Dieser Band enthält die zwischen 2015 und 2020

erschienenen Gedichtbände Liebedichlied – Liebes Gedicht –

Traum und Gedanke – Leichtes Leben – Gehen lernen –

Weiche Worte. Gestrichen wurden Widmungen, vorgestellte

Zitate sowie Zeitangaben und Danksagungen in den die

Gedichtbände beschließenden Texten.

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in

der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische

Daten sind im Internet unter www.dnb.de abrufbar.

© 2020 Michael Opielka

Umschlag:

Jena, April 2018, iPhone 6s

Gestaltung Umschlag:

Tobias Battenberg, Köln

Herstellung und Verlag:

BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 978 3 752 63171 5

Erste Gedichte

Liebedichlied (2015)

Liebes Gedicht (2016)

Traum und Gedanke (2017)

Leichtes Leben (2018)

Gehen Lernen (2019)

Weiche Worte (2020)

Liebedichlied

Leipzig, rot

Du atmest uns

warm war Deine Haut

weich ist Dein Herz

tief unter der Stadt

sahen wir das Auge

des Anderen es leuchtet

Wir sind frei zum Vergessen

und zum Weg der uns meint

Lange habe ich Dich erwartet

Nimm meine Hand

und halte die Sonne

Kleines Versprechen

Das ganze Leben

in der Sonne

auch nachts

das Leuchten in unseren Augen

Von uns kommt

die Liebe sie

kommt zurück

sie nährt sich an jedem Ort

Nachts

Nachts schlafen die Hähne

Die Muschel offen

wie viele Jahre noch

Dein Herz trinkt rot

Langsamkeitsversuch

Wir ein Wort nach dem Ich

noch kein Wir nur Worte waren es

die uns banden wenn wir wollten

wir ließen die Wochen fließen

Wolkenwochen Herbstende Winterwende

es wird Licht im Dunkel des Alls

wenn wir lieben wenn es weihnachtet

wir umgehen sie wir bleiben in unseren

alten Welten in dieser Nacht

Wir ein Wort nach dem Ich

kleine Schritte würdest Du sagen

sind sicher Langsamkeit hilft

am Abgrund des Ich die Brücke

am Abend die Sonne zum Mond

Beim Abbau des Weihnachtsbaumes

Regennasses Huhn

an deiner Tür wir tauschen

das Glück der Augen

Weißes Land

Breitest deine kalte Haut

über weites Land

decktest was ich schwierig fand

was zu leis und laut

Atmest warme weiße Pracht

die uns freier macht

was wir immer schon gedacht

wird nun klar und lacht

Kleine Rede an die Nacht

Du beginnst klein, wie immer, du täuscht

noch einmal tastet das Auge die Wolken

dann endet der Tag mit den Fragen

du spülst sie unter die Erde sie sind kalt

Und wären sie warm dann aus den Tiefen

Hölle sagte man dazu der rote Strom

er kroch die Hügel hinab und dampfend

in den Pazifik damals als es Tag war

wir hofften dass er bleibt doch er ging

Und das war so lange her müde die Augen

sie lösten sich auf aus der Geschichte

eine Perle im sauren Bad nur das Gold blieb

Herzgold Herzatem an deinem Rand

kleine feurige Pfeile zu dem hin das kommt

Und das wird dein Ende sein Nacht

dein Versprechen auf Ruhe trügte so lang

unter dem Schnee und dem Sand

ein Reim muss her totes Land dürres Geflecht

einst waren Blätter da und Rosen und Rosen

Und dann brachen die Dornen unter ihr

am Rhein am deutschen Fluß trat sie ein

in dein Ende Nacht der Künstler ist da

die Künstlerin ist da hieß es aus den Seiten

vom Schloß am Bergrand von der Nähe der Liebe

Und das versteht nur sie du Nacht schweig

Just beginning

Deine Haut atmet sacht

leicht liegt dein Haar es wacht

meine Hand sucht die Quelle

deine warmrote Stelle

ihr folgen die Lippen

wir vertrauen den Klippen

die uns bisher bedrohten

komm wieder du Reine

wir verlassen die toten

Gedanken und loben das Feine

Du schläfst

Du schläfst in meinen fernen Armen

noch einmal ruft der Wächter in die Nacht

Du drehst Dich zu mir ich berühr Dich sacht

und Deine Füße suchen meine warmen

Woher kennst Du mich

Aufgerissen der Himmel die Augen

geöffnet das Herz wir saugen

das Blut aus der Zeit

getrockneter Geist die reine Idee

ein Vulkan ohne See

erloschen die Angst und befreit

von der Schwester der Liebe

sie selbst

Doch wir suchen die wärmende Haut

widerstehen der Furcht die laut

unsre Hoffnung verdammt

Zu dunkel die Zeit vor dem Wir

jenes karmische Tun in dem ihr

und ein ich sich gekannt

Im Licht das ICH WILL

aus unsren Tiefen und still

steht die Welt Deine Hand

nimmt mich unser Band

White bird

Vom Norden her ein weißer Wind

ein feierliches Rufen

wir stehen an den Stufen

des Himmelhochs ein altes Kind

erinnert uns an Nebelsand

Dann klingen frische Lieder

aus nahen Höfen wieder

ich taste leise deine Hand

Noch einmal öffnen wir die Welt

ein Haus aus Morgenträumen

du hast dich dort hineingestellt

Mein blaues Herz verfließt im Meer

die Augen fragten kommst du her

und schläfst in meinen Räumen

Grüne Knospen

Aus dem Sonntagsgrau regnet

weißer Schnee eilig der Wind

Noch einmal wehrt sich

das kalte All

gegen die Sonne

Am Haus ihr Zeichen

kinderhandgroß

tausende sind es

am Magnolienbaum

grüne Knospen

Pfeile in den Frühling

Sonnenuhr

Fließendes Auge im Licht

die Sonne vergeht

Im Herzen das Meer

Sprung

Eine der tiefen Erinnerungen

der schmerzende Weg

durch das Muttertor in die Welt

Blutende Zeit noch ist alles offen

unendlich die Wege

wir atmen mit ewigem Äther

Kleine Wege die Pausen ein Komma

kein Weg ist zuviel

dein Licht erscheint in den Flüssen

Am Rhein ruft die Zeit

dein Weg trifft uns

aus Göttlichen gebiert sich der Mensch

Schwach wanken die Worte

verwegene Freuden

so einig war niemand

Ich trinke dein Wasser

wir wiegen uns weich

dein Licht bleibt

Gefäß sind wir

Gefäß sind wir für die lange Seele

leer bleibt der Ton er kreist

er hebt sich und wölbt seinen Rand

er verbrennt nicht im Feuer

er glänzt und sie zeigt sich der Welt

lässt sich füllen und schweigt

Die fauligen Früchte brechen den Glanz

säurige Lügen wir sind mehr als die Schale

wir wollen wählen wir atmen am Licht

wir sind zerbrechlich wir fallen leicht

Du fuhrst in die Nacht

Sechsäugig feiert mein Herz

Wir suchen im Licht

Freud

Die Poesie des Unbewussten

wie Novellen zu lesen

die Schönheit der Zwischenwelten

wahr und klar doch offen

für die Zukunft

die Leidhaftigkeit des Lebens

die Geschichte die blieb

das Leben das sich ändert

Kleine Gedanken

Noch einmal öffnet sich der Sonnenwagen

vertreibt hellschrill den müden Rest

wir halten uns an uns und fest

kein Nebel weit und breit doch Unbehagen

quillt aus den Poren unsrer Herzgedanken

wir wissen nicht was Morgen will

wir wollen nur dass Rosen leichter ranken

und dass am Abend unser Atem still

sich mischt und weich erinnert an die leichte Zeit

die kam und ging und bleibt und weit

zum immer hin sich blau verspricht

dem Himmel gleich der Sonne Licht

nun warm nicht gleißend mehr du weißt

dass Liebe ohne Willen anders heißt

Schweres Wasser

Leichter fliegen die Schwäne

durch schweres Wasser

Am Abend werden wir wach

Die Wahrheit über uns

Ein Tag wie ein Jahr voll

Am Himmel wartet der Herbst

sonnenwarm dein Wort

Deinblut

Noch einmal Sonne

Kastanien zerfahren

Herbst Du in mir Du

Café Paris

Lautes Braun gelbleuchtende Kugeln

grün belederte Rände des Raums

Wir warten auf Dich im Hamburger Herbst

kleine Süße

das Stück aus dem Hotel

eins gab ich dir als du gingst

wie immer am Abend noch

eins blieb in meinem Mund

Tage danach kleine Süße

sie traf mein Herz

die müde Kammer

das Zimmer für mich allein

Letzte Worte

Ein letztes Wort

von den Tränen

Noch eines

von der Hoffnung

Der Mond schweigend

Der Mond schweigend

Im Glas wacht der weiße Wein

Dort lacht die Sonne

Der Weg des Zen

Der Baum wächst halbhoch

Augen blicken darüber

Am Fuß kratzt der Sand

My Saturday Night

Es ist Nachttag

Verdis Requiem für den von eigener Hand

im Gas getöten Vater der Freundin

der Tochter der Liebsten

Samstagnacht

die Worte quellen aus dem Papier

das Herz schlägt

leise

Palma

Früher Frühling

Reif am Morgen am Rhein

auch hier wird der Schal benötigt

die Hoffnung ist näher

Eine Marienkirche mit Kerzenmeer

ein Altar mit dem polnischen Papst

auch an ihn darf nun geglaubt werden

Zwei Tage in der Sonne aus Liebe

graugrünes Gewissen

im Flugzeug die Rentner

kein Blick ruht berührt

Goldmorgenanflug in eine neue Zeit

ein Café am Olivenplatz

müde Augen von der Sonne geweckt

immer wieder auch Liebe ermüdet

Kleine Schluchten

Fallende Augen im Flug

müde Viren vollenden ihr Werk

wieder und wieder der Satz der mich trug

eine Nacht fern zum Meer und am Berg

wo Chopin und die Frau aus Paris

ihren Winter verkühlten Deine Hand

greift den ledernen Streif und am Rand

der Kartause sehen Augen sich süß

Kleine Fluchten aus Fleiß und verdecktem Besein

fern die Kinder die Welt aus dem Tag

jetzt die Nacht in den Wolken und fein

gehen große Versprechen auf Zetteln geträumt

in die Wellen der Zeit und ihr Gott hat besäumt

melancholische Worte ein Zen das ich mag

Auferstanden

Öffne Deine Augen mein Herz

ein Himmel aus Honig ein Traum

Wir schritten durch Trümmer und Schmerz

und wussten zu Anfang doch kaum

was die Welt uns bestellt ein Haus

voll von Liebe und Angst und voll Blut

Wir atmen uns ein tun uns gut

dann schüttelt sich Zeit an den Wänden aus

sie schwanken und Zeichen erscheinen

Wer schrieb unser Kreuz und beschämt

meinen Kleinmut mein mageres Meinen

Du öffnest den Mund und den Schoß

ganz bin ich in Dir und für immer gesämt

Wir stehen am Fenster wir zeigen uns bloß

Leopold

Kongo vorbei die goldene Kasse

aus schwarzem Blut

jetzt weißt die Maisonne

das Grün um Europas kleinen Park

mein Herz leuchtet ostwärts

aus Anzug und Kostüm wird Gedanke

verzögerte Übersetzungen

oft zweimal synchron so lachen

die Gruppen in Wellen

was zählt ist ungewiss künftig

auf den Wiesen lagert die Zukunft

auch meine Füße ruhen grün

Dein Wille

Wir träumen uns in ferne Nächte

Dein warmer Mund wird weiß

noch einmal will ich dass geschehe

was leicht sich trug und heiß

ein Chor aus Sand den wilde Rehe

zerstoben Du bliebst die Gerechte

Wehrhaft

Rose mein Herz in die Strahlen

der morgenden Sonne neben

mir liegt dein Platz leer

deine wehrhaften Dornen geben

uns nicht mehr her

wir hatten die Wahlen

Eine Taube her

Im Bauch der Klinik gehalten

Licht aus Strom die Sonne

wärmt außen die Welt

im Ohrherz die vielen Worte

der großen Geliebten

vom Falschen

Kein Empfang sagt das Gerät

ihre fragende Hand

in seinen Wunden steht still

schweigende Suche

Bald liegt Schlaf über dem Haus

Blut wird aus der Hand fließen

er sieht die Taube

sie trägt die Blume

Ein Buch

in „Das Jagdgewehr“ von Yasushi Inoue

vom Unglück

des falschen

Schweigens

Laß uns

liebend

sprechen

Christiane

Mache ja nicht so viele Äugelchen

schreibt sie ihm

zwischen Weimar und Jena und Italien

Ihr allein bedürft meiner

ist seine Antwort

die übrige Welt kann mich entbehren

Ehebriefe aus ferner Zeit

bald ein viertel Jahrtausend

sie kamen aus Deiner Hand

in unsere Jahre mein Herz

atmet warmes Blut mein Mund

trinkt aus Deiner Muschel

das Meer in Uns

Mondzeit

Lass meine Liebe Dich umhüllen

im Nachtschlaf der im Westen wohnt

wo sichelfein der gelbe Mond

sich Deinem Herz und unsrem Willen

verlobt und lächelnd sich belohnt

Tropfende Hähne

Tropfende Hähne

feuchter Boden

Wachsames Warten

Pfingsten vorbei

die Angst bleibt

Greift in die schlaflosen Nächte

schnürt die erschöpfte Stimme

Der Geist blickt sich an

hier stehst Du und bleibst

der Zweifel fließt ab

Abendtrunk

Rot fließt die geronnene Sonne

ein spanischer Wein lud sich ein

wie Skácels Gedichte und mein

Schmerz an der Zukunft kein Reim

nur ein feuchtes Gebiet

ließ das Liebedichlied

zurück und ein schwankendes Dein

das macht so der Wein

Leicht ruhten wir nie

fern war ihre Welt

kaum war er erhellt

so sanken die Knie

Freitagmorgen

Vogelläuten am Frühen

der Tag neigt sich Dir

Zwei Seelen im Morgen eins

Madonna

Muttergottes ihr

Veilchen lächelt das Kind an

Deine Augen mild

Sonntagmorgen in Aix

Keine Zikaden nur Grillen im Licht

rauschende Sonne am Morgen

hinter den Läden die Sorgen

ferner Besucher nur sie schlafen nicht

Ein leichter Gedanke sucht deine Hand

sie schließt sich am atmenden Schaft

wir tanzen im Schatten erwarten den Saft

dein Schoß tunkt sich selbst und am Rand

dieser Mitte der Zeit die uns blieb

erschöpfen sich Hoffnung und Lust

du gehst schweigend fort und was lieb

war wird krank und allein und bewusst

ist nun nichts nur die Tränen sind klar

Die Palme am Fenster ist tot das ist wahr

Voller Mond

Hinter dem Kirchturm in Endenich

dort endete Schumann Leben verschattet

der volle Mond ein Lichthof

die Geliebten Schwestern in den Mündern

Schillers Frauen ein Heimatfilm sagte er

Jena und Tübingen für dich wohl

Seine Tränen liefen ins Herz

Goethe hielt sich Arbeit und Natur

Verse diese sind es nicht die helfen

Vor einer Woche hielten sie ihre Hände

Dann wurde alles anders sie kam nicht

Eine leere Woche ein einsames Leben

Da ist der Abgrund

und Du sagst

geh nun nach rechts

Schöner Traum

Von den Höhen blies der Wind

warm war der Sommer

weich die Hand in der anderen

Im Tal spülte der Fluss Müll

an seine Ufer Wir fanden Briefe

in gebrochenen Koffern

Dann wachten wir auf

noch einmal gelang

ein Tag

Kranke Gedanke

Erhitzte Haut und rauh

der Hals ein Rattenbiß

im Atemweg so ungewiss

war lange nichts so flau

und einsam wirr und karg

die Sicht nach vorn sie barg

seit lang ein neues Leben

neuen Ort von Gott gegeben

schien das ungehoffte Glück

doch nun zwei Jahre bald

wird Zeit sich schwer zurück

sind Unglaub Zweifel Trauer

nass das Fieberbett und kalt

der weite Weg die leichte Dauer

Liebender Mann

Wir waren heimliche Erfinder

am Gingkobaum die Blätter sanken

Oasen die als Schatten tranken

von alter Liebeleien Kinder

Dein feiner Geist will nicht vergessen

will blicken des Geliebten Herz

sein Spiel am Abgrund und den Schmerz

den will er nicht so unvermessen

belassen wie das müde Rot

vertropften Blutes auf den Laken

Erinnerung doch sie ist tot

was lebt will nützen will gewinnen

dann finden wir im Meer die Baken

und mit den Sternen unsre Rinnen

Der Vorhang

Dass hinter dem Vorhang

etwas geschieht ein Schuss

in mein Herz und Deines

Dass wir den Vorhang

halten und öffnen könnten

Dass wir uns sicher

wissen so wollen wir leben

Ein Vorhang aus Angst

und Feigheit bei mir gewiss

Wir machen uns keinen Reim

draußen warmbadet die Welt

wir öffnen die Bühne der Sonne

Und wenn

Und wenn ich morgen sterben müsste

und da bleibt mein Auge an Deiner Brust

und mein Herz in Deinem Herzen

und mein Schoß in Deinem ganz und wieder

und der Abend ohne Strom und mit Ente

und immer wieder Du und Wir

eine kleine Welt

eine große bleibt

Myra

Ein kleiner Schritt im lebenswarmen Winter

ein Hauch von Zukunft aus der alten Welt

Wir stammen aus Geschichte sind die Kinder

des großen Turms den zu umkreisen zählt

Zum Heiligen gemacht geworden war der Eine

aus Myra und als Nicolai geehrt

in Leipzigs größtem Kirchraum und die Beine

so jahrendmüde betraten was ihm sonst verwehrt

Dann öffneten den Augen Rosetten Säulen weiße Pracht

die Sehnsucht nach dem großen Staunen

und so begann ein neues Jahr im Osten sacht

Es wurde hart und blutig nördlich südlich der Türkei

wir lebten warm und sonnig waren eins und zwei

Die Kinder sehen Stiefel wir des Gottes Launen

Silvester

Der erste Papst ohne Folter in Rom

sein Name der Mann aus dem Wald

die Feuer verhellen den Himmel und kalt

ist die Nacht die nun schweigt und vom

Anfang bis heute war Lärm in der Welt

wir riefen die Geister sie nebelten ein

sie krochen ins Blut brachten Fieber und mein

war nur Zeit und dein Wort das mich hält

Leise Glocken

Die man nicht hört zwischen dem Wechsel

von Sonne und kühlem April wieder

ein Ostern mit leisen Glocken.

Lauter schlugen sie vorhin vom Dom

zu Köln die große Halle das Licht

suchte den Weg weit über uns

durch alte Farben und durch das Mosaik

Gerhard Richters leichtes Flimmern

der Weihrauch hilft gespart wird nicht.

Der neue Kardinal aus Berlin mein Alter

leicht gebeugt seine klare Stimme

sieht man ihm nicht an seine Worte

lagern zwischen den Bänken sie finden

nicht leicht in den Kopf in das Herz.

Am Altar nur Männlichkeit alte fallende

und junge verlegene die Mädchen

in weiß singen modern sie sind viele.

Du klingst in mir auch wenn Du fern bist

Domin kam von Dir in die Nacht die sich

am Wort hielt das Wort hielt sie.

Deine müde Trauer der Abgrund

in Deinem Haus Deiner Welt

so also klingt Ostern auch leise fern.

Großer Wind

zu Dir fliehen die Gräser

die Sonne neigt ihr Licht

die Hütten verschwinden

nur die Paläste bleiben

leer ohne Menschen

Ein Herz leuchtet noch

nach dem Lärm

Es ist Nacht geworden

jetzt kann Feuer brennen.

S-Bahn

Straßenbahn war früher

wir standen auf dem Perron

Körper aneinander der Wind

wirbelte junges Haar vor mir

zeitlose Zeit keine Grenze

an Alter nie gedacht der Tod

nur ein Schnitt der heilt

Jetzt ist es Nacht lange Fahrt

aus Berlin zum Rhein müde

die Augen Dein Körper

in mir wach weich wahr

Dein Herz

Schon früh Sommerwind

Dein Herz schlug die Augen zu

Jetzt lachen Vögel

Ein großer Liebender

Ein großer Liebender

stand nach ihm geschrieben

schon wieder diesmal die Zeitung

aus Frankfurt einer der ihren

Oft steht es nicht und dann der Blitz

aus der Zukunft ob sie es je sagt

über ihn ob sie es sagen über sie

und ihn jene ferne Liebe

Ob die Zukunft auf uns zu kommt

oder wir auf sie was Zeit ist

über uns hinaus was wir sind