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Pflege studieren
Herausgegeben von Prof. Dr. Dr. h. c. Andreas Büscher
| Prof. Dr. Andrea Schiff lehrt Pflegewissenschaft am Fachbereich Gesundheitswesen an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen, Abt. Köln. | |
| Prof. Dr. Hans-Ulrich Dallmann lehrt Ethik am Fachbereich Sozial- und Gesundheitswesen der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen. |
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.
UTB-Band-Nr.: 5587
ISBN 978–3–8252–5587–9
© 2021 by Ernst Reinhardt, GmbH & Co KG, Verlag, München
Dieses Werk einschließlich seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne schriftliche Zustimmung der Ernst Reinhardt, GmbH & Co KG, München, unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen in andere Sprachen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Printed in EU
Einbandgestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart
Cover unter Verwendung einer Grafik von iStock.com/pop-jop
Satz: FELSBERG Satz & Layout, Göttingen
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Inhalt
Vorwort
Einleitung
1 Elemente der Pflegeethik
1.1 Ethische Orientierung in der Pflege
1.1.1 Ethik und Lebensführung
1.1.2 Perspektiven ethischer Reflexion
1.1.3 Die Sprache der Bewertungen
1.1.4 Ethik der Pflege als Hermeneutik
und Kritik pflegerischer Praxis
1.2 Ethische Kompetenz
1.2.1 Wahrnehmen
1.2.2 Bewerten und beurteilen
1.2.3 Schließen
1.2.4 Handeln
1.3 Ethische Methoden
1.3.1 Methoden der Urteilsfindung
1.3.2 Institutionalisierte Formen ethischer Urteilsbildung
1.4 Ethische Prinzipien in der Pflege
1.4.1 Prinzipien, Normen und Handlungen
1.4.2 Non-Malefizienz und Benefizienz
1.4.3 Autonomie
1.4.4 Gerechtigkeit
2 Dimensionen menschlicher Existenz
2.1 Leiblichkeit
2.1.1 Leibphänomenologie
2.1.2 Pflege und Phänomenologie
2.1.3 Kranksein und Krankheit
2.2 Subjekte, Personen, Identität
2.2.1 Subjekt
2.2.2 Person
2.2.3 Identität
2.3 Menschenwürde und Menschenrechte
2.3.1 Menschenwürde
2.3.2 Menschenrechte
2.4 Sinn
2.4.1 Sinnzuschreibungen
2.4.2 Umgang mit Schuld
2.4.3 Religiöse Deutungsmuster
2.5 Sterben, Tod und Trauer
2.5.1 Memento mori – Gedenke des Todes
2.5.2 Hirntodkriterium
2.5.3 Selbstbestimmtes Sterben
2.5.4 Umgang mit dem menschlichen Leichnam
2.5.5 Trauer
3 Dimensionen der Ethik in der Pflege
3.1 Dimension der zu pflegenden Personen
3.1.1 Autonomie von Patientinnen und Patienten
3.1.2 Relationale Autonomie
3.1.3 Lebensweltorientierung
3.1.4 Einbeziehung Angehöriger
3.1.5 Adhärenz
3.2 Pflegende Person
3.2.1 Kompetenzen
3.2.2 Haltungen
3.2.3 Habitus
3.2.4 Verantwortung
3.3 Profession
3.3.1 Kammern und Berufskodex
3.3.2 Professionelle Ambivalenzen
3.3.3 Typen pflegerischen Handelns
3.3.4 Zweckrationale Orientierungen in der Pflege
3.3.5 Neue Technologien und Pflege
3.3.6 Handeln in Grenzsituationen
3.4 Institution
3.4.1 Institution und Organisation
3.4.2 Macht und Asymmetrien in der Pflege
3.4.3 Multiprofessionelle Teams
3.4.4 Konflikt und Loyalität
3.4.5 Verhaltensregeln
3.4.6 Ökonomisierung
3.5 Gesellschaft
3.5.1 Migration, Kultur und Ethnizität
3.5.2 Gesundheitspolitik
3.5.3 Rationierung und Priorisierung
4 Ethische Reflexion
in unterschiedlichen Kontexten der Pflege
4.1 Notfallpflege
4.2 Intensivpflege
4.2.1 Sterben auf der Intensivstation
4.2.2 Hirntod und Organentnahme
4.2.3 Besuchszeiten
4.2.4 Posttraumatische Belastungsstörung und Intensivtagebücher
4.3 Pflege in der frühen Lebenszeit, in Kindheit und Jugend
4.3.1 Risikoschwangerschaft und präpartale Elternbetreuung
4.3.2 Glücklose Schwangerschaften
4.3.3 Pflege in der Neonatologie an der Lebensgrenze
4.3.4 Stellvertretung und Selbständigkeit
4.3.5 Wunsch nach Normalität
4.4 Pflege in der eigenen Häuslichkeit
4.4.1 Situation der Pflegefachkräfte
4.4.2 Belastungen von Angehörigen
4.4.3 Entlastungsmöglichkeiten
4.5 Stationäre Altenhilfe
4.5.1 Bedeutung der Lebensgeschichte
4.5.2 Multikulturelle Teams
4.5.3 Selbstschädigung vs. Autonomie
4.5.4 Freiheitseinschränkende Maßnahmen
4.6 Pflege von Menschen mit Demenz
4.6.1 Beziehungsgestaltung und Person-sein
4.6.2 Baulich-technologische Neuerungen
4.6.3 Robotische Systeme
4.6.4 Segregation oder Inklusion
4.7 Pflege am Lebensende
4.7.1 Gesundheitliche Vorausplanung
für das Lebensende
4.7.2 Freiwilliger Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit
4.7.3 Palliative Sedierung
4.7.4 Abschied und Frieden
4.8 Pflege in der Psychiatrie
4.8.1 Das Konstrukt „psychische Krankheit“
4.8.2 Stigmatisierung
4.8.3 Zwangsmaßnahmen und Zwangsbehandlung
4.9 Pflege von Menschen in prekären Lebenslagen
4.9.1 Wohnsitz- und Obdachlosigkeit
4.9.2 Leben in der „Illegalität“
Literatur
Sachregister
Vorwort
Ein Arbeitswissenschaftler einer internationalen Forschungsgruppe berichtete aus den skandinavischen Ländern von einer interessanten Beobachtung zum Thema „Forschung zu Belastungen im Pflegebereich“: Zu Beginn wurden die physischen Arbeitsbedingungen und -belastungen untersucht. Einige Zeit später wurde auch zu den psychischen Belastungen geforscht, die mit der fortwährenden Auseinandersetzung mit Krankheit, Pflegebedürftigkeit und ihren Folgen für Pflegende einhergehen. Erst mit einiger Verspätung schloss sich als dritter Aspekt die Forschung zur ethischen Belastung an.
Der Bericht dieses Arbeitswissenschaftlers liegt mittlerweile einige Jahre zurück. Auch wenn die Ethik heute Teil der Forschung ist, so bleibt der Eindruck bestehen, dass die ethische Belastung nach wie vor nicht ausreichend beachtet wird, wenn es um die Betrachtung der Arbeitsbedingungen und -belastungen von Pflegenden geht. Entscheidungen in ethisch problematischen Situationen werden eher mit anderen Berufsgruppen in Verbindung gebracht. Dabei liegt es auf der Hand, dass Pflegende in ihrem Alltag ständig Situationen ethisch abwägen und ethische Entscheidungen treffen müssen.
Oft müssen diese Entscheidungen unter Zeitdruck getroffen werden. Für ein sorgsames ethisches Abwägen bleibt wenig Raum. Da die Entscheidungen jedoch fortwährend von den Pflegenden verlangt werden, kommt es zur ethischen Belastung.
Es ist vor diesem Hintergrund sehr erfreulich, dass der Band „Ethik in der Pflege“ die Lehrbuchreihe „Pflege studieren“ eröffnet. Andrea Schiff und Hans-Ulrich Dallmann zeigen aus unterschiedlichen Perspektiven einen Zugang zu ethischen Fragen in der Pflege auf und eröffnen Möglichkeiten zur Reflexion von und Entscheidungen bei ethischen Fragen. In ihrer Einleitung weisen sie darauf hin, dass Ethik nicht das Sahnehäubchen auf dem Berufsalltag ist, sondern sich fortwährend in der Pflegepraxis erweisen muss. Die Auseinandersetzung mit ethischen Fragen ist eine dauerhafte Aufgabe in allen Bereichen pflegerischer Praxis, und der vorliegende Band liefert dafür das nötige Hintergrundwissen.
Der Band „Ethik in der Pflege“ bildet den Auftakt der neuen Buchreihe für das Pflegestudium. Das Pflegeberufegesetz sieht neben der weiter bestehenden fachschulischen Ausbildung ein Hochschulstudium mit einem Bachelorabschluss als Qualifikation für eine Tätigkeit in der Pflege vor. Bereits seit einigen Jahren gibt es unterschiedliche Studiengänge, die für eine Berufstätigkeit in der Pflege qualifizieren. Durch das Pflegeberufegesetz wurden die Kompetenzen festgelegt, die im Rahmen einer hochschulischen Pflegeausbildung vermittelt werden sollen. Dazu zählen:
• komplexe Pflegeprozesse bei Menschen aller Altersstufen wissenschaftsbasiert steuern und gestalten zu können;
• vertieftes Wissen über Grundlagen der Pflegewissenschaft und des gesellschaftlich-institutionellen Rahmens des pflegerischen Handelns anwenden und dadurch die gesundheitliche und pflegerische Versorgung mitgestalten zu können;
• sich Forschungsgebiete der Pflege erschließen und forschungsgestütze Problemlösungen und neue Technologien in das berufliche Handeln übertragen zu können;
• sich kritisch-reflexiv and analytisch sowohl mit theoretischem wie auch praktischem Wissen auseinandersetzen und wissenschaftsbasierte Lösungsansätze zur Verbesserung der Pflege entwickeln und implementieren zu können und
• an der Entwicklung von Qualitätsmanagementkonzepten mitwirken zu können.
Die Bände der Reihe „Pflege studieren“ fördern gezielt die Kompetenzen in diesen Bereichen. Sie bieten die Möglichkeit zu einer theoretisch-wissenschaftlichen Vertiefung unterschiedlicher Inhalte und schlagen die Brücke zu daraus resultierenden Fragen der Pflegepraxis. Sie sind darauf ausgerichtet, gute Begleiter durch das Pflegestudium zu sein. Sie eignen sich aber auch für diejenigen, die sich im Rahmen von Aus-, Fort- und Weiterbildung mit Fragen der Weiterentwicklung der Pflege befassen. Weitere Bände sollen sich mit folgenden Themen befassen:
Case Management, Beratung und Kommunikation in der Pflege
Qualität in der Pflege
Pflege im Lebensverlauf
Grundlagen der Pflegepraxis
Pflegeforschung
Recht in der Pflege
Bezugswissenschaften in der Pflege
Pflege im Gesundheitssystem
Handlungsfelder in der Pflege
Osnabrück, Februar 2021 Prof. Dr. Andreas Büscher
Einleitung
Dieses Buch zur Ethik in der Pflege ist in den Wochen und Monaten der COVID-19-Pandemie entstanden. Die Beschäftigung mit manchen Themen gewann dabei eine mitunter verstörende Aktualität, z. B. als wir uns mit dem Thema Triage befassten. Trotzdem liegt der Fokus der Ethik in der Pflege auf den Herausforderungen und Problemen der alltäglichen professionellen Pflegepraxis.
Pflegefachkräfte wissen, was sie im Arbeitsalltag tun müssen. Sie sind durch ihre Ausbildung oder ihr Studium hoch qualifiziert für eine verantwortungsvolle Tätigkeit. Deshalb wäre es ein Missverständnis zu denken, zu dem, was an Wissen und Kompetenzen in der Pflege vorhanden ist, müsste noch etwas Übergeordnetes hinzugefügt werden, das dem allen Sinn und Rechtfertigung verleiht. Ethik ist nicht das Sahnehäubchen auf dem Berufsalltag. Die Relevanz der Ethik der Pflege muss sich in ihr erweisen und nicht über ihr.
Bei der Abfassung des Buches haben wir auf Vorarbeiten zurückgegriffen (z. B. Dallmann / Schiff 2016). Gleichwohl verfolgt es den Ansatz, allgemein in die Ethik der Pflege einzuführen und deren wichtigste Themen und Begriffe darzulegen. Die eigene Position lässt sich dabei nicht immer komplett ausblenden. Die Lesenden sollen sich ihr eigenes Urteil bilden – und möglichst gut begründen können.
Konzeptionell ist das Buch so strukturiert, dass in den ersten beiden Kapiteln ethische Grundlagen vorgestellt werden und in den Kapiteln drei und vier Dimensionen und Kontexte der Pflege auf ihre ethischen Probleme befragt werden. Als Elemente der Pflegeethik (Kap. 1) werden der Bezug auf Orientierungsfragen und die Orientierungsmittel vorgestellt. Als ein leitendes Prinzip werden die unterschiedlichen Perspektiven der ersten (ich / wir), zweiten (du / ihr) und dritten Person (er / sie / es / sie) zugrunde gelegt, die einen reflexiven, einen verantwortlichen und einen universalisierenden Zugang zu ethischen Fragen ermöglichen. Pflege und ihre ethische Orientierung basiert auf einem expliziten oder impliziten Verständnis menschlicher Existenz. Deren Dimensionen (Kap. 2) werden als Zusammenspiel von leiblicher Verfasstheit und bewusster Auseinandersetzung mit der Umwelt entwickelt. Besondere Bedeutung haben hier die sinnhaften Selbstbeschreibungen, mit denen sich Personen in ihrer Lebensführung orientieren. Diese werden insbesondere in Krisensituationen bedeutsam und prägen auch den Umgang mit Sterben und Tod.
Pflege bewegt sich in verschiedenen Dimensionen, die vom Individuum bis zur Gesellschaft reichen (Kap. 3). Diese Dimensionen werden daraufhin untersucht, welche typischen ethischen Herausforderungen in ihnen bestehen. Ausgehend von der individuellen Dimension der zu pflegenden und der pflegenden Personen werden die Profession und die Institutionen der Pflege sowie ihre gesellschaftliche Einbettung erörtert. Schließlich ist die Pflege in spezifischen Kontexten und Settings mit unterschiedlichen ethischen Fragen konfrontiert (Kap. 4). In der Lebensspanne zwischen Geburt und Sterben stellen sich Herausforderungen je eigener Art. In der Diskussion wird jeweils die aktuelle Forschungslage zum Ausgangspunkt gewählt. Ein Fokus liegt bei den einzelnen Bereichen auf der Personen- und Familienorientierung (bzw. der Orientierung an den An- und Zugehörigen).
Jedes einführende Lehrbuch muss eine Auswahl treffen und kann nicht den Anspruch erheben, das gesamte Feld umfassend abzudecken. Deshalb stehen die jeweils ausgewählten Themen exemplarisch für einen umfassenderen Zusammenhang.
Die didaktischen Anregungen sind sowohl für Einzel- als auch Kleingruppenarbeit geeignet. Gleichwohl ist die gemeinsame Auseinandersetzung und Diskussion gerade in der Ethik der Pflege von besonderer Bedeutung. Das gemeinsame Abwägen von Argumenten und Gründen macht den Kern ethischer Reflexion aus. Hierfür soll das Buch vielfältige Anregungen bieten.
1 Elemente der Pflegeethik
Ethik hat es mit Orientierungsfragen zu tun. Diese stellen sich für einzelne Handlungen ebenso wie in der Lebensführung oder im Berufsalltag. Ihnen eigen ist eine Perspektivität, die sich anhand der Personalpronomen erschließt: als reflexive, intersubjektive und universale Ausrichtung. Ethische Aussagen sind immer evaluativ, weshalb die Frage der Bewertungsmaßstäbe eine wichtige Rolle spielt. Die Aufgabe der Ethik in der Pflege ist es, Orientierungsfragen im Berufsalltag zu thematisieren und mit Gründen zu erörtern. Dabei geht es sowohl um das bessere Verständnis als auch um die Kritik der Praxis und ihrer spezifischen Probleme. Hierfür wird ethische Kompetenz benötigt, die in reflektiertem Wahrnehmen, Urteilen, Schließen und Handeln besteht. Mit vier ethischen Prinzipien (Nicht-Schaden, Fürsorge, Autonomie und Gerechtigkeit) steht eine Basis zur Verfügung, welche die Diskussion über ethische Orientierung zu strukturieren hilft.
1.1Ethische Orientierung in der Pflege
Menschen werden im Alltag mit Fragen ethischer Orientierung konfrontiert: bei Fragen der Ernährung (da manchmal sehr emotional und grundsätzlich), bei Fragen der Fortbewegung (wie viel Kohlendioxid soll oder darf die eigene Mobilität verbrauchen?) oder der Berufswahl. Aber neben solchen „großen Fragen“ gibt es andere, die unvermittelt auftauchen und meistens mit einer Warum-Frage beginnen: „Warum habe ich das bloß gemacht?“ oder „Warum findest Du das gut?“
Ethische Orientierung ist ein Bestandteil der Lebensführung und zu ihr gehört die berufliche Tätigkeit. Der Unterschied zwischen Alltag und Beruf ist nicht grundsätzlicher Natur. Verschieden sind die Themen und Handlungsfelder, in denen Orientierungsfragen auftauchen. Der Bedarf an ethischer Orientierung kann in jeder Situation entstehen. Etwa bei der Frage, wie auf das Klingeln von Patientinnen und Patienten reagiert wird, die sich immer „wegen jeder Kleinigkeit“ regen, oder wie man dem Fehlverhalten von Kolleginnen und Kollegen begegnet. Orientierung wird gesucht, wenn Personen sich einer Entscheidung unsicher sind. Oft wird erst im Nachhinein überlegt, ob gut war, was getan wurde.
Warum-Fragen werden gestellt, wenn man das Verhalten von Personen oder sich selbst nicht richtig versteht. Mit der Antwort auf solche Fragen wird versucht, das Handeln anderen (oder sich selbst) gegenüber verständlich zu machen. Solche Antworten haben eine funktionale (die den Zweck angibt) und eine evaluative Komponente.
Frau Schreiber und Herr Meister haben geklingelt. Auf die Frage, warum die Pflegefachkraft zuerst zu Frau Schreiber gegangen ist, könnte sie antworten: „Ich bin zuerst zu Frau Schreiber gegangen, weil sie Schmerzen hat.“ Die evaluative, bewertende Komponente dieser Antwort besteht in der Überzeugung, dass die Schmerzen von Frau Schreiber es vordringlich machen, zu ihr zu gehen, weil die Behandlung der Schmerzen wichtiger ist, als der von Herrn Meister geäußerte Wunsch, das Fenster zu öffnen, um zu lüften.
Auf Warum-Fragen wird in der Regel mit Weil-Antworten reagiert. Es werden entweder Gründe genannt, die für eine Handlung sprechen, oder Gründe, die das vollzogene Handeln rechtfertigen. In welchen Dimensionen stellen sich nun Orientierungsfragen und wie sehen typische Antworten aus?
1.1.1Ethik und Lebensführung
Fragen der ethischen Orientierung beziehen sich entweder auf konkrete Handlungen oder auf die Lebensführung im Ganzen. Diese setzt sich aus unterschiedlichen Praktiken mit unterschiedlichen Logiken zusammen.
Lebensformen bestehen aus einem Bündel sozialer Praktiken, die miteinander zusammenhängen und aufeinander bezogen sind (Jaeggi 2014, 77). Sie sind kollektive Formen und haben Alltagscharakter. Sie sind normativ geprägt und üben auf Menschen, die eine Lebensform teilen, einen Konformitätsdruck aus.
Die Lebensführung ist demgegenüber ein eher individuelles Phänomen, sie ist aber durch eine bestimmte Ausrichtung geprägt. Das Leben wird – mehr oder weniger – aktiv geführt. Dabei ist die Lebensführung durch die Sozialisation angelegt. Insofern vollzieht sie sich innerhalb bestimmter Lebensformen (Jaeggi 2014, 71).
Lebensform und -führung sind zu unterscheiden vom Lebensstil und der Lebenslage. „Lifestyle“ (das englische Synonym von Lebensstil) ist die Art, wie dem Leben eine äußere Form gegeben wird. Sie ist nicht im starken Sinne individuell, sondern hängt von Moden ab und vom Milieu, in dem sich eine Person bewegt. Lebenslage bezieht sich auf die sozioökonomische Situation, innerhalb derer Menschen ihr Leben führen. Sie hat deshalb einen objektiven Charakter.
Handlungen sind im Unterschied zum Verhalten durch Intentionen gekennzeichnet (Kap. 1.4.1). Darunter sind Interessen, Präferenzen oder Zwecke zu verstehen, auf die das Handeln ausgerichtet ist. Sie haben eine Verbindung mit Werten und Wertungen und dienen der Beurteilung der Handlungsziele. Neben den Werten beziehen sich präskriptive (vorschreibende) Normen auf Handlungen.
Normen kommen ins Spiel, wenn Handeln sich an Erwartungen orientiert (Kap. 1.4.1). Präskriptiv sind Normen, wenn sie Handlungen ge- oder verbieten. Dadurch ermöglichen sie Freiheit. Freiheit ist mehr als die Wahl zwischen Handlungsalternativen. Erst durch eine explizit formulierte Erwartung (Norm) ist eine Person veranlasst, sich im Blick auf sie zu bestimmen. Normen eröffnen einen sozialen Bereich, in dem Personen sich wechselseitig an gemeinsam geteilten Normen so orientieren, dass die Freiheit der einen mit der einer jeden anderen Person gleichzeitig bestehen kann (Tab. 1).
Blickt man statt auf einzelne Handlungen auf Lebensformen, spielen Normen anderer Art eine zentrale Rolle. Lebensformen sind nicht nur durch vorschreibende, sondern auch durch konstitutive Normen bestimmt. Konstitutive Normen sind Spielregeln, sie konstituieren eine Praxis. Wer sich nicht an sie hält, begeht keine moralische Verfehlung, sondern spielt ein anderes Spiel. Gesellschaftliche Praktiken sind von diesen Regeln bestimmt. Sie erzeugen ein Erwartungsgeflecht innerhalb der Lebensformen. Insofern prägen sie die individuelle Lebensführung, die sich innerhalb dieser Lebensformen und in kritischer Auseinandersetzung mit ihnen vollzieht. Für Spielregeln gibt es keine Ewigkeitsgarantie. Sie verändern sich mit der Zeit. Damit stellt sich die Frage, wann ein Spiel sich so verändert hat, dass es nicht mehr das alte ist. Dies lässt sich nicht abstrakt beantworten, meistens wird erst im Rückblick deutlich, dass Praktiken sich so verändert haben, dass sie mit dem Vorigen nur mehr den Namen teilen.
Neben den Spielregeln haben innerhalb der Lebensformen Werte eine orientierende Funktion. Wie bei Handlungen beziehen sie sich auf Ziele, aber nicht auf Folgen oder Ergebnisse, sondern sie richten eine Lebensform im Ganzen aus. In der Institutionentheorie spricht man von der Idee, die für eine Institution konstitutiv ist. In diesem Sinne prägen zentrale Werte eine Lebensform. Dies wirkt auf die Lebensführung zurück: Werte dienen der Reflexion auf eine gelungenere oder weniger gelungene Lebensführung.
Tab. 1: Normen und Werte
| Handeln | Lebensführung | |
| Normen | präskriptiv | konstitutiv |
| Werte | Intention | Idee |
1.1.2Perspektiven ethischer Reflexion
Aus verschiedenen Perspektiven gerät der ethischen Reflexion Unterschiedliches in den Blick. Das System der Personalpronomen ermöglicht hierzu einen Zugang. Die erste, zweite und dritte Person (in Singular und Plural) markieren unterschiedliche Felder ethischer Orientierungsfragen (Habermas 2019b, 780).
Die Perspektive der ersten Person ist reflexiv. Zentrale Fragen sind im Blick auf Handlungen: „Was soll ich, was sollen wir tun?“ und auf die Lebensführung: „Wie will ich, wie wollen wir leben?“, „Was ist für mich, was ist für uns ein gutes Leben?“. Die Perspektive der zweiten Person eröffnet einen gemeinsamen Raum der Verantwortung. Denn sobald Personen sich auf diese Perspektive einlassen, gehen sie ein Verhältnis wechselseitiger Abhängigkeit ein (Habermas 2019b, 460). Es ist das konkrete Gegenüber, von dem die Aufforderung ausgeht, ihm zu antworten. Die Perspektive der dritten Person eröffnet einen objektivierenden Blick auf das Handeln und die Lebensführung entweder im deskriptiven Sinn, woran Handeln und Lebensführung faktisch orientiert sind, oder im normativen Sinn, woran beide sich orientieren sollen.
Frau Bender erfährt bei einer Untersuchung im Rahmen der pränatalen Diagnostik, dass bei ihrem Kind Trisomie 21 diagnostiziert wurde. Für sie selbst stellen sich in Perspektive der ersten Person die Fragen, ob sie bereit und in der Lage ist, das Kind auszutragen, oder ob für sie unter Umständen ein Schwangerschaftsabbruch infrage kommt – und ob sie das für sich akzeptieren kann. In der Perspektive der zweiten Person überdenkt sie das Verhältnis zum zweiten Elternteil, Frau Klar, die sich auf ihre Rolle als Co-Mutter freut. Was wird das für ihre Beziehung bedeuten? Und welche Verantwortung hat sie für das Baby, das sie austrägt? Und wie kommt sie dieser Verantwortung am besten nach? Aus Sicht der dritten Person fragt sie sich, ob ein Abbruch bei einer solchen medizinischen Indikation (Kap. 4.3.2) vertretbar ist. Sie selbst war ja zuvor eigentlich immer kritisch eingestellt.
Für die Ethik der Pflege sind alle drei Perspektiven von Bedeutung. Zuerst geht es in der ersten Person um Orientierung im Sinne von Selbstvergewisserung und Selbstbestimmung. Menschen müssen ihr Leben selbst führen – was nicht heißt, dass sie es alleine führen. Selbstvergewisserung bedeutet, den Kontext der gegebenen Situation wahrzunehmen, um davon ausgehend die Möglichkeiten zu prüfen, wie es weitergehen kann. Selbstbestimmung bedeutet, dass die Entscheidung darüber selbst getroffen und begründet werden muss (und selbst wer sich dabei von anderen bestimmen lässt, hat sich genau dafür entschieden). Zur Bezeichnung von Orientierungsfragen dieser Art wird meist der Begriff Ethik verwendet.
Traditionell bezieht sich Ethik auf die Frage, wie Personen ihr Leben führen wollen. Der Begriff geht auf den griechischen Philosophen Aristoteles zurück. Er spricht von „ta ethika“, der Sittenlehre. Es geht ihm um die Erörterung der Frage, welche Güter erstrebenswert und welche Tugenden notwendig sind, um ein glückseliges Leben zu führen. Ziel der Ethik ist, methodisch die Grundfragen für ein gutes, gerechtes und vernünftiges Leben zu beantworten. Diese sollen ohne Berufung auf Autoritäten und Konventionen einsichtig mit den Mitteln der Vernunft geklärt werden.
Es geht darum, welches Leben man führen will, und welche Person man ist oder sein möchte. Solche Fragen betreffen die Identität einer Person. Sie lassen sich zwar mit Gründen erörtern, aber nicht für alle festlegen. Sie sind verwurzelt in speziellen Lebensformen und erhalten ihre Bedeutung innerhalb geteilter Lebenswelten. In ethischen Verständigungsprozessen geht es um die Orientierungen, die sich zu einer bewussten Lebensführung verdichten. Diese ist geprägt sowohl von der Vergangenheit als auch von den Projektionen in die Zukunft. Dabei hat die Reflexion auf die Lebensführung die Form einer verstehenden Interpretation der Lebensgeschichte (Kap. 2.2.3).
Eine ethische Frage könnte sein, was eine gelingende Pflegebeziehung ausmacht, und welche Werte darin eine Rolle spielen (z. B. Wahrhaftigkeit und Anerkennung). Im Blick auf die einzelne Pflegefachkraft stellt sich z. B. die Frage, über welche Eigenschaften sie verfügen muss, um in ihrer Arbeit gut zu sein (Kap. 3. 2).
In der Perspektive der zweiten Person eröffnen Personen einen Raum wechselseitiger Verantwortung, wenn sie ein dialogisches Verhältnis eingehen. Niemand muss dies tun. Geschieht es aber, übernimmt eine Person Verpflichtungen, wenn eine andere durch ihre Handlungen betroffen ist.
Weil dies auch für die Perspektive im Plural gilt, entsteht eine kollektive Verantwortung, wenn Einzelne oder Gruppen von den Handlungen von Kollektiven betroffen sind.
Verantwortung ist ein relationaler Begriff. Er bezieht sich auf soziale Beziehungen, in denen Personen wegen einer Handlung hinsichtlich bestimmter Normen gegenüber einer Instanz verantwortlich gemacht werden. Systematisch ist zwischen drei Fassungen des Verantwortungsbegriffs zu unterscheiden (Bayertz 1995). Der klassische Begriff ist individuell auf das Handeln von Personen zugeschnitten, die für die Folgen ihrer Handlungen einstehen müssen. Der moderne Verantwortungsbegriff ist prospektiv ausgerichtet und überträgt Einzelnen oder Organisationen die Verantwortung für einen Bereich. Verantwortlich sein heißt dann, dafür Sorge zu tragen, dass in ihm kein Schaden entsteht. Der globale Verantwortungsbegriff schließlich bezieht sich darauf, dass Individuen mit ihren Handlungen globale Folgen mitverursachen. Fragen des Klimawandels sind hier das einschlägige Beispiel.
In der Ethik wird der Verantwortungsbegriff von der konkreten Beziehung abgelöst und verallgemeinert. Es handelt sich um eine mehrstellige Relation zwischen einem Subjekt und einem Objekt der Verantwortung sowie einem System von Bewertungsmaßstäben, das die Bewertung einer Handlung ermöglicht. Verantwortung ist Produkt einer sozialen Konstruktion, einer Zuschreibung: Personen werden verantwortlich gemacht. Es geht darum, wer für was gegenüber wem vor welcher Instanz hinsichtlich welcher Normen und in welchem Bereich verantwortlich ist.
Für die, die verantwortlich handeln wollen und können, stellt sich ein zusätzliches Problem: der Umgang mit dem Scheitern. Wer verantwortlich handelt, wird fast unausweichlich in seinem Handeln anderen gegenüber schuldig (Kap. 2.4.2). Niemand kann alles immer richtig machen. Hier bestehen in der Praxis Defizite: Meist wird die Verarbeitung der Fehler privatisiert.
Das geschieht, wenn z. B. eine falsche Infusion angehängt wurde. Hat das keine gravierenden Folgen für Patientinnen und Patienten, sind Pflegefachkräfte versucht, dies zu vertuschen, um mögliche Konsequenzen zu umgehen. So nachvollziehbar das ist: Besser für alle Beteiligten wäre, wenn das zur Sprache gebracht werden könnte, um nach den Gründen zu fragen, damit solche Fehler künftig minimiert werden können. Das setzt eine Kultur im Umgang mit Fehlern voraus, die diese nicht einzig den handelnden Personen zurechnet.
Die Perspektive der dritten Person ist die der Generalisierung oder Universalisierung. Hier steht zur Debatte, was für alle gilt oder gelten soll. Hierfür wird meist der Begriff Moral gebraucht.
Der Begriff der Moral stammt vom lateinischen „mos“ = Gewohnheit, Sitte, Brauch, Gesetz, Vorschrift. In der Antike bezeichnet er, was gute Sitte ist, was sich schickt; was üblicherweise erwartet wird. In der philosophischen Diskussion seit der Aufklärung wird der Begriff der Moral auf das bezogen, was sich Menschen prinzipiell, unabhängig von Sitten und Gebräuchen, gegenseitig als Menschen unbedingt schulden.
Moral setzt einen Perspektivenwechsel voraus, bei dem Beteiligte die Position der anderen berücksichtigen müssen. Es geht um Regelungen normativer Art, denen prinzipiell alle zustimmen können müssen. Die strikte Verallgemeinerung ist das Kennzeichen moralischer Diskurse. Beispielhaft ist der Kategorische Imperativ Immanuel Kants, demzufolge die Handlung entsprechend einer Maxime (eines grundsätzlichen persönlichen Prinzips) nur dann moralisch ist, wenn eine Person wollen kann, dass jede andere dieser Maxime in einer vergleichbaren Situation folgt.
„Der kategorische Imperativ ist also nur ein einziger, und zwar dieser: handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ (Kant 1785 / 1786)
Die Verständigung über moralische Fragen setzt eine Distanzierung von eigenen Orientierungen und Selbstverständlichkeiten voraus. Die strikt verallgemeinernde Perspektive zeigt eine Nähe zum Recht.
Moralische Orientierungen sind der Pflege nicht fremd. Oft sind sie in rechtlichen Normen kodifiziert, wie z. B. im Verbot, Personen gegen ihren Willen ohne richterlichen Beschluss über einen längeren Zeitraum zu fixieren (§ 1906 BGB) Ebenso sind in der Pflege leitende Prinzipien bekannt, so etwa die Prinzipien der biomedizinischen Ethik (Kap. 1.4).
Das System der Personalpronomen verweist auf Fragen der Identität (erste Person). Diese wird reflexiv hergestellt (Kap. 2.2.3; Tab. 2). Sie ist die Basis für Selbstbestimmung. Die Perspektive der zweiten Person macht die Differenz deutlich. In der Beziehung aufeinander werden Personen wechselseitig zu einem „Alter Ego“, einem anderen Ich. Dieses erhebt den Anspruch, als dieses andere Ich anerkannt zu werden. So entsteht ein Raum der Verantwortung. Die Drittpersonenperspektive schließlich steht für Allgemeinheit. Hier wird von den Besonderheiten abstrahiert. Allerdings besteht dabei die Gefahr, dass das abstrakt Allgemeine das jeweils konkret Besondere von Personen übergeht und ihnen damit nicht gerecht wird.
Dies geschieht im Gesundheitswesen immer dann, wenn Personen als ein „Fall von“ klassifiziert werden. Das Problem zieht sich wie ein roter Faden durch die Praxis der Pflege. Auf der einen Seite bedeutet wissenschaftlich angeleitetes Handeln, von allgemeinen und geprüften Wissensbeständen auszugehen und aus diesen Handlungsrichtlinien abzuleiten. Auf der anderen Seite muss dieses allgemeine Wissen und die aus ihm abgeleitete standardisierte Methodik auf den Einzelfall bezogen werden (Kap. 3.3.2).
Tab. 2: Perspektiven ethischer Reflexion
1.1.3Die Sprache der Bewertungen
Zur ethischen Reflexion gehört eine evaluative (bewertende) Sprache. Eine zentrale Bedeutung hat dabei das Wörtchen gut. Mit gut wird nicht nur eine Eigenschaft ausgedrückt, sondern es wird auch unbestimmt gebraucht, wenn z. B. auf die Frage, wie es einem gehe, mit „gut“ geantwortet wird. Gut ist ein steigerbares Wort, nicht umsonst heißt es, das Bessere sei der Feind des Guten. Gut und der Gegenbegriff schlecht bilden ein Kontinuum, wobei die Endpunkte problematisch sind: Über die Frage, ob es das absolut Gute und das absolut Schlechte (das Böse) gibt, sind lange und ergebnislose Debatten geführt worden. Gut und schlecht stehen in keinem kontradiktorischen Widerspruch zueinander: Das Gute ist nicht schlicht das Gegenteil des Schlechten; was nicht schlecht ist, ist noch lange nicht gut.
Die Verwendung des Prädikates gut lässt sich in drei Richtungen näher bestimmen: in instrumentelle, technisch-performative und konstitutive Gutheit (Hähnel / Schwartz 2018, 22) Instrumentell gut bedeutet gut für etwas oder jemanden. Bewegung ist in diesem Sinn gut für die Gesundheit (man kann sie auch um ihrer selbst willen schätzen, weil man z. B. gerne wandert oder Marathon läuft). Technisch-performativ gut bezeichnet die Eigenschaft von etwas oder ein Vermögen: das Gutsein in etwas. In diesem Sinne spricht man z. B. von einer guten Pflegefachkraft für Intensivpflege oder davon, dass jemand gut planen könne. Konstitutive Gutheit bezieht sich schließlich darauf, dass etwas als Exemplar seiner Gattung gut beschaffen ist, entsprechend seiner Bestimmung funktioniert.
Gutheit im ethischen oder moralischen Sinn ist davon zu unterscheiden. Etwas oder jemanden im ethischen Sinn als gut zu bezeichnen, steht im Zusammenhang einer Bewertungspraxis. Diese analysiert der kanadische Philosoph Charles Taylor in seinem Konzept der starken Wertungen (Taylor 1977). Er unterscheidet dabei Wertungen auf einer einfachen Ebene von starken Wertungen. Auf der einfachen Ebene geht es um das, was Personen bevorzugen; manche essen z. B. lieber Reis als Nudeln oder fahren lieber in die Berge als ans Meer in Urlaub. Menschen können sich zu ihren Wünschen und Bewertungen reflexiv verhalten: Sie können diese bewerten. Um eine starke Wertung handelt es sich, wenn z. B. jemand gerne im Winter an einen warmen Ort in Urlaub fliegen würde, es aber unterlässt, weil damit eine weite Flugreise verbunden wäre, die aus ökologischen Gründen abgelehnt wird. Starke Wertungen sind Selbstinterpretationen, mit deren Hilfe sich Personen auf die eigenen Wertungen und Haltungen beziehen. Sie lassen sich als eine Selbststeuerung der Individuen beschreiben, die sie im sozialen Raum und in ihrer Biografie orientiert.
Taylor sieht eine enge Verbindung zwischen starken Wertungen und der Verantwortlichkeit von Menschen. Verantwortlich sein heißt, den eigenen starken Wertungen entsprechend zu leben und so mit sich identisch oder – wie Taylor sagt – authentisch zu sein. Deswegen liegt dem modernen Streben nach Selbstverwirklichung ein starker ethischer Wert zugrunde, denn im Begriff der Selbstverwirklichung ist nicht in erster Linie die Selbststeigerung gemeint, sondern die Übereinstimmung mit den starken Wertungen einer Person, die sie als ethische Person konstituiert.
Starke Wertungen gewinnen ihre Bedeutung innerhalb eines kulturellen Rahmens. Menschen werden in einen Zusammenhang sozialisiert, der bestimmte Werte wichtiger erscheinen lässt als andere. In Europa sind Individualität und Selbstbestimmung zentrale Werte, in Südostasien eher gemeinschaftliche Bindungen. Die Orientierungen von Personen besitzen eine kulturelle Färbung.
In der Pflege zeigt sich das besonders im Kontext der inter- bzw. transkulturellen Pflege. Unterschiedliche kulturelle Bezugsrahmen führen zu unterschiedlichen Bewertungen der Krankenrolle, der Bedeutung Angehöriger, dem was gesagt werden kann – und was nicht. Diese Unterschiede sind nicht allein von der jeweiligen Nationalität abhängig. Unterschiedliche Rahmen der Bewertung finden sich auch zwischen Stadt und Land, zwischen Angehörigen unterschiedlicher Schichten und Milieus oder zwischen Jungen und Alten.
1.1.4Ethik der Pflege als Hermeneutik
und Kritik pflegerischer Praxis
Die Rolle der Ethik ist die Reflexion der Orientierungen, mit denen sich Personen in ihrer Lebensführung verorten. Sprachlich ein wenig misslich ist, dass der Begriff Ethik zweimal auftaucht: einmal als eine Perspektive der Ethik und ein zweites Mal als Reflexion auf Orientierungen ethischer und moralischer Art. An dieser Stelle geht es um die zweite Bedeutung: Ethik trägt zur Orientierung dadurch bei, dass sie versucht, die Prinzipien, Werte, Normen, die die Lebensführung leiten, bewusst zu machen und sie besser zu verstehen. Ethik ist so verstanden Hermeneutik der Lebensführung.
Der Begriff Hermeneutik bezeichnet die Lehre vom Verstehen. Zwar verstehen Menschen den Sinn von Aussagen immer schon irgendwie, wenn sie kompetente Sprecher*innen einer Sprachgemeinschaft sind. Wie es sich nicht nur bei literarischen Texten zeigt, erschöpfen sich Sinn und Bedeutung sprachlicher Äußerungen nicht mit dem jeweils Verstandenen. Insofern will die Hermeneutik zum immer wieder neuen und nach Möglichkeit besseren Verstehen anleiten. Das ist nötig, weil sich das Verstehen in einem Zirkel vollzieht. Interpretierende gehen mit einem Vorverständnis an sprachliche Äußerungen heran. Dieses kann – und sollte sich – in der Auseinandersetzung mit Äußerungen (seien es Texte oder Praktiken) verändern. Zudem verändert sich mit neuen Erlebnissen und Erfahrungen das Vorverständnis. Verstehen ist deshalb ein Prozess, der nie zum Abschluss kommt.
Hermeneutisches Verstehen richtet sich auf alle Dimensionen und Perspektiven der ethischen Orientierung. Es untersucht, was schon in Geltung ist und wie die Beziehung zu diesem Geltenden aussieht. Das Verstehen, um das es in der ethischen Orientierung geht, ist kein Selbstzweck. Es dient dazu, sich besser zu verstehen, um das Verhältnis zwischen Denken und Handeln zu klären, wenn es darum geht, sich in einer Situation zu entscheiden.
Die Aufgabe der Ethik erschöpft sich nicht darin, Wertungen und Orientierungen zu beschreiben und zu verstehen. Vielmehr ist ihre Aufgabe auch die Kritik der Praxis einer Gemeinschaft, einer Gruppe oder der eigenen Person. Diese Kritik kann sich auf die Orientierungen selbst richten. Sie fragt dann nach der Begründung von Normen und Prinzipien, nach den Argumenten, mit denen Werte oder Güter verteidigt oder Tugenden und Kompetenzen gefordert werden. Insbesondere richtet sich diese Kritik an die Üblichkeiten und Gepflogenheiten des alltäglichen Handelns. Kritik bedeutet nicht, wie es in der Umgangssprache anklingt, etwas schlechtzureden oder zu missbilligen. Kritik ist vielmehr eine Art der Analyse, des Auseinanderlegens von Zusammenhängen in einzelne Bestandteile, die nach den Gründen des Handelns und Verhaltens fragt. Sie erfordert damit das Verstehen des Kontextes, in dem sich ein Orientierungsproblem stellt. Zu diesem gehören andere Akteure und Akteurinnen mit eigenen Vorstellungen vom richtigen Handeln, außerdem Organisationen, soziale Strukturen und gesellschaftliche Rahmenbedingungen mit ihrem Eigensinn.
In diesem Sinne ist die Aufgabe der Ethik in der Pflege die Kritik der Praxis der Pflege. Darin einbezogen sind die Pflegefachkräfte ebenso wie der institutionelle und politische Rahmen und die Profession selbst.
Überprüfen Sie Ihr Wissen!
1. Erläutern Sie die Begriffe Lebensform, Lebensführung, Lebensstil und Lebenslage!
2. Worauf beziehen sich Ethik und Moral?
3. Nennen Sie unterschiedliche Verwendungsweisen des Wortes „gut“!
Ein neuer Kollege wird auf der urologischen Station in einem Krankenhaus eingearbeitet. Ihm fällt auf, dass die Mitarbeite-r*innen in einem sehr spöttischen und herablassenden Ton über bestimmte Patienten reden. Als er das bei einer Besprechung anspricht, erhält er zur Antwort: „Mach mal halblang! Das war doch nicht so gemeint. Darf man denn keinen Witz mehr machen?“
Reflexionsaufgabe Wie meinen Sie, kann er darauf angemessen reagieren? Beziehen Sie sich dabei auf die drei personalen Perspektiven (erste, zweite und dritte Person). |
1.2Ethische Kompetenz
In der Ethik der Pflege geht es um ethische Orientierung. Aber wie beim Wandern im Gelände oder beim Autofahren in der Stadt: der Orientierungssinn ist bei Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt. Alle Menschen können sich orientieren, aber bei manchen geht das besser: Sie haben einen Blick für markante Wegmarken, können sich Wege gut einprägen und haben eine gute räumliche Vorstellung. In der Ethik ist das nicht anders. Alle Menschen haben einen Sinn für ethische Fragestellungen, aber manche haben ein besonderes Gespür für Situationen, in denen sie früher als andere wahrnehmen, dass da etwas nicht stimmt. Um ethisch handeln zu können, bedarf es ethischer Kompetenz.
Der Kompetenzbegriff ist nicht präzise bestimmt. An dieser Stelle bezeichnet er ein Vermögen von Menschen, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse für eine bestimmte Praxis zu nutzen (Kap. 3.2.1).
Vielfach wird ethische Kompetenz vor allem auf die Fähigkeit, ethisch zu urteilen, bezogen. Das ist eine verkürzte Sicht. Denn neben der rationalen Abwägung spielen weitere Aspekte eine wichtige Rolle. Ethische Kompetenz besteht aus vier miteinander verknüpften Elementen: dem Wahrnehmen, dem Bewerten, der Schlussfolgerung und dem entsprechenden Handeln.
1.2.1Wahrnehmen
Die Wahrnehmung ist Ausgangspunkt ethischer Reflexion. Nur wer eine Situation als ethisches Problem sieht, wird sich denkend, fühlend und handelnd darauf einstellen. Wahrnehmung funktioniert nicht wie eine Fotografie. Sie bildet nie rein das Wahrgenommene ab, sondern stellt es in einen Zusammenhang (was allerdings auch bei guten Fotos der Fall ist). Sie ist immer Wahrnehmung als etwas Bestimmtes. Gehört wird nicht ein lauter Ton, sondern eine Rufklingel, gesehen wird nicht eine gefärbte Hautpartie, sondern ein Dekubitus, gerochen wird nicht etwas Scharfes, sondern Erbrochenes. Wahrnehmung ist mit Affekten verbunden, sie löst eine Reaktion aus. Das Klingeln schreckt auf, das Erbrochene ekelt vielleicht.
Wahrnehmung hat einen qualitativen Charakter; in sie gehen die Handlungskontexte der Wahrnehmenden ein. Haltung und Einstellung einer Person bestimmen ein Wahrnehmungsfeld, das die Aufmerksamkeit in eine Richtung lenkt, das Gefühle hervorruft, das bewertet und Einzelheiten auswählt und andere ausblendet. Wahrnehmung und Urteil, Ästhetik und Ethik hängen deshalb eng zusammen.
Im Blick auf ethische Wahrnehmung spricht der schottische Moralphilosoph Adam Smith von moralischen Gefühlen, die darauf beruhen, dass Menschen „sympathy“ empfinden können (Smith 1759). Damit ist nicht gemeint, dass man eine andere Person irgendwie nett findet, sondern Sympathie meint im Wortsinn das Mitfühlen.
„Wir fühlen mitunter für einen anderen einen Affekt, dessen selbst er ganz und gar unfähig zu sein scheint; denn dieser Affekt entsteht in unserer Brust, sobald wir uns in seine Situation hineindenken, aus der Einbildungskraft; während er in seinem Herzen durch die Wirklichkeit nicht hervorgerufen wird. Wir erröten für die Schamlosigkeit und Rohheit eines anderen, obwohl er selbst scheinbar kein Gefühl für die Unschicklichkeit seines Betragens hat; denn wir können uns des Gedankens an jene Beschämung nicht erwehren, die uns ergreifen würde, wenn wir selbst uns auf so unwürdige Weise betragen hätten.“ (Smith 1759, 10–11)
Sympathie ist etwas anderes als eine Spiegelung der Emotionen einer anderen Person. Insofern lässt sich das nicht auf das „Feuern von Spiegelneuronen“ reduzieren. Eher ist es eine Perspektivenübernahme mit der Frage, wie man sich an Stelle der anderen Person fühlen würde.
Das Wahrnehmen einer Situation als ethisch relevant lässt sich nicht allein kognitiv vermitteln. Es setzt vielmehr eine ethische Sensibilität voraus: ein Gespür für Zusammenhänge, bei denen etwas nicht so ist, wie es sein sollte. Trotzdem kann ethische Wahrnehmung eingeübt werden wie andere spezifische Wahrnehmungsformen auch, die für eine Praxis bedeutsam sind. Physiotherapeutinnen und -therapeuten sehen in einem Gangbild etwas anderes als Fachfremde, deren Wahrnehmung nicht geschult ist.
1.2.2Bewerten und beurteilen
Das Bewerten und Beurteilen einer Situation oder Handlung erfordert Urteilskraft. Damit ist die Fähigkeit gemeint, Besonderes unter Allgemeines zu fassen. Hier ist die Bewertung das Problem. Man kann sich das am ehesten an einem Gerichtsverfahren veranschaulichen. Dort geht es darum, einen konkreten Sachverhalt als einen „Fall von etwas“ zu beurteilen. Das Verhalten einer Person ist z. B. als Körperverletzung oder als versuchter Totschlag zu bewerten. Richter*innen müssen einem Sachverhalt Rechtsnormen zuordnen. Das ist nicht einfach, weil Sachverhalte einzigartig sind, Normen hingegen abstrakt (Kap. 1.4.1). Die nötige Urteilskraft lässt sich nicht allein theoretisch aneignen. Sie ist ein praktisches Vermögen, das eingeübt werden muss und kann. Ihre klassische Definition stammt von Immanuel Kant:
„Urteilskraft überhaupt ist das Vermögen, das Besondere als enthalten unter dem Allgemeinen zu denken. Ist das Allgemeine (die Regel, das Prinzip, das Gesetz) gegeben, so ist die Urteilskraft, welche das Besondere darunter subsumiert, […] bestimmend. Ist aber nur das Besondere gegeben, wozu sie das Allgemeine finden soll, so ist die Urteilskraft bloß reflektierend.“ (Kant 1790 / 1793, XXV, XXVI, A XXIII, XXIV)
Die bestimmende Urteilskraft folgt der deduktiven (ableitenden) Logik, nach der aus Prämissen Schlüsse abgeleitet werden. Aus der deduktiven Gültigkeit des Urteils folgt aber nicht automatisch die entsprechende Handlung. Vielmehr müssen Handelnde sich das Urteil zu eigen machen – im Sinne der Autonomie als Selbstbestimmung aus Gründen – und auf die konkrete Situation beziehen.
Neben der bestimmenden steht bei Kant die reflektierende Urteilskraft. Diese fragt von der konkreten Situation aus, welche normativen Prämissen auf diese Anwendung finden können und sollen. Welche Sachverhalte sind überhaupt ethisch relevant? Wer legt fest, was ein ethisches Problem ist? Können das nur die Betroffenen selbst oder dürfen Außenstehende stellvertretend eine Situation als ethisch relevant kennzeichnen? Nicht allein die ethische Beurteilung, sondern schon die Beschreibung einer Situation ist strittig.
So einleuchtend es ist, das ethische Urteil auf Handlungsfragen zu beziehen, wird dadurch die Perspektive verengt, weil Fragen der Lebensführung im Ganzen (Kap. 1.1.1) ausgeblendet bleiben. Es ist daher sinnvoll, ethisches Urteilen nicht allein auf das Handeln zu beschränken, sondern vielmehr auf die spezifisch menschliche Art, in der Welt zu sein, zu beziehen. Damit können Fragen der individuellen und kollektiven Selbstvergewisserung in das Urteilen einbezogen werden. Zudem kann ethisches Handeln den Charakter des Erleidens haben; die Frage nach der personalen Identität ist mit beidem verbunden: Sie ist geprägt durch aktives Tun und passives Erleiden – insbesondere dann, „wenn nichts mehr getan werden kann“.
In der Konfrontation mit Sterben und Tod kommen Menschen in Situationen, die hingenommen werden müssen. Hektische Aktivitäten sollen im Klinikalltag dann mitunter überdecken, dass die Handlungsmöglichkeiten an ihr Ende gekommen sind. Bisweilen ist jedoch die Hinnahme des Unabänderlichen für die Professionellen selbst wie für die Menschen, mit denen sie zu tun haben, die angemessenere Umgangsform in solchen Situationen. Wichtig ist es dann, sich von den Menschen nicht abzuwenden, weil „nichts mehr getan werden kann“. Diese Floskel verdeckt, dass noch eine Menge getan werden kann, wenn nichts mehr zu tun ist: da sein, begleiten, zuwenden, unterstützen, trösten.
Die menschliche Art, in der Welt zu sein, ist nicht nur sozial im Verhältnis zu den Mitmenschen verortet, sondern bezieht die natürliche Umwelt mit ein. Als Verhältnisbestimmung zu sich selbst, zu den anderen und zur natürlichen Umwelt ist das Urteilen eingebettet in Sinnzusammenhänge, die das Handeln oder Erleiden für die Lebensführung verständlich machen (Kap. 2.4).
Das Wahrnehmen und Beurteilen erfolgt nicht im luftleeren Raum. Die relevanten Situationen sind in Kontexte eingebunden, die Personen – häufig unbewusst und gegen die eigene Absicht – beeinflussen. Der Philosoph Kwame Anthony Appiah zeigt im Rückgriff auf experimentalpsychologische Forschungen, wie sehr situative Faktoren auf die handelnden Personen einwirken. So macht z. B. der Geruch einer Bäckerei hilfsbereiter (weil der Geruch positive Emotionen weckt), Menschen in Eile oder in Stress sind unempfindlicher für die Probleme anderer Menschen (Appiah 2009).
Für die Pflege spielt ein weiterer Kontext eine zentrale Rolle: Pflegefachkräfte arbeiten meist im Team. Pflegen ist in Organisationen nicht individuelles, sondern kollektives HandelnSchmid 2011