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FANTASY FLIGHT GAMES (FFG) IS ONE OF THE WORLD’S LEADING PUBLISHERS OF HOBBY GAMES. KNOWN FOR THE QUALITY OF ITS COMPONENTS AND ITS INNOVATIVE GAMEPLAY, FFG IMMERSES PLAYERS IN THE WORLD OF GEORGE R.R. MARTIN’S A SONG OF ICE AND FIRE WITH SUCH TITLES AS A GAME OF THRONES: THE BOARD GAME SECOND EDITION AND A GAME OF THRONES: THE CARD GAME.

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Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel »A World of Ice and Fire. The Untold History of Westeros and a Game of Thrones« bei Bantam Dell, a division of Random House, a division of Random House LLC, a Penguin Random House Company, New York.

1. Auflage

Deutsche Erstveröffentlichung März 2015

bei Penhaligon, einem Unternehmen der Verlagsgruppe

Random House GmbH, München.

Copyright © 2014 by George R.R. Martin

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2015

by Verlagsgruppe Random House GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München.

Published in agreement with the author c / o Ralph M. Vicinanza, Ltd.

All rights reserved

Book Design by Rosebud Eustace

Umschlaggestaltung: Isabelle Hirtz, Inkcraft nach einer Originalvorlage von Rosebud Eustace

Lektorat: Holger Kappel

Redaktion: Sigrun Zühlke und Thomas Gießl

Herstellung: sam

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN 978-3-641-15514-8
V003

www.penhaligon.de

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Sturmkap

© Ted Nasmith

Inhalt

Vorwort

Die Geschichte des Altertums

DAS ZEITALTER DER DÄMMERUNG

DIE ANKUNFT DER ERSTEN MENSCHEN

DAS ZEITALTER DER HELDEN

DIE LANGE NACHT

DER AUFSTIEG VALYRIAS

VALYRIAS KINDER

DIE ANKUNFT DER ANDALEN

DIE ZEHNTAUSEND SCHIFFE

DAS VERHÄNGNIS VON VALYRIA

Die Herrschaft der Drachen

Die Könige aus dem Hause Targaryen

AEGON I.

AENYS I.

MAEGOR I.

JAEHAERYS I.

VISERYS I.

AEGON II.

AEGON III.

DAERON I.

BAELOR I.

VISERYS II.

AEGON IV.

DAERON II.

AERYS I.

MAEKAR I.

AEGON V.

JAEHAERYS II.

AERYS II.

Der Sturz der Drachen

DAS JAHR DES FALSCHEN FRÜHLINGS

ROBERTS REBELLION

DAS ENDE

Die Glorreiche Herrschaft

Die Sieben Königslande

DER NORDEN

DIE KÖNIGE DES WINTERS

DIE BERGSTÄMME

DIE STEINERNEN VON SKAGOS

DIE PFAHLBAUMENSCHEN DER ENG

DIE LORDS VON WINTERFELL

WINTERFELL

Die Mauer und die Länder jenseits davon

DIE NACHTWACHE

DIE WILDLINGE

DIE FLUSSLANDE

DAS HAUS TULLY

SCHNELLWASSER

DAS GRÜNE TAL

DAS HAUS ARRYN

HOHENEHR

DIE EISENINSELN

TREIBHOLZKRONEN

DIE EISENKÖNIGE

DAS SCHWARZE BLUT

DIE GRAUFREUDS VON PEIK

DER ROTE KRAKE

DER ALTE UND DER NEUE WEG

PEIK

DIE WESTLANDE

DAS HAUS LENNISTER UNTER DEN DRACHEN

CASTERLYSTEIN

DIE WEITE

GARTH GRÜNHAND

DIE KÖNIGE AUS DEM HAUSE GÄRTNER

DIE ANDALEN IN DER WEITE

ALTSASS

DAS HAUS TYRELL

ROSENGARTEN

DIE STURMLANDE

DIE ANKUNFT DER ERSTEN MENSCHEN

DAS HAUS DURRANDON

DIE ANDALEN IN DEN STURMLANDEN

DAS HAUS BARATHEON

DIE MENSCHEN DER STURMLANDE

STURMKAP

DORNE

DER BRUCH

DIE KÖNIGREICHE DER ERSTEN MENSCHEN

DIE ANDALEN IN DORNE

DIE ANKUNFT DER RHOYNAR

DIE SELTSAMEN SITTEN DES SÜDENS

DORNE GEGEN DIE DRACHEN

SONNSPEER

Jenseits des Königreichs der Abenddämmerung

ANDERE LÄNDER

DIE FREIEN STÄDTE

LORATH

NORVOS

QOHOR

DIE STREITSÜCHTIGEN TÖCHTER: MYR, LYS UND TYROSH

PENTOS

VOLANTIS

BRAAVOS

JENSEITS DER FREIEN STÄDTE

DIE SOMMERINSELN

NAATH

DIE BASILISKENINSELN

SOTHORYOS

DIE GRASLANDE

DAS ZITTERNDE MEER

IB

ÖSTLICH VON IB

DIE KNOCHEN UND DER FERNE OSTEN

YI TI

DIE EBENEN DER JOGOS NHAI

LENG

ASSHAI AM SCHATTEN

Nachwort

Das Haus Targaryen

Das Haus Stark

Das Haus Lennister

Die Herrschaft des Hauses Targaryen

Vorwort

ES HEISST GANZ richtig, dass jedes Gebäude Stein um Stein errichtet wird, und dasselbe kann man über Wissen sagen, das von vielen gelehrten Männern zusammengetragen wird, wobei ein jeder auf der Arbeit seiner Vorgänger aufbaut. Was der eine nicht weiß, ist dem anderen bekannt, und wenig bleibt verborgen, wenn man lange genug sucht. Und hier versuche ich, Maester Yandel, mich als Steinmetz und forme meine Kenntnisse zu einem weiteren Stein in der großen Bastion des Wissens – eine Bastion, die ihre Entstehung unzähligen Händen zu verdanken hat, die mir vorausgingen, und die, ohne Zweifel, mit der Hilfe unzähliger zukünftiger Hände weiter in die Höhe wachsen wird.

Als Findelkind wurde ich im zehnten Jahr der Herrschaft des letzten Targaryen-Königs geboren und an einem Morgen in einem leeren Stand des Schreiberherds ausgesetzt, wo die Akolythen für jene die Kunst des geschriebenen Wortes ausüben, die ihrer bedürfen. Dieser Tag bestimmte den Verlauf meines Lebens, denn der Akolyth, der mich fand, brachte mich zum Seneschall dieses Jahres, zu Erzmaester Edgerran. Edgerran, der Ring und Stab und Maske aus Silber trug, betrachtete mich schreienden Säugling und verkündete, dass ich von Nutzen sein könne. Als man mir dies in jungen Jahren erzählte, ging ich davon aus, dass er mein Schicksal als Maester vorausgesehen hatte; erst viel später sollte ich von Erzmaester Ebros erfahren, dass Edgerran ein Traktat über das Wickeln von Säuglingen verfasste und einige seiner Theorien gerne am lebenden Objekt überprüfen wollte.

Obgleich all das wenig verheißungsvoll anmutet, wurde ich doch der Fürsorge von Dienern übergeben, und man zog mich als Diener in den Hallen und Gemächern und Bibliotheken auf, doch Erzmaester Walgrab unterwies mich in der Kunst des Schreibens. So entwickelte sich meine Liebe zur Zitadelle und zu den Rittern des Geistes, die ihre kostbare Weisheit behüten. Nichts wollte ich mehr, als einer von ihnen werden – und über ferne Orte und die Männer vergangener Zeiten lesen, die Sterne beobachten und die Zyklen des Wetters aufzeichnen.

Und so geschah es. In meinem dreizehnten Jahr schmiedete ich das erste Glied meiner Kette, und andere folgten. Ich vollendete die Kette und legte das Gelübde im neunten Jahr der Herrschaft König Roberts, des Ersten Seines Namens, ab. Gnädigerweise durfte ich in der Zitadelle verweilen, weiterhin den Erzmaestern dienen und sie bei all ihren Werken unterstützen. Das war eine große Ehre, doch mein größter Wunsch war stets, ein eigenes Werk für bescheidene Männer zu verfassen, die der Kunst des Lesens mächtig sind, das sie auch ihren Frauen und Kindern vorlesen können. Ein Buch, aus dem sie von Gutem und Bösem erführen, von Recht und Unrecht, Groß und Klein, und so weiser würden, wie ich auch weiser wurde, der ich inmitten des Wissens der Zitadelle aufwuchs. Also kehrte ich zurück in meine Schmiede und begann erneut mit der Arbeit: Ich fasste die Meisterwerke längst verstorbener Maester zusammen. Und aus diesem meinem Wunsch ging diese Chronik hervor, in der man von Rittern und Schurken lesen kann, von bekannten und fremden Völkern, fernen und nahen Ländern.

Aegon der Eroberer auf Balerion, dem Schwarzen Schrecken.

© Jordi González Escamilla

Der Bau der Mauer.

© Chase Stone

© Michael Gellatly

DAS ZEITALTER DER DÄMMERUNG

NIEMAND KANN MIT Sicherheit sagen, wann die Welt begann, was jedoch viele Gelehrte nicht davon abhielt, nach der Antwort zu suchen. Manche behaupten, sie sei vierzigtausend Jahre alt, andere setzen ein Alter von fünfhunderttausend an. Vielleicht ist die Welt sogar noch älter? Es steht in keinem Buch, denn im ersten Zeitalter der Welt, dem Zeitalter der Dämmerung, beherrschte niemand die Kunst des Lesens und Schreibens.

Eines steht allerdings fest: Die Welt war ein weitaus primitiverer Ort – barbarische Stämme lebten direkt von den Früchten des Landes und konnten weder Metall verarbeiten noch Tiere zähmen. Das Wenige, das uns von damals bekannt ist, steht in den ältesten uns bekannten Schriften: den Geschichten, die von den Andalen, Valyrern, Ghiscari und dem sagenumwobenen Volk von Asshai niedergeschrieben wurden. Doch wie alt diese schriftkundigen Völker auch sein mögen, selbst sie waren während des Zeitalters der Dämmerung noch nicht einmal Kinder. Wir können in diesen alten Geschichten ebenso schwer die Wahrheit vom Irrtum trennen, wie sich die Spreu vom Weizen trennen lässt.

Was können wir mit Sicherheit über das Zeitalter der Dämmerung sagen? In den Ländern des Ostens wimmelte es von Völkern – es waren viele, doch sie waren unzivilisiert, denn die ganze Welt war damals unzivilisiert. In Westeros hingegen gab es zwischen dem Land des Ewigen Winters und der Küste des Sommermeeres nur zwei Völker: die Kinder des Waldes und die Geschöpfe, die wir als Riesen kennen.

Ein Riese.

Über die Riesen lässt sich wenig sagen, denn niemand hat ihre Geschichten, ihre Legenden zusammengetragen und ihre Historie niedergeschrieben. Männern der Wache zufolge erzählen die Wildlinge Geschichten über die Riesen, die unsicher neben den Kindern lebten, gingen, wohin sie wollten, und sich nahmen, was sie begehrten. Allen bekannten Aufzeichnungen zufolge waren sie hünenhaft und kräftig, dabei jedoch einfältig. Berichte der Grenzer der Nachtwache, die als Letzte noch lebende Riesen mit eigenen Augen gesehen haben, sprechen davon, dass sie mit dichtem Fell bedeckt und nicht einfach nur große Menschen waren, wie es in Ammenmärchen heißt.

Umfangreiche Zeugnisse der Begräbnisse der Riesen hat Maester Kennet in Abschied von den Toten dargestellt, einer Untersuchung der Grabhügel, Gräber und Grüfte des Nordens, die er während seines Dienstes in Winterfell zu Zeiten der langen Herrschaft Cregan Starks angefertigt hat. Auf der Grundlage der im Norden gefundenen Knochen schätzen einige Maester ihre Größe auf 4,30 Meter, andere halten 3,60 Meter für wahrscheinlicher. Die Berichte längst verstorbener Grenzer, die von den Maestern der Wache aufgezeichnet wurden, stimmen darin überein, dass die Riesen weder Häuser errichteten noch Kleidung anfertigten und keine besseren Werkzeuge oder Waffen kannten als Äste, die sie von Bäumen rissen.

Bei ihnen gab es auch weder Könige noch Lords. Sie schliefen in Höhlen oder unter hohen Bäumen und bearbeiteten weder Metall noch den Erdboden. Sie blieben auf dem Stand des Zeitalters der Dämmerung. Die Menschen nahmen an Zahl zu, die Wälder wurden gezähmt und schwanden. Heute sind die Riesen auch jenseits der Mauer ausgestorben. Die letzten Berichte über sie sind hundert Jahre alt.

Die Kinder des Waldes waren in vielerlei Hinsicht das genaue Gegenstück der Riesen. Sie waren klein wie Kinder, jedoch dunkel und wunderschön; wir würden ihre Lebensweise heute als schlicht bezeichnen. Sie kannten kein Metall, konnten jedoch Obsidian sehr kunstvoll bearbeiten (im Volksmund heißt er Drachenglas, das valyrische Wort für das Gestein lässt sich als »gefrorenes Feuer« übersetzen) und stellten daraus Werkzeuge und Jagdwaffen her. Sie woben keine Stoffe, fertigten sich jedoch Kleider aus Laub und Rinde an. Aus Wehrholz stellten sie Bögen her, und aus Gras flochten sie Flugschlingen, mit denen beide Geschlechter auf die Jagd gingen.

Ein Kind des Waldes.

Ihre Lieder und ihre Musik waren ebenso schön wie sie selbst, heißt es, doch von den Texten sind aus den alten Zeiten nur Fragmente auf uns gekommen. Maester Kinners Die Könige des Winters oder die Legenden und Geschlechter der Starks von Winterfell enthält Zeilen aus einer Ballade, die angeblich aus den Zeiten erzählt, in denen Brandon der Erbauer die Hilfe der Kinder beim Bau der Mauer suchte. Er wurde zu einem geheimen Ort geführt, konnte jedoch zunächst ihre Sprache nicht verstehen, die angeblich klang wie das Lied der Steine in einem Bach oder wie das Rascheln des Windes im Laub oder wie das Plätschern von Regen auf dem Wasser. Wie Brandon lernte, die Sprache der Kinder zu verstehen, ist eine eigene Geschichte, die hier nicht erzählt werden soll. Doch es scheint, als hätte ihre Sprache ihren Ursprung in den Geräuschen, die sie tagtäglich hörten.

Sie verehrten namenlose Götter, die später zu den Göttern der Ersten Menschen werden sollten – die unzähligen Götter der Flüsse und Wälder und Steine. Es waren die Kinder, die Gesichter in die Wehrholzbäume schnitzten, vielleicht, um ihren Göttern Augen zu schenken, damit sie ihre Gläubigen beim Gebet beobachten konnten. Andere behaupten, dass die Grünseher, die Weisen der Kinder, durch die Augen der Gesichter in den Wehrholzbäumen blicken konnten. Als Beweis dafür wird angeführt, dass auch die Ersten Menschen daran glaubten; aus Angst, von den Wehrholzbäumen ausspioniert zu werden, fällten sie viele von ihnen, um die Kinder ihres Vorteils zu berauben. Allerdings verfügten die Ersten Menschen nicht über unsere Kenntnisse und glaubten andere Dinge als ihre Nachfahren heute; man denke an Maester Yorricks Vermählt mit dem Meer. Eine Geschichte Weißwasserhafens seit den Anfängen, wo über Blutopfer berichtet wird, die den Alten Göttern dargebracht wurden. Solche Opfer fanden noch vor fünfhundert Jahren statt, wenn man den Berichten von Maester Yorricks Vorgängern aus Weißwasserhafen glauben darf.

Ein Wehrholzbaum, in den ein Gesicht geschnitzt wurde.

Damit ist nicht gesagt, dass die Grünseher nicht auch vergessene Künste beherrschten, die zu den Höheren Mysterien zählen, beispielsweise Ereignisse über eine große Entfernung sehen oder mit jemandem sprechen konnten, der ein halbes Reich entfernt war (was auch die Valyrer beherrschten). Vielleicht jedoch handelt es sich bei manchen Wundertaten der Grünseher nur um Legenden. Sie konnten sich nicht in Tiere verwandeln, wie gelegentlich behauptet wird, doch sie scheinen in der Lage gewesen zu sein, sich mit ihnen auf eine Weise zu verständigen, die wir heute nicht mehr beherrschen; daher rühren die Legenden von »Leibwechslern« und »Tierlingen«.

Gewiss gibt es viele Legenden über Leibwechsler, doch den meisten Geschichten zufolge – den Erzählungen der Nachtwache von jenseits der Mauer, die von Septonen und Maestern früherer Jahrhunderte niedergeschrieben wurden – sprachen die Leibwechsler nicht nur mit den Tieren, sondern beherrschten sie, indem sie ihre Seelen mit denen der Tiere vermischten. Sogar die Wildlinge fürchteten diese Leibwechsler. Manche von ihnen sollen sich gar in ihren Tieren verloren haben, und Tiere sollen mit Menschenstimme gesprochen haben, wenn sie von Leibwechslern beherrscht wurden. In einem Punkt stimmen die Geschichten jedoch überein: Die meisten Leibwechsler waren Männer, die Wölfe – sogar Schattenwölfe – kontrollierten, und sie wurden von den Wildlingen Warge genannt.

Andere Legenden behaupten, dass die Grünseher angeblich in die Vergangenheit und weit in die Zukunft blicken konnten. Doch, wie unser Wissen uns lehrt, gilt für all solche Höheren Mysterien, dass Bilder und Gesichte aus kommenden Tagen verworren sind und sich oft als irreführend erweisen – so fällt es leicht, die Leichtgläubigen mit Wahrsagerei zum Narren zu halten. Obgleich die Kinder eigene Künste beherrschten, muss man stets zwischen Wahrheit und Aberglauben unterscheiden. Die Höheren Mysterien, die Künste der Magie, lagen und liegen jenseits der Grenzen, die wir Sterbliche erforschen können.

Die Kinder ließen sich von ihren Grünsehern führen, und ohne Zweifel lebten sie einst überall zwischen dem Land des Ewigen Winters und den Küsten des Sommermeeres. Sie errichteten nur einfache Unterkünfte und kannten keine Festen, Burgen oder Städte. Stattdessen wohnten sie in Wäldern, auf schwimmenden Inseln, im Sumpf und im Moor und auch in Höhlen oder hohlen Hügeln. In den Wäldern sollen sie Hütten aus Laub und Weide in den Bäumen geflochten haben – geheime »Baum-Städte«.

Lange glaubte man, sie hätten dort Schutz vor Raubtieren gesucht, derer sie sich mit ihren einfachen Steinwaffen und selbst ihren gepriesenen Grünsehern nicht erwehren konnten. Andere Quellen bestreiten dies und sehen ihre größten Feinde in den Riesen, wie es die Sagen des Nordens berichten; möglicherweise gelang es Maester Kennet, im Rahmen der Erforschung eines Hügelgrabs am Langen See, dies zu beweisen. Es handelte sich um die letzte Ruhestätte eines Riesen, und zwischen den erhaltenen Rippen fanden sich Pfeilspitzen aus Obsidian. Das erinnert an die Niederschrift eines Wildlingsliedes über die Brüder Gendel und Gorne in Maester Herryks Geschichte der Könige-jenseits-der-Mauer. Sie sollten den Zwist um eine Höhle zwischen einem Stamm der Kinder und einer Familie Riesen schlichten. Gendel und Gorne, so heißt es, schlichteten den Streit durch eine List, indem sie beiden Parteien die Höhle ausredeten, nachdem sie entdeckt hatten, dass sie Teil eines größeren Höhlensystems war, dessen Ausläufer unter der Mauer hindurchführten. Da die Wildlinge allerdings des Lesens und Schreibens nicht mächtig sind, sollte man ihre Überlieferungen mit Vorsicht genießen.

Zusätzlich zu den Tieren des Waldes und den Riesen sahen sich die Kinder später jedoch noch größeren Gefahren gegenüber.

DIE ANKUNFT DER ERSTEN MENSCHEN

LAUT DEN VERLÄSSLICHSTEN Aufzeichnungen, über die die Zitadelle verfügt, überquerte vor acht- bis zwölftausend Jahren ein neues Volk die schmale Landbrücke im Süden der Meerenge und gelangte aus den Ländern des Ostens nach Westeros. Die Ersten Menschen kamen über den damals noch unversehrten Gebrochenen Arm nach Dorne. Warum dieses Volk seine Heimat verließ, entzieht sich unserer Kenntnis, doch sie kamen in großer Zahl. Tausende drängten im Laufe der Jahrzehnte weiter und weiter gen Norden. Die überlieferten Sagen aus jenen Tagen der Wanderung sind kaum verlässlich, denn ihnen zufolge erreichten die Ersten Menschen binnen weniger Jahre die Eng und zogen in den Norden. In Wahrheit dürfte dies Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte gedauert haben.

Eines scheint jedoch zuzutreffen: Die Ersten Menschen führten bald schon Krieg gegen die Kinder des Waldes. Anders als die Kinder bestellten sie das Land und bauten Rundschanzen und Dörfer. Dabei fällten sie die Wehrholzbäume, darunter auch jene, in deren Stämme Gesichter geschnitzt worden waren. Dagegen wehrten sich die Kinder, was zu einem Krieg führte, der Jahrhunderte dauerte. Die Ersten Menschen, die fremde Götter, Pferde, Vieh und Waffen aus Bronze mitgebracht hatten, waren außerdem größer und stärker als die Kinder und wurden für sie zu einer ernst zu nehmenden Bedrohung.

Die Waldtänzer der Kinder, ihre Jäger, wurden zu Kriegern, doch ihr geheimes Wissen über Baum und Laub konnte den Vormarsch der Ersten Menschen lediglich verzögern. In den Erzählungen heißt es, dass die Grünseher mit ihren Künsten die Tiere aus Sumpf, Wald und Luft dazu brachten, auf ihrer Seite zu kämpfen: Schattenwölfe und riesige Schneebären, Höhlenlöwen und Adler, Mammuts und Schlangen und viele mehr. Doch die Ersten Menschen erwiesen sich als stärker. Schließlich, so sagt man, wurden die Kinder zu einem Akt der Verzweiflung getrieben.

Der Legende nach war die große Flut, welche die Landbrücke, den heutigen Gebrochenen Arm, zerstörte und die Eng in einen Sumpf verwandelte, das Werk der Grünseher, die sich dort versammelt hatten, wo heute Maidengraben liegt. Dieser Ansicht wird inzwischen allerdings oft widersprochen. Schließlich hatten die Ersten Menschen zu diesem Zeitpunkt Westeros längst erreicht, und den Zustrom weiterer Menschen einzudämmen hätte den Kindern nur wenig genutzt. Darüber hinaus übersteigt eine solche Tat die Kräfte, die man den Grünsehern traditionell zuschreibt … und selbst diese Behauptungen erscheinen übertrieben. Vermutlich sind die Überschwemmung der Eng und der Bruch des Armes auf ein natürliches Ereignis zurückzuführen, möglicherweise ein Erdbeben oder eine Absenkung des Landes. Es ist allgemein bekannt, was mit Valyria geschah, und auf den Eiseninseln thront die Burg Peik auf Felsformationen, die einst Teil der größeren Insel waren, ehe Stücke davon ins Meer stürzten.

Ungeachtet dessen kämpften die Kinder des Waldes so grimmig wie die Ersten Menschen um ihr Leben. Unerbittlich zog sich der Krieg über Generationen, bis die Kinder zuletzt einsahen, dass sie nicht gewinnen konnten. Vielleicht waren die Ersten Menschen der Kämpfe ebenfalls müde. Die Weisesten der Völker setzten sich durch, und die großen Helden und Herrscher beider Seiten trafen sich auf der Insel im Götterauge, um einen Pakt zu schließen. Die Kinder gaben alles Land in Westeros außer den tiefen Wäldern auf und bekamen dafür von den Ersten Menschen die Zusage, dass keine Wehrholzbäume mehr gefällt würden. Dann schnitzten sie in alle Wehrholzbäume auf der Insel Gesichter, auf dass die Götter den Pakt bezeugten. Danach wurde der Orden der Grünen Männer gegründet, der über die Wehrholzbäume wachte und die Insel beschützte.

Mit dem Pakt ging das Zeitalter der Dämmerung zu Ende und das Zeitalter der Helden begann.

Die Kinder des Waldes und die Ersten Menschen schließen den Pakt.

© Magali Villeneuve

DAS ZEITALTER DER HELDEN

DAS ZEITALTER DER Helden dauerte Jahrtausende, in denen Königreiche aufstiegen und untergingen, Adelshäuser gegründet wurden und erloschen. Es war eine Zeit großer Taten. Und doch wissen wir über diese Zeit nur wenig mehr als über das Zeitalter der Dämmerung. Die Geschichten über jene Tage wurden zumeist Tausende Jahre später niedergeschrieben, doch anders als die Kinder des Waldes und die Riesen hinterließen die Ersten Menschen Ruinen und alte Burgen, die Teile der Legenden untermauern. In den Hügellanden findet man steinerne Monumente mit Runeninschriften auf den Grabfeldern. Mithilfe solcher Relikte können wir versuchen, die Wahrheit hinter den Legenden zu ergründen.

Ruine einer Ringfeste der Ersten Menschen.

Allgemein ist man sich einig, dass das Zeitalter der Helden mit dem Pakt begann und Jahrtausende dauerte, in denen die Ersten Menschen und die Kinder in Frieden Seite an Seite lebten. Da ihnen so viel Land überlassen worden war, gediehen die Ersten Menschen hervorragend und vermehrten sich prächtig. Vom Land des Ewigen Winters bis zu den Küsten des Sommermeeres herrschten die Ersten Menschen in ihren Rundschanzen. Überall gab es kleine Könige und mächtige Lords, doch mit der Zeit erwiesen sich einige von ihnen als stärker und legten so den Grundstein für die Sieben Königreiche. Die Namen dieser Könige der Vorzeit wurden in Legenden bewahrt, aber bei den Geschichten, die behaupten, dass sie Jahrhunderte herrschten, muss es sich um Hirngespinste handeln, die in späterer Zeit hinzuerfunden wurden.

Namen wie Brandon der Erbauer, Garth Grünhand, Lenn der Listige oder Durran Götterfluch haben einen magischen Klang. Vermutlich enthalten die Geschichten nur wenig Wahrheit und viel Fantasie. Andernorts werde ich versuchen, die Spreu vom Weizen zu trennen, doch hier wollen wir die Legenden zunächst einmal für bare Münze nehmen.

Neben den sagenumwobenen Königen und den Hundert Königreichen, aus denen die Sieben Königreiche hervorgingen, wurden Helden wie Symeon Sternaugen oder Serwyn vom Spiegelschild zum Stoff für Septone und Sänger. Haben solche Helden wirklich gelebt? Vielleicht. Aber wenn die Sänger Serwyn vom Spiegelschild zu einem Ritter der Königsgarde machen – ein Orden, der erst unter Aegon dem Eroberer gegründet wurde –, wird deutlich, weshalb wir nur wenig glauben können. Die Septone, die sie ursprünglich niederschrieben, wählten die Versatzstücke, die ihnen gefielen, und fügten weitere hinzu, und die Sänger schrieben sie um, manchmal bis zur Unkenntlichkeit, um sich einen warmen Platz in der Halle eines Lords zu sichern. So wird irgendein lang verstorbener Erster Mensch zum Ritter, der die Sieben anbetet, und beschützt Jahrtausende nach seinem Tod die Targaryen-Könige. Wie viele Knaben und Jünglinge lernten dank dieser Geschichten nichts als Unfug über die alte Geschichte von Westeros!

DIE LANGE NACHT

ALS DIE ERSTEN Menschen nach dem Pakt ihre Königreiche gründeten, beschäftigten sie sich nur mit ihren Fehden und Kriegen, das zumindest berichten die Chroniken. Und aus diesen Chroniken erfahren wir auch von der Langen Nacht, als ein Winter kam, der eine Generation lang dauerte und in dem viele Kinder geboren wurden, die aufwuchsen und starben, ohne je einen Frühling erlebt zu haben. In alten Ammenmärchen heißt es sogar, dass manche nie das Licht des Tages erblickten, so hart sei dieser Winter gewesen. Während man solches wohl dem Reich der Fantasie zurechnen muss, kann als gesichert gelten, dass sich vor vielen tausend Jahren eine schreckliche Katastrophe zutrug. Lomas Langschritt erzählt in Weltwunder aus Menschenhand von einem Treffen mit Nachfahren der Rhoynar in den Ruinen Chroyanes, der Stadt der Feste, die von einer Finsternis berichten, welche die Rhoyne schrumpfen und verschwinden ließ. Bis zur Einmündung der Selhoru soll der große Fluss gefroren gewesen sein. Die Sonne soll erst wieder erschienen sein, als ein Held die vielen Kinder der Mutter Rhoyne – kleine Gottheiten wie den Krebskönig und den Alten Mann vom Fluss – überredete, ihren kleinmütigen Streit beizulegen, sich zusammenzutun und ein geheimes Lied zu singen, das den Tag zurückbrachte.

Auch in den Annalen von Asshai wird eine solche Finsternis erwähnt, dazu ein Held, der mit einem roten Schwert dagegen kämpfte. Seine Taten sollen vor dem Aufstieg Valyrias stattgefunden haben, im Ersten Äon der Welt, als Alt-Ghis sein Imperium errichtete. Diese Legende breitete sich von Asshai nach Westen aus, und die Anhänger R’hllors behaupten, der Name dieses Helden sei Azor Ahai, und prophezeien seine Rückkehr. Im Jadekompendium schildert Colloquo Votar eine eigenartige Legende aus Yi Ti, der zufolge die Sonne ein Menschenalter lang ihr Gesicht von der Erde abwandte und sich verhüllte, weil sie sich wegen etwas schämte, das niemand je ans Licht bringen konnte. Die Katastrophe soll durch eine Frau mit einem Affenschwanz beendet worden sein.

Falls es einen solchen Winter wirklich gegeben hat, muss er schreckliche Not gebracht haben. In harten Wintern ist es im Norden immer noch Sitte, dass die Alten und Schwachen verkünden, auf die Jagd zu gehen – wohl wissend, dass sie nicht zurückkehren. Doch so haben die Jüngeren und Stärkeren etwas mehr Nahrung zur Verfügung und können hoffen zu überleben. Zweifellos war dies auch während der Langen Nacht Sitte.

Anderen Sagen mag man kaum glauben, obwohl sie in den alten Chroniken eine große Rolle spielen – über Geschöpfe, die als die Anderen bezeichnet werden. Es heißt, sie seien aus dem eisigen Land des Ewigen Winters gekommen, brachten Kälte und Finsternis mit sich und wollten alles Licht und alle Wärme auslöschen. Sie ritten auf gewaltigen Eisspinnen und toten Pferden, die sie wieder zum Leben erweckt hatten. Auch tote Menschen erweckten sie und ließen sie für sich kämpfen.

Die Anderen reiten auf Eisspinnen und toten Pferden, wie die Legenden behaupten.

Wie die Lange Nacht endete, lässt sich ebenfalls nur den Legenden entnehmen. Im Norden heißt es, ein Letzter Held habe sich aufgemacht, die Kinder des Waldes um Hilfe zu bitten. Seine Gefährten hätten ihn verlassen oder seien einer nach dem anderen gestorben, als sie gegen hungrige Riesen, kalte Diener und die Anderen selbst kämpften. Allein erreichte er schließlich die Kinder, allen Bemühungen der Weißen Wanderer zum Trotz, und dies war der Wendepunkt. Dank der Kinder schlossen sich die ersten Männer der Nachtwache zusammen und schlugen und gewannen die Schlacht um die Dämmerung: die letzte Schlacht, die den endlosen Winter beendete und die Anderen zurück in den eisigen Norden fliehen ließ. Heute, sechstausend Jahre später (oder achttausend nach Die Wahre Geschichte) wird die Mauer, die zur Verteidigung der Reiche der Menschen errichtet wurde, noch immer von den Geschworenen Brüdern der Nachtwache bemannt, und seit vielen Jahrhunderten hat niemand mehr Andere oder Kinder des Waldes gesehen.

DER AUFSTIEG VALYRIAS

WÄHREND SICH WESTEROS von der Langen Nacht erholte, erhob sich in Essos eine neue Macht. Der riesige Kontinent, der sich von der Meerenge bis zur sagenumwobenen Jadesee und dem weit entfernten Ulthos erstreckt, scheint die Wiege aller modernen Zivilisationen zu sein. Die erste – lässt man die zweifelhaften Ansprüche Qarths, die Legenden über das Große Imperium der Dämmerung von Yi Ti und die schattenhaften Sagen über das rätselhafte Asshai beiseite – entstand in Alt-Ghis, einer Stadt, die sich auf Sklaverei stützte. Der legendäre Gründer der Stadt, Grazdan der Große, wird heute noch verehrt, und viele Sklavenhändler benennen ihre Söhne nach ihm. Den ältesten Chroniken der Ghiscari zufolge hat er die Legionen gegründet, die mit ihren drei Speeren und dem hohen Schild im Gleichschritt marschierten und als erste Menschen in Formation kämpften. So kolonisierte Alt-Ghis zunächst das Umland und eroberte und unterjochte später auch seine Nachbarn. Es entstand das erste Imperium und herrschte jahrhundertelang unangefochten.

Diejenigen, die das Reich von Alt-Ghis schließlich niederwarfen, stammten von der großen Halbinsel auf der anderen Seite der Sklavenbucht. Im Schutz der großen Vulkane, die als die Vierzehn Flammen bekannt waren, lernten die Valyrer, Drachen zu zähmen, und machten sie zur furchterregendsten Kriegswaffe, die die bekannte Welt je gesehen hat. In ihren Geschichten behaupteten die Valyrer, selbst von Drachen abzustammen und mit jenen Geschöpfen verwandt zu sein, die sie inzwischen beherrschten.

Drachenherren aus Valyria.

Die große Schönheit der Valyrer – sie hatten Haar wie helles Silber oder Gold und Augen, die in vielen verschiedenen Violetttönen leuchteten, einmalig unter allen Völkern der Welt – ist weithin bekannt und galt oft als Beweis dafür, dass in valyrischen Adern tatsächlich besonderes Blut geflossen sei, was sie von geringeren Menschen unterschied. Doch manche Maester verweisen darauf, dass man bei Tieren durch gezielte Zuchtwahl erstaunliche Ergebnisse erzielen kann und dass abgeschottete Völker oft bemerkenswerte Abweichungen von dem aufweisen, was als üblich gilt. Auch wenn dieser Gedankengang mehr Licht auf die Herkunft der Valyrer wirft, erklärt er nicht die Affinität zu Drachen, über die jene mit valyrischem Blut ohne Zweifel verfügten.

Die Valyrer hatten keine Könige, sondern nannten sich stattdessen Freistaat, weil alle Bürger mit Landbesitz an der Herrschaft beteiligt waren. Archonten halfen bei der Leitung des Staates, doch sie wurden für begrenzte Zeit aus den Reihen der Herren Freistaatler gewählt. Selten lag die Macht in Valyria in den Händen einer großen Familie allein, obwohl es vorkam.

Die Fünf Großen Kriege zwischen dem Freistaat und Alt-Ghis in der Jugend der Welt sind Stoff für Legenden – Feuerstürme, die am Ende stets mit dem Sieg der Valyrer über die Ghiscari endeten. Im Fünften Krieg, dem letzten, sorgten die Valyrer dafür, dass es keinen sechsten gab. Die uralte Ziegelmauer von Alt-Ghis, die Grazdan der Große vor undenklichen Zeiten errichtet hatte, wurde geschleift. Die riesigen Pyramiden, Tempel und Häuser fielen dem Drachenfeuer zum Opfer. Die Felder wurden mit Salz, Kalk und Schädeln bestreut. Viele Ghiscari wurden getötet, andere versklavt und gezwungen, für die Eroberer zu schuften bis zum Tod. So wurden die Ghiscari Teil des neuen Valyrischen Imperiums; und mit der Zeit vergaßen sie sogar die Sprache, die Grazdan gesprochen hatte, und sprachen stattdessen Hochvalyrisch. So gehen Weltreiche unter und neue entstehen.

Der Fall von Alt-Ghis.

© Marc Simonetti

VALYRIAS KINDER

DIE VALYRER ÜBERNAHMEN die beklagenswerte Sitte der Sklaverei von den Ghiscari. Die Ghiscari, die sie besiegten, wurden ihre ersten Sklaven. In den brennenden Bergen der Vierzehn Flammen gab es reiche Erzvorkommen, und die Valyrer gierten danach: Kupfer und Zinn ergaben Bronze für ihre Waffen und Denkmäler; später brauchten sie Eisen, um den Stahl für ihre legendären Klingen zu schmieden; und stets Gold und Silber, um für alles zu zahlen.

Niemand weiß, wie viele Opfer die Fronarbeit in den valyrischen Minen forderte, aber es handelt sich um eine unermesslich große Zahl. Valyria wuchs und brauchte immer mehr Erz, was zu weiteren Eroberungen und Sklavenjagden führte. Die Valyrer breiteten sich in alle Richtungen aus, im Osten über die Städte der Ghiscari hinaus und im Westen bis zur Küste von Essos, bis wohin nicht einmal die Ghiscari vorgedrungen waren.

Die Feuer der Vierzehn Flammen strömen durch Valyria und nähren die Magie der Pyromantiker.

© Ted Nasmith