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William Bengston
Sylvia Fraser

Bengston Energy Healing –
Heilen aus dem Nichts

William Bengston
Sylvia Fraser

Bengston Energy Healing –
Heilen aus dem Nichts

Wissenschaftlich belegt –
in der Praxis bewährt –
für jeden erlernbar

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind
im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

VAK Verlags GmbH
Eschbachstraße 5
79199 Kirchzarten
Deutschland
www.vakverlag.de

© VAK Verlags GmbH, Kirchzarten bei Freiburg 2012
Übersetzung: Beate Brandt
Lektorat: Norbert Gehlen
Fotos: William Bengston
Umschlag: fuchs_design, München
Layout: Karl-Heinz Mundinger, VAK
Herstellung: Bookwire, Frankfurt am Main
ISBN: 978-3-95484-008-3 (epub)

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Eine außergewöhnliche Begegnung

2. Zwischen Putzjob und Parapsychologie

3. Durchbruch und Wendepunkt

4. Bens spektakuläre Heilungen

5. Wie ich zum Zauberlehrling wurde

6. Am Scheideweg Eine Technik der Ablenkung – in zwei Schritten

7. Von Menschen und Mäusen

8. Zu schön, um wahr zu sein

9. Rätselhafte Versuchsergebnisse

10. Eine Auszeit – oder doch nicht?

11. Zwischen Wissenschaft und Ketzerei

12. Meine Heilungserfolge – und wovon sie abhingen

13. Heureka! – Erkenntnis durch Erweitern des Blickwinkels Heilung dank Resonanzverbindung – meine Theorie des Resonant Bonding

14. Was Messgeräte uns sagen können – und was nicht

15. „Warum haben Sie noch keinen Nobelpreis bekommen?“

16. Mein Abschied von Ben

17. Blick zurück und Blick nach vorn – eine Zwischenbilanz Sechs Thesen zu energetischen Heilungsmethoden Offene Fragen

18. In Kontakt mit der Quelle?

19. Anleitung zur praktischen Anwendung der Bengston Energy Healing Method

20. Ausgewählte Forschungsergebnisse anderer Wissenschaftler

Danksagungen

Quellenverzeichnis

Über die Autoren

Dieses Buch ist all jenen gewidmet,
die mit fundierter wissenschaftlicher Forschung
die Grenzen des Denkens erweitert haben
.

Oft schien es mir beim Behandeln meiner Patienten so, als wohne meinen Händen eine merkwürdige Fähigkeit inne, Schmerzen und gewisse Unreinheiten aus den betroffenen Körperteilen zu ziehen und zu entfernen.
HIPPOKRATES („Vater“ der Medizin)

Eine neue wissenschaftliche Wahrheit pflegt sich nicht in der Weise durchzusetzen, dass ihre Gegner überzeugt werden und sich als belehrt erklären, sondern vielmehr dadurch, dass ihre Gegner allmählich aussterben und dass die heranwachsende Generation von vornherein mit der Wahrheit vertraut gemacht ist.
MAX PLANCK („Vater“ der Quantenphysik)

Einleitung

In den vergangenen 35 Jahren ist es mir gelungen, Menschen mit verschiedenen Krebsarten – von Knochen- über Bauchspeicheldrüsen-, Brust-, Hirn-, Darm-, Lymphdrüsen- und Magenkrebs bis hin zur Leukämie – sowie mit diversen anderen Krankheiten zu heilen, und zwar mit einer Methode, die schmerzfrei und nichtinvasiv ist und keine unangenehmen Nebenwirkungen hat. Soweit mir bekannt ist, hat keine der von mir geheilten Personen je einen Rückfall erlitten.

Die Wirksamkeit meiner Methode wurde mittlerweile in zehn wissenschaftlich kontrollierten Experimenten nachgewiesen, die unter der Leitung skeptischer Forscher in fünf Labors von medizinischen und biologischen Universitätsfakultäten stattfanden. Zwar war meine eigene Reaktion auf das Phänomen des Heilens in Verbindung mit Handauflegen zunächst von Unglauben geprägt, doch musste ich meine Skepsis nach dem Ansammeln vieler wissenschaftlicher Daten mittlerweile ablegen. Von Haus aus bin ich Soziologieprofessor und unterrichte am St. Joseph’s College in New York. Und obwohl ich bemüht bin, meine beiden Leben sauber voneinander zu trennen, schwappt schon einmal etwas vom einen ins andere hinüber.

Und so fing es an: Vor etwa 25 Jahren unterrichtete ich zwei Mittvierzigerinnen, deren Kinder mittlerweile aus dem Haus waren und die nun gemeinsam studieren und einen Bachelor-Abschluss erreichen wollten. Auf nahezu schicksalhafte Weise erhielten Laurie und Carol zur gleichen Zeit dieselbe ernüchternde Diagnose: Ihr Brustbzw. Lymphdrüsenkrebs hatten metastasiert, was bedeutete, dass sich bösartige Tumore im Körper ausbreiteten. Beide erhielten von ihrem jeweiligen Arzt die Prognose, dass die Krankheit, wenn sie sich nicht behandeln ließen, in etwa vier Monaten zum Tod führen würde.

Zwei Monate lang „behandelte“ ich Laurie an sechs Tagen in der Woche nach meiner Methode, manchmal mehrere Stunden pro Tag. Die von ihren Ärzten durchgeführten medizinischen Standarduntersuchungen wie Röntgenaufnahmen, Blutbilder und Computertomografien (die ein dreidimensionales Bild vom Körper zeigen) ergaben, dass die Tumore kleiner wurden. Schließlich waren sie ganz verschwunden. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir bereits das traurige Erlebnis hinter uns gebracht, Carols Bestattung beizuwohnen …

Laurie und ich feierten inzwischen gemeinsam den fünften und den zehnten Jahrestag ihrer Befreiung von Krebs. Auch heute noch haben wir hin und wieder Kontakt und ihr Ehemann, der zunächst gegen die Behandlung gewesen war, ist zu einem Freund und Unterstützer meiner Arbeit geworden. [Zur Verwendung der Begriffe „Behandlung“, „behandeln“ und „Heilen“ (als Tätigkeit eines Heilers) in diesem Buch: vgl. die ausführlichen „Haftungsausschlussklauseln“ in Kapitel 19! Anmerkung des Verlags]

Meiner Erfahrung nach sind die Menschen mit der besten Aussicht auf Heilung jüngere Menschen mit hoch aggressiven Krebsarten, wie zum Beispiel der vierjährige Ryan, ein aufgeweckter kleiner Kerl, der Züge liebte und die Haltestellen mehrerer U-Bahn-Linien in Manhattan auswendig aufsagen konnte. Bei ihm war ein Retinoblastom festgestellt worden, eine besonders scheußliche Krebsart, die in der Regel zur Entfernung eines oder beider Augen führt, gefolgt von Hirntumoren und schließlich dem Tod. Als seine besorgten Eltern ihn zu mir brachten, war er bereits völlig „medikalisiert“, denn in der Hoffnung auf Genesung waren sie mit ihm von einem Arzt zum nächsten gezogen. Schon allein das bloße Reden über die Krankheit löste Wutanfälle bei ihm aus.

Als Ryan das erste Mal zu mir nach Hause kam, zog er eine Schnute und quengelte herum, wie es Vierjährige häufiger tun. Ich sagte einfach nur „Ryan“ und hielt dann meine linke Hand hoch, die meine heilende Hand ist. Er nahm sie und legte sie auf sein Auge. Dann saß er rund eine Stunde lang still und friedlich da, während ich den in diesem Buch beschriebenen Prozess des Heilens mit Handauflegen initiierte. Etwa zu dem Zeitpunkt, an dem ich die Sitzung für abgeschlossen hielt, nahm er die Hand weg und wurde wieder zu einem störrischen Vierjährigen.

Dieses Spiel wiederholte sich bei unseren ersten vier Behandlungen. Obwohl ich annahm, dass Ryan geheilt war, führte ich noch einige zusätzliche Sitzungen durch, während wir auf die Testergebnisse warteten. Bei diesen Gelegenheiten mussten seine Eltern ihn festhalten, während er sich wand und protestierte, so als wüsste er genau, dass keine Behandlung mehr erforderlich war. Ich erhielt noch mehrere Jahre danach E-Mails von Ryans Mutter, in denen sie seine Heilung als eine „wunderbare Erinnerung an eine märchenhaft anmutende Zeit“ beschrieb.

Im Umgang mit Krebs lag (und liegt) meine Erfolgsquote bislang bei 100 Prozent; zumindest galt das immer dann, wenn zwei wichtige Bedingungen erfüllt waren: Die Betroffenen kamen zu mir, bevor Bestrahlungen oder Chemotherapie eingesetzt wurden, und sie brachten unsere Sitzungsserie mit mir gemeinsam zu Ende. Ich habe den Verdacht, dass konventionelle medizinische Behandlungsmethoden, die darauf abzielen, Krebszellen abzutöten, zugleich etwas „Energetisches“ beim Patienten zerstören. Wenn ich Menschen, die Bestrahlungen oder Chemotherapie erhalten hatten, mit meiner Methode zu unterstützen versuchte, fühlte es sich an, als wollte ich eine marode Autobatterie wieder aufladen.

Zwar habe ich meine spektakulärsten Erfolge bei Krebserkrankungen erzielt, doch habe ich auch die unterschiedlichsten anderen Gebrechen heilen können. Paul aus Michigan etwa war Marathonläufer und etwa 48 Jahre alt, als er sich vor sechs Jahren an mich wandte. Man hatte bei ihm ein Herzklappenproblem festgestellt, das eine Operation erforderlich machte. Da der Gedanke daran ihn regelrecht in Panik versetzte, war Paul fest entschlossen, alles zu tun, um eine Operation am offenen Herzen zu vermeiden. Pauls Herzklappe auf meine Art zu „reparieren“ nahm fünf Sitzungen in Anspruch, und um diese zu erhalten, reiste mein zielstrebiger Klient mir per Auto, Zug und Flugzeug hinterher. Er nimmt auch heute noch an Marathonläufen teil.

Im Allgemeinen lässt sich Folgendes sagen: Je länger eine Krankheit sich entwickeln konnte, umso mehr Zeit nimmt auch die Heilung in Anspruch. Bei Krankheiten wie Diabetes, Parkinson und Arthritis konnte ich die Symptome um bis zu 50 Prozent lindern, die Krankheit selbst jedoch nicht heilen.

Meine Behandlungsmethode beruht nicht auf Glauben. Weder der Behandelte noch der Behandler müssen irgendetwas glauben, nicht einmal, dass der Prozess eine Wirkung zeigt. Ich verstehe mein Heilen mit Handauflegen auch nicht als Ersatz für die traditionelle westliche Medizin! Was mich von den meisten Ärzten unterscheidet, ist ein größeres Vertrauen in die Fähigkeit des Körpers, sich selbst zu heilen, sodass die Notwendigkeit radikaler Eingriffe häufig entfällt.

Ich habe im Rahmen eigener Untersuchungen festgestellt, dass die Produkte, die von der Pharmaindustrie als geprüft und bewährt verkauft werden, die beworbenen Wirkungen häufig eher der Auslegung von Forschungsergebnissen verdanken denn unwiderlegbaren Tatsachen. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass so viele Medikamente aufgrund schädlicher oder unangenehmer Nebenwirkungen wieder vom Markt genommen werden.

Heilen mit Handauflegen hat den Vorteil, dass es völlig sicher ist. Ihm liegen fernöstliche Heilmethoden wie Akupunktur und Yoga zugrunde, die auf eine Tradition von rund viertausend Jahren zurückblicken können. Sie werden gestützt durch die Quantenphysik, die die materielle Welt in Form von Energiefeldern beschreibt.

Ich selbst entdeckte meine Fähigkeit zum Heilen durch einen Mentor, der sie von Natur aus besaß: Bennett Meyrick. Wir lernten uns im Sommer des Jahres 1971 auf Long Island in New York kennen, als ich 21 war. Wenngleich Ben damals bereits auf die fünfzig zuging, hatte er seine „übersinnlichen“ Fähigkeiten gerade erst entdeckt. Er behauptete, wenn er einen Gegenstand von jemandem, den er noch nie getroffen habe, in der Hand halte, dann könne er detaillierte Angaben über dessen Besitzer machen. Monatelang testete ich Bennett anhand von Dingen, die Freunde mir zur Verfügung stellten. Ich war fest entschlossen, seine angebliche Fähigkeit entweder als Schwindel zu entlarven oder aber auf wissenschaftliche Weise zu verstehen, wie sie funktionierte. Doch selbst, als ich Doppelblindstudien entwarf, um ihn zu überlisten, und Verfahrensweisen verwendete, die ich für fehlerlos funktionierend hielt, verblüffte er mich jedes Mal.

Während er seine „Readings“ durchführte [also Untersuchungen, bei denen er auf nichtsinnliche Weise an den Gegenständen etwas über deren Besitzer „ablas“; Anmerk. d. Verlags], nahm Ben mehr und mehr physische Empfindungen wahr, die mit gesundheitlichen Problemen der Besitzer dieser Gegenstände korrespondierten. Zunächst versuchte er mich einzuspannen, um diese unangenehmen „Nebenwirkungen“ wieder loszuwerden. Dann jedoch wurde ich sein erster Klient: Er befreite mich von meinen chronischen Rückenschmerzen, die seither nie wieder aufgetaucht sind.

Durch Versuch und Irrtum entwickelte sich Ben zu einem Heiler, der mit Handauflegen arbeitete, ohne dass einer von uns beiden wusste, was da eigentlich geschah. Seine Fähigkeiten sprachen sich herum, sodass immer mehr Menschen mit ihren Problemen zu ihm kamen. Ben legte ihnen eine halbe Stunde bis eine Stunde lang die Hände auf und linderte so Beschwerden, die zuvor als unheilbar gegolten hatten. Es gab allerdings auch unerwartete Fehlschläge. So konnte er beispielsweise keine Warzen kurieren und bei einem normalen Schnupfen war man mit einem Inhalator ebenso gut bedient wie mit einer Behandlung von Ben.

Bei Krebserkrankungen erfuhren wir meist anhand von Blutbild und Computertomografie, dass die Krankheit sich zurückbildete und dann ganz verschwand. Die meisten Ärzte, die unsere Klienten betreuten, bezeichneten diese unerwartete Heilung als Spontanremission, ein seltenes, aber medizinisch anerkanntes Phänomen. Erstaunlicherweise konnten wir solche Remissionen praktisch ständig beobachten, und das bei vielen verschiedenen Krebsarten. Was passierte da? Was war der gemeinsame Faktor bei all diesen Fällen?

Trotz der erfreulichen Ergebnisse war ich vom rein wissenschaftlichen Standpunkt aus gesehen zunehmend frustriert. Die Betroffenen brachten ganz individuelle, komplexe körperliche und psychische Faktoren mit, die es uns erschwerten, die Ergebnisse von Bens Bemühungen isoliert zu betrachten. So nahm der eine vielleicht große Mengen an Vitamin C, der nächste bekam zusätzlich Akupunktur oder unterzog sich nebenbei konventionellen Heilmethoden.

Mich als Wissenschaftler irritiert dieses Problem bis heute. Hatte vielleicht die makrobiotische Kost, auf der Laurie damals bestand, etwas mit ihrer Heilung zu tun? Auch wenn Laurie und Carol oberflächlich betrachtet das gleiche Krankheitsbild aufwiesen, gab es vielleicht tiefer liegende Unterschiede? Wenn ich Carol behandelt hätte anstatt Laurie, hätte sie dann überlebt oder wäre das Ergebnis in jedem Fall gleich geblieben? Was waren in Lauries Fall die Faktoren, die zu ihrer Heilung führten?

Meine unermüdliche Suche nach Antworten führte mich in die kontrollierte Welt der Labors, wo ich unwiderlegbare Beweise zu finden hoffte. Unser erster Versuch sollte 1975 mit Mäusen im Biologielabor des Queens College der City University of New York stattfinden. Im letzten Moment verweigerte Ben, der nichts von solchen Versuchen hielt, die Mitarbeit. Da ich bereits seit einigen Jahren gemeinsam mit ihm „Healings“ [= Sitzungen mit heilender Wirkung; Anmerk. d. Verlags] durchführte, sprang ich notgedrungen als Ersatzmann ein.

Beim ersten Versuch, der in der Folge als Muster diente, wurden Mäuse, die speziell für die Forschung gezüchtet worden waren, mit einer besonders tödlich wirkenden Form von Brustkrebs infiziert, die bislang mit hundertprozentiger Sicherheit innerhalb von 14 bis 27 Tagen zum Tod geführt hatte. Durch meine Methode des Heilens wurde dieses Ergebnis ins Gegenteil verkehrt: 100 Prozent der Mäuse überlebten die Krankheit, wurden vollständig geheilt und erreichten die normale Lebenserwartung von zwei Jahren! Das Experiment wurde daraufhin am Queens College ein weiteres Mal durchgeführt, ebenfalls mit einer Erfolgsquote von 100 Prozent. Acht weitere Wiederholungen des Versuchs (mit kleineren Veränderungen der ursprünglichen Versuchsanordnung) in vier anderen biologischen und medizinischen Labors zeigten vergleichbare Ergebnisse. Fast ebenso erstaunlich war, dass Mäuse, die ein zweites Mal infiziert wurden, gar nicht erst an Krebs erkrankten, was darauf hindeutet, dass sie eine Art Immunität entwickelt hatten …

Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass mein Ansatz vom sonst gebräuchlichen abweicht, denn ich habe nicht mit Tierversuchen in einem Labor begonnen und eine Theorie aufgestellt, die dann erst am Menschen erprobt werden musste. Stattdessen ging ich ins Labor, um ein Verfahren zu überprüfen und näher zu erforschen, das ich bereits erfolgreich angewendet und mit dem ich viele Menschen von einer Vielzahl an Krankheiten befreit hatte.
Zugegebenermaßen gibt es noch vieles darüber in Erfahrung zu bringen, wie meine Methode im Einzelnen funktioniert:

• Tötet das Heilen mit Handauflegen Krebszellen ab oder stimuliert es das Immunsystem des Körpers, sodass dieser sich selbst heilt?

• Könnte man das Blut der von uns geheilten Mäuse zur Entwicklung eines Impfstoffs verwenden, da sie nachweislich eine Immunität gegen Krebs entwickelten? Nimmt man die Tatsache hinzu, dass auch die von mir behandelten Menschen keinen bekannten Rückfall erlitten, könnte man anhand des gleichen experimentellen Prozesses auch für Menschen einen Impfstoff gegen Krebs entwickeln?

• Was passiert beim Heilen mit Handauflegen zwischen Heiler und Geheiltem? Werden Energie oder Informationen ausgetauscht? Wie wirkt sich das Handauflegen auf das Gehirn des Betroffenen aus? Um dieses Rätsel zu lösen, habe ich Kernspintomografien (diese Technik liefert detailliertere Bilder als die klassische Computertomografie) und Elektroenzephalogramme (sie messen die elektrische Aktivität des Gehirns) machen lassen, während ich mich in einem Healing befand.

In jüngerer Zeit habe ich meine Aufmerksamkeit einer Frage zugewandt, die eine breiter angelegte klinische Anwendung betrifft, nämlich der, ob das Heilen mit Handauflegen und die von mir verwendete Technik erlernbar sind. Da die meisten Kulturen unabhängig voneinander eine Tradition des Heilens durch Handauflegen entwickelt haben, scheint es nur vernünftig anzunehmen, dass diese Fähigkeit (vergleichbar einer künstlerischen oder musikalischen Begabung) in jeder Population vorhanden sein muss. Wenn dies so ist, wie können dann Menschen, die diese Fähigkeit besitzen, sie entdecken und einsetzen?

Das Geheimnis des Heilens mit Handauflegen zu entschlüsseln, das stellte in den vergangenen drei Jahrzehnten einen Großteil meiner Arbeit dar. Wie bei fast allen Dingen, die einem besonders am Herzen liegen, lief auch hier nicht immer alles glatt. Neben beglückenden Erfolgen traf ich auch immer wieder auf absonderliche Hindernisse, merkwürdige Anomalien und – was mich wohl am meisten getroffen hat – die willkürliche Ablehnung unumstößlicher wissenschaftlicher Fakten mit der Begründung, dass dies zu schön sei, um wahr zu sein.

Dies also ist das (immer noch weitergehende) Abenteuer, von dem ich – mit engagierter Unterstützung meiner Koautorin Sylvia Fraser – in diesem Buch berichte.

Dr. William Bengston

1. Eine außergewöhnliche Begegnung

Wahrheit ist unglaublicher als Phantasie. Phantasie muss Sinn ergeben, Wahrheit nicht.

MARK TWAIN

Im Sommer 1971, als ich 21 Jahre alt war, lernte ich einen Mann kennen, der den Verlauf meines Lebens grundlegend verändern sollte. Im Mai hatte ich an der Niagara University im Staat New York meinen Bachelor-Abschluss in Soziologie gemacht. Leider hatte ich keinerlei Vorstellung davon, wie es nun weitergehen sollte. Um Zeit zu gewinnen, nahm ich erst einmal einen Job als Rettungsschwimmer an, wie ich es bereits in den Sommern zuvor getan hatte – diesmal in einem neuen Schwimmbad in Great Neck auf Long Island. Rückblickend gesehen war das wohl genau der richtige Zeitpunkt, um meinem Leben eine entscheidende Wende zu geben.

Eines Nachmittags machte mich eine meiner Kolleginnen auf einen Mann aufmerksam, der auf dem Pool-Deck saß und den sie ein wenig spöttisch als Hellseher bezeichnete. Das weckte meine Neugier und ich beschloss, in meiner nächsten Arbeitspause Bekanntschaft mit ihm zu schließen. Zur damaligen Zeit fand ich übersinnliche Fähigkeiten durchaus interessant, legte jedoch in Bezug auf Menschen, die behaupteten, sie zu besitzen, eine gesunde Skepsis an den Tag. Als Jugendlicher hatte ich mehrmals vom bevorstehenden Tod mir bekannter Menschen geträumt. Da diese Träume sich im Nachhinein als zutreffend erwiesen, las ich einige populärwissenschaftliche Bücher über paranormale Phänomene, die größtenteils nette Anekdoten enthielten und mich nicht sonderlich beeindruckten.

Bennett Mayrick, der Mann, den ich im Schwimmbad kennenlernte, war dunkelhaarig und braun gebrannt, hatte eine nicht ganz gerade Nase und leichtes Übergewicht. Er war etwa 1,90 Meter groß und ich schätzte sein Alter auf rund 50 Jahre. Obwohl ich noch nie einen Menschen mit paranormalen Fähigkeiten getroffen hatte, war ich sicher, dass er übertriebene Behauptungen von sich geben, die Werbetrommel für sich selbst rühren und seine angebliche Gabe vermarkten würde. Das Gegenteil war der Fall. Als wir während einiger meiner Arbeitspausen ins Gespräch kamen, erklärte er mir klipp und klar, dass er seine Fähigkeiten nicht zu geschäftlichen Zwecken einsetze und diese ohnehin erst vor Kurzem entdeckt habe. Weit davon entfernt, mich überzeugen zu wollen, sprach er mit einer leisen, tiefen Stimme und wirkte so, als ob mein Interesse ihn verwunderte. Es handelte sich bei ihm zweifelsfrei nicht um jemanden, der mir etwas verkaufen wollte. Stattdessen spürte ich seine tiefe Zwiegespaltenheit in Bezug auf seine Fähigkeiten, die ihm ebenso aufregend wie bedrohlich erschienen.

Acht Monate zuvor war Ben Gast auf einer Party gewesen, bei der zur Unterhaltung der Gäste auch eine Hellseherin auftrat. Nachdem jeder einen persönlichen Gegenstand in eine Kiste gelegt hatte, zog sie einen nach dem anderen hervor und versuchte, zu jedem Besitzer etwas Persönliches zu berichten. Nach einigen dieser Readings forderte die Hellseherin aus unerfindlichen Gründen Ben auf, er möge einen Gegenstand wählen und eine Geschichte dazu erzählen. Zwar protestierte er und sagte, er glaube nicht an so etwas, aber sie bedrängte ihn so lange, bis er einen Ring nahm, ihn auf seine Handfläche legte und zu seiner eigenen Verblüffung erklärte, der Besitzer habe vor Kurzem die Arbeitsstelle gewechselt. Noch erstaunter war er allerdings, als sich diese Aussage als richtig entpuppte. Wie er berichtete, nahm er daraufhin weitere Gegenstände in die Hand und die Geschichten wurden immer ausführlicher. Jedes Mal stimmten die Details.

Obwohl mich seine Geschichte nicht sonderlich überzeugte, bohrte ich nach und fragte, ob er visuelle Bilder empfangen habe. „Nein“, antwortete er. „Ich habe einfach das Erste herausgeplappert, was mir einfiel, und kam mir dabei ziemlich idiotisch vor!“ Er kannte nur wenige der bei der Party Anwesenden und vermutete schließlich, dass alle, einschließlich der Hellseherin, sich einen Scherz mit ihm erlaubt hatten.

Fest entschlossen, dem Ganzen die Krone aufzusetzen, nahm Ben als Nächstes eine Armbanduhr in die Hand und erzählte eine detaillierte Geschichte über eine Affäre, die der Besitzer hatte, einschließlich einer Beschreibung der Geliebten des Mannes und der Orte, wo die beiden sich getroffen hatten. „Plötzlich lief einer der Partygäste rot an und schien völlig aus der Fassung zu geraten“, berichtete Ben. „Später nahm mich ein anderer Gast beiseite und fragte mich, wie ich von der heimlichen Affäre habe wissen können. Offenbar entsprach alles, was ich gesagt hatte, bis ins Detail der Wahrheit.“

Einer skeptischen Bemerkung meinerseits kam Ben zuvor, indem er sagte: „Ich war fest davon überzeugt, dass mich der Gastgeber am nächsten Tag anrufen und mir lachend erklären würde, dass man mich hereingelegt habe. Stattdessen riefen mehrere Gäste an und fragten, woher ich meine Informationen hätte. Sie dachten, die Hellseherin und ich steckten unter einer Decke …“ Spätestens jetzt war ich davon überzeugt, dass der Typ entweder enorm übertrieb oder unter Größenwahn litt. Kein Hellseher versprach je eine Trefferquote von 100 Prozent. Gleichzeitig verblüffte mich, wie nonchalant Ben in Bezug auf seine Aussagen zu sein schien und wie wenig es ihn interessierte, ob ich ihm glaubte oder nicht.

Ich fragte ihn, ob er bereit sei, für mich ein Reading zu machen. Erneut überraschte er mich. Anstatt der von mir erwarteten Ausflüchte erhielt ich die ironische Antwort: „Klar. Gib mir irgendetwas. Vielleicht liege ich ja endlich mal daneben.“ Ich gab ihm meine Geldbörse, fest entschlossen, keine weiteren verbalen oder visuellen Tipps zu geben. Wieder war er mir einen Schritt voraus: „Erzähl mir nichts über dich. Je weniger ich weiß, umso besser funktioniert es.“

Während er meine Geldbörse in der linken Hand hielt, führte er mit der rechten eine Zigarette zum Mund. Seine Augen – dunkel, klar und von großer Tiefe – schienen ins Leere zu blicken, als er sagte: „Ich spüre Besorgnis und eine Frau, die wahrscheinlich um die Fünfzig ist. Sie hat dunkles, relativ kurz geschnittenes Haar und sie unterhält sich mit einer jüngeren Frau, die ihr ähnlich sieht – wahrscheinlich ist es ihre Tochter. Die beiden äußern sich besorgt über eine andere junge Frau, eine Blondine, die nach New York ziehen will.“

Als Ben in seiner Beschreibung innehielt, unterbrach ich ihn ungeduldig: „Es könnte sich um meine Mutter und meine Schwester handeln sowie eine Freundin von mir, die eventuell nach New York ziehen will. Aber die Beschreibung ist viel zu vage, um überzeugend zu sein und außerdem klingt das, was Sie mir erzählen, nicht wirklich nach den beiden.“

Interessanterweise versuchte er nicht, seine Aussage abzuschwächen, noch nahm er sie zurück. „Prüf es einfach nach. Das Gespräch hat gerade eben stattgefunden. In der Küche.“ Ich war nicht gerade beeindruckt und fragte: „War das alles?“ – „Mit deinem Auto stimmt was nicht.“ – „Es war gerade gestern erst in der Werkstatt. Da ist alles in Ordnung!“, entgegnete ich.

Ich gab mir keine Mühe, meine Enttäuschung zu verbergen. Ein Teil von mir hatte insgeheim gehofft, dass er einen sensationellen Treffer landen würde. Gleichzeitig hatte ich das Gefühl, dass jeder, der behauptete, unfehlbar zu sein, es verdient hatte, wieder auf den Boden der Tatsachen gebracht zu werden. Ich war mir mittlerweile sicher, dass Ben Mayrick zwar ein interessanter Typ war, mehr aber auch nicht.

Ben blieb ungerührt: „Du wirst sehen, dass ich recht habe.“ Ich kam mir vor, als erkläre mir jemand, mein Geburtstag sei am 14. März, während sowohl meine Geburtsurkunde als auch meine Mutter auf dem 6. Oktober bestanden. Offensichtlich war Ben fest von sich überzeugt. Teils aus Höflichkeit, teils um zu sehen, wie weit der Kerl noch gehen würde, fragte ich ihn, ob er noch über andere außergewöhnliche Fähigkeiten verfüge. Ohne auch nur im Geringsten verlegen zu wirken, stellte er die absurdeste Behauptung auf, die ich je gehört hatte: „Ich kann Wolken auflösen. Wenn ich sie eine Weile lang anstarre, lösen sie sich auf. Pass auf, ich zeige es dir!“

Natürlich wusste ich, dass einige Eingeborenenstämme behaupteten, das Wetter beeinflussen zu können, weshalb rainmaker (dt.: Regenmacher) im englischen Sprachraum eine häufig verwendete Metapher für jemanden ist, der die vorherrschende Meinung ändern kann.

„Such eine Wolke aus“, drängte mich Ben. Ich weigerte mich. Er beharrte weiter darauf: „Nun mach schon, es ist eine völlig abgefahrene Sache!“ Also deutete ich auf eine Wolke unmittelbar über uns: „Diese da.“ – Bens Augen schienen wie zuvor wieder ins Leere zu blicken. Nach 15 oder 20 Sekunden sagte er zufrieden: „Das war’s!“ Ich blickte nach oben: Die Wolke war verschwunden!

„Ist das nicht irre? Ich habe erst vor ein paar Tagen herausgefunden, dass ich das kann.“ – Ich suchte eine weitere Wolke aus – eine mittelgroße Kumuluswolke, die relativ allein am tiefblauen Himmel schwebte, und zeigte darauf: „Jetzt diese hier!“ Diesmal beobachtete ich die Wolke genau. Nach etwa fünfzehn Sekunden begann sie sich an den Rändern aufzulösen, während die Mitte langsam durchsichtig wurde. Kurz darauf war auch diese Wolke verschwunden, obwohl die anderen um sie herum unverändert blieben.

Ben grinste mich an, während ich nach einer plausiblen Erklärung suchte. Sicherlich hatte der Wind die Wolken zerstreut oder die Sonne hatte für eine optische Täuschung gesorgt. Ich bat ihn also darum, noch einen weiteren Versuch durchzuführen – fest entschlossen, meinen Sinn für Realität zu bewahren, indem ich die Daten für das nächste Experiment genau festlegte. Nachdem ich vier Wolken von ungefähr gleicher Größe gefunden hatte, die einander fast berührten, setzte ich eine Sonnenbrille auf und studierte ihre Form und Konsistenz so genau, dass ich sie heute noch zeichnen könnte. Dann bat ich Ben Mayrick, nur die Wolke unten rechts aufzulösen.

Während der nächsten 20 Sekunden schlenderte ich um den Pool und prägte mir das Bild der Wolken ein. Dabei versicherte ich mir selbst, dass alles so bleiben werde, wie ich es zuvor gesehen hatte. – „Fertig!“, verkündete Ben. Als ich wieder nach oben blickte, war die untere rechte Wolke – und nur diese – verschwunden.

Ich gab mich geschlagen und schüttelte ihm die Hand. „Das ist das Erstaunlichste, was ich je gesehen habe.“ Dann machte ich mich davon, immer noch überzeugt, dass das Ganze eine Art Trick sein müsse.

Ein paar Stunden später hatte ich den Vorfall schon nahezu vergessen und war auf dem Weg nach Hause, als ich ein furchtbares Krachen hörte und kurz darauf das Geräusch von Metall, das über Asphalt schleift. Der gesamte Auspuff meines Autos war abgefallen. Während der restlichen Fahrt in meinem Qualmwolken ausstoßenden Auto versuchte ich lauter vernünftige Gründe dafür zu finden, warum dies auf keinen Fall etwas mit Bens Aussage zu tun haben könne. Schließlich hatte er nicht explizit vom Auspuff gesprochen und ich fuhr meistens alte Autos, bei denen der Auspuff früher oder später den Geist aufgab. Das damalige Modell war ein Nova, Baujahr 1964, mit einem roten Ersatzsitz, weil das Original sich bereits in seine Bestandteile aufgelöst hatte.

Als ich schließlich zu Hause ankam, fand ich meine Familie im Garten beim Grillen. Nachdem ich meine Schwester beiseitegenommen hatte, befragte ich sie zu dem Gespräch, das Ben zwischen ihr und unserer Mutter beschrieben hatte. Sie war völlig entgeistert: „Woher weißt du das? Das war ein vertrauliches Gespräch!“ – „Und wo fand es statt?“ – „In der Küche.“

Unter normalen Umständen hätte ich mich über die Umstände und Kosten einer Autoreparatur geärgert, aber obwohl mein fahrbarer Untersatz sich auf der Fahrt zur Werkstatt anhörte wie ein Panzer, durchströmte mich ein unerwartetes Hochgefühl. Das Auto, die Wolken, das Gespräch in der Küche – Ben war es zweifelsohne gelungen, meine Aufmerksamkeit zu wecken. Ich brannte auf ein Wiedersehen, und da er und seine Familie ein Appartement in der Nähe des Schwimmbads gemietet hatten, musste ich nicht lange darauf warten. Sobald ich ihn gemeinsam mit seinem Sohn und seiner Tochter am Pool entdeckte, lief ich zu ihm hin.

„Sie hatten recht“, sagte ich. „Mein Auto hatte wirklich einen Schaden und meine Mutter und meine Schwester haben tatsächlich die Unterhaltung geführt, die Sie beschrieben haben!“ Während ich dies für ein überwältigendes Eingeständnis hielt, verzog Ben keine Miene. Wie ich in der Zukunft feststellen sollte, würde er, gesetzt den Fall, ich hielte den Himmel für blau und er für grün, einfach annehmen, ich sei farbenblind.

Während meiner nächsten Pause bedrängte ich ihn mit Fragen. Woher hatte er gewusst, dass mit meinem Auto etwas nicht stimmte, ohne jedoch zu wissen, dass es der Auspuff war? Was fühlte und dachte er, wenn er seine Vorhersagen machte? – Mit der unvermeidlichen Zigarette in der Hand antwortete Ben: „Wenn ich einen Gegenstand in der Hand halte, überkommt mich der Drang, etwas dazu zu sagen, aber ich weiß im Vorhinein nie, was es sein wird. Bei deiner Geldbörse dachte ich an ein Auto und Probleme. Wenn ich sie länger in der Hand gehalten hätte, wäre mir vielleicht der Auspuff eingefallen, vielleicht aber auch nicht.“

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Diese Art des Austauschs bestimmte unsere Beziehung für den Rest des Sommers. Ich verbrachte meine Pausen damit, Ben Gegenstände von Freunden in die Hand zu drücken und ihn dann zu den Antworten, die stets korrekt waren, zu befragen. Meine Neugier war geweckt und mein Interesse schmeichelte ihm. Außerdem half ich ihm dabei, ein Mysterium zu erforschen, dem er selbst ratlos gegenüberstand.

Von Zeit zu Zeit gab Ben mir spontane Readings. Er blickte dabei wie gewohnt ins Leere, aber ohne einen Gegenstand in der Hand zu halten. „Du hast das Gefühl, anders zu sein, und ich glaube, das ist auch so. Du spürst ebenfalls Dinge, die du eigentlich nicht wissen kannst. Und du glaubst, dass niemand dich so ganz verstehen kann.“

Ich wechselte das Thema. „Was halten deine Freunde von deinen Fähigkeiten?“ – „Die meisten halten das Ganze für einen Witz. Einige sagen auch, sie hätten schon immer gewusst, dass ich anders bin.“ Da Ben seine Fähigkeiten erst so spät entdeckt hatte, gerieten wir ins Spekulieren, wie viele andere Leute wohl ebenso „verdreht“ waren, ohne es zu ahnen. Eine Rettungsschwimmerin – ich nenne sie hier Amelia – stammte aus einer katholischen, irischstämmigen Großfamilie, die in meiner Nachbarschaft lebte. Schon als Kind hatte ich mir immer vorgestellt, dass ihre ausgesprochen sympathische Mutter heimlich eine Hexe war, die sich enorm bemühte, ein normales Leben zu führen. Die Kinder waren allesamt künstlerisch veranlagt und feinfühlig. Ich konnte mir gut vorstellen, dass sie übersinnliche Fähigkeiten hatten. Vor allem war mir ein Erlebnis in Erinnerung geblieben, bei dem Amelia mit Tarotkarten herumgespielt hatte.

Ben führte mit Amelia eine hypnotische Rückführung durch – etwas, was ich noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte –, und zwar bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie zwei Jahre alt war. Es war faszinierend zu beobachten, wie ihre Stimme und ihre Gestik sich veränderten. Sie beschrieb unter anderem, dass sie sich verlaufen habe, und da ich mich in unserer gemeinsamen Nachbarschaft natürlich gut auskannte, wusste ich genau, wo sie war, auch wenn sie es nicht wusste.

Danach war Amelia so aufgewühlt, dass sie nichts mehr mit Ben zu tun haben wollte – wie ich später noch feststellen sollte, eine durchaus nicht unübliche Reaktion auf die verblüffende Genauigkeit seiner Angaben. Wann immer wir von da an auf diese Reaktion trafen, nannten wir sie den „Amelia-Effekt“. Damals verstörte mich diese Reaktion sehr und das geht mir auch heute noch manchmal so, auch wenn sie für mich nicht mehr überraschend kommt. Waren die Leute wirklich nicht an diesen Fähigkeiten interessiert oder fürchteten sie das, was Bens Gabe suggerierte? Spürten sie in sich etwas Ähnliches, vor dem sie instinktiv zurückschreckten? Man könnte natürlich auch die umgekehrte Frage stellen: Warum war ich so fasziniert von diesen Fähigkeiten? War Ben die Antwort auf eine innere Sehnsucht, der ich mir nur vage bewusst war?

Es waren jedoch nicht nur Bens übersinnliche Fähigkeiten, die mich im Sommer des Jahres 1971 überraschten. Auch sein Privatleben war eher ungewöhnlich und seine „berufliche“ Tätigkeit ebenso. „Ich bin eine Art Putzhilfe“, erzählte er mir. Übersetzt bedeutete dies, dass er zusammen mit einem Partner Häuser putzte – einer der vielen Jobs, die sich zufällig ergeben hatten, darunter Tätigkeiten als Arbeiter, Handelsvertreter, halbprofessioneller Basketballspieler oder professioneller Sänger. Keine Arbeit hielt er mehr als sechs Monate durch. Er verdiente gerade genug Geld, um die Miete für die Wohnung, die er mit seiner Frau und den beiden Kindern bewohnte, bezahlen, ein klappriges Auto fahren und seine drei Packungen Zigaretten am Tag finanzieren zu können.

Irgendwann einmal hatte Ben einen Abschluss am Emory and Henry College in Virginia gemacht. Er hatte außerdem im Zweiten Weltkrieg bei der amerikanischen Armee gedient, wo er zum ersten Mal zu ahnen begann, dass er womöglich anders war als andere. Als ein Lastwagen, auf dem er saß, über eine Mine fuhr und explodierte, erlebte er, dass er wie in Zeitlupe in die Luft flog, einen Rückwärtssalto machte und sicher auf beiden Füßen landete – um ihn herum ein einziges Blutbad. Instinktiv wusste er, dass seine Rettung nicht normal gewesen war.

Den ganzen August des Jahres 1971 hindurch nahm meine Bewunderung für Bens Fähigkeiten zu. Als das Schwimmbad Anfang September seine Pforten schloss, hatte ich ein Gefühl von Verlust und Leere – zum einen, weil unsere Beziehung sich wahrscheinlich dem Ende zuneigte, und zum anderen, weil ich immer noch keinen Plan hatte, was ich mit meinem Leben anfangen wollte.

Völlig überraschend bot Ben mir einen Job an – offensichtlich hatte sein Putzpartner gerade die Mitarbeit beendet. Ich sagte zu. Und so nahm mein Lebenslauf die unerwartete Wendung, dass auch ich zur „Putzhilfe“ wurde.

Etwa zur gleichen Zeit beschloss ich, im Januar mit einem Magisterstudium in Soziologie an der St. John’s University in New York zu beginnen. Menschen, speziell Eltern, haben in der Regel mehr Verständnis für das exzentrische Verhalten eines Studenten als für das eines überqualifizierten Gelegenheitsarbeiters. Außerdem wusste ich wirklich nicht, was ich sonst mit meinem Leben anfangen sollte. Nachdem ich kurz mit Psychologie als Studienfach geliebäugelt hatte, fiel die Entscheidung für Soziologie. Das Verhalten von Gruppen erschien mir interessanter und wichtiger als die Frage, wie einzelne Menschen ihr Leben führen.

2. Zwischen Putzjob und Parapsychologie

Wenn wir ehrlich sind, dann stellen wir fest, dass wir häufig bereits Argumente gegen eine neue Idee entwickeln, noch bevor man sie uns vollständig dargestellt hat.

WILFRED TROTTER (britischer Neurochirurg)

Ich war keine besonders gute Putzhilfe – auch nicht nach Bens fünfminütigem „Intensivkurs“. Wir einigten uns schließlich darauf, dass die „schweren“ Arbeiten in Bad und Küche in sein Ressort fielen, während ich das Staubwischen und Staubsaugen übernahm. Immerhin: Der Coup mit dem Putzjob gab mir die Möglichkeit, mehr Zeit mit ihm zu verbringen, während meine Bewerbung an der Hochschule als Besänftigung für all jene diente, die mehr von mir erwarteten – zumal ich als hochbegabt galt.

Von meinem persönlicher Hintergrund her gesehen war ich weder für das Paranormale noch für die Arbeit als Putzhilfe prädestiniert. Ich wurde 1950 in New York geboren, als zweites von drei Kindern. Meine Schwester Lynn ist drei Jahre älter als ich, mein Bruder Rob sechs Jahre jünger. Mein Vater Earl arbeitete als Buchhalter oder Rechnungsprüfer für Kaufhäuser und Werbeagenturen, während meine Mutter Norma, wie es damals üblich war, sich um Haushalt und Familie kümmerte. Finanziell gesehen ging es uns gut, auch wenn man uns sicherlich nicht als reich bezeichnen konnte.

Meine Erziehung war den damaligen Maßstäben nach ziemlich locker. Douglaston, ein Bezirk im äußersten Osten von New York, war ein freundliches Ober- bis Mittelklasseidyll. Niemand schloss seine Haustür ab und man konnte nahezu bei jedem nach Belieben ein- und ausgehen. Hervorragende Leistungen wurden als selbstverständlich betrachtet. Unsere Halbinsel an der Little Neck Bay auf Long Island hat Weltklassesportler wie den Tennisstar John McEnroe und überdurchschnittlich viele erfolgreiche Berufssportler hervorgebracht – ebenso wie eine große Zahl von Menschen, die sich umbrachten oder an einer Überdosis von Drogen starben.

Zwar übten meine Eltern weder Druck auf uns Kinder aus, noch waren sie materialistisch eingestellt, aber mein offensichtlicher Mangel an erkennbarem Ehrgeiz brachte selbst sie an die Grenzen ihrer Toleranz. Immer häufiger fragte mein Vater mich freundlich, wohin das denn führen solle. Mit gespieltem Erstaunen fragte ich zurück, warum er Bens unglaubliche Fähigkeiten nicht für ebenso aufregend hielt wie ich. Aber auch wenn mein Vater kein großes Interesse für diese Dinge zeigte, stellte er dennoch nie mein Recht in Frage, mich damit zu beschäftigen. Für ihn, der während der großen Weltwirtschaftskrise geboren wurde und als Erster aus seiner Familie ein College besuchte, war wirtschaftliche Sicherheit stets oberstes Ziel gewesen. Ein Teil von ihm wünschte mir die Freiheit, die er nie gehabt hatte – aber als Putzhilfe …?

Meine Mutter betrachtete meinen neuen Job eher insofern mit Skepsis, als sie mich noch nie mit einem Staubwedel in der Hand gesehen hatte. Ihre größte Sorge allerdings resultierte aus dem Glauben, dass Ben verrückt sei. Aber auch wenn ich mich manchmal fragte, ob die Sorgen meiner Eltern womöglich berechtigt waren, überwog stets mein inneres Gefühl, dass ich genau das Richtige tat. Ben hatte Charisma und wie alle, die dies besitzen, polarisierte er die Menschen. Es gab solche, die seiner Faszination erlagen, und andere, die das nicht nachvollziehen konnten – und beide Fraktionen bemitleideten einander. Weder meine Familie noch meine Freunde mochten Ben und den Einfluss, den er auf mich ausübte, und ich wiederum konnte ihnen diesen nicht plausibel machen.

Was den Job als Putzhilfe betraf, stellte ich bald fest, dass Ben eine recht „entspannte“ Einstellung zum Thema Zeit hatte. Wenn er „morgens“ sagte, konnte das einen beliebigen Zeitpunkt zwischen neun Uhr früh und drei Uhr nachmittags bedeuten. In der Regel trudelte ich kurz vor 12 bei ihm ein. Wenn ich Glück hatte, war er bereits aufgestanden, und irgendwann machten wir uns dann auf den Weg zu einem Haus und begannen mit unserer Arbeit. Unsere Gesprächsthemen reichten von bestimmten Aspekten der Readings, die er nun regelmäßig durchführte, bis hin zu Politik und Kosmologie. Er schien mich gerne um sich zu haben – zum einen, weil ich über mehr Allgemeinbildung verfügte als er, und zum anderen, weil mein Interesse an seinen merkwürdigen Fähigkeiten ihn hoffen ließ, dass wir gemeinsam die richtigen Antworten finden würden. Oder zumindest die richtigen Fragen. Auch meine mangelnden Fähigkeiten als Putzhilfe schienen Ben nicht abzuschrecken. Zwar verlor er wegen meiner Mitarbeit die meisten seiner Kunden, aber das passierte genau zu dem Zeitpunkt, da er selbst allmählich die Lust an dieser Arbeit verlor.

Einige der Freizeitaktivitäten, die ich durch Ben kennenlernte, waren mir ebenso fremd wie das Putzen. Da waren zum Beispiel die Pferderennen, ein Sport, für den er sich begeisterte. Nachdem er sich jahrelang damit beschäftigt hatte, glaubte Ben ein mathematisches System entwickelt zu haben, das absolut sicher war: Zwar würde man auch damit vielleicht bei einigen Rennen oder sogar während eines kompletten Renntages verlieren, nicht jedoch eine ganze Woche lang. Wenn man zwei Dollar einsetze, das System konsequent durchhalte und den Einsatz stetig erhöhe, sei man am Ende der Woche um mindestens 20 Dollar reicher.

Ich bin kein Spieler. Spielen macht mir einfach keinen Spaß, auch nicht, wenn ich gewinne. Es war der mathematische Aspekt von Bens System, der mich faszinierte. Nachdem ich die Rennprogramme von acht zurückliegenden Wochen überprüft hatte, stellte ich fest, dass er offensichtlich recht hatte. Das System beinhaltete allerdings gewisse Einschränkungen bezüglich der Rennen, auf die man wetten konnte. Ich übernahm den rechnerischen Part und fand beispielsweise heraus, dass wir auf das dritte Pferd im vierten Rennen wetten sollten. Das Problem war, dass einer von uns meist mit irgendwelchen Gründen daherkam, warum das in diesem Fall keine gute Idee war: Es hatte vielleicht nur „drei Beine“ – das hieß, dass es noch nie gewonnen hatte – oder der Jockey schien nicht recht zu wissen, wo vorne und hinten war … Also setzten wir nicht auf dieses Pferd und natürlich gewann es prompt. Keiner von uns beiden wurde aus Schaden klug. Stets schafften wir es, uns selbst so weit zu sabotieren, dass am Ende der Woche zwar das System gewann, wir aber Geld verloren hatten.

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Durch unsere Freundschaft gelang es mir, Ben zu Dingen zu überreden, die er eigentlich ablehnte. Unter anderem ließ er sich von mir in mehrere parapsychologische Labors schleifen, in denen seine übersinnlichen Fähigkeiten getestet wurden. Zu Anfang weigerte er sich, weil er meinte, dass solche Tests völlig bedeutungslos seien. Auf meine Frage, wie er dies wissen könne, bekam ich zur Antwort: „Glaub‘ mir, ich weiß es.“ Als Ben schließlich doch einwilligte, tat er dies nur unter bestimmten Bedingungen: „Erstens möchte ich nicht an Maschinen angeschlossen werden und zweitens müssen sie über jeden Gegenstand, den sie mir geben, eine Menge wissen.“

Unsere erste Station war die altehrwürdige American Society for Psychical Research (ASPR) mit Sitz in Manhattan. Diese Gesellschaft wurde 1885 von Koryphäen wie dem Harvard-Psychologen William James gegründet, um das damals populäre Phänomen des Mediumismus zu untersuchen. In den nachfolgenden Jahrzehnten entwickelte sie sich im Sinne der wissenschaftlichen Ausrichtung des Pioniers J. B. Rhine weiter. Der Botaniker Rhine interessierte sich für außersinnliche Wahrnehmung (ASW), die er definierte als die Fähigkeit, Informationen auf andere Weise als über die fünf bekannten Sinne zu erlangen. Er prägte auch den Begriff „Parapsychologie“, um die Untersuchung dieses Phänomens zu beschreiben.

In den 1930er-Jahren richtete Rhine das erste parapsychologische Labor Amerikas ein, um außersinnliche Wahrnehmungen anhand genau berechneter statistischer Wahrscheinlichkeiten zu „messen“. In seinem berühmtesten Test forderte er die Versuchsteilnehmer auf, die Kartenabfolge in einem Stapel von Karten zu erraten, die in einem zufälligen Verfahren gemischt wurden und die mit fünf verschiedenen Symbolen markiert waren. Dabei lag die Trefferquote so weit über der statistischen Wahrscheinlichkeit, dass dies stark auf das Vorhandensein übersinnlicher Fähigkeiten hindeutete.

Bens Termin war auf zehn Uhr an einem Morgen im Oktober festgelegt worden. Da er sonst nie so früh aufstand, war er die ganze Zugfahrt über schlecht gelaunt. Die ASPR hat ihren Sitz in einem wunderschönen vierstöckigen Sandsteinhaus, in der Nähe des Central Park in Manhattan. Dort kamen wir zunächst in ein Labor voller Apparate und Maschinen in allen Formen und Größen. Als er mein Interesse bemerkte, zeigte einer der Techniker auf einen kleinen Apparat: „Das ist ein automatisches Gerät zum Testen von Hellsichtigkeit. Von einem Zufallsgenerator gesteuert leuchtet immer wieder irgendeine von vier Lampen auf und die Versuchsperson versucht vorherzusagen, welche Lampe es sein wird. Das Gerät zeichnet automatisch auf, wie oft die Person richtig und falsch liegt.“

Er zeigte auf ein weiteres Gerät: „Damit führen wir Psychokinesetests durch, also die Einwirkung des Geistes auf Materie. Im Gerät befindet sich ein winziges Stück radioaktiven Materials, das gemäß den Gesetzen der Quantenphysik zerfällt, während die Testperson versucht, diesen Vorgang zu verlangsamen oder zu beschleunigen.“ An diesem Punkt mischte Ben sich ein: „Das kann ich.“ Ich drehte mich zu ihm um und sagte: „Ich dachte, du wolltest nicht an Maschinen angeschlossen werden?“ – „Will ich auch nicht. Ich habe nur gesagt, dass ich das kann.“

Trotz seiner Abneigung gegen „Maschinen“ willigte Ben ein, an einen Elektroenzephalografen (EEG) angeschlossen zu werden, da dieses Gerät keine Fähigkeiten testen, sondern lediglich seine Gehirnwellen überwachen würde. Dank meiner Lektüre parapsychologischer Literatur wusste ich, dass das normale Wachbewusstsein Beta-Gehirnwellen von 15 oder mehr Zyklen pro Sekunde erzeugt. „Alpha“ ist in diesem Kontext ein entspannter Zustand von sieben bis dreizehn Zyklen, „Theta“ liegt bei vier bis sieben Zyklen und „Delta“ (tiefer, traumloser Schlaf) bei eineinhalb bis vier Zyklen. Damals ging man davon aus, dass übersinnliche Erfahrungen im Alpha-Zustand stattfanden und mystische Erfahrungen im Theta-Zustand.