Als meine Eltern München verließen, um nach Halle an der Saale zu ziehen, war ich noch gar nicht auf der Welt. In dieser schönen Stadt wurde ich später geboren, hier wuchs ich auf, besuchte erst die Kita und danach die Schule.
Wir wohnten in einem kleinen Häuschen am Stadtrand, mein Vater hatte eine gutbezahlte Stelle als Informatiker, meine Mutter eine als Altenpflegehelferin in einem Seniorenheim.
Geschwister hatte ich keine, was ich sehr bedauerte, weil ich mich oft einsam fühlte und gerne jemanden zum Spielen gehabt hätte.
Leider fand ich in all den Jahren nicht eine einzige Freundin. Man mochte mich nicht. Wenn ich die Mädchen und Jungen aus meiner Klasse nach dem Grund fragte, grinsten sie nur, schnitten Grimassen und sagten – nichts.
Ich wandte mich an die Klassenlehrerin des Gymnasiums.
»Sicher liegt es an dir«, schlussfolgerte Frau Moritz wenig schmeichelhaft, »du bist so zurückhaltend, redest selten, lachst wenig, machst keinen Blödsinn. Sowas mögen die jungen Leute nicht.«
»Wie soll ich lachen? Worüber soll ich lachen? Dass sie wieder über die dicke Monika herziehen? Nein, darüber kann ich nicht lachen«, antwortete ich verzweifelt.
»Tja, dann bist du es selbst schuld«, meinte Frau Moritz achselzuckend, »dann brauchst du dich bei mir nicht mehr zu beklagen…«