Vollständige E-Book-Ausgabe der im Rosenheimer Verlagshaus erschienenen Originalausgabe 2014
© 2015 Rosenheimer Verlagshaus GmbH & Co. KG, Rosenheim
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Illustrationen: Christiane Franke, Basel
Satz: Christiane Franke, Basel
eISBN 978-3-475-54355-5 (epub)
Hans-Peter Schneider
Seppis Tagebuch - Saustark!
Seppi könnte wirklich zufrieden sein. Sein Erzfeind Kevin ist mittlerweile zu einem Verbündeten geworden. Zusammen mit Hansi und Merlin halten sich die vier für unschlagbar. Wenn da nicht Schacke-Line und andere Nervtöter wären. Als ein Projekttag zum Thema „Mittelalter“ angekündigt wird, wittern die vier Schüler ihre Chance. In ihrem Hauptquartier hecken sie die größten Ideen aus, die je von Schülern ausgedacht wurden. Dass dabei nicht immer alles rund läuft, versteht sich von selbst … Auch im dritten Teil des Überfliegers sind Seppi & Co. wieder außer Rand und Band.
Saustark: mit Seppis bayerischem Deppenquartett zum Nachlesen und Spielen!
Für meine Lieben
Oh, was für ein wunderschöner Tag! Die Luft duftet nach Frühling! Die Vögel zwitschern vergnügt! Mein Herz hüpft vor Freude! Schmetterlinge fliegen in meinem Bauch! Ich kann nur noch an SIE denken! Endlich kann ich mit meiner großen Liebe über die Frühlingswiese schweben! Und als Höhepunkt ein Picknick im Sonnenschein.
Doch die größte Überraschung kommt nun. Meine lieben Lehrer haben extra für Schacke-Line und mich ein paar Liebeslieder eingeübt. Und sie haben sich als Liebesband verkleidet. Und das alles nur, um uns beiden eine Freude zu machen. Ist das nicht lieb von ihnen? Kann es denn tollere Lehrer auf der Welt geben als meine?!?
Ich hätte das den dreien früher nie zugetraut! Dass unser Direktor, der Killer-Miller, für mich ein Lied singt! Dass die heftige Englischlehrerin Runzheimer-Schimmel so freundlich sein kann! Dass der Rammelmeyer ein Musikinstrument spielen kann und nicht nur spaßbefreiter Deutschlehrer ist! Und dass sich alle drei für meine Schacke-Line und mich so ins Zeug legen! Oh wie toll!!! Wie man sich doch in Menschen täuschen kann!
Ja, ein wirkliches Wunder! Schacke-Line und ich! Endlich vereint!
Doch gerade als ich denke, es kann nicht mehr schöner werden, kommt mein liebster Freund, der Hansi, als Liebesgott Amor verkleidet. Als Gehilfen hat er unsere neuen Kumpels dabei, Kevin im Engelskostüm und Merlin als Liebesbärchen. Und sie haben für uns ein Liebesgedicht eingeübt! Was hab ich nur für wunderbare Freunde!
Oh, dieses seltsame Kribbeln im Bauch! Wie wundervoll! Die Welt ist völlig verdreht! Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll! Kann das denn wirklich wahr sein?!?
Schacke-Line, meine liebe Schacke-Line! Und alle freuen sich für uns! ALLE!!!
Alle meine Wünsche sind erfüllt! Was kann es noch Schöneres geben? Wie kann dieses Glück noch wundervoller werden?
Ich schaue zum Himmel hinauf. Die Sonne lacht! Vereinzelt ziehen ein paar weiße, süße Wölckchen vorbei. Und dann stelle ich die Frage aller Fragen.
Ich warte auf die Worte meiner Schacke-Line! Ihre Stimme ist so lieblich! So zärtlich! So süß!
Ich halte ihre Hände fest umschlossen! Ich warte auf ihren einzigen Wunsch. Ich bin gespannt wie nie zuvor. Alles, alles würde ich ihr erfüllen! Alles, wirklich alles! Alles, bis auf …
Hilfe! Nein! Oh Gott! Hilfe! HILFE!!! Hört mich denn keiner! Was soll ich nur tun! HILFEEEEEEE!!!!!!!! Bitte! Bitte! Bitte! Muss das denn wirklich sein! Oh nein! Bitte nicht! HILFEEEEEE!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Was war das denn bitte für ein schrecklicher Albtraum! Ich bin patschnass in meinem Bett gelegen! Was für ein Schock! Was für ein Graus! Mann, Mann, Mann! So einen Albtraum würde ich echt nicht mal meinem schlimmsten Feind wünschen, also nicht mal Schacke-Line.
Anscheinend hab ich während des Albtraums sogar laut geschrien. Denn kurz danach ist meine Zimmertür aufgegangen …
Das kann echt nicht sein! Jetzt verfolgt mich meine übelst doofe Mitschülerin Schacke-Line sogar bis in den Schlaf! Der absolute Horror!
Wobei es fast genauso grausam ist, meine blöde kleine Schwester Veronika im Nachthemd sehen zu müssen! Vor drei Tagen hat Schacke-Line im Skilager meinen Erzfeind, den Kevin, geküsst. Seitdem sind ich und Kevin eine Leidensgemeinschaft, weil sie ja mich auch schon mal geküsst hat. Und deshalb haben ich und Kevin unseren Streit begraben und sind nun Freunde.
Schließlich wissen wir, dass wir eine viel wichtigere Aufgabe haben, als uns gegenseitig zu bekämpfen. Und zwar den Kampf gegen Schacke-Line! Denn nur gemeinsam können wir es gegen dieses Küssmonster schaffen. Denn gemeinsam sind wir SAUSTARK!
Nach dem grausamen Albtraum letzte Nacht bin ich heute ziemlich platt in die Schule gegangen. Erster Schultag nach dem Skilager. Meine Lust hat sich echt in Grenzen gehalten. Und das wurde beim Blick auf den Stundenplan nicht besser.
Erste Stunde Deutsch beim Rammelmeyer, zweite Stunde Erdkunde beim Fritte, dritte Stunde Englisch bei der Runzheimer-Schimmel, also der Miss Runzel-Hex, und vierte Stunde dann Mathe.
An Mathe gibt es eigentlich nichts Gutes. Nur unsere Lehrerin ist da echt okay. Die ist zwar voll verplant und verrechnet sich andauernd, aber sonst ist sie gar nicht so übel, die Frau Lieblich. Die wirkt immer so, also würde sie uns alle am liebsten ständig in den Arm nehmen und drücken wollen, weil wir so süß und unbeholfen sind. Warum sie ausgerechnet Mathe unterrichtet, weiß ich nicht wirklich. Eigentlich hab ich früher immer gedacht, dass man als Mathelehrer Mathe richtig gut können muss. Aber bei der Frau Lieblich ist das irgendwie nicht der Fall.
Obwohl ich Mathe nicht wirklich verstehe, schreibe ich oft gar nicht so schlechte Noten. Deswegen mag mich die Frau Lieblich echt gern. Sie mag aber eigentlich auch alle anderen, nur mit dem Hansi kommt sie nicht so gut zurecht.
Aber dass sie den Hansi nicht mag, juckt mich nicht besonders, weil das ja Hansis Problem ist.
Bis Dezember hat die Frau Lieblich den Hansi übrigens noch gemocht. Doch dann hat es mal einen Tag gegeben, an dem es bei uns im Klassenzimmer total heiß war, weil die Heizung so stark gelaufen ist. Und weil sie geschwitzt hat, wollte sich die Frau Lieblich ihren Pullover ausziehen. Da der Hansi aber auch geschwitzt hat, hat er leider etwas gesagt, was die Frau Lieblich nicht so lustig gefunden hat.
Seit diesem Zeitpunkt ist der Hansi ungefähr fünfzehn Mal abgefragt worden. Das wäre an sich noch gar nicht so wild, wenn man nicht wissen würde, dass alle anderen in der Klasse in der gleichen Zeit nur maximal einmal abgefragt worden sind.
Na ja, da hat der Hansi wohl ein bisschen Pech. Weil eigentlich hat er das mit dem Ausziehen und so gar nicht böse gemeint, sondern er wollte halt einfach ein bisschen mehr Kälte im Zimmer haben.
Besonders genial ist die Frau Lieblich übrigens, weil sie immer mal wieder versucht, ihre Aussagen durch Sprichwörter zu verstärken. Da hat sie heute einen gigantischen Spruch rausgehaut, als sich Luis und Leon über eine Aufgabe beschwert haben.
Solche Sprüche bringt die Frau Lieblich übrigens am Fließband. Obwohl die ganze Klasse sich dann immer kaputtlacht, checkt sie meistens gar nicht, was falsch an ihrem Sprichwort war. Und wir würden es ihr dann auch nicht verraten. Wenn da nicht eine gewisse Mitschülerin wäre!
Ach ja, das hätte ich beinahe vergessen! Die Frau Lieblich mag neben dem Hansi noch jemand Zweiten aus der Klasse nicht: DIE SCHACKE-LINE!
Damit ist sie die einzige Lehrkraft an der Schule, die die Schacke-Line nicht mag. Und damit könnte sie für uns zu einer großen Hilfe bei unserem Kampf gegen die nervigste Mitschülerin aller Zeiten werden!