Alle Ratschläge in diesem Buch wurden sorgfältig erwogen und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Eine Haftung des Autors beziehungsweise des Verlags für jegliche Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist daher ausgeschlossen.
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Philosophie – der Begriff klingt faszinierend, schön, irgendwie romantisch und harmonisch und gleichzeitig nach großer geistiger Anstrengung. Dabei ist Philosophie eigentlich weder besonders romantisch noch besonders anstrengend.
Es stimmt, dass man sein Gehirn gebrauchen muss, und vielleicht übersteigt manches den normalen Menschenverstand, doch im Grunde bedeutet Philosophie nur, sich für den Menschen und die Welt zu interessieren. Das Bild, das man von alten griechischen Philosophen im Kopf hat, die mit ihren langen Gewändern in der Sonne Athens flanieren, während sie ihre Gedanken austauschen, mag zwar romantisch erscheinen, jedoch ging es dabei oft um ernste Themen und viele machten sich mit ihren teils revolutionären Gedanken nicht nur Freunde.
Philosophie ist aber absolut kein „alter Hut“, sondern eine Geisteswissenschaft, die sich seit der Antike durch die Entwicklung der Menschheit gezogen und maßgeblich die Gesellschaft erschaffen hat, in der wir heute leben. Zudem sind die zentralen Themen der Philosophie heute noch so aktuell wie damals und können für die Welt und jeden Einzelnen einen wertvollen Beitrag leisten, um sich positiv weiterzuentwickeln.
In diesem Ratgeber möchte ich Ihnen einen ersten Einblick in das große Thema Philosophie geben und es Ihnen auch praktisch näherbringen. Nach einer Erklärung, was Philosophie genau ist und womit sie sich konkret beschäftigt, möchte ich Ihnen daher nicht nur einige wichtige philosophische Strömungen und Weisheiten der Philosophen vorstellen, sondern Ihnen zum Schluss auch einige Übungen und Tipps mit auf den Weg geben, damit Sie ganz einfach Philosophie in Ihr Leben integrieren können.
Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie man die Welt gerechter machen könnte, was Recht und Unrecht oder welches Verhalten moralisch richtig oder falsch ist? Denken Sie manchmal darüber nach, ob es einen Gott oder einen höheren Plan gibt, nach dem das Geschehen in der Welt verläuft? Machen Sie sich Gedanken darüber, wie wichtig die Natur ist, was Liebe oder was der Sinn des Lebens ist? Oder fragen Sie sich, was wirklich im Leben zählt, was Glück ist und wie man es erreichen kann? Das bedeutet, dass Sie sich Gedanken über die Welt und Ihr eigenes Leben machen, also nicht einfach alles hinnehmen, ohne es zu hinterfragen. Das ist sehr gut so, auch wenn es Ihnen vielleicht öfter Kopfzerbrechen bereitet, denn das heißt, dass Sie Ihren Verstand gebrauchen – und somit schon ein kleiner Philosoph oder eine kleine Philosophin sind. Vielleicht haben Sie dies schon erkannt und sich deshalb dieses Buch gekauft, um Ihr Denken zu erweitern, oder Sie erhoffen sich, durch die Weisheiten älterer, bekannter Philosophen Antworten auf Ihre Fragen zu finden.
Beides ist möglich – doch das gleich vorweg: Philosophie bedeutet „Liebe zur Klugheit“, nicht „Klugheit“ selbst. Sie werden in diesem Buch also viele Gedanken finden, mit denen Sie sich Ihre Fragen beantworten können, wenn Sie möchten, die aber in erster Linie Anregungen sind, um selbstständig zu denken.
Denn „Liebe zur Klugheit“ bedeutet, dass man sich auf die Suche nach Weisheit begibt, aber nicht unbedingt, dass man endgültige Antworten findet. Mit jedem Gedanken wird man jedoch ein bisschen weiser und so lade ich Sie ein, in die Welt der Philosophie einzutauchen, alte Gedanken mitzunehmen und daraus neue zu entwickeln.
Viel Spaß beim Lesen, Lernen und Philosophieren!
Was muss man tun, um ein Philosoph zu sein? Eigentlich nicht viel – nur nachdenken. Also im Grunde das, was man sowieso ständig tut. Es gibt allerdings einen Unterschied zum „normalen“ Denken, denn dieses beschäftigt sich meistens mit alltäglich Unnötigem, wie zum Beispiel, was man einkaufen muss, welche Kleidung man auf der Party tragen sollte oder warum der Kollege einen nicht mag. Philosophisch zu denken, heißt hingegen, die Welt zu hinterfragen und sich Gedanken über die Dinge im Leben zu machen, die wirklich zählen.
Auch, wenn das sehr durchgeistigt klingt, möchte ich behaupten, dass so ziemlich jeder und jede schon einmal philosophiert hat. Denn so kompliziert mancher philosophische Gedanke auch erscheinen (oder sein) mag, meist steht an seinem Anfang doch eine Frage, die ein ganz alltäglicher Bestandteil des Lebens ist. Das Ziel ist das Nachdenken an sich und damit haben sich die Philosophen vergangener Jahrhunderte und Jahrtausende immer wieder gegenseitig angestoßen, infrage gestellt und weiterentwickelt.
Philosophie beschäftigt sich mit dem Leben und allem, was das Menschsein und das menschliche Zusammenleben ausmacht und beeinflusst.
Darüber hinaus geht es aber auch um das richtige Verhalten in Bezug auf die Welt, die logischen Zusammenhänge des Weltgeschehens und das Denken an sich. Tugend, Ethik, Moral und Logik sind zentrale Aspekte jeder Philosophie. Das Bestreben der Philosophie ist somit alles, was in uns und um uns herum geschieht, besser zu verstehen und den „richtigen“ Weg für das eigene Handeln zu finden. Die Themen reichen vom eigenen körperlichen Dasein über Glück, Gerechtigkeit, Wissenschaft und Religion bis in das Universum. Beispiele für philosophische Fragen sind:
Was ist Liebe?
Was ist Glück?
Was ist Gerechtigkeit?
Was ist Freiheit?
Warum sterben wir?
Wohin gehen wir, wenn wir sterben?
Gibt es Schicksal?
Was können wir wissen?
Gibt es einen höheren Sinn der Geschehnisse?
Ist es ethisch vertretbar, Fleisch zu essen?
Wo ist das Ende des Universums?
Gibt es parallele Dimensionen?
Existieren die Dinge wirklich oder ist alles nur Einbildung?
Wer darf über andere herrschen?
Warum denken wir?
Was ist moralisch richtig und falsch?
Wie hängen Körper und Geist zusammen?
Gibt es einen Gott?
Darf der Mensch in die Natur eingreifen?
Was ist der Sinn des Lebens?
Dies sind nur einige wenige von unzähligen möglichen Fragen, wie sie in der Philosophie vorkommen.
Die Grundfragen sind gemäß Immanuel Kant:
Was kann ich wissen?
Was soll ich tun?
Was darf ich hoffen?
Was ist der Mensch?
Und dementsprechend sind die Basisthemen der Philosophie die Metaphysik, die Ethik, die Religion und die Anthropologie. Hierbei handelt es sich um eine Weiterentwicklung der Themen der griechischen Antike, in der insbesondere Tugend, Wahrheit und die Natur eine zentrale Rolle spielten.
Grundsätzlich kann alles zur philosophischen Frage werden, wenn man es hinterfragt. Ein simples Beispiel, wie es im Philosophieunterricht verwendet wird, ist die Frage: „Ist noch Senf im Kühlschrank?“ Hierbei denkt man zunächst: Was ist daran philosophisch? Entweder ist der Senf da oder nicht, je nachdem, ob man welchen gekauft oder ihn schon aufgebraucht hat. Auf den zweiten Blick ist es ein philosophisches Problem, denn woher wollen Sie wissen, dass der Senf im Kühlschrank ist, wenn die Kühlschranktür geschlossen ist? Die Antworten „ja“ oder „nein“ setzen voraus, dass man wissen kann, was an einem Ort ist, den man gerade nicht sieht. Doch woher wollen Sie das wissen? Sie wissen nur, dass der Senf da war (oder nicht), als Sie das letzte Mal in den Kühlschrank geschaut haben. Doch wer sagt, dass nicht jemand inzwischen den Senf weggenommen oder aufgegessen hat? Und woher will man überhaupt wissen, dass das, was man gerade nicht sieht, in diesem Moment existiert?