DAVID BECKHAM
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1. Auflage 2014
© 2014 by riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH,
Nymphenburger Straße 86
D-80636 München
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Fax: 089 652096
© der Originalausgabe by 2013 Footwork Productions Limited. All rights reserved.
Die englische Originalausgabe erschien 2013 bei Headline Publishing Group unter dem Titel David Beckham.
Design and art direction by Patrick Insole.
Picture research by Cathie Arrington.
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Übersetzung: Elisabeth Liebl, München
Redaktion: Andreas Klatt, Bielefeld
Umschlaggestaltung: Maria Wittek, München
Umschlagabbildung: Alasdair McLellan
Satz: Georg Stadler, München
Druck: Firmengruppe APPL, aprinta Druck, Wemding
ebook by ePubMATIC.com
ISBN Print: 978-3-86883-386-7
ISBN E-Book (PDF): 978-3-86413-509-5
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-86413-510-1
DANKSAGUNG
Ich danke Matthew Syed von der Times, der mir geholfen hat, meine Gedanken zu Papier zu bringen.
Und Patrick Insole, Jonathan Taylor sowie dem gesamten Team von Headline für all die harte Arbeit, die sie in mein Buch gesteckt haben.
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Für Victoria, Brooklyn, Romeo, Cruz und Harper.
Ich hätte meinen Traum nie leben können, wenn ihr nicht an meiner Seite gewesen wäret. Daher ist dies euer Buch.
In Liebe, David (Daddy)
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ALS ICH, NOCH EIN
Kind, zum ersten Mal gegen einen Ball trat, wusste ich, dass ich meine Bestimmung gefunden hatte. Ich muss mich heute noch manchmal kneifen, wenn ich auf die unglaublichen Erfahrungen zurückblicke, die ich über die Jahre gemacht habe. Dann wird mir klar, welches Glück ich hatte, dass ich das tun konnte, was ich über alles liebe.
Als ich mich im Mai in Paris an einem sehr bewegenden Abend vom Profisport verabschiedete, hieß das gleichzeitig, dass ich einen Schritt zurücktreten und darüber nachdenken konnte, was ich in diesem Spiel erreicht habe und was nötig gewesen war, um an diesen Punkt zu gelangen.
Ich wollte nicht noch eine Autobiografie schreiben. Stattdessen wollte ich einige der intensivsten Momente meiner Karriere in Bildern wiederaufleben lassen und erzählen, was ich in diesen Momenten gefühlt habe.
Die Arbeit an diesem Buch habe ich sehr genossen. Ich hoffe, Sie haben ebenso viel Freude daran.
Eines ist mir bei diesem Rückblick auf meine Karriere jedenfalls klar geworden: Langweilig war es nie!
ES GIBT SO VIELE
Leute, denen ich danken möchte, aber dafür bräuchte ich vermutlich ein zweites Buch.
Ich bin für immer und ewig dankbar für die Liebe Victorias, der Jungs und meines kleinen Mädchens. Ohne sie hätte ich weder im Leben noch im Spiel je erreicht, was ich geschafft habe. Ich liebe euch so sehr.
Ohne meine Eltern, Großeltern und meine Schwestern Joanne und Lynne würde ich nicht dort stehen, wo ich jetzt stehe. Sie gaben alles, damit ich meine Träume verwirklichen konnte. Ich werde ihre Zugeständnisse nie vergessen.
Herzlichen Dank auch an Victorias Familie: Jackie, Tony, Christian und Louise.
Meinen besten Freunden: Ihr wisst schon, wer damit gemeint ist und was ihr mir bedeutet. Ihr habt mich in den schwierigsten Momenten meines Lebens zum Lachen gebracht. Danke für eure Unterstützung.
Auch Simon Fuller danke ich für seinen wertvollen Rat und seine Tipps über die Jahre. Hoffentlich werden wir noch sehr lange zusammenarbeiten.
Allen Spielern, Managern, Trainern und Mitarbeitern, mit denen ich je arbeiten durfte, möchte ich ebenfalls danken. Fußball ist ein echter Mannschaftssport. Es war eine Ehre, an eurer Seite zu spielen und mit euch zu arbeiten.
Ein tief empfundenes Dankeschön geht an meine Fans. Ihr habt mir in erfolgreichen und schwierigen Zeiten die Treue gehalten, habt mich unterstützt und aufgebaut. Ich werde das nie vergessen. So viele Abenteuer stehen uns noch bevor. Wir stehen erst ganz am Anfang.
ENGLAND
TEIL I
LONDON
MANCHESTER
ENGLAND
TEIL II
MADRID
LOS ANGELES
MAILAND
PARIS
ENGLAND
TEIL I
Zum ersten Mal für mein Land aufzulaufen machte mich stolz, nur einmal gab es etwas, worauf ich noch stolzer war.
Beim Singen der Nationalhymne fühlte ich den Stolz besonders intensiv, was für ein emotionaler Moment.
Mein erstes Tor für England am Geburtstag meiner Mutter. Fast hörte ich sie sagen: »Das hat mein Junge für mich getan.«
Diesen Moment liebe ich – mit jemandem feiern, den ich kenne, seit ich zwölf bin. (Sol Campbell)
Eine ungestüme Umarmung von Emile. Was für ein Tag für das Team und das Land. Emile Heskey – der sanfte Riese.
ICH HÖRTE DEN SCHLAG einer Trommel. Als würde es sich um das einzige Geräusch auf der ganzen Welt handeln. Nur eine Trommel, deren Beat sich direkt aufs Feld übertrug. Der Rest des Stadions war verstummt. Jeder Fan schien zu wissen, dass der nächste Schuss das Spiel entscheiden würde.
Bang, bang, bang, bang, bang, bang.
Teddy Sheringham, mein Teamkollege in der Nationalmannschaft, nahm sich den Ball, um ihn dort hinzulegen, wo er gerade von einem griechischen Verteidiger gefoult worden war. Adrenalin schoss durch meine Adern. Wir waren in der 93. Spielminute, England lag 2:1 hinten. Wenn wir jetzt kein Tor machten, wäre die Qualifikation für die WM 2002 gescheitert.
Ich wagte gar nicht, daran zu denken.
Ich schnappte mir den Ball von Teddy und legte ihn mir zurecht. Das passte ihm nicht. Er schubste mich weg, sachte, aber bestimmt. »Ich mache das, David«, sagte er. »Ich weiß, dass ich das hinkriege.«
Aber niemand würde mich davon abhalten, diesen Freistoß zu treten. Ich war voller Selbstvertrauen, ruhig und sicher. Ich wusste, dass ich das Tor machen konnte. Ich hatte zwar schon ein paarmal danebengeschossen, aber mein Selbstbewusstsein war immer noch unerschütterlich. Ich steckte immer noch voller Energie, obwohl wir schon in der Nachspielzeit waren.
»Es ist zu weit für dich, Teddy«, sagte ich. »Vertrau mir. Ich hab’s im Griff.«
Als Teenager hatte ich mal einen ganz ähnlichen Schuss platziert. Ich spielte in der A-Mannschaft in einem meiner ersten Jahre bei Manchester United. Bryan Robson, der Kapitän von United, trainierte mit uns, weil er gerade eine Verletzungspause hinter sich hatte. Wir bekamen einen Freistoß vom Rande des Spielfelds aus und Robson machte Anstalten, den Freistoß zu treten.
Er war auch der Kapitän der englischen Nationalmannschaft und einer der besten Fußballspieler der Welt, doch ich nahm ihm einfach den Ball weg. »Sorry«, sagte ich, »aber normalerweise mache ich das.« Die Leute waren fassungslos ob meiner Frechheit. Robson nahm mir das noch jahrelang übel. Ein guter Beleg, dass ich schon als Jungspund vor Selbstvertrauen strotzte. Ich vertraute einfach darauf, dass ich es schaffen würde.
Teddy sah, dass ich nicht klein beigeben würde, und obwohl er älter und erfahrener war als ich, ließ er mich machen. Da waren wir nun: ich, der Ball und die 23 Meter, die ihn von der linken oberen Ecke des Tors trennten.
Doch bei diesem Schuss ging es nicht nur um England, sondern auch um mich. Er sollte einen Schlussstrich ziehen unter vier Jahre der Schmähungen. Vier Jahre der Bitterkeit. Vier Jahre, in denen die Englandfans – nicht alle, aber doch so viele, dass es wehtat – mir die wüstesten Beschimpfungen entgegenschrien, wenn ich für mein Land spielte.
Vier schmerzvolle Jahre.
Ich atmete zweimal tief durch, visierte das obere Eck an und leerte meinen Geist von allen Gedanken bis auf einen: »Ich werde das Tor schießen.« Ich konzentrierte mich darauf, England zur Weltmeisterschaft zu bringen. Kein Zweifel in mir, kein Funke negatives Denken. Nur vollkommene Sicherheit.
Selbstvertrauen ist etwas Merkwürdiges. Die Menschen meinen ja oft, dass man Glück brauche, um zu gewinnen. Meiner Ansicht nach aber ist Selbstvertrauen eine Sache der Vorbereitung. Du übst es so oft, dass es ein Teil deines Selbst wird. Zur zweiten Natur. Wenn du alles Erdenkliche tust, um dir die bestmögliche Ausgangsposition zu verschaffen.
Ich hatte ja schon zahllose Freistöße geschossen. Nicht nur für Manchester United, nicht nur für die Jugendmannschaften, für die ich als Heranwachsender im Londoner Osten spielte. Auch alle Freistöße, die ich mit meinem Dad im Hinterhof geübt hatte oder im Park. Hatte ich sie nicht alle in der Vorstellung getreten, England zur WM und United zum FA-Cup-Sieg zu schießen?
Zehntausende waren das gewesen, vielleicht sogar Hunderttausende. Ich marschierte in den Park, legte mir den Ball zurecht und visierte das drahtvergitterte Fenster des Jugendzentrums an. Ich schoss fünfzig, hundert, ich weiß nicht, wie viele. Die Zeit verflog, ohne dass ich es merkte. Arbeit war das nicht.
Wenn mein Vater von der Arbeit nach Hause kam, gingen wir hinüber zu den Torpfosten. Er stellte sich zwischen mich und das Tor, sodass ich den Ball an ihm vorbeischlenzen musste. Die Leute, die uns zusahen, hielten uns vermutlich für irre. Wir spielten noch, lange nachdem die Sonne untergegangen war, im Licht, das aus den Fenstern der Häuser fiel, die den Park umgaben. Meine Beine schmerzten, aber mein Dad sagte mir, ich solle weitermachen, weiterkämpfen, mir weiter Mühe geben.
Und ich spielte auch noch Fußball, wenn ich nach Hause kam. Im Haus durfte ich keinen Ball haben, so kickte ich die Teddybären meiner Schwester durchs Zimmer. Meine Mutter fand das zwar merkwürdig, aber es zeigte einfach nur, wie sehr ich Fußball liebte. Ich konnte nicht genug davon bekommen. Hätte mir jemand angeboten, von der Schule abzugehen und von morgens bis abends Fußball zu spielen, ich hätte einen Freudensprung gemacht.
Wenn man auf diese Weise zwanzig Jahre lang geübt hat, wenn man so lange auf etwas hingearbeitet hat, dann kommt das Selbstvertrauen ganz automatisch. Du weißt, dass du es kannst, weil du dich dein Leben lang darauf vorbereitet hast. Michael Johnson, der legendäre Olympia-Sprinter, sagte einmal: »Wenn du alles getan hast, um dich vorzubereiten, dann vergeht das Selbstvertrauen nicht mehr.« Er hat recht.
Aus diesem Grund war ich, was den Freistoß gegen Griechenland anbetrifft, so sicher. Es war, als hätten all die Jahre der Übung mich nur auf diesen einen Moment vorbereitet.
Die Zeit schien stehen zu bleiben, als ich, die Hände auf die Hüften gestützt, Maß nahm. Die Trommel schlug immer noch, die Spannung stieg ins Unermessliche.
Ich trat zur Seite und lief von links an. Ich spürte den Ball auf dem Schuh und wusste – in einem dieser seltenen Momente, die es im Fußball gibt –, dass er ins Netz gehen würde.
Es ist ein unglaubliches Gefühl, wenn du den Ball genau so triffst, wie du es wolltest. Es ist eine Wahnsinnsbefriedigung, diese winzige Berührung zwischen dem Ball und dem Fuß, und dann das Sirren, wenn er Geschwindigkeit aufnimmt. Wenn man ihn richtig erwischt, spürt man ihn kaum. Als würde man gegen eine Feder treten.
Der Ball flog auf die linke obere Ecke zu, und bevor er noch im Netz landete, war ich schon gestartet und sprintete mit einem Freudenschrei an die Seitenlinie. Die Stille explodierte in einen ohrenbetäubenden Lärm. Das Stadion kochte. England war in der Endrunde der Weltmeisterschaft.
England nahm an der WM teil!
Ich sprang hoch und landete auf beiden Füßen, riss die Arme in die Höhe und umarmte meine Mitspieler. Es war ein tolles Gefühl, dieses Tor zu schießen, doch dass es auch noch ausgerechnet im Old Trafford geschah, einem Stadion, das zu meiner Heimat geworden war!
Und noch etwas war da. Ich hatte in diesem Match wie verrückt geackert. Aus irgendeinem Grund hatte ich Unmengen Energie. Ich rannte, gab zurück, griff an, legte vor. Alles schien möglich. Ich versuchte sogar Dinge, die ich nie zuvor probiert hatte, und alles klappte. Die Leute sahen, wie viel es mir bedeutete, für mein Land zu spielen.
Doch das Tor war das Sahnehäubchen auf der Torte. Damit lösten sich alle Zweifel über mich als Spieler und Menschen mit einem Schlag in Luft auf. All der Schmerz, die Bitterkeit, der Hass, die Vorwürfe. In diesem Moment wusste ich, dass eines der schwierigsten Kapitel meines Lebens zu Ende war.
Man hatte mir verziehen.
An diesem Punkt wusste ich bereits, dass ich getroffen hatte …
Wenn ich dieses Bild ansehe, bekomme ich Gänsehaut. Dies ist der Augenblick, in dem ich spürte, dass das Land mir verziehen hatte.
Das höchste der Gefühle: Old Trafford … Kapitän der Nationalmannschaft … 93. Minute … die letzte Chance, das WM-Ticket zu lösen.
So eine Reaktion der Fans wie nach diesem Tor erlebte ich kein zweites Mal.
Als mir klar wurde, wie wichtig dieses Tor war … gab es nichts Schöneres, als den Treffer mit einem Teamkollegen zu feiern.
Ich weiß, dass der Großteil der Nation mich am liebsten ermordet hätte. Nur der Vollständigkeit halber: Mein Herz war schwer an diesem Tag.
DREIEINHALB
Jahre zuvor war alles ganz anders gewesen. Eigentlich hätte es eine tolle Erfahrung sein sollen: Ich spielte bei der WM 1998 für England. Ich war gerade mal 23 und überzeugt, die aufregendste Chance meines Lebens geboten zu bekommen, als ich mit der Mannschaft nach Frankreich flog.
Drei Wochen später war ich der meistgehasste Mann in England.
Es hatte alles so gut angefangen. Glenn Hoddle war damals englischer Nationaltrainer und hatte mich in allen Qualifikationsspielen eingesetzt. Als Spieler war er selbst ein ausgezeichneter Passgeber gewesen. Ich glaube, er schätzte meine Fähigkeit des effizienten Umgangs mit dem Ball. Doch für das Eröffnungsspiel wollte der Chef mich nicht dabeihaben. Er hatte wohl seine Gründe, für mich war es aber ein großer Schock.
Erst im dritten Spiel bekam ich meine Chance. Wir hatten im ersten Spiel Tunesien besiegt, im zweiten aber gegen Rumänien verloren. Ich war im zweiten Spiel eingewechselt worden. Nun mussten wir gegen Kolumbien gewinnen, um weiterzukommen. Eine Herausforderung, aber ich fühlte mich der Sache durchaus gewachsen.