Vorwort

Inhaltsverzeichnis

Ich hatte eine ziemliche Anzahl von Memoiren und Flugschriften gelesen, die sich auf das Ende des 16. Jahrhunderts bezogen, und wollte mir einen Auszug aus meiner Lektüre machen. Dieser Auszug liegt nun hier vor.

Aus der Geschichte liebe ich nur die Anekdoten, und unter den Anekdoten habe ich eine besondere Neigung für diejenigen, in denen ich ein wahrheitsgetreues Sitten-und Charaktergemälde der betreffenden Epoche zu finden glaube. Dieser Geschmack ist nicht sehr edel, aber zu meiner Schande sei es gesagt, daß ich gern den Thukydides für authentische Memoiren einer Aspasia oder eines Sklaven des Perikles darangeben würde; denn allein Memoiren, die ja nichts anderes als vertrauliche Plaudereien des Verfassers mit seinem Leser sind, bieten jenes Charakterbild des Menschen, so wie es mich unterhält und interessiert. Nicht Mézeray, sondern Montluc, Brantôme, d’Aubigné, Tavannes, La Noue und andere geben eine Vorstellung von den Franzosen des sechzehnten Jahrhunderts. Diese zeitgenössischen Schriftsteller sind durch ihren Stil ebenso lehrreich wie durch ihre Erzählungen. Ich lese zum Beispiel in L’Estoile folgende kurze Bemerkung:

›Mademoiselle de Châteauneuf, eine der Geliebten des Königs, bevor dieser nach Polen ging, hatte den Florentiner Antinotti, den Rudermeister der Galeeren von Marseille, in der Verliebtheit geheiratet. Als sie ihn im Liebesgenuß mit einer andern betraf, tötete sie ihn mannhaft mit eigener Hand.‹

Durch diese und so viele andere Anekdoten, deren Brantôme voll ist, lasse ich vor meinem Geiste einen Charakter neu erstehen und erwecke eine Dame vom Hof Heinrichs III. wieder zum Leben.

Mir scheint es interessant, jene Sitten mit den unsern zu vergleichen und in den letzteren den Verfall kraftvoller Leidenschaften zugunsten der Ruhe und vielleicht des Glückes zu beobachten. Ob wir besser sind als unsere Vorfahren, bleibt fraglich, und es ist nicht so leicht, darüber zu entscheiden; denn die Begriffe über die gleiche Handlung haben sich je nach den Zeiten sehr verändert.

So flößten ein Mord oder eine Vergiftung um 1500 nicht den gleichen Abscheu ein, den sie heute erregen. Ein Edelmann tötete seinen Feind durch Verrat; er bat um Begnadigung, erhielt sie und erschien wieder in der Gesellschaft, ohne daß jemand daran dachte, ihn darob schief anzusehen. Manchmal sogar, wenn der Mord aus einer gerechten Rache geschah, sprach man von dem Mörder, so wie man heutzutage von einem Ehrenmann sprechen würde, der, von einem Schurken schwer beleidigt, diesen im Duell tötete.

Es scheint mir also auf der Hand zu liegen, daß menschliche Handlungen aus dem 16. Jahrhundert nicht nach unsern Begriffen des 19. beurteilt werden dürfen. Was auf einer vervollkommneten Kulturstufe als ein Verbrechen erscheint, ist nur ein verwegener Streich auf einer weniger entwickelten und vielleicht eine lobenswerte Handlung in einer barbarischen Zeit. Man wird zugeben müssen, daß das Urteil, welches man über die gleiche Handlung fällen will, auch je nach dem Lande verschieden sein muß; denn zwischen dem einen Volk und einem anderen ist ein ebenso großer Unterschied wie zwischen dem einen Jahrhundert und dem anderen.

Mehemed Ali, dem die Mamelucken-Beys die Herrschaft in Ägypten streitig machten, lädt eines Tages die obersten Führer dieser Herrschaft zu einem Fest ein, das innerhalb seines Schlosses stattfindet. Kaum sind sie eingetreten, so schließen sich die Tore. Albaner in Deckung auf den Terrassen beginnen zu schießen, und von nun an ist Mehemed Ali Alleinherrscher in Ägypten.

Gleichwohl unterhandeln wir mit Mehemed Ali; er wird von den Europäern sogar geschätzt und in allen Zeitungen als großer Mann gefeiert: man nennt ihn den Wohltäter Ägyptens. Und doch, was könnte man sich Schrecklicheres denken als die Ermordung wehrloser Menschen? Tatsächlich wird aber diese Art von Hinterhältigkeit durch die Landessitten und durch die Unmöglichkeit, sich auf andere Weise aus der Sache zu ziehen, gerechtfertigt. Hier ist Gelegenheit, Figaros Spruch anzuwenden: ›Ma, per Dio, l`utilità!‹

Wenn ein Minister, den ich nicht nennen will, Albaner gefunden hätte, bereit, auf seinen Befehl zu schießen, und er hätte bei einem Festessen die hervorragendsten Vertreter der Linken ins bessere Jenseits befördern lassen, so wäre seine Handlung als Tat die gleiche gewesen wie die des ägyptischen Paschas, vom Sittlichkeitsstandpunkt aus aber hundertmal strafbarer. Der Mord liegt nicht mehr in unsern Gepflogenheiten. Jener Minister entließ viele kleine Staatsbeamte, die liberale Wähler waren; er versetzte dadurch die andern in Schrecken und erzielte auf diese Weise Wahlen nach seinem Geschmack. Wäre Mehemed Ali französischer Minister gewesen, so hätte er nicht anders gehandelt; und zweifellos wäre der französische Minister in Ägypten gezwungen gewesen, zum Schießen seine Zuflucht zu nehmen, da Entlassung keine genügende Wirkung auf die Gesinnung der Mamelucken ausgeübt hätte.

Die Bartholomäusnacht war auch für ihre Zeit ein großes Verbrechen; ich wiederhole aber, daß ein Blutbad im sechzehnten Jahrhundert nicht das gleiche Verbrechen ist wie im neunzehnten. Wir müssen noch hinzufügen, daß der größte Teil des Volkes handelnd oder doch wenigstens zustimmend daran teilgenommen hat: es bewaffnete sich, um über die Hugenotten herzufallen, die es als Fremde und Feinde betrachtete. Die Bartholomäusnacht war eine Art nationalen Aufstandes, ähnlich dem spanischen von 1809; und die Bürger von Paris, welche die Häretiker ermordeten, waren überzeugt, der Stimme des Himmels zu gehorchen.

Einem Geschichtenerzähler wie mir steht es nicht zu, in diesem Band eine genaue Schilderung der historischen Ereignisse von 1572 zu geben; da ich aber nun von der Bartholomäusnacht gesprochen habe, kann ich nicht umhin, einige der Gedanken darzulegen, die mir beim Lesen dieser blutigen Seite unserer Geschichte in den Sinn gekommen sind.

Hat man die Ursachen, die jenes Blutbad herbeigeführt haben, richtig erfaßt? War es lange vorher erwogen oder nicht vielmehr das Ergebnis eines plötzlichen, vielleicht sogar zufälligen Entschlusses?

Auf alle diese Fragen gibt mir kein Geschichtsschreiber eine befriedigende Antwort.

Sie führen als Beweise Stadtgerüchte und angebliche Unterredungen an, die nur wenig Gewicht haben, wenn es sich darum handelt, eine geschichtliche Frage zu entscheiden.

Die einen machen aus Karl IX. ein Ungeheuer von Verstellung; die andern schildern ihn als einen launenhaften, ungeduldigen und mürrischen Menschen. Bricht er lange vor dem 24. August in Drohungen gegen die Protestanten aus, so erblickt man darin den Beweis, daß er ihren Untergang von langer Hand erwog. Schmeichelt er ihnen, so beweist es seine Verstellung.

Ich will nur eine gewisse Geschichte anführen, die überall erzählt wird und aus der sich ergibt, mit welcher Leichtfertigkeit man auch die unwahrscheinlichsten Gerüchte gelten läßt.

Ein Jahr ungefähr vor der Bartholomäusnacht hatte man, wie behauptet wird, schon einen Plan für das Blutbad entworfen. Der Plan war folgender: Im Pré-aux-Clercs sollte ein Holzturm gebaut werden; der Herzog von Guise sollte ihn mit Edelleuten und katholischen Soldaten besetzen und der Admiral mit den Protestanten einen Angriff markieren, um dem König das Schauspiel einer Belagerung zu bieten. Wäre diese Art von Turnier einmal im Gange gewesen, so sollten die Katholiken auf ein verabredetes Zeichen ihre Waffen laden und ihre Feinde töten, die in der Überraschung nicht Zeit gefunden hätten, sich zur Wehr zu setzen. Zur Ausschmückung dieser Geschichte fügt man noch hinzu, daß ein Günstling Karls IX., namens Lignerolles, indiskreterweise die ganze Machenschaft aufgedeckt habe, indem er zum König, als dieser vornehme protestantische Herren mit Worten mißhandelte, sagte: »Ach, Sire, warten Sie noch. Wir haben ein Fort, das uns an allen Irrgläubigen rächen wird.« Man beachte, daß noch nicht ein Brett von dem Fort stand. Der König ließ es sich daraufhin angelegen sein, den Schwätzer ermorden zu lassen. Der Plan soll die Erfindung des Kanzlers Birague gewesen sein, dem man andernteils die Bemerkung zuschreibt, die ganz andere Absichten verraten würde: daß er nur einiger Köche bedürfe, um den König von seinen Feinden zu befreien. Dieses letztere Mittel war viel leichter durchführbar als das andere, das in seiner Überspanntheit fast unmöglich war. Und es wäre in der Tat undenkbar, daß der Verdacht der Protestanten durch die Vorbereitungen zu diesem Kleinkrieg nicht erweckt worden wäre, in welchem die beiden vor kurzem noch feindlichen Parteien so aufeinandergehetzt werden sollten. Ferner wäre es ein schlechtes Mittel gewesen, um mit den Hugenotten fertig zu werden, sie sich zusammenscharen und bewaffnen lassen. Es liegt auf der Hand, daß es besser gewesen wäre, falls man sich schon damals zu ihrem Untergang verschworen hatte, sie einzeln und unbewaffnet zu überfallen.

Ich persönlich bin vollkommen davon überzeugt, daß das Blutbad keine vorgefaßte Absicht war, und es ist mir unbegreiflich, wie Schriftsteller eine gegenteilige Meinung vertreten können, die zugleich darin einig sind, Katharina zwar als ein böses Weib, aber auch als einen der politischsten Köpfe ihres Jahrhunderts hinzustellen.

Wir wollen die Moral einen Augenblick beiseite lassen und den angeblichen Plan vom Gesichtspunkt der Nützlichkeit aus betrachten. Da behaupte ich denn, daß er dem Hofe keinen Nutzen brachte und daß er außerdem mit soviel Ungeschicklichkeit ausgeführt worden ist, daß man annehmen müßte, seine Urheber seien die überspanntesten Menschen gewesen.

Man überlege, ob die Autorität des Königs durch diese Vollstreckung gewinnen oder verlieren konnte und ob es in seinem Interesse lag, sie zuzulassen.

Frankreich war damals in drei große Parteien geteilt: die der Protestanten, deren Oberhaupt seit dem Tode des Prinzen von Condé der Admiral war; diejenige des Königs, die schwächste; und die der Guisen und Ultraroyalisten der Zeit.

Es ist klar, daß der König, der gleichermaßen die Guisen und die Protestanten zu fürchten hatte, seine Autorität dadurch zu wahren versuchen mußte, daß er die beiden Parteien aufeinanderhetzte. Die eine davon vernichten wollen, hieß sich der andern auf Gnade oder Ungnade ausliefern.

Das Schaukelsystem war damals schon genügend bekannt und angewandt. Ludwig XI. war es, der gesagt hat: ›Zerteilen, um zu herrschen.‹

Wir wollen nun untersuchen, ob Karl IX. fromm war; denn eine übertriebene Frömmigkeit hätte ihm möglicherweise eine seinen Interessen zuwiderlaufende Maßregel eingeben können. Alles deutet aber im Gegenteil darauf hin, daß er, wenn auch kein Freigeist, so doch jedenfalls kein Fanatiker war. Übrigens hätte seine Mutter, die ihn leitete, niemals gezögert, religiöse Bedenken, falls sie solche gehabt hätte, ihrer Machtliebe zu opfern.

Nehmen wir aber an, Karl oder seine Mutter, oder, wenn man will, die Regierung hätte gegen alle Gesetze der Politik die Vernichtung der Protestanten in Frankreich beschlossen, so ist es wahrscheinlich, daß, wenn der Beschluß einmal gefaßt gewesen wäre, sie die geeignetsten Mittel zur Sicherung des Erfolges reiflichst überlegt hätten. Als sicherste Maßregel drängt sich einem aber zuerst auf, daß das Blutbad in allen Städten des Königreichs zu gleicher Zeit stattfinden müsse, damit die Reformierten, überall von überlegenen Kräften angegriffen, sich nirgends verteidigen könnten. Ein einziger Tag hätte genügt, um sie zu vernichten. So hatte Assuerus sich die Niedermetzelung der Juden gedacht.

Nun lesen wir aber, daß die ersten Befehle des Königs, die Protestanten zu töten, vom 28. August datiert waren, das heißt vier Tage nach der Bartholomäusnacht, zu einer Zeit, wo die Berichte über den Massenmord den Depeschen des Königs vorausgeeilt sein und alle Glaubensgenossen alarmiert haben mußten.

Vor allem wäre es notwendig gewesen, sich der sicheren Plätze der Protestanten zu bemächtigen. Solange diese in ihrer Gewalt waren, war die königliche Autorität nicht gewährleistet. Nehmen wir also eine Verschwörung der Katholiken an, so wäre es offenbar eine der wichtigsten Vorsichtsmaßregeln gewesen, sich am 24. August La Rochelles zu bemächtigen und zugleich im Süden Frankreichs eine Armee zu haben, um jede Zusammenrottung der Reformierten zu verhindern.

Nichts von alledem geschah.

Ich kann mir nicht vorstellen, daß die gleichen Menschen ein Verbrechen mit so schwerwiegenden Folgen ersonnen haben sollten, und es so schlecht ausführten. In der Tat waren die Maßregeln so schlecht getroffen, daß wenige Monate nach der Bartholomäusnacht der Bürgerkrieg von neuem ausbrach und die Reformierten ganz gewiß den vollen Ruhm und sogar noch Vorteile daraus zogen.

Und widerlegt nicht die Ermordung Colignys, die zwei Tage vor der Bartholomäusnacht erfolgte, vollends die Annahme einer Verschwörung? Warum hätte man den Führer vor Ausbruch der allgemeinen Metzelei töten lassen? Wäre das nicht ein Mittel gewesen, die Hugenotten zu erschrecken und sie zu Vorsichtsmaßregeln zu zwingen?

Ich weiß, daß einige Geschichtschreiber dem Herzog von Guise allein das Attentat zuschreiben, das an der Person des Admirals verübt worden ist. Abgesehen aber davon, daß die öffentliche Meinung den König dieses Verbrechens bezichtigte und der Mörder vom König belohnt worden ist, entnehme ich diesem Ereignis noch einen Beweis gegen die Hypothese einer Verschwörung. Hätte diese wirklich existiert, so hätte der Herzog von Guise notwendigerweise daran teilnehmen müssen. Und warum hätte er dann seine Familienrache nicht um zwei Tage hinausgeschoben, um ihrer desto sicherer zu sein? Warum sollte er das Gelingen der ganzen Unternehmung auf diese Weise in Frage stellen, lediglich in der Hoffnung, den Tod seines Feindes um zwei Tage vorzurücken.

So scheint mir denn alles zu beweisen, daß dieses ungeheure Blutbad nicht die Folge einer Verschwörung eines Königs gegen einen Teil seines Volkes war. Die Bartholomäusnacht scheint mir das Ergebnis eines Volksaufstandes, der nicht vorausgesehen werden konnte, sondern der improvisiert war.

In aller Bescheidenheit will ich darlegen, wie ich mir des Rätsels Lösung denke.

Coligny hatte dreimal mit seinem Herrscher wie mit seinesgleichen verhandelt, Grund genug, um von diesem gehaßt zu werden. Da nach dem Tode der Jeanne D’Albret die beiden jugendlichen Prinzen, der König von Navarra und der Prinz von Condé, zu jung waren, um einen Einfluß auszuüben, so war Coligny tatsächlich das einzige Haupt der reformierten Partei. Nach seinem Tode befanden sich die beiden Prinzen inmitten eines feindlichen Lagers und sozusagen als Gefangene ganz in den Händen des Königs. So war der Tod Colignys, und zwar Colignys allein, wichtig zur Befestigung von Karls Herrschaft, der vielleicht ein Wort des Herzogs von Alba nicht vergessen hatte: daß der Kopf eines Lachses mehr wert sei als zehntausend Frösche. Entledigte sich aber der König mit einem Schlage gleichzeitig des Admirals und des Herzogs von Guise, so wurde er unfehlbar zum unumschränkten Herrscher.

Er mußte also folgenden Entschluß fassen: nämlich den Admiral ermorden zu lassen oder, wenn man so will, diesen Mord geschickt dem Herzog von Guise unterzuschieben, und dann diesen Fürsten als Mörder verfolgen und verkündigen, daß er ihn der Rache der Hugenotten preisgebe. Bekanntermaßen verließ der Herzog von Guise, ob er nun der Tat Maurevels mitschuldig war oder nicht, Paris in aller Eile, und die Reformierten, vom König zum Schein geschützt, ergingen sich in Drohungen gegen die Prinzen des Hauses Lothringen.

Die Bevölkerung von Paris war zu damaliger Zeit außerordentlich fanatisch. Die Bürger waren militärisch organisiert und bildeten eine Art von Nationalgarde, die beim ersten Schlage der Sturmglocken zu den Waffen greifen konnte. Im gleichen Mäße, wie der Herzog von Guise im Andenken an seinen Vater und um seiner eigenen Verdienste willen bei den Parisern beliebt war, waren die Hugenotten, von denen sie zweimal belagert worden waren, ihnen verhaßt. Die Art von Gunst, die letztere am Hofe genossen, im Augenblick, wo eine Schwester des Königs einen Prinzen ihrer Religion heiratete, verdoppelte deren Anmaßung und den Haß ihrer Feinde. Kurz, es genügte, daß ein Führer sich an die Spitze dieser Fanatiker stellte und ihnen zurief: ›Schlagt zu!‹, so stürzten sie sich auf ihre andersgläubigen Volksgenossen und erwürgten sie. Der Herzog, der vom Hofe verbannt und vom König und von den Protestanten bedroht war, mußte am Volk einen Rückhalt suchen. Er versammelt die Führer der Garde, berichtet ihnen von einer Verschwörung der Häretiker, fordert sie auf, letztere auszurotten, ehe diese ausbrechen kann, und erst dann wird das Blutbad geplant. Aus der Tatsache, daß zwischen dem Beschluß und der Ausführung nur wenige Stunden liegen, ist die Heimlichkeit, welche die Verschwörung umgab, und auch die Wahrung des Geheimnisses durch so viele Menschen leicht zu erklären, Dinge, die sonst außergewöhnlich erscheinen müßten. Denn vertrauliche Mitteilungen machen in Paris große Schritte. Es ist schwer, den Anteil des Königs an dem Massenmord festzulegen; stimmte er auch nicht zu, so ist es doch sicher, daß er ihn zuließ. Nach zwei Tagen des Mordens und der Gewalttätigkeit mißbilligte er alles und wollte dem Gemetzel Einhalt tun. Die Wut des Volkes war aber entfesselt, und sie ließ sich nicht durch ein wenig Blut stillen. Sie forderte mehr als sechzigtausend Opfer. Der Monarch sah sich gezwungenermaßen von dem Strom mit fortgerissen, der sich stärker erwies als er. Er widerrief seihe Begnadigungsbefehle und erließ bald andere, durch die er das Morden auf ganz Frankreich ausdehnte. Das ist meine Meinung von der Bartholomäusnacht, und ich möchte mit Lord Byron darüber sagen:

I only say, suppose this supposition.

1829

P.M.

Am Tag nach dem Feste

Inhaltsverzeichnis

Je dis que je veux avoir
de l’argent tout à l’heure.

Molière,
Les Précieuses ridicules

Es war längst heller Tag, als Mergy erwachte, den Kopf noch etwas wirr von den Erinnerungen des vorhergehenden Abends. Seine Kleider waren in buntem Durcheinander im Zimmer verstreut, und sein Mantelsack lag offen auf dem Fußboden. Er setzte sich auf, betrachtete eine Zeitlang dieses Bild der Zerstörung und rieb sich den Kopf, wie um sich zu besinnen. Seine Züge verrieten gleichzeitig Müdigkeit, Erstaunen und Unruhe.

Ein schwerer Schritt ließ sich auf der steinernen Treppe, die zu seinem Zimmer führte, vernehmen. Die Tür öffnete sich, ohne daß man es für nötig befunden hätte anzuklopfen, und der Wirt trat ein, mit einem noch verdrießlicheren Gesicht als am Abend vorher; es fiel aber nicht schwer, in seinen Blicken an Stelle des Ausdrucks von Angst einen solchen von Unverschämtheit zu lesen.

Er warf einen raschen Blick auf das Zimmer und bekreuzigte sich, wie von Entsetzen erfaßt, beim Anblick solcher Unordnung.

»Oho, junger Edelmann, noch im Bett?« rief er aus. »Vorwärts, jetzt heißt es aufstehen, denn wir haben noch unsere Rechnung zu machen.«

Mergy gähnte auf erschreckliche Weise und streckte ein Bein aus dem Bett.

»Woher diese Unordnung? Warum ist mein Mantelsack offen?« fragte er in einem Tone, der mindestens ebenso unzufrieden war wie der des Wirtes.

»Warum, warum?« antwortete dieser. »Was weiß ich? ich kümmere mich doch nicht um Euren Mantelsack. Ihr habt mein Haus in eine noch viel größere Unordnung gebracht. Aber beim heiligen Eustachius, meinem guten Namenspatron, Ihr werdet mir’s bezahlen.«

Während er sprach, zog Mergy seine scharlachroten Kniehosen an, und durch die Bewegung, die er machte, fiel seine Börse aus der Tasche. Der Ton, den sie von sich gab, muß wohl anders gewesen sein, als er erwartete, denn er hob sie sofort beunruhigt auf und öffnete sie.

»Ich bin bestohlen worden!« rief er und wandte sich zu dem Wirt.

An Stelle der zwanzig Goldtaler, die seine Börse enthalten hatte, fand er deren nur zwei. Meister Eustache zuckte die Achseln und lächelte verächtlich.

»Ich bin bestohlen worden!« wiederholte Mergy und band in aller Eile seinen Gürtel fest. »Ich hatte zwanzig Goldtaler in dieser Börse, und ich verlange sie zurück: in Eurem Hause sind sie mir weggenommen worden.«

»Bei meinem Bart, das freut mich sehr!« sagte der Wirt unverschämt; »das wird Euch lehren, mit Hexen und Dirnen zu buhlen. Aber«, fügte er etwas leiser hinzu, »gleich und gleich gesellt sich gern. Alle diese feinen Galgenvögel, Irrgläubigen, Zauberer und Diebe gesellen sich und passen zueinander.«

»Was sagst du da, Halunke!« schrie Mergy, der in um so heftigeren Zorn geriet, als er innerlich die Berechtigung des Vorwurfs fühlte; und wie jeder Mensch, wenn er unrecht hat, ergriff er die Gelegenheit zu einem Streit beim Schöpf.

»Ich sage«, erwiderte der Wirt mit erhobener Stimme und stemmte die Faust in die Seite, »ich sage, daß Ihr in meinem Hause alles zerbrochen habt, und ich verlange, daß Ihr mir alles bis zum letzten Heller bezahlt.«

»Ich werde meine Zeche bezahlen, und keinen Deut mehr. Wo ist der Hauptmann Corn … Hornstein?«

»Man hat mir zweihundert Flaschen«, fuhr der Wirt immer lauter schreiend fort, »man hat mir mehr als zweihundert Flaschen guten alten Weines ausgetrunken, aber Ihr seid mir dafür verantwortlich.«

Mergy war unterdessen mit dem Anziehen fertig geworden.

»Wo ist der Hauptmann?« schrie er mit dröhnender Stimme.

»Er ist vor mehr als zwei Stunden abgezogen, und möge er zum Teufel gehen samt allen Hugenotten, bis wir sie alle verbrennen!«

Eine kräftige Ohrfeige war die einzige Antwort, die Mergy in diesem Augenblicke fand. Die Überraschung und die Wucht des Schlages ließen den Wirt zwei Schritte zurücktaumeln. Der Horngriff eines langen Messers kam aus seiner Hosentasche zum Vorschein; er griff danach. Sicherlich wäre ein großes Unglück geschehen, wenn er der ersten Regung seines Zornes gefolgt wäre. Die Klugheit mäßigte jedoch die Wirkungen seines Ingrimms, da er bemerkte, wie Mergy die Hand nach dem Kopfende des Bettes ausstreckte, wo ein langer Degen hing. Sofort verzichtete er auf einen ungleichen Kampf und stürzte eiligst die Treppe hinunter, aus Leibeskräften schreiend: »Mörder! Feuer!«

Herr des Schlachtfelds, aber sehr beunruhigt über die Folgen seines Sieges, schnallte Mergy seinen Gürtel um, steckte die Pistolen ein, machte seinen Mantelsack zu, nahm ihn in die Hand und beschloß, beim nächsten Richter Klage zu führen. Er öffnete die Tür und setzte den Fuß auf den ersten Treppenabsatz, als eine feindliche Schar ihm unvermutet entgegentrat.

Voran ging der Wirt, eine alte Hellebarde in der Hand; drei Küchenjungen, mit Bratspießen und Stöcken bewaffnet, folgten ihm auf dem Fuße; ein Nachbar mit einer verrosteten Büchse bildete die Nachhut. Von keiner Seite hatte man ein so plötzliches Zusammentreffen erwartet, nur sechs oder sieben Stufen trennten die beiden feindlichen Parteien.

Mergy ließ seinen Mantelsack fallen und ergriff eine seiner beiden Pistolen. Diese feindselige Bewegung ließ in Meister Eustache und seinen Helfershelfern die Erkenntnis ihrer mangelhaften Schlachtordnung aufdämmern. Gleich den Persern in der Schlacht bei Salamis hatten sie verabsäumt, eine Stellung zu wählen, in der ihre Zahl sich vorteilhaft hätte entfalten können. Der einzige aus der Schar, der eine Feuerwaffe trug, konnte sich dieser nicht bedienen, ohne seine Vordermänner zu verwunden, während der Hugenotte mit seinen Pistolen die ganze Treppenlänge bestreichen konnte und alle mit einem einzigen Schuß über den Haufen zu werfen drohte. Das leichte Knacken des Hahns, als Mergy die Pistole lud, schallte in ihren Ohren und erschien ihnen beinahe so erschreckend wie das Losgehen der Waffe selbst. In spontaner Bewegung machte die Kolonne kehrt und suchte in der Küche ein weitläufigeres und vorteilhafteres Schlachtfeld. In der Verwirrung, die bei einem überstürzten Rückzug unausbleiblich ist, geriet dem Wirt, der seine Hellebarde drehen wollte, diese zwischen die Beine, und er fiel hin. Als großmütiger Gegner verzichtete Mergy darauf, von seinen Waffen Gebrauch zu machen, und begnügte sich damit, den Fliehenden seinen Mantelsack nachzuwerfen, der wie ein Felsblock auf sie niederfiel und, sein Tempo bei jeder Stufe beschleunigend, noch vollends die wildeste Flucht hervorrief. Die Treppe war vom Feinde gesäubert, und die zerbrochene Hellebarde blieb als Trophäe zurück.

Mergy stieg rasch zur Küche hinab, wo der Feind sich in einer Linie neu formiert hatte. Der Büchsenträger hielt die Waffe hoch und blies auf die angezündete Lunte. Blutbedeckt hielt sich der Wirt, dessen Nase beim Fallen auf das heftigste verletzt worden war, hinter seinen Freunden, gleich dem verwundeten Menelaos hinter den Schlachtreihen der Griechen. Statt Machaon und Podaleirios wischte seine Frau mit wirrem Haar und aufgeknüpfter Haube ihm das Gesicht mit einem schmutzigen Handtuch ab. Ohne Zögern ergriff Mergy seine Maßregeln. Er ging geradenwegs auf den zu, der die Büchse hielt, und richtete den Pistolenlauf auf seine Brust.

»Wirf die Lunte weg, oder du bist des Todes!« schrie er ihn an.

Die Lunte fiel zu Boden, und Mergy setzte den Stiefel auf die brennende Zündschnur und löschte sie aus. Sofort legten sämtliche Verbündeten gleichzeitig die Waffen nieder.

»So«, sagte Mergy, sich an den Wirt wendend, »Euch wird die kleine Züchtigung, die Ihr von mir erhalten habt, zweifellos lehren, künftig Fremde mit etwas mehr Höflichkeit zu behandeln. Wenn ich wollte, könnte ich Euch vom Landvogt des Ortes Euer Aushängeschild entziehen lassen; aber ich bin nicht bösartig. Wieviel bin ich für meine Zeche schuldig?«

Als Meister Eustache merkte, daß Mergy seine fürchterlichen Pistolen entladen und während des Sprechens wieder in seinen Gürtel gesteckt hatte, faßte er wieder etwas Mut, und während er fortfuhr, sich abzuwischen, murmelte er betrübt:

»Die Platten zerschlagen, die Leute prügeln, guten Christen die Nase brechen… einen Teufelslärm vollführen… ich wüßte wirklich nicht, wie man nach alledem einen ehrlichen Mann entschädigen könnte.«

»Also gut«, sagte Mergy lachend, »für Eure zerschundene Nase bezahle ich Euch, was sie nach meiner Meinung wert ist. Für Eure zerbrochenen Platten müßt Ihr Euch an die Reiter wenden, das ist ihre Sache. Fragt sich nur noch, was ich für mein gestriges Abendessen schuldig bin.«

Der Wirt sah seine Frau, seine Küchenjungen und seinen Nachbarn an, als wollte er zugleich um Rat und um Schutz bitten.

»Die Reiter, die Reiter!« sagte er, »von denen Geld zu sehen, ist nicht so einfach; ihr Hauptmann hat mir drei Livres gegeben und der Kornett einen Fußtritt.«

Mergy nahm einen der Goldtaler, die ihm noch verblieben waren.

»Nun«, sagte er, »wir wollen als gute Freunde auseinandergehen«, und er warf ihn Meister Eustache zu, der, anstatt die Hand hinzuhalten, ihn verächtlich auf den Boden fallen ließ.

»Einen Taler«, schrie er, »einen Taler… und hundert Flaschen zerschlagen; einen Taler und ein Haus zerstört; einen Taler und die Leute verprügelt!«

»Einen Taler, nur einen Taler«, fing die Frau in ebenso jämmerlichem Tone an. »Es kommen katholische Edelleute hierher, die auch manchmal ein bißchen lärmen, aber sie kennen wenigstens den Wert der Sachen.«

Wäre Mergy besser bei Kasse gewesen, so hätte er sicherlich den Ruf der Freigebigkeit seiner Partei verteidigt.

»Das mag wohl sein«, antwortete er trocken, »diese katholischen Herren sind aber auch nicht bestohlen worden. Entscheidet Euch«, fügte er hinzu; »nehmt diesen Taler, oder Ihr bekommt gar nichts.« Und er trat einen Schritt vorwärts, als wollte er ihn wieder an sich nehmen.

Die Wirtin hob ihn unverzüglich auf.

»Vorwärts, führt mir mein Pferd vor; und du, laß deinen Bratspieß fahren und trage meinen Mantelsack.«

»Euer Pferd, edler Herr?« sagte einer der Diener des Meisters Eustache und verzog sein Gesicht.

Der Wirt hob trotz seines Kummers den Kopf, und seine Augen blitzten einen Augenblick in boshafter Freude. »Ich will es Euch selber vorführen, guter Herr; ich will Euch Euer gutes Pferd vorführen.« Und er ging hinaus, das Handtuch immer noch an seine Nase haltend. Mergy folgte ihm.

Wie groß war aber sein Erstaunen, als er statt seines schönen Fuchses, der ihn hergetragen hatte, ein kleines, altes, schwarz und weiß geschecktes Pferd sah, das sich beim Fallen die Knie verletzt hatte und außerdem noch durch eine breite Narbe am Kopfe entstellt war; statt seines Sattels aus feinem flandrischem Samt sah er einen solchen aus eisenbeschlagenem Leder, wie ihn die Soldaten gebrauchten.

»Was hat das zu bedeuten? Wo ist mein Pferd?«

»Eure Herrlichkeit mag sich die Mühe nehmen und die Herren protestantischen Reiter fragen«, antwortete der Wirt mit geheuchelter Unterwürfigkeit; »diese würdigen Fremden haben es mit sich fortgeführt: sie müssen sich wohl geirrt haben wegen der Ähnlichkeit.«

»Ein schönes Pferd!« sagte einer der Küchenjungen. »Ich möchte wetten, daß es nicht mehr als zwanzig Jahre alt ist.«

»Man kann nicht leugnen, daß es ein Schlachtroß ist«, sagte ein anderer; »seht doch den Säbelhieb, den es auf die Stirn bekommen hat!«

»Was für ein herrliches Fell«, fügte ein Dritter hinzu; »wie das Gewand eines Ministers, weiß und schwarz.«

Mergy ging in den Stall und fand ihn leer.

»Und warum habt Ihr zugegeben, daß man mein Pferd fortführt?« schrie er wütend.

»Was wollt Ihr, edler Herr«, sagte der Knecht, der den Stall beaufsichtigte. »Der Trompeter hat es mitgenommen; er hat mir gesagt, es sei ein zwischen Euch abgemachter Tauschhandel.«

Der Zorn erstickte Mergy, und er wußte nicht, wen er für sein Mißgeschick verantwortlich machen sollte.

»Ich werde den Hauptmann aufsuchen«, murmelte er zwischen den Zähnen, »und er wird den Schurken, der mich bestohlen hat, nach Gebühr bestrafen.«

»Ja freilich«, sagte der Wirt, »Eure Herrlichkeit wird gut daran tun; denn dieser Hauptmann… wie hieß er doch noch?… sah nach einem sehr rechtschaffenen Manne aus.«

Und Mergy hatte schon im stillen überlegt, daß der Hauptmann den Diebstahl, wenn auch nicht befohlen, so doch gutgeheißen hatte.

»Ihr könnt bei der gleichen Gelegenheit«, fuhr der Wirt fort, »Eure Goldtaler von der jungen Mademoiselle zurückverlangen; sie hat sich sicherlich geirrt, wie sie bei Tagesanbruch ihr Bündel schnürte.«

»Wünschen Eure Herrlichkeit, daß ich den Mantelsack Eurer Herrlichkeit auf das Pferd binde?« fragte der Stallknecht im ehrfurchtsvollsten Tone, der zur Verzweiflung bringen konnte.

Mergy begriff, daß er, je länger er blieb, um so mehr von den Spöttereien dieser Canaille zu leiden haben werde. Sobald der Mantelsack befestigt war, schwang er sich in den schlechten Sattel; sowie aber das Pferd den neuen Herren spürte, kam ihm der boshafte Wunsch, dessen Reitkünste auf die Probe zu stellen. Doch es währte nicht lange, so merkte es, daß es mit einem ausgezeichneten Reiter zu tun habe, der weniger denn je in der Stimmung war, seine Neckereien zu dulden; und nach einigem Ausschlagen, durch ein paar Stöße mit den recht spitzigen Sporen kräftig vergolten, sah es ein, daß es gescheiter wäre, zu gehorchen, und so schlug es einen guten Reisetrab an. Es hatte jedoch einen Teil seiner Kräfte im Kampfe mit seinem Reiter erschöpft, und so geschah, was in solchen Fällen Schindmähren immer passiert: es stürzte und streckte, wie man zu sagen pflegt, alle viere in die Luft. Unser Held erhob sich schnell, etwas zerschlagen, aber noch viel wütender über das Hohngelächter, das sich alsbald erhob. Einen Augenblick schwankte er sogar, ob er nicht mit ein paar kräftigen Hieben mit der flachen Klinge Rache nehmen sollte; er überlegte jedoch, daß es besser wäre, so zu tun, als höre er die Beschimpfungen nicht, die man ihm von weitem nachrief, und in gemäßigterem Tempo nahm er die Reise nach Orléans wieder auf; verfolgt von einer Schar Kinder, von denen die größeren das Lied von Jehan Petaquin sangen, während die kleineren aus Leibeskräften schrien: »Hugenotten! Hugenotten! Ketzer!«

Nachdem er ziemlich betrübten Herzens ungefähr eine halbe Meile geritten war, überlegte er, daß er an diesem Tage die Reiter wahrscheinlich nicht mehr einholen könne, daß sein Pferd sicherlich schon verkauft und daß es auf jeden Fall mehr als zweifelhaft sei, diese Herren zur Einwilligung in dessen Rückerstattung zu veranlassen. Nach und nach gewöhnte er sich an den Gedanken, daß sein Pferd rettungslos verloren sei; und da er unter dieser Voraussetzung auf dem Wege nach Orléans nichts mehr zu suchen hatte, so nahm er die Straße nach Paris oder vielmehr einen Querweg, um das unglückselige Wirtshaus, das Zeuge seines Mißgeschicks gewesen war, zu vermeiden. Von früh auf gewöhnt, allen Ereignissen des Daseins die gute Seite abzugewinnen, kam er unvermerkt dazu, sich nach allem noch glücklich zu schätzen, so leichten Kaufes davongekommen zu sein; er hätte ja auch ganz ausgeraubt, sogar ermordet werden können, während ihm doch noch ein Goldtaler, fast alle seine Kleidungsstücke und ein Pferd verblieben, das zwar häßlich war, ihn immerhin aber tragen konnte. Und um nichts zu verschweigen: die Erinnerung an die schöne Mila entlockte ihm mehr denn einmal ein Lächeln. Kurz, nach einigen Wegstunden und einem guten Frühstück war er fast gerührt von der zarten Aufmerksamkeit des wackeren Mädchens, das nur achtzehn Taler aus seiner Börse genommen hatte, die deren zwanzig enthielt. Mehr Mühe kostete es ihn, sich mit dem Verlust seines schönen Fuchses auszusöhnen, doch mußte er zugeben, daß ein hartgesottenerer Dieb als der Trompeter sein Pferd mitgenommen hätte, ohne ein anderes an dessen Stelle zurückzulassen.

Am Abend kurz vor Torschluß erreichte er Paris und mietete sich in einem Gasthof in der Rue Saint-Jacques ein.

Der Abtrünnige

Inhaltsverzeichnis

Don Juan: Quoi! tu prends pour de bon argent
ce que je viens te dire,
et tu crois que me bouche était
d’accord avec mon coeur?

Molière, Le Festin de Pierre.

Hauptmann George kehrte mit seinem Bruder in die Stadt zurück und führte ihn zu seiner Wohnung. Unterwegs wechselten sie nur wenige Worte; das Schauspiel, dessen Zeuge sie eben gewesen waren, hatte ihnen einen schmerzlichen Eindruck hinterlassen, der sie unwillkürlich schweigsam machte.

Der Streit und der regellose Kampf, der darauf folgte, waren zu damaliger Zeit nichts Außergewöhnliches. Von einem bis zum anderen Ende Frankreichs gab die kitzlige Überempfindlichkeit des Adels Anlaß zu den verhängnisvollsten Vorkommnissen; so daß, bei mäßiger Schätzung, unter der Regierung Heinrichs III. und Heinrichs IV. die Duellwut einer größeren Anzahl von Edelleuten das Leben kostete als zehn Bürgerkriege.

Die Wohnung des Hauptmanns war elegant eingerichtet. Geblümte Seidenvorhänge und Teppiche in leuchtenden Farben zogen Mergys Blicke zuerst auf sich, der an größere Einfachheit gewöhnt war. Er betrat ein Kabinett, das sein Bruder sein Oratorium nannte, denn das Wort Boudoir war noch nicht erfunden. Ein eichener, schön geschnitzter Betstuhl, eine von einem italienischen Künstler gemalte Madonna und ein Weihwasserkesselchen mit einem großen Buchszweige schienen die fromme Bestimmung dieses Zimmers zu rechtfertigen, während ein mit schwarzem Damast bezogenes Ruhebett, ein venezianischer Spiegel, Waffen und Musikinstrumente einigermaßen mondäne Gewohnheiten des Eigentümers verrieten.

Mergy warf einen verächtlichen Blick auf das Weihwasserkesselchen und den Buchszweig, die ihn an den Abfall des Bruders traurig gemahnten. Ein kleiner Diener brachte eingemachte Früchte, verzuckerte Mandeln und Weißwein. Tee und Kaffee waren noch nicht gebräuchlich, und der Wein ersetzte unseren bescheidenen Vorvätern alle diese eleganten Getränke.

Mergy, das Glas in der Hand, ließ immer wieder seine Blicke von der Madonna zum Weihwassergefäß und vom Weihwassergefäß zum Betstuhl wandern. Er seufzte tief, und seinen Bruder anblickend, der nachlässig auf dem Ruhebett ausgestreckt lag, fing er an:

»So bist du nun ganz und gar Papist. Was würde unsere Mutter sagen, wenn sie hier wäre?«

Dieser Gedanke schien den Hauptmann schmerzlich zu berühren. Er runzelte seine dichten Brauen und machte eine Bewegung mit der Hand, als wollte er seinen Bruder bitten, dieses Thema nicht anzuschneiden; dieser aber fuhr unerbittlich fort:

»Ist es denn möglich, daß du dem Glauben unserer Familie mit dem Herzen abgeschworen hast, wie du es mit den Lippen getan?«

»Der Glaube unserer Familie! … Es war niemals der meine … Wie? … Ich … ich sollte an die heuchlerischen Predigten eurer näselnden Geistlichen glauben! … Ich …«

»Zweifellos! – Oder ist es wohl besser, an das Fegefeuer, an die Beichte, an die Unfehlbarkeit des Papstes zu glauben? Es ist besser, vor den staubigen Sandalen eines Kapuziners niederzuknien! Es wird noch die Zeit kommen, wo du glauben wirst, nicht zu Mittag essen zu können, ohne daß du das Gebet des Barons Vaudreuil hersagst.«

»Höre, Bernard, ich hasse Zänkereien, besonders wenn es sich um Religion handelt; aber früher oder später werde ich mich wohl mit dir auseinandersetzen müssen, und da wir nun einmal dabei sind, so laß uns damit zu Ende kommen. Ich will ganz offen mit dir reden.«

»Du glaubst also nicht an all diese unsinnigen Erfindungen der Papisten?«

Der Hauptmann zuckte die Achseln und ließ den Absatz seines Stiefels auf den Fußboden niederfallen, daß einer seiner breiten Sporen erklang. »Papisten, Hugenotten!« rief er aus, »Aberglaube auf beiden Seiten. Ich kann nicht glauben, was meine Vernunft mir als unsinnig erweist. Unsere Litaneien und eure Psalmen, alle diese Albernheiten sind einander würdig. Nur«, setzte er lächelnd hinzu, »gibt es in unsern Kirchen manchmal gute Musik, während gegen eure zarten Ohren Krieg auf Leben und Tod geführt wird.«

»Schöne Überlegenheit deiner Religion, und Grund genug, Proseliten zu machen!«

»Nenne es nicht meine Religion, denn ich glaube nicht mehr an sie als an die deine. Seit ich selbständig denken konnte, seit meine Vernunft mir gehört …«

»Aber …«

»Ach was, genug des Predigens. Ich weiß alles auswendig, was du mir sagen wirst. Auch ich habe meine Hoffnungen, meine Ängste gehabt. Glaubst du, daß ich nicht gewaltige Anstrengungen gemacht habe, um mir den glücklichen Aberglauben meiner Kindheit zu bewahren? Ich habe unsere Kirchenväter gelesen, um bei ihnen Trost in meinen Zweifeln zu finden, und sie sind davon nur größer geworden. Mit einem Wort, ich konnte nicht und ich kann nicht glauben… Der Glaube ist eine kostbare Gabe, die mir versagt ist, aber um nichts in der Welt würde ich versuchen, andere dessen zu berauben.«

»Ich beklage dich.«

»Das lasse ich gelten! Und du hast recht. Als Protestant glaubte ich nicht an die Predigt; als Katholik glaube ich ebensowenig an die Messe. Und, zum Henker! sollten die Scheußlichkeiten unserer Bürgerkriege nicht genügen, um auch den stärksten Glauben mit der Wurzel auszureißen?«

»Diese Scheußlichkeiten sind allein das Werk von Menschen, die das Wort Gottes entstellt haben.«

»Diese Antwort stammt nicht von dir; aber du wirst es begreifen, daß ich noch nicht überzeugt bin. Euren Gott verstehe ich nicht und kann ihn nicht verstehen … Und wenn ich glaubte, so würde ich, wie unser Freund Jodelle sagt, »unter Vorbehalt nachträglicher Prüfung der Beweise« glauben.«

»Da dir beide Religionen gleichgültig sind, wozu dann diese Abschwörung, die deiner Familie und deinen Freunden so viel Kummer gemacht hat?«

»Ich habe unserm Vater zwanzigmal geschrieben, um ihm meine Gründe zu erklären und mich zu rechtfertigen; er hat jedoch meine Briefe, ohne sie zu öffnen, ins Feuer geworfen, und er hat mich schlechter behandelt, als wenn ich ein großes Verbrechen begangen hätte.«

»Mutter und ich haben diese übertriebene Strenge mißbilligt; und ohne die Befehle …«

»Ich weiß nicht, was man von mir gedacht hat, mir liegt wenig daran. Was mich zu dem unbesonnenen Streiche getrieben hat, den ich sicherlich nicht wieder begehen würde, wenn er noch mal zu tun wäre …«

»Ach! Ich habe immer gedacht, daß du es bereust!«

»Es bereuen? Nein, denn ich glaube nicht, eine schlechte Handlung begangen zu haben. Als du noch in der Schule warst und Latein und Griechisch lerntest, hatte ich schon den Panzer angelegt, die weiße Schärpe umgebunden und kämpfte schon in unsern ersten Bürgerkriegen. Euer kleiner Prinz von Condé, der eure Partei so viele Mißgriffe begehen ließ, euer Prinz von Condé besorgte eure Geschäfte, wenn seine Liebesgeschichten ihm dazu Zeit ließen. Ich wurde von einer Frau geliebt; der Prinz verlangte sie von mir; ich verweigerte sie ihm, er wurde mein Todfeind. Von da an suchte er mich auf jede Weise zu demütigen.

»Dieser hübsche kleine Prinz,
Der immer seine Geliebte küßt«,

stellte mich den Fanatikern der Partei als ein Ungeheuer von Ausschweifung und Irreligiosität hin. Ich hatte nur eine Maitresse, und mir lag an ihr. Was die Irreligiosität anbelangt … ich ließ die andern in Frieden: warum mir also den Krieg erklären?«

»Ich hätte den Prinzen niemals so schwarzer Gesinnung für fähig gehalten.« »Er ist tot, und ihr habt einen Helden aus ihm gemacht. So geht es in der Welt. Gewiß, er hatte Qualitäten: er ist als ein tapferer Mann gestorben, und ich habe ihm verziehen. Aber damals war er mächtig, und ein armer Edelmann wie ich, der sich ihm zu widersetzen wagte, schien ihm ein Verbrecher.« Der Hauptmann ging eine Zeitlang im Zimmer auf und ab und fuhr mit einer Stimme, die eine immer mehr wachsende Erregung verriet, zu sprechen fort:

»Bald wurden alle Prediger, alle Mucker der Armee auf mich losgelassen. Ich machte mir ebensowenig aus ihrem Gebelfer wie aus ihren Predigten. Ein Edelmann des Prinzen nannte mich vor allen unseren Hauptleuten einen Lüstling, um sich bei ihm beliebt zu machen. Es hat ihm eine Ohrfeige eingetragen, und ich tötete ihn. In unserer Armee gab es wohl an ein Dutzend Zweikämpfe jeden Tag, und unsere Generäle taten stets, als merkten sie es nicht. Bei uns machte man eine Ausnahme, und der Prinz hatte mich dazu ausersehen, um für die ganze Armee ein Exempel zu statuieren. Auf die Fürbitte aller Herren und, wie ich gestehen muß, auch des Admirals wurde mir Begnadigung gewährt. Dem Haß des Prinzen war aber nicht genuggetan. In der Schlacht bei Jazeneuil kommandierte ich eine Abteilung Pistolenschützen; ich war unter den ersten beim Treffen: mein Panzer war von zwei Büchsenschüssen verbeult, mein linker Arm von einem Lanzenstich durchbohrt: das bewies, daß ich mich nicht geschont hatte. Ich hatte nicht mehr als zwanzig Mann um mich, und ein Bataillon von Schweizern des Königs marschierte gegen uns. Der Prinz befiehlt mir anzugreifen, … ich verlange zwei Abteilungen deutscher Reiter …, und … er nennt mich einen Feigling!« Mergy erhob sich und ergriff die Hand seines Bruders. Der Hauptmann redete weiter, und seine Augen funkelten vor Zorn, während er unablässig auf und ab ging.

»Er nannte mich einen Feigling vor allen diesen Edelleuten in ihren vergoldeten Rüstungen, die ihn wenige Monate später bei Jarnac im Stich ließen und ihn dem Tode preisgaben. Ich glaubte sterben zu müssen; ich stürzte mich auf die Schweizer und schwor, daß ich, falls ich das Glück haben sollte zu entrinnen, meinen Degen nie wieder für einen so ungerechten Fürsten ziehen wolle. Schwerverwundet wurde ich vom Pferd geschleudert und war nahe daran, getötet zu werden, als einer der Edelleute des Herzogs von Anjou, Béville, der Tollkopf, mit dem wir heute zu Mittag gespeist haben, mir das Leben rettete und mich dem Herzog vorstellte. Ich wurde gut aufgenommen. Ich dürstete nach Rache. Man schmeichelte mir, man drängte mich, bei meinem Wohltäter, dem Herzog von Anjou, Dienste zu nehmen; man zitierte mir den Vers:

Omne solum forti patria est ut piscibus aequor.

Mit Entrüstung sah ich, wie die Protestanten Fremde in unsere Partei beriefen … aber warum soll ich dir nicht den einzigen Grund sagen, der mich zu dem Entschluß bestimmte: ich wollte Rache nehmen, und ich wurde Katholik in der Hoffnung, dem Prinzen von Condé auf dem Schlachtfelde zu begegnen und ihn zu töten. Ein Feigling hat es auf sich genommen, meine Schuld heimzuzahlen … Die Art, auf die er getötet worden ist, ließ mich meine Rache fast vergessen … ich sah ihn blutüberströmt, eine Zielscheibe schmachvoller Beschimpfungen für die Soldaten; ich entriß den Leichnam ihren Händen und bedeckte ihn mit meinem Mantel. – Ich hatte mich den Katholiken verpflichtet; ich befehligte eine Eskadron ihrer Reiterei, und ich konnte sie nicht mehr verlassen. Glücklicherweise glaube ich meiner alten Partei einige Dienste erwiesen zu haben; ich versuchte, soviel es mir möglich war, die Greuel eines Religionskrieges zu mildern, und ich hatte das Glück, mehreren meiner alten Freunde das Leben retten zu können.«

»Olivier de Basseville verkündigt überall, daß er dir das Leben verdanke.«

»So bin ich nun Katholik«, sagte George mit etwas ruhigerer Stimme. »Diese Religion ist wohl die andere wert; es ist ja so leicht, sich ihren Frömmeleien anzupassen. Sieh dir diese hübsche Madonna an: es ist das Porträt einer italienischen Kurtisane; die Mucker bewundern meine Frömmigkeit und bekreuzigen sich vor der angeblichen Heiligen Jungfrau. Du kannst mir glauben, ich werde viel leichter mit ihnen fertig als mit unsern Predigern. Ich kann leben, wie es mir paßt, und brauche der Meinung der Canaille nur sehr geringe Opfer zu bringen. Wohl muß man zur Messe gehen; ich gehe von Zeit zu Zeit hin, um hübsche Frauen zu sehen. Man braucht einen Beichtvater: meiner Treu! ich habe einen braven Franziskanermönch, einen früheren berittenen Büchsenschützen, der mir für einen Taler meinen Beichtzettel gibt und es überdies noch auf sich nimmt, seinen schönen Büßerinnen meine Liebesbriefe zu überreichen. Tod und Teufel! Es lebe die Messe!«

Mergy konnte sich des Lächelns nicht enthalten.

»Sieh, hier ist mein Meßbuch«, fuhr der Hauptmann fort. Und er warf ihm ein Buch zu, in reichem Einband, in einem Samtfutteral und mit silbernen Beschlägen.

»Dieses Stundenbuch wiegt unsere Gebetbücher wohl auf.« Mergy las auf dem Buchrücken: »Stundenbuch des Hofes«.

»Der Einband ist schön«, sagte er verächtlich und gab ihm das Buch zurück. Der Hauptmann öffnete es und reichte es ihm lächelnd wieder. Mergy las nun auf der ersten Seite: ›Das sehr hochgeschätzte Leben des großen Gargantua, des Vaters von Pantagruel, verfaßt vom Herrn Aleofribas, Abstrakteur der Quintessenz‹.

»Dieses Buch lasse ich mir gefallen!« rief der Hauptmann lachend; »ich schätze es mehr als alle Theologiebände der Genfer Bibliothek.«

»Der Verfasser dieses Buches soll reich an Wissen sein, sagt man, er habe aber keinen guten Gebrauch davon gemacht.«

George zuckte die Achseln.

»Lies diesen Band, Bernard, und dann sprich wieder davon.«

Mergy nahm das Buch und sagte nach einem Augenblick des Schweigens: »Es tut mir leid, daß ein Ärger, der seinerzeit zweifellos berechtigt war, dich zu einer Handlung verleitet hat, die du sicherlich eines Tages bereuen wirst.«

Der Hauptmann senkte den Kopf, und sein Blick richtete sich auf den Teppich, der zu seinen Füßen ausgebreitet lag, und schien dessen Muster neugierig zu betrachten.

»Was geschehen ist, ist geschehen«, sagte er endlich mit einem unterdrückten Seufzer. »Vielleicht komme ich eines Tages zum Protestantismus zurück«, setzte er heiterer hinzu. »Aber lassen wir es nun auf sich beruhen, und versprich mir, nicht mehr von diesen langweiligen Dingen zu reden.«

»Ich hoffe, daß deine eigene Überlegung mehr tut als meine Reden und meine Ratschläge.«

»Mag sein! Nun wollen wir von deinen Angelegenheiten sprechen. In welcher Absicht bist du an den Hof gekommen?«

»Ich hoffe dem Herrn Admiral genügend gut empfohlen zu sein, um von ihm in die Zahl seiner Edelleute aufgenommen zu werden für den Feldzug, den er in den Niederlanden zu unternehmen beabsichtigt.«

»Das ist kein guter Plan. Ein Edelmann, der Mut in sich fühlt und einen Degen an der Seite hat, soll nicht leichten Herzens die Rolle eines Lakaien übernehmen. Tritt als Freiwilliger in die Garde des Königs ein; in meine Chevau-légers-Abteilung, wenn du willst. Du wirst den Feldzug, so wie wir alle, unter dem Oberbefehl des Admirals machen, aber wenigstens wirst du keines Menschen Bedienter sein.«

»Ich habe gar keine Lust, in die Garde des Königs einzutreten; ich habe sogar eine Abneigung dagegen. Sehr gern wäre ich Soldat in deiner Kompanie, der Vater wünscht jedoch, daß ich meinen ersten Feldzug unter dem unmittelbaren Befehl des Admirals mache.«