
Buch
Ganz Kingsmarkham ist in Aufruhr. Der geplante Bau einer Umgehungsstraße durch ein zauberhaftes Flusstal erregt die Bürger – und die militante Ökoszene. Während sich Dora Wexford den Protesten anschließt, wahrt ihr Mann, Chief Inspector Wexford, eher Distanz. Die Polizeiermittlungen laufen auf Hochtouren, als in einem Waldstück die Leiche einer jungen Studentin gefunden wird. Die einzige Spur führt zum Taxifahrer Stanley Trotter, dem aber nichts nachzuweisen ist. Wenig später findet jedoch ein Überfall auf die Taxizentrale statt, bei dem sämtliche Unterlagen durchwühlt werden. Wieder ist Trotter der einzige Verdächtige, und wieder fehlt jeder Beweis. Dann geschieht das Unfassbare: Fünf Personen werden gleichzeitig als vermisst gemeldet, und eine der offenbar Entführten ist Wexfords Frau …
Autorin
Ruth Rendell wurde 1930 in South Woodford/London geboren. Zunächst arbeitete sie als Journalistin, bevor sie sich ganz dem Schreiben von Romanen widmete. Dreimal bereits erhielt sie den Edgar-Allan-Poe-Preis und zweimal den Golden Dagger Award. 1997 wurde sie mit dem Grand Master Award der Crime Writer’s Association of America, dem renommiertesten Krimipreis, ausgezeichnet und darüber hinaus von Königin Elizabeth II. in den Adelsstand erhoben. Ruth Rendell, die auch unter dem Pseudonym Barbara Vine bekannt ist, lebt in London.
Die Reihenfolge der Inspector-Wexford-Romane sowie weitere Romane finden Sie hier.
Ruth Rendell
Wer Zwietracht sät
Ein Inspector-Wexford-Roman
Aus dem Englischen von Cornelia C. Walter

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Die Originalausgabe erschien 1997 unter dem Titel Road Rage bei Hutchinson, London.
Der Abdruck der Gedichtzeilen hier und hier erfolgte mit freundlicher Genehmigung des Verlags Klett-Cotta, aus:
Philip Larkin. Gedichte. Englisch und Deutsch. Ausgewählt und übertragen von Waltraud Mitgutsch. Copyright © 1964, 1966, 1974 by Philip Larkin. Klett-Cotta, Stuttgart, 1988.
E-Book-Ausgabe 2015
bei Blanvalet, einem Unternehmen der
Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München.
Copyright © der Originalausgabe 1997 by Kingsmarkham Enterprises Ldt.
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 1998 by Blanvalet Verlag, München, in der Verlagsgruppe Bertelsmann GmbH
Umschlaggestaltung: www.buerosued.de
Umschlagmotiv: Arcangel Images Paul Gooney
Satz: EDV-Fotosatz Huber/Verlagsservice G. Pfeifer, Germering
ISBN: 978-3-641-15146-1
V002
www.blanvalet.de
Für den Polizeichef und die Beamten
der Polizei von Suffolk
Mein besonderer Dank geht an den Chefinspektor
Vince Coomber
von der Polizei von Suffolk für die wertvollen
Ratschläge und die Korrektur meiner Fehler
1
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Wexford ging zum letzten Mal in Framhurst Great Wood spazieren. So stellte es sich für ihn dar. Seit Jahren ging er nun schon in dem großen Wald bei Framhurst spazieren, sein ganzes Leben lang, und war auch noch gut zu Fuß, kräftig wie eh und je, und würde es auch noch lange bleiben. Nicht er würde sich verändern, sondern der Wald. Vom Wald würde kaum etwas übrigbleiben. Vom Hügelland von Savesbury Hill und Stringfield Marsh, dem Marschgebiet, würde kaum etwas übrigbleiben, und auch die Brede, der Fluss, in den der Kingsbrook bei Watersmeet mündet, wäre nicht mehr zu erkennen.
Ehe sich etwas tat, würden allerdings noch Monate vergehen. Ein halbes Jahr lang würden die Bäume noch stehen, könnte der Blick ungehindert über den Hügel schweifen, gäbe es Otter in der Brede und den seltenen LandkärtchenSchmetterling in den Niederungen von Framhurst Deeps. Aber er, dachte er, könnte den Anblick nicht länger ertragen.
Und das wird dann das einstige England sein,
die Schatten, Wiesen und die Wege,
Rathäuser und geschnitztes Chorgestühl.
Es wird darüber Bücher geben; es wird
in Galerien weiterleben; doch was uns bleibt,
sind Autoreifen und Beton.
Er ging zwischen den Bäumen umher, den Kastanien, den mächtigen Buchen mit ihren seehundgrauen Stämmen, den Eichen, deren Äste mit grünen Flechten überzogen waren. Die Bäume lichteten sich und standen nur noch vereinzelt auf dem von Kaninchen abgefressenen Gras. Er bemerkte, dass von den Wildblumen als erste der Huflattich blühte. In seiner Jugend hatte er hier die blaue Kaiserkrone gesehen, eine einheimische Pflanze, die es nur im Umkreis von zehn Meilen um Kingsmarkham gab, aber das war schon lange her. Nach meiner Pensionierung, hatte er zu seiner Frau gesagt, will ich in London wohnen, damit ich nicht zusehen muss, wie sie die Landschaft zerstören.
Eine defätistische Haltung, meinte sie. Du solltest dafür kämpfen, dass sie erhalten bleibt. Ich habe noch nichts davon gemerkt, dass sie erhalten bleibt, wenn man dafür kämpft, hatte er erwidert. Dora war im Vorstand von KABAL, der neugegründeten Kingsmarkhamer Initiative gegen die Umgehungsstraße und die Mülldeponie. Man hatte sich bereits einmal getroffen und »We Shall Overcome« gesungen. Der Deputy Chief Constable hatte davon Wind bekommen und gemeint, hoffentlich spiele Wexford nicht mit dem Gedanken, auch einzutreten. Es würde nämlich Probleme geben, Probleme, die womöglich in Unruhen und Gewalt ausarten könnten und in die der Chief Inspector dann, zumindest am Rande, verwickelt sein könnte.
Ein leichter Wind war aufgekommen. Wexford trat aus Framhurst Great Wood auf das offene Feld hinaus und sah zu den Bäumen hinauf, die Savesbury Hill wie ein Ring umkränzten. Von hier aus war kein einziges Dach, kein Turm, kein Silo oder Hochspannungsmast zu sehen, nur ein Vogelschwarm, der auf Cheriton Forest zusteuerte. Die geplante Straße sollte über die Grundmauern der Römischen Villa führen, durch den Lebensraum von Araschnia levana, dem Landkärtchen-Schmetterling, der auf den Britischen Inseln nur hier zu finden war, und dann über die Brede und den Kingsbrook. Falls nicht doch das Unmögliche eintraf und sie einen Tunnel dafür bauten oder Stützpfeiler errichteten. Stützpfeiler würden Araschnia und den Ottern genauso gut gefallen wie Beton, dachte er.
Kingsmarkham war nicht die einzige Stadt in England, deren Ortsrand sich allmählich über die Umgehungsstraße hinaus ausgedehnt hatte, so dass sie zu einer ganz normalen Straße geworden war. Wenn das eintraf, musste eine neue Umgehungsstraße gebaut werden, und wenn diese ebenfalls zugebaut war, vielleicht noch eine. Aber bis dahin war er längst tot.
In diese düsteren Gedanken versunken, ging er zu seinem Wagen zurück, den er im kleinen Weiler von Savesbury abgestellt hatte. Zu seinem Spaziergang fuhr er immer mit dem Wagen. Ob er bereit wäre, zum Wohle Englands auf sein Auto zu verzichten? Was für eine Frage!
So pessimistisch gelaunt, fielen ihm auf der Heimfahrt durch Framhurst und Pomfret Monachorum deshalb all die hässlichen Dinge auf, die Silos, die wie aufrechtstehende eiserne Würste aussahen, die Ställe mit den Legebatterien, wie Stromverteilerstationen, aus denen lauter Kabel sprossen, was sie wie eben gelandete Außerirdische aussehen ließ, die Bungalows mit ihren Gartenmäuerchen aus rotem Backstein und den schmiedeeisernen Gittern und Zypressenhecken. Nietzsche (oder sonst jemand) hatte einmal gesagt, keinen Geschmack zu haben sei schlimmer, als einen schlechten Geschmack zu haben, Wexford war anderer Meinung. An einem guten Tag hätte er die frisch gepflanzten, wohlausgewählten Bäume bemerkt, die neu gedeckten Reetdächer, das grasende Vieh und die paarweise paddelnden Enten, die nach Nistplätzen Ausschau hielten. Aber es war kein guter Tag, jedenfalls nicht, bis er zu Hause ankam.
Seine Frau hatte die Angewohnheit, von dort, wo sie gerade war, herauszukommen und ihn zu begrüßen, wenn etwas Schönes passiert war und sie es kaum erwarten konnte, ihm davon zu erzählen. Er bückte sich und hob eine Karte auf, die durch den Briefschlitz hereingeworfen worden war, sah hoch und bemerkte sie. Sie lächelte.
»Du errätst es nie«, sagte sie.
»Nein, also spann mich nicht auf die Folter.«
»Du wirst wieder Großvater.«
Er hängte seinen Mantel auf. Ihre gemeinsame Tochter Sylvia hatte bereits zwei Kinder, und außerdem kriselte es in ihrer Ehe. Er riskierte es, Dora die Freude zu verderben. »Ein neuer Versuch, die Ehe zu retten?«
»Es geht nicht um Sylvia, Reg, sondern um Sheila.«
Er trat auf sie zu und legte ihr die Hände auf die Schultern.
»Ich sagte ja, du errätst es nie.«
»Nein, hätte ich auch nicht. Gib mir einen Kuss.« Er umarmte sie. »Jetzt ist es doch noch ein guter Tag geworden.«
Sie verstand nicht, was er damit meinte. »Es wäre natürlich schöner, wenn sie verheiratet wäre. Es nützt auch nichts, mir jetzt zu sagen, dass jedes dritte Kind unehelich geboren wird.«
»Das hatte ich gar nicht vor«, sagte er. »Soll ich sie anrufen?«
»Sie sagte, sie sei den ganzen Tag zu Hause. Das Baby soll im September kommen. Ich muss schon sagen, sie hat sich ziemlich lang Zeit gelassen, es uns zu sagen. Gib mir die Karte, Reg. Mary Pearson hat erzählt, ihr Sohn trägt als Ferienjob diese Karten für das neue Taxiunternehmen aus, für Contemporary Cars. Er verteilt sie in allen Häusern von Kingsmarkham. In allen – stell dir das mal vor!«
»›Contemporary Cars‹? Das kann doch kein Mensch aussprechen. Brauchen wir eigentlich noch eine Taxifirma?«
»Eine gute schon. Ich jedenfalls. Du hast ja immer den Wagen. Na, geh schon. Ruf Sheila an. Hoffentlich wird es ein Mädchen.«
»Mir ist es gleich, was es wird«, meinte Wexford und fing an, die Nummer seiner Tochter zu wählen.
2
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Die geplante Kingsmarkhamer Umgehungsstraße sollte von der Hauptverkehrsader (einer Hauptstraße mit Autobahnstatus) nördlich von Stowerton ausgehen, östlich an Sewingbury und Myfleet vorbeiführen, über das Heideland von Framhurst Heath gehen, am Fuße des Savesbury Hill ins Tal eintreten, den Weiler Savesbury in zwei Hälften teilen, dann über Stringfield Marsh verlaufen und nördlich von Pomfret schließlich wieder auf die Hauptstraße treffen. Die Wohngebiete sollten möglichst wenig in Mitleidenschaft gezogen, Cheriton Forest ausgespart und die Überreste der Römischen Villa knapp umfahren werden.
Die erste Äußerung zum Thema, die in einer Zeitung erschien, stammte von Norman Simpson-Smith vom Britischen Rat für Archäologie. »Die Autobahnbehörde behauptet, die Straße verliefe an der Peripherie der Villa«, sagte er. »Das ist, wie wenn man behauptet, ein neuer Autobahnzubringer in London würde der Westminster Abbey nur geringen Schaden zufügen.«
Bis dahin war Protest lediglich von den Vertretern verschiedener Gruppierungen bei einer von Transport- und Umweltministerium gemeinsam durchgeführten Untersuchung vorgebracht worden. Das waren hauptsächlich Friends of the Earth, der Sussex Wildlife Trust, also die Stiftung zum Schutz der wildlebenden Flora und Fauna in Sussex, und die Königliche Vogelschutzgesellschaft. Weniger gerechnet hatte man mit der Anwesenheit des Britischen Rats für Archäologie, mit Greenpeace, dem World Wide Fund for Nature, WWF, mit KABAL und einer Organisation, die sich SPECIES nannte.
Nach Simpson-Smiths Kommentar kamen die Proteste allerdings, wie Wexford sich frei nach Shakespeare ausdrückte, wie einzelne Späher nicht, nein, in Geschwadern. Die Umweltgruppen, mit ihnen insgesamt zwei Millionen Mitglieder, schickten ihre Vertreter, die sich das Gelände ansehen sollten.
Marigold Lambourne von der Königlichen Gesellschaft der Insektenkundler vertrat die Interessen sowohl des Scharlachroten Tigerfalters als auch des Landkärtchen-Schmetterlings. »Araschnia ist, wenn auch, im Nordosten von Frankreich anzutreffen«, sagte sie, »auf den Britischen Inseln aber nur auf Framhurst Heath. Die Population wird auf etwa zweihundert Exemplare geschätzt. Wenn diese Umgehungsstraße gebaut wird, gibt es bald gar keine mehr. Wir sprechen hier nicht etwa von irgendeiner winzigen Fliege oder Bakterie, die mit bloßem Auge nicht zu sehen ist, sondern von einem prächtigen Schmetterling mit einer Flügelspannweite von fünf Zentimetern.«
Peter Tregear vom Sussex Wildlife Trust sagte: »Diese Umgehungsstraße wurde in den siebziger Jahren ausgeheckt und in den Achtzigern genehmigt, doch in der Zwischenzeit hat eine Revolution im globalen Denken stattgefunden. Das Bauprojekt ist für das ausgehende Jahrhundert absolut indiskutabel.«
Eine Frau, die zwischen zwei Plakatbrettern steckte, auf denen »Nein, Nein, Nein zur Vergewaltigung von Savesbury« aufgemalt war, tauchte auf dem Hügel auf, als die Holzfäller anrückten. Es war ein warmer Junitag, und die Sonne schien. Als sie die Plakatbretter abnahm, stellte sich heraus, dass sie darunter vollkommen nackt war. Die Holzfäller, die gejohlt und gepfiffen hätten, wenn die Frau jung oder einem von ihnen als »Strip-Telegramm« geschickt worden wäre, wandten sich ab und hantierten nur noch geschäftiger mit ihren Kettensägen herum. Der Vorarbeiter rief von seinem Mobiltelefon aus die Polizei. Und so gelangte die Frau, eine gewisse Debbie Harper, mit ihrem Foto – ihr ausladender, wohlgerundeter Körper war inzwischen in eine Uniformjacke gehüllt – in alle überregionale Zeitungen und auf die Titelseite der Sun.
Und dann kamen die Baumleute.
Vielleicht waren sie durch Debbie Harpers Foto erst auf das Geschehen aufmerksam geworden. Viele von ihnen gehörten keiner offiziell bekannten Organisation an. Es waren New-Age-Reisende, jedenfalls einige von ihnen, und falls sie in Autos und Wohnwägen angereist waren, stand keins dieser Fahrzeuge auf dem Gelände oder in unmittelbarer Nähe. Debbie Harpers Aktion hatte die Rodungsarbeiten unterbrochen, und bisher waren erst vier Silberbirken gefällt worden. Die Baumleute trieben nach genauer Berechnung der Höhe Stahlbolzen in die Stämme, damit sich das Kettensägeblatt beim Fällen einklemmte. Dann begannen sie sich in den Baumkronen der Buchen und Eichen Behausungen zu bauen, Baumhäuser aus Brettern und Planen. Man erreichte sie über Leitern, die man, sobald die Bewohner sich häuslich eingerichtet hatten, hochziehen konnte.
Es war Juni, als das erste Baumhaus-Camp in Savesbury Deeps entstand.
Debbie Harper, die mit ihrem Freund und drei Kindern im Teenageralter in der Wincanton Road in Stowerton wohnte, gab allen Zeitungen, die sie darum baten, Interviews. Sie war Mitglied von KABAL und SPECIES, Greenpeace und Friends of the Earth, aber dafür interessierten sich ihre Interviewpartner nicht besonders. Sie hatten es darauf abgesehen, dass sie eine Heidin mit großem H war, die die alten keltischen Feiertage beging und Gottheiten mit Namen wie Ceridwen und Nudd huldigte und mit nur drei Blättern bekleidet für Today posierte – nicht mit Feigenblättern, sondern mit den für einen englischen Sommer viel passenderen Rhabarberblättern.
»Wir sind gar nicht glücklich darüber, dass sie die Bäume durchbohren«, sagte Dora nach ihrer Rückkehr von einer KABAL-Versammlung. »Dabei kann es offensichtlich passieren, dass die Motorsägen auseinandergehen und den Arbeitern die Arme zerfleischen. Ist doch ein schrecklicher Gedanke, nicht?«
»Das ist erst der Anfang«, erwiderte ihr Gatte.
»Was willst du damit sagen, Reg?«
»Erinnerst du dich an Newbury? Da mussten sie sechshundert Sicherheitskräfte holen, um die Bauunternehmer zu schützen. Und an dem Bus, der die Wachleute hinfahren sollte, hat jemand die Bremsleitung durchschnitten.«
»Hast du überhaupt schon mit jemandem gesprochen, der für die Umgehungsstraße ist?«
»Nicht direkt«, sagte Wexford.
»Bist du denn dafür?«
»Nein, das weißt du doch. Aber ich bin nicht bereit, das Autofahren aufzugeben. Ich reiße mich nicht darum, im Stau zu stehen und zu merken, wie mein Blutdruck steigt. Wie die meisten Leute will auch ich beides auf einmal haben.« Er seufzte. »Ich glaube allerdings, Mike ist dafür.«
»Ach, Mike«, sagte sie, doch es klang liebevoll.
Wexford hatte seinen guten Vorsatz gebrochen, nie wieder zum Framhurst Great Wood zu gehen. Das erste Mal wollte er sich ansehen, wie die Wildtier-Experten mitten im Wald neue Dachsbehausungen bauten (mit Rampen und Schwingklappen wie bei Katzentüren). Die Baumhäuser im zweiten Camp waren schon im Bau, was vielleicht reichte, um die Dachse in ihre neuen Behausungen zu treiben. Das zweite Mal war er dort, als die Holzfäller sich weigerten, ihr Leben dadurch aufs Spiel zu setzen, dass sie sich mit Motorsägen an Bäume wagten, deren Stämme mit Nägeln gespickt oder mit Draht umwickelt waren. Einige bereits gefällte Bäume lagen umher. Die Autobahnbehörde beantragte Räumungsbefehle gegen die Baumbewohner, doch inzwischen entstand schon ein weiteres Camp bei Elder Ditches, der Niederung mit den Holunderbüschen, und dann noch eins an Rande von Great Wood.
Wexford erklomm den Savesbury Hill – auch dies, schwor er sich, ein letztes Mal –, von wo aus die vier Camps deutlich zu sehen waren. Eins befand sich fast am Fuß des Hügels, ein anderes eine halbe Meile entfernt bei Framhurst Copses, ein drittes am bedrohten Rand des Marschgebiets und das vierte, am entferntesten gelegene eine halbe Meile vom nördlichen Ortsrand von Stowerton. Die Landschaft sah aus wie immer, außer dass sich auf einem Acker in der Nähe von Pomfret Monachorum die Erdbaumaschinen, die Bagger und Bulldozer drängten. Diese Dinger waren fast immer gelb gestrichen, überlegte er, gelb wie Vanillepudding, der zu lange im Kühlschrank gestanden hatte. Vermutlich hob sich Gelb besser gegen Grün ab als Rot oder Blau.
Auf der anderen Seite ging er wieder bergab und bereute dies sogleich, weil er plötzlich bis zu den Oberschenkeln in Brennnesseln versank. Mit ihren haarigen, spitz zulaufenden Blättern konnten sie ihn zwar nicht durch den Kleidungsstoff stechen, doch musste er die Arme in die Höhe strecken. Die Brennnesseln bedeckten eine Fläche vom Ausmaß einer kleineren Wiese, und Wexford überlegte gerade, dass die Straße, wenn sie schon irgendwo verlaufen musste, gut und gerne hier durchführen könnte, als er den Schmetterling sah.
Dass es sich um Araschnia levana handelte, wusste er sofort. In einen der zahllosen Texte, die in letzter Zeit über Savesbury und Framhurst geschrieben worden waren, hatte er gelesen, dass sich Araschnia von den Brennnesseln in Savesbury Deep ernährte. Er rückte ein wenig näher, bis er etwa einen Meter davor stand. Der orangefarbene Schmetterling hatte ein sonderbares Muster mit weißen Sprenkeln, und an der Unterseite seiner Flügel verlief gleich einem Fluss ein himmelblauer Rand. Daher der Name Landkärtchen.
Er war allein. Es gab nur zweihundert Stück davon, vielleicht nicht einmal das. In seiner Kindheit hatten die Leute Schmetterlinge, mit Netzen gefangen, sie in Gasflaschen getötet, um sie dann mit Nadeln auf Pappe aufzuspießen. Es kam ihm nun abscheulich vor. Noch vor ein paar Jahren wurden Leute, die gegen Umgehungsstraßen waren, als Spinner betrachtet, als bescheuerte Sonderlinge, als Hippies und Aussteiger, und ihre Aktivitäten mit Anarchie, Kommunismus, Umsturz und Chaos gleichgesetzt. Auch das hatte sich geändert. Konservative Bürger des Establishments leisteten ebenso entschlossen Widerstand wie der Mann, den er jetzt zwischen Segeltuchplanen durch eine Astgabel spähen sah. Jemand hatte ihm erzählt, Sir Fleance und Lady McTear seien bei einer von den Supermarktmillionären Wael und Anouk Khoori organisierten Demonstration mitmarschiert.
Wie die meisten Engländer hegte Wexford gewisse Bedenken gegen die Europäische Union, aber hier, fand er, handelte es sich um einen Fall, bei dem er nichts gegen ein striktes Veto aus Straßburg einzuwenden hätte.
Am Monatsende richtete die Britische Gesellschaft der Schmetterlingskundler einen neuen Futterplatz für Araschnia ein – eine Brennnesselplantage auf der Westseite von Pomfret Monachorum. Ein Journalist des Kingsmarkham Courier schrieb einen satirischen, aber nicht besonders witzigen Text über die Tatsache, dass man zum ersten Mal in der Geschichte des Gartenbaus Brennnesseln anpflanzte anstatt sie herauszureißen. Selbstverständlich gediehen die Nesseln von Anfang an prächtig.
Die Dachsumsiedler machten sich an eine ähnliche Umkehrung der üblichen Ordnung. Statt den Lebensraum der Tiere zu bewahren, waren sie gezwungen, ihn zu zerstören. Um einen Dachsbau, der bei weiterem Bewohnen direkt im Verlauf der neuen Umgehungsstraße gelegen hätte, zu öffnen und zu versiegeln, mussten sie zunächst dichtes Brombeergestrüpp wegschneiden. Das Gestrüpp war kräftig gewachsen, was bedeutete, dass es erst einjährig war, aus einem stark zurückgestutzten Stamm herausgesprossen, die stacheligen Ranken schwer beladen mit grünen Früchten. Sie hoben die abgeschnittenen Haufen mit behandschuhten Händen hoch und sahen etwas darunterliegen, das sie zurückschrecken ließ. Einer schrie auf, und ein anderer verzog sich unter die Bäume, um sich zu übergeben.
Bei ihrem Fund handelte es sich um die weitgehend verweste Leiche eines jungen Mädchens.
Die Polizei von Kingsmarkham hatte zwar kaum Zweifel, wer es war, gab aber keine Erklärung über die mutmaßliche Identität ab. Zeitungen und Fernsehen waren es schließlich, die sie – ohne große Zurückhaltung – als Ulrike Ranke, die vermisste deutsche Anhalterin, benannten.
Die neunzehnjährige Jurastudentin an der Bonner Universität, einzige Tochter eines Anwalts und einer Lehrerin aus Wiesbaden, war im vergangenen April nach England gereist, um Ostern im Hause eines Mädchens zu verbringen, das als Au-pair bei ihren Eltern beschäftigt gewesen war. Die Familie des Mädchens wohnte in Aylesbury, und Ulrike hatte beschlossen, auf die billige Tour zu reisen. Weshalb Sie das getan hatte, war nicht ganz klar. Ihre Eltern hatten ihr ausreichend Geld für ein Hin- und Rückflugticket nach Heathrow und für die Bahnkarte mitgegeben. Ulrike war jedoch per Anhalter quer durch Frankreich gefahren und hatte die Fähre nach Dover genommen. Soviel war bekannt.
»Ich finde das überhaupt nicht rätselhaft«, hatte Wexford damals gesagt. »Ich hätte es eher komisch gefunden, wenn sie getan hätte, was ihre Eltern sagten. Das wäre erstaunlich gewesen, das wäre mir ein Rätsel gewesen.«
»Sie sind doch wirklich ein alter Zyniker«, sagte Inspector Burden.
»Nein, gar nicht. Ich bin nur realistisch, ich mag es nicht, wenn man mich einen Zyniker nennt. Ein Zyniker ist einer, der von allem den Preis kennt und von nichts den Wert. So bin ich nicht, mir gefällt bloß diese scheinheilige Schönfärberei nicht. Wer einmal Kinder im Teenager-Alter hatte, weiß Bescheid. Meine Sheila hat ständig solche Sachen gemacht. Wozu das schöne Geld ausgeben, wenn es auch umsonst geht? Das ist deren Einstellung. Sie brauchen das Geld für Musik und für eine Stereoanlage, für schwarze Jeans und verbotene Substanzen.«
Offensichtlich hatte er recht, denn bei der Leiche des Mädchens, in der Hosentasche ihrer schwarzen Designerjeans, fanden sich fünfundzwanzig Amphetamintabletten und ein Päckchen mit gut fünfzig Gramm Haschisch. Nichts an ihr wies darauf hin, dass es sich um Ulrike Ranke handelte, und sie hatte auch kein Geld bei sich. Ihr Vater identifizierte sie. Der Mann, der sie vor zwei Monaten vergewaltigt und erdrosselt hatte, hatte den Inhalt ihrer Hosentasche nicht für wertvoll erachtet oder aber nichts damit anfangen können. Das Geld, das sie bei sich gehabt hatte, insgesamt fünfhundert Pfund in Scheinen, war weg.
Das Wäldchen von Farmhurst war noch nicht durchkämmt worden. Die Gegend rings um Kingsmarkham war überhaupt nicht abgesucht worden. Es bestand kein Grund zu der Annahme, dass Ulrike Ranke hier durchgekommen war. Kingsmarkham lag meilenweit entfernt von der Route, die sie von Dover nach London voraussichtlich genommen hatte. Aber jemand hatte ihre Leiche im Wald an einen Abhang gelegt und sie unter den rasch wuchernden Ranken der Brombeerbüsche versteckt. Nach Meinung des Pathologen und der Gerichtsmediziner war die Leiche nicht bewegt worden, Ulrike war an Ort und Stelle umgebracht worden.
Weil keine Suche stattgefunden hatte, waren auch keine Ermittlungen angestellt worden. Doch sobald die Identität des toten Mädchens bekanntgemacht worden war, rief William Dickson, der Pächter eines Pubs namens Brigadier (er nannte es Hotel), bei der Polizei an, um Auskunft zu geben. Als er Ulrike Rankes Foto im Kingsmarkham Courier gesehen hatte, erkannte er in ihr das Mädchen, das Anfang April in sein Lokal gekommen war.
Der Brigadier an der alten Umgehungsstraße von Kingsmarkham gehörte zu jenen Landgasthöfen, die Ende der dreißiger Jahre im Pseudo-Tudor-Stil erbaut worden waren. Die dicken Fachwerkbalken ließen ihn riesig wirken, tatsächlich aber war er nur ein Zimmer tief. Der dahinter liegende Parkplatz wurde von einem überdimensionalen Fertigbau überschattet, der als Tanzhalle gedacht war (Dickson nannte ihn Ballsaal). Der Parkplatz war asphaltiert, doch um das Haus herum und auf dem Hof war Kies gestreut. Sehr unangenehm beim Gehen, bemerkte Vine zu Burden, noch schlimmer als ein Strand mit spitzen, scharfen Steinchen.
»Es war kurz vor Schluss am Mittwoch, dem dritten April«, sagte Dickson, als die beiden Polizeibeamten hereinkamen.
»Warum haben Sie das denn nicht früher gesagt?« wollte Burden wissen.
Er und Detective Sergeant Vine hatten an der Theke Platz genommen. Alkohol war beiden angeboten und von beiden abgelehnt worden. Vine trank ein Mineralwasser, das er bezahlt hatte.
»Was meinen Sie mit früher?«
»Als sie vermisst gemeldet wurde. Ihr Bild war doch in allen Zeitungen. Und im Fernsehen.«
»Ich schau’ bloß Lokalfernsehen«, erwiderte Dickson. »Ich seh’ immer bloß Sport. Wenn einer im Bargeschäft ist, hat er nicht viel Freizeit. Mir bleibt kaum Zeit übrig.«
»Aber als Sie sie im Courier sahen, haben Sie sie sofort erkannt?«
»Klar, war doch ein hübsches Ding.« Dickson sah über seine Schulter, wie um sich zu vergewissern, und grinste dann.
»Flotte Motte.«
»Ach ja? Erzählen Sie uns mal vom dritten April.«
Sie war etwa um zwanzig nach zehn in die Bar gekommen, ein junges blondes Mädchen, »so angezogen, wie sie heute alle angezogen sind«, ganz in Schwarz, aber mit einer besonderen Art von Jacke. Einem Anorak oder Dufflecoat, so genau wusste er es nicht, aber jedenfalls in Braun. Sie hatte eine Schultertasche dabei, eine große, vollgestopfte Schultertasche, keinen Rucksack. Wie kam es, dass er sich nach beinahe drei Monaten noch so gut daran erinnern konnte?
»Na, ich hab’ doch ein Foto!«
»Was haben Sie?« fragte Vine.
»Es war gerade ein Frauenabend in Gang«, sagte Dickson. »Eine von den Mädels wollte am Donnerstag im Standesamt von Kingsmarkham heiraten. Sie bat meine Frau, von ihr und ihren Freundinnen am Tisch ein Foto zu machen, und gibt ihr die Kamera, und wie meine Frau das Foto macht, kommt das deutsche Mädel rein. Darum ist sie auf dem Bild mit drauf, im Hintergrund.«
»Sie haben also einen Abzug von dem Foto? Sie sagten aber doch, es war gar nicht Ihr Apparat?«
»Das Mädel – also, die Braut –, die hat uns einen Abzug geschickt. Dachte wohl, wir hätten gern einen, wo es doch im Brigadier aufgenommen war. Wenn Sie wollen, zeig’ ich’s Ihnen.«
»Und ob wir wollen«, sagte Burden.
Ulrike Ranke stand ziemlich versteckt hinter der lachenden Frauenrunde, zwar nicht in hellsten Licht, doch sie war es eindeutig. Ihr Mantel hätte braun oder grau sein können, vielleicht sogar dunkelblau, doch ihre Jeans waren unzweifelhaft schwarz. Eine Perlenkette war auf dem dunklen Stoff ihrer Bluse oder ihres Pullovers gerade noch auszumachen. Die mit Leder besetzte Leinentasche auf ihrer rechten Schulter sah übervoll und schwer aus. Sie hatte einen ängstlichen Gesichtsausdruck.
»Wie ich das Bild im Courier gesehen hab’, sag’ ich zu meiner Frau, geh, hol mal das Foto, und sobald ich das dann angeschaut habe, war es mir klar.«
»Wieso ist sie hereingekommen? Um etwas zu trinken?«
»Ich hab’ ihr gesagt, dass sie nichts mehr kriegt«, sagte Dickson tugendhaft. »Ich hatte schon Schankschluss ausgerufen. Sie wollte aber gar nichts trinken, meinte sie, bloß fragen, ob sie vielleicht mal telefonieren könnte. Hatte eine komische Art zu reden, so mit einem Akzent, konnte manche Wörter nicht richtig aussprechen, aber wir kriegen hier ja alle möglichen Leute rein.«
Burden fand es immer wieder erstaunlich, dass die Briten, die in der überwiegenden Mehrheit keine Sprache außer ihrer eigenen beherrschen, sich über ausländische Besucher mokieren, deren Englischkenntnisse nicht ganz perfekt sind. Er erkundigte sich, ob Ulrike ihren Telefonanruf getätigt hatte.
»Dazu komm’ ich gleich«, erwiderte Dickson. »Sie fragte also, ob sie mal das Telefon benutzen könnte – nannte es ›Fernsprechapparat‹, den Ausdruck hab’ ich schon lang nicht mehr gehört –, und sagte, sie wollte ein Taxi. Eine Taxifirma wollte sie anrufen, und ob ich eine wüsste. Na klar, wir kriegen hier draußen oft Anfragen wegen Taxis. Ich sagte ihr, neben dem Telefon steht eine Nummer, bei uns steckt nämlich an dem Brett beim Telefon eine Firmenkarte. Sie müsste aber das Münztelefon benutzen, sagte ich, vom Büro aus wollte ich sie nicht telefonieren lassen.«
»Und, hat sie das gemacht?«
»Klar doch. Dann kam sie wieder rein. Die Gäste waren inzwischen alle gegangen, und meine Frau und ich haben aufgeräumt. Dann fing sie damit an, dass sie per Anhalter mit einem Lastwagen von Dover hergefahren war. Der Fahrer hätte gesagt, er würde sie so weit mitnehmen, wie er fuhr, und hat sie hier abgesetzt, weil er über Nacht auf einem Rastplatz geparkt hat. Ich sag’ noch zu meiner Frau, die hatte ja Glück, dass er sie tatsächlich abgesetzt hat, so ein attraktives junges Ding, wie die war.
»Sie hatte kein Glück«, bemerkte Burden.
Dickson hob verdutzt den Kopf.« Nein, äh, Sie wissen schon, was ich meine.«
»Sie hat also ein Taxi bestellt? Wissen Sie, bei wem?«
»Bei Contemporary Cars. Die Karte neben dem Telefon war von ihnen. Dort hing auch noch ein Zettel mit ein paar anderen Nummern, aber das war die einzige Firmenkarte.«
»Und ist das Taxi gekommen?«
Zum ersten Mal sah Dickson alles andere als stolz auf sich aus; das Bild von Rechtschaffenheit und ernsthafter Integrität verrutschte ein wenig. »So genau weiß ich es nicht. Sie meinte, die hätten gesagt, in einer Viertelstunde, Stan käme in einer Viertelstunde, und als ich etwa eine halbe Stunde später nach oben ins Bett ging und aus dem Fenster sah, war sie weg, also dachte ich mir, er wird schon gekommen sein.«
»Wollen Sie damit sagen?« fragte Burden, »sie hat nicht hier im Lokal auf ihn gewartet? Sie haben sie zum Warten nach draußen geschickt?«
»Hören Sie mal, das hier ist ein Hotel und keine Jugendherberge … «
»Es ist ein Gasthaus«, erwiderte Vine.
»Hören Sie, meine Frau war schon ins Bett gegangen, die hatte einen harten Tag hinter sich, und ich hab’ noch aufgeräumt. Wir hatten einen Wahnsinnstag hinter uns. Draußen war es gar nicht so kalt. Und geregnet hat es auch nicht.«
»Sie war neunzehn Jahre alt«, sagte Burden. »Ein junges Mädchen, eine ausländische Besucherin. Sie haben sie zum Warten hinausgeschickt in die Dunkelheit, um elf Uhr nachts.«
Dickson drehte ihm den Rücken zu. »Das werd’ ich mir schwer überlegen«, brummte er, »ob ich euch noch mal mit Auskünften anrufe.«
Am selben Tag wurde Stanley Trotter, Fahrer bei Contemporary Cars und neben Peter Samuels Geschäftsführer der Firma, nach mehrstündiger Vernehmung wegen Mordes an Ulrike Ranke festgenommen.