© Zweite Auflage 2017 by Horst Hanisch, Bonn
© Erste Auflage 2014 by Horst Hanisch, Bonn
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Die Ratschläge in diesem Buch sind sorgfältig erwogen, dennoch kann eine Garantie nicht übernommen werden. Eine Haftung des Autors und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen.
Aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit wird auf das geschlechtsneutrale Differenzieren, zum Beispiel Mitarbeiter/Mitarbeiterin weitestgehend verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung für beide Geschlechter.
Idee und Entwurf: Horst Hanisch, Bonn
Lektorat: Alfred Hanisch, Bonn; Annelie Möskes, Bornheim
Layout und Gestaltung: Guido Lokietek, Aachen; Horst Hanisch, Bonn
Umschlaggestaltung: Christian Spatz, engine-productions, Köln; Horst Hanisch, Bonn
Fotos: Umschlag: Christian Spatz, engine-productions; Fotos, wenn nicht anders angegeben, und Zeichnungen: Horst Hanisch, Bonn
Herstellung und Verlag: BoD - Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN-13: 978-3-7448-0362-5
Dies sind die Gesetze der Dschungel. So alt und klar wie das Licht; Der Wolf, der sie hält, wird
gedeihen, und sterben der Wolf, der sie bricht.
Dschungelbuch. Joseph Rudyard Kipling, brit. Schriftsteller und Nobelpreisträger
(1865 - 1936)
Als die Idee an mich herangetragen wurde, einen Dschungel-Knigge zu schreiben, fühlte ich mich einen Moment lang überfordert. Es nahm tatsächlich einige Wochen in Anspruch, bis ich mich zu diesem Projekt hingezogen fühlte. Einmal dabei, Text zu schreiben, kamen mir mehr und mehr Ideen, die zu diesem Thema passen könnten. So musste ich mir schließlich aussuchen, was nicht in diesem Dschungel-Knigge erscheinen sollte.
Das Buch sollte kein Ratgeber des Überlebens im Dschungel werden. Wie baue ich mit bloßen Händen nach einem Robinson-Angespült-Werden am Ufer eine Hütte? Wie entflamme ich ein Feuer oder ähnliches?
Aber was sollte es dann werden? Eher doch etwas, das allgemeiner gehalten wird? Nach mehreren Gesprächen mit unseren Knigge-Teamern, nach Recherche in Literatur, Presse und Internet, sowie nach Austausch mit einigen Freunden zum Thema, entstand schließlich das Manuskript, das Ihnen nun in Buchform vorliegt. Es passt wunderbar zu dem erstmals 2012 erschienenen ‚Klo- und Pinkel-Knigge 2100‘. Ein Buch, das, genau genommen, niemand benötigt. Ein Ratgeber, der kaum bis keine Tipps für das gesellschaftliche oder berufliche Fortkommen gibt. Demnach eines der vielen Bücher, die sich einfach nur so zum Verschenken eignen, um dann ungelesen in irgendeinem Bücherregal zu verschwinden.
Sollten Sie, liebe Leserin, lieber Leser, es gepackt haben, bis hierher zu lesen, dann soll Ihnen offenbart werden, dass die Recherche zu diesem Buch doch sehr Interessantes zu Tage brachte. Was bedeutet denn nun Dschungel? Weshalb gibt es ausgezeichnete Bücher, Filme, Berichte, die sich mit dem Thema Dschungel auseinandersetzen? Liegt es an dem Mystischen? Oder liegt es eher an dem Kribbeln auf der Haut? An dem Unbekannten? Vielleicht gibt es etwas bisher Verstecktes, etwas Schauerliches, vielleicht sogar etwas Bedrohliches, das die Neugierde in uns weckt?
Allein die Tatsache, nicht allzu weit schauen zu können, da grünes und wildwucherndes Dickicht den (Weit-)Blick verwehrt, erzeugt ein eigenartiges Gefühl in der Bauchgegend. Vieles, das für den Menschen nicht greifbar oder durchschaubar ist, baut eine gewisse Fremdheit auf. Dinge, die sich dort verstecken, regen unsere Fantasie an. Was gibt es zu entdecken? Lässt sich etwas finden, was im Laufe der Zeit die üppig wachsende Vegetation verbirgt? Viele reizt der Gedanke, Vergessenes wiederzuentdecken.
Liegt darin der Reiz des Dschungels verborgen?
Wir werden in diesem Buch in 4 Kapiteln auf folgende Schwerpunkte eingehen:
Lassen Sie sich entführen in die ‚Grüne Hölle‘. Seien Sie so freundlich, nicht alles tierisch ernst zu nehmen. Das eine oder andere soll zum Schmunzeln oder zum Nachdenken anregen.
Möglicherweise öffnen die angesprochenen Themenbereiche einen Blick für ein bisher weniger beachtetes Thema.
Auf vielen Reisen zu verschiedenen Plätzen dieser Welt war und ist es mir immer ein Bedürfnis, mit den Menschen vor Ort ein kleines Gespräch zu führen. Und damit meine ich nicht nur Reiseleiter und Hotelangestellte, sondern tatsächlich den so genannten ‚kleinen Mann‘ oder die ‚kleine Frau‘ auf der Straße. Meistens freuen sich die Menschen darüber, von einem Fremden ein ‚paar Brocken‘ in der Landes- oder Regionalsprache zu hören. Die Kommunikation kann unter Umständen sehr stark über die Körpersprache geführt werden. Lächeln und freundliches Lachen erleichtern den kommunikativen Austausch. Ein paar interaktive Minuten können viel über die Lebensweise der Menschen verraten.
Während einer Studienreise ergeben sich immer wieder Möglichkeiten, auch einen längeren Plausch mit einem Einheimischen zu führen. Merkt Ihr Gegenüber echtes Interesse, zeigt er in der Regel auch die Bereitschaft, mehr als nur Floskeln auszutauschen.
Besser ist es natürlich, wenn sich die Zeit aufbringen lässt, ein paar Tage im Austausch bleiben zu können.
In diesem Buch werden einige kurze Erfahrungsberichte eingefügt, die verständlicherweise rein subjektiv geschrieben sind. Sie stammen aus verschiedenen ‚Ecken des Globusses‘. Und sie sollen die Vielfältigkeit und Verschiedenartigkeit auf dieser Welt zeigen.
Ich danke Ihnen, dass Sie sich die Zeit nehmen, dieses Buch zu lesen. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen auf den folgenden Seiten. Konstruktive Anregungen sind gerne willkommen. Lassen Sie uns mit der Reise durch den Dschungel beginnen.
Auf dass wir den Durchblick im Dschungel nicht verlieren!
Horst Hanisch
Eine Schlange macht noch keinen Dschungel.
Friedrich Löchner (eigentlich Erich Ellinger), dt. Pädagoge
(1915 - 2013)
Nun, was stellt sich die Durchschnitts-Bürgerin bzw. der Durchschnitts-Bürger vor, wenn sie/er an den Dschungel denkt?
Er denkt an Bäume, hohe Bäume. An viele Bäume, eben an Wald, an einen undurchdringlichen Wald. Er denkt an Bäume so hoch, dass die Sonne nicht zu sehen ist. Bäume so dicht, dass eine Machete (eine Art Säbel) gebraucht wird, um sich durch das Dickicht zu schlagen. Natürlich viele Lianen, kreuz und quer. Und dann die Luftfeuchtigkeit. Ui – sehr hoch – sehr feucht. Es ergeben sich peinlich deutliche Schwitzflecken unter den Achseln, auf dem Hemd bzw. der Bluse. Und tellergroße Schwitzflecken auf dem Rücken und auf der Brust. Schweißperlen stehen auf der Stirn, das Gesicht glänzt feucht. Der Körper ist klitschnass. Die Kleidung klebt am Körper. Die Schuhe scheinen sich tonnenschwer durch den modrigen und glitschigen Matsch zu quälen.
Und dann: es schwirrt überall. Fliegen, Mücken, Käfer, teilweise so klein, dass sie nur als dunkle Pünktchen auf der Kleidung zu erkennen sind.
Dauernd muss mit der Hand gewedelt werden, um hinderliche Insekten zu verscheuchen. Immer mal wieder muss ein scharfer Luftstoß durch die Lippen gepresst werden, um die lästigen Insekten, die sich auf der Lippe und der Oberlippe niedergelassen haben, zumindest für ein paar Sekunden, zu verscheuchen. Dauernd entsteht das Gefühl, dass sich ein lästiges und ärgerliches Insekt unter den Hemdkragen verirrt hat. Es juckt und beißt hier und dort, genaugenommen überall.
Und schließlich die Geräusche. Überall zischt, zirpt und züngelt es. Gellendes Gekreische unterbricht die sowieso schon mächtige Geräuschkulisse. Es quakt und knackt an allen Seiten, vorn, aber auch hinten, so dass sich keiner sicher sein kann, wer oder was sich hinterlistig um einen tummelt.
Und hat sich nicht eben dort vorne etwas bewegt? Hier knackt es ganz deutlich. Plötzlich das irre Kreischen wild aufflatternder Paradiesvögel und bunter Papageien.
Dabei ist es ziemlich beruhigend zu wissen, dass sich die meisten Gift- und Würgeschlangen nicht die Bohne um den Menschen kümmern. Aber wissen das die Schlangen auch wirklich? Die zarten, schlanken, aber blitzschnellen Giftschlangen, die harmlos an den Ästen herunterhängen? Und dann unerwartet auf das Opfer zustoßen. Ein kurzer, kräftiger, knackender Biss, kaum mehr als eine kleine Betäubungspritze beim Zahnarzt – und schon wird alles um einen herum wohlig und warm. Bizarre Farben und Formen bilden sich vor den Augen. Ein Gefühl der unendlichen Freiheit, der Unbesorgtheit, stellt sich ein. Das schwache Licht, das das dichte Blätterdach durchlässt, wird immer diffuser. Die vielfältigen Geräusche treten in den Hintergrund der Gefühlswahrnehmungen. Eine seltsame, beruhigende Schwere im Körper stellt sich ein. Ein Lächeln huscht auf das Gesicht. Ein letzter Atemhauch entwindet zwischen den blässlichen, bläulichen Lippen.
Tja, das war’s dann wohl mit der Expedition durch den Dschungel. Die Würgeschlangen müssen auf ein anderes Opfer warten. Die mit vielen Pflanzen überwucherten steinalten Monumental- und Ritualbauten müssen auf den nächsten mutigen Entdecker warten. Sie harren sowieso schon Jahrzehnte, teilweise Jahrhunderte aus. Da kommt es auf ein Menschenleben nicht an.
Affentempel in Thailand
So ist das bei vielen, wenn sie über den Dschungel nachdenken. Dabei wird allerdings häufig großzügig darüber hinweggesehen, dass der Dschungel nur in bestimmten, ganz genau umrissenen Gebieten als solcher genannt wird.
In der uralten Hindi-Sprache, die überwiegend im Norden und in der Mitte Indiens gesprochen wird, gibt es das Wort ‚jangal‘. Dieses Wort findet seinen Ursprung in dem altindischen Sanskrit-Wort ‚jangala‘. Und dieses Wort stand für ein Gebiet, das nicht wertvoll genug erschien, bearbeitet zu werden. Konkret stand es für die Wildnis, die Wüste, den Wald ganz allgemein, aber auch für Ödland, für alle Landstriche, die für den früheren Menschen unfruchtbar waren bzw. auf denen nichts anzubauen war.
Später besetzten die Briten die indischen Gebiete. Und wie das oft so ist, werden bestimmte Begriffe in die eigene Sprache übernommen. Die dort lebenden Briten kreierten aus ‚jangal‘ das englische Wort ‚jungle‘, mit dem sie den subtropischen Monsunwald bezeichneten. Daraus entstand das bei uns gebräuchliche Wort Dschungel.
Und wo befindet sich nun der ‚echte‘ Dschungel? Zunächst gibt es eine Eingrenzung nach Breitengraden. Der Dschungel befindet sich zwischen dem nördlichen und dem südlichen Wendekreis.
Das sind der 23ste nördliche und 23ste südliche Breitengrad. Dieser Bereich ist als Tropen bekannt. Und dort, also weder nördlicher, noch südlicher, treffen wir auf Dschungelgebiete.
Und dann eine Einschränkung nach Gebieten. Denn ausschließlich in Süd-Ostasien werden die auf der Skizze dargestellten geographischen Gebiete als Dschungel bezeichnet. Immerhin umfassen etwa 2.340.000 Quadratkilometer der Erde die Dschungel-Gebiete. Zum Vergleich: Die Bundesrepublik Deutschland weist eine Fläche von ca. 357.121 Quadratkilometern als ihr Staatsgebiet auf. Nehmen wir Deutschlands Fläche sechseinhalbmal nebeneinander, haben wir das Dschungelgebiet der Welt. Aufpassen, dass Sie sich darin nicht verlaufen ...
Die hier aufgelisteten Länder dürfen für sich in Anspruch nehmen, ein Dschungelgebiet zu haben (laut der Website faszinationregenwald.de, Stand Januar 2017, wobei die Zahlen in Klammern jeweils die Dschungelfläche im qkm angeben. Auflistung nach Größe der Dschungel-Fläche; die ersten vier Länder mit Größenangaben, die allerdings je nach Quelle variieren):
Indonesien
(950.000)
Kambodscha
(360.000)
Myanmar
(320.000)
Papua-Neuguinea
(290.000)
Malaysia
Philippinen
Sri Lanka
Thailand
Vietnam
Laos
Brunei
Indien