Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

Epilog

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

 

Nr. 2231

 

Der Klang des Lebens

 

Auf der Welt der Bionischen Kreuzer – ein unheimliches Wesen wacht seit langem

 

Ernst Vlcek

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

 

Im Jahr 1332 NGZ ist die Lage in der Milchstraße so prekär wie lange nicht mehr: Obwohl das arkonidische Kristallimperium und die Liga Freier Terraner im Sektor Hayok zu einem labilen Frieden gefunden haben, ist allen klar, dass es sich nur um einen Zeitgewinn handeln kann.

Perry Rhodan und Atlan, zwei der prominentesten Persönlichkeiten der Galaxis, ahnen von all den Ereignissen nichts: Sie befinden sich zwar noch in der Milchstraße, aber in einem entrückten Raum, dem »Sternenozean von Jamondi«. Es scheint, als habe die Superintelligenz ES den Sternenozean vor mehreren Millionen Jahren dem Standarduniversum entzogen.

Gemeinsam mit Rorkhete, dem letzten Shoziden, und einer Gruppe der menschenähnlichen Motana nehmen sie den Kampf gegen die kybernetische Zivilisation Jamondis auf: Mittlerweile verfügen sie nicht nur über einen Stützpunkt und freiwillige Mitstreiter, sondern auch über womöglich entscheidende Informationen.

Eine Flotte aus Bionischen Kreuzern könnte die Blutnacht von Barinx überstanden haben – sie müssen nur noch gefunden werden. Das aber erweist sich als alles andere als einfach, denn die Sucher verrät DER KLANG DES LEBENS ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Vanidag – Ein unheimliches Wesen hasst die Schutzherren.

Perry Rhodan – Der Terraner bietet einem Monster die Stirn.

Atlan – Der Arkonide erkundet einen Planeten.

Bjazia – Die Motana wittert überall Unheil.

Zephyda – Die Epha-Motana erinnert sich einer alten Weise.

Prolog

 

S'toma.

Jetzt.

Vanidag braucht S'toma. Vanidag hat Hunger.

Vanidag denkt an nichts anderes. Vanidag ... ich.

Aber da ist nur Stille. Wie lange schon? Vanidag ... ich weiß es nicht. Für eine Weile, eine Ewigkeit ... ich weiß es nicht. Nichts zu hören, nicht Seufzer, nicht Klagelaut, nicht Frohlocken. Kein Klang von Leben. Nichts. Absolute Stille.

Ich habe schon andere Zeiten erlebt. Ich weiß nicht, wie lange das zurückliegt. Vanidags Zeitgefühl war nie ausgeprägt, stets hat er für den Moment gelebt, habe ich ... existiert. Aber es muss schon sehr lange her sein, dass ich den geliebten, den so begehrten Klang gehört habe. Sehr lange muss es zurückliegen, dass ich gelebt habe! Stille bedeutet Stillstand, Ertrinken im Sternenozean. Nichts bewegt sich vorwärts, aber es gibt kein Ende, keinen Grund. Dabei wäre ein Aufhören vielleicht eine Gnade für mich. Ich weiß es nicht, denn ich habe keine Vorstellung davon, was das sein kann: ein Ende.

Ich weiß nur, dass die Stille gleichbedeutend mit Ewigkeit ist.

Und auch die Ewigkeit ist endlich, denn sie endet. Ich weiß es. Sie endet immer. Sie ist subjektiv, eine Illusion, so wie ... alles. Und nichts.

Wann wird die Ewigkeit enden?

Beim ersten Geräusch.

Wenn aus dem Zustand der Stasis wieder Aktivität wird.

Wenn ich den geliebten Klang wieder höre. Ihm lausche, ihn aufnehme, ihn verzehre. Es wird so kommen, es muss so kommen, weil es immer so war und immer so sein wird. Aber wann es sein wird, das weiß ich nicht. Ich hoffe auf S'toma. Bald. Meine Sinne sind wach, gespannt, aufnahmebereit. Ich werde sofort handeln können. Noch aber kann ich nur denken ... Wie grausam ist es für Vanidag ... mich ..., denken zu müssen und gleichzeitig nichts tun zu können.

In Zeiten der Stille verzehre ich mich selbst, bis auf den letzten Bruchteil, das letzte Teilbare, das ich bin, das mich ausmacht: Vanidagarinachvanidagarinachvani ... Und dann nur noch der Ur-Rest von mir, aus dem ich ward. Vor undenklichen Zeiten. Weniger kann ich nie werden. Ich dämmere dahin, als unvergänglicher Vanidag.

Arinach ist der einzige Born von Klang und Leben. Ihr nur lausche ich mit Sehnsucht und Verlangen, berausche, ergötze mich daran, lasse mich von dem Wohlklang ihrer Figur und der Resonanz ihrer Körperlichkeit berauschen. Doch die meiste Zeit über verschließe ich mich ihr. Denn es tut weh, sie so klein und schwach zu wissen. Und mich ihr nicht hingeben zu können, weil ich noch viel weniger bin als sie.

Erbärmlicher, handlungsunfähiger Vanidag! Verflucht sei die Ewigkeit der Stille! Wir sind die letzte Teilbarkeit – einer dem anderen gleich und doch so unterschiedlich, jeder des anderen Tempel, Heiligtum und Kult. Sie ist meine verehrte Gemahlin, aus mir geboren. Sie ist mein Alles.

Arinach kann von allein nicht wachsen und nicht mehr werden. Und ich bin nicht imstande, ihr zu geben, was sie für mehr Körperlichkeit braucht. Ich muss froh sein, überhaupt eine Gemahlin zu haben, wie zerbrechlich sie auch sein mag. Und ihr einen Lebensfunken einzuhauchen, das vermag ich schon gar nicht.

Arinach ist mir so ähnlich. Ist sie doch ein Teil von mir. Sie ist aus dem S'toma entstanden, das ich für sie aufgespart habe. Damals in besseren Zeiten, vor einer Ewigkeit. Darum kann auch Arinach nicht vergehen. Aber wie kann ich sie wachsen und gedeihen lassen?

S'toma.

S'toma kann mich wecken.

S'toma kann Arinach zu Größe und sogar zu Leben verhelfen.

Da ... irgendwann ... plötzlich ... ein Geräusch. Das Ende der Ewigkeit. Nur ein kaum wahrnehmbarer Laut zuerst, aber ich registriere ihn. Der Laut wiederholt sich. Schwillt kaum merklich an. Bekommt Bestand.

Andere Laute mischen sich hinzu, bis sich eine gut durchmischte Klangwolke bildet. Wird sie S'toma regnen?

Noch ist alles fern, aber es kommt näher. Ich nehme jedes der unzähligen Geräusche in mich auf und versuche, sie alle zu analysieren.

Vertraute Klänge umströmen mich. Nichts von dem, was ich höre, ist neu für mich. Ich bin allen diesen Klängen schon begegnet, habe sie gehandhabt und mit ihnen jongliert. Aber in ihrer Gesamtheit bilden sie eine völlig neue, faszinierende Mischung. Eine berauschende Komposition.

Ich taste jede der betörend vielen Geräuschnuancen ab, filtere sie und ordne sie zu.

Da ist das Geräusch einer mächtigen, alles andere dominierenden Form. Diese Form ist mir überaus vertraut. Sie fand sich, wenn auch in bescheidener Größe, in den Vögeln dieser Welt. Doch nicht ausschließlich. Auch in den Artefakten, die Erinnerungsstücke an eine bessere Zeit sind, ist diese Form enthalten. Ihre Hüllen haben genau den gleichen Klang von Metall und anderem Unorganischen wie das, was sich nähert.

Der Vogel kreist endlos und nähert sich dann allmählich. Darin eine kleine Zahl von organischen Melodien. Sie sind es, die meine Sinne wecken. Mich an meinen Hunger erinnern. Sie schicken mir den Klang von S'toma ...

Diese unvergleichliche Lautfolge bringt mich zur Wallung und macht mich ganz schwindelig. Aber ich kann triumphieren. Bald schon könnte dieses S'toma mein sein ... Die Ernüchterung folgt im selben Moment. Es ist so wenig S'toma, dass es nur für einen kurzen Sinnesrausch reicht.

Aber dann eine Entdeckung. Eine Quelle mit unglaublichem Klangvolumen. In ihr wohnt die Gewalt einer Bombe. Geballtes S'toma wie von Heerscharen von Lebewesen. Ihre Entdeckung ist wie eine Explosion für mich. Es ist sogar eine Doppelquelle, die sich mir in einem einzigen Moment offenbart. Eine Doppelexplosion.

Hörst du das, Arinach? Dieser Klang bedeutet Wachstum für dich.

Ich bin wie benommen und verstört.

Was hat das alles zu bedeuten? Was ist das für eine Mischung? Eine Sinfonie des Lebens? Oder eine Todesmelodie?

Ich zerlege das gesamte Klangspektrum in seine Strukturen. In einzelne Segmente. Analysiere.

Ich erfahre Namen und ordne die ihnen zugehörigen Persönlichkeiten zu. Schicksale werden mir auf diese Weise anvertraut. Ich forsche nach den Hintergründen.

Und dann warte ich.

Das ist deine und meine Chance, Arinach.

1.

Aufbruch

 

Du gehst den Gang entlang und bleibst vor deiner Kabinentür stehen.

Und vor ihrer Kabinentür.

Dein Herz pocht, natürlich, aber es kommt dir lauter vor, schneller, drängender.

Du weißt, dass du sie liebst, aber du bist dir sicher.

Sicher, dass die Liebe zu kurz und zu schmerzhaft sein wird.

Es ist nicht so, dass sie die Erste wäre, die du je geliebt hättest, aber vielleicht wird es die Letzte sein. Das ist immer möglich. Und genau das ist der Grund dafür, warum deine Argumente selbst in deinen eigenen Ohren hohl klingen. Deine relative Unsterblichkeit ist eine Barriere, aber du könntest sie überwinden, hast es schon oft getan.

Was ist diesmal anders?

Du stehst vor ihrer Kabinentür und glaubst, ihr Herz durch die Schlangenhautwände des Raumschiffs schlagen zu hören. Es schlägt im gleichen Rhythmus wie deines.

Doch sie ist in der Zentrale, wie du weißt. Was du hörst, ist nur dein eigenes Herz.

Nur die sentimentalen Terraner konnten darauf kommen, diesem Muskel eine besondere emotionale Ebene anzudichten.

Der Kristallprinz in dir sieht die Lage emotionslos: Du stehst zwischen den beiden Kabinentüren und du weißt, dass es dieser Ort ist, den du dir als zeitlose Enklave wünschst, metaphorisch gesprochen. Sie ist ein Kind des Sternenozeans, du eines von Thantur-Lok. Ihr beide habt Aufträge, Visionen, Verantwortungen an unterschiedlichen Orten. Eure gegenwärtige gemeinsame Zeit ist nur geliehen, und du weißt, dass die Zinsen hoch sein werden – zu hoch für eine Sterbliche, möglicherweise, und vielleicht dieses Mal auch für dich. In jedem Fall aber bist du dank deines Chips kreditwürdiger. Deswegen dürft ihr nicht in die Kabine des jeweils anderen ziehen.

Du gehst weiter, die verschlossenen Kabinentüren bleiben hinter dir zurück.

Du weißt, dass es richtig ist, aber wie kann es sich dann so falsch anfühlen?

 

*

 

Es traf alle vollkommen überraschend.

Kurz vor dem Start der SCHWERT fegte wie aus dem Nichts Orkewetter über Tom Karthay und brandete gegen den Fuß des Roedergorm-Gebirges. Die für diesen Flug ausgewählten Quellen saßen bereits auf ihren Plätzen in der obersten Zentraleebene. Nur Zephyda – ausgerechnet die Epha-Motana, die Kommandantin des Bionischen Kreuzers – fehlte noch. Die Naturgewalten schüttelten das Schiff durch, dass es ächzte und knarrte, als wolle die Welt untergehen.

Das Holo zeigte die Umgebung, aber ebenso gut hätte Echophage, der Bordrechner, eine Biotronik, was immer das im Detail nun genau sein mochte, die dreidimensionale Darstellung abschalten können: Außer einer wirbelnden Staubwand war nichts zu sehen.

»Oh, bei allen Schutzherren«, wimmerte Bjazia, eine blasse Frau mit großen, ockerfarbenen Augen, die sie gerade zum wiederholten Mal verdrehte. »Wenn das nur gut geht – wenn das nur gut geht, wenn ...«

Die anderen Motana warfen einander bedeutungsschwere Blicke zu. Sie alle kannten Bjazia und ihre Eigenheiten, die Zukunft niemals düster, sondern schwarz zu sehen und in jedem Schatten den Vorboten dräuenden Unheils; Situationen wie diese, die auch auf alle anderen bedrohlich wirkten, brachten sie schier außerhalb jeder Vernunft. Bjazia stammte wie die meisten hier von Baikhal Cain, war allerdings nicht in der Residenz geboren, sondern als Findelkind zur Planetaren Majestät gebracht worden. Es war nicht ihre Schuld, doch manchmal, so wie jetzt, überstrapazierte sie die Nerven der anderen.

»Bei Jopahaims Langmut! Erspar uns allen solche Bemerkungen«, fuhr Mavrip die Ältere an. »Du bist imstande und machst das Unglück auch noch auf uns aufmerksam!«

Mavrips Worte entsprangen hierbei nicht allein dem Ende ihrer Geduld mit der jammernden Bjazia, sondern vorwiegend einer Art Konkurrenz zwischen den beiden: So, wie Bjazia überzeugt war, augurische Talente zu besitzen, hielt sich Mavrip selbst – als Einzige an Bord übrigens – für eine »Seherin«. Und keine der beiden ließ eine Gelegenheit aus, eingetretene Ereignisse mit Hinweisen auf eigene orakelhafte Aussprüche zum Beweis ihrer Talente zu nehmen.

An diesem Morgen hatte Mavrip eine Kostprobe ihres Könnens gegeben: Sie hatte von einem Wahrtraum berichtet, den sie letzte Nacht gehabt hatte. In diesem war ihr ein körperloses Wesen erschienen, das sie entführt und in ein sturmgepeitschtes Meer geworfen hatte, das nicht aus Wasser bestanden hatte. Mavrip war von der undefinierbaren, breiigen Masse unerbittlich in die Tiefe gezogen worden, und als sie zu atmen versucht hatte, war sie in einem Erstickungsanfall erwacht.

Mavrip besaß mittlerweile einige Erfahrung mit ihren Wahrträumen und hatte sich davor gehütet, dessen Bedeutung zu stark im Voraus festzulegen: Er mochte sowohl für etwas Schreckliches stehen, symbolisiert durch den Untergang, ebenso gut aber auch für eine wunderbare, wenngleich schmerzhafte Rettung, schließlich war sie ja wieder erwacht, nicht wahr? Wichtig war gewesen, dass sie den anderen den Traum erzählt hatte, denn nun konnte sie innerhalb der nächsten paar Tage jederzeit wieder darauf zurückgreifen, wenn etwas eintrat, was sich damit verknüpfen ließ.

Bjazia aber legte sich immer wieder fest, versteifte sich auf Negatives – was für eine törichte Frau sie doch sein konnte und dabei doch eine so gute Schwester und respektable Quelle! Mavrip hoffte, dass bald etwas Positives geschähe, damit letztlich ihr Traum Recht behielte und nicht am Ende noch Bjazias Schwarzmalerei.

»Das Unglück sieht, was es sieht, es sieht, was es sieht ...« Bjazia wiegte sich mit geschlossenen Augen in einem unsichtbaren Takt. »Und es sieht ... uns

Mavrip hätte in diesem Moment – und wie so oft würde sie die Schutzherren dafür bald um Vergebung bitten – am liebsten zugepackt und ihre Schwester erwürgt. Zum Glück wurde die nervöse Stimmung in diesem Moment durchbrochen.

»Nun, zunächst einmal sieht das Unglück dank des Orkewetters so wenig wie wir, wir haben also gute Chancen«, verkündete Zephyda, die soeben den Raum betrat, begleitet von Selboo, dem Todbringer.

Bjazia keuchte. »Der To... der Toto... der ...«

Als sie die ernsten Blicke der anderen bemerkte, verstummte sie verschämt. Sie mochte ja Schatten sehen, wo es keine gab, doch wie alle anderen war sie bei dem Strafgericht gewesen und hatte wie alle anderen abgestimmt. Und wie alle anderen würde sie auch versuchen, die dunklen Mythen um die Todbringer zu vergessen, und Selboo seinen Platz in ihrem Kreis und ihrem Herzen gewähren. Wenngleich Selboo als Einziger im Sessel des Kanoniers Platz nehmen musste, so waren doch sie alle von ihrer Verantwortlichkeit her Todbringer. Diese Last war für einen Motana allein zu schwer zu tragen, auch für einen so düsteren und der Gewalt offenbar zugeneigten Mann wie Selboo.

»Verzeih mir!«, flüsterte sie verschämt. Ihre Lider flatterten.

Zu ihrem Erstaunen lächelte Selboo sie zaghaft an, für einen Moment bekam sein düsteres Gesicht einen Anflug von Würde und Erhabenheit, als läutere das Leid, das ihn so lange zerfressen hatte, nun seinen Geist. »Es gibt nichts zu verzeihen. Wir alle sind hier, um gemeinsam und voneinander zu lernen.«

Mit gemessenen Bewegungen nahm der Todbringer im äußeren Sitzkreis Platz. Während des Fluges würde er als Ersatz-Quelle dienen, sollte eine von ihnen ausfallen.

Es war unüblich, dass ein Todbringer sich bei einer Erkundungsmission nicht in unmittelbarer Nähe seiner Station aufhielt, das hatte Echophage ihnen bereits gesagt. Doch derzeit ging es nicht anders: Die SCHWERT musste mit einer Mindestbesatzung von Tom Karthay starten.

Fünf Motana blieben in der Feste von Roedergorm als Ausbilder zurück: die zweite Epha-Motana, Aicha, sowie die vier Quellen Gorlin, ihr Zwillingsbruder, Gezil und Juddya. Es war nicht ungefährlich, nur mit einer einzigen Epha-Motana zu fliegen – fiel sie aus, würde sich die SCHWERT nicht mehr fortbewegen können –, aber niemand war besser dazu geeignet, aus Motana Raumfahrer zu machen als Aicha.

Wenn sie auf Ham Erelca nun tatsächlich die sechzig Bionischen Kreuzer fanden, brauchten sie Raumfahrer, Epha-Motana wie auch Quellen, um diese bemannen zu können. Da war es eine vordringliche Aufgabe, solche in möglichst kurzer Zeit heranzuziehen, und hierfür brauchte man bereits erfahrene Quellen – wobei auch deren Erfahrungen noch immer sehr begrenzt waren. Wie lange war es her, dass sie zum ersten Mal tatsächlich geflogen waren? Nur ein paar Wochen. Noch viel gab es zu lernen, doch die Zeit drängte.

Wenn die Kybb-Cranar erst wieder gelernt hatten, ihre mächtige Technik einzusetzen, war die Schonfrist verstrichen, und es ging ums blanke Überleben. Alle Motana an Bord waren sich einig gewesen, dass so viele von ihnen wie nur irgend möglich auf Tom Karthay bleiben mussten, weil sie dort im Augenblick dringender gebraucht wurden als auf der SCHWERT. Sofern alles glatt lief.

Mit genau elf freien Quellen und zwei, die bereits anderweitige Funktionen übernahmen – Epasarr als Echophages Beistand und Selboo als Todbringer der SCHWERT –, war der Bionische Kreuzer ausgesprochen knapp besetzt: Nur eine weniger, und ... sie hatten Probleme, gegen die sich Bjazias Unkereien und Mavrips Träume wie ein Wipfelspaziergang im Wald von Pardahn ausnehmen würden.

Diese und ähnliche Gedanken beherrschten die elf Quellen, die sich nun bereitmachten, einen Choral anzustimmen und damit die SCHWERT in die Lüfte zu erheben, und jede ging anders damit um. Mavrip dachte positiv, es würde schon gut gehen. Und Bjazia seufzte.

Zephydas Gedanken waren längst an einem anderen Punkt angelangt: Sie beschäftigte vor allem die Frage, was von den uralten Aufzeichnungen der Kommandeurin Trideage zu halten war. Würden sie, wie von Trideage behauptet, die nach Ham Erelca beorderten Bionischen Kreuzer dort vorfinden? Immerhin waren Tausende Jahre vergangen – obwohl die Kreuzer schon nach zwei Jahren nach Tom Karthay hatten zurückkehren sollen.