An einem Morgen des frühen Dezember stieg ein junger, großer, muskulöser Mann aus dem Schlafwagen des Paris – Bukarest Expreßzuges, der eben in die Halle des Westbahnhofes eingerollt war. Hinter ihm stand ein baumlanger Neger mit allerlei Handkoffern beladen, und beide, der Herr wie der Diener, wunderten sich. Der Neger, weil keinerlei Träger nahten, um ihm zu helfen, der Herr, weil er ein ähnliches Ungeheuer von Bahnhof, ein solch Konglomerat von Schmutz, Enge und Unzweckmäßigkeit noch nie erblickt hatte. Schließlich kam doch ein Träger, und der Herr wies auf das Gepäck des Negers und sagte in reinem, fließendem und doch fremd klingendem Deutsch:
»Hier mein Gepäckschein, beheben Sie die zwei Koffer, nehmen Sie das Handgepäck und besorgen Sie ein Auto.« Was der Träger darauf erwiderte, erschien dem jungen Mann ein absolut unverständliches Kauderwelsch, und erst als sich ein Bahnhofbeamter in die Unterhaltung mengte, erfuhr er, daß der Träger wohl die Koffer beheben, aber ein Auto nicht besorgen könne, weil er nicht das Recht habe, irgendwelchen Dienst außerhalb des Bahnhofes zu versehen. Worauf sich der Herr wieder wunderte und kopfschüttelnd nach einer Halle ging, die ihm eine Mischung von Schweinestall und Obdachlosenheim zu sein schien. Dort wartete er geduldig, bis die zwei großen Lederkoffer zum Vorschein kamen, dann gings ins Freie, wo ihn sofort Männer umringten und in einem Deutsch, von dem er wieder kaum hie und da ein Wort verstand, auf ihn einsprachen. Mittlerweile wurde das Gepäck herangerollt, und die kleinen und großen Koffer konnten endlich auf ein Mietauto verstaut werden, worauf der Neger sich neben den Chauffeur setzte, während der Herr im Kupee Platz nahm und als Ziel das Hotel Imperial angab.
In flotter Fahrt ging es die Mariahilferstraße abwärts, und der junge Mann im Wagen flog auf und nieder und lachte vergnügt vor sich hin, weil es ihm ein ganz Neues war, in einem Auto mit zersprungenen Federn über ein Pflaster, das aus Hügeln und Gruben zu bestehen schien, zu fahren. Er wollte ein Fenster herablassen, aber das ging nicht, weil der Griff abgebrochen war, und so begnügte er sich damit, mit dem Lederhandschuh die Feuchtigkeit von der Glasscheibe, die einen Sprung hatte, zu wischen und so einen Ausblick auf die Straße zu gewinnen. Es war neun Uhr und viele Leute gingen die Straße entlang, aber der junge Mann vermißte das Großstadttempo, es schien ihm, als ob alle diese Männer und Frauen einen schleppenden Gang hätten, als ob niemand in Eile wäre. Hie und da gingen Menschen langsam statt auf dem Bürgersteig auf dem Fahrdamm, und dann dröhnte warnend und mißtönig die Autohupe, und die Bedrohten fluchten und sprangen in komischem Zickzack hin und her, bis sie in Sicherheit waren. Der junge Mann lächelte vergnügt und dachte: Dies gehört wohl zur Gemütlichkeit, die ja in Wien ihre Heimat haben soll! Ich werde mich an vieles gewöhnen, vieles verstehen lernen müssen.
Nun kam ein kurzes Stückchen Ring und dann der freie, große Schwarzenbergplatz, aber vorher schon querte das Auto die Ringstraße und hielt vor dem Hotel Imperial. Männer mit grüner Schürze kamen heran, halfen beim Aussteigen und belehrten den Fremden, daß er den neuntausendfachen Betrag von fünf Kronen vierzig Heller zu bezahlen habe plus einem Trinkgeld, dessen Höhe in seinem Belieben stehe. Der junge Herr lachte hell auf, weigerte sich aber, auf der Straße bei eben einsetzendem leichten Regen die schwierige Multiplikation vorzunehmen, sondern überließ die Ordnung der Angelegenheit dem inzwischen herbeigekommenen Portier, einem älteren Mann von respektablem Exterieur mit goldbetreßter Mütze. Aber er wunderte sich abermals, denn das Wort Trinkgeld, dessen Bedeutung ihm trotz gründlicher Beherrschung der deutschen Sprache fremd war, beschäftigte ihn und er beschloß, recht bald in Erfahrung zu bringen, warum Leute in Wien Geld bekommen müssen, wenn sie Durst haben. Und dunkel erinnerte er sich, gehört zu haben, daß Wien ein ganz besonders gutes Quellwasser habe. Arme Stadt, dachte er, die ihren Bewohnern das Trinkwasser verkaufen muß.
Im Hotelbureau verlangte der Fremde, nach seinen Zimmern geführt zu werden.
»Ja, welche Zimmer wünschen der Herr?« fragte mit einem Blick auf den Neger, der einen sicheren Schluß auf den Reichtum des Passagiers ziehen ließ, sehr höflich ein Herr im schwarzen Gehrock, der Direktor genannt wurde.
»Nun«, erwiderte ein wenig gereizt der Fremde, »ich habe doch gestern nachts von Salzburg aus mich telegraphisch angemeldet.«
»Haben der Herr die Depesche dringend oder gewöhnlich aufgeben lassen?«
»Dringend oder gewöhnlich? Das verstehe ich nicht! Ich denke, daß jede Depesche dringend ist.«
Der Direktor lächelte diskret.
»Jawohl, mein Herr, aber bei uns in Österreich werden gewöhnliche Depeschen sehr oft per Post befördert und dann kommt es vor, daß sie ebenso lange, wenn nicht länger, unterwegs sind als ein Brief.«
Der Fremde riß den Mund vor Erstaunen auf.
»Wissen Sie, was das nach unserem primitiven amerikanischen Menschenverstand ist? Ein ganz gemeiner Betrug, eine infame Gaunerei! Und wenn so etwas die Western Union täte, so ließe ich ihren Manager glatt wegen Betrug und Herauslockung von Geld unter falschen Vorspiegelungen verhaften.«
Der Direktor war froh, endlich erfahren zu haben, daß der Herr ein Amerikaner sei und sein Lächeln wurde noch verbindlicher.
»Sir, bei uns ist das Telegraphenwesen verstaatlicht und der Staat –«
»Kann seine Bürger wie er will betrügen«, ergänzte der Amerikaner. »Aber nun sagen Sie, kann ich bei Ihnen Zimmer bekommen oder nicht?«
»Bitte sehr, mein Herr, natürlich, Zimmer, wie viele Sie wollen. Es kommen ja fast keine Fremden, alles stagniert – ja, früher, vor einem Jahr, da hätte der Herr von Hotel zu Hotel fahren müssen. Wünschen ein Zimmer allein oder eines mit Bad?«
»Für meinen Diener eines mit Bad, und für mich ein Appartement, Schlafzimmer und Parlor und selbstverständlich auch ein Badezimmer. Muß nicht groß sein, aber einigermaßen behaglich.«
Das Wort Parlor – die amerikanische Bezeichnung für Salon – erfüllte den Direktor mit Genugtuung und er führte den Amerikaner und dessen schwarzen Diener mit dem Lift in das zweite Stockwerk. Dort überlegte er einen Augenblick, dann öffnete er zögernd eine Tür.
»Dies wäre unser schönstes Appartement. Hier ein kleiner Vorraum mit separater Garderobe, dann dieser Salon, ein Schlafzimmer und anstoßend das Badezimmer.«
Der Amerikaner war von der distinguierten Eleganz, mit der die Räume möbliert waren, angenehm berührt.
»Nehme ich! Und nun bringen Sie in meiner nächsten Nähe meinen Diener Sam unter!«
Um allen späteren Weiterungen vorzubeugen, beschloß der Direktor, gleich jetzt den Preis zu nennen. »Das Appartement ist eigentlich für zwei Personen berechnet und ein wenig kostspielig. Mit dem Dienerzimmer zusammen würde ich bei längerem Aufenthalt zwei Millionen pro Tag in Anrechnung bringen.«
Der Gast erschrak zuerst, als er diese ungeheuerlich klingende Summe hörte. Dann lachte er hell auf.
»Beinahe dreißig Dollars! Na, ungefähr der New Yorker Preis. Mit der Wiener Billigkeit, von der mir drüben so viel erzählt wurde, scheint es ja vorbei zu sein.«
»Jawohl mein Herr, wir haben die Weltparität erreicht, vielfach sogar überschritten und daher eben die Stagnation, die Wien noch ganz zugrunderichten wird. Ich werde nun die Koffer heraufschicken.«
Ein paar Minuten später war Sam in voller Tätigkeit. Das Handgepäck wurde aufgeschnürt, der Liegekoffer geöffnet, der Schrankkoffer aufgestellt, zischend floß das heiße Wasser in die Badewanne und Sam goß über den schlanken, von der Hitze des Wassers geröteten und dampfenden Körper seines Herrn flüssige Seife, Bayrum und reinen Alkohol und begann zu kneten und zu reiben, daß ihm der Schweiß über die schwarze Stirne floß und sein Herr stöhnte. Während er ihm dann den Seifenschaum über das Kinn pinselte, sagte er vergnügt grinsend im breiten Negerenglisch:
»Master Ralph, Wien gute Stadt sein tut.«
»Warum das, Sam?«
»Draußen war hübsches weißes Mädchen mit blondem Haar, auf dem komische Haube saß. Immer, wenn ich vorbeiging, hat sie mich angelacht, so daß ich Mut bekam und sie in Arm zwickte. O Master, Arm war weich und fein! Und das Mädchen hat nicht mit dem Fuß nach mir gestoßen, sondern mir nur Schlag mit kleinen Patschhändchen gegeben und gelacht. Master, glauben Sie, daß Wiener Mädchen mich lieben werden?«
Der Herr platzte belustigt heraus:
»Sam, paß auf, mach' mir keine Unannehmlichkeiten hier im Hotel! Aber du hast recht, wenigstens hat man mir schon auf dem Schiff erzählt, daß sich deine farbigen Brüder bei den deutschen Mädchen durchaus keiner Unbeliebtheit erfreuen.«
»Werde ich also probieren, Master«, sagte Sam und verdrehte in Erwartung kommender Freuden die Augen und grinste, daß die schneeweißen Zähne zwischen den wulstigen brennroten Lippen hervorleuchteten.
Sam durfte sich mit seinem Herrn schon einige Frechheiten erlauben, denn er war sein Milchbruder, das heißt, Sams Mutter war die Amme des jungen Amerikaners gewesen.
Der Amerikaner war nun angezogen, besah im Spiegel seine schlanke, in einen dunkelblauen Cheviotanzug gekleidete Gestalt und das glattrasierte Gesicht, aus dem die braunen Augen klug und freundlich blickten. Er strich nochmals die hellbraunen seidenweichen Haare mit der Bürste zurück, dann ließ er sich von Sam in einen hellgrauen mit Biber gefütterten Tuchpelz helfen, setzte den grauen Seidenplüschhut auf und ging voll Erwartung hinunter, um die ihm neue Stadt zu betreten, das ihm neue, fremde Leben kennen zu lernen und in einer Welt unterzutauchen, von der er sich das große Erlebnis, die hohe Mission und die Ergründung des Menschentums versprach.
In der Halle hielt ihn der Portier mit der Bitte auf, den Meldeschein auszufüllen. Wieder wunderte der Amerikaner sich. Was geht andere Menschen meine Religion, mein Alter an? Warum nicht gleich mich nach meiner Gesinnung, meinen politischen Anschauungen und Neigungen fragen? Doch er füllte mit großen, steilen, festen Buchstaben den Schein aus.
Patrick Ralph O'Flanagan, geboren 1892 zu St. Paul in Minnesota, Bürger der Vereinigten Staaten von Nordamerika, katholisch.
Nun war noch die Rubrik »Beruf« frei. Der Amerikaner zögerte einige Sekunden und überlegte. Wie sollte er diese Frage beantworten? Mit »Vergnügungsreisender« etwa oder »Privatier?«
Beides würde der Wahrheit entsprechen, aber doch nicht ganz, denn eigentlich war er ja, bevor er nach Europa fuhr, Präsident der »American Wood- und Forest Trust Company« geworden. Und da Patrick Ralph O'Flanagan sich, soweit es ging, gerne an die volle Wahrheit zu halten pflegte, schrieb er diesen Titel hin. Ohne zu ahnen, welch verhängnisvolle Tat er damit beging und wie sehr er sein ganzes Leben beeinflußte.
Es hatte aufgehört zu regnen, der Himmel war blau geworden, und fahle kühle Sonnenstrahlen beleuchteten den Dezembertag.
Ralph O'Flanagan stand vor dem Hotel, ließ den Blick nach links und rechts schweifen, und das Bild, das sich ihm bot, war von so eigenartiger Lieblichkeit, wie er es nach der Fahrt im schäbigen Autotaxi wirklich nicht vermutet hatte. Er querte den Ring, ging bis zur Oper und betrachtete mit hellem Entzücken und unverdorbenem primitiven, aber um so echteren Verständnis den harmonischen Bau und freute sich auf die Kunstgenüsse, die er ihm bieten würde. Oft genug hatte ihm ja seine Mutter von der Wiener Oper, von der Bild und der Schläger, dem Winkelmann und Reichmann erzählt. Und immer hatten ihre Augen vor Stolz dabei geleuchtet, so daß einmal sein Vater mit schneidendem Hohn ausgerufen hatte:
»Machst ja gerade, als hätte die Oper dir gehört!«
Ralph O'Flanagan bog, nachdem er einen Taschenplan zu Hilfe gezogen, in die Kärntnerstraße, und nun erst empfand er es, in einer Großstadt zu sein. Die Straße fast so belebt wie das New Yorker Tenderloin, elegante Herren, schöne Frauen in kostbaren Pelzen, nach der neuesten Mode gekleidet, geschmackvolle Auslagen, gefüllt mit den besten und schönsten Erzeugnissen Wiener Schneider- und Modekunst.
Ralph lächelte und zog einen Vergleich. Die New Yorker Damen traten mit mehr Selbstbewußtsein auf, diese Wienerinnen aber da mit entschieden mehr Grazie. Und wie sie mit ihren großen, schelmischen Augen zu flirten verstanden! Ralph errötete unter dem Kreuzfeuer von Blicken, die mit Wohlgefallen an ihm hängen blieben, und wieder mußte er seiner Mutter gedenken.
»Kokett sind ja die Wiener Mädeln«, hatte sie einmal gesagt, »auch leichtsinnig, aber dabei gut und lieb.«
Schon fühlte sich Ralph vom Tempo des Wiener Lebens erfaßt, langsam wie noch nie in seinem Leben schlenderte er bis zum Stephansplatz, blieb mit weit aufgerissenen Augen vor dem Dom stehen und schloß sich dann dem Mittagsbummel auf dem Graben an. Aber seine Gedanken waren nicht mehr in der neuen Stadt, flogen weit zurück übers Meer und den halben amerikanischen Kontinent, zur toten Mutter, zum freudlosen, nüchternen Elternhaus, zu seinem früheren Leben, aus dem er mit einem jähen Ruck gerissen worden war.
Patrick Ralph O'Flanagan war als das einzige Kind des Sägewerksbesitzers John Patrick O'Flanagan und dessen Gattin Lola, geborene Holub, in St. Paul, der größten Stadt des nordwestlichen Staates Minnesota, aufgewachsen. Sein Vater ein Hüne, Typus des Irländers mit Stiernacken, breiten Schultern, mächtigen Fäusten, trockenem Witz und eisernem Schädel. Die Mutter klein, zierlich, mädchenhaft auch noch mit vierzig Jahren. Und wenn der Vater einen Jähzornanfall bekam und zu brüllen begann, dann wurden ihre großen blauen Augen ganz dunkel und feucht, sie erzitterte am ganzen Leib wie ein junges Reh, und später, als Ralph zwölf und mehr Jahre alt geworden, geschah es oft, daß Frau Lola wie hilfesuchend den Arm ihres Sohnes ergriff, wenn der Vater harte Worte sagte.
Mutter hatte aber neben tausend lieben, guten Eigenschaften auch eine sehr drollige, über die Ralph jetzt, mitten am Wiener Graben, bei der Erinnerung laut auflachen mußte. Mutter hatte nämlich nie ordentlich die englische Sprache erlernen können! Wohl konnte sie sich mit jedermann vollständig und leicht verständigen, jedes englische Buch glatt lesen, aber ihrem Englisch haftete ein entschiedenes Wienerisch-Deutsch an, und wenn sie in Aufregung geriet oder vor ihrem großen, mächtigen Mann Angst hatte, vergaß sie die englische Sprache ganz und produzierte ein Kauderwelsch, über das sich der kleine Ralph krank lachen konnte, der Vater aber erst recht in Tobsucht geriet. Mama sagte ihrem Jungen, wenn sie mit ihm allein war, immer wieder auf deutsch:
»Ralpherl, weißt, ich hab' ja schon so gut englisch sprechen können, aber später, wie ich mit O'Flanagan ein paar Wochen verheiratet war, hab' ich alles wieder vergessen.« Wobei zu bemerken ist, daß seine Mutter von ihrem Gatten nie anders als »der O'Flanagan« sprach.
Mamas Geschichte hatte sich folgendermaßen abgespielt:
Der in Fachkreisen sehr bekannte Wiener Architekt Rudolf Holub hatte im Jahre 1889 von einer großen amerikanischen Gesellschaft den ehrenvollen Auftrag erhalten, herüber zu kommen, um sich am Bau einer mächtigen Brücke über den Delaware zu beteiligen. Und da Rudolf Holub ein armer Teufel trotz seines Ruhmes war und das amerikanische Angebot materiell sehr verlockend, so nahm er an und fuhr mit seiner Frau und dem kaum siebzehnjährigen Töchterchen Lola nach Amerika. Frau und Tochter blieben in New York in einer netten deutschen Pension, Architekt Holub aber fuhr mit den übrigen Architekten, Zeichnern und Ingenieuren dorthin, wo die Brücke gebaut wurde.
Einen einzigen Brief bekam seine Frau von ihm: In diesem Brief hieß es:
»Mir ist bange nach Euch, so bange, wie ich es gar nicht sagen kann. Alles erscheint mir hier wild, so roh und brutal. Der Wind wird zum Orkan, der Regen zum Wolkenbruch, Sonnenwärme zur Höllenqual. Es ist, als wollte sich die amerikanische Erde gegen den weißen Eindringling zur Wehr setzen. Mir ist gar nicht wohl zu Mute, dumme, haltlose Träume und Ahnungen bedrücken mich.«
An einem Montag hatte Frau Holub diesen Brief bekommen und am folgenden Dienstag erschien einer der Manager der Gesellschaft bei ihr und teilte ihr mit, daß ihr Gatte am Samstag von einem gestürzten Eisenpfeiler erschlagen worden sei. Er kondolierte herzlich und außerdem gab er der Witwe noch einen ganzen Wochengehalt, wobei er versicherte, daß Amerikaner nobel seien.
Und Frau Holub stand, der englischen Sprache nicht mächtig, mit ihrem zarten, bildschönen Töchterchen, das hübsch singen und etwas klavierspielen, aber sonst auch gar nichts konnte, mittellos im fremden Lande da.
Die kleine Lola entwickelte ungeahnte Energien. Nachdem sie sich ausgeweint hatte, begab sie sich eines Tages im Oktober nach der vierzehnten Straße, bog auf den Irving Place ein und blieb mit hochklopfendem Herzen vor einem recht schäbigen Theatergebäude stehen, dessen bunte Reklamezettel besagten, daß hier die Direktoren Gustav Amberg und Heinrich Conried Theater spielen. Lola hatte nämlich am Tag vorher in der Staatszeitung gelesen, daß das deutsche Theater durch die Erkrankung zweier weiblicher Mitglieder in arge Verlegenheit geraten sei und besonders das Operettenrepertoire sehr würde leiden müssen. Worauf Lola sich im Spiegel besah, feststellte, daß sie auch im schwarzen Fähnchen sehr reizvoll aussehe, sich im Parlor der Pension an das Klavier setzte, ein paar Töne anschlug und abermals befriedigt konstatierte, daß ihre Stimme gut und hell klinge.
Und nun stand Lola vor dem Theater, hatte Herzklopfen und traute sich nicht hinein. Bis ein freundlicher Mann mit mächtigem Schnurrbart vor ihr stand und nach ihrem Begehr fragte. Es war dies der sehr einflußreiche und wichtige Theaterdiener Herr Steinberg, ehemaliger k. k. Sicherheitswachmann in Wien! Da Steinberg das Mädchen nicht in der verhaßten englischen Sprache anredete, sondern »Freil'n« sagte, wurde sie zutraulich und erklärte, ein Engagement zu suchen. Worauf Steinberg sie ohneweiters beim Arm packte und in die Direktionskanzlei führte, in der eben Herr Amberg und Herr Conried einander die furchtbarsten Grobheiten an den Kopf warfen.
Fünf Minuten später stand Lola auf der Bühne, um, von dem Wiener Kapellmeister Lehner begleitet, das Liedchen zu singen:
»Weißt du Mutterl, was mir träumt hat...«
Abermals fünf Minuten später war Lola mit der schandbaren Gage von zwanzig Dollar wöchentlich als Soubrette an das Irving-Place-Theater engagiert.
Den Wert oder Unwert dieser Summe durchaus nicht erkennend, lief Lola beglückt nach Hause und fiel ihrer vergrämten und abgehärmten Mutter jubelnd um den Hals. Die Witwe lauschte der Botschaft, rote Flecken traten in ihre mageren Wangen, sie griff sich mit den wachsgelben Händen ans Herz und sagte: »Kind, du mußt aber brav bleiben, auch wenn ich nicht mehr bin.«
Einige Wochen später, zwei Tage nachdem Frau Holub einem Herzleiden erlegen war, stand Lola auf den Brettern, die ihr die Rettung bedeuteten, und sang in der Fledermaus den Prinzen Orlowsky. Davon, daß sie in den Pausen schluchzte und von den mitleidigen Kollegen mit Whisky gelabt werden mußte, hatte das Publikum, dem die kleine Soubrette sehr gut gefiel, keine Ahnung.
Als Ralph später mit dem jungen Mädchen ein Autotaxi bestieg und dem Chauffeur als Adresse die Kreuzgasse Nummer 73 nannte, beachtete er den hageren Herrn mit rötlichem Haar und scharfer Nase durchaus nicht, der jetzt dicht neben dem Wagen stand und tat, als wäre er intensiv beschäftigt, seinen Zigarettenstummel in Brand zu setzen. Wie er auch nicht wußte, daß dieser Mann ihm schon von der Herrengasse aus in einem Autotaxi gefolgt, dann hinter ihm her durch die Kärntnerstraße gegangen war und im Café Bristol am Nebentisch gesessen hatte.
Dieser Mann war nun Lazio Bartos, seinem Beruf nach Privatdetektiv, der sich in eingeweihten Kreisen seiner besonderen Geschicklichkeit halber großer Beliebtheit erfreute. Nachdem Generaldirektor Klopfer-Hart vor einigen Tagen seinen Beamten Heinrich Lank beauftragt hatte, mit dem Amerikaner in Fühlung zu treten, kam ihm der Einfall, daß es eigentlich ganz ratsam wäre, Ralph O'Flanagan unter Beobachtung zu stellen. Er rief das Detektivbureau »Luna« an und erteilte dem Inhaber, Herrn Lazio Bartos, den Auftrag, bis auf Widerruf O'Flanagan zu beobachten und ihm täglich schriftlichen Bericht zu erstatten. »Aber bitte, diese sehr heikle und diskrete Aufgabe selbst zu besorgen und nicht etwa einem Ihrer Leute zu übergeben.«
Der Zufall fügte es, daß am Vormittag des Tages, an dem Ralph dem Bundeskanzler seinen Besuch machte, dieser vom Polizeipräsidium die Verständigung erhielt, daß für die Staatspolizei keinerlei Ursache bestehe, den zugereisten Ralph O'Flanagan, dessen amerikanischer Reisepaß nicht nur in voller Ordnung sei, sondern auch einen empfehlenden Vermerk für alle amerikanischen Legationen enthalte, weiterhin zu beobachten.
»Falls also Exzellenz nicht besondere Gründe für eine weitere Observanz haben, wird eine solche unterbleiben, um so mehr, als der auch bei uns eingesetzte Beamtenabbau das Polizeipräsidium zur äußersten Ökonomie zwingt!«
Der Bundeskanzler ärgerte sich, wußte aber, daß er gegen die außerordentliche Korrektheit und Pflichttreue des Polizeipräsidenten nichts ausrichten konnte und verzichtete auf staatspolizeiliche Observanz. Hingegen erteilte er einen solchen Auftrag dem Lazio Bartos, der ihm schon, als er nur Parteiführer gewesen, wiederholt gute Dienste durch Beobachtung politischer Gegner geleistet hatte.
So erhielt denn Lazio Bartos einen gleichlautenden Auftrag von zwei hervorragenden Seiten, hütete sich aber, dies seinen Mandataren mitzuteilen, da er ja sonst nicht von beiden Seiten die sehr erheblichen Honorare und Spesen hätte einziehen können. Um was es sich eigentlich handelte, bekam er rasch heraus.
Lazio Bartos hatte eine reichlich bewegte Vergangenheit hinter sich. Er war ungarischer Honved-Offizier gewesen, hatte Schulden und schmutziger Weiberaffären halber quittieren müssen, trieb sich jahrelang in Nord- und Südamerika herum, kam vor dem Weltkrieg zurück, erhielt, als er einrückte, die Offizierscharge gnadenhalber wieder verliehen, wurde seiner reichen Sprachkenntnisse wegen dem Nachrichtendienst zugeteilt und verstand es, so wichtig zu tun und durch fleißige Angeberei so oft arme Teufel von Popen und ruthenischen Intellektuellen an den Galgen zu bringen, daß er rasch zum Hauptmann avancierte.
Als der Umsturz kam, stellte Bartos sich dem Grafen Karolyi zur Verfügung, trat dann in den Dienst der Räteregierung, schlug sich aber nach dem neuerlichen Umsturz mit bewunderungswürdiger Geschicklichkeit auf die Seite des weißen Terrors, denunzierte Hunderte von Kommunisten, schloß sich den »Erwachenden Ungarn« an und wäre wahrscheinlich noch Minister geworden, wenn nicht eine kühne Interpellation im ungarischen Abgeordnetenhaus seine Vergangenheit und sein Treiben so rücksichtslos enthüllt hätte, daß er rettungslos kompromittiert war. Er verstand den Wink von oben, ließ sich eine entsprechende Abfertigung geben und übersiedelte nach Wien, wo er sich als Privatdetektiv etablierte. Jetzt arbeitete er erst recht, wenn auch inoffiziell, im Dienste der ungarischen Regierung und ihrer Wiener Gesandtschaft, bespitzelte die Emigranten, zerstörte mehr als eine Existenz, benahm sich aber dabei so vorsichtig und geschickt, daß sein Name nicht an die Öffentlichkeit drang. Außerdem erhielt er durch vorsichtige und diskrete Vermittlung der ungarischen Gesandtschaft eine reiche Klientel unter den Wiener Finanzgrößen, die oft genug alles Interesse hatte, die Verbindungen dieses oder jenes Spekulanten, Haussiers oder Kontermineurs zu erfahren. In der letzten Zeit hatte er auch mühelos Zutritt zu christlichsozialen Parteigrößen gefunden, und so kam es, daß sich nun seiner der Bundeskanzler bediente.
Bartos ließ das Autotaxi mit Ralph und dem jungen Mädchen ruhig nach Währing fahren, vergrub seine Hände in die Taschen des eleganten Stadtsportpelzes und überlegte.
Dieser junge Schwärmer, sagte er sich, namens Ralph O'Flanagan, der sich soeben dem blonden Mädel unter dem unvollkommenen Namen Patrick Ralph vorgestellt hat, will hier in Wien so eine Art Harun al Raschid spielen. Sanieren, helfen, retten, was weiß ich, jedenfalls aber mit vielen Millionen herausrücken. Sein Diener, das schwarze Biest, hat ihm den Spaß zum Teil verdorben, aber immerhin – man wird ihn nicht verhindern können, diesem verfluchten deutschen Bettlerpack, diesem verkommenen und verschlafenen Wien, diesem elenden Judenstaat, in dem es von roten Emigrantenhunden wimmelt, die mir nur zu gerne das Genick umdrehen würden, mit so viel Millionen Dollars beizuspringen, daß sie schließlich wieder arrogant und frech werden. Na, was ich tun kann, um das zu verhüten, soll geschehen.
Bartos schlenderte gemächlich nach der Herrengasse, bog in die Bankgasse ein und verschwand in dem Palais der ungarischen Gesandtschaft. Dort hatte er mit einem hohen Herrn eine mehr als einstündige Unterredung, deren Verlauf ihn vollständig befriedigte.
Nun hatte er drei höchst zahlungsfähige Klienten, in deren Auftrag er die Wege und Absichten Ralphs verfolgen sollte. Und er wahr fest entschlossen, in den Dienst der ersten beiden nur seine Beine, in den Dienst des Dritten aber seinen Kopf und sein ganzes, mit Haß gegen alles, was deutsch ist, erfülltes Gehirn zu stellen.
Tee bei Generaldirektor Klopfer-Hart. Ralph O'Flanagan, der ein wenig befangen die Villa in Döbling betrat, wurde von dem Hausherrn schon erwartet, etwas überlaut begrüßt, und er empfand es deutlich, daß alle Damen und Herren ihn gespannt und neugierig musterten. Die Gattin des Generaldirektors, eine nette alte Dame, führte ihn von einem der kleinen Tischchen, von einem Zimmer in das andere und stellte vor. Ralph wäre am liebsten mit einem hellen Lachen herausgeplatzt. Jeder zweite, dem er vorgestellt wurde, war ein Direktor, Generaldirektor, Präsident oder Konsul. Und die Namen Schellfisch, Feiner, Gottlieb Gnaus, Richard Ola, Horatius Sandau schwirrten ihm um die Ohren, betäubten ihn beinahe. Die meisten begnügten sich mit stummem, aber betont kräftigem Händedruck, manche waren taktlos, sagten »Ah, der berühmte Amerikaner« oder »Ich habe ja von Ihnen schon gelesen.«
Die unwahrscheinlichsten Physiognomien tauchten vor Ralph auf. Männer mit wasserblauen, verschlafenen Augen und abstehenden Ohren, Herren mit Umlegebart, Beaus mit Spitzbart, Glattrasierte mit Monokel, die gerne urenglisch ausgesehen hätten, und ein gewaltiger, dicker Koloß, bei dem das Monokel wie ein Fettauge auf einer Suppe aussah, ein Herr Berger, mimte den jovialen Lebemann.
Dicke, tief dekolletierte Damen von orientalischem Typ wechselten mit hektischen Blondinen, alle Farbennuancen, alle Arten von Schminke waren vertreten und Ralph dachte unwillkürlich, daß mit einem Teil der Perlenkolliers, die in zwei und drei Reihen die Hälse und Busen schmückten, zumindestens der Wiener Universität auf einige Jahre geholfen wäre.
Brennende Blicke folgten ihm, er fühlte, wie diese Rotblondine und dort eine Schlanke mit tief schwarzem Haar ihn mit ermunternden, fast dreisten Augen musterten, er empfand das alles fremd, unamerikanisch, aus einer anderen Welt, begann sich unbehaglich zu fühlen und wäre gerne in irgend einen Winkel geflüchtet. Aber das ging nicht, denn immer wieder stand der alte Generaldirektor mit dem assyrischen Bart neben ihm, immer wieder tauchte ein neuer Kommerzialrat, Direktor oder Präsident auf, den es »riesig freute«, seine Bekanntschaft zu machen.
Bis plötzlich ein schlanker, noch junger Mann mit Künstlermähne, das Monokel wie eingewachsen, auf ihn und den Hausherrn zutrat und mit der Stimme eines norddeutschen Schauspielers, die aber urplötzlich in jüdischen Jargon umschlug, ausrief:
»Lieber Herr Generaldirektor, überlassen Sie jetzt den geehrten Epigonen sämtlicher Rockefellers, Vanderbilts und Astors mir. Ich sehe genau, wie er, je mehr Kommerzialräte sie ihm vorführen, desto verzweifelter wird. Ich werde den Menageriewärter machen, der ihm den ganzen zoologischen Garten erklärt.«
Verblüfft, aber auch belustigt, wandte sich Ralph dem entschieden nervösen Herrn zu, der von Zeit zu Zeit mit der Stimme gluckste und einen »Hupp«-artigen Ton von sich gab, während der Hausherr, seinen Ärger verbergend, lachend sagte:
»Das ist Herr Felix Korn, hochbegabter Schriftsteller, aber etwas exzentrisch. Herr Korn ist ein glänzender Rezitator und wird sicher später die Freundlichkeit haben – «
Korn unterbrach:
»Womit nämlich der Herr Generaldirektor andeuten will, daß ich nix so vollwertig bin wie die übrigen Gäste, sondern so gewissermaßen ein Spaßmacher, den man einlädt, erstens, um den Gästen die Langweile zu vertreiben, zweitens, weil er einem ohnedies Geld schuldig ist, das man nie zurückbekommen wird.«
Und schon hatte er den Arm des Amerikaners ergriffen und ihn fortgezogen.
»Ich seh' Ihnen an, daß Ihnen mies ist. Wenn Sie nicht wissen, was mies ist, so gehören Sie schon gar nicht in die Gesellschaft. Überhaupt, wenn Sie sich hier festsetzen, wird Sie das viel Geld kosten, halten Sie sich lieber an mich, ich bin bescheiden, nehm' auch fünf Dollar und laß mich zum bescheidensten Nachtessen bei Sacher einladen. Jetzt werde ich Ihnen die Leute erklären, verehrter Herr Krösus. Also die Hälfte von den Leuten hat vor dem Krieg noch nicht Brot auf Hosen gehabt, jetzt haben alle eine Milliarde, was sag' ich, fünf, zehn, zwanzig Milliarden. Da ist ein Kommerzialrat, der früher mit Olmützer Quargel en gros gehandelt und eine Wurst aus Löschpapier, mit Streusand gefüllt, erfunden hat. Jetzt besitzt er ein Auto. Da ist einer, der ist so blöd, daß man glauben sollt', er kann sich mit dem Verstand allein nicht ein Paar Schuh' verdienen. Er hat auch ein Auto. Da ist der Ola, Bankier, hervorragender Alpinist, das heißt, er hat heftig an Alpine verdient, außerdem schreibt er, wozu weiß niemand, schlechte Burgtheaterkritiken, das heißt, jetzt hat er das Blattl verkauft, also wird er sie inserieren müssen. Daß der Conrad von Hötzendorf und der Kaiser Wilhelm Memoiren geschrieben haben, ließ ihn nicht ruhen, er hat jetzt seine Denkwürdigkeiten als Buch im eigenen Verlag herausgegeben. Das Buch ist aber weniger expressionistisch als exhibitionistisch, alles kommt drin vor, wer ihm Geld schuldig ist und welche Mehlspeis' er am liebsten ißt und wann er mit der Erotik begonnen hat.
Da, der Dicke mit der weißen Weste, ist der Holz von Holzingen, ein begeisterter Monarchist, weil er jetzt sich nur mehr Holz nennen darf. Im Hauptberuf Inseratenagent, aber er macht auch alle anderen Geschäfte.
Hier diese schöne Frau, die Christine von Audorf, das heißt, eigentlich heißt sie Pollak, aber sie nennt sich gerne mit dem adeligen Scheidungsnamen. Also, die ist großartig! Neulich hat sie gesagt: »Mein Mann darf mir nicht nach Hause kommen, wenn er nicht in der Woche eine Milliarde verdient hat.«
Korn hatte seiner Rede Fluß zu wiederholten Malen mit einem »Hupp« unterbrochen, aber nun machte Ralph »Uff!« und sagte:
»Halt, geben Sie mir eine Atempause, damit ich alle diese Bosheiten verdauen kann.«
Korn ließ sich nicht stören. Er stopfte ein Sandwich nach dem anderen in sich hinein und fuhr fort, die Gäste in grausam-boshafter Weise zu karikieren.
Inzwischen hatte der Generaldirektor Klopfer-Hart eine kurze Unterredung mit seinem neuen Privatsekretär, Herrn Heinrich Lank, gehabt, und dieser eine längere Unterredung mit einer bildschönen, ganz in schwarze Seide gekleideten jungen Frau, deren mahagonibraune Haare in prachtvollem Kontrast zu den schneeweißen Schultern, den nackten Armen und der fast unverhüllten Büste standen. Lank beugte sich nochmals über Frau Hedi Günzel, die Gattin eines Wiener Rechtsanwaltes, und flüsterte ihr zu:
»Also, Frau Hedi, klug sein! Sie schwärmen, wie man weiß, für Perlen. Dieser Amerikaner wird Ihnen, wenn Sie wollen, alle Perlen von Wien zusammenkaufen. Und außerdem lassen auch wir uns nicht lumpen. Sie attachieren sich ihn und animieren ihn von Zeit zu Zeit zur Beteiligung an einem Unternehmen der Bankgesellschaft. Zu welchem, werden Sie schon jedesmal rechtzeitig erfahren.«
Frau Hedi blähte die feinen Nasenflügel auf und sagte mit halbgeschlossenen Augen:
»Er könnte mir auch gefallen, wenn er nicht so reich wäre. Um so besser also – bringen Sie ihn her.«
Schon eiste Herr Lank den Amerikaner von dem Schriftsteller los, um ihn der schönen Frau vorzustellen.
»Erzählen Sie mir von Ihrer Heimat, Mister O'Flanagan, ist es wahr, daß es in Amerika so viele schöne Frauen gibt?«
Ralph nahm den sinnlichen Zauber dieser Frau in sich auf und sagte lächelnd:
»Ja, man sieht in den amerikanischen Städten wohl mehr schöne Frauen als hier in Wien. Aber die meisten sind Bilder ohne Gnade oder tun wenigstens so. Ich sehe hier mehr Sinnesfreude, glaube, daß die Wienerinnen sich und ihre Gefühle nicht so ängstlich verbergen, mehr des Wertes der reinen Weiblichkeit bewußt sind.«
Frau Hedi lachte girrend auf.
»Sie beobachten gut. Und bald werden Sie reiche Erfahrungen sammeln können. Die Wienerinnen werden Ihnen nicht allzu spröde entgegenkommen, man weiß hier sehr wohl echte unverbrauchte Männlichkeit zu schätzen. Sehen Sie, wenn ich noch Mädchen wäre, würde ich mich wahrscheinlich in Sie verschießen. So wie Sie war mein Backfischideal.«
Verlegen, über diese unvermittelte Attacke fast erschrocken, erwiderte Ralph:
»Nun, Sie werden doch bei der Wahl des Gatten von Ihrem Ideal nicht allzu weit abgewichen sein.«
Frau Hedi lachte hart auf und machte eine wegwerfende Bewegung.
»Was hat der Gatte mit dem Ideal zu tun? Dort steht mein Mann, sieht so ein Mädchenideal aus?«
Und sie wies auf ein dürres Männchen mit Glatze und gewölbtem Rücken.
»Warum ich ihn geheiratet habe? Mein Gott, Mama und Papa haben gemeint, er sei eine gute Partie und schließlich – ich war aufgeklärt genug, um zu wissen, daß heutzutage die Ehe nur eine gesellschaftliche Form ist, um der Frau mehr Freiheit zu geben. Aber das ist kein Jourgespräch! Bitte, besuchen Sie mich doch an einem Nachmittag. Oder noch besser, wir treffen uns zunächst ganz zwanglos nachmittags im Tabarin oder beim Five-o'clock im Bristol. Rufen Sie mich vorher an. Ich bin überzeugt davon, daß wir gute Freunde werden können.«
Vor Ralph tauchte ein feines, süßes Mädelgesicht mit lustigen, guten Kinderaugen auf, aber er war jung, lebenshungrig, die Frau reizte seine Sinne und er nahm gut gelaunt die Einladung an.
Man sammelte sich im Salon. Anton Korn wurde dringend aufgefordert, etwas vorzutragen, und er tat dies mit meisterhafter Charakterisierung. Ralph verstand nur wenig davon, weil er die persiflierten Personen nicht kannte, aber er fühlte, wie hier ein großes, geistvolles Talent sich in kleiner Münze verausgabte. Und schon wurde er von dem Hausherrn in einen Kreis von Herren gezogen, die die Wiener Bank- und Finanzwelt repräsentierten. Das Gespräch drehte sich sofort um die mitteleuropäischen Probleme, die neue Notenbank, die Frage, ob Amerika ernstlich zugunsten des von den Franzosen schikanierten Deutschlands Schritte tun werde, immer wieder aber flog das Wort »Sanierung Österreichs« auf und Generaldirektor Klopfer-Hart richtete direkt die Frage an Ralph, ob und wie er sich eine gründliche Regenerierung Österreichs vorstelle, worauf tiefe Stille eintrat und alles gespannt auf die Antwort wartete.
Ralph hatte das Empfinden, äußerst vorsichtig sein zu müssen, fühlte, wie ihm Fußangeln gelegt waren, und sagte bedächtig:
»Meine Herren, ich kenne dieses Land nur vom Gesichtswinkel einer gütigen Frau, die Wien über alles liebte. Aber die ökonomischen Bedingungen sind mir fremd, wie mir auch die äußersten Entwicklungsmöglichkeiten und alles das unbekannt ist, was eigentlich Österreich in den vergangenen vier Jahren verhindert hat, auch nur einen bescheidenen Versuch zum Aufstieg zu machen.
Immerhin – prinzipiell stehe ich auf dem Standpunkt, daß es sich bei Österreich nicht um sogenannte Aktionen handelt, nicht um die gewaltsame Unterbrechung eines naturgemäßen Prozesses, sondern um tiefschürfenden Wiederaufbau.«
»Wie soll der aber möglich sein?« rief ein nationalökonomischer Schriftsteller mit schwarzem Hängebart, »wenn dieses Land fast all seiner natürlichen Schätze beraubt ist, alle Rohstoffe einführen soll und nicht genug Werte erzeugen kann, um mit Ware zu bezahlen.«
»Hat Dänemark Holz, Eisen, Erze, öl? Ist die Schweiz nicht ganz und gar auf den Import aller Rohprodukte angewiesen? Und gehen etwa diese Länder zugrunde? Ich bin kein Nationalökonom, aber ich denke, daß jeder eingeführte Rohstoff sich an Wert verzehnfacht, wenn er als Fertigfabrikat wieder ausgeführt wird. Man muß in Österreich neue Industrien schaffen, muß Uhrenfabriken, Schreibmaschinenfabriken, Glashütten errichten. Die Errichtung solcher Fabriken modernster und größter Art würde die Arbeitslosigkeit beheben, späterhin der Export die Handelsbilanz regulieren. Vielleicht, ich weiß es noch nicht, daß ich mich entschließen würde, für solche Zwecke Kredit einzuräumen.«
Die anwesenden Bankleute sahen einander verständnisvoll an. Nun eröffneten sich allerlei Möglichkeiten. Neue mächtige Aktiengesellschaften, Konsortien, Truste schwebten ihnen vor, fundiert mit amerikanischem Geld. Und neue Verwaltungsrats-, Generaldirektoren-, Direktoren- und Präsidentenstellen.
Ein deutschnationaler Abgeordneter warf skeptisch ein:
»Sie übersehen, daß man bei uns nicht arbeiten will; Achtstundentag, Betriebsräte, Feiertage, Überstunden, Lohnforderungen – das ja, aber arbeiten? Keine Spur!«
Ralph sah den Herrn, dessen weinrotes Näslein und feistes Fettbäuchlein durchaus nicht den Hang zu übermäßiger Arbeit verrieten, groß an.
»Ich muß Ihre Landsleute vor Ihnen in Schutz nehmen. Sie sind ganz sicher nicht fauler als alle anderen Menschen. Wenn ihre Arbeitslust heute nicht groß ist, so muß das tiefinnere, mit dem Krieg und seinen Folgen verknüpfte Ursachen haben. Arbeit muß sich in Zufriedenheit umsetzen. Wer schwer arbeitet, hat das Recht auf ein behagliches Heim, auf kräftige Nahrung, auf ein bescheidenes Maß an Lebensfreude und Zerstreuung. Wer aber sieht, daß sein Schweiß ihm höchstens das nackte, kümmerliche Leben ermöglicht, der vergießt eben so wenig Schweiß wie möglich. Übrigens möchte ich einen oft geäußerten Ausspruch meiner Mutter anführen. Sie, die ihr Hausgesinde jahrzehntelang zu behalten pflegte, sagte: ›Wenn eine Frau immer klagt, daß die Dienstboten nichts taugen, so habe ich die Gewißheit, daß sie selbst nichts taugt.‹ An dem Achtstundentag sollte aber nicht gerüttelt werden. Er ist einer der schönsten Errungenschaften unserer Zeit.«
Ralph hatte sich warm geredet und war froh, als durch das Hinzutreten einiger Damen das Gespräch unterbrochen wurde. Eine junge Frau mit Zwicker und zwei Doktoraten sagte:
»Mister O'Flanagan, Sie müssen einen schönen Begriff von Österreich bekommen haben, als Sie von dem Krematoriumskandal erfuhren. Wir nennen uns Republik und hören dabei nicht auf, das Selbstbestimmungsrecht der Menschen zu drosseln und klerikaler zu sein als je zuvor.«
Zustimmende Rufe wurden laut. »Blödheit sondergleichen!« »Was geht es die Regierung an, ob sich jemand begraben oder verbrennen lassen will?« »Übergriffe dieses Schmitz.«
Ralph lächelte.
»Meine Meinung von Österreich kann durch solche Dinge nicht beeinflußt werden. Aber ich muß schon sagen, daß ich selten von einem infameren, boshafteren Streich gehört habe, als ihn da dieser Minister verüben will. Bei uns drüben würde ihn die öffentliche Entrüstung wegfegen. Ich hoffe, daß die Wiener Gemeindevertretung nackensteif bleibt und über die Dummheit eines Menschen, der vergißt, daß er Minister und nicht Wirtshauspolitiker ist, zur Tagesordnung übergeht. Allerdings als Symptom erscheint mir die Sache recht bedenklich. Wie soll ein Land in die Höhe kommen, wenn bei allen Entschließungen nur gewissenlose Parteidemagogik, Berufspolitik, Angst vor den Wählern entscheidend sind? Parteipolitik dürfte es in Österreich überhaupt nicht geben, sondern nur gemeinsam betriebene Realpolitik.«
Die schöne Frau mit den mahagonibraunen Haaren und dem nebensächlichen Gatten rückte einen Stuhl ganz dicht an Ralph, berührte scheinbar unabsichtlich sein Knie und sagte schmollend:
»Immer diese ekle Politik? Erzählen Sie uns lieber, ob es drüben mit dem Flirt wirklich so arg ist?«
»Genau wie hier«, rief Korn und warf eine Haarsträhne aus der Stirne zurück. »Nur habe ich mir sagen lassen, daß man in Amerika lieber unter vier Augen flirtet, und der Flirt dort Selbstzweck ist, während in Wien der Flirt öffentlich betrieben wird und man von ihm leichter zu greifbareren Taten übergeht.«
Eine üppige Brünette kreischte auf.
»Ach Sie! Für Sie gibt es doch längst kein harmloses Flirten mehr. Sachen erzählt man sich von Ihnen, Sachen!«
Ralph, dem dieser Ton ungewohnt war, fürchtete, daß die brünette Dame die »Sachen« im Detail preisgeben würde, und stand auf, um sich zu empfehlen. Einladungen prasselten auf ihn nieder, er sah sich mit einem Ruck in den Strudel des Wiener Lebens gezogen und hatte sich schon so weit akklimatisiert, daß er der Frau Günzel die Hand küßte. Worauf sie ihm zuflüsterte:
»Wenn es Ihnen paßt, so übermorgen nachmittags bei Tommasoni. Dort ist man ziemlich ungestört. Rufen Sie mich aber vorher an!«
Generaldirektor Klopfer-Hart begleitete ihn bis zur Garderobe.
»Darf ich Sie bitten, mich nächstens in der Bankgesellschaft aufzusuchen? Ich werde Ihnen Pläne vorlegen, aus denen Sie ersehen können, daß wir gemeinsame Ideen haben. Mir schwebt längst –«
Schon hatte sich Direktor Beiner von der Harmoniebank herangedrängt:
»Bitte, darf ich Sie in Ihrem Hotel besuchen? Ich habe weitausgreifende Industrialisierungspläne, die Ihnen sicher –«
Herr Gottlieb Gnaus schüttelte dem Amerikaner kräftig die Hand.
»Würde mich freuen, wenn wir morgen bei Sacher das Dejeuner zusammen nehmen könnten. Zwischen Suppe und Braten würde ich Ihnen eine Idee vorlegen, die – –«
Felix Korn erschien als rettender Engel.
»Kommen Sie, Herr Vandergold, sonst haben Sie bis übermorgen dreitausend Fabriken und nicht einen Heller Geld. Das paßt mir aber nicht. Ich setze große Hoffnungen auf Sie!«
Lachend zog Ralph mit ihm ab, der Hausherr flüsterte aber seinem Sohn, der auch schon Bankdirektor war, ärgerlich zu:
»Dieser Bajazzo, der Korn, betritt mein Haus nicht mehr.«
Und Frau Günzel sagte ihrer besten Freundin, Lili Smeral, einem Mädchen mit blassen Farben, hysterischen Augen und gierigem Mund:
»Du, der Amerikaner ist das leibhaftige Ideal eines Mannes: Muskeln, Geist und Geld.«
Lili seufzte und preßte den Arm der schönen Frau mild an sich:
»Jetzt wirst du mich wieder vernachlässigen! Aber du mußt mir wenigstens immer alles erzählen!«
»Grüß Gott, Herr Ralph!«
Mit diesen Worten wurde O'Flanagan an der Ecke der Mariahilferstraße und Neubaugasse, wo er schon etliche Minuten gewartet hatte, begrüßt, und er wollte über die Intimität dieser Ansprache sich sehr freuen, als er sich erinnerte, daß das Mädchen den Namen Ralph für seinen Familiennamen halten mußte.
Es war das erste Rendezvous, das ihm Hilde Wehningen gewährt hatte. Als er sie darum gebeten, hatte sie ruhig und selbstsicher gesagt:
»Gerne will ich mit Ihnen eine Plauderstunde verbringen. Mache Sie aber gleich darauf aufmerksam, daß ich, so frei und konventionslos ich mich fühle, doch weder auf einen sogenannten Freund noch auf einen Bräutigam reflektiere. Aufrichtig gesagt: Ich freue mich auf ein Wiedersehen, und es wird nur an Ihnen liegen, mir diese Freude nicht dadurch zu vergällen, daß Sie den Versuch machen, erotische Beziehungen anzubahnen.«
Und nun stand sie schlank, sehr einfach, aber geschmackvoll gekleidet vor ihm, schüttelte ihm kräftig die Hand und wäre dabei niedergefallen, weil ein seltsames Gemisch von Schnee, Regen, Tauwetter und leichtem Frost die Straßen in holperige Eisbahnen verwandelt hatte.
Sie nahm den angebotenen Arm, als aber Ralph einem Auto winken wollte – sein eigenes hatte er wohlweislich zu Hause gelassen – wehrte sie entschieden ab: »Was fällt Ihnen ein? Neulich schon war es ein arger Leichtsinn von mir, das geduldet zu haben. Bitte, bei diesen unerhörten Preisen! Und dann, wir gehen einfach in irgend ein Kaffeehaus in nächster Nähe.«
Im Café Siller sah Ralph erst recht, wie schön Hilde Wehningen war. Von jener unregelmäßigen Schönheit, die sich schwer photographisch wiedergeben läßt, um so intensiver aber im Leben wirkt. Der Mund vielleicht um eine Nuance zu voll, die Nase aber von klassischer Form und in wohltätigem Gegensatz zu den typischen Wiener Naserln, die Stirn hoch und frei, die kleinen, tadellos geformten Ohren Zeugnis unverdorbener guter Rasse, und Augen von seltener Schönheit und Ausdrucksfähigkeit.
»So, nachdem Sie mich genügend gemustert haben, werde ich Sie ein wenig inquirieren. Wenn man mit jemand gut Freund werden soll, muß man doch wissen, was und wie, weil solche Äußerlichkeiten die unerläßliche Brücke zum gegenseitigen Verständnis bilden. Also sagen Sie mir, welchen Beruf Sie haben, was Sie hier in Wien tun und überhaupt erzählen Sie von sich.«
Ralph errötete und seine Augen flackerten unruhig. Er mußte weiter lügen, wollte um jeden Preis die menschlichen Beziehungen, die sich hier entspannen, nicht stören, indem er die ungeheuere Kluft, die ihn materiell von allen anderen schied, enthüllte.
»Wie ich heiße, wissen Sie ja, Fräulein Wehningen. Beruf? Momentan habe ich eigentlich keinen. Bin Kaufmann, Businessman, wie man bei uns sagt, und will mich ein wenig umsehen, bevor ich mich zu Taten entschließe.«
Dann erzählte er von seiner Mutter, von seinem Elternhaus und seiner halbwienerischen Abstammung.
»Und nun ist die Reihe an mir, mein Fräulein. Wollen Sie mich auch einen Blick in Ihr Leben tun lassen?«
Ein Schatten flog über Hildes Gesicht.
»Da ist nicht viel zu erzählen. Bin zwanzig Jahre alt, ein armes Mädel, das nach einer recht heiteren, sorglosen Kindheit plötzlich in die Zwangslage versetzt wurde, sich selbst und eine dem Leben hilflos gegenüberstehende Mutter zu erhalten. Was gar nicht so leicht ist, wie sich der Herr Amerikaner das vorstellen mag.«
Hildes Vater, Freiherr von Wehningen, war ein wohlhabender steirischer Gutsbesitzer gewesen, der die Torheit begangen, in den ersten Kriegsjahren sein Gut zu verkaufen, um in Wien von seiner ansehnlichen Rente mit Frau und Kind zu leben. Hauptsächlich, um damit einen Lieblingswunsch seiner Gattin, einer geborenen Gräfin Boos, zu erfüllen, die Sehnsucht nach dem großstädtischen und höfischen Leben hatte. Der Umsturz kam, mit ihm die fortschreitende Geldentwertung, das Vermögen wurde zuerst zaghaft, dann immer stürmischer angegriffen. Herr von Wehningen verstand es nicht, rechtzeitig die Flucht vor der Krone zu ergreifen, und vor anderthalb Jahren, gerade als Hilde mit Auszeichnung maturiert hatte, trug Herr Wehningen das letzte Schmuckstück seiner Gattin zum Händler. Kaufte für den Erlös mit ungenügender Deckung Aktien, zu denen ihm geraten worden war, wurde von dem Bankier, als eine unvermutet starke Baisse einsetzte, exekutiert und stand nun sozusagen als Bettler da. Am nächsten Tage wurde er im Badezimmer infolge einer Leuchtgasvergiftung tot aufgefunden. Ob Unfall oder Selbstmord blieb unentschieden.
Frau Wehningen brach unter diesem Schlag vollständig zusammen. Hilde aber ließ sich nicht unterkriegen, gab den Gedanken, Naturwissenschaft zu studieren auf, lernte rasch Buchhaltung und Schreibmaschine und nahm eine Stellung an.
»Heute bin ich die rechte Hand meiner Chefs, der Brüder Krause, und habe eine ganze Million Monatsgehalt. Klingt nach wer weiß was und ist furchtbar wenig.«
Ralph überlief ein gelinder Schauer.
»Ungefähr vierzehn Dollar«, murmelte er. »Merkwürdiges Land, das beim Ausgeben die Weltparität beinahe einhält und beim Bezahlen seiner werktätigen Kräfte sich mit dem sechsten Teil begnügt. Aber um Himmels willen, wie können Sie damit leben? Und sich so nett kleiden?«