Die Tierärztin Lina Gustafsson beginnt, auf einem Schlachthof zu arbeiten, um dort die Tierschutzrichtlinien zu überwachen und die Tiere auf Krankheiten zu untersuchen. Was sie erlebt, ist eine endlose Aneinanderreihung von Tierquälerei. Mit einem genauen Blick auf die Tiere beschreibt sie die Brutalitäten, denen die Schweine beim Verladen, Transport, Aufbewahren und Schlachten ausgesetzt sind. Entstanden ist ein erschütterndes Plädoyer, das sich für die Rechte der Lebewesen einsetzt, die in der Nahrungskette ganz unten stehen.
Wissen & Werte, Enthüllung/Aufreger
Aus dem Schwedischen
von
Maike Barth
Ullstein
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Deutsche Erstausgabe bei Ullstein extra
1. Auflage März 2021
© für die deutsche Ausgabe Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2021
© Lina Gustafsson 2020
Titel der schwedischen Originalausgabe: Rapport från ett slakteri: en veterinärs berättelse (First published by Natur & Kultur, Stockholm)
Umschlaggestaltung: zero-media, München,
nach einer Vorlage von © Elina Grandin, Stockholm
Umschlagmotive: © Adobestock
Autorenfoto: © Viktor Gårdsätter
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Alle Rechte vorbehalten.
ISBN 978-3-8437-2461-6
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Als amtliche/r Veterinär/in bei der Lebensmittelaufsichtsbehörde bist du für die Qualitätskontrolle in der Lebensmittelproduktion zuständig – zum Besten der Tiere, für die Gesundheit der Verbraucher und zur Unterstützung der Lebensmittelbranche bei der Einhaltung der Vorgaben. Dich und dein Team erwarten vielseitige und anspruchsvolle Tätigkeiten, bei denen ihr jeden Tag etwas bewegen und euch weiterentwickeln könnt.
Aus der Standardanzeige der schwedischen Lebensmittelaufsichtsbehörde Livsmedelsverket für die Position als amtliche/r Veterinär/in
Hinter der Scheibe des Pförtnerhäuschens sitzt ein rosa Plüschschwein. Ich lege die Ellenbogen auf den Tresen und atme einmal tief durch. Vor mir liegt eine ganze Reihe Jahresberichte, auf deren Umschlägen jeweils ein Stück Fleisch und ein Logo abgebildet sind.
Draußen hält ein Lastwagen, und der Fahrer winkt aus seiner Kabine herüber. Der Pförtner nimmt einen Schluck aus seiner Kaffeetasse, nickt ihm zu und drückt auf einen Knopf, worauf sich die Tore öffnen. Als der Tiertransporter vorbeifährt, erhasche ich einen Blick auf einen Schweinerüssel hinter einem der Lüftungsschlitze.
»Lina?«
Mein neuer Chef kommt auf mich zu. Sein Händedruck ist fest. Der Pförtner gibt meine Personalien in den Computer ein, und ich darf mir eine PIN für meine Zutrittskarte überlegen. Dann geht der Chef mit mir zum Tor, wo ich die Karte einlese. Es piept viermal kurz und einmal lang, und dann ertönt ein Klicken. Die Lampe zeigt Grün. Ich bin drinnen.
Hinter dem Tor öffnet sich eine unübersichtliche Landschaft aus grauen Blechgebäuden. Außer einem unbestimmten, leicht muffigen Geruch verrät nichts, was hier produziert wird. Wir gehen über den asphaltierten Hof, während Lastwagen in beiden Richtungen an uns vorbeifahren, und kommen an dem schon etwas heruntergekommenen Bürogebäude vorbei, in dem vor einigen Monaten mein Bewerbungsgespräch stattfand und wo noch immer der Arbeitsplan von 1998 an der Wand hing. Vor der Kantine für die Belegschaft steigt mir ein altbekannter Duft nach Schulmensa in die Nase, ein wenig süßlich nach Wurst und Ketchup. Jenseits des Hofs steigen wir eine Metalltreppe hinauf und betreten eines der Produktionsgebäude.
Im Pausenraum der Angestellten der Lebensmittelaufsichtsbehörde sitzen einige meiner neuen Kollegen und trinken Kaffee. Einer steht auf und holt mir eine Tasse. Er heißt Anders, ist ebenfalls Tierarzt und soll mich heute einweisen. Wir setzen uns an einen der Tische.
»Herzlich willkommen!« Anders lächelt. »Wie kommt es, dass du dich hier beworben hast?«
»Ich wollte schon immer im Tierschutz arbeiten … Und weil ich sowieso gerade umgezogen bin, war das eine gute Gelegenheit, auch die Arbeitsstelle zu wechseln«, antworte ich. »Bist du schon lange hier?«
»Seit acht Jahren. Ich habe als Vertretung angefangen, genau wie du, und dann bin ich geblieben.«
Vor ihm auf dem Tisch liegt ein Blatt Papier mit lauter Kästchen zum Ankreuzen, das wir durcharbeiten sollen. Er erzählt mir von dem Team aus Veterinären und Lebensmittelkontrolleuren, das für die Schlachthöfe der Region zuständig ist und ein ausgedehntes Gebiet betreut.
»Alle arbeiten sich erst einmal hier auf dem großen Schlachthof ein, danach geht es dann auch raus zu den kleineren.«
Er drückt mir eine Mappe mit einer ausgedruckten PowerPoint-Präsentation über die verschiedenen Farbcodes der Arbeitskleidung in die Hand. Weiße Kleidung für die Schlachthalle, graue für den Pausenraum, roter Kittel, um draußen eine zu rauchen. Anders zeigt auf den Absatz über die Arbeitszeiten.
»Die Schlachtung darf erst beginnen, nachdem der Veterinär die Tiere begutachtet hat. Wenn wir zu spät kommen, legen wir damit also die ganze Produktion lahm. Das kann ziemlich teuer werden.«
Unsere Arbeit besteht vor allem darin, die Schweine zu begutachten, einmal wenn sie angeliefert werden, und einmal in der Schlachthalle, wenn sie tot sind.
»Am besten schaut man sie sich beim Entladen an«, sagt Anders. »Sind Tiere dabei, die nicht aus eigener Kraft laufen können, müssen sie getötet werden.«
»Macht das der Tierarzt?«
»Nein, das brauchst du nicht zu tun. Das erledigt das Stallpersonal.«
Ich lasse meine Schultern sinken.
Anders nickt. »Sie machen das gut. Überhaupt sind die Mitarbeiter hier kompetent. Leider ist das in den kleineren Schlachthöfen nicht immer der Fall.«
Er leert seine Tasse und schiebt seinen Stuhl zurück.
»Lass uns ein paar Sachen für dich holen, dann können wir zusammen in den Stall gehen.«
Ich erhalte einen ganzen Stapel Kleidungsstücke. In der Umkleide ziehe ich eine weiße Hose und ein Hemd an, stülpe mir ein Haarnetz über und setze einen blauen Helm mit Gehörschutz auf.
Der Weg in den Stall führt durch die Schlachthalle hindurch. Anders öffnet die Tür. Alles stürzt auf mich ein: die Tiere, der Lärm, die Gerüche. Schweinekörper schweben im Abstand von einem halben Meter an uns vorüber. Sie sind an den Hinterbeinen an Bügeln aufgehängt, die in einer Schiene an der Hallendecke laufen. Das Rückgrat der Tiere ist bis zum Hals in der Mitte gespalten, sodass die beiden Körperhälften ein V bilden. Die Köpfe mit den geschlossenen Augen baumeln kurz über dem Boden. Die Körper sind ausgehöhlt, die Haut glatt und rosafarben.
Der Lärm ist wie eine Wand: ein gleichmäßiges Wummern von Maschinen, das von lauten Stimmen und dem Kreischen von Metall auf Metall begleitet wird. Ich bemühe mich, nicht in die Gesichter der Schweine zu sehen und ruhig durch den Mund zu atmen. Der intensive Geruch ist eine schwer zu beschreibende Mischung aus warmen Körpern, Körperflüssigkeiten, Reinigungsmittel und Stahl. Ich mache es wie Anders, wasche und desinfiziere meine Hände am Waschbecken hinter der Tür. Dann suchen wir uns im Zickzack einen Weg durch die Halle, vorbei an in Reihen aufgehängten Schweinehälften und Männern in blauen Plastikschürzen. Einige der Arbeiter winken, und Anders grüßt gut gelaunt zurück.
Am anderen Ende der Schlachthalle gehen wir durch einen Vorhang aus Gummi. Hier sind der Fußboden und die Wände dunkel. Wir befinden uns nun im sogenannten »Schwarzbereich«, dem Gebäudeteil, in dem die Tiere noch Tiere sind. Hier trägt man über der weißen Kleidung einen grünen Kittel und tauscht die weißen Stiefel gegen schwarze. Als wir eine Treppe hinuntergegangen sind, bleibt Anders am Eingang zum Stall vor einer Tür mit blutverschmierter Klinke stehen.
»Pass beim Reingehen auf, falls gerade Schweine auf dem Weg zur Schlachtung vorbeikommen«, sagt er und öffnet die Tür. Wir betreten einen Treibgang, und der Atem stockt mir in der beißenden, ammoniakgeschwängerten Luft.
Der Stall ist riesig und besteht aus unzähligen Reihen von Buchten, die durch Metallgitter voneinander getrennt sind. Die Wände und der Fußboden sind aus Beton. In einer der vorderen Buchten liegen einige Schweine dicht nebeneinander. Sie haben die Augen geschlossen, und ihre Schnauzen ruhen auf den Rücken der anderen. Wir bleiben stehen und betrachten sie.
»Sie sind schon ziemlich süß«, sagt Anders. »Mit ihren sechs Monaten sind sie eigentlich fast wie Hundewelpen.«
Ich nicke. Der Flaum an den Ohren eines Schweins zittert jedes Mal, wenn eines der anderen ausatmet. Eins der Tiere spürt unsere Blicke und setzt sich auf, grunzt und sieht uns direkt an. Das wird sofort bemerkt: Alle anderen Schweine wachen ebenfalls auf.
»Es ist, wie es ist.« Anders zuckt mit den Schultern und geht weiter.
An der Seite des Stalls, die an den asphaltierten Hof grenzt, verläuft eine Laderampe mit Rolltoren. Dort docken täglich außer Samstag die Tiertransporte an. Die Schweine stammen aus unterschiedlichen Haltungen: Überwiegend sind es konventionell aufgezogene Mastschweine, aber auch KRAV-Schweine, die in Schweden besonderen ökologischen Richtlinien unterliegen, EU-Ökoschweine und solche von Betrieben lokaler Handelsmarken, die für regionale Produktion und Qualität stehen. Auch einige ältere Tiere werden hier angeliefert, Sauen sowie der eine oder andere Eber. Alle werden mit der gleichen Methode geschlachtet, die KRAV-Schweine allerdings immer noch am selben Tag.
Als ein Viehtransporter rückwärts an die Rampe heranfährt, stellen Anders und ich uns daneben, um die gesetzlich vorgeschriebene Kontrolle der lebenden Tiere vorzunehmen. Wir sollen sicherstellen, dass keines der Schweine Anzeichen einer Erkrankung zeigt, die das Fleisch für den menschlichen Verzehr ungeeignet machen könnte. Außerdem sollen wir auf seltene ansteckende Tierkrankheiten achten, deren Ausbruch eine ganze Branche in die Krise stürzen könnte. Gleichzeitig ist es unsere Aufgabe, die Einhaltung der Tierschutzgesetze zu überwachen.
Der Betonfußboden ist nass und rutschig, doch die schräge Rampe des Transporters hat kleine Treppenstufen. Der Fahrer reißt die schweren Türen auf. Die Ladefläche ist von einer dünnen braunen Schicht aus Exkrementen und Spänen bedeckt, die auch an den Körpern und Beinen der Tiere kleben. Die Schweine hinter der Tür wirken überrumpelt. Sie sind vier Stunden lang gefahren, und einige von ihnen brauchen etwas Zeit, um wieder auf die Beine zu kommen. Der Fahrer schlägt sie mit einem Plastikpaddel auf die Rücken, während er sich an ihnen vorbei in das Innere des Transporters zwängt, von dessen drei Ebenen 260 Schlachtschweine abgeladen werden müssen. Vor der Rampe zögern die Tiere. Mit nach vorn gerichteten Ohren und großen Augen stehen sie unschlüssig an der obersten Treppenstufe. Dann tun die ersten einige zaghafte Schritte. Rasch ist der Fahrer bei ihnen und versetzt ihnen wieder Schläge auf den Rücken. Eins versucht, vor ihm zurück in den Transporter zu fliehen, kommt aber nicht an ihm vorbei. Ein anderes quiekt.
Nachdem die ersten Schweine die Rampe überwunden haben, folgen die anderen ihnen zügig nach. Das Plastikpaddel enthält in seinem Inneren kleine Kügelchen, die bei jedem Schlag rasseln. Wenn es auf die Rücken der Tiere trifft, klingt es wie Maracas. Einige Schweine ducken sich unter dem Paddel, knicken in den Knien ein und rennen dann los, in dem Versuch zu entkommen. Drinnen empfängt sie ein Angehöriger des Stallpersonals ebenfalls mit einem Paddel und lotst sie gleichmäßig in die Buchten, während er sie durchzählt.
Viele der Schweine lahmen. Gewohnheitsmäßig versuche ich ihr Bewegungsmuster zu interpretieren, als wären sie Hunde in der Tierarztpraxis: Wie viele Beine sind betroffen und welche?
»Sie lahmen ziemlich stark«, sage ich.
Anders nickt. »Ja. Manchmal hat der Transport so lange gedauert, dass sie steif geworden sind.« Er zeigt auf ein humpelndes Schwein. »Man muss sich das Gesamtbild anschauen. Dieses hier zum Beispiel lahmt, belastet aber alle vier Beine. Es ist nicht abgemagert und soll heute noch geschlachtet werden, also ist alles im grünen Bereich. Wenn es erst für morgen zur Schlachtung vorgesehen wäre, hätten wir es vorziehen lassen können.«
»Meldet man solche Fälle der Provinzialverwaltung?«
»Das ist eine Ermessensfrage. Wenn du eins dieser Schweine beanstandest, wird der Fahrer vermutlich behaupten, dass es beim Beladen noch nicht gelahmt hat. Dann hast du nichts in der Hand.«
Eins der Schweine hat zu lange Klauen und scheint unter Gelenkschmerzen zu leiden. Der Fahrer versucht, es von der Ladefläche zu treiben, aber es stürzt und landet mit der Schnauze voran.
»Das erschießen wir«, sagt Bengt, der für das Entladen zuständig ist, und geht ein Bolzenschussgerät holen.
In der Zwischenzeit schafft es das Schwein, den Transporter zu verlassen, und stolpert auf unsicheren Beinen vorwärts. Als Bengt wiederkommt, versucht es umzukehren, tritt aber auf der Stelle. Das Weiße seiner Augen leuchtet, und sein Blick flackert. Bengt setzt ihm das Bolzenschussgerät auf die Stirn und drückt ab. Mit steifem Körper fällt es um. Er tritt mit seinem Stiefel gegen das Tier, sodass es auf der Seite zu liegen kommt. Dann nimmt er ein Messer, sticht ihm von hinten in den Hals und schneidet in Richtung Brust. Blut schießt aus der Wunde. Das Schwein krampft, es wird von Zuckungen geschüttelt, krümmt und dreht sich und hebt dabei fast vom Boden ab. Das Ganze dauert eine halbe Minute, wobei das Blut bei dem wilden Tanz des Körpers auf dem Betonboden in alle Richtungen spritzt – auf die Laderampe, an die Wände und bis in die Buchten.
Ich kann den Blick nicht abwenden. Mein Herz hämmert. Der Fahrer hat vor dem Blut hinter einer Trennwand Deckung gesucht. Er wirkt gelangweilt und gestresst. Anders blättert in seinem Notizblock. Während das Schwein auf dem Betonfußboden verblutet, holt Bengt einen Rollwagen. Er legt eine Kette um das eine Bein des Tieres und hievt den Körper auf den Wagen. Das Schwein ist über und über von seinem eigenen Blut bedeckt. Dann fährt Bengt den Körper zur weiteren Untersuchung in die Schlachthalle. Als er zurückkommt, hält Anders ihn auf.
»Bengt, das ist Lina, die neue Veterinärin. Sie fängt heute hier an.«
»Wie schön, willkommen«, antwortet er.
Ein weiterer Viehtransporter fährt rückwärts an die Rampe. Bengt lächelt flüchtig und greift nach seinem Plastikpaddel. Für eine Unterhaltung ist jetzt keine Zeit.
In der Pause nimmt mich Anders mit in einen anderen Gebäudeteil, um mir die Kantine zu zeigen und damit ich mir in der Kleiderkammer ein langärmeliges Unterhemd besorgen kann. Das ist auch nötig, denn wenn im Winter die Tore zur Laderampe offen stehen, kann es im Stall empfindlich kalt werden. Wir steigen eine Treppe hinauf und betreten eine oberhalb der Schlachthalle verlaufende Galerie. Von hier aus können wir die Schienen sehen, an denen die Schweinehälften hängen. Sie sind Teil eines komplizierten mechanischen Systems aus dicken braunen Balken, die kreuz und quer unter der Hallendecke verlaufen. Es riecht nach Öl und nach den Dampfschwaden aus den Behältern, in denen die Schweine gebrüht werden. Durch eine Tür gelangen wir in einen engen Flur, wo die Farbe von der Wand blättert. Wir kommen an einer Umkleide nach der anderen vorbei. Hier ziehen sich täglich mehrere Hundert Personen um.
»Man kann sich bei uns leicht verlaufen, aber du findest immer jemanden, der dir weiterhilft«, sagt Anders.
Vom anderen Ende des Flurs ist Stimmengewirr zu hören. Dort liegt die Kantine »Zum fröhlichen Schwein«. Tagesgericht: Bacon in Sahnesoße. Der Raum ist voller mützentragender Schlachtereiarbeiter. Anstelle von Gemälden hängen gerahmte Fotos im A3-Format an der Wand, die den Schlachtprozess illustrieren: Fotos von Männern, die Schweine treiben, von Männern, die die Hände voller Därme haben oder die Fleisch zerteilen. Einige der Bilder scheinen aus dem vergangenen Jahrhundert zu stammen. Offenbar verspürt hier niemand ein Verschönerungsbedürfnis, nur einen ganz selbstverständlichen Berufsstolz.