend energetisch begleiten.
Wenn Sie allmählich mit Yoga Ihren Körper in harmonische Schwingung versetzen, werden sich auch Dinge im Äußeren ändern. Veränderung beginnt im Kern und breitet sich wie ein sprießender Keim aus, bis daraus eine blühende Blume wird.

Auf Ihre persönlichen Bedürfnisse abgestimmt – Übungsanleitungen für alle Niveaus

Die Übungsanleitungen in diesem Buch sind in drei Schwierigkeitsgrade eingeteilt. Es gibt bei den Körperhaltungn Varianten für Anfänger, Geübte und Fortgeschrittene. Damit findet jeder für sich die geeigneten Übungen. Die einzelnen Übungen bauen systematisch aufeinander auf und sollten auch in der angegebenen Reihenfolge praktiziert werden.
Beginnen Sie am besten mit dem Anfänger-Grad, auch wenn Sie schon Yoga-Erfahrung besitzen, denn die Anleitungen für Geübte und Fortgeschrittene setzen einige Grundpositionen und Wortdefinitionen der Sequenzen für Anfänger voraus. Um Ihren Körper aufzuwärmen oder die Erfahrung von bestimmten Körperpositionen zu vertiefen, werden einige Übungen bewusst wiederholt.
Um die Übungsanleitungen verständlich und prägnant zu formulieren, habe ich meist auf die direkte Anrede verzichtet. Fühlen Sie sich bitte dennoch von mir persönlich angesprochen.Versuchen Sie, die Übungen möglichst korrekt auszuführen, um den gewünschten Effekt zu erzielen.
»Auf einem ebenen, sauberen, von Kiesel, Feuer und Sand freien Platze, der durch liebliche Laute und Teiche, den Geist einlädt, das Auge aber nicht belästigt, an einer dem Winde nicht ausgesetzten Stelle, solle man sich dem Yoga hingeben.« Upanishaden
Die Ausübung der einzelnen Yoga-Positionen bleibt jedoch immer ein individueller Prozess mit Raum für Improvisation. Je nach Bedarf können Sie die Übungen aus den vorangegangenen Kapiteln wiederholen und Ihre Übungssequenzen ergänzen oder verlängern. Ihr Körper wird Ihnen sagen, was Ihnen gut tut, wie weit Sie sich jetzt im Moment nach unten strecken oder zur Seite drehen können.
Arbeiten Sie auch mit den angegebenen Varianten, die sich bei meiner Lehrtätigkeit bewährt haben, um Ihren Körper für die traditionellen Yoga-Körperhaltungen vorzubereiten und aufzubauen.
Zur Orientierung ist bei den einzelnen Übungen jeweils die Anzahl der Atemzyklen angegeben, die die Position gehalten werden sollte. Was für Sie angenehm ist, müssen Sie selbst bestimmen – kürzere oder längere Atemzeiten sind selbstverständlich möglich. Beginnen Sie mit dem Zählen der Atemzüge, erst nachdem die Übungsposition korrekt eingenommen ist. In der Regel gehen Sie mit dem Muskel entspannenden Ausatmen in eine Position – es sei denn, es ist in der Anleitung anders angegeben. Lassen Sie Ihren Atem stets ruhig und natürlich fließen, denn gleichmäßiges Atmen erleichtert den Übungsprozess und versorgt Ihren Körper ausreichend mit Lebensenergie.
Zu den meisten Übungsanleitungen finden Sie die traditionellen Namen im altindischen Sanskrit, deren Schreibweise zur vereinfachten Lesbarkeit eingedeutscht wurde. Die Bezeichnungen für die einzelnen Körperhaltungen wählte man vor langer Zeit, um dem Yoga-Schüler die Möglichkeit zu geben, sich mit der Energie des darzustellenden Wesens zu vereinen. Auf diese Weise wird sich jeder Mensch, der diese Haltungen einnimmt, mehr und mehr als Teil dergesamten Schöpfung fühlen.
Fünf Phasen der Yoga-Praxis, die Sie beim Üben immer beachten sollten
• Die einzelnen Positionen sorgfältig Schritt für Schritt nach Anleitung aufbauen.
• Achtsam eine individuell mögliche Übungshaltung finden.
• Nur so lange in einer Position verweilen, wie es möglich ist.
• Die Übungshaltung achtsam in umgekehrter Reihenfolge und ohne schnelle Bewegungen auflösen.
• Zum Abschluss der Übung und zum Nachspüren eine Position einnehmen, die den Körper entlastet.

Die Sequenzen für Ihr Wochenprogramm

Sie finden in acht Arbeitskapiteln jeweils acht Übungsreihen mit speziellen Haltungen, die unterteilt sind in Niveaus für Anfänger, Geübte und Fortgeschrittene. Beginnend mit den Füßen bis hin zum Kopf, praktizieren Sie über acht Kapitel hinweg Übungen für die wichtigsten Chakras und komplettieren so Stufe für Stufe die Energiearbeit zur Vitalisierung Ihres Körpers. Sie haben drei Möglichkeiten, die Übungseinheiten effektiv und individuell miteinander zu kombinieren:
• Sie praktizieren innerhalb von acht Tagen die Übungsreihe für Anfänger, setzen Ihr Programm in der folgenden Woche mit der Sequenz für Geübte fort und erarbeiten dann das Niveau für Fortgeschrittene.
• Sie beginnen nach acht Übungseinheiten im gleichen Niveau wieder von vorne und vertiefen die Wirkung der Positionen noch einmal.
• Sie erarbeiten sich eine Sequenz für einen speziellen Chakra-Bereich, beispielsweise Hals oder Becken über alle drei Niveaus und fahren dann mit Übungen für die weiteren Chakra-Bereichen fort.
Als fortgeschritten dürfen Sie sich dann bezeichnen, wenn Sie entweder bereits ausgiebige Yoga-Erfahrung besitzen oder nach einigen Wochen regelmäßigen Übens die Positionen der beiden anderen Niveaus spielend beherrschen. Regelmäßigkeit ist das Zauberwort im Yoga, nicht unpassender Ehrgeiz. Respektieren Sie stets Ihre individuellen Körpergrenzen, und improvisieren Sie. Falls es Ihnen Freude bereitet, führen Sie ein kleines Yoga-Tagebuch, und notieren Sie sich Ihre Erfolge in Sachen Dehnbarkeit und zunehmendem Wohlgefühl.
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Eine harmonische Atmosphäre am Übungsplatz unterstützt die Energiearbeit des Yoga.
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Die Tradition des Yoga und die Energielehre
Yoga steht heute meist als Begriff für Körperübungen oder moderne Gymnastik, die in entsprechenden Schulen angeboten und in Gruppen praktiziert wird. Eher unbekannt ist jedoch die altehrwürdige Tradition des Yoga, die vor Tausenden von Jahren in Indien entstand und damals wie heute auf vielerlei Arten und über verschiedene Wege gelehrt und praktiziert wird.

Die Wahrheiten des Lebens

Yoga entstand vor über 5.000 Jahren. Damals befassten sich in Indien »Rishis«, heilige Seher, durch Versenkung und Konzentration mit der Herkunft und dem Sinn des Lebens. Über rituelle Handlungen gelangten sie in Trancezustände, in denen sich ihr Geist für kosmische Wahrheiten öffnen konnte. Sie waren in der Lage, göttliche Offenbarungen, höheres Wissen und damit die Wahrheiten des Lebens zu schauen, ohne Augen oder rationales Denkvermögen zu gebrauchen.
Diese heiligen Wahrheiten wurden von Generation zu Generation weitergegeben – zuerst in Form von Gesängen, Ritualen und mündlich vorgetragenen Hymnen, später in den so genannten vedischen Schriften.
»Das Geheimnis des Erfolges im Yoga liegt darin, dass man ihn nicht nur als eines unter den im Leben zu verfolgenden Zielen ansieht, sondern als das ganze Leben.« Sri Aurobindo

Die Wege zur Erleuchtung

Das Sanskrit-Wort »Yoga« lässt sich mit dem deutschen Wortfeld »Verbindung«, »Verschmelzung«, »Vereinigung« oder »Joch« übersetzen. Im Lauf der Jahrhunderte wurde Yoga als »die Vereinigung mit dem ersehnten, höheren Wissen« definiert.
In den Sanskrit-Schriftsammlungen der Upanishaden, die ungefähr 900 bis 300 Jahre vor unserer Zeitrechnung entstanden, unterscheiden die alten Verse bereits verschiedene Formen des Yoga, die jedoch alle das Ziel verfolgen, sich mit dem kosmischen Wissen, mit Gott, zu vereinen: »Bhakti-Yoga« als der Weg der unabdingbaren Liebe zu Gott, »Jnana«-Yoga als der Weg der intuitiven Erkenntnis und »Karma-Yoga« als der Yoga-Weg des richtigen Handelns.
Auch der körperorientierte Weg des Hatha-Yoga, der heute allgemein als Yoga bezeichnet wird, setzt eine innere Haltung, eine »innere Noblesse« voraus und führt – konsequent verfolgt – zur spirituellen Erkenntnis. Dazu mehr im letzten Kapitel auf Seite 171ff.

Hatha-Yoga – Der Weg des Bemühens

Dass Yoga mit dem Einklang von Körper, Geist und Seele zu tun hat, ist heute fast Allgemeinwissen. Yoga und Körperertüchtigung scheinen – oberflächlich betrachtet – ein und dasselbe zu sein. Jedoch rückte der auf den Körper bezogene Yoga-Weg erst im Lauf der Jahrhunderte in den Vordergrund der Yoga-Philosophie.
Im Zeitalter des Vedismus, im 2. Jahrtausend vor Christus, war Yoga gleichgestellt mit einer Heilssuche auf rein spiritueller Ebene, und zwar mit Hilfe von religiösen Ritualen, die Priester stellvertretend für die heilsuchenden Menschen vollzogen.
In der Epoche des Brahmanismus um 900 bis 300 vor Christus setzte sich allmählich die Philosophie durch, dass Erleuchtung mit dem Körper und über ausdrückliches Erleben und Akzeptieren der körperlichen Hülle zu erlangen sei. Der Körper als das Gefährt auf der Reise durch das Leben sollte nun intensiv auf dem Weg zur Erlösung eingesetzt werden. Ziel war, sich körperlich zu vervollkommnen, schmerzfrei zu machen und gesund zu erhalten. Über die Beherrschung des Körpers sollte der Geist frei werden für kosmische Erkenntnisse.
In der Epoche des Tantrismus um 500 nach Christus entstand der Weg des körperbezogenen Hatha-Yoga. Er wird »Weg des Bemühens« genannt, da intensives und stetiges Training Voraussetzung dafür sind. Die Körperbeherrschung soll stunden- oder tagelange Meditation ermöglichen, weshalb die Körperübungen in Sanskrit »Asana«, »richtige Hinsetzung«, genannt werden. Alle Asanas (Körperhaltungen) dienen der Vorbereitung für den Lotussitz, dem traditionellen Meditationssitz. Außerdem werden »Pranayama« (Atemübungen) und »Savasana« (Entspannungsübungen) praktiziert.
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Körperübungen des Hatha-Yoga werden »Asana« genannt. Sie dienen dazu, den Mensch auf die »richtige Hinsetzung« vorzubereiten und eine tiefe Meditation zu ermöglichen.

Energieströme und Energiekanäle im Körper

Die traditionelle Praxis des Hatha-Yoga versucht, feinstoffliche Energieströme im Körper zu aktivieren, zu harmonisieren und zu vereinen. Die beiden Silben, aus denen sich der Begriff Hatha zusammensetzt, »Ha« und »Tha«, stehen für die männliche Energie der Sonne und die weibliche Energie des Mondes. Sie sind Metaphern für zwei sich ergänzende Energieströme im Körper, die es mit Hilfe des Hatha-Yoga zu vereinen gilt. Auf rein physischer Ebene sind Energieströme in der Neurologie nachweisbar. Ohne elektrische Initialzündungen würde weder das Herz schlagen, noch könnten Muskeln oder Gehirn arbeiten.
Nach dem yogischen Gedankengut steht hinter diesem physischen Konzept der Energieübertragung ein System des feinstofflichen Energietransports. Für das Auge unsichtbare Energiebahnen, die an der Wurzel der Wirbelsäule beginnen, sind für die Verteilung der feinstofflichen Kraft im Körper zuständig und bilden die Grundlage allen Lebens, wie die großen Rishis überlieferten.
Diese unsichtbaren Energiekanäle im Körper werden im Sanskrit »Nadis« genannt, was so viel heißt wie »Fluss«, »Rohr« oder »Stängel«. Drei der wichtigsten von insgesamt 72.000 Nadis sind zum besseren Verständnis der Yoga- und Chakra-Arbeit wissenswert.
»Wenn ein Mensch einen bestimmten Aspekt der Lebensenergie vollkommen gemeistert hat, so werden ihm Wasser, Schlamm und Dornen nichts mehr anhaben, wenn er sich durch sie hindurchbewegt. Er ist in der Lage, sich dabei leicht wie eine Feder zu fühlen.« Maharishi Patanjali, Yoga-Sutra

Pingala, Ida und Sushumna

Die drei Energiekanäle »Pingala«, »Ida« und »Sushumna« sind wichtig für eine spirituelle Entwicklung. Nur wenn in diesen auch ausreichend feinstoffliche Energie strömt, kann der Suchende zu höherem Wissen mit Hilfe seines Körpers gelangen.
Pingala und Ida winden sich spiralförmig aufsteigend um die Wirbelsäule. Pingala ist Träger der männlichen, solaren Energie »Ha«, der Energie des Antriebs, der Vitalität und belebenden Kraft, die wertfrei als positiver Pol bezeichnet wird. Ida transportiert die regenerierende, weibliche, kühlende Mondenergie »Tha«, die die ergänzende, negativ gepolte Stärke im Körper repräsentiert.
Sushumna ist der Hauptkanal in der Wirbelsäule, in dem sich die Energieströme »Ha« und »Tha« vereinen. Wenn aus diesen Polen gleichmäßig und unablässig aktive und regenerative Energien zusammenfließen, ist die Verbindung von Körper, Geist und Seele vollendet und eine Verschmelzung mit dem Kosmos möglich – so sagen die heiligen Schriften.
Übung »Das Energiefeld erspüren«
Stellen Sie sich aufrecht hin, und schließen Sie Ihre Augen. Spüren Sie einen Moment die Erde unter Ihren Fußsohlen und den Himmel über Ihrem Kopf. Fühlen Sie Ihren Atemrhythmus. Nun reiben Sie die Handflächen aneinander. Halten Sie anschließend die Handflächen zueinander gerichtet vor Ihren Körper. Mit geschlossenen Augen werden Sie ein unsichtbares Energiefeld zwischen ihren Händen wahrnehmen.
Nach einer Weile des Hineinspürens versuchen Sie, die Hände näher zusammenzuführen und das Feld zwischen den Handflächen sanft zusammenzuschieben – es fühlt sich an wie ein Wattebausch oder ein weicher Ball. Führen Sie die Hände jetzt langsam mal weiter, mal enger zusammen, und nehmen Sie das Energiefeld zwischen den Handflächen wahr. Abschließend breiten Sie Arme und Hände weit aus, und spüren Sie Ihre Aura, den großen, schützenden Wattebausch um Ihren Körper.

Die Kraft der Kundalini

Über die harmonische Vereinigung der Sonnen- und Mondenergien »Ha« und »Tha« entsteht eine noch unbekannte und unbeschreibbare Kraft im Körper. Sie wird in der Yoga-Lehre »Kundalini« genannt, was so viel wie »Schlange« bedeutet. Schlangen, besonders Kobras, sind in Indien Symbol für aufsteigende, sich dem Himmel entgegenstreckende Kräfte. Sie verkörpern Mut und Erleuchtung und werden deshalb in Indien verehrt. Folgerichtig bemüht sich ein Yogi mit allen ihm zur Verfügung stehenden Yoga-Wegen, diese Schlangenkraft in seinem Innersten zu erwecken.
»Wohin mein Weg mich führen mag, der Himmel ist mein Dach, die Sonne kommt mit jedem Tag, die Sterne halten wach.« Joseph von Eichendorff
Körper, Geist und Seele werden langsam und beständig auf dieses Ziel vorbereitet, denn ein schnelles Erwachen der Kundalini ist so tödlich wie der überraschende Biss einer Kobra. Die kosmische Kundalini-Energie stellt man sich bildhaft als zusammengerolltes Schlangenknäuel vor, das durch die Vereinigung von Pingala und Ida über den Hauptkanal Sushumna im Körper aufsteigt. Tritt dies ein, werden alle Nadis und Energiezentren des Körpers geöffnet, und reine universelle Kraft durchdringt jede Zelle und den Geist. Die Vereinigung mit der kosmischen Schöpfung wird vollzogen. Damit ist das auf allen Yoga-Wegen ersehnte Ziel der Erleuchtung erreicht – der freie, ungehinderte Fluss aller feinstofflichen Energien. Zu diesem höchsten Punkt des »Ananda«, der Glückseligkeit, zu gelangen, ist nicht einfach, da die feinstoffliche Energie im Körper normalerweise gerade ausreicht, um das physische Leben aufrechtzuerhalten. Das feinstoffliche Elixier optimal zu nutzen, ist erlernbar. Die Yoga-Praxis verhilft zumindest dazu, das vorhandene Potenzial des umgebenen Energiefelds effizient zu nutzen und gesunde Strömungen im Körper zu stärken. Um dieses Energiefeld anzuzapfen, besitzt der Körper feinstoffliche Hüllen und Aggregate, die Chakras, die als Energiezentren agieren. Sie sind die Verbindungsorte im Körper zwischen dem Grobstofflichen und dem Feinstofflichen, zwischen Mensch, Kosmos und der schöpferischen Macht des Universums.

Die Energiehüllen des Körpers

Der Körper besitzt eine Oberfläche von durchschnittlich eineinhalb Quadratmetern – über diese relativ kleine Fläche sind nach altem indischen Wissen 88.000 Energiezentren verteilt. Sie sind in feinstofflichen Hüllen lokalisiert, die in sieben Silhouetten den physischen Körper umgeben. Diese Hüllen werden ätherischer, emotionaler, mentaler, astraler, spiritueller, celestischer und ketherischer Körper genannt und bilden, vereinfacht ausgedrückt, die Aura des Menschen.
Die Aura besteht aus sieben feinstofflichen Hüllen, die den grobstofflichen Körper umgeben.
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Die Chakras – Energíezentren des Körpers
Prana ist in der yogischen, vedischen Lehre die wahre Lebenskraft. Ohne Prana ist kein Leben möglich, weder auf feinstofflicher, energetischer noch stofflicher Ebene. Die Rishis haben darüber meditiert, wie Prana in den grobstofflichen Körper gelangt, und Antworten bekommen: Es gibt Verbindungsstellen zwischen dem Energiemeer aus Prana, das uns umgibt, und unserem physischen Körper. Diese Verbindungen arbeiten wie Aggregate und werden Chakras genannt. »Chakra« bedeutet so viel wie »Rad« oder »Wirbel« und umschreibt ein Wortfeld, das Bewegung, Sog und Austausch ausdrückt. Im Zusammenhang mit der Körperlehre versteht man unter Chakras Energie- oder Kraftzentren. Diese sind keine physischen Organe, sondern feinstofflich, daher nicht sichtbar – aber mit einiger Sensibilität sehr wohl fühlbar. Chakras haben die Aufgabe, feinstoffliche Energie in den Körper zu transportieren. Die Chakra-Zentren agieren dabei als Adaptoren, die die hochfrequente Energie des Universums auf die materielle Ebene transformieren. Die Stärkung und Harmonisierung der Chakras, deren ungehinderte Funktion für unsere körperliche, geistige und seelische Gesundheit maßgeblich ist, sind Ziel des Yoga. Die Chakra-Lehre ist daher eng mit der Tradition des Yoga verknüpft.
Chakras sind filigrane Gebilde ohne materiellen Ausdruck. Sie sind wie der Windhauch auf einer zarten Blüte, der nur durch die sanfte Bewegung der Blüte sichtbar wird oder wie Spinnweben auf Pflanzen, die nur durch den morgendlichen Tau Kontur bekommen.

Die Lehre von den Chakras

Chakras und Anleitungen für ihre Aktivierung finden früh Erwähnung in den heiligen indischen Schriften. Demnach gibt es sieben HauptChakras, die in den feinstofflichen Körperhüllen entlang der Wirbelsäule lokalisiert sind und über Energiekanäle wie Pingala und Ida miteinander verbunden sind, sowie fünf weitere wichtige Chakra-Paare von insgesamt 88.000.
In zweidimensionalen Abbildungen werden die Energiezentren häufig als Blütenkelche dargestellt, die wie Lotusblüten, das indische Symbol für die schöpferische Liebe, aussehen. Das Bild von sich drehenden Trichtern, die sich zum Körper hin verjüngen (Seite 23), kommt der Vorstellung von der Funktion der Chakras als Energietransformatoren näher.