António Lobo Antunes
Leben,
auf Papier beschrieben
Briefe aus dem Krieg
Herausgegeben von
Maria José und Joana Lobo Antunes
Aus dem Portugiesischen von
Maralde Meyer-Minnemann
Luchterhand
Anmerkungen der Übersetzerin
1. DEZEMBER – an diesem Tag im Jahr 1888 wurde der portugiesische König Pedro IV. zum Kaiser Brasiliens (Pedro I.) gekrönt.
10. JUNI – nationaler portugiesischer Feiertag am Todestag des Dichters Luiz Vaz de Camöes
A ARTE DE FURTAR – 1652 erschienenes Buch von Padre António Vieira (1608–1697). Der in Portugal geborene und in Brasilien gestorbene Jesuitenpater und Missionar gilt in beiden Ländern als großer Prediger und Schriftsteller. Er war zudem unter König D. João IV. Diplomat.
ABACAXI – brasilianische Bezeichnung für Ananas, hier Verballhornung des Namens Abecassis
A BOLA – (Der Ball) portugiesische Sportzeitung (überwiegend Fußball), die von 1945 bis 1994 zweimal wöchentlich erschien und seit 1995 täglich erscheint. Mit einer Auflage von 150 000 Exemplaren ist sie die auflagenstärkste Zeitung Portugals.
ADELITA – La Adelita war eine legendäre »Soldadera« während der mexikanischen Revolution, die in mehreren »Corridos« besungen wurde. Der Autor zitiert hier eines dieser Lieder.
AGOSTINHO NETO, António – (1922–1979) gehörte zu den ersten Mitgliedern der MPLA und war von 1975 bis 1979 der erste Präsident Angolas.
ÁGUA-PÉ – »Tresterwein«; Getränk mit niedrigem Alkoholgehalt, das aus bei der ersten Pressung von Wein entstehendem Trester gemacht wird, dem Wasser zugesetzt und das anschließend fermentiert wird
ALBERTO CAEIRO – eines der Heteronyme von Fernando Pessoa
ALBERTO SORDI – (1920–2003) bekannter italienischer Film-, Fernseh- und Theaterschauspieler sowie Regisseur, Drehbuchautor und Synchronsprecher
ALEIJADINHO – Antônio Francisco Lisboa (1730–1814), aufgrund einer degenerativen Erkrankung seiner Hände Aleijadinho, Krüppelchen, genannt. Brasilianischer Bildhauer, Zeichner und Architekt.
ALMADA NEGREIROS – Jose Sobral de Almada Negreiros (1893–1970), mit der Gruppe der Modernisten verbundener portugiesischer Maler, Schriftsteller, Dichter, Essayist, Dramaturg und Romanschriftsteller. Einer der Hauptmitarbeiter der Zeitschrift Orpheu. Sein Roman Nome de Guerra (Kriegsname) erschien 1938.
ALMANAQUE BERTRAND – als die Mitte des 18. Jahrhunderts gegründete Buchhandlung Livraria Bertrand, die ein Treffpunkt der Intellektuellen der Zeit war, in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet, gab 1899 ihr Leiter eine Zeitschrift heraus, die dem »Vergnügen, der Zerstreuung und der Nützlichkeit« gewidmet war. Diesen Almanach mit Nachrichten, Vermischtem aus Kultur und Wissenschaft und Rätseln gab es bis 1969.
ALPHONSE DAUDET – (1840–1897) französischer Schriftsteller. Sein Roman Sapho (dt. Sappho. Pariser Sittenbild) erschien 1884.
ALVES REDOL, António – (1911–1969) portugiesischer Schriftsteller, einer der wichtigsten Vertreter des portugiesischen Neorealismus. Sein Buch A Barca dos Sete Lemes (dt. Der Mann mit den sieben Namen) erschien 1958.
AMADO, Jorge – (1912–2001) brasilianischer Schriftsteller, der als einer der bedeutendsten lateinamerikanischen Autoren des 20. Jahrhunderts gilt. Sein von Lobo Antunes erwähnter Roman Capitães da Areia (dt. Herren des Strandes) erschien 1937. Cabo Martim ist eine Figur aus Amados Buch Pastores da Noite (dt. Hirten der Nacht), das 1975 von Marcel Camus verfilmt wurde.
ANGOLAR – der Angolar war 1928–1958 die Währung Angolas. Sie ersetzte den angolanischen Escudo, der 1958 wieder eingeführt wurde. Lobo Antunes benutzt die alte Bezeichnung auch für den angolanischen Escudo. Der angolanische Escudo wurde 1977 durch den Kwanza ersetzt.
AREEIRO – Ende der 30er Jahre geplantes und gebautes Stadtviertel von Lissabon
AUSWEG – »einen Ausweg gibt es nur ganz unten«, aus einem Gedicht des port. Dichters Cristovam Paiva (1933–1968)
AUTO-BRIDGE – ein aus einem Spielbrett und Austeilungsblättern bestehendes, um 1938 entwickeltes Spiel, mit dem man allein Bridge spielen kann
AZULEIJOS – bemalte Fliesen
BAIRRO ALTO – die Lissabonner »Oberstadt«, in der es viele Restaurants, Bars, Diskos gibt
BAIRRO DA BOAVISTA – 1941 gegründetes Wohnquartier des Sozialen Wohnungsbaus am Rande Lissabons, gehört zur Gemeinde Benfica
BARBARA – (1930–1997) Pseudonym für Monique Andrée Serf, Chansonsängerin und -komponistin
BATE ESTRADAS – im Alentejo für einen Mann mit großen Füßen gebräuchlicher Spitzname
BATUQUE – Holztrommel, auch ritueller Tanz
BEIRA – Region in Mittelportugal
BENGUELA – nahe der Hafenstadt Lobito an der Atlantikküste gelegene Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im Süden Angolas. Die Stadt ist Ausgangspunkt der 1301 km langen Benguela-Bahn, mit deren Bau die Portugiesen 1899 begannen, um den Atlantikhafen mit Katanga im damaligen, an Mineralien reichen Belgisch-Kongo zu verbinden. Die während der Kriege in Angola weitgehend zerstörte Bahnstrecke soll bis zum Jahr 2012 mit chinesischer Hilfe wieder aufgebaut werden.
BENTO PERTUNHAS – der Postmeister und Lateinlehrer im Roman A Morgadinha dos Canaviais (1868 – dt. Das Majoratsfräulen von Canaviais) des portugiesischen Schriftstellers Jülio Dinis (Pseudonym für Joaquim Guilherme Gomes Coelho, 1839–1871)
BETTENCOURT RODRIGUES, Jose Manuel – von August 1968 bis Januar 1970 Heeresminister
BILAC, Olavo Brás Martins dos Guimarães – (1865–1918) brasilianischer Journalist und Dichter, Mitbegründer der Academia Brasileira de Letras
BLONDIN, Antoine – (1922–1991) französischer Schriftsteller. Sein von Lobo Antunes erwähntes Werk Um singe en hiver (dt. Ein Affe im Winter) erschien 1959 und wurde 1962 von Henri Verneuil verfilmt.
BOCAGE – Manoel Maria Barbosa Du Bocage (1765–1805), berühmtester neoklassischer Dichter Portugals und Bohemien, der wegen seiner satirischen Schriften ins Gefängnis geworfen wurde und dort Ovid und Virgil übersetzte
BRANQUINHO DA FONSECA, António – (1905–1974) portugiesischer Schriftsteller; eines seiner bekanntesten Bücher, O Barão (dt. Der Baron), erschien 1942. Dem Autor zu Ehren wurde der Premio Branquinho da Fonseca de Conto Fantástico, ein Preis für phantastische Erzählungen, eingerichtet.
C. INFANTE – Guillermo Cabrera Infante (1929–2005), kubanischer Schriftsteller, der 1965 nach London ins Exil ging und 1979 die britische Staatsangehörigkeit annahm. Sein Buch Tres tristes Tigres (dt. Drei traurige Tiger) erschien 1968.
CALDO VERDE – eine aus passierten Kartoffeln und fein geschnittenen grünen Kohlblättern zubereitete, typisch nordportugiesische Suppe
CAMILO CASTELO BRANCO – Visconde de Correa Botelho (1825–1890), wird aufgrund seiner romantisch-satirischen Romane als der erste große Erzähler der modernen portugiesischen Literatur angesehen. Einer seiner bekanntesten Romane ist: Amor de perdição (dt. Das Verhängnis der Liebe, 1988).
CAMILO PESSANHA – (1867–1926) portugiesischer Dichter, Hauptvertreter des portugiesischen Symbolismus
CAMÕES, Luís Vaz de – (ca. 1524/25–1580) der größte Dichter Portugals im 16. Jahrhundert, Verfasser von Lyrik und vor allem Autor des Nationalepos Os Lusiadas, 1572 (dt. Die Lusiaden). Lobo Antunes spielt hier auf die Zeilen des Liedes IX aus den Rimas (Reime) an: »Junto de um seco, fero e esteril monte« (Bei einem trockenen, wilden, unfruchtbaren Berg), das mit den Worten endet: »Assi vivo; e se alguem te perguntasse, / Canção, como näo mouro, /podes-lhe responder que porque mouro.«(So lebe ich; und wenn dich jemand fragt/Lied, wieso ich nicht sterbe,/ kannst du ihm antworten, weil ich sterbe.)
CANGACEIRO – in dem im Nordosten Brasiliens gelegenen Sertão, einer Trockensteppe, bildete die von den Großgrundbesitzern unterdrückte, arme Bevölkerung Ende des 19. Jahrhunderts Banden Gesetzloser, die sogenannten »cangaços«, die Städte, Fazendas und Stützpunkte der Armee überfielen. Der berühmteste »Cangaceiro« war Lampião.
CANTINFLAS – komische Figur des mexikanischen Filmschauspielers Mario Moreno, die in Michael Todds Film In 80 Tagen um die Welt (1956) als Passepartout auftritt
CARBONARIOS – sind ursprünglich Mitglieder einer Geheimgesellschaft, die in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts für die Einheit Italiens kämpfte; eines ihrer bekanntesten Mitglieder war Giuseppe Garibaldi. Sie hießen so, weil sie sich in aufgegebenen Kohlebergwerken trafen. Die »Carbonária Portuguesa« hat die Revolution organisiert, die 1910 zur Einführung der Republik in Portugal geführt hat.
CARLOS DRUMMOND DE ANDRADE – (1902–1987) einer der wichtigsten brasilianischen Lyriker des 20. Jahrhunderts
CARLOS FUENTES Macias – (1928) einer der renommiertesten zeitgenössischen mexikanischen Schriftsteller. Die Novelle Aura erschien 1962 (dt. Aura).
CASA AFRICANA – 1872 gegründetes Damenoberbekleidungsgeschäft in Lissabon. Der Autor könnte auf ein Plakat aus dem Jahr 1905 anspielen, auf dem ein livrierter Schwarzer einen Haufen Pakete zum Wagen einer Dame trägt.
CASTILHO – António Feliciano de Castilho (1800–1875), portugiesischer Schriftsteller
CASTRO SOROMENHO, Fernando Monteiro de – (1910–1968) weißer angolanischer Schriftsteller, der das Leben in Afrika beschrieb und die portugiesische Kolonialverwaltung verdammte. Er wird der »Vater« des angolanischen Romans genannt.
CÉLINE, Louis-Ferdinand – (1894–1961) eigentlich Louis-Ferdinand Destouches, französischer Schriftsteller und Arzt. Sein 1932 erschienener Roman, Voyage au bout de la nuit (dt. Reise ans Ende der Nacht), machte ihn berühmt. Lobo Antunes schätzt zudem noch dessen 1936 erschienenes Buch Mort à Crédit (dt. Tod auf Kredit).
CESÁRIO VERDE – (1855–1886) revolutionierte die portugiesische Dichtkunst durch Sprach- und Stilmischung und den kühnen Gebrauch von Adjektiven.
CHILDE HAROLD’S PILGRIMAGE – langes Gedicht des britischen Dichters George Gordon, Lord Byron (1788–1824), das die Reisen und Gedanken eines vom Leben enttäuschten jungen Mannes erzählt. Es erschien von 1812 bis 1818.
CHIÚME – Stadt in der Provinz Moxico, unweit der Grenze mit Sambia, südlich von Gago Coutinho
COLECCÇÃO EMBONDEIRO – in Mosambik erscheinende Buchreihe
COLISEU – Coliseu dos Recreios, 1890 gebaute Eisenkonstruktion mit einer von der Firma Hein Lehmann & Co. aus Deutschland gebrachten Kuppel von 25m Durchmesser. Populäres Theater, in dem sowohl Opern- und Ballettaufführungen als auch andere Veranstaltungen stattfinden (Mode, Fado, Pop, Variété).
CONTO – ein Conto entspricht eintausend Escudos; Kaufkraft und Wechselkurs des Escudos waren damals sehr viel höher als bei der Umstellung in Euro.
CORTÁZAR, Julio Florencio – (1914–1984) argentinischer Schriftsteller. Todos los fuegos el fuego (dt. Das Feuer aller Feuer), Erzählungen, erschienen 1966. Auf Cortäzars Kurzgeschichte Las Babas del Diablo (dt. Teufelsgeifer), die mit dem Titel Blow-Up ins Englische übersetzt wurde, basiert Michelangelo Antonionis gleichnamiger Film. Sie ist enthalten im Buch Las armas secretas (1959, dt. Die geheimen Waffen). Sein Buch La vuelta al día en ochenta mundos (dt. Reise um den Tag in 80 Welten) erschien 1967.
CRUZEIRO – O Cruzeiro, brasilianische Zeitschrift, die von 1928 bis 1975 herauskam
D. CARLOS i. – (1863–1908) vorletzter König Portugals, der am 1.2.1908 Opfer eines Attentats wurde. Er soll nach der Rückkehr von einer Reise nach Paris gesagt haben: »Da sind wir wieder im Schweinestall.«
D. QUIXOTE – Publicações Dom Quixote, der Verlag, der heute Lobo Antunes in Portugal verlegt
DAS HERZ IST EIN EINSAMER JÄCER – (The Heart Is a Lonely Hunter, 1940) erstes Buch von Carson McCullers
DER BLOCK DER ZARTEN SCHMETTERLINGE – O Bloco das Mimosas Borboletas, 1927 zuerst erschienene, in Bahia zur Karnevalszeit spielende Erzählung von Rui Ribeiro Couto (brasilianischer Journalist, Schriftsteller und Dichter, 1898–1934)
DIÁRIO DE LISBOA – 1921 gegründete Lissabonner Abendzeitung, die bis Dezember 1990 erschien
DIÁRIO POPULAR – Abendzeitung mit hoher Auflage, die zwischen 1943 und 1991 in Lissabon publiziert wurde
DICK HASKINS – Pseudonym für António Andrade Albuquerque (1929), portugiesischer Schriftsteller, der als Autor von Kriminalromanen bekannt wurde
DL – Diário de Lisboa
DO – Flugzeug der Marke Dornier
DR. KILDARE – Fernsehserie aus den Jahren 1938–42 und 1961–1962. Der erwähnte Arzt ist Dr. Gillespie, den in der ersten Serie Lionel Barrymore spielte, der Großonkel von Drew Barrymore.
DRIEU LA ROCHELLE, Pierre – (1893–1945) ursprünglich dem Surrealismus nahestehender französischer Schriftsteller, der ab 1934 Parteigänger des französischen Faschismus, im 2. Weltkrieg einer der Wortführer der Kollaboration mit den Nationalsozialisten war. Er nahm sich nach der Befreiung Frankreichs das Leben.
DTA – Divisão de Exploração dos Transportes Aereos de Angola, die 1938 durch Gesetzesverordnung gegründete staatliche Fluggesellschaft Angolas, die 1940 ihren Dienst mit fünf kleinen Flugzeugen aufnahm. 1973 wurde die DTA zu einer gemischten Kapitalgesellschaft umgebaut und erhielt den Namen TAAG – Transportes Aereos de Angola, 1975 wurde sie verstaatlicht und fliegt bis heute unter der Bezeichnung »TAAG – Linhas Aereas de Angola«.
DUBUFFET – der französische Maler und ehemalige Weinhändler prägte in Anlehnung an die Bezeichnung »Brut« für Champagner 1945 den Begriff »Art Brut«, worunter etwa »rohe, unverfälschte Kunst« zu verstehen ist. Es handelt sich um autodidaktische, abseits des etablierten Kunstbetriebs entstandene Kunst.
EGAS MONIZ, António Caetano de Abreu Freire – (1874–1955) portugiesischer Arzt und Politiker, der 1949 den Nobelpreis für Medizin erhielt
ELEVADOR DO LAVRA – der 1884 eingeweihte, unter Denkmalschutz stehende Fahrstuhl ist der älteste in Lissabon und verbindet über die Calçada do Lavra die Avenida da Liberdade mit der Colina de Santana. Er besteht aus zwei mit einem unterirdischen Kabel verbundenen Wagen, die auf zwei parallel verlaufenden Schienensträngen abwechselnd hinauf- und hinunterfahren.
ELIOT NESS – Lobo Antunes spielt hier auf die US-amerikanische Fernsehserie Die Unbestechlichen über den Finanzbeamten Eliot Ness an, die 1959–1963 lief.
ERVILHA – portugiesisch: Erbse
ESTADO NOVO – Bezeichnung, die sich die in Portugal von 1933 bis 1974 von António Oliveira Salazar geführte Diktatur selber gab
ESCUDO – damalige Währung in Portugal; in Angola hieß die Währung angolanischer Escudo. Lobo Antunes unterscheidet in seinen Briefen meist nicht zwischen beiden Währungsangaben.
EUSÉBIO da Silva Ferreira – (1942) einer der besten Fußballspieler Portugals und der Welt. Er wurde in Mosambik geboren, wo er sich bald als »Pantera negra« einen Namen als Fußballer machte. Er spielte bei Benfica und in der Portugiesischen Nationalmannschaft (bis 1979), deren technischem Kader er heute angehört.
FADO MALHOA – bekannter Fado von Amália Rodrigues (Musik: Valério, Text: Jose Galhardo), in dem die Entstehung eines Bildes des Malers Jose Malhoa (1855–1930) erzählt wird, der in ein Zimmer hinaufgeht, in dem eine Petroleumlampe brennt
FEIRA DA LADRA – »Diebsmarkt«; dienstags und sonnabends auf dem Campo de Santa Clara bei der Kirche Santa Engrácia stattfindender Flohmarkt
FERNANDO NAMORA – Fernando Gonçalves Namora (1919–1989), portugiesischer Schriftsteller. Das Buch Diálogo em Setembro (dt. Dialog im September) erschien 1966.
FERNÃO DIAS PAIS LEME – (circa 1608–1681) »Bandeirante« (Anführer von Expeditionen ins brasilianische Hinterland). Er wurde als »der Smaragdjäger« bekannt.
FERNÃO Mendes Pinto – (1510?–1583) Abenteurer und Schriftsteller, der seine über zwanzig Jahre dauernde Reise durch den Orient, über Äthiopien bis nach Japan, in dem Buch Peregrinação (dt. Merkwürdige Reisen im fernsten Asien 1537–1558) beschrieb. Ihn zitiert António Lobo Antunes in seinem Brief vom 19.1.72.
FIALHO – Jose Valentim Fialho de Almeida (1857–1911), postromantischer portugiesischer Schriftsteller, der unter anderem auch Chroniken über das Lissabonner Leben seiner Zeit schrieb
FILINTO ELÍSIO – (1734–1819) Pseudonym für Francisco Manuel do Nascimento, portugiesischer neoklassischer Dichter, Schriftsteller und Übersetzer
FINCA VIGIA – Name von Hemingways Haus in San Francisco de Paula in Kuba
FLUG – Der Hochzeitsflug von J. Carlos Gomes, Arbeitstitel des Buches, an dem António Lobo Antunes während seiner Zeit in Afrika schrieb
FRAGONARD, Jean-Honoré – (1732–1806) französischer Maler, Zeichner und Radierer. Lobo Antunes spielt hier auf dessen Bild »Die Wippe« an.
FRANCISCO JOSÉ – damals beliebter Schlagersänger
FRANCISCO RODRIGUES LOBO – (1580–1622) portugiesischer Dichter
GAGO COUTINHO – Vila Gago Coutinho; nach Carlos Viegas Gago Coutinho, der 1922 nonstop von Lissabon nach Rio de Janeiro flog, genannte Kleinstadt; heute Lumbala N’guimbo, Ort in der Provinz Moxico
GARRETT, João Baptista da Silva Leitão – später Visconde de Almeida Garrett (1799–1854), portugiesischer Schriftsteller, Dichter, Dramatiker, Redner; Hauptvertreter der Romantik in Portugal
GASPAR SIMÕES, João – (1903–1987) portugiesischer Schriftsteller und Kritiker
GAZCIDLA – Name des Butangases, das von der Firma CIDLA vertrieben wurde
GEORGES BATAILLE – (1897–1962) französischer Schriftsteller, Soziologe, Anthropologe und Philosoph. La Littérature et le Mal erschien 1957 (dt. Die Literatur und das Böse. Emily Brontë – Baudelaire – Michelet Blake – Sade – Proust – Kafka – Genet).
GIRAUDOUX, Jean – (1882–1944) französischer Schriftsteller und Dramatiker. Sein Theaterstück Électre (dt. Elektra) stammt aus dem Jahr 1937.
GOMES LEAL, António Duarte – (1848–1921) portugiesischer Dichter, Vorläufer des portugiesischen Modernismus. 1902 schrieb er das Gedicht mit dem Titel »A mulher de luto« (Die Frau in Trauer).
GONZAGA, Tomás Antônio – (1744–1810) in Portugal geborener brasilianischer Schriftsteller und Jurist, Mitglied der Academia Brasileira das Letras. Sein Hirtengedicht »Marília de Dirceu« gehört noch heute zum Curriculum in Schulen und Universitäten.
GRAFANIL – Ort in unmittelbarer Nähe von Luanda
GTS – »gosto tanto de si«: ich mag Sie so sehr
GUILDE – Guilde des Livres, Lausanne; Schweizer Verlag
GUINCHO – Strand an der Atlantikküste bei Cascais
HALL CAINE – (1853–1931) populärer, sehr erfolgreicher britischer Autor. Viele seiner Bücher wurden verfilmt. Darunter auch The Manxman (1929) als letzter Stummfilm von Hitchcock.
HALLIDAY, Johnny – bürgerlich: Jean-Philippe Smet (1943), französischer Rockstar und Schauspieler
HÄUSCHEN DER MARRIQUINHAS – Anspielung auf den von Alfredo Marceneiro verfaßten Text eines bekannten Fados, »Casa da Marriquinhas«. Darin heißt es, daß das Haus der Marriquinhas, das möglicherweise ein Bordell war, keine Fenster hat, sondern nur kleine Brettchen.
HENRIQUE GALVÃO, Abel Pratas Teodósio Cabral – (1951) Verfasser von Da vida e da morte dos bichos. Subsidios para o estudo da fauna de Angola e notas de caça (Vom Leben und Sterben der Tiere. Beiträge zum Studium der Fauna von Angola und Anmerkungen zur Jagd, 4 Bände, 1941)
HERBST IN PEKING – deutscher Titel des Buches L’Automne à Pékin (1946) von Boris Vian (1920–1959), französischer Schriftsteller, Ingenieur, Jazztrompeter, Chansonnier, Schauspieler, Übersetzer
HUGO, VICTOR – (1802–1885) französischer Schriftsteller. Sein dreibändiges Werk La Legende de Siècles entstand von 1855–1883. Er lebte 1851–1871 im Exil auf der Kanalinsel Guernsey.
IWAN ILJITSCH – Der Tod des Iwan Iljitsch, 1886 erschienener Roman des russischen Schriftstellers Leo Tolstoi (Lew Nikolajewitsch Graf Tolstoi, 1828–1910)
JACQUES BREL – (1929–1978) belgischer, französisch- und flämischsprachiger Chansonsänger und Schauspieler. Der deutsche Text des Chansons »Ces gens-là« lautet: »Ich muß Ihnen sagen, Monsieur, /daß man bei diesen Leuten da/nicht lebt, Monsieur,/man lebt nicht, man schwindelt.«
JANGO – runder, grasbewachsener traditioneller Treffpunkt in angolanischen Dörfern
JARRY, ALFRED – (1873–1907) französischer Schriftsteller; Autor des Stückes König Ubu, auf das hier angespielt wird
JOÃO CABRAL DE MELO NETO – (1920–1999) brasilianischer Diplomat und Dichter, in dessen Werk auch die armen Wanderarbeiter aus dem trockenen Nordosten Brasiliens eine Rolle spielen
JOÃO LOBO ANTUNES – 1944 geborener Bruder des Autors; war zu dem Zeitpunkt als Fulbright-Stipendiat an der Columbia-Universität in New York, wo er in der Abteilung für Neurochirurgie arbeitete.
JOÃO RATÃO – Figur aus der bekannten Kindergeschichte História da Carrochinha (Die Geschichte vom Käferchen): der gefräßige, gierige João Ratão fällt in den Topf mit Essen, in den er unerlaubterweise guckt.
JORGE DE SENA – (1919–1978) portugiesischer Schriftsteller, Literaturwissenschaftler und Übersetzer
JORGE SEMPRÚN – 1923 in Madrid geborener, heute in Paris lebender Schriftsteller. Sein Buch La deuxième mort de Ramon Mercader (dt. Der zweite Tod des Ramón Mercader) erschien 1969 in Paris.
KAPUTT – Titel des 1944 erschienenen Buches des italienischen Schriftstellers und Journalisten Curzio Malaparte (1898–1957), der eigentlich Kurt Erich Suckert hieß
KIMBUNDO – Sprache der in den Provinzen Luanda, Bengo, Cuanza-Sul, Cuanza-Norte und Malanje lebenden ethnischen Gruppen der Kimbundu
KING – ein dem Bridge ähnliches Kartenspiel
L’EXPRESS – wöchentlich erscheinendes französisches Nachrichtenmagazin
LARTÉGUY, Jean – (1920) französischer Journalist (Kriegsberichterstatter) und Schriftsteller
LECTURES POUR TOUS – Literaturbeilage der französischen Wochenzeitschrift Nouvel Observateur
LIMA, Jose Lezama – (1910–1976) bedeutender kubanischer Dichter und Essayist, dessen 1966 erschienenes Werk Paradiso (dt. Paradies) Lobo Antunes in seinen Briefen mehrfach erwähnt
LOBITO – am Meer gelegene Stadt in der Provinz Benguela; Endpunkt der Benguela-Bahnlinie, die von Luau an der Grenze zur Republik Kongo quer durch Zentralangola verläuft
LOS BRAVOS – spanische Rock-Pop-Gruppe der 6oer Jahre
LUCHAZE – auch Luxasi oder Luena, zu den Lunda-Chokwe gehörige Volksgruppe in Angola
LUCUSSE – Ort in der Provinz Moxico im Osten Angolas, nördlich von Gago Coutinho
LUSIADEN – 1552 erschienenes, von Luís Vaz de Camões geschriebenes Epos über die Geschichte Portugals und insbesondere die Entdeckungen
LUSO – heute: Luena, Stadt in Angola, Provinz Moxico
MADRAGOA – typisches historisches Lissabonner Stadtviertel am Tejo
MADRE DE DEUS – Stadtviertel von Lissabon
MAFRA – für sein Kloster bekannter Ort nördlich von Lissabon, in dem Lobo Antunes als Rekrut seine militärische Grundausbildung gemacht hat
MALANGE – (heute Malanje) Hauptstadt des Verwaltungsdistrikts gleichen Namens
MANITAS DE PLATA – (1921) in Südfrankreich geborener Flamenco-Gitarrenspieler; eigentlich Ricardo Baliardo
MANUEL BANDEIRA – Manuel Carneiro de Sousa Bandeira Filho (1886–1968), brasilianischer Dichter, Schriftsteller, Kunst- und Literaturkritiker, Literaturprofessor und Übersetzer, der in seinem Gedicht »Der Weg nach Pasargada« die Utopie einer schönen Welt entwirft, in die er aufbrechen will. 1946 publizierte er die Anthologie Antologia dos poetas brasileiros bissextos contemporâneos.
MANUEL LOPES – (1907–2005) Schriftsteller und Dichter, einer der Begründer der modernen kapverdischen Literatur
MARAVEDI – ursprünglich eine von den maurischen Almoraviden in Al-Andalus herausgegebene Goldmünze, die unter Alfons VI. nach der Eroberung Toledos im Jahr 1085 übernommen und bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts in Spanien erst als eine aus Silber und später aus Kupfer geprägte Münze gebräuchlich war
MARCELLO CAETANO – Marcello Jose das Neves Alves Caetano 1906–1980), der letzte Ministerpräsident der 2. Republik oder des Estado Novo in Portugal (1968–1974). Er wurde mit dem 24. April 1974 abgesetzt und ihm wurde erlaubt, ins Exil nach Brasilien zu gehen, wo er starb.
MARCENEIRO, Alfredo Duarte – (1892–1982) berühmter Fadosänger der 40er und 50er Jahre, der sich 1963 aus dem Künstlerleben zurückzog
MARGINAL – von Lissabon nach Cascais führende Schnellstraße am Tejoufer
MARIA TURRA – Spitzname für den Sender der MPLA, der einen weiblichen Sprecher hatte
MARIMBA – Stadt in Angola, nördlich von Malanje, Provinz Malanje
MÁRIO DE SÁ-CARNEIRO – (1890–1916) portugiesischer Dichter, Erzähler, einer der Hauptvertreter des portugiesischen Modernismus
MATCH – die Zeitschrift Paris Match
MATIAS AIRES – Matias Aires Ramos da Silva de Eça (1705–1763), in São Paulo/Brasilien geborener Vertreter der portugiesischen Aufklärung. Sein Buch Reflexionen über die Eitelkeit erschien 1752.
MELO NETO, João Cabral de – (1920–1999) brasilianischer Dichter und Diplomat. António Lobo Antunes spielt auf das Gedicht »Comendadores jantando« (Kommendatoren beim Abendessen) aus A educação pela pedra von 1966 (dt. Die Erziehung durch den Stein, 1989) an. Er erhielt 1990 den Premio Camões.
MEM MARTINS – Ort an der Bahn- und Busstrecke zwischen Lissabon und Sintra
MICHEL BUTOR – (1926) französischer Schriftsteller und Essayist
MIGUEL Augusto BOMBARDA – (1851–1910) Psychiater. Er studierte in Lissabon Medizin, wurde Professor und Direktor des Hospital de Rilhafoles. Als überzeugter Republikaner wurde er 1909 Mitglied der Republikanischen Partei Portugals und 1910 zum Abgeordneten gewählt. Er gehörte dem Revolutionskomitee an, das am 5. Oktober 1910 in Portugal die Republik einführte. Er erlebte allerdings den Sieg der Republikaner nicht, da er am 3. Oktober 1910 von einem Irren ermordet wurde.
MIGUEL TORGA – Pseudonym von Adolfo Correia Rocha (1907–1995), einer der wichtigsten portugiesischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Er erhielt als erster den Premio Camões. Das Buch Novos Contos da Montanha (dt. Erzählungen aus dem Gebirge, 1990) stammt aus dem Jahr 1944.
MINHO – Region im Norden Portugals
MOÇÂMEDES – das heutige Namibe, Hauptstadt der südlichsten Provinz Angolas gleichen Namens
MOSCA – von Jose Cardoso Pires herausgegebene Literaturbeilage des Diário de Lisboa
MOXICO – Provinz im Osten Angolas an der Grenze zu Sambia und der Demokratischen Republik Kongo. Hauptstadt Luena. Der Führer der UNITA-Rebellen, Jonas Savimbi, stammt aus der Provinz Moxico, die eine der Hauptoperationsbasen der Rebellen war.
MUSSUMA – Stadt in der Provinz Moxico
NEMÉSIO, Vitorino Mendes Pinheiro da Silva – 1901 auf der Azoreninsel Terceira geborener Autor
NENGO – Fluß in der Provinz Moxico nahe der Grenze zu Sambesi
NINDA – am Rio Ninda gelegene Stadt in der Provinz Moxico, nahe der Grenze mit Sambia
NOBRE, ANTÓNIO – (1867–1900) spätromantischer, vom Symbolismus beeinflußter portugiesischer Dichter. In seinem Brief vom 19.3.72 spielt Lobo Antunes auf dessen Gedicht »A Vida« an.
NÓBREGA E SOUSA, Carlos de Melo Garcia Correia – (1913–2001) portugiesischer Komponist populärer Unterhaltungsmusik
NORD – gemeint ist die Maschine Nord Noratlas des französischen Herstellers Nord Aviation, ein zweimotoriges militärisches Transportflugzeug, das im Kolonialkrieg als Truppenunterstützungsflugzeug eingesetzt wurde.
NOVA LISBOA – heute Huambo, Stadt 600 km südwestlich von Luanda
NUNO – Bruder des Autors
O CONDE D’ABRANHOS – (dt. Der Graf von Abranhos) Titel des 1925 posthum erschienenen Romans von Jose Maria Eça de Queiroz (1845–1900), den viele für den größten portugiesischen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts halten
OBSERVADOR – O Observador, rechtsgerichtete, von einem Artur Anselmo herausgegebene portugiesische Zeitung
OURO NEGRO – 1959 gegründetes Duo der angolanischen Musiker Raul Indipwo und Milo MacMahon, das in den 6oer Jahren Weltruhm erlangte. Eines ihrer Lieder trägt den Titel »Silvie«.
PAÇO DE ARCOS – Joaquim Belford Correia da Silva Paço d’Arcos (1908–1979), in den 40er und 50er Jahren sehr beliebter portugiesischer Schriftsteller. Paulina in Blau ist der Titel eines seiner Bücher.
PARADIES – siehe Lezama Lima
PARQUE MAYER – der Parque Mayer wurde unter dem Namen »Avenida Parque« 1922 als eine Art Luna-Park gegründet. Es gab dort mehrere Theater, vor allem das Varietetheater war in den 30ern bis in die 50er Jahre sehr populär. Zudem gab es im Parque Mayer auch Boxveranstaltungen.
PENINA – Hotel am Strand von Alvor, im Algarve
PESSOA, FERNANDO – eigentlich Fernando António Nogueira Pessoa (1888–1935), portugiesischer Dichter und Schriftsteller, der seine Werke hauptsächlich unter den vier Heteronymen Alberto Caeiro, Ricardo Reis, Álvaro de Campos und Bernardo Soares veröffentlichte und zu den bedeutendsten Autoren des 20. Jahrhunderts gezählt wird
PIERRE LOTI – (1850–1923) Pseudonym für Julien Viaud, französischer Schriftsteller. Sein Roman Le Mariage de Loti (Lotis Hochzeit) von 1880 wurde ein Bestseller und gilt als Klassiker des französischen Exotismus. In seinem Buch Pêcheur de Islande (Islandfischer) von 1886 beschreibt er den Duft des Windes als eine Mischung aus Seebrise, Geißblatt, Miesmuscheln und Austern.
PORTALEGRE – Distrikt und Stadt nordöstlich von Lissabon, in der Region Alto Alentejo, nahe der spanischen Grenze
PORTIMÃO – Stadt im Algarve
PRAIA DA ROCHA – Strand bei Portimão, Algarve
PRAIA DAS MAÇÃS – Strand an der Atlantikküste bei Sintra nördlich des Cabo da Roca. Der Autor hat dort als Kind mit seiner Familie die Sommerferien verbracht.
PRAIA GRANDE – Strand im Algarve und an der Atlantikküste nördlich von Lissabon
PRÉMIO CAMÕES – angesehenster Literaturpreis für portugiesischsprachige Literatur. António Lobo Antunes erhielt ihn 2007.
PRÉMIO GOVERNADOR GERAL – Lobo Antunes beschreibt die Erlebnisse von Catolo in seinem Buch Conhecimento do Inferno (dt. Einblick in die Hölle, 2003).
RAFAEL – beliebter Schlagersänger der damaligen Zeit
RAFAEL ALBERTI – (1902–1999) spanischer Dichter, Träger des Cervantes-Preises 1983
RAYMOND ARON – (1905–1983) französischer Philosoph und Soziologe
RÉGIO, JOSÉ – Pseudonym für Jose Maria dos Reis Pereia (1901–1969), portugiesischer Dichter, Schriftsteller, Dramatiker und Literaturkritiker, der als einer der herausragenden Literaten Portugals der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gilt
RIBATEJO – Region südlich von Lissabon
RIBEIRO COUTO, Rui – (1898–1963) brasilianischer Journalist, Diplomat, Erzähler und Dichter, der auch Gedichte in französischer Sprache veröffentlichte. Simão, Dilettant der Stimmungen ist der Titel einer seiner Erzählungen.
RISSÓIS – halbmondförmige, in Fett ausgebackene Teigtasche mit Krabben- oder Hühnerfleischfüllung
RODAS – portugiesisch: Räder
ROSSIO – Platz im Zentrum Lissabons mit einem Bahnhof für Vorortszüge im neomanuelinischen Stil
RTP – Rádio e Televisão de Portugal. Die 1955 gegründete portugiesische Rundfunkanstalt mit Hörfunk- und Fernsehprogrammen war bis zum April 1975 Sprachrohr des Salazarregimes.
RUFINO – eine Figur aus Eça de Queirós’ Roman Os Maias (dt. Die Maias). Rufino ist Politiker und trägt auf der erwähnten Abendveranstaltung, einer literarischen Soiree im Lissabonner Theater da Trindade, mit sonorer Stimme grauenhafte eigene Poesie vor, und dabei blitzt der Rand seiner Unterhose zwischen Hosenbund und Weste auf.
SÁ DA BANDEIRA – heute Lubango, Stadt in Südwest-Angola
SÁBATO, Ernesto – (1911) argentinischer Schriftsteller. Der von Antunes erwähnte Bericht über die Blinden findet sich in Sábatos Buch Sobre Heroes y Tumbas von 1961 (dt. Über Helden und Gräber).
SAGRES – nicht mehr existierende Zigarettenmarke, benannt nach dem Ort Sagres an der Atlantikküste, in dem Heinrich der Seefahrer seine Seefahrtsschule gehabt haben soll
SAINT – JOHN PERSE – Pseudonym für Marie-René-Alexis Saint-Leger (1887–1975), französischer Dichter, der 1960 den Nobelpreis für Literatur erhielt
SALGARI, Emilio – (1862–1911) der italienische Karl May. Salgari war Journalist und Autor von Abenteuerromanen, Erfinder des Korsaren Sandokan.
SANDEMAN – 1790 gegründeter Portweinhandel, dessen Logo der Scherenschnitt eines Mannes in langem Umhang ist, der einen breitkrempigen Hut mit flachem, geradem Stumpen trägt und ein Glas Portwein in der Hand hält. Lobo Antunes spielt hier auf die Reklame an, die auf dem Dach eines Hauses am Rossio-Platz in Lissabon steht.
SANTARÉM, Alpiarça, Golegã – Orte südlich von Lissabon in der Region Alentejo
SÃO TOMÉ – São Tome und Príncipe. Besteht aus zwei großen Inseln sowie aus den kleineren Inseln Cabras, Gago Coutinho, Pedras Tinhosas und Rolas, die etwa 200 km vor der Westküste Gabuns im Golf von Guinea liegen. Ehemalige portugiesische Kolonie. Seit 1975 Demokratische Republik São Tomé e Príncipe.
SAROYAN, William – (1908–1981) amerikanischer Schriftsteller. Sein Buch One Day in the Afternoon of the World erschien 1964. Boys and Girls Together erschien 1961.
SÉCULO lLUSTRADO – bis 1977 erscheinende portugiesische Wochenzeitschrift
SELASSIE – Haile Selassie (1892–1974), der letzte Kaiser von Äthiopien (1930–1936; 1941–1974). Sein Herrschertitel war Neguse Negest (»König der Könige«).
SERPA PINTO, Alexandre Alberto da Rocha de – (1846–1900) portugiesischer Entdecker und Generalgouverneur von Mosambik (1889)
SOCIEDADE DOS GRAVADORES – (Gesellschaft der Kupferstecher) heute Cooperativa dos Gravadores, Kunstschule in Lissabon. Damals konnten Mitglieder der Gesellschaft Werke der Künstler erwerben.
SOEIRO PEREIRA GOMES, Joaquim – (1909–1949) portugiesischer Schriftsteller, einer der Hauptvertreter des Neorealismus. Mitglied der kommunistischen Partei Portugals (der Sitz der Partei trägt seinen Namen). Das Werk Engrenagem (Räderwerk) erschien 1951.
SOMMER – Cousin der Mutter des Autors
SOUSA – António Sousa Freitas (1921–2004), portugiesischer Dichter und Verfasser von Liedtexten
SUPERVIELLE, Jules – (1884–1960) in Uruguay geborener, französisch schreibender Lyriker, Schriftsteller und Dramatiker
TILGER – siehe C. Infante
TIMOR – auf der östlichen Hälfte der zu den kleinen Sunda-Inseln gehörenden Insel Timor liegende damalige Kolonie Portugals, heute Demokratische Republik Timor-Leste
TINTEN – Comic-Figur des als Georges Remi geborenen Zeichners Herge (1907–1983), die er 1929 erfand. Die Abenteuer von Tintin et Milou wurden in Deutschland als Tim und Struppi veröffentlicht. Tintin hat eine charakteristische Haartolle, auf die Lobo Antunes hier anspielt.
TOMAR – ca. 1 Autostunde von Lissabon entfernte Stadt, in der das von den Tempelrittern von 1160–1300 erbaute Kloster Convento de Cristo liegt. Die Corredoura ist die Hauptstraße der Stadt. Mouchão ist eine kleine Insel im Rio Nabão, an dem Tomar liegt.
TONY DE MATOS – (1924–1989) Fadosänger
TOTTA – portugiesische Privatbank, in den 6oer Jahren Banco Totta Aliança, nach der Nelkenrevolution verstaatlicht, 1990 wieder privatisiert, gehört heute zur Gruppe Banco de Santander.
TRÀS-OS-MONTES – (Hinter den Bergen) Region im Nordosten Portugals
TREMOÇOS – gekochte und in Salzlake eingelegte Lupinenkerne, in Portugal beliebte Beilage zum Bier. Die Schalen werden in Kneipen oft achtlos auf den Boden geworfen.
TROUXAS DE OVOS – mit Eifäden gefüllte Röllchen aus einer Eigelb- und Zuckersirupmischung
TUDELA – damals beliebter Schlagersänger
ULÁNOVA, Galina Sergeyevna – (1910–1998) die vielleicht berühmteste russische Ballerina
ULMEN – Gier unter Ulmen (Desire Under the Elms), Theaterstück des amerikanischen Dramatikers Eugene O’Neill (1888–1953) aus dem Jahr 1924
U.T.B., URBANO AUGUSTO TAVARES RODRIGUES – (1923) portugiesischer Schriftsteller, Forscher und Literaturkritiker. Seine Novelle Aves da Madrugada (Vögel des Morgengrauens) erschien 1959. Auf deutsch erschienen Hitzewelle und Bastarde der Sonne.
VELAZQUEZ – Diego Rodríguez de Silva y Velázquez (1599[getauft] – 1660), spanischer Maler am Hof des spanischen Königs Philipp IV. Sein Vater, Juan Rodríguez de Silva, war Anwalt portugiesischer Abstammung, dessen Eltern knapp zwanzig Jahre vor Velázquez’ Geburt von Porto nach Sevilla umgesiedelt waren.
VERGÍLIO FERREIRA – (1916–1996) portugiesischer Schriftsteller. Er erhielt 1992 den Prémio Camões. Sein Roman Aparição (Erscheinung) erschien 1959.
VERKEHRSPOLIZISTEN-WEIHNACHTEN – eine Initiative des Automobilclubs von Portugal aus dem Jahre 1934. Den Verkehrspolizisten, die auf den Kreuzungen den Verkehr regelten, wurden zu Weihnachten Geschenke gemacht.
XIQUITA – Ort in der Provinz Malange, nordwestlich von Marimba
ZÉ DO TELHADO – Spitzname von Jose Teixeira da Silva (1818–1875), ein seinerzeit berühmter Dieb, eine Art portugiesischer Robin Hood