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© eBook: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2021
© Printausgabe: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2021
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Verlagsleitung Reise: Grit Müller
Verlagsredaktion: Susanne Kronester
Autor: Iris Schaper
Redaktion: bookwise, München
Bildredaktion: Tamara Hansinger
Schlussredaktion: Ulla Thomsen
Reihengestaltung: Independent Medien Design, Horst Moser, München
Kartografie: Huber Kartographie GmbH für Gräfe und Unzer Verlag GmbH
eBook-Herstellung: Anna Bäumner, Martina Koralewska, Renate Hutt
ISBN 978-3-8342-3207-6
1. Auflage 2021
GuU 2-3207 01_2021_02
Bildnachweis
Titelbild (Blick auf den Ort Buzet): Shutterstock/Mny-Jhee
Fotos: Adobe Stock: Czauderna, Henry >, darioracane >, f8grapher >, Frane >, lukaszimilena >, mmphoto >, Mny-Jhee >, Pecold >, Pecold >, Spaeth, Eberhard >, xbrchx >, >, Человек с Земли Серг > | Alamy: Bastijanic, Dejan >, Bayexpress >, Ramsay, Alex > | Corbis: JAI/Copson, Alan > | Fotolia: cowboy5437 > | gemeinfrei >, >, > | Getty Images: AFP/Lovrovic, Denis >, EyeEm > | Huber: Cogoli, Franco > | Hugo Gerhard Ströhl (CC BY-SA 3.0.) > | image: allOver > | imago: allOver >, Caro >, Spiegl, Sepp > | Interphoto: Evans, Mary > | Jalag: Selbach, Arthur F. > | laif: Boening, Jan-Peter >, Heuer, Frank >, >, >, >, Hirth, Peter >, >, Kirchner, Martin >, Linkel, Thomas >, >, >, Madej, Hans >, >, >, Schmid, Dorothea >, Standl, Günter >, >, >, >, Weiss, Fabian > | mauritius images: Alamy/Andrej Aleksandrov >, Alamy/Meertins, Sander >, Alamy/XTPgreyscape >, Photononstop >, Siebig, Udo > | Picture Alliance: chromorang >, Pixsell/Puklavec, Davor > | privat > | Schapowalow: Cogoli, Franco >, >, Pavan, Marco >, SIME/Cogoli, Franco > | Shutterstock: alenfra >, Ascic, Ilija >, Botas, Sinisa >, d.stipek >, Dinaricus, Stepo >, Fedorenko, Alexey >, Harald Florian >, James Steidl >, John_Silver >, Kayo >, Krzyzak, Marcin >, Lange, Philip >, lero >, Marina J >, mazarekic >, Michail_Vorobyev >, moreimages >, Nensy >, OPIS Zagreb >, Pecold >, PIXEL to the PEOPLE >, sangriana >, Wirestock Images >, Wojtkowski, Cezary >, xbrchx >, xbrchx >, Xseon >
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Der erste antifaschistische Aufstand der Welt: Bella ciao, bella ciao >
Trüffel aus Istrien: Mit Edelnasen auf Schnüffeltour >
Bildhauerei: Die steinernen Künste haben hier schon lange Tradition >
Das Boškarin-Rind: Gaumenfreude für Gourmets >
Rund um das Traditionsgericht Peka: Bei den Hütern des Feuers >
Venezianische Traditionen: Ein Hauch von Venedig >
Istriens Olivenöle sind Weltspitze: Das Geheimnis des grünen Goldes >
Der Früchtemarkt in Kaldir: Im Obstgarten Istriens >
Lost Places auf der Halbinsel: Wo Istriens Geister hausen >
Mumien, Vampire und makabre Tänze: Von Toten und Untoten >
Zwischen Kunst, Karst und Kriegsbunkern: Willkommen in der Unterwelt >
Von der Geschmacksvielfalt der Meeresfrüchte: Die Magie der Fischerei >
Vom sozialistischen Massenprodukt zum Premiumwein: Frau Antonellas Gespür für Trauben >
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Ein Hauch von Venedig umweht die Gassen der Altstadt von Rovinj (>). Auch der Glockenturm der Kirche der Heiligen Euphemia hat die typische Form eines venezianischen Campanile.
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Wenn sich die Mittagshitze verzogen hat, strömen Besucher aus der Umgebung in die engen Gassen der Altstadt von Poreč. Und im hügeligen Umland warten Konobas und Künstlerdörfer. >
»Istriens Venedig« ist ähnlich wie die Lagunenstadt ein Lieblingsziel vieler Kreuzfahrer. In der Umgebung warten zahlreiche Höhepunkte auf ihre Entdeckung – vom Limski-Fjord mit seinen Austernbänken bis zum oft unterschätzten Zentralistrien. >
Der Süden rund um Pula ist mit Amphitheater, Triumphbogen, Augustustempel und der Histrierhauptstadt Nesactium ein Highlight für Freunde der Antike. Hier locken aber auch Strände, Felsbuchten und türkisfarbenes Meer. >
Das mondäne Seebad Opatija hat einst den Tourismus erfunden und kehrt mit Wellness-Angeboten wieder zurück zu den Anfängen. Im Hinterland laden die höchsten Gebirge der Region zum Wandern ein. >
Wie mit grünem und felsgrauem Pinsel aufgetupft auf die blaue und türkisfarbene Adria wirken die Inseln der Kvarner Bucht. Wo pittoreske Orte mit engen Gassen sich um die Häfen scharen, kursieren Legenden von Piraten und Fischern. >
Die Strände und Inseln leuchten hell im tiefblauen Meer, im Hinterland locken Wälder, Weinberge und mittelalterliche Städtchen. Und dann ist da noch die Küche, entstanden im Schmelztiegel der Kulturen. Istrien, ein Urlaubstraum.
Als ich Istrien erstmals besucht habe, lag der Reiz zugegebenermaßen darin, sich günstig am Mittelmeer in der Sonne zu aalen: Im damaligen Jugoslawien gehörten zum Urlaub Nächte auf dem Campingplatz oder in einer der Betonburgen im sozialistischen Einheitsstil. Statt fein auskomponierten Malvasiers gab es den süßen dalmatischen Dessertwein Prošek. Im Bürgerkrieg rückte meine Halbinsel dann plötzlich in weite Ferne. Gewiss, Istrien hat wohl von allen kroatischen Regionen am wenigsten darunter gelitten. Man hielt sich lieber raus. Eine Halbinsel, in deren Geschichte unterschiedliche Kulturen dominierten, kann sich wenig für Nationalismus und Allmachtsfantasien erwärmen. Multikulti muss man hier nicht von oben verordnen. Wo alle Schilder zweisprachig sind und viele Menschen mehrere Sprachen fließend sprechen, wird auch Gastfreundschaft großgeschrieben.
»Die Omas saßen auf der Bank, plauderten über die Dorfbewohner, und als eine nach Hause ging, plauderten sie über sie.« (Der istrische Dichter Drago Gervais über das Dorfleben auf der Halbinsel)
Hier kann man auf eigene Faust die wilden und gezähmten Landschaftsschönheiten finden – ob auf den Inseln oder am Kap Kamenjak. Gleichzeitig bietet Istrien heute immer noch die gut erschlossenen Urlaubsstrände wie bei Poreč und Rovinj im Westen oder Rabac und Opatija im Osten. Wer weichen Sand sucht, wird hier zwar nicht so schnell fündig – es dominieren Steine, Felsen und Kiesel. Doch ohne Sand und Schwebstoffe ist das Wasser kristallklar, ein Paradies zum Schnorcheln und Tauchen – oder für einen kleinen Bootsausflug mit eingebautem Glasboden.
Aber warum muss es eigentlich immer nur Meer sein? Für die meisten heißt Istrienurlaub heute, nicht nur in der Sonne zu liegen, sondern auch durch mittelalterliche Gassen zu schlendern, in denen die Zeit stehengeblieben zu sein scheint. Durch hügelige Weinberge zu radeln, direkt beim Imker selbst gemachten Honig zu schlecken, beim Olivenbauern frisch gepresstes grünes Gold zu genießen oder direkt beim Winzer Weine zu verkosten. In den Hügeldörfern und -städten im Hinterland sieht, fühlt, riecht und schmeckt man sie am intensivsten, die istrischen Traditionen.
Istrien hat sich weiterentwickelt, hin zu mehr Ursprünglichkeit, Anspruch und Authentizität. Das Hinterland gilt heute als mindestens so romantisch wie die Toskana. Gleichzeitig haben sich einige der malerischen Hügelorte wie Brtonigla, Livade, Momjan oder Buje zu echten Feinschmeckerhochburgen gemausert. Junge Köche nehmen das, was Meer, Weiden, Wälder, Äcker und Gärten bieten, und kreieren neue Gaumenfreuden. Winzer und Olivenbauern besinnen sich auf alte Sorten und entwickeln sie in neue Geschmacksgefilde. Istrien, das heißt heute: Reisen mit allen Sinnen. Deshalb werde ich sicher nicht müde, meine Lieblingshalbinsel zu bereisen.
© privat
Das Reisevirus hat Iris Schaper, Jahrgang 1969, erst spät infiziert, dafür aber umso heftiger. Seitdem lässt das Fernweh die Journalistin nicht mehr los: Wie sieht es anderswo aus, wie hat das die Menschen geprägt? Seit ihrem ersten Urlaub auf der Halbinsel zieht es sie immer wieder nach Istrien zurück, ob allein oder im Familienurlaub. Sie lebt in einer binationalen Familie und ist seitdem als Grenzwandlerin zwischen unterschiedlichen Kulturen und Sprachen unterwegs. Seit mehr als zehn Jahren ist sie Mitglied im Redaktionsteam Reisefeder.
Das sind sie – die Sehenswürdigkeiten, für die Istrien weit über seine Grenzen hinaus bekannt ist.
Die dreischiffige Basilika aus dem 6. Jahrhundert ist das schönste Beispiel byzantinischer Baukunst in ganz Kroatien und völlig zu Recht ein UNESCO-Weltkulturerbe. >
Auferstanden aus Ruinen ist das mittelalterliche Künstlerdorf, das malerisch auf einem Hügel nahe Buje thront, heute eines der schönsten Ausflugsziele Istriens. >
Mit seinen Galerien, Ateliers und Kunsthandwerkerläden gilt Rovinj als Künstlermetrople der Westküste. Durch seine Lage am Berg und auf einer Landzunge erinnert die Altstadt an eine Mischung aus Montmartre und Venedig. >
Eine atemberaubende Karstlandschaft – der Fjord erstreckt sich elf Kilometer tief ins Landesinnere – und ein Eldorado für Liebhaber von Muscheln und Austern. >
Der Höllenschlund: Das Ensemble aus Mitterburg und dem im Karst verschwindenden Fojba-Fluss in Pazin hat schon Dante und Jules Verne inspiriert. Mutige können auf eine geführte unterirdische Entdeckungsreise gehen. >
Ein Erbe der römischen Vergangenheit und heutiges Wahrzeichen Pulas: Das sechstgrößte Amphitheater der Welt ist heute wie damals ein Zuschauermagnet. >
Früher war es ein Hotspot der Reichen und Mächtigen, heute ist der Archipel reich an Geschichte und – als einziger Nationalpark Istriens – an einzigartiger Flora und Fauna. >
Gründerzeitvillen, Steineichen und schattige Parkbänke – entlang der herrlichen Strandpromenade der Opatija-Riviera weht ein Hauch von Donaumonarchie. >
© Shutterstock: Dinaricus, Stepo
An der Südspitze von Cres bieten die Buchten bei Punta Križa karibisches Flair. Im Wald kann man schon mal einem Hirsch begegnen, im Wasser einem Großen Tümmler.
Nach rund 15 Minuten Fußmarsch von Punta Križa aus erreicht man die vielleicht schönste Küste von Cres, die wildromantisch mit steilen, einsamen Buchten und türkisfarbenem Wasser zum Verweilen einlädt. >
Im Učka-Gebirge kann man in einer abwechslungsreichen Tagestour auf den Vojak Istrien aufs Dach steigen. >
Ungewöhnliche Perspektiven, charmante Orte und feine Details versprechen besondere Augenblicke.
Sonnenbrillen im Retrostil vom Kultdesigner aus Rovinj. >
Eine kleine Privatbrauerei startet mit ihrem Craft Beer durch. Zum Braugehören ein Steakhaus und ein »Beer Spa«. >
Mira Zrnic und ihre drei Töchter zaubern am Fuß der Burg Momjan istrische Landküche vom Feinsten. >
Im Garten von Istriens Kräutern, Düften und Aromen. >
Mittelalterliche Ruinenstadt mit Gruselfaktor. >
Fast unversehrt liegen sie in der Kirche St. Blasius. >
Zauberhafter Spaziergang durch eine Feenlandschaft. >
Die einstige Hauptstadt der namensgebenden Histrier. >
So geht Ostalgie auf Kroatisch – das MEMO zeigt auf 200 Quadratmetern jugoslawisches Alltagsleben. >
Underground um wahrsten Sinne: Die ungewöhnliche Galerie liegt im unterirdischen Bunkersystem von Pula. >
Lohnenswerter Aufstieg mit Weitblick über Rijeka. >
Klamotten shoppen in Rijeka – hier gibt es ungewöhnliche Einzelstücke von 20 kroatischen Designern. >
Fisch und Meeresfrüchte bei Mondschein hoch über der Kvarner Bucht – ein göttlicher Genuss. >
Das Dorf thront wie ein Greifvogelnest hoch oben auf einem Felssporn der Insel Cres über einem grandiosen Strand. >
© Schapowalow: Pavan, Marco
Wie aus der Zeit gefallen wirkt der Ort Unije auf der gleichnamigen autofreien Insel. 37 km Küste warten darauf, zu Fuß, mit dem Boot oder Rad entdeckt zu werden.
Eine Insel, ein Dorf und 90 Einwohner – auf der autofreien Insel findet man Entschleunigung pur. >
Amtssprache: Kroatisch, Italienisch (Minderheit)
Einwohner: ca. 208.000
Bevölkerung: 68 % Kroaten/Istrier, 6 % Italiener, 3,5 % Serben, 2,9 % Bosnier, 1,2 % Albaner, 0,9 % Slowenen
Fläche: 2813 km² (die Gespanschaft Istrien), 3500 km² (die Halbinsel insgesamt)
Größte Stadt: Pula, 60.000 Einwohner
Kleinste Stadt: Hum, 30 Einwohner
Höchster Berg: Vojak, 1401 m
Tiefster Punkt: Adriatisches Meer, 0 m
Internet:www.istra.hr
Religion: 86 % Katholiken, 4,4 % Orthodoxe, 1,5 % Muslime
Währung: Kroatische Kuna
Klima (Mittelwerte)
In der Gespanschaft Istrien leben rund 208.000 Einwohner bei einer Bevölkerungsdichte von 76 Einwohnern pro Quadratkilometer. Mit 68 % bilden die Kroaten die größte Gruppe, mit weitem Abstand folgen die Italiener mit 6 %. Minderheiten sind Serben, Bosnier und Albaner. Auf weniger als 1 % Anteil an der Gesamtbevölkerung kommen Slowenen, Montenegriner, Roma, Ungarn und Tschechen. Während Zentralistrien nur dünn besiedelt ist, kann die Küste mit wesentlich höherer Bevölkerungsdichte aufwarten.
© Shutterstock: Wirestock Images
Typisch für das Hinterland Nordistriens: Der Ort Oprtalj thront auf einem 378 m hohen Hügel, umgeben von Weinbergen und Wald, der für seine Trüffel berühmt ist.
Die größte Halbinsel der nördlichen Adria liegt im äußersten Nordwesten von Kroatien. In nördlicher Richtung grenzt Istrien an Slowenien und einen kleinen Zipfel Italiens. Der Name der Halbinsel Istrien (auf Kroatisch und Slowenisch istra) geht auf den Stamm der Histrier zurück, der hier in der Antike lebte. Der Untergrund besteht größtenteils aus Kalkgestein – daher sind Karstformationen überall auf der Halbinsel zu finden. Die höchste Erhebung, der Vojak, gehört zum Učka-Gebirge, das sich nahe der Ostküste steil in die Höhe reckt. In der Mitte Istriens dominiert eine sanfte Hügellandschaft, die Ortschaften sind größtenteils als Hügeldörfer und -städte angelegt.
Noch immer liegen Altlasten auf der politischen Agenda Istriens: So sind etwa die entschädigungslosen Enteignungen der Italiener unter Tito bis heute ein politisches Thema. Die Republik Kroatien erklärte im Mai 1990 ihre Souveränität, und der Begriff »sozialistisch« wurde aus dem Staatsnamen gestrichen. In Zukunft sollte eine marktwirtschaftlich orientierte Demokratie mit Mehrparteiensystem gelten.
Istrien war vom Kroatienkrieg 1991–1995 nicht direkt betroffen. 1992 wurde der kroatische Staat international anerkannt. 1995 einigten sich nach langwierigen Verhandlungen die kämpfenden Parteien auf einen Friedensvertrag. Am 1. April trat die Mitgliedschaft zur NATO in Kraft. Ab 2004 wurde Kroatien offizieller EU-Beitrittskandidat, im Jahr 2013 offizielles Mitglied der EU. Viele Familien haben Angehörige in den kriegerischen Auseinandersetzungen verloren. Vor diesem Hintergrund gehen – verständlicherweise – bei Diskussionen zum Thema Krieg die Emotionen noch immer schnell hoch. Daher ist es ratsam, das Thema von sich aus möglichst nicht anzusprechen.
Rund 86 % der Kroaten bekennen sich zum römisch-katholischen Glauben. Insgesamt gibt es Anhänger von 24 weiteren Konfessionen.
Die offizielle Amtssprache ist Kroatisch, in einigen Gebieten entlang der Westküste und im Binnenland wird auch Italienisch gesprochen. Orte mit größeren ethnischen Minderheiten werden offiziell zweisprachig geführt. Zahlreiche nordistrische Orte tragen deshalb auf Landkarten und Verkehrsschildern auch zwei Namen, wie z.B. Umag (Umago), Novigrad (Cittanova) oder Rovinj (Rovigno).
Die Hauptstadt Kroatiens ist Zagreb. Politisches Zentrum Istriens und Sitz des Komitats (Parlaments) ist Pazin im Landesinneren.
Als wirtschaftliches Zentrum gilt aber die Küstenstadt Pula, die auch die bevölkerungsreichste Stadt ist. Hier befindet sich auch der einzige internationale Flughafen auf der Halbinsel.
Der wichtigste Erwerbszweig in Istrien ist schon seit langer Zeit der Tourismus, dessen Ursprünge bis in das Jahr 1844 zurückgehen: Damals eröffnete in Opatija das erste Hotel seine Türen. Bedingt durch den Krieg auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens ging die Zahl der ausländischen Urlauber in den 1990er-Jahren stark zurück. Seitdem hat sich der Tourismus in Istrien erholt: Mittlerweile besuchen jedes Jahr rund 2,6 Millionen Urlauber die Halbinsel in der Adria, Tendenz steigend. Die wichtigsten Wirtschaftszweige sind neben dem Tourismus der Dienstleistungsbereich sowie das verarbeitende Gewerbe und der Schiffbau.
© Schapowalow: SIME/Cogoli, Franco
Nur mehr 30 Einwohner leben in Hum, in der, wie diese selbst sagen, »kleinsten Stadt der Welt«. Sie beweisen damit Gespür für Marketing: Hum ist ein beliebtes Ausflugsziel.
Blutrünstig: Der älteste namentlich bekannte europäische Vampir stammte nicht etwa aus Rumänien, sondern aus Istrien: Jure Grando aus Kringa wurde erstmals 1672 schriftlich erwähnt.
Klein, aber oho: Hum erreicht nicht mal die Fläche eines Fußballfeldes und beherbergt nur 30 Einwohner: Es darf sich also damit rühmen, die kleinste Stadt der Welt zu sein.
Die Halbinsel Istrien verdankt ihren Namen dem antiken Volksstamm der Histrier. Danach prägten die unterschiedlichsten Eroberer die Geschichte der Region.
Viehzucht und Ackerbau bilden die Grundlage des jungsteinzeitlichen Lebens in Istrien. Doch die Histrier sind auch geschickte Krieger und Seeräuber, und Reste von großen Bauten zeugen von der frühen Kultur der Bewohner Istriens. Schon vor mehr als 2500 Jahren umfasst das Siedlungsgebiet der Histrier die Halbinsel und geht zeitweise auch darüber hinaus.
© Shutterstock: Fedorenko, Alexey
Die Kalkstein-Fassade des Amphitheaters in Pula ist noch gut erhalten. Die hölzernen Sitzreihen wurden im Mittelalter demontiert, sie boten 26.000 Besuchern Platz.
Den Römern gelingt es schon 177 v.Chr., die verwegenen Histrier zu erobern. Das Volk halten sie mit »Brot und Spielen« bei der Stange: Noch bis ins 5. Jahrhundert pilgern die Männer Istriens regelmäßig zum Amphitheater in Pula, wo sie tagelang die größten Gladiatoren anfeuern, Wagenrennen verfolgen und Tierhatzen anschauen. Rund 26.000 Zuschauer fasst die große Freiluftarena. Die Besucher schlafen rund um das Theater in einer riesigen Zeltstadt. Das ist auch der Grund, warum außer hochgestellten Persönlichkeiten kaum Frauen unter den Zuschauern sind. Und das Spektakel war nichts für feine Nasen: Deshalb besprühte man große Sonnenschutztücher, die über der Arena gespannt waren, von Türmen aus mit Duftwasser.
Seit dem 2. Jahrhundert lassen sich erste Spuren des Christentums in Istrien nachweisen. Mächtig wird die Religion erst, als Karlmann, Sohn Karls des Großen, im Jahr 789 Istrien dem Fränkischen Reich unterwirft. Es wird im Jahr 803 in die fränkische Mark Friaul eingegliedert. 827 erhält das Patriarchat Aquileia die Metropolitangewalt über Istrien und seine Bischofssitze. Ein Jahr später wird die Mark Friaul in vier Grafschaften geteilt. Istrien bildet von da an mit der Grafschaft Friaul die Mark Aquileia. Von nun an ist das Christentum unaufhaltsam auf dem Vormarsch, Kirchen und Kapellen werden gebaut.
Die Zeit unter dem Banner des Markuslöwen prägt Istrien bis heute, was sich an Türmen, Palästen und der Struktur vieler Altstädte noch heute zeigt. Schon im 10. Jahrhundert gewinnen venezianische Kaufleute Einfluss. Viele Siedlungen begeben sich freiwillig in den Status einer venezianischen Kolonie. Manche Städte wehrten sich und mussten mit Waffengewalt bezwungen werden, wie das im 13. Jahrhundert besetzte Pazin.
Die Habsburger bringen bereits Mitte des 14. Jahrhunderts immer mehr Landstriche unter ihre Herrschaft. Über die Zeit sickern die Einflüsse der Österreicher auch in den Alltag: Bis heute sind in Pula die österreichischen Wurzeln noch deutlich zu spüren, viele Polesaner fühlen sich noch immer als Teil der österreichischen Kultur und weisen stolz auf ihre Vorfahren hin. Touristen können sich oft sogar noch auf Deutsch verständigen. Im Gegensatz zum sonst eher italienisch beeinflussten Essen in Istrien kann man hier auch typisch »Alpenländisches« auf den Teller bekommen. Deutlich spürbar bis heute sind die österreichischen Einflüsse auch in den aristokratischen Seebädern Lovran und Opatija, die ihren Aufstieg zu den ersten Tourismushochburgen der Region der Donaumonarchie verdanken.
Mussolini und Hitler unterstützen die Gründung eines »Unabhängigen Staates Kroatien«. Der ordnet als faschistisches Terrorregime »Ustaša« von 1928 bis 1945 unter Ante Pavelić die Hinrichtung Hunderttausender Serben, Juden, Roma, Muslimen, Regimegegner, Kommunisten und anderer Menschen an. Italienische, slowenische und kroatische Partisanen kämpfen gegen den italienischen Faschismus. Als sich Italien 1943 auf die Seite der Alliierten schlägt, besetzt die deutsche Wehrmacht Istrien als »Operationszone Adriatisches Küstenland«.
Nach dem Zweiten Weltkrieg bilden die sechs Teilrepubliken Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Serbien und Mazedonien den sozialistischen Bundesstaat Jugoslawien. Er wird am 29. November 1945 proklamiert, erhält 1946 eine Verfassung nach sowjetischem Vorbild. Auch italienisch besetzte Gebiete in Istrien fallen an Jugoslawien. Bis zu 350.000 italienisch-venezianische Istrier verlassen wegen Repressionen durch das Tito-Regime ihre Heimat. Ab 1991 zerfällt Jugoslawien. Es erfolgt die Gründung der souveränen Republik Kroatien.
Am 1. Juli 2013 tritt die Republik Kroatien nach einem positiven Referendum der Bevölkerung als 28. Mitglied der Europäischen Union bei, nachdem sie 2003 den Beitrittsantrag gestellt und zwei Jahre später die Beitrittsverhandlungen begonnen hatte. Von dem Beitritt profitieren nicht zuletzt die Urlauber aus den anderen europäischen Ländern: Die Einreise wird einfacher und schneller, strenge Zollvorschriften werden Geschichte.
© laif: Heuer, Frank
Warum Bergleute in Labin noch vor der Machtergreifung der Faschisten einen Aufstand anzettelten und eine Republik ausriefen, erzählt das dortige Heimatmuseum.
Es ist kühl. Dunkelheit gähnt den Besucher aus dem tiefen Schacht an, hölzerne Bohlen tragen die Wände, ein bedrückender Arbeitsplatz. Erst wer das Untergeschoss des Heimatmuseums besucht, entdeckt diesen besonderen Teil der Geschichte Labins. Denn tief unter der Stadt ist der Berg durchlöchert, Minenarbeiter haben hier jahrzehntelang das Geschehen bestimmt, ganze Stadtteile verdanken ihre Existenz den Kohleminen. Nicht nur deshalb ist Labin ein geschichtsträchtiger Ort: Hier riefen die Bergarbeiter im März 1921 die unabhängige »Republik Labin« aus. Wie kam es, dass sich schon vor Mussolinis Machtergreifung der erste antifaschistische Aufstand der Welt entwickelte?
Es war noch zu Beginn des Ersten Weltkrieges, als »Avanti!«, das Zentralorgan der Sozialistischen Partei Italiens (Partito Socialista Italiano), den eigenen Chefredakteur wegen seiner kriegstreiberischen Artikel feuerte. Sein Name? Benito Mussolini. Genau diese Schmach sollte sich später in einer extrem antisozialistischen Einstellung des »Duce« niederschlagen. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges war Istrien plötzlich nicht mehr Teil Österreich-Ungarns, sondern der Siegermacht Italien. Dort gründeten sich gerade die ersten »Fasci italiani di combattimento« (Italienischen Kampfverbände), die Geburtsstunde des Faschismus. Noch waren die Faschisten nicht an der Macht. Aber Großgrundbesitzer und Unternehmer finanzierten aus Angst vor den Kommunisten die Fasci klammheimlich. Diese schüchterten gewaltsam protestierende Landbesetzer und streikende Arbeiter ein.
So war es auch in Labin: Anfang der 1920er-Jahre wehrten sich dort die Bergarbeiter gegen schlechte Arbeitsbedingungen in ihren Minen. Die italienischen Minenbesitzer holten schließlich die faschistischen Kampfverbände zu Hilfe, um dem Arbeitskampf mit Gewalt ein Ende zu machen. Die Fasci verschleppten und folterten den Gewerkschaftsführer Giovanni Pippan. Noch am gleichen Tag kam es zu ersten spontanen Bergarbeiterprotesten. Und schon kurz darauf besetzten die Bergleute die Minen und protestierten nicht nur gegen die Misshandlung von Pippan, sondern stellten zusätzliche Forderungen auf. Weil die Minenbesitzer nicht darauf eingingen, schlossen die Arbeiter »ihre« Stadt Labin und alle Zugänge zu den Minen hermetisch ab und erklärten die Gründung einer eigenen Republik. Sie bauten weiterhin Kohle ab und erreichten damit sogar einen gewissen Grad an Autonomie – für wenige Wochen. Als dann die italienische Armee mit Artillerie und schweren Geschossen kam und den Aufstand am 8. April 1921 niederschlug, waren mehrere tote Bergarbeiter zu beklagen. Der erste antifaschistische Aufstand der Welt hatte ein blutiges Ende gefunden.
© gemeinfrei
Eine Büste erinnert an die Widerstandskämpferin Irma Benčić im gleichnamigen Park in Novigrad. Die Partisanen erfuhren in der Bevölkerung breite Unterstützung.
Die sogenannte Italienisierung Istriens setzte sich immer brutaler fort, besonders, als ein Jahr später Mussolini an die Macht kam. Er verbot die Verwendung der slowenischen und kroatischen Sprache und ließ viele Angehörige dieser Bevölkerungsgruppen vertreiben, foltern, töten und durch Italiener ersetzen. Schon 1924 gründeten einige Kroaten und Slowenen die Widerstandsorganisation TIGR, die Anschläge gegen das faschistische Regime verübte. TIGR-Mitglied Vladimir Gortan wurde 1929 nach einem Anschlag in Pula verurteilt und hingerichtet – und zum Symbol des Widerstands gegen den Faschismus. In Istrien entstanden immer mehr bewaffnete Partisanenabteilungen und Brigaden.
Als Italien 1943 die Fronten wechselte, besetzte die deutsche Wehrmacht die Halbinsel. In der Folge versündigten sich nun auch viele Partisanen, indem sie in beispiellosen Racheakten Teile der italienischen Zivilbevölkerung ermordeten oder Menschen lebendig in Karsthöhlen warfen. Das ging als Foibe-Massaker (foiba Italienisch für Karsthöhle) in die Geschichte ein. Obwohl die Verehrung der Partisanen damals tiefe Risse bekam, zeugen noch viele Gedenkorte vom Widerstandskampf in Istrien. Zum Beispiel die Büste von Olga Ban in Pazin, die die Deutschen im Oktober 1943 auf dem dortigen Friedhof ermordeten und deren Brüder sie ins Lager Dachau verschleppten. An die Partisanin Irma Benčić erinnert eine Büste und der nach ihr benannte Park in Novigrad. Die Deutschen erschossen sie gemeinsam mit ihrem Vater im März 1945.