Liebe Leser, mein Name ist Wolfgang Pade und reisen ist meine große Leidenschaft, bereits mit vierzehn Jahren reiste ich, mit gleichaltrigen Freunden, allein durch Europa, mit sechzehn waren alle Länder Europas und Nordafrikas schon mehrfach besucht.
Egal ob mit dem Zug, Bus, Auto, Motorrad, Flugzeug, Segelboot oder Kreuzfahrtschiff, ich wollte hinaus in die Welt, um mir diese anzuschauen, es spielte für mich auch keine Rolle ob ich im Zelt, einem fünf Sterne Hotel oder auf einem Segelboot, bzw. Kreuzfahrtschiff nächtigte.
Erleben wie es wo anders auf der Welt zu geht, Landschaften bestaunen, Tiere beobachten und Menschen kennenlernen, so wie deren Gebräuche, Kulturen und Lebensart zu erkunden. Das faszinierte mich schon mein ganzes Leben lang, das war meine Motivation, mein Antrieb, so bereiste ich inzwischen alle Kontinente, viele ferne Länder, mit fremdartiger Kulturen, gänzlich anderen Glaubensrichtungen, anderen Lebenseinstellungen, so wie auch mit deutlich unterschiedlichen, aber interessanten Essgewohnheiten.
Inzwischen bin ich fünfundfünfzig Jahre alt, arbeite als Ingenieur in einem großen Konzern. Seit dem siebenundzwanzigsten Lebensjahr bin ich mit meiner Frau Silvia verheiratet, gemeinsam haben wir zwei Söhne, die inzwischen siebenundzwanzig und zweiundzwanzig Jahre alt sind.
Unsere erste Weltreise bestritt ich mit meiner Frau und unserem Freund, das "Schwabentrio", auf dem Kreuzfahrtschiff Luminosa von der Reederei Costa.
In meinem Buch, das beschreibt wie es dazu kam auf diese Reise zu gehen und dies auch noch während der Arbeitszeit durchzuführen, den Ablauf und das erlebte auf der Reise, so wie einen großen Einblick, unterstützt durch eine gute Darstellung fantastischer Fotos.
Nicht zu kurz kommen die vielen kleinen zwischenmenschlichen Beziehungen und Ereignisse, die sich während dieser Reise ergaben, das macht das ganze etwas interessanter, als nur eine reine Reisebeschreibung.
Wir waren knapp vier Monate unterwegs und bereisten alle Weltmeere, alle Kontinente, alle Klimazonen die noch bewohnbar sind, sahen Südamerika, umrundeten u.a. Kap Horn, bewunderten die berühmtesten Gletscher dieser Erde, tolle Südseeinseln, Neuseeland, Australien, Indien, mehrere arabische Länder, fuhren durch den Suez-Kanal und wieder zurück nach Savona in Italien, unserem Startpunkt. Durch oftmals sehr langen Liegezeiten im Hafen, war es möglich, auch mehrtägige Exkursionen in den verschiedenen Anlegestellen durchzuführen.
Ich hoffe sie haben Interesse bekommen und möchten mein Buch lesen, dazu wünsche ich viel Freude.
Wolfgang Hans Werner Pade
Anfang September 2015 stöberte ich in unseren Kreuzfahrtkatalogen, die in dem gläsernen Beistelltisch neben unserem terrakottafarbenem Wohnzimmersofa lagen. Nur so, weil es mir an diesem Tag langweilig war und ich mit meiner Zeit nichts anzufangen wusste.
In meiner Jugend unternahm ich die ersten selbstständigen Reisen mit Freunden meines Alters, so reiste ich z.B. mit vierzehn Jahren für drei Wochen nach England, Irland und Schottland. Später fuhren wir mit dem Zug und Schiff nach Kreta, dann Afrika, letztendlich bereisten wir jedes Land in Europa bis zu unserem sechzehnten Lebensjahr. Auch in dem Alter fuhr ich mit meinem besten Jugendfreund Leander in vier Wochen mit dem Zug, Schiff, usw. von Illingen nach Italien, Sizilien, Tunesien, Algerien, Marokko, Spanien, Frankreich und schließlich wieder nach Illingen zurück, das war ein Abenteuer nach unserem Geschmack. Leider ist Leander schon früh gestorben, was mich sehr traurig machte und belastete.
Eigentlich war ich mit meiner Familie ein typischer Hotelurlauber, der gern Fernreisen (Karibikinseln, Kuba, Thailand, Malediven, Mexiko, Venezuela, Sri-Lanka, Ägypten, Malaysia, Türkei, usw.) ans Meer zum Schwimmen und Baden unternahm, selbstverständlich auch alle europäischen Reiseziele an denen gut zu Schwimmen war. Jahrelang unternahm ich allein oder mit Freunden Motorradfahrten ans Mittelmeer, ja sogar Fahrten nur mit meinen Kindern bis in die Türkei und nach Griechenland.
Mit meinem Freund Ronald machte ich u.a. zwei große Abenteuerrundreisen, eine nach Zentralafrika, dem Kongo, Tansania, Uganda und Kenia, so wie die Insel Sansibar. Die andere ging nach Zentralamerika mit Guatemala, Honduras, Nikaragua, Costa Rica und einer karibischen Insel namens Roatan.
Leider liegt Ronald aktuell mit einer schweren Herzoperation im Krankenhaus in Stuttgart, auf diesem Weg nochmals alles Gute und werd schnell wieder gesund.
Ich hatte das große Glück in einem schwäbischen Traditionsunternehmen zu arbeiten, das inzwischen zum weltgrößten Automobilzulieferer heran gewachsen ist und mir meine Überstunden mit dem Urlaub großzügig genehmigte.
So kam es, das wir sechs bis acht Urlaubsreisen pro Jahr erleben durften. Finanziert wurde dies durch mein Gehalt in dieser Firma, aber auch durch gute Nebeneinkünfte.
Wir kamen über das Segeln mit guten Freunden, aus unserem Heimatort Illingen-Württemberg, zur Kreuzfahrt. Anfangs gingen unsere Familie mit den Freunden auf viele einwöchige Kreuzfahrten ins Mittelmeer, später durchquerten wir auch das Schwarze Meer.
Mit weiteren guten Freunden hatten wir eine Kreuzfahrt von Hamburg nach Dänemark, über die Nordsee in den Atlantik nach Frankreich, Portugal, Spanien, bis ins Mittelmeer nach Italien.
Allein mit meiner Frau Silvia ging es dann auf mehrere Transatlantikkreuzfahrten, vielen Karibikkreuzfahrten, so wie das östliche- und westliches Mittelmeer, den Kanarischen Inseln, usw. Wir flogen in das wunderschöne Südafrika nach Kapstadt, blieben dort ein paar Tage und umschifften anschließend die westliche Seite von Afrika bis nach Italien, mit vielen interessanten und aufregenden Anlegestellen.
Eine weitere sehr schöne Kreuzfahrt begannen wir in Italien und fuhren mit dem Kreuzfahrtschiff bis nach Südafrika der Stadt Durban, auf dem Weg hatten wir Landgänge im Mittelmeer, Jordanien, den Seychellen, Mauritius und La Reunion, anschließend den Rückflug von Durban über Johannisburg nach Katar und wieder in die Heimat nach Deutschland.
Mit unserem langjährigem guten Freund Lars und seiner Mutter Hanna erlebten wir Hotelurlaube und Kreuzfahrten z.B. von Hamburg über Norwegen bis zum Nordkap und nach Spitzbergen, so wie Fahrten im östlichen Mittelmeer von Italien bis Israel und Ägypten.
Leider ist Hanna schon verstorben und kann nicht mehr an unseren Reisen teilnehmen, wir gedenken u.a. jeden Urlaub an Sie, auf das es ihr dort oben gut ergehe.
Das waren die bisherigen Kreuzfahrten, die uns immer weiter in die Ferne trieben. Wir starteten einst mit der einwöchigen Kreuzfahrt, nur so zum testen, daraus wurden über die Jahre die vierwöchigen Reisen, die uns sehr erholsam schienen, weil dort immer mehrere Seetage hintereinander waren.
So, nun wieder zu meinen langweiligen stöbern in den Katalogen der Kreuzfahrtgesellschaften. Dort sah ich dann eine Weltreise mit der Costa Luminosa, Start im Januar 2017 und über 106 Tage, um genau zu sein vom 06.01.2017 bis 22.04.2017.
Eigentlich war die Reise 108 Tage lang, weil die Anreise am Vortag mit dem Bus startete und die Rückkehr, ebenso mit dem Bus, von Savona bis Stuttgart-Flughafen einen Tag später endete. Ich telefonierte kurz mit Lars und frage ihn, ob diese Reise etwas für ihn wäre. Vier Monate Urlaub, wie soll das gehen, eine Menge Geld, usw. ....!
Auch meine Frau war sehr skeptisch und wollte auf keinen Fall an dieser Reise teilnehmen, die Kinder, das Haus, der Garten, die Verwaltung unserer Immobilien, wie sollte das alles funktionieren?
Wiedermal so eine verrückte Idee von mir, eine Eintagsfliege, als geborener Zwilling ja normal. Silvia nahm es nicht wirklich ernst und wollte auch nicht mehr mit mir darüber diskutieren.
Ein paar Tage später rechnete sich Lars das durch und war sehr angetan von der Reise, ein paar Monate Urlaub und so bequem einmal um die Welt, ohne Flug, das hat was. Er ist dabei.
Ich sprach anschließend mit unserem Chef in der Firma, ob wir (Lars und ich) aus unserem angesparten Langzeitkonto vier Monate Zeit von Januar bis April 2017 entnehmen könnten.
Er fragte, was wir denn so wichtiges zu tun hätten, wir erzählten ihm unser Vorhaben, er genehmigte dies dankbarer Weise kurzentschlossen und ich leitete alles schriftlich im Unternehmen ein, um die Reise wahr werden zu lassen.
Lars hatte inzwischen einen Finanzierungsplan und meine Frau konnten wir fast überzeugen, aber nur fast, denn vor, während und nach der Weltreise gab es immer wieder Kommentare von ihr, das wir nicht alles unter einen Hut bringen können und wir noch lange an den Folgen zu leiden hätten.
Die grobe Route unserer Weltreise 2017 mit der Costa Luminosa
Savona / Italien | Hangaroa / Osterinsel |
Marseille / Frankreich | Pitcairn-Inseln / Passage |
Barcelona / Spanien | Papeete (Tahiti) / Franz. Polynesien |
Casablanca / Marokko | Moorea / Franz. Polynesien |
Mindelo (Säo Vicente) /Kapverdische Inseln | Bora Bora / Franz. Polynesien |
Recife / Brasilien | Nuku'alofa (Tonga) / Südsee |
Salvador de Bahia / Brasilien | Auckland / Neuseeland |
Rio de Janeiro / Brasilien | Sydney / Australien |
Punta del Este / Uruguay | Melbourne / Australien |
Buenos Aires / Argentinien | Fremantle (Perth) / Australien |
Montevideo / Uruguay | Colombo / Sri Lanka |
Puerto Madryn (Patagonien) / Argentinien | Kochi / Indien |
Kap Horn / Passage | Mormugao (Goa) / Indien |
Ushuaia (Feuerland) / Argentinien | Mumbai (Bombay) / Indien |
Chilenische Fjorde / Passage | Dubai / Vereinigte Arabische Emirate |
Punta Arenas / Chile | Muscat / Oman |
Amalia-Gletscher / Passage | Salalah / Oman |
Puerto Chacabuco / Chile | Aqaba / Jordanien |
Puerto Montt / Chile | Kreta / Griechenland |
Valparaiso / Chile | Civitavecchia (Rom) / Italien Savona / Italien |
Mitte September 2015 telefonierten wir mit der Reederei von Costa und buchten die Reise, weil noch Anfahrtskosten, Krankenversicherungskosten, Reiserücktrittskosten, Ausflüge, Visum, usw. entstanden, wollten wir uns nur eine Premium-Innenkabine mittschiffs auf dem siebten Deck leisten, auch weil Lars als Alleinreisender den Faktor 1,5 bezahlen musste.
Die Reise war gebucht es ging nun an die Reisevorbereitungen, eine Reihe von Impfungen, wie Gelbfieber, Typhus, Tollwut, Hepatitis, usw. lagen an, es musste ein Beratung und ein Impfplan her, hier erhielten wir von unserem Werksarzt aus der Firma eine erstklassige Unterstützung. Des Weiteren mussten Visa in Indien und Australien beantragt werden.
Australien war nur elektronisch und nach Startschwierigkeiten bei meinem Visum ging alles glatt.
Aber für Indien mussten wir die Reisepässe mit einreichen und dies in einem sehr kleinen Zeitfenster vor der Reise, weil das Visum nur für 6 Monate gültig war und Indien am Ende der Reise anstand. Da brach bei meiner Frau zeitweise echte Panik aus, Reise ohne Reisepass, usw..
Ihre Nerven lagen blank, weil ich eine super günstige Lösung des Visumantrags / Visum fand und vier Wochen die Pässe mit dem Antrag schon unterwegs waren.
Lars und ich mussten viel böse Worte ertragen, zumal meine Frau in dem von Ihr gegründetem Reiseforum schon die meisten ihr Visum für Indien hatten.
In dem Forum war die allein reisende Karin, die am Rollstuhl gebunden war, das Ehepaar Heidi und Dieter (Rentner), Gabi und Friedrich, Kurt und Anne, so wie das Ehepaar Rosi und Ricardo (noch berufstätig) und natürlich unser Single Irene mit Reisebegleitung Günter aus Österreich. Unsere späteren Reisegefährten hatten horrende Summen für das Visum bezahlt.
Meine Frau Silvia hielt mir vor, das ich als alter Schwabe, wieder mal nicht genug sparen konnte, ... . Es ging so weit, getrieben von meiner Frau , das ich e-mails an das Konsulat schrieb, telefonierte, aber dies brachte auch keine Beschleunigung des Antrags, man machte uns klar, dass vier Wochen nun wirklich nicht lange sind für einen so umfangreichen Vorgang. Meine Frau sah schon den Urlaub in Gefahr, als dann plötzlich unser Postbote das Visum und die Reisepässe freudig zu unserem Haus brachte, natürlich wusste auch er, was in dem Brief war. So hatten wir nun für uns drei auch die Hürde mit dem Visum genommen und formell war alles klar.
Wir wechselten noch Euro in US-Dollar, erstellten ein paar T-Shirts für uns drei im Einheitslook mit dem Thema der Weltreise 2017. Bezahlen die Weltreise, usw. .Es ging alles seinen gewohnten Gang. Zuerst wollten die zwei Jahre vor der Reise nicht vergehen, dann waren wir gefühlt plötzlich vor der Reise. Meine Frau Silvia hatte schlagartig wieder ihre üblichen Panikattacken, wie vor jeder Reise, die daraus bestanden, sie wird krank, die Reise ist zu lange, es läuft alles schief, bei der Rückkehr ist das ganze Haus versaut, der Garten ist verwildert, die Mieter werden nicht versorgt, unsere Kinder kommen nicht klar (sind ja erst 21 und 26 Jahre alt), usw. ... . Natürlich lief das alles in einem starken, lauten und emotionalen Zustand bei Silvia ab und ging dann auch schon mal über ein paar Stunden, unsere Kinder und ich brauchten da sehr starke Nerven und litten unter diesen Dauerattacken.
Silvia suchte schon mal ein paar Sachen für sich zusammen, dazu war ein Raum nötig!!! Am nächsten Tag, die Stimmung war wieder besser, wurde das Gepäck für die Reise gepackt, jeder hatte zwei große Koffer und einen kleinen dabei.
Da ich für alle drei die Reisedokumente dabei hatte, trug ich zusätzlich einen Rucksack. U.a. war ich für die Fotos mit Optimierung und Archivierung zuständig war, nahm dafür mein neues Notebook mit. Die Fotoausrüstung, das Notebook, die Handys und alle Ladegeräte benötigten den ganzen Platz in meinem kleinen Koffer.
Der große Traum unserer Weltreise kam immer Näher und die Vorfreude war Riesengroß. Einmal um die Welt, 60 000 km, vier Monate Urlaub, das war der Börner, zumindest für uns. Es wurde fleißig im Forum geschrieben, Vorbereitungen für die daheim gebliebenen getroffen. Die Abfahrtszeiten zum Busbahnhof nach Stuttgart am Flughafen abgestimmt.
Es stellten sich die Fragen, wie wird es sein, 4 Monate ohne Arbeit, wird es langweilig, fällt einem das Dach auf den Kopf, sind wir nach dem Urlaub alle Verstritten, werden wir krank oder gar überfallen, sinkt das Schiff, werden wir von Piraten entführt, reicht das Geld, haben wir gutes Wetter, ist die Kleidung die richtige, haben wir genug zum anziehen dabei, wurde was vergessen, usw. ... . Tausend Dinge die ungewiss waren, aber die Vorfreude übertraf alles.
Dann kam der 04.01.2017, ein Tag vor Abfahrt, meine Frau hatte wieder Panik, sie wird krank, die Reise ist zu lange, es läuft alles schief, bei der Rückkehr ist das ganze Haus versaut, der Garten ist verwildert, die Mieter werden nicht versorgt, unsere Kinder kommen nicht klar, es ist nicht alles dabei, fehlt kein Schuh, keine Jacke, Hose, Bluse, sind alle Papiere vollständig, genug Geld dabei, oder sollten wir die Reise vielleicht doch noch absagen, usw. ... .
Wir verabschiedeten uns von Freunden und Verwandten, packten am 05.01.2017 das Gepäck in zwei Autos (es war zu viel für ein Auto), unsere zwei Söhne fuhren uns jeweils mit einem Auto zum Flughafen, zuvor trafen wir uns in Ludwigsburg bei Lars, der separat mit dem Auto und seinen zwei besten Freundinnen zur Abfahrt bereit stand. Die Fahrt ging über die Landstraße, der Autobahn zum Flughafen Stuttgart zum Busterminal, es war an diesem Tag sehr kalt.
Die Abfahrt mit dem Reisebus sollte um 22.15 Uhr stattfinden.
Wir hatten die beste Laune der Welt, alle waren happy, die Reisenden freuten sich auf die anstehende Tour, unsere Kinder auf vier Monate ohne Eltern und Lars seine Freundinnen schwärmten von den bevorstehenden Fahrten mit Lars seinen Luxusautos. Denn sie hatten den Auftrag sich u.a. um die Fahrzeuge von Lars, in der Zeit der Abwesenheit, zu kümmern.
Dies bestand darin, dass der Mercedes ML, natürlich mit der stärksten Motorisierung, gefahren werden sollte und sein Mercedes SL 550 AMG, natürlich auch stärkste Motorisierung plus 60 PS extra Tuning, versorgt werden musste.
Der hatte als Saisonfahrzeug eine Winterpause in einer beheizten Garage und seine Reifen standen in einem Reifenschuh, damit es keine Flachstellen gibt. Lars ist ein echter Autoliebhaber, der alles für seine zwei Schmuckstücke tut, damit es ihnen gut geht.
Es war sehr kalt in dieser Nacht und unser Sohn Kevin zauberte aus den Taschen ein paar Snacks und für jeden eine kleine Flasche hochprozentiges. Mit bester Laune tranken wir die guten Fläschchen und machten noch die letzten Abschiedsfotos, bevor alle wieder heimfuhren und wir auf den Bus im Wartesaal des Busterminals warteten.
Auf dem Busbahnhof in Stuttgart, zum Abschied noch was zum Desinfizieren (v.l. Silvia, Lars, Wolfgang)
Dort saß u.a. eine schwarze Schönheit mit ihrer Familie, einem Ehemann und einem kleinen Kind, sie konnte durchaus mit Naomi Cambell mithalten, doch war sie deutlich jünger als Naomi. Lars und ich schauten uns an und dachten, wow, die Reise fängt ja super an.
Natürlich konnten wir die eine oder andere Bemerkung nicht zurück halten und unterhielten uns mit Naomi aus Stuttgart noch ein bisschen, es stellte sich heraus, dass dies eine sehr nette Frau mit einer ebenso freundlichen Familie war, die ihren Freund zur Fahrt nach Paris auf dem Busbahnhof brachten.
Langsam wurden wir nervös, denn der Bus kam nicht, dafür aber ein älteres Ehepaar das so aussah, als würde es auch die Kreuzfahrt mit uns machen, was sich später auch bestätigte. Sie waren beide einiges über siebzig und hinterließen einen sehr gepflegten ersten Eindruck, sie war sehr schlank und gut gewachsen, er ein typischer durchschnittlicher, sportlich erscheinender Männerkörper in seiner Altersklasse, auffällig an ihm war sein Toupet.
Beide waren sehr guter Laune und schienen reinsten schwäbischen Ursprung zu sein, sowohl von der Sprache, als auch vom Verhalten, eben Leute aus dem Ländle. Nach ca. 30 Minuten Verspätung kam der langersehnte Bus, es war ein Doppeldecker, mit Hänger für das viele Gepäck der Reisenden.
Die Koffer wurden verstaut, jeder hatte einen festen Sitzplatz im Bus, der durch Namensschilder auf dem Sitzplatz leicht zu finden war. Lars hatte Glück, er bekam einen Sitzplatz ohne Nachbarn, so konnte er zwei Sitzplätze allein für sich benutzen, was sehr Vorteilhaft war, weil Lars etwas fülliger ist, eben ein typischer Genussmensch der von Sport nichts hält.
Unsere Plätze waren im oberen Stock des Busses.
Wir machten es uns gemütlich im Bus und schon ging die Fahrt los Richtung Ulm, um noch ein paar Gäste aufzunehmen. Als der Bus in Stuttgart ankam, war dieser schon sehr gut gefüllt und wir suchten mit den Augen nach Rosi und Ricardo, denn die kamen mit dem Bus von Mannheim. U.a. hatten wir vor der Reise Schriftwechsel mit Rosi, es war eine sehr tapfere Frau, die aus unserer
Sicht dringend Urlaub nötig hatte, denn das Leben meinte es in den letzten Jahre nicht gut mit Ihr. Ihre krebskranke Tochter ist wenige Monate vor der Reise gestorben. Glücklicherweise war ihr Ehegatte Ricardo, mit portugiesischen Wurzeln, ein lustiger Geselle, der es verstand sie positiv zu motivieren.
Wir vermuteten Rosi und Ricardo ein paar Sitzplätze vor uns, waren uns aber unsicher.
Weil es schon sehr spät war und die meisten versuchten zu schlafen, wollten wir auch nicht stören. Ich hatte eine Flachmann aus einer Edelstahlflasche dabei, gefüllt mit gutem Cognac, den tranken meine Frau und ich und versuchten danach ebenfalls zu schlafen.
Vor dem einnicken viel mir noch ein ungewöhnliches Paar in der vordersten Reihe im Bus auf, beide waren sehr jugendlich gekleidet, obwohl sie vermutlich in unserem Alter waren, oder etwas jünger. Sie trug hellleuchtendes orangenes mittellanges Haar und war im Gesicht gepierct , ihr Körper war tätowiert und unter ihrem engen T-Shirt zeichneten sich zwei Metallknochen neben den Brustnippeln deutlich ab. Beide machten einen freundlichen und sportlichen Eindruck, später stellte sich heraus, dass beide mit ihren Eltern auf der Tour waren.
Ihre Mutter hatte Kastanienfarbenes rotes Haar und war eine schlanke Frau, der Vater schien sehr viel Wert auf Kleidung und ein gepflegtes Äußeres zu legen, er hatte einen Schweizer Dialekt, der ihn besonders interessant wirken ließ.
Später im Laufe der Busfahrt stellte sich heraus, dass wir mit der Vermutung zu Rosi und Ricardo richtig lagen. Im Bus war es sehr ruhig, die Plätze mit ausreichendem Abstand, so dass wir eine halbwegs angenehme Fahrt hatten, natürlich ist man nach einer Nacht im Bus gerädert. Meine Frau und mein Freund Lars sind leider Raucher und so wurde jede Toilettenpause auf der Fahrt auch zur Raucherpause, was mich grundsätzlich nicht stört, aber wenn die Fahrt weiter ging, saß ich halt neben einem "Aschenbescher namens Sivia", was mir nicht gefiel.
Grundsätzlich muss aber gesagt werden, dass beide zwar rauchen, aber noch in einem vernünftigen Rahmen, so dass eine Spätfolge, wie z.B. Lungenkrebs ausgeschlossen werden kann.
Früh morgens sahen wir das erste Mal auf dieser Reise das Meer in Italien, alle freuten sich trotz der Übermüdung, die Busfahrer erzählten noch etwas von der Prozedur des Einschiffens und über die schöne Gegend in Italien zwischen Genua und Savona.
Beide Busfahrer waren zu Recht neidisch auf uns und unserer schönen bevorstehenden Weltreise. Da wir schon mehrfach in Savona zur Einschiffung waren, konnten wir gelassen den Vorgang genießen, viele Mitreisende waren aber extrem nervös, obwohl die meisten deutlich älter als wir waren und dadurch auch schon mehr Lebenserfahrung sammeln konnten.
Die Empfangshalle war sehr schön mit bunten Luftballons, Empfangsplakate und Figuren von der Reederei geschmückt, Animateure liefen verkleidet herum machten Scherze und versprühten gute Laune, so dass sich alle noch mehr auf die große Reise freuten.
Eine Reporterin von der Reederei machte Umfragen und nahm dies als Film auf.
Als diese sich unserer kleinen Reisegruppe näherte, zeigten alle auf mich, weil sie ja wussten, dass ich die Gabe hatte gern und viel zu reden, was nicht immer jedem gefiel, aber so war ich halt.
Empfang in Savona im Kreuzfahrtterminal
Wartezeit im Terminal
Die Costa Luminosa
Natürlich beantwortete ich die Fragen, warum wir die Weltreise machten, was unsere Lieblingsziele sind, usw. gern, was bei meinen Mitreisenden zum Schmunzeln, gar zum Lachen führte.
Wir mussten noch warten, bis die Einschiffung mit allen Formalitäten ablief, gemütlich setzten wir uns auf die Terrasse und genossen die südländische warme Sonne. Da ich immer ein kleiner Unruheherd bin, hielt ich es nicht lange dort aus und machte ein paar Fotos. Silvia und Lars hatten sehr gutes Sitzfleisch und die Neigung sich nicht, bis ganz wenig zu Bewegen, so genossen die zwei weiterhin das südliche Ambiente.
Später gingen wir zum Check-in und zeigten unsere Reisedokumente, die Visen, die Reisepässe, ließen Fotos für die Bordkarte machen und registrierten die Visa-Karte zur Abrechnung auf dem Schiff. Die Bordkarte wird für die ganze Reise verwendet, zur Abrechnung der Getränke die nicht inkludiert waren oder wenn an Bord etwas gekauft wurde, beim Ein- und Ausschiffen, so wie als elektronisch Kabinenschlüssel,.
Am Ende der Kreuzfahrt, bzw. auf der Weltreise wird nach jeder Teiletappe, alles über die Visa-Karte von der gespeicherten Bordkarte bezahlt, selbstverständlich mit Belegen zur Kontrolle und dem Nachweis, was alles ausgegeben wurde. Ja, auch die Arzt-und Medikamentenkosten sind dabei.
Dann wurde über Lautsprecher bekannt gegeben. das nun eingeschifft wird und wir uns zu den Terminals begeben sollen. Dies läuft dann so ab, dass die Gäste nochmals mit dem Handgepäck überprüft werden, wie im Flughafen, und über das Gateway dann zum Schiff gelangen.
Zwischen drin werden vom Bordfotografen die ersten Fotos geschossen, üblicherweise der Klassiker, die Reisenden stehen einzeln, als Paar oder Reisegruppe vor dem Steuerrad mit Hintergrund der Schiffes und der Reederei.
Vor dem Schiff wird dann nochmals die Bordkarte registriert, so dass jeder weiß, wer an Bord ist. Im Schiff selber stehen die Buttler und Zimmermädchen bereit, um den Weg zu den Kabinen zu zeigen, dies ist sehr sinnvoll, da viele Mitreisende sogar bis zum Schluss der Reise Probleme haben Ihre Kabinen zu finden. Dies ist bedingt durch das z.T. hohe Alter der Gäste, aber auch durch die gleiche Ansichten der Kabinengänge in den einzelnen Stockwerken, in der Schiffssprache den Decks.
Nun standen wir vor den Terminals, das Gedränge war groß, die Menschenmenge schubste und schob, manche verloren die Nerven und pöbelten die Nachbarn in der Warteschlange an.
Zur genannten Zeit öffnete das Terminal nicht, alle waren gereizt, es verging ca. eine Stunde ohne dass neue Informationen kamen und die genervten Menschen versuchten ihre Position in der Warteschlange zu verteidigen. Ganz besonders aggressiv erschienen uns die ältesten Teilnehmer, eben die Rentner wie man sie auch bei uns in der Samstagmorgenschlange im Supermarkt kennt.
Es gab dann wieder eine Durchsage, mit der Bitte nach den Nummern, die die Gäste erhalten haben, sich in die Warteschlange einzureihen. Nun war das Kaos perfekt, weil die Reisenden nicht einsahen ihren erkämpften Plätze in der Warteschlange aufzugeben und nach Nummer weiter hinten sich einzureihen.
Letztendlich wurde dann geöffnet, zuerst die behinderten Gäste, dann die mit der diamantenen Clubkarte, anschließend nach den vergebenen Nummern. Ein paar Gäste konnten es nicht lassen und hatten im Handgepäck alkoholische Getränke, wie Bier, Wein oder Schnaps, dies war verboten an Bord zu nehmen, was allen bekannt war. Die Getränke wurden von der Reederei konfisziert, das verärgerte die Gäste maßlos.
Wir waren bei den ersten Gästen dabei, durchliefen die Standardprozedur und waren froh an Bord zu sein. Als erstes gingen wir ohne Hilfe in Anspruch zu nehmen auf unser Deck und brachten Lars auf seine Kabine, er hatte die Nummer 7393 und war am Ende des Schiffes.
Betrachteten Lars seine Kabine, die ihm und uns gefiel, als nächstes liefen wir zu unserer Kabine, die auf dem gleichen Deck war, nur in der Mitte des Schiffes mit der Nummer 7275. Auf allen Schiffen ist die Nummerierung der Kabinen (Zimmer) wie in den Hotels, die erste Zahl zeigt das Stockwerk, auf dem Schiff Deck, die folgenden die Zimmernummer. Kaum in der Kabine, lächelte uns auch schon unser Kabinensteward namens Danilo an und erklärte uns alles, wie immer ließen wir die Betten auseinander stellen, weil dadurch mehr Platz zum Laufen in der Kabine ist.
Nach der Kabinenbesichtigung gingen wir zum Meetre, er teilt die Plätze zum Abendessen der Tische nach Nummern ein und ließen uns unseren Tisch zum Abendessen zeigen, dieser vier Personen Tisch lag sehr schön mittig vor den großen Heckfenstern am Ende des Schiffes, im Restaurant Taurus zur zweiten Essenzeit mit der Nummer 89, mit Blick nach draußen.
Nur ein Tisch stand zwischen den Heckfenstern und unserem Tisch, die großen Heckfenster erstreckten sich über die ganze Breite des Schiffe, so wie von der Decke bis zum Fußboden.
Jetzt stellte sich der Hunger ein, wir gingen in das Selbstbedienungsrestaurant auf Deck 9 Backbord. Nun fing der Urlaub gefühlt an, das erste leckere Essen an Bord und der erste Schluck Bier dazu, Lars als alter Genießer, pflegte zum Essen lieber ein oder zwei Glas Rosewein zu trinken. Nach dem reichhaltigen und guten Mahl ging es auf die Kabine, denn die Koffer standen schon vor der Kabinentür und mussten ausgepackt und der Inhalt in die Schränke der Kabine eingeräumt werden.
Meine Frau und ich waren schon einmal für vier Wochen auf diesem Schiff, deshalb kannten wir uns schon gut aus.
Aber, wie jedes Mal ging der Stress beim auspacken los, wer bekommt welche Fächer im Schrank, wer den ersten und wer den zweiten Schrank, wie steht alles im Bad, wer nutzt die Kommoden, usw. Meine Frau war wieder auf Hochtouren, ich hielt mich zurück, denn hier konnte ich nur verlieren. Kurzentschlossen schickte ich meine Frau eine Zigarette rauchen, sie rief Lars an, dann waren die zwei für eine halbe Stunde zur Entspannung auf Deck drei und genossen die erste Kippe. Ich nutzte die Zeit und war mit dem Einräumen meiner Kleidung fertig, bis Silvia zurück kam.
Es dauerte nicht lange, dann war die Seenotrettungsübung an der Reihe. Diese ist gesetzlich vorgeschrieben und jeder muss hier teilnehmen.