Gottfried Keller

Das Sinngedicht

Gottfried Keller

Das Sinngedicht

Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2019
1. Auflage, ISBN 978-3-962812-63-8

null-papier.de/549

null-papier.de/katalog

Inhaltsverzeichnis

Ers­tes Ka­pi­tel – Ein Na­tur­for­scher ent­deckt ein Ver­fah­ren und rei­tet über Land, das­sel­be zu prü­fen

Zwei­tes Ka­pi­tel – Wo­rin es zur einen Hälf­te ge­lingt

Drit­tes Ka­pi­tel – Wo­rin es zur an­de­ren Hälf­te ge­lingt

Vier­tes Ka­pi­tel – Wo­rin ein Rück­schritt ver­mie­den wird

Fünf­tes Ka­pi­tel – Herr Rein­hart be­ginnt die Trag­wei­te sei­ner Un­ter­neh­mung zu ah­nen

Sechs­tes Ka­pi­tel – Wo­rin eine Fra­ge ge­stellt wird

Sie­ben­tes Ka­pi­tel – Von ei­ner tö­rich­ten Jung­frau

Ach­tes Ka­pi­tel – Re­gi­ne

Neun­tes Ka­pi­tel – Die arme Baro­nin

Zehn­tes Ka­pi­tel – Die Geis­ter­se­her

Elf­tes Ka­pi­tel – Don Cor­rea

Zwölf­tes Ka­pi­tel – Die Ber­lo­cken

Drei­zehn­tes Ka­pi­tel – In wel­chem das Sinn­ge­dicht sich be­währt

Dan­ke

Dan­ke, dass Sie sich für ein E-Book aus mei­nem Ver­lag ent­schie­den ha­ben.

Soll­ten Sie Hil­fe be­nö­ti­gen oder eine Fra­ge ha­ben, schrei­ben Sie mir.

 

Ihr
Jür­gen Schul­ze

Newslet­ter abon­nie­ren

Der Newslet­ter in­for­miert Sie über:

htt­ps://null-pa­pier.de/newslet­ter

Erstes Kapitel – Ein Naturforscher entdeckt ein Verfahren und reitet über Land, dasselbe zu prüfen

Vor etwa fünf­und­zwan­zig Jah­ren, als die Na­tur­wis­sen­schaf­ten eben wie­der auf ei­nem höchs­ten Gip­fel stan­den, ob­gleich das Ge­setz der na­tür­li­chen Zucht­wahl noch nicht be­kannt war, öff­ne­te Herr Rein­hart ei­nes Ta­ges sei­ne Fens­ter­lä­den und ließ den Mor­genglanz, der hin­ter den Ber­gen her­vor­kam, in sein Ar­beits­ge­mach, und mit dem Früh­golde weh­te eine fri­sche Som­mer­mor­gen­luft da­her und be­weg­te kräf­tig die schwe­ren Vor­hän­ge und die schat­ti­gen Haa­re des Man­nes.

Der jun­ge Ta­ges­schein er­leuch­te­te die Stu­dier­stu­be eine Dok­tor Faus­tus, aber durch­aus ins Mo­der­ne, Be­que­me und Zier­li­che über­setzt. Statt der ma­le­ri­schen Esse, der un­ge­heu­er­li­chen Kol­ben und Kes­sel gab es da nur fei­ne Spi­ri­tus­lam­pen und leich­te Glas­röh­ren, Por­zel­lan­scha­len und Fläsch­chen mit ge­schlif­fe­nem Ver­schlus­se, an­ge­füllt mit Tro­cke­nem und Flüs­si­gem al­ler Art, mit Säu­ren, Sal­zen und Kris­tal­len. Die Ti­sche wa­ren be­deckt mit geo­gno­s­ti­schen Kar­ten, Mi­ne­ra­li­en und höl­zer­nen Feld­spat­mo­del­len; Schich­ten ge­lehr­ter Jahr­bü­cher in al­len Spra­chen be­las­te­ten Stüh­le und Di­wans, und auf den Spie­gel­tisch­chen glänz­ten phy­si­ka­li­sche In­stru­men­te in blan­kem Mes­sing. Kein aus­ge­stopf­tes Mon­strum hing an räu­che­ri­gem Ge­wöl­be, son­dern be­schei­den hock­te ein le­ben­di­ger Frosch in ei­nem Gla­se und harr­te sei­nes Stünd­leins, und selbst das üb­li­che Men­schen­ge­rip­pe in der dunklen Ecke fehl­te, wo­ge­gen eine Rei­he von Men­schen- und Tier­schä­deln so weiß und ap­pe­tit­lich aus­sah, dass sie eher den Nipp­sa­chen ei­nes Stut­zers gli­chen als dem un­heim­li­chen Ho­kus­po­kus ei­nes al­ten La­bo­ran­ten. Statt be­staub­ter Her­ba­ri­en sah man ei­ni­ge fei­ne Bo­gen mit Zeich­nun­gen von Pflan­zen­ge­we­ben, statt schweins­le­der­ner Fo­li­an­ten eng­li­sche Pracht­wer­ke in ge­pres­ster Lein­wand.

Wo man ein Buch oder Heft auf­schlug, er­blick­te man nur den la­tei­ni­schen Ge­lehr­ten­druck, Zah­len­säu­len und Lo­ga­rith­men. Kein ein­zi­ges Buch han­del­te von mensch­li­chen oder mo­ra­li­schen Din­gen, oder, wie man vor hun­dert Jah­ren ge­sagt ha­ben wür­de, von Sa­chen des Her­zens und des schö­nen Ge­schmackes.

So woll­te also Rein­hart sich wie­der an eine stil­le, sub­ti­le Ar­beit be­ge­ben, die er schon seit Wo­chen be­trieb. In der Mit­te des Zim­mers stand ein sinn­rei­cher Ap­pa­rat, all­wo ein Son­nen­strahl ein­ge­fan­gen und durch einen Kris­tall­kör­per ge­lei­tet wur­de, um sein Ver­hal­ten in dem­sel­ben zu zei­gen und wo­mög­lich das in­ners­te Ge­heim­nis sol­cher durch­sich­ti­gen Bau­wer­ke zu be­leuch­ten. Schon vie­le Tage stand Rein­hart vor der Ma­schi­ne, guck­te durch eine Röh­re, den Re­chen­stift in der Hand, und schrieb Zah­len auf Zah­len.

Als die Son­ne ei­ni­ge Span­nen hoch ge­stie­gen, ver­schloss er wie­der die Fens­ter vor der schö­nen Welt mit al­lem, was drau­ßen leb­te und web­te, und ließ nur einen ein­zi­gen Licht­strahl in den ver­dun­kel­ten Raum, durch ein klei­nes Löch­lein, das er in den La­den ge­bohrt hat­te. Als die­ser Strahl sorg­fäl­tig auf die Tor­tur ge­spannt war, woll­te Rein­hart un­ge­säumt sein Ta­ge­werk be­gin­nen, nahm Pa­pier und Blei­stift zur Hand und guck­te hin­ein, um da fort­zu­fah­ren, wo er ges­tern ste­hen­ge­blie­ben.

Da fühl­te er einen lei­se ste­chen­den Schmerz im Auge; er rieb es mit der Fin­ger­spit­ze und schau­te mit dem an­de­ren durch das Rohr, und auch die­ses schmerz­te; denn er hat­te all­be­reits an­ge­fan­gen, durch das an­hal­ten­de Trei­ben sich die Au­gen zu ver­der­ben, na­ment­lich aber durch den un­auf­hör­li­chen Wech­sel zwi­schen dem er­leuch­te­ten Kris­tall und der Dun­kel­heit, wenn er in die­ser sei­ne Zah­len schrieb.

Das merk­te er jetzt und fuhr be­denk­lich zu­rück; wenn die Au­gen krank wur­den, so war es aus mit al­len sinn­li­chen For­schun­gen, und Rein­hart sah sich dann auf be­schau­li­ches Nach­den­ken über das zu­rück­ge­führt, was er bis­lang ge­se­hen. Er setz­te sich be­trof­fen in einen wei­chen Lehn­stuhl, und da es nun gar so dun­kel, still und ein­sam war, be­schli­chen ihn selt­sa­me Ge­dan­ken.

Nach­dem er in mun­te­rer Be­we­gung den größ­ten Teil sei­ner Ju­gend zu­ge­bracht und da­bei mit Auf­merk­sam­keit un­ter den Men­schen ge­nug ge­se­hen hat­te, um von der Ge­setz­mä­ßig­keit und dem Zu­sam­men­hange der mo­ra­li­schen Welt über­zeugt zu wer­den, und wie über­all nicht ein Wort fällt, wel­ches nicht Ur­sa­che und Wir­kung zu­gleich wäre, wenn auch so ge­ring wie das Säu­seln des Gras­halms auf ei­ner Wie­se, war die Er­kun­dung des Stoff­li­chen und Sinn­li­chen ihm sein all und ei­nes ge­wor­den.

Nun hat­te er seit Jah­ren das Men­schen­le­ben fast ver­ges­sen und dass er einst auch ge­lacht und ge­zürnt, tö­richt und klug, froh und trau­rig ge­we­sen. Jetzt lach­te er nur, wenn un­ter sei­nen che­mi­schen Stof­fen al­ler­lei Ko­mö­di­en und un­er­war­te­te Ent­wick­lun­gen spiel­ten; jetzt wur­de er nur ver­drieß­lich, wenn er einen Rech­nungs­feh­ler mach­te, falsch be­ob­ach­te­te oder ein Glas zer­brach; jetzt fühl­te er sich nur klug und froh, wenn er bei sei­ner Ar­beit das große Schau­spiel mit­ge­noss, wel­ches den un­end­li­chen Reich­tum der Er­schei­nun­gen un­auf­halt­sam auf eine ein­fachs­te Ein­heit zu­rück­zu­füh­ren scheint, wo es heißt, im An­fang war die Kraft, oder so was.

Die mo­ra­li­schen Din­ge, pfleg­te er zu sa­gen, flat­tern oh­ne­hin ge­gen­wär­tig wie ein ent­färb­ter und her­un­ter­ge­kom­me­ner Schmet­ter­ling in der Luft; aber der Fa­den, an dem sie flat­tern, ist gut an­ge­bun­den, und sie wer­den uns nicht ent­wi­schen, wenn sie auch im­mer­fort die größ­te Lust be­zei­gen, sich un­sicht­bar zu ma­chen.

Jetzt aber war es ihm, wie ge­sagt, un­be­hag­lich zu­mut ge­wor­den; in der Be­sorg­nis um sei­ne Au­gen stell­te er sich alle die gu­ten Din­ge vor, wel­che man mit­tels der­sel­ben se­hen kön­ne, und un­ver­merkt misch­te sich dar­un­ter die mensch­li­che Ge­stalt, und zwar nicht in ih­ren zer­leg­ten Be­stand­tei­len, son­dern als Gan­zes, wie sie schön und lieb­lich an­zu­se­hen ist und wohl­lau­ten­de Wor­te hö­ren lässt. Es war ihm, als ob er so­gleich vie­le gute Wor­te hö­ren und dar­auf ant­wor­ten möch­te, und es ge­lüs­te­te ihn plötz­lich, auf das durch­sich­ti­ge Meer des Le­bens hin­aus­zu­fah­ren, das Schiff­lein im rei­zen­den Ver­su­che der Frei­heit da- oder dort­hin zu steu­ern, wo lieb­li­che Din­ge lock­ten. Aber es fiel ihm nicht der ge­rings­te An­halt, nicht das kleins­te Ver­hält­nis ein zur Übung mensch­li­cher Sit­te; er hat­te sich ver­ein­samt und fest­ge­rannt, es blieb still und dun­kel um ihn her, es ward ihm schwül und un­leid­lich, und er sprang auf und warf die Fens­ter­lä­den wie­der weit aus­ein­an­der, da­mit es hell wür­de. Dann eil­te er in eine Bo­den­kam­mer hin­auf, wo er in Schrän­ken eine ver­wahr­los­te Men­ge von Bü­chern ste­hen hat­te, die von den halb­ver­ges­se­nen mensch­li­chen Din­gen han­del­ten. Er zog einen Band her­vor, blies den Staub da­von, klopf­te ihn tüch­tig aus und sag­te: »Komm, tap­fe­rer Les­sing! es führt dich zwar jede Wä­sche­rin im Mun­de, aber ohne eine Ah­nung von dei­nem ei­gent­li­chen We­sen zu ha­ben, das nichts andres ist als die ewi­ge Ju­gend und Ge­schick­lich­keit zu al­len Din­gen, der un­be­ding­te gute Wil­le ohne Falsch und im Feu­er ver­gol­det!«

Es war ein Band der Lach­mann­schen Les­sin­g­aus­ga­be, und zwar der, in wel­chem die Sinn­ge­dich­te des Fried­rich von Lo­gau ste­hen, und wie Rein­hart ihn auf­schlug, fiel ihm die­ser Spruch in die Au­gen:


Wie willst Du wei­ße Li­li­en zu ro­ten Ro­sen ma­chen?
Küss’ eine wei­ße Gala­tee: sie wird er­rö­tend la­chen.

So­gleich warf er das Buch weg und rief: »Dank dir, Vor­treff­li­cher, der mir durch den Mund des noch äl­te­ren To­ten einen so schö­nen Rat gibt! Oh, ich wuss­te wohl, dass man dich nur an­zu­fra­gen braucht, um gleich et­was Ge­schei­tes zu hö­ren!«

Und das Buch wie­der auf­neh­mend, die Stel­le noch­mals laut le­send, rief Rein­hart: »Welch ein köst­li­ches Ex­pe­ri­ment! Wie ein­fach, wie tief, klar und rich­tig, so hübsch ab­ge­wo­gen und ge­mes­sen! Gera­de so muss es sein: er­rö­tend la­chen! Küss’ eine wei­ße Gala­tee, sie wird er­rö­tend la­chen!«

Das wie­der­hol­te er be­stän­dig vor sich her, wäh­rend er Rei­se­klei­der her­vor­such­te und sei­nen al­ten Die­ner her­bei­rief, dass er ihm schleu­nig hel­fe, den Man­tel­sack zu pa­cken, und das ers­te bes­te Miet­pferd be­stel­le auf meh­re­re Tage. Er an­be­fahl dem Al­ten die Ob­hut sei­ner Woh­nung und ritt eine Stun­de spä­ter zum Tore hin­aus, ent­schlos­sen, nicht zu­rück­zu­keh­ren, bis ihm der lo­cken­de Ver­such ge­lun­gen.

Er hat­te die ar­ti­ge Vor­schrift auf einen Pa­pier­strei­fen ge­schrie­ben, wie ein Re­zept, und in die Brief­ta­sche ge­legt.

Zweites Kapitel – Worin es zur einen Hälfte gelingt

Als Rein­hart eine Wei­le in den taui­gen Mor­gen hin­ein­ge­zo­gen, wo hier und da Sen­sen blink­ten und fri­sche Heue­rin­nen die Mah­den auf den Wie­sen aus­brei­te­ten, kam er an eine lan­ge und brei­te, sehr schö­ne Brücke, wel­che der Frü­he we­gen noch still und un­be­gan­gen war und wie ein lee­rer Saal in der Son­ne lag. Am Ein­gan­ge stand ein Zoll­häus­chen von zier­li­chem Holz­werk, von blü­hen­den Win­den be­deckt, und ne­ben dem Häu­schen klang ein kla­rer Brun­nen, an wel­chem die Zöll­ner­s­toch­ter eben das Ge­sicht ge­wa­schen hat­te und sich die Haa­re kämm­te. Als sie zu dem Rei­ter her­an­trat, um den Brücken­zoll zu for­dern, sah er, dass es ein schö­nes, blas­ses Mäd­chen war, schlank von Wuchs, mit ei­nem fei­nen, lus­ti­gen Ge­sicht und ke­cken Au­gen. Das of­fe­ne brau­ne Haar be­deck­te die Schul­tern und den Rücken und war wie das Ge­sicht und die Hän­de feucht von dem fri­schen Quell­was­ser.

»Wahr­haf­tig, mein Kind!« sag­te Rein­hart, »Ihr seid die schöns­te Zöll­ne­rin, die ich je ge­se­hen, und ich gebe Euch den Zoll nicht, bis Ihr ein we­nig mit mir ge­plau­dert habt!«

Sie er­wi­der­te: »Ihr seid bei­zei­ten auf­ge­stan­den, Herr, und schon früh gu­ter Din­ge! Doch wenn Ihr mir noch ei­ni­ge­mal sa­gen wollt, dass ich schön sei, so will ich gern mit Euch plau­dern, so­lang es Euch ge­fällt, und Euch je­des Mal ant­wor­ten, dass Ihr der ver­stän­digs­te Rei­ter seid, den ich je ge­se­hen habe!«

»Ich sage es noch ein­mal: der die­se schö­ne neue Brücke ge­baut und das kunst­rei­che Häu­schen dazu er­fun­den, muss sich er­freu­en, wenn er sol­che Zöll­ne­rin da­vor sieht!«

»Das tut er nicht, er hasst mich!«

»Wa­rum hasst er Euch?«

»Weil ich zu­wei­len, wenn er in der Nacht mit sei­nen zwei Rap­pen über die Brücke fährt, ihn et­was war­ten las­se, eh’ ich her­aus­kom­me und den Schlag­baum auf­zie­he; be­son­ders wenn es reg­net und kalt ist, är­gert ihn das in sei­ner of­fe­nen Ka­le­sche.«

»Und warum zieht Ihr den Schlag­baum so lan­ge nicht auf?«

»Weil ich ihn nicht lei­den kann!«

»Ei, und warum kann man ihn nicht lei­den?«

»Weil er in mich ver­liebt ist und mich doch nicht an­sieht, ob­gleich wir mit­ein­an­der auf­ge­wach­sen sind. Ehe die Brücke ge­baut war, hat­te mein Va­ter die Fäh­re an die­ser Stel­le; der Bau­meis­ter war ei­nes Fi­schers Sohn da drü­ben, und wir fuh­ren im­mer auf der Fäh­re mit, wenn Leu­te über­setz­ten. Jetzt ist er ein großer Bau­meis­ter ge­wor­den und will mich nicht mehr ken­nen; er schämt sich aber vor mir, die ich hübsch bin, weil er im­mer eine bu­cke­li­ge, ein­äu­gi­ge Frau im Wa­gen ne­ben sich hat.«

»Wa­rum hat er, der so schö­ne Wer­ke er­fin­det, eine so häss­li­che Frau?«

»Weil sie die Toch­ter ei­nes Rats­man­nes ist, der ihm den Brücken­bau ver­schaf­fen konn­te, durch den er groß und be­rühmt ge­wor­den. Je­ner sag­te, er müs­se sei­ne Toch­ter hei­ra­ten, sonst sol­le er die Brücke nicht bau­en.«

»Und da hat er es ge­tan?«

»Ja, ohne sich zu be­sin­nen; seit­dem muss ich la­chen, wenn er über die Brücke fährt; denn er macht eine sehr trau­ri­ge Fi­gur ne­ben sei­ner Buck­li­gen, wäh­rend er nichts als schlan­ke Pfei­ler und hohe Kirchtür­me im Kopf hat.«

»Wo­her weißt du aber, dass er in dich ver­liebt ist?«

»Weil er im­mer wie­der vor­über­kommt, auch wenn er einen Um­weg ma­chen muss, und dann mich doch nicht an­sieht!«

»Habt Ihr denn nicht ein we­nig Mit­leid mit ihm, oder seid Ihr am Ende nicht auch in ihn ver­liebt?«

»Dann wür­de ich Euch nichts er­zäh­len! Ei­ner, der eine Frau nimmt, die ihm nicht ge­fällt, und dann an­de­re gern sieht, die er doch nicht an­zu­schau­en wagt, ist ein Wicht, bei dem nicht viel zu ho­len ist, meint Ihr nicht?«

»Si­cher­lich! Und um so mehr, als die­ser also recht gut weiß, was schön ist; denn je län­ger ich Euch und die­se Brücke be­trach­te, de­sto lau­ter muss ich ge­ste­hen, dass es zwei schö­ne Din­ge sind! Und doch nahm er die Häss­li­che nur, um die Brücke bau­en zu dür­fen!«

»Aber er hät­te auch die Brücke fah­ren las­sen und mich neh­men kön­nen, und dann hät­te er auch et­was Schö­nes ge­habt, wie Ihr sagt!«

»Das ist ge­wiss! Nun, er hat den Nut­zen für sich er­wählt, und Ihr habt Eure Schön­heit be­hal­ten! Hier seid Ihr ge­ra­de an der rech­ten Stel­le; vie­le Au­gen kön­nen Euch da se­hen und sich an dem An­blick er­freu­en!«

»Das ist mir auch lieb und mein größ­tes Ver­gnü­gen! Hun­dert Jah­re möch­te ich so vor die­sem Häus­lein ste­hen und im­mer jung und hübsch sein! Die Schif­fer grü­ßen mich, wenn sie un­ter der Brücke durch­fah­ren, und wer dar­über geht, dreht den Hals nach mir. Das fühl ich, auch wenn ich den Rücken keh­re, und wei­ter ver­lang ich nichts. Nur der Herr Bau­meis­ter ist der ein­zi­ge, der mich nie an­sieht und es doch am liebs­ten täte! Aber nun gebt mir end­lich den Zoll und und zieht Eure Stra­ße, Ihr wisst nun ge­nug von mir für die schö­nen Wor­te, die Ihr mir ge­ge­ben!«

»Ich gebe dir den Zoll nicht, fei­nes Kind, bis du mir einen Kuss ge­ge­ben!«

»Auf die Art müss­te ich mei­nen Zoll wie­der ver­zol­len und mei­ne ei­ge­ne Schön­heit ver­steu­ern!«

»Das müsst Ihr auch, wer sagt et­was an­de­res? Wür­de bringt Bür­de!«

»Zieht mit Gott, es wird nichts dar­aus!«

»Aber Ihr müsst es gern tun, Al­ler­schöns­te! So ein biss­chen von Her­zen!«

»Gebt den Zoll und geht!«

»Sonst tu’ ich es selbst nicht; denn ich küs­se nicht eine jede! Wenn du’s recht ar­tig voll­bringst, so will ich das Lob dei­ner Schön­heit ver­kün­den und von dir er­zäh­len, wo ich hin­kom­me; und ich kom­me weit her­um!«

»Das ist nicht nö­tig, alle gu­ten Wer­ke lo­ben sich selbst!«

»So wer­de ich den­noch re­den, auch wenn ihr mich nicht küsst, böse Schö­ne! Denn Ihr seid zu schön, als dass man da­von schwei­gen könn­te! Hier ist der Zoll!«

Er leg­te das Geld in ihre Hand; da hob sie den Fuß in den Steig­bü­gel, er gab ihr die Hand, und sie schwang sich zu ihm hin­auf, schlang ih­ren Arm um sei­nen Hals und küss­te ihn la­chend. Aber sie er­rö­te­te nicht, ob­gleich auf ih­rem wei­ßen Ge­sicht der be­quems­te und an­mu­tigs­te Platz dazu vor­han­den war. Sie lach­te noch, als er schon über die Brücke ge­rit­ten war und noch ein­mal zu­rück­schau­te.

»Fürs ers­te«, sag­te er zu sich selbst, »ist der Ver­such nicht ge­lun­gen; die not­wen­di­gen Ele­men­te wa­ren nicht bei­sam­men. Aber schon das Pro­blem ist schön und lieb­lich, wie loh­nend müss­te erst das Ge­lin­gen sein!«

Drittes Kapitel – Worin es zur anderen Hälfte gelingt

Hier­auf durch­ritt er ver­schie­de­ne Ge­gen­den, bis es Mit­tag wur­de, ohne dass ihm eine wei­te­re güns­ti­ge Ge­le­gen­heit auf­ge­sto­ßen wäre. Jetzt er­in­ner­te ihn aber der Hun­ger dar­an, dass es Zeit zur Ein­kehr sei, und eben als er das Pferd zu ei­nem Wirts­haus len­ken woll­te, fiel ihm der Pfarr­herr des Dor­fes ein, wel­cher ein al­ter Be­kann­ter von ihm sein muss­te, und er rich­te­te sei­nen Weg nach dem Pfarr­hau­se. Dort er­reg­te er ein großes Er­stau­nen und eine un­ver­hehl­te Freu­de, die al­so­bald nach Schüs­seln und Tel­lern, nach Töpf­chen und Glä­sern, nach Ein­ge­mach­tem und Ge­ba­cke­nem aus­ein­an­der­lief, um das ge­wöhn­li­che Mit­tags­mahl zu er­wei­tern. Zu­letzt er­schi­en eine blü­hen­de Toch­ter, de­ren Da­sein Rein­hart mit den Jah­ren ver­ges­sen hat­te; über­rascht er­in­ner­te er sich nun wohl des ar­ti­gen klei­nen Mäd­chens, wel­ches jetzt zur Jung­frau her­an­ge­wach­sen war, de­ren Wan­gen ein fei­nes Rot schmück­te und de­ren läng­li­che Nase gleich ei­nem erns­ten Zei­ger an­däch­tig zur Erde wies, wo­hin auch der be­schei­de­ne Blick fort­wäh­rend ihr folg­te. Sie be­grüß­te den Gast, ohne die Au­gen auf­zu­schla­gen, und ver­schwand dann gleich wie­der in der Kü­che.

Nun un­ter­hiel­ten ihn Va­ter und Mut­ter aus­schließ­lich von den Schick­sa­len ih­res Hau­ses und ver­rie­ten eine wun­der­sa­me Ord­nungs­lie­be in die­sem Punk­te; denn sie hat­ten alle ihre klei­nen Er­fah­run­gen und Vor­komm­nis­se auf das ge­naues­te ein­ge­reiht und ab­ge­teilt, die an­ge­neh­men von den be­trü­ben­den ab­ge­son­dert und je­des ein­zel­ne in sein rech­tes Licht ge­setzt und in rein­li­che Be­zie­hung zum an­de­ren ge­bracht. Der Haus­herr gab dann dem Gan­zen die hö­he­re Wei­he und Be­leuch­tung, wo­bei er mer­ken ließ, dass ihm die be­ruf­li­che Meis­ter­schaft im Gott­ver­trau­en gar wohl zu­stat­ten käme bei der Len­kung ei­ner so wun­der­bar­li­chen Le­bens­fahrt. Die Frau un­ter­stütz­te ihn eif­rigst und schloss Kla­gen wie Lob­prei­sun­gen mit dem Ruh­me ih­res Man­nes und mit dem ge­büh­ren­den Dan­ke ge­gen den lie­ben Gott, der in die­ser klei­nen, fried­lich be­weg­ten Fa­mi­lie ein be­son­de­res, fein aus­ge­ar­bei­te­tes Kunst­werk sei­ner Welt­re­gie­rung zu er­hal­ten schi­en, durch­sich­tig und klar wie Glas in al­len sei­nen Tei­len, worin nicht ein dunkles Ge­fühl­chen im Ver­bor­ge­nen stür­men konn­te.

Dem ent­spra­chen auch die vie­len Glas­glo­cken, wel­che man­nig­fa­che Fa­mi­li­en­denk­ma­le vor Staub schütz­ten, so­wie die zahl­rei­chen Rähm­chen an der Wand mit Sil­hou­et­ten, Glück­wün­schen, Lie­der­sprü­chen, Epi­ta­phien, Blu­men­krän­zen und Land­schaf­ten von Haar, al­les sym­me­trisch auf­ge­hängt und mit rein­li­chem Gla­se be­deckt. In Glas­schrän­ken glänz­ten Por­zel­lan­tas­sen mit Na­mens­zü­gen, ge­schlif­fe­ne Glä­ser mit In­schrif­ten, Wachs­blu­men und Kir­chen­bü­cher mit ver­gol­de­ten Sch­lös­sern.

So sah auch die Pfar­rers­toch­ter aus, wie wenn sie eben aus ei­nem mit Spe­ze­rei­en durch­duf­te­ten Glas­schran­ke käme, als sie, sorg­fäl­tig ge­putzt, wie­der ein­trat. Sie trug ein him­mel­blau sei­de­nes Kleid­chen, das knapp ge­nug einen rund­li­chen Bu­sen um­spann­te, auf wel­chen die lie­be, ernst­haf­te Nase im­mer­fort hin­ab­zeig­te. Auch hat­te sie zwei gol­de­ne Löck­lein ent­fes­selt und eine schnee­wei­ße Kü­chen­schür­ze um­ge­bun­den; und sie setz­te einen Pud­ding so sorg­fäl­tig auf den Tisch, wie wenn sie die Welt­ku­gel hiel­te. Da­bei duf­te­te sie an­ge­nehm nach dem wür­zi­gen Ku­chen, den sie eben ge­ba­cken hat­te.

Ihre El­tern be­han­del­ten sie aber so fei­er­lich und ge­mes­sen, dass sie ohne sicht­ba­ren Grund oft­mals er­rö­te­te und bald wie­der weg­ging. Sie mach­te sich auf dem Hofe zu schaf­fen, wo Rein­hards Pferd an­ge­bun­den war, und in eif­ri­ger Für­sor­ge füt­ter­te sie das Tier. Sie rück­te ihm ein Gar­ten­tisch­chen un­ter die Nase und setz­te ihm in ih­rem Strick­körb­chen ei­ni­ge Bro­cken Haus­brot, hal­be Sem­meln und Zwiebä­cke vor, nebst ei­ner gu­ten Hand­voll Salat­blät­ter; auch stell­te sie ein grü­nes Gieß­känn­chen mit Was­ser da­ne­ben, strei­chel­te das Pferd mit za­ger Hand und trieb tau­send from­me Din­ge. Dann ging sie in ihr Zim­mer­chen, um schnell die un­ver­hoff­ten Er­eig­nis­se in ihr Ta­ge­buch ein­zu­tra­gen; auch schrieb sie rasch einen Brief.

In­zwi­schen ging auch Rein­hart hin­un­ter, um das Pferd vor­läu­fig be­reit zu ma­chen. Die­ses hat­te sich das Gieß­känn­chen an die Nase ge­klemmt, und am Gieß­känn­chen hing das Strick­körb­chen, und bei­de Din­ge such­te das ver­le­ge­ne Tier un­mut­voll ab­zu­schlen­kern, ohne dass es ihm ge­lin­gen woll­te. Rein­hart lach­te so laut, dass die Toch­ter es au­gen­blick­lich hör­te und durch das Fens­ter sah. Als sie das Aben­teu­er ent­deck­te, kam sie ei­ligst her­un­ter, nahm sich ein Herz und bat Rein­hart bei­na­he zit­ternd, dass er ih­ren El­tern und nie­mand et­was da­von sa­gen möch­te, da es ihr für lan­ge Zeit zum Auf­se­hen und zur Lä­cher­lich­keit ge­rei­chen wür­de. Er be­ru­hig­te sie höf­lich und so gut er konn­te, und sie eil­te mit Körb­chen und Kan­ne wie ein Reh da­von, sie zu ver­ber­gen. Doch zeig­te sie sich bald wie­der hin­ter ei­nem Flie­der­bu­sche und schi­en ein be­deu­ten­des An­lie­gen auf dem Her­zen zu ha­ben. Rein­hart schlüpf­te hin­ter den Busch; sie zog einen sorg­fäl­tig ver­sie­gel­ten, mit pracht­vol­ler Adres­se ver­se­he­nen Brief aus der Ta­sche, den sie ihm mit der ge­flüs­ter­ten Bit­te über­reich­te, das Schrei­ben, wel­ches einen Gruß und wich­ti­gen Auf­trag ent­hiel­te, doch ja un­fehl­bar an eine Freun­din zu be­stel­len, die un­weit von sei­nem Rei­se­pfa­de woh­ne.

Eben­so flüs­ternd und be­deut­sam teil­te ihr Rein­hart mit, dass er sie in­fol­ge ei­nes hei­li­gen Ge­lüb­des ohne Wi­der­re­de küs­sen müs­se. Sie woll­te so­gleich ent­flie­hen; al­lein er hielt sie fest und lis­pel­te ihr zu, wenn sie sich wi­der­set­ze, so wür­de er das Ge­heim­nis von der Gieß­kan­ne un­ter die Leu­te brin­gen, und dann sei sie für im­mer im Ge­re­de. Zit­ternd stand sie still, und als er sie nun um­arm­te, er­hob sie sich so­gar auf die Ze­hen und küss­te ihn mit ge­schlos­se­nen Au­gen, über und über mit Rot be­gos­sen, aber ohne nur zu lä­cheln, viel­mehr so ernst und an­däch­tig, als ob sie das Abend­mahl näh­me. Rein­hart dach­te, sie sei zu sehr er­schro­cken und hielt sie ein klei­nes Weil­chen im Arm, wor­auf er sie zum zwei­ten Male küss­te. Aber eben­so ernst­haft wie vor­hin küss­te sie ihn wie­der und ward noch viel rö­ter. Dann floh sie wie ein Blitz da­von.

Als er wie­der ins Haus trat, kam ihm der Pfarr­herr hei­ter ent­ge­gen und zeig­te ihm sein Ta­ge­buch, in wel­chem sein Be­such be­reits mit er­bau­li­chen Wor­ten vor­ge­merkt war, und die Pfarr­frau sag­te: »Auch ich habe ei­ni­ge Zei­len in mei­ne Ge­denk­blät­ter ge­schrie­ben, lie­ber Rein­hart, da­mit uns Ihre Be­geg­nung ja recht frisch im Ge­dächt­nis­se blei­be!«

Er ver­ab­schie­de­te sich aufs freund­lichs­te von den Leu­ten, ohne dass sich die Toch­ter wie­der se­hen ließ.

»Wie­de­r­um nicht ge­lun­gen!« rief er, nach­dem er vom Pfarr­ho­fe weg­ge­rit­ten, »aber im­mer rei­zen­der wird das Kunst­stück, je schwie­ri­ger es zu sein scheint!«

Viertes Kapitel – Worin ein Rückschritt vermieden wird

Da das Pferd noch hung­rig sein muss­te, stieg er un­weit des Dor­fes noch­mals ab, vor ei­nem ein­sa­men Wirts­hau­se, wel­ches am Sau­me ei­nes großen Wal­des lag und und ein gol­de­nes Wald­horn im Schil­de führ­te. Aus dem Wald er­hob sich ein schö­ner, grün be­laub­ter Berg, hin­ein aber führ­te die brei­te Stra­ße in wei­tem Bo­gen.

Un­ter der schat­ti­gen Vor­hal­le des Wirts­hau­ses saß ein statt­li­ches Frau­en­zim­mer und näh­te. Sie war nicht min­der hübsch als die Pfar­rers­toch­ter und die Zöll­ne­rin, aber un­gleich hand­fes­ter. Sie trug einen schwar­zen, fein ge­fal­te­ten Rock mit ro­ten Säu­men und blen­den wei­ße Hem­d­är­mel, de­ren ge­stick­te weit­läu­fi­ge Rän­der of­fen auf die Hand­knö­chel fie­len. In den Flech­ten des Haa­res glänz­te ein sil­ber­ner Zie­rat, des­sen Form zwi­schen ei­nem Löf­fel und ei­nem Pfei­le schwank­te.

Sie grüß­te lä­chelnd den Rei­sen­den und frag­te, was ihm ge­fäl­lig wäre.

»Et­was Ha­fer für das Pferd«, sag­te er, »und da es sich hier kühl und lieb­lich zu le­ben scheint, auch ein Glas Wein für mich, wenn Ihr so gut sein wollt!«

»Ihr habt recht«, sag­te sie, »es ist hier gut sein, still und an­ge­nehm und eine schö­ne Luft! So lasst’s Euch ge­fal­len und nehmt Platz!«

Als sie den Wein zu ho­len ging und mit der kla­ren Fla­sche wie­der kam, be­wun­der­te Rein­hart ihre schö­ne Ge­stalt und den si­che­ren Gang, und als sie rüs­tig ein Maß Ha­fer sieb­te und dem Pferd auf­schüt­te­te, ohne an Reiz zu ver­lie­ren, sag­te er sich: Wie voll ist doch die Welt von schö­nen Ge­schöp­fen und sieht kei­nes dem an­de­ren ganz gleich! – Die Schö­ne setz­te sich hier­auf an den Tisch und nahm ihre Ar­beit wie­der zur Hand.

»Wie ich sehe«, sag­te Rein­hart, »seid Ihr al­lein zu Haus?«

»Ganz al­lein«, er­wi­der­te sie voll Freund­lich­keit, blan­ke Zahn­rei­hen zei­gend, »uns­re Leu­te sind alle auf den Wie­sen, um Heu zu ma­chen.«

»Gibt es viel gu­tes Heu dies Jahr?«

»So ziem­lich; wenn das Früh­jahr nicht so tro­cken ge­we­sen wäre, so gäbe es noch mehr; man muss es eben neh­men, wie’s kommt, al­les kann nicht ge­ra­ten!«

»So ist es! Der schö­ne Früh­ling war da­ge­gen für and­re Din­ge gut, zum Bei­spiel für die Obst­bäu­me, die konn­ten vor­treff­lich ver­blü­hen.«

»Das ha­ben sie auch red­lich ge­tan!«

»So wird es also viel Obst ge­ben im Herbst?«

»Wir hof­fen es, wenn das Wet­ter nicht ganz schlecht wird.«

»Und was das Heu be­trifft, was gilt es denn ge­gen­wär­tig?«

»Jetzt, ehe das neue Heu ge­macht ist, steht es noch hoch im Prei­se, denn das letz­te Jahr war es un­er­gie­big; ich glau­be, es hat vor acht Ta­gen noch über einen Ta­ler ge­kos­tet. Es muss aber jetzt ab­schla­gen.«

»Ver­kauft Ihr auch von Eu­rem Heu, oder braucht Ihr es selbst, oder müsst Ihr noch kau­fen, da Ihr ein Gast­haus führt?«

»In der Wirt­schaft wird kein Heu, son­dern fast nur Ha­fer ver­füt­tert; für un­ser Vieh aber brau­chen wir das Heu, und das ist es ver­schie­den, das eine Jahr kom­men wir ge­ra­de aus, das and­re müs­sen wir da­zu­kau­fen, das drit­te reicht es so gut, dass wir et­was auf den Markt brin­gen kön­nen; dies hängt von vie­len Um­stän­den ab, be­son­ders auch, wie die an­de­ren Sa­chen und Kräu­ter ge­ra­ten!«

»Das lässt sich den­ken! Das lässt sich den­ken! Und also über einen Ta­ler hat der Zent­ner Heu noch vor acht Ta­gen ge­kos­tet?«

»Quä­len Sie sich nun nicht län­ger, mein Herr!« sag­te die Schö­ne lä­chelnd, »und sa­gen Sie mir die drol­li­gen Din­ge, die Ih­nen auf der Zun­gen­spit­ze sit­zen, ohne Um­schweif! Ich kann einen Scherz er­tra­gen und weiß mich zu weh­ren!«

»Wie mei­nen Sie das?«

»Ei, ich seh’ es Ihren Au­gen die gan­ze Zeit an, dass sie lie­ber von an­derm spre­chen als von Heu und mir ein we­nig den Hof ma­chen möch­ten, bis Ihr Pferd ge­fres­sen hat! Da ich ein­mal die arme Wirt­s­toch­ter hier vor­stel­le, so wol­len wir die wun­der­vol­len Din­ge nicht ver­schwei­gen, wel­che man sich un­ter sol­chen Um­stän­den sagt, und der Welt den Lauf las­sen! Fan­gen Sie an, Herr! und sei­en Sie wit­zig und vor­laut, und ich ich wer­de mich zie­ren und sprö­de tun!«

»Gleich werd’ ich an­fan­gen, Sie ha­ben mich nur über­rascht!«

»Nun, las­sen Sie hö­ren!«

»Nun also – beim Him­mel, ich bin ganz ver­blüfft und weiß nichts zu sa­gen!«

»Das ist nicht viel! Sol­len wir etwa gar die ver­kehr­te Welt spie­len und soll ich Ih­nen den Hof ma­chen und Ih­nen an­ge­neh­me Din­ge sa­gen, wäh­rend Sie sich zie­ren? Gut denn! Sie sind in der Tat der hüb­sche­s­te Mann, wel­cher seit lan­gem die­se Stra­ße ge­rit­ten, ge­fah­ren oder ge­gan­gen ist!«

»Glau­ben Sie etwa, ich höre das un­gern aus Ihrem Mun­de?«

»Das be­fürch­te ich nicht im ge­rings­ten! Zwar, wie ich Sie vor­hin kom­men sah, dacht ich: Ge­lobt sei Gott, da na­het sich end­lich ei­ner, der nach was Rech­tem aus­sieht, ohne dar­an zu den­ken! Der rei­tet fest in die Welt hin­ein und trägt ge­wiss kei­nen Spie­gel in der Ta­sche, wie sonst die Her­ren aus der Stadt, de­nen man kaum den Rücken dre­hen darf, so ho­len sie den Spie­gel her­vor und be­schau­en sich schnell in ei­ner Ecke! Wie Sie aber das Heu­ge­spräch führ­ten und da­bei Au­gen mach­ten wie die Kat­ze, die um den hei­ßen Brei her­um­geht, dacht’ ich: es ist doch ein Schul­meis­ter von Art!«

»Sie fal­len ja aus der Rol­le und sa­gen mir Un­höf­lich­kei­ten!«

»Es wird gleich wie­der bes­ser kom­men! Sie ha­ben eine so tüch­ti­ge Ma­nier, dass man froh ist, Sie zu neh­men, wie Sie sind, da wir ar­men Men­schen uns ja doch un­ser Le­ben lang mit dem Schein be­gnü­gen müs­sen und nicht nach dem Kern fra­gen dür­fen. So be­trach­te ich Sie auch als einen schö­nen Schein, der vor­über­geht und sein Schöpp­chen trinkt, und ich be­nut­ze so­gar recht gern die­sen Scherz, um Ih­nen in al­lem Erns­te zu sa­gen, dass Sie mir recht wohl ge­fal­len! Denn so steht es in mei­nem Be­lie­ben!«

»Dass ich Ih­nen ge­fal­le?«

»Nein, dass ich es sa­gen mag!«

»Sie sind ja der Teu­fel im Mie­der! Ein star­ker Geist mit lan­gen Haa­ren?«

»Sie glaub­ten wohl nicht, dass wir hier auch ge­schlif­fe­ne Zun­gen ha­ben?«

»Ei, als Sie vor­hin den Ha­fer sieb­ten, sah ich, dass Sie eine hand­fes­te und zu­gleich an­mu­ti­ge Dame sind! Ihre Aus­drucks­wei­se da­ge­gen kann ich nicht mit den länd­li­chen Klei­dern zu­sam­men­rei­men, die Ih­nen üb­ri­gens vor­treff­lich ste­hen!«

»Nun, ich habe viel­leicht nicht im­mer in die­sen Klei­dern ge­steckt – viel­leicht auch doch! Je­der hat sei­ne Ge­schich­te, und die mei­ni­ge wer­de ich Ih­nen bei die­ser Ge­le­gen­heit nicht auf die Nase bin­den! Vi­el­leicht be­liebt es mir, Ih­nen zu sa­gen, dass Sie mir wohl­ge­fal­len, ohne dass Sie wis­sen, wer ich bin, wie ich dazu kom­me, dies zu sa­gen, und ohne dass Sie einen Nut­zen da­von ha­ben. So set­zen Sie Ihren Weg fort als ein Schein für mich, wie ich als ein Schein für Sie hier zu­rück­blei­be!«

Die­se Grob­hei­ten und selt­sa­men Schmei­che­lei­en sag­te die Dame nicht auf eine un­an­ge­neh­me Wei­se, son­dern mit großem Lieb­reiz und ei­nem fort­wäh­ren­den Lä­cheln des ro­ten Mun­des, und Rein­hart ent­hielt sich nicht, end­lich zu sa­gen: »Ich woll­te, Sie blie­ben nun ganz bei der Stan­ge und es be­lieb­te Ih­nen, Ihr schmei­chel­haf­tes Wohl­ge­fal­len auch mit ei­nem Kus­se zu be­stä­ti­gen!«

»Wer weiß!« sag­te sie, »in Be­tracht, dass ich in voll­kom­me­nem Be­lie­ben Sie küs­sen wür­de und nicht Sie mich, könn­te es mir viel­leicht ein­fal­len, da­mit Sie zum Dank für die an­ge­neh­me Un­ter­hal­tung mit dem Schimpf da­von­rei­ten, ge­küsst wor­den zu sein wie ein klei­nes Mäd­chen!«

»Tun Sie mir die­sen Schimpf an!«

»Wol­len Sie still­hal­ten?«

»Da wer­den Sie se­hen!«

Sie mach­te eine Be­we­gung, wie wenn sie sich ihm nä­hern woll­te; in die­sem Au­gen­blick wall­te aber ein kal­ter Schat­ten über sein Ge­sicht, die Au­gen fun­kel­ten un­si­cher zwi­schen Lust und Zorn, um den Mund zuck­te ein halb spöt­ti­sches Lä­cheln, so­dass sie mit fast un­merk­li­cher Be­trof­fen­heit die an­ge­ho­be­ne Be­we­gung nach dem Pferd hin ab­lenk­te, um das­sel­be zu trän­ken. Rein­hart eil­te ihr nach und rief, er kön­ne nun nicht mehr zu­ge­ben, dass Sie sein Pferd be­die­ne! Sie ließ sich aber nicht ab­hal­ten und sag­te, sie wür­de es nicht tun, wenn sie nicht woll­te, und er sol­le sich nicht dar­um küm­mern.

Sie war aber in ei­ni­ger Ver­le­gen­heit, denn die Sa­chen stan­den nun so, dass sie doch war­ten muss­te, bis Rein­hart ihr wie­der An­lass bot, ihn zu küs­sen, dass sie aber be­lei­digt war, wenn es nicht ge­sch­ah. Er emp­fand auch die größ­te Lust dazu; wie er sie aber so wohl­ge­fäl­lig an­sah, be­fürch­te­te er, sie möch­te wohl la­chen, al­lein nicht rot wer­den, und da er die­se Er­fah­rung schon hin­ter sich hat­te, so woll­te er als ge­wis­sen­haf­ter For­scher sie nicht wie­der­ho­len, son­dern nach sei­nem Zie­le vor­wärts­s­tre­ben. Die­ses schi­en ihm jetzt schon so wün­schens­wert, dass er be­reits eine Art Ver­pflich­tung fühl­te, kei­ne un­nüt­zen Ver­su­che mehr zu un­ter­neh­men und sich des lieb­li­chen Er­fol­ges im vor­aus wür­dig zu ma­chen.

Er stell­te sich da­her, um auf gute Ma­nier weg­zu­kom­men, als ob er den höchs­ten Re­spekt fühl­te und von der Furcht be­seelt wäre, mit zu weit­ge­hen­den Scher­zen ihr zu miss­fal­len. In die­ser Hal­tung be­zahl­te er auch sei­ne Ze­che, ver­beug­te sich höf­lich ge­gen sie und sie tat das glei­che, ohne dass et­was wei­te­res vor­fiel. Sie nahm al­les wohl auf und entließ den Rei­ter in gu­ter Fas­sung.

»Auf die­sem Wald­hörn­chen wol­len wir nicht bla­sen!« sag­te er zu sich selbst, als ihm beim We­g­rei­ten das Schild des Hau­ses in die Au­gen fiel, »viel­leicht führt uns der Auf­trag der Pfar­rers­toch­ter auf eine Spur, wie das Gute stets zum Bes­sern führt! Ich will den schalk­haf­ten Sei­ten­pfad auf­su­chen, der ir­gend hier her­um zu je­nem Schloss oder Land­sitz füh­ren soll, wo die un­be­kann­te Freun­din haust!«

Fünftes Kapitel – Herr Reinhart beginnt die Tragweite seiner Unternehmung zu ahnen

Er fand bald die­sen Sei­ten­pfad; es war aber wirk­lich ein schalk­haf­ter; denn kaum hat­te er ihn be­tre­ten, so ver­lor er sich in ei­nem Net­ze von Holz­we­gen und aus­ge­trock­en­ten Bach­bet­ten, bald auf und ab, bald in düs­te­rer Tan­nen­nacht, bald un­ter dich­tem Buschwer­ke. Er ge­riet im­mer hö­her hin­auf und sah zu­letzt, dass er an der Nord­sei­te des aus­ge­dehn­ten Ber­ges um­her­ir­re. Stun­den­lang schlug er sich im wil­den Fors­te her­um und sah sich oft ge­nö­tigt, das Pferd am Zü­gel zu füh­ren.

»Was mir in die­ser Wild­nis er­sprie­ßen wird«, rief er un­mu­tig aus, »muss wohl eher eine stach­lich­te Dis­tel als eine wei­ße Gala­tee sein!«

Aber un­ver­merkt ent­wirr­te sich zu­gleich das Wirr­sal in er­sicht­lich künst­li­che An­la­gen, wel­che auf die West­sei­te des Ber­ges hin­über­führ­ten. Der Weg ging zwar im­mer noch durch den Wald, auf und nie­der, en­ger oder wei­ter, hier einen Blick in die Fer­ne er­lau­bend, dort in dunkle Bu­chen­gän­ge füh­rend. Al­lein im­mer deut­li­cher zeig­ten sich die An­la­gen und ver­rie­ten eine fei­ne kun­di­ge Hand; da er aber durch­aus nicht wuss­te, wo er war, und nir­gends einen Über­blick ge­win­nen konn­te, muss­te er nun auch be­fürch­ten, als ein Ein­dring­ling und Park­ver­wüs­ter zum Vor­schein zu kom­men. Das Pferd zer­riss un­barm­her­zig mit sei­nen Hu­fen den fein ge­hark­ten Bo­den, zer­trat Gras und wohl­ge­pfleg­te Wald­blu­men und zer­stör­te die Ra­sen­stu­fen, die über klei­ne Hü­gel führ­ten. In­dem er sich sehn­te, der traum­haf­ten Ver­wir­rung zu ent­rin­nen, fürch­te­te er zu­gleich das Ende und ver­wünsch­te die Stun­de, die ihn in sol­che Not ge­bracht.

Plötz­lich lich­te­ten sich die Bäu­me und Laub­wän­de, ein schma­ler Pfad führ­te un­mit­tel­bar in einen of­fe­nen Blu­men­gar­ten, wel­cher von dem jen­sei­ti­gen Ho­frau­me nur durch ein dün­nes ver­gol­de­tes Draht­git­ter ab­ge­schlos­sen war. Gern hät­te er sich über Gar­ten und Zaun mit ei­nem Sat­ze hin­weg­ge­hol­fen; da dies aber nicht mög­lich war, so ritt er mit dem Mute der Verzweif­lung und trot­zig, ohne ab­zu­stei­gen, zwi­schen den Zier­bee­ten durch, die Schne­cken­li­ni­en ver­fol­gend, de­ren wei­ßen Sand der Gaul lus­tig stäu­ben ließ.

End­lich war er hin­ter dem leich­ten Git­ter­chen an­ge­langt, das den Gar­ten ver­schloss, und das Pferd an­hal­tend, über­sah er sich zu­erst den Platz, gleich­gül­tig, ob er in die­ser bar­ba­ri­schen Lage nun ent­deckt wür­de oder nicht; denn sich zu ver­ber­gen schi­en un­mög­lich.

Er be­fand sich auf ei­ner großen Ter­ras­se am Ab­hange des Ber­ges, auf wel­cher ein schö­nes Haus stand; vor dem­sel­ben lag ein ge­räu­mi­ger, ge­vier­ter Platz, durch stei­ne­re Ba­lus­tra­den ge­gen den jä­hen Ab­hang ge­schützt. Der Platz war mit ei­ni­gen ge­wal­ti­gen Pla­ta­nen be­setzt, de­ren edle Äste sich schat­tend über ihn aus­brei­te­ten. Un­ter den Pla­ta­nen und über das Stein­ge­län­der hin­weg sah man auf einen in Win­dun­gen sich weit­hin zie­hen­den brei­ten Fluss und in ein Abend­land hin­aus, das im Glan­ze der sin­ken­den Son­ne schwamm. An den zwei üb­ri­gen Sei­ten war der Platz von Blu­men­grün­den be­grenzt, auf de­ren ei­nem der ver­le­ge­ne Rei­nahrd hielt. Er sah nun zu sei­nem Ver­drus­se, dass vorn an der Ba­lus­tra­de zwei statt­li­che Auf­fahr­ten auf den Hof mün­de­ten.

Un­ter den Pla­ta­nen aber er­blick­te er einen Brun­nen von weißem Mar­mor, der sich ei­nem vier­e­cki­gen Mo­nu­men­te gleich mit­ten auf dem Plat­ze er­hob und sein Was­ser auf je­der der vier Sei­ten in eine fla­che, eben­falls ge­vier­te, von Del­phi­nen ge­tra­ge­ne Scha­le er­goss. Teils auf dem Ran­de ei­ner die­ser Scha­len, teils auf dem kla­ren Was­ser, das kaum hand­tief den Mar­mor deck­te, lag und schwamm ein Hau­fen Ro­sen, die zu rei­ni­gen und zu ord­nen eine weib­li­che Ge­stalt ru­hig be­schäf­tigt war, ein schlan­kes Frau­en­zim­mer in weißem Som­mer­klei­de, das Ge­sicht von ei­nem brei­ten Stroh­hu­te über­schat­tet.

Die un­ter­ge­hen­de Son­ne be­streif­te noch eben die­se Höhe samt der Fon­tä­ne und ru­hi­gen Ge­stalt, über wel­che die Pla­ta­nen mit ih­ren saft­grü­nen Laub­mas­sen ihr durch­sich­ti­ges und doch kräf­ti­ges Hell­dun­kel her­nie­der­senk­ten.

Je un­ge­wohn­ter der An­blick die­ses Bil­des war, das mit sei­ner Zu­sam­men­stel­lung des Mar­mor­brun­nens und der wei­ßen Frau­en­ge­stalt eher der idea­len Er­fin­dung ei­nes mü­ßi­gen Schön­geis­tes als wirk­li­chem Le­ben glich, um so ängst­li­cher wur­de es dem ge­fan­ge­nen Rein­hart zu­mut, der wie eine Bild­säu­le stau­nend zu Pfer­de saß, bis die­ses, ein gu­tes Un­ter­kom­men wit­ternd, ur­plötz­lich auf­wie­her­te. Stut­zend forsch­te die schlan­ke Dame nach al­len Sei­ten und ent­deck­te end­lich den ver­le­ge­nen Rei­ters­mann hin­ter dem gol­de­nen Ge­we­be des leich­ten Git­ter­p­fört­chens. Er be­weg­te sich nicht, und nach­dem sie eine Wei­le ver­wun­de­rungs­voll hin­ge­se­hen, eil­te sie zur Stel­le, wie um zu er­fah­ren, ob sie wa­che oder träu­me. Als sie sah, dass sich al­les in bes­ter Wirk­lich­keit ver­hielt, öff­ne­te sie mit un­mu­ti­ger Be­we­gung das Gat­ter und sah ihn mit fra­gen­dem Blick an, der ihn ein­lud: ob es ihm viel­leicht nun­mehr be­lie­ben wer­de, mit den vier Hu­fen sei­nes Pfer­des aus dem miss­han­del­ten Gar­ten her­aus­zu­spa­zie­ren? Zu­gleich aber zog sie sich ei­lig an ih­ren Brun­nen zu­rück, eine Hand­voll Ro­sen er­fas­send und der Din­ge ge­wär­tig, die da kom­men soll­ten.

End­lich stieg Rein­hart ab, und sei­nen Miet­gaul de­mü­tig hin­ter sich her­füh­rend, über­reich­te er der reiz­vol­len Er­schei­nung, sie fort­wäh­rend an­schau­end, ohne zu re­den, mit ei­ner Ver­beu­gung den Brief der Pfar­rers­toch­ter.

Oder viel­mehr war es nicht der Brief, son­dern der Zet­tel, auf wel­chen er das Sinn­ge­dicht ge­schrie­ben:


Wie willst du wei­ße Li­li­en zu ro­ten Ro­sen ma­chen?
Küss’ eine wei­ße Gala­tee: sie wird er­rö­tend la­chen.

Den Brief hielt er samt der Brief­ta­sche in der Hand und ent­deck­te sein Ver­se­hen erst, als die Dame das Pa­pier schon er­grif­fen und ge­le­sen hat­te.

Sie hielt es zwi­schen bei­den Hän­den und sah den ganz ver­wirr­ten und er­rö­ten­den Herrn Rein­hart mit großen Au­gen an, wäh­rend es zwei­fel­haft, ob bös oder gut ge­launt, um ihre Lip­pen zuck­te. Stumm gab sie den Pa­pier­strei­fen hin und nahm den Brief, den der um Nach­sicht Bit­ten­de oder Stam­meln­de da­für über­reich­te. Als sie das große Sie­gel er­blick­te, ver­brei­te­te sich eine Hei­ter­keit über das Ge­sicht, wel­ches jetzt in der Nähe wie ein schö­nes Hei­mat­land al­ler gu­ten Din­ge er­schi­en. Ein klu­ger Blick ih­rer dunklen Au­gen blitz­te auf, und als sie rasch ge­le­sen, lach­te sie und sag­te mit schalk­haft be­weg­ter Stim­me:

»Ich muss ge­ste­hen, mein Herr, das ist mir das selt­sams­te Er­eig­nis! Ein Un­be­kann­ter fällt, Mann und Pferd, vom Him­mel und fängt sich wie eine Dros­sel an den schwa­chen Git­ter­chen mei­nes Gar­tens, Bee­te und Wege zer­wüh­lend! Er über­bringt mir ein Schrei­ben, das mit dem Amts­sie­gel ei­nes ehr­wür­di­gen Geist­li­chen, mit Bi­bel, Kelch und Kreuz ge­sie­gelt ist und in wel­chem mich mei­ne Freun­din im Tale, die Pfar­rers­toch­ter, in den fle­hends­ten Aus­drücken be­schwört, ja nicht zu ver­ges­sen, ihr von dem dies­jäh­ri­gen Ret­tich­sa­men zu sen­den! Wenn Sie in ei­ni­ger Ver­fas­sung sind, sich zu ver­tei­di­gen, und Ihre wun­der­ba­re Her­kunft zu er­klä­ren, so sol­len Sie in die­ser hoch­ge­le­ge­nen Be­hau­sung will­kom­men sein, und ich, die ich zur­zeit das Wort füh­re, da mein gicht­kran­ker Oheim das Zim­mer hü­tet, will ernst und wei­se mit Ih­nen zu Rat ge­hen über die fer­ne­re Ent­wick­lung Ihres merk­wür­di­gen Le­bens­pfa­des!«

Nicht nur vom Ab­glanz der Abend­son­ne, son­dern auch von ei­nem hel­len in­ne­ren Lich­te war die zier­vol­le Dame der­ma­ßen er­leuch­tet, dass der Schein dem über­rasch­ten Rein­hart sei­ne Si­cher­heit wie­der­gab. Aber in­dem er sich sag­te, dass er hier oder nir­gends das Sprüch­lein des al­ten Lo­gau er­pro­ben möch­te, und erst jetzt die tiefe­re Be­deu­tung des­sel­ben völ­lig emp­fand, merk­te er auch, mit welch weit­läu­fi­gen Vor­ar­bei­ten und Schwie­rig­kei­ten der Ver­such ver­bun­den sein dürf­te.

Sechstes Kapitel – Worin eine Frage gestellt wird

Er ver­beug­te sich aber­mals mit al­ler Ehr­er­bie­tung und sag­te: »Ich bin über mein Ge­schick nicht we­ni­ger er­staunt als Sie, mein Fräu­lein! nur dass ich in un­ga­lan­ter­wei­se im Vor­teil und auf das an­ge­nehms­te be­trof­fen bin, wäh­rend ich auf ih­rem Ge­bie­te bis jetzt nichts als Scha­den und Un­heil an­ge­rich­tet habe. Seit heu­te früh im Frei­en, um ei­ner na­tur­wis­sen­schaft­li­chen Beo­b­ach­tung nach­zu­ge­hen, habe ich den Tag da­mit zu­ge­bracht, einen Brief von ei­ner Dame zur an­de­ren zu tra­gen, worin, wie Sie sa­gen, um Ret­tich­sa­men ge­be­ten wird; ich habe mich an die­sem Ber­ge ver­irrt, Gär­ten ver­wüs­tet und mich zu­letzt da ge­fan­gen ge­se­hen, wo ich schon frei­wil­lig habe hin­ge­hen wol­len! Wel­cher Meis­ter hat die­se schö­nen und wit­zi­gen An­la­gen ge­baut?«

»Ich selbst habe sie er­fun­den und an­ge­ge­ben, es sind eben Mäd­chen­lau­nen!« sag­te die Dame.

»Alle Ach­tung vor Ihrem Ge­schmack! Da Sie aber so kunst­rei­che Net­ze aus­brei­ten, so ha­ben Sie es sich selbst zu­zu­schrei­ben, wenn Sie ein­mal einen gro­ben Vo­gel fan­gen, auf den Sie nicht ge­rech­net ha­ben!«

»Ei, man muss neh­men, was kommt! Zu­dem freue ich mich, zu se­hen, dass mei­ne An­la­gen zu was gut sind; denn hät­ten Sie sich nicht dar­in ge­fan­gen, so wä­ren Sie viel frü­her an­ge­kom­men und wahr­schein­lich längst wie­der weg­ge­rit­ten; so aber, da es spät und weit bis zur nächs­ten Gasther­ber­ge ist, habe ich das Ver­gnü­gen, Ih­nen eine Un­ter­kunft an­zu­bie­ten. Denn Sie sind mir an­ge­le­gent­lich emp­foh­len von mei­ner Freun­din, und sie schreibt, Sie sei­en ein sehr be­ach­tens­wer­ter und ver­nünf­ti­ger Rei­sen­der, wel­cher mit ih­ren El­tern die er­bau­lichs­ten Ge­sprä­che füh­re!«

»Das wun­dert mich! Ich habe kaum zwei- oder drei­mal das Wort er­grif­fen und ei­ni­ge Mi­nu­ten lang ge­führt!«

»So muss das we­ni­ge, das Sie sag­ten, um so herr­li­cher ge­we­sen sein, und ich hof­fe, der­glei­chen auch mit Be­schei­den­heit zu ge­nie­ßen!«

»O mein Fräu­lein, es wa­ren im Ge­gen­teil zu­letzt sol­che Dumm­hei­ten, die ich be­son­ders der jun­gen Dame sag­te, dass sie den gü­ti­gen Emp­feh­lungs­brief schwer­lich mehr ge­schrie­ben hät­te, wenn es nicht schon ge­sche­hen wäre!«

»So scheint es denn bei Ih­nen in kei­ner Wei­se mit rech­ten Din­gen zu­zu­ge­hen! Wenn ich mei­nen Zweck er­rei­chen will, Sie hier zu be­hal­ten, muss ich am Ende, da al­les ver­kehrt bei Ih­nen ein­trifft, Sie vom Hofe ja­gen, da­mit Sie um so si­che­rer von der an­de­ren Sei­te wie­der zu­rück­kom­men!«

»Nein, schöns­tes Fräu­lein, ich möch­te jet­zo mit Ih­rer Hil­fe ver­su­chen, der Din­ge wie­der Meis­ter zu wer­den! Wei­sen Sie mir mei­nen Auf­ent­halt an, und ich wer­de ohne Ab­wei­chung stracks hin­zu­kom­men trach­ten und mich so fest­hal­ten wie eine Klet­te!«

»Das will ich tun! Aber dann hal­ten Sie sich ja tap­fer und las­sen sich we­der rechts noch links ver­schla­gen, und wenn Sie sich nicht recht si­cher trau­en, so blei­ben Sie lie­ber auf ei­nem Stuh­le sit­zen, bis ich Sie ru­fen las­se! Auf kei­nen Fall ent­fer­nen Sie sich vom Hau­se, und wenn Ih­nen den­noch et­was Un­ge­heu­er­li­ches oder Ver­kehr­tes auf­sto­ßen soll­te, so ru­fen Sie mich gleich zu Hil­fe! Läuft es aber glück­lich ab und hal­ten Sie sich gut über Was­ser, so se­hen wir uns bald wie­der.«

Mit die­sen Wor­ten grüß­te sie den Gast und eil­te mit ih­rem Ro­sen­kor­be in das Haus, um Leu­te zu sen­den. Es er­schi­en bald dar­auf ein al­ter Die­ner mit wei­ßen Haa­ren, der, als er das Pferd ge­se­hen, einen Stall­knecht aus dem wei­ter rück­wärts ge­le­ge­nen Wirt­schafts­ho­fe her­beihol­te. Dann ka­men zwei Mäd­chen in der ma­le­ri­schen Lan­des­tracht, die er schon im »Wald­horn« ge­se­hen, und führ­ten ihn in das Haus. Als Rein­hart in dem ihm an­ge­wie­se­nen Zim­mer ei­ni­ge Zeit ver­weilt und sein Äu­ße­res in Ord­nung ge­bracht hat­te, er­schi­en das eine der Mäd­chen wie­der mit ei­ner brei­ten Scha­le voll Ro­sen, im Auf­tra­ge der Herr­schaft die Her­ber­ge et­was freund­li­cher zu ma­chen, und das and­re folg­te auf dem Fuße mit ei­ner schö­nen Kris­tall­fla­sche, die mit ei­nem dun­keln süd­li­chen Wein halb ge­füllt war, ei­nem Gla­se und ei­ni­gen Zwiebä­cken, al­les auf ei­nem Bret­te von alt­mo­dig ge­form­tem Zinn tra­gend.

Über­rascht von dem An­blick der Grup­pe, so­wie auch et­was über­mü­tig von den fort­ge­setzt an­mu­ti­gen Be­geg­nis­sen die­ses Ta­ges, ver­hin­der­te er die Mäd­chen, ihre Ga­ben auf den Tisch zu set­zen, und führ­te sie mit wich­ti­ger Mie­ne vor einen großen Spie­gel, der den Fens­ter­pfei­ler vom Bo­den bis zur De­cke be­klei­de­te. Dort stell­te er sie, den Rücken ge­gen das Glas ge­wen­det, auf, und die Jung­frau­en lie­ßen ihn ei­ni­ge Au­gen­bli­cke ge­wäh­ren, da sie nicht wuss­ten, worum es sich han­del­te. Mit Wohl­ge­fal­len be­trach­te­te er das Bild; denn er sah nun vier Fi­gu­ren statt zwei­er, in­dem der Spie­gel den Na­cken und die Rück­sei­te der schmu­cken Trä­ge­rin­nen wie­der­gab. Um sie fest­zu­hal­ten, frag­te er sie nach dem Tauf­na­men ih­rer Ge­bie­te­rin, ob­schon er den­sel­ben be­reits kann­te, und bei­de sag­ten: »Sie heißt Lu­cia!« Zu­gleich aber ver­spür­ten die Mäg­de den Mut­wil­len, stell­ten die Sa­chen auf den Tisch und lie­fen er­rö­tend aus dem Zim­mer; drau­ßen lie­ßen sie ein kur­z­es schnip­pi­sches Ge­läch­ter er­schal­len, das gar lus­tig durch die ge­wölb­ten Gän­ge er­klang. Bald aber guck­ten ihre zwei Ge­sich­ter wie­der zu ei­ner an­de­ren Türe des Zim­mers her­ein, und die eine ver­kün­de­te mit so ziem­li­chen Wor­ten, als ob sie nicht eben laut ge­lacht hät­te: noch sol­len sie dem Herrn sa­gen, dass er un­be­denk­lich in den nächs­ten Zim­mern her­umspa­zie­ren möge, falls ihm die Zeit zu lang wer­den soll­te; es sei­en Bü­cher und der­glei­chen dort zu fin­den. Dann ver­schwan­den sie, in­dem sie einen Türflü­gel halb ge­öff­net lie­ßen.

Rein­hart tat ihn ganz auf und trat in das an­sto­ßen­de Ge­mach, das je­doch au­ßer ei­ner ge­wöhn­li­chen Zim­meraus­stat­tung nichts ent­hielt; er öff­ne­te da­her die nächs­te, bloß an­ge­lehn­te Türe und ent­deck­te einen ge­räu­mi­gen Saal, wel­cher eine Art Ar­beits­mu­se­um der Dame Lu­cia zu bil­den schi­en. Ein Bü­cher­schrank mit Gla­stü­ren zeig­te eine statt­li­che Biblio­thek, die in­des­sen durch ihr Aus­se­hen be­wies, dass sie schon äl­te­ren Her­kom­mens war. An an­de­ren Stel­len des Saa­l­es hing eine An­zahl Bil­der oder war zur be­que­men Be­trach­tung auf den Bo­den ge­stellt. Es schie­nen meis­tens gut ge­dach­te und ge­mal­te Land­schaf­ten oder dann ein­zel­ne schö­ne Por­trät­köp­fe, bei­des aber nicht von und nach be­kann­ten Meis­tern, son­dern von sol­chen, de­ren Gestirn nicht in die Wei­te zu leuch­ten pflegt oder wie­der ver­ges­sen wird. Öf­ter sieht man in al­ten Häu­sern der­lei An­schaf­fun­gen ver­gan­ge­ner Ge­schlech­ter; kunst­lie­ben­de Fa­mi­li­en­häup­ter un­ter­stütz­ten lands­män­ni­sche Ta­len­te, oder brach­ten von ih­ren Rei­sen dies oder je­nes löb­li­che, durch­aus tüch­ti­ge Ge­mäl­de nach Hau­se, von des­sen Ur­he­ber nie wie­der et­was ver­nom­men wur­de. Denn wie vie­le ster­ben jung, wie man­che blei­ben bei al­lem Fleiß und al­ler Be­ga­bung ihr Le­ben lang un­ge­sucht und un­ge­nannt. Um so ach­tens­wer­ter er­schi­en die Bil­dung des Fräu­leins, da sie ohne maß­ge­ben­de Na­men die­se un­be­kann­ten Wer­ke zu schät­zen wuss­te und so eif­rig um sich sam­mel­te. Die weiß, wie es scheint, sich an die Sa­che zu hal­ten, dach­te er, als er be­merk­te, dass alle die äl­te­ren oder neue­ren Schil­de­rei­en ent­we­der durch den Ge­gen­stand oder durch das Mach­werk ei­nem ed­le­ren Geis­te zu ge­fal­len ge­eig­net wa­ren. Ei­ni­ge große Sti­che nach Nic­laus Pous­sin und Clau­de Lor­rain hin­gen in schlich­ten höl­zer­nen Rah­men über ei­nem Schreib­tisch; auf die­sem lag eine Schicht treff­li­cher Ra­die­run­gen von gu­ten Nie­der­län­dern fried­lich ne­ben ei­nem Zu­sam­men­sto­ße von Bü­chern, wel­che flüch­tig zu be­se­hen Rein­hart kei­nen An­stand nahm. Nicht ei­nes tat ein Ha­schen nach un­nö­ti­gen, nur Staat ma­chen­den Kennt­nis­sen kund; aber auch nicht ein ge­wöhn­li­ches so­ge­nann­tes Frau­en­buch war dar­un­ter, da­ge­gen man­che gute Schrift aus ver­schie­de­ner Zeit, die nicht ge­ra­de an der großen Le­ser­stra­ße lag, ne­ben ed­len Meis­ter­wer­ken auch ehr­li­che Dumm­hei­ten und Sach­lich­kei­ten, an de­nen dies Frau­en­we­sen ir­gend­wel­chen An­teil nahm als Zei­chen ei­ner frei­en und groß­mü­ti­gen See­le.

Was ihm je­doch am meis­ten auf­fiel, war eine be­son­de­re klei­ne Bü­cher­samm­lung, die auf ei­nem Re­ga­le über dem Ti­sche nah zur Hand und von der Be­sit­ze­rin selbst ge­sam­melt und hoch­ge­hal­ten war; denn in je­dem Band stand auf dem Ti­tel­blat­te ihr Name und das Da­tum des Er­wer­bes ge­schrie­ben. Die­se Bän­de ent­hiel­ten durch­weg die ei­ge­nen Le­bens­be­schrei­bun­gen oder Brief­samm­lun­gen vie­ler­fah­re­ner oder aus­ge­zeich­ne­ter Leu­te. Ob­gleich die Bü­cher­rei­he nur ging, so­weit das Ge­stell­te nach der Län­ge des Ti­sches reich­te, um­fass­te sie doch vie­le Jahr­hun­der­te, über­all kein andres als das ei­ge­ne Wort der zur Ruhe ge­gan­ge­nen Le­bens­meis­ter oder Lei­dens­schü­ler ent­hal­tend. Von den Blät­tern des hei­li­gen Au­gus­ti­nus bis zu Rous­seau und Goe­the fehl­te kei­ne der we­sent­li­chen Be­kennt­nis­fi­beln, und ne­ben dem wil­den und prah­le­ri­schen Ben­ve­nu­to Cel­li­ni duck­te sich das from­me Ju­gend­büch­lein Jung Stil­lings. Arm in Arm rausch­ten und knis­ter­ten die Frau von Sévi­gné und der jün­ge­re Pli­ni­us ein­her, hin­ter­drein wan­der­ten die ar­men Schwei­zer­bur­schen Tho­mas Plat­ter und Ul­rich Brä­cker, der arme Mann im Tog­gen­burg. Der ei­ser­ne Götz schritt klir­rend vor­über, mit stil­lem Geis­ter­schritt kam Dan­te, sein Buch vom neu­en Le­ben in der Hand. Aber in den Auf­zeich­nun­gen des lu­the­ri­schen Theo­lo­gen und Got­tes­man­nes Jo­han­nes Va­len­tin An­dreä rauch­te und schwelte der Drei­ßig­jäh­ri­ge Krieg. Ihn bil­de­ten Not und Lei­den, hohe Ge­lahrt­heit, Gott­ver­trau­en und der Fleiß der Wi­der­sa­cher so treff­lich durch und aus, dass er zu­letzt, auf der Höhe kirch­li­cher Äm­ter ste­hend, ein nur in La­tein wür­dig zu be­schrei­ben­des Da­sein ge­wann. In sei­nem Hau­se ver­kehr­ten Her­zo­ge, Prin­zes­sin­nen und Gra­fen; er mehr­te und ver­zier­te das ge­deih­lichs­te Haus­we­sen trotz der Bos­heit, mit wel­cher eine nei­di­sche Ver­wal­tung stets sei­ne Be­sol­dun­gen ver­kür­zen woll­te. End­lich kauf­te er so­gar zwei kost­ba­re Uhren, »die der Künst­ler Hab­recht ge­macht hat­te«, und einen herr­li­chen sil­ber­nen Po­kal, wel­chen vor­dem der Kai­ser Ma­xi­mi­li­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­