Der Anfang
Southbridge, England, 1688
Es war ein normaler Sommertag und die Sonne zeigte sich in ihren schönsten Rottönen. Eigentlich sollte ich noch bevor sie unterging zu Hause sein. Doch ich dachte irgendwie nicht daran. Seit der Mittagsstunde verbrachte ich die Zeit mit Kathlyn, der Tochter des Bürgermeisters. Wir waren praktisch schon immer unzertrennlich gewesen.
Vor allem zu dieser Zeit, als ich noch ein Junge im Alter von acht Jahren war. Kathlyn war ein Jahr jünger als ich.
An diesem Tag spielten wir in den Kornfeldern, die zum Hof meines Vaters gehörten.
Sie versteckte sich irgendwo auf einem großen Feld und ich fand sie dann stets immer wieder.
Doch als die Krähen anfingen ihre wüsten Lieder zu singen, mussten auch wir einsehen, dass es langsam Zeit wurde, nach Hause zu gehen.
Vielleicht wartete ihr Vater ja bereits mit der Kutsche auf sie.
Ich nahm Kathlyn an die Hand und wir bahnten uns einen Weg durch die hohen Kornpflanzen zur Straße, die einerseits zu unserem Hof und zum anderen in das Dorf führte.
Plötzlich hörten wir lautes Wiehern und große Schritte von Pferden, es hörte sich an wie ein lauter Trommelmarsch.
Sehr schnell erkannten wir auch die Umrisse der großen Kreaturen, vier Stück, beritten von großen Männern in roten Uniformen. Nur der Mann, der vorneweg ritt, trug einen blauen Mantel, genau so einen wie ihn mein Vater in seinem Schrank hängen hatte. Das konnte nur bedeuten, dass es eine ranghohe Person sein musste. Ich dachte mir, dass es sich bestimmt um einen Offizier der englischen Marine handelte.
Ich hielt Kathlyn mit meinem rechten Arm von der Straße fern, damit sie nicht noch unter eines der Pferde kam.
Als die Soldaten uns näher kamen, schaute ich in das finstere Gesicht des Offiziers. Er war ein recht pummeliger Mann und sah mich ein wenig verwirrt an, als hätte er noch nie Kinder gesehen, doch in Bruchteilen einer Sekunde waren die Männer an uns vorbeigeritten und hielten Kurs auf unseren Hof. Aber was wollten die bei uns?
Der Hof war nur noch knapp zweihundert Meter von uns entfernt. Damals war ich noch leichtsinnig und dachte, diese Distanz in einem Zug laufen zu können, also packte ich Kathlyn am Arm und rannte los.
Meine Kräfte verließen mich schnell, doch die Neugier war stärker.
Englische Soldaten hatte ich in Southbridge zuletzt vor zwei Jahren gesehen und das war zur Amtseinführung des neuen Bürgermeisters Robert Thomas, Kathlyns Vater, gewesen.
Als wir an unserem Hof ankamen und total entkräftet die Szene beobachteten, stampfte mein Vater aus dem Haus.
So zornig hatte ich ihn das letzte Mal erlebt, als ich einen der teuren Teller fallen ließ, der danach in hunderte Einzelteile zersprungen war.
Er schien nicht gerade erfreut über diesen unangekündigten Besuch, wer sollte es ihm auch verdenken, seit meiner Geburt hatte er nichts mehr mit der englischen Marine oder Soldaten der königlichen Wache zu tun.
Mein Vater ging auf den Offizier zu und blieb nur Zentimeter vor ihm stehen, sodass dieser einen Schritt nach hinten weichen musste.
„Mr... Mr... Peter Richards?“, fragte dieser leicht stotternd.
Nun, wenn mein Vater zornig war, dann versteckte sich sogar der Teufel vor lauter Angst vor ihm.
„Wir kommen mit einem Befehl des Lord Shepreck“, stammelte dieser weiter.
„Das ist ja sehr schön und was soll ich nun tun?“, fragte mein Vater grimmig und schaute den Mann ernst an.
„Ich habe den Befehl hier, verschlossen mit dem Siegel des Lords“, sagte der Mann und überreichte meinem Vater diesen.
Er starrte auf das Siegel. Von einem Shepreck hatte mein Vater einmal erzählt, allerdings berichtete er nicht unbedingt nur Gutes. Soweit ich wusste, waren sie Freunde gewesen, als sie bei der englischen Marine anheuerten, doch Shepreck soll neidisch darauf gewesen sein, dass mein Vater zum Admiral befördert worden war, während er noch weiter das Deck schrubben musste.
„Er ist jetzt also ein Lord“, bemerkte mein Vater.
„Ja, und Lord Shepreck ist sehr interessiert daran, Sie begrüßen zu dürfen, er hat einen Auftrag von größter Wichtigkeit für Sie, es ist alles im Befehl niedergeschrieben.“
„Wieso sollte ich dem Befehl des Lords nachkommen? Ich habe meinen Dienst vor vielen Jahren quittiert, damit verfallen alle Befehle der englischen Marine. Ich muss ihm nicht nachkommen!“
„Nun, es ist nicht wirklich ein Auftrag im Namen der Marine, sondern ein Auftrag des Lords und sobald Sie den Brief geöffnet haben, werden auch Sie erkennen müssen, dass es keinen Weg daran vorbei gibt.“
Mein Vater riss das Siegel auf und entfaltete das Stück Pergament. Er las es sich hastig durch.
„Das soll doch wohl ein Scherz sein“, gab er daraufhin zurück.
„Leider Gottes nein“, meinte der Offizier ein wenig verhöhnend, „Lord Shepreck ist der Gemahl der Nichte des Königs, damit ergeht über Sie nicht der Befehl der englischen Marine, sondern der Befehl des Königshauses und sollten Sie sich weigern, diesem nachzukommen, so werden andere Schritte eingeleitet“, fügte er an.
Der Offizier schaute noch einmal grinsend zu meiner Mutter herüber und stieg dann wieder auf sein Pferd: „Ich wünsche Ihnen noch einen guten Abend, der Lord erwartet Sie in Kürze.“
Mit einem strammen Tritt versetzte er sein Pferd in Aufregung, sodass es ihn fast zu Boden schleuderte.
Wieder machte der Offizier einen eher unbeholfenen Eindruck.
Peinlich berührt zeigte er seinem Gefolge mit einem Nicken an, ihm zu folgen und so schnell, wie sie auf dem Hof erschienen waren, waren sie auch wieder verschwunden und zogen eine lange Wolke aus Sand und Staub hinter sich her.
Vater schaute ihnen nur fassungslos hinterher.
Meine Mutter stellte sich hinter ihn und legte ihren Arm um seine Schultern.
„Was ist los?“, fragte sie ihn ängstlich.
Ängstlich, weil sie befürchtete, ihren Mann zu verlieren, ihn nie wieder zu sehen, denn auch sie wusste über die Geschehnisse mit dem damaligen Offizier Shepreck Bescheid.
„Wie es aussieht, ziehe ich wieder in den Krieg“, gab er trocken zurück.
„Der Krieg gegen Spanien ist doch seit vielen Jahren beendet“, meinte sie dann verwirrt.
„Nicht gegen die Spanier“, antwortete mein Vater, „es geht dieses Mal um die Piraten!“
Mein Vater blieb noch sehr lange wach und beobachtete, wie die Sonne komplett am Horizont versank.
Dies tat er immer dann, wenn er über etwas Wichtiges nachdenken musste. Mir war damals nicht bewusst, wie wichtig dies eigentlich war, ich wusste ja nicht einmal, was Krieg bedeutete. Mein Vater tat gut daran, mir nichts von den bösen Seiten des Krieges zu erzählen. Nie verlor er auch nur ein Wort darüber, wie er feindliche Städte niederbrannte oder deren Bewohner niedermetzelte. Ich kannte nur die schönen Seiten, lange schöne Gewänder und große Paraden, mehr kannte ich von der englischen Marine nicht.
Mord und Totschlag waren mir damals fremd.
Ich ging raus auf den Hof, um ihm noch eine gute Nacht zu wünschen. Er saß auf einem großen Felsbrocken, der den Beginn unseres Hofes markierte, und schnitzte etwas aus Holz.
Er schaute mich mit seinem warmen Lächeln, das er oft zeigte, an: „Hey, Kleiner, gehörst du nicht ins Bett?“
„Ich wollte dir noch eine gute Nacht wünschen“, sagte ich und legte meinen Kopf in seinen Schoß.
Er strich mir durch mein Haar und lachte einmal kurz.
„Papa, was ist eigentlich Krieg?“, fragte ich dann neugierig.
„Deine Mutter hat dir davon erzählt?“, fragte er wiederum.
„Ja, aber sie tat sich schwer damit“, gab ich zurück.
Seine Miene wurde zunehmend ernster. „Weißt du, wenn zwei Länder sich streiten und Reden nichts mehr bringt, dann kämpfen sie gegeneinander.“
„Ahhhh, also so wie der doofe Bob, wenn er nicht aufhört, mich zu ärgern. Dann haue ich ihn immer“, meinte ich dann.
Mein Vater fing wieder an zu lachen: „Ja, genau so mein Sohn, genau so.“
Er schaute mir tief in die Augen und nahm dann sanft meinen Kopf in die Hände. „Du wirst einmal ein kluger Mann werden und dafür sorgen, dass es auf der Welt keine Kriege mehr gibt.“
„Kriege sind doof“, meinte ich und verzog mein Gesicht.
„Ja, Kriege sind doof“, sagte mein Vater, „bis dahin musst du aber auf deine Mutter aufpassen, ich werde erst einmal für längere Zeit weg sein.“
Ich wusste vielleicht nicht, was Krieg war, aber was es bedeutete, wenn mein Vater mir sagte, dass er für lange Zeit weg sein wird. „Wieso denn?“
„Versprich es mir einfach“, meinte er dann.
„Okay, Papa. Ich verspreche es dir, aber dafür musst du mir versprechen, dass du bald zurückkommst“, forderte ich.
Er hielt kurz inne, ihm war klar, dass er für sehr lange Zeit fort sein würde, aber er wusste nicht wie er mir das klar machen sollte.
Er schaute in mein trauriges Gesicht und sagte: „Ich verspreche es dir!“
Meine Laune steigerte sich sichtlich. Joana, unsere Haushälterin, kam hinzu. Sie war einst eine afrikanische Sklavin, doch so nett, wie mein Vater war, kaufte er sie frei und bot ihr den Dienst in unserem Hause an.
Auch wenn wir viele afrikanische Sklaven auf unserem Hof hatten, so wurden sie von meinem Vater stets fair behandelt und sogar entlohnt. Er sah keinen Sinn darin, warum nicht auch sie Geld für ihre Arbeit erhalten sollten, schließlich lief der Hof gut, wir verkauften unsere Getreide stets an reiche Händler und mussten nie hungern.
„So mein Sohn, es wird Zeit ins Bett zu gehen“, meinte mein Vater zu mir und gab mir noch einen Kuss auf die Stirn.
Joana nahm meine Hand und brachte mich zurück ins Haus. Ich schaute noch einmal zurück und sah, wie mein Vater in den Himmel hinauf schaute, wo die ersten Sterne zu sehen waren. Es war das letzte Mal, dass ich meinen Vater vor seiner Abreise sah.
In dieser Nacht kam er noch einmal in mein Zimmer und gab mir einen letzten Kuss auf die Wange, doch ich schlief tief und fest und bemerkte daher nichts von seinem Verschwinden.
Er hielt es anscheinend für das Beste, noch in dieser Nacht zu gehen.
Meine Mutter erzählte mir ein paar Jahre später, dass er sich nicht von mir verabschiedet hatte, damit er nicht mit ansehen musste, wie ich ihn anbetteln würde zu bleiben.
Plötzlich war er weg, mein großer Held, zu dem ich immer aufsah.
Jahre vergingen und ich wuchs zu einem stattlichen jungen Mann heran.
Ich hatte meinem Vater versprochen, dass ich mich um alles kümmern würde, und das tat ich auch. Der Hof lief weiterhin gut und wir hatten keine Geldsorgen.
Meine Mutter brachte mir bei, wie ich die besten Preise am Markt herausschlagen konnte, und ich bildete Freundschaften mit den Arbeitern, denn wer glücklich ist, der leistet auch bessere Arbeit.
Mein Ziel war es, wie mein Vater von mir forderte, einmal auf die Universität zu gehen. Dafür lernte ich lesen und schreiben.
Der größte Traum meiner Mutter war es, mich bald nach London zu schicken, um dort zu studieren. Dafür sparte sie eine Menge Geld.
Mein bester Freund wurde Karim, der Sohn eines unserer Arbeiter, sie kamen knapp zwei Jahre nach dem Abschied meines Vaters zu uns. Karim und ich erlebten viel zusammen, wir tranken zusammen unseren ersten Grog, den er allerdings nicht so gut vertrug. Nach seinem zweiten Becher knallte er mit seinem Kopf auf den Tisch. Ich war so betrunken, dass ich ihn nur auslachte und dabei vom Stuhl fiel.
Wir gingen auch zusammen fischen, mussten aber feststellen, dass man auf die traditionelle Art mit einem spitzen Stock nicht weit kommt. Oft standen wir am Ufer und stocherten wie wild im Wasser, doch meistens landeten wir mit unseren Hintern im Nassen und mussten eingestehen, dass es nicht viel Sinn machte.
Er und sein Vater kamen aber nicht wie die anderen aus Afrika, sondern aus dem Orient. Die East India Company brachte sie nach England, angeblich waren sie Diebe.
Eines Morgens stand ein Sklavenhändler vor unserem Hof und bot sie uns im Tausch gegen Getreide an.
Karim und ich wurden einfach zu besten Freunden. Wir gingen auch täglich zum Markt, um dort unser Getreide zu vertreiben und wurden in kürzester Zeit berühmt-berüchtigt.
Wir schafften es, die unmöglichsten Beträge zu verlangen und unser Korn dennoch zu verkaufen.
Entweder boten wir es als magisches Getreide an, das jedes Brot zum Genuss macht, oder wir erzählten den Händlern, wir hätten es einem berühmten Seemann abgekauft, der es aus einem fernen Land hatte. Sie fraßen uns aus der Hand.
Auch an diesem Tag waren wir früh am Marktplatz und stellten unseren Stand auf. In einer Ecke hinter einem Gebäude bemerkte ich eine Person.
Ich schaute Karim kurz an und fragte: „Kann ich dich kurz alleine lassen?“
„Viel Spaß!“, wünschte er mir grinsend.
Ich ging zu der Ecke herüber, wo die Person sich versteckte,
ging auf sie zu, nahm sie sofort in den Arm und küsste sie.
Kathlyn, die schönste Frau, die ich je kennenlernen durfte.
„Ich dachte schon, du kommst heute gar nicht“, sagte ich und lächelte sie an.
„Ach, du weißt doch, mein Vater, ich musste mir wieder eine neue Ausrede einfallen lassen“, antwortete sie bedrückt.
Ich strich durch ihr wunderschönes, langes, blondes Haar und gab ihr einen weiteren Kuss.
„Du hast mir gefehlt“, sagte ich dann zu ihr.
„Das höre ich natürlich gerne“, meinte sie, „du mir aber auch. Jede Nacht fehlst du mir.“
Wir küssten uns ein weiteres Mal, dann lächelte sie mich wieder an und nahm meine Hand. Wie jeden Tag flüchteten wir für ein paar Minuten in das nahegelegene Lagerhaus, um uns dort ein wenig näher zu kommen.
Nachdem ich meine Sachen wieder zusammengepackt hatte und den letzten Stiefel wieder anzog, schaute ich ihr tief in die Augen: „Wie gern würde ich mit dir vor den Altar treten.“
Sie schaute mich ernst an und seufzte einmal kurz: „Du weißt doch, dass mein Vater es niemals zulassen wird, dass ich einen Bauern heirate. Er würde dich hängen lassen.“
„Wenn ich dich dafür nur einmal meine Frau nennen dürfte, wäre mir dieser Preis recht.“
„Valon, du weißt, dass ich das niemals zulassen würde, aber ich bin trotzdem schon deine Frau, unsere Herzen gehören zusammen und irgendwann werden wir es auch offiziell machen, du musst nur noch ein wenig Geduld haben. Wir sind noch jung, wir haben Zeit und ich verspreche dir, irgendwann wird es soweit sein.“
„Nein, ich verspreche dir, dass ich, sobald mein Studium in London abgeschlossen ist, zurückkehren und um deine Hand anhalten werde.“
Ich schaute sie verliebt an und nahm sie dann in den Arm.
Leider hatten wir nicht mehr viel Zeit. Sie erzählte ihrem Vater, sie gehe auf den Markt, um Obst zu kaufen, aber irgendwann würde es ihm auffallen, wenn sie nicht zurückkäme.
Ich gab ihr also noch einen letzten Kuss und machte mich wieder auf den Weg zu meinem Stand.
Dort stritt sich Karim mit einem großen, grauhaarigen Mann.
Er beschimpfte Karim als dreckigen Sklaven und Bastard.
„Was ist hier los?!“, wollte ich wissen.
„Ach, da ist ja auch der verzogene Bauernsohn“, sagte der Mann dann zu mir.
Er war kein Unbekannter, es war Roland Windsworth, ein Mitglied des Gemeinderates. Ich hasste diesen Kerl wie niemand anderen in Southbridge. Mein Vater bezeichnete ihn immer als Parasiten. Wie es jemand wie er in den Gemeinderat geschafft hatte, ist auch heute noch ein Rätsel für mich. Ich schätze mal, man kann es mit dem Wort „Korruption“ gut beschreiben.
„Mr. Windsworth, schön Sie zu sehen“, sagte ich und versuchte meine Abneigung ihm gegenüber zu verbergen.
„Das kannst du dir sonst wo hin stecken, dein kleiner Bückling hier versucht mich zu betrügen“, schimpfte er weiter.
„Jetzt beruhigen Sie sich doch erst einmal“, versuchte ich ihn dann zu besänftigen.
„Du bist genau wie dein Vater, ein elender Betrüger, der versucht, seine minderwertige Ware an den Kunden zu bringen. Hängen lassen sollte man euch oder erschießen“, meckerte er.
„Mr. Windsworth, wollen wir doch mal nicht vergessen, dass Ihre Ernennung in den Gemeinderat nicht gerade mit rechten Dingen geschah“, erlaubte ich mir einfach mal zu sagen, auch wenn ich damit wohl eine große Welle geschlagen hatte, denn den anderen Verkäufern auf dem Markt blieben meine Worte nämlich nicht verborgen. Sie schauten alle erschrocken herüber, teilweise schüttelten sie sogar ihre Köpfe.
Windsworth packte mich am Kragen und zog mich zu sich: „Versuche das erst einmal zu beweisen.“
Er ließ mich wieder los und spuckte auf den Boden.
„Elendes Gaunerpack, das wird ein Nachspiel haben, das könnt ihr mir glauben!“, rief er und stampfte wütend davon.
„Das war ja was“, seufzte Karim und atmete einmal tief durch.
„Oh, wenn das mal nicht bei der nächsten Gemeinderatssitzung zur Sprache kommt“, mischte sich Mrs. Robinson, die Besitzerin der örtlichen Kneipe, ein.
„Guten Morgen, Mrs. Robinson, “ gab ich zurück, „na ja, Sie kennen den alten Windsworth ja.“
„Ich werde ein gutes Wort für euch einlegen, Jungs“ meinte sie dann mit einem freundlichen Lächeln.
„Ach, ich denke, das wird nicht nötig sein, keiner hört auf ihn“, meinte ich dann zuversichtlich.
„Windsworth hat mehr Einfluss, als ihr denkt. Für euch mag er nur der alte, sture Bock sein, doch er hat viel politischen Einfluss, deswegen wurde er auch in den Rat gewählt. Nicht, weil ihn die Leute mögen.“
„Viel Verstand hat er meines Erachtens nicht“, gab Karim zum Besten und lachte kurz.
„Pass auf, was du sagst. Wenn er wollte, könnte er sofort dafür sorgen, dass du auf dem nächsten Schiff in die Kolonien landest“, mahnte ihn Mrs. Robinson ernst.
Schnell versuchte ich, das Thema zu wechseln: „Drei Säcke, wie jeden Morgen?“
„Oh ja, ich bitte drum“, sagte sie dann.
Ich reichte ihr die kleinen Beutel und nahm das Geld an.
Mrs. Robinson war schon lange eine Stammkundin von uns, weshalb sie das Getreide bei uns auch mit Rabatten bekam. Das Geld nahmen wir dann halt wieder bei ahnungslosen Händlern ein.
„War‘s das oder können wir Ihnen noch irgendwie helfen?“, fragte ich dann freundlich.
„Du kannst deine Mutter mal von mir grüßen“, antwortete sie.
Ich nickte freundlich und Mrs. Robinson machte sich wieder auf den Weg.
„So, dann lass uns zusehen, dass wir den Rest auch noch loswerden“, meinte ich dann grinsend zu Karim.
Wir verdienten an dem Tag eine Menge Geld. Einen Teil steckte meine Mutter wieder in meinen Studientopf. Naja, eigentlich war es eine alte hölzerne Truhe, die auf unserem Küchenregal stand, neben einigen wertvollen Tellern.
Ich saß am Esstisch und redete mit ihr über den Tag, ich grüßte sie von Mrs. Robinson und erzählte ihr von dem Streit mit Mr. Windsworth.
„Ach, du weißt doch, der alte Windsworth hat nichts Besseres zu tun als auf anderen rumzuhacken“, sagte sie und schöpfte noch ein wenig Gemüsesuppe in meine Schale.
„Ich mag ihn einfach nicht, er tut so, als wäre er ein König“, gab ich nur angewidert zurück.
„Weißt du, ich kenne Roland schon lange und er war nicht immer so, aber nach dem Tod von Mrs. Windsworth packte ihn die Gier nach Macht und Geld“, erzählte meine Mutter, „gehe ihm einfach so gut es geht aus dem Weg, dann wird auch nichts passieren.“
Plötzlich hörten wir von draußen einige Schüsse und dann das panische Wiehern unserer Pferde.
Ich ließ meinen Löffel fallen und rannte sofort nach draußen.
Dort standen knapp zehn schwarze Pferde, beritten von dunklen Gestalten mit Fackeln in ihren Händen und bewaffnet mit Musketen und Säbeln.
Vielleicht war es ein Fehler, die Muskete meines Vaters im Schrank liegen zu lassen.
Ich wusste gar nicht, was ich machen sollte, ich war total überrascht.
Anders unsere Feldarbeiter. Sie bewaffneten sich mit Spitzhacken und allen Werkzeugen, die sie zur Verfügung hatten, und griffen die fremden Reiter an.
Doch gegen ihre Musketen und Säbel hatten sie kaum Chancen, auch wenn sie in der Überzahl waren.
Ich stand wie angewurzelt da und konnte mich kaum rühren, das ganze Geschehen lief einfach an mir vorbei.
Dann plötzlich streckte mich einer der Reiter mit seiner Muskete nieder, er drehte die Waffe und schlug mir mit dem hinteren Teil ins Gesicht. Ich fiel zu Boden und das Einzige, was ich noch mitbekam, war das Schreien unserer Arbeiter und wie die Fremden anfingen, unseren Hof niederzubrennen.
Ich wurde durch die ersten Strahlen geweckt, die die Sonne in meine Richtung sandte.
Ich fasste mir an den Kopf, wo eine blutige Wunde klaffte, stand auf und versuchte, mich erst einmal zu orientieren, doch der Schock traf mich sofort: Der ganze Hof war nur noch Schutt und Asche.
Aufgebracht schaute ich umher, auf der Suche nach Überlebenden, aber überall lagen nur die leblosen Körper unserer Arbeiter.
Geschockt lief ich zurück ins Haus, um meine Mutter zu suchen, doch auch vom Haus war nicht mehr viel über. Das Obergeschoss war total eingestürzt und niemand war dort. Ich rannte wieder auf den Vorhof und kniete mich hin. Tränen liefen mir über das Gesicht.
Wer waren diese Bastarde und wieso haben sie das getan?, dachte ich mir. Plötzlich hörte ich laute Geräusche aus der niedergebrannten Scheune.
„Hilfe! Hilfe!“, schrie eine mir bekannte Stimme.
Ich rannte sofort in das große, abgebrannte Gebäude und folgte den Rufen.
Unter einem eingestürzten Balken fand ich dann einen jungen Mann, es war Karim.
Ich versuchte den Balken irgendwie zu bewegen, doch ich hatte nicht genügend Kraft.
„Karim, versuch, gegen den Balken zu drücken, zusammen schaffen wir es vielleicht“, sagte ich zu ihm.
Ich zählte bis drei und zusammen konnten wir ihn tatsächlich ein Stück bewegen, es reichte aus, damit er darunter hervorkriechen konnte.
Ich half ihm auf und wischte ihm den Ruß von den Klamotten.
„Was ist nur passiert?“, fragte ich ihn.
„Ich weiß es nicht, ich habe schon fest geschlafen, als ich plötzlich Musketenschüsse hörte, dann kam mein Vater und meinte, ich müsse aufstehen, das Letzte, was ich weiß, ist, dass der Balken über mir zusammengebrochen ist und ich darunter lag“, antwortete er. Man merkte ihm an, dass er sehr durcheinander war und erst einmal seine Gedanken sortieren musste.
Ich schaute mich traurig in den Überresten um, doch ich konnte nichts außer Schutt und einigen verkohlten Leichen entdecken.
„Da hast du aber mal Glück gehabt“, sagte ich zu ihm.
„Na ja, Glück würde ich das nicht nennen“, gab er zurück.
Gut, wir beide haben diesen Überfall überlebt, doch waren wir die einzigen, auch wenn ich die Hoffnung nicht aufgab, meine Mutter wiederzufinden.
Wir hielten kurz inne und dann hörten wir es.
Leises, schmerzverzerrtes Stöhnen.
Wie Karims Rufen versuchte ich auch dem zu folgen.
Doch wir fanden nur Schutt und Asche.
Karim und ich wühlten ein wenig von den Überresten weg und kurze Zeit später kam ein menschlicher Körper zum Vorschein.
Es war meine Mutter, Stellen ihrer Haut waren verbrannt und sie brachte nichts weiter als ein Keuchen aus ihrem Hals heraus.
Ich nahm ihren Kopf in die Hand und schaute ihr weinend in die Augen: „Du musst atmen.“
„Du hast dich in den letzten Jahren... zu einem wirklich stattlichen jungen Mann entwickelt“, stotterte sie.
„Mutter, bleib bei mir, wir bringen dich sofort zum Arzt“, meinte ich, doch ich wusste schon, dass es zu spät war.
„Geh nach London und... und... schlage nicht den Weg deines Vaters ein“, sprach sie dann und schloss ihre Augen.
Weinend drückte ich meinen Kopf gegen ihren und sagte: „Ich werde nach London gehen, und wenn es das Letzte ist, was ich tue!“
Karim und ich konnten die leblosen Körper unserer Freunde und Familien nicht so einfach liegen lassen, daher betteten wir sie alle auf einem Feld in Gräber ein.
Die Kreuze bauten wir aus den Überresten des Hofes zusammen.
Langsam ging auch die Sonne wieder ihren Gang und war kurz davor wieder am Horizont zu verschwinden.
„Was machen wir nun?“, fragte Karim mich.
Ich musste zugeben, ich wusste nicht, was zu tun war, unsere ganzen Ersparnisse waren weg, sicherlich von den Angreifern mitgenommen oder aber vergraben unter Schutt.
„Ich schlage vor, wir gehen zu Mrs. Robinson, sie lässt uns sicher bei sich übernachten und morgen überlegen wir uns dann etwas“, gab ich zurück. Auch wenn es uns nicht gerade leicht fiel, den Hof zu verlassen, so machten wir uns doch auf den Weg ins Dorf, wo Mrs. Robinson uns, schockiert, von dem Vorfall zu hören, Einlass gewährte.
Karim und ich setzten uns an den Tresen und unterhielten uns mit ihr.
„Wer, glaubt ihr, könnte so etwas nur machen?“, fragte sie uns total aufgewühlt.
„Ich habe keine Ahnung, ich kann mir auch nicht vorstellen, wie Menschen zu so etwas überhaupt in der Lage sind“, antwortete ich mit gesenktem Kopf.
„Nun, vielleicht war es ja der alte Mr. Windsworth, er meinte ja, es würde uns noch leid tun“, warf Karim in die Runde.
„Ich sagte doch, sei still!“, polterte Mrs. Robinson erbost.
„Wieso denn?“, fragte er. „Er sagte, es würde uns sehr bald leid tun, und er beschimpfte uns aufs Widerlichste.“
„Ich sagte doch schon, so etwas könnte dich an den Galgen bringen, er braucht nicht einmal einen Grund dafür. Wenn er wirklich vorgehabt hätte, euch zu bestrafen, dann hätte er euch wegen irgendetwas anklagen können, vielleicht Diebstahl oder einem Mord, damit hätte sich die ganze Sache dann auch erledigt, aber einen ganzen Hof niederbrennen, darauf würde er nie kommen“, meinte sie dann ernst.
„Vor allem hätte er damit nicht erreicht, was er wollte. Er wollte uns bestrafen und nun sind wir die beiden einzigen, die den Angriff überlebt haben“, fügte ich hinzu. Aber gerade das war wohl die schlimmste Strafe, die man uns zufügen konnte.
„Hattet ihr sonst irgendwelche Feinde, die einen Grund dazu gehabt hätten?“, fragte Mrs. Robinson.
„Nun, es dürfte etliche geben“, musste ich zugeben, „wir haben jeden fremden Händler übers Ohr gehauen, aber die kamen alle von weit weg und hatten keine Ahnung, wo unser Hof liegt, also schließe ich die mal aus.“
Die Kneipenbesitzerin verließ uns kurz mit trauriger Miene und stellte uns dann zwei Krüge Bier auf den Tresen. „Trinkt erst einmal etwas, um den Schock zu vergessen. Das geht natürlich aufs Haus. Zudem habe ich noch ein freies Zimmer, das könnt ihr bis morgen benutzen, dann müsst ihr allerdings zusehen, dass ihr irgendetwas anderes findet.“
Wir bedankten uns herzlich bei ihr und nahmen einen Schluck aus den Krügen.
Ich überlegte, was nun zu tun war. Wir hatten kein Geld und keine Arbeit, auch jetzt nach London zu gehen wäre nicht richtig, da ich ohne das Geld mein Studium nicht finanzieren konnte.
Wir waren praktisch zwei junge Männer ohne Zukunft und ohne Aussicht auf ein erfolgreiches Leben, alles wurde in einer Nacht zerstört.
Karim beugte sich vor und flüsterte mir ins Ohr: „Kannst du nicht mit Kathlyn reden, ob wir vielleicht dort erst einmal hin können?“
„Du weißt doch, dass ihr Vater nicht viel von mir hält, das fällt also schon einmal weg“, flüsterte ich zurück.
Wir bemerkten, wie ein Schatten sich über unseren Köpfen ausbreitete.
Ein alter, breiter Mann stand hinter uns, anscheinend hatte er unser Gespräch mit Mrs. Robinson belauscht.
Er trug einen seidenen, dunklen Mantel und einen großen Dreispitz, eine Art dreieckigen Hut.
Sein weißes Hemd und seine beige Hose waren fein gebügelt und seine Stiefel waren so gut poliert, dass man förmlich sein eigenes Spiegelbild darin erkennen konnte.
„Ihr braucht Arbeit?“, fragte der Herr uns mit ernster Miene.
„Ähm, ähm ja“, stammelte ich überrascht, als ich mich ihm zuwandte. Sollte uns das Schicksal wohl doch einmal gnädig sein?
„Nun, mein Name ist Theodor Glensfield, ich bin einer der führenden Händler von Tabakwaren in diesen Gewässern“, meinte er dann zu uns. „Ich hörte von einigen Freunden, dass ich zwei junge Burschen meiden sollte, die auf dem Markt hohe Preise für ihr Getreide verlangen.“
„Da müssen Sie uns verwechseln, wir verlangen nur faire Preise“, gab ich zurück und drehte mich wieder um.
„Das kann ich nur bezeugen!“, mischte sich Mrs. Robinson ein.
„Nun, mir habt ihr euer Getreide auch mal angedreht. Ich wurde es nur für die Hälfte des Einkaufspreises wieder los“, sagte Glensfield dann.
Ich drehte mich noch einmal um und schaute mir sein faltiges Gesicht ein wenig genauer an, aber der Mann kam mir nicht bekannt vor, jedenfalls konnte ich mich nicht an ihn erinnern.
„Ohne weiter nachzudenken habe ich es gekauft, auch wenn es nicht gerade zu meinem üblichen Sortiment gehört, ihr habt mich überzeugt mit eurer Geschichte“, seine Miene wurde zunehmend ernster, doch dann fing er an, lauthals zu lachen. „Euch kann ich wirklich gut an Bord gebrauchen.“
Das mir zuvor fast in die Hose gerutschte Herz nahm wieder seinen Platz in meiner Brust ein. Ich dachte wirklich, jetzt hätte man uns erwischt.
Wucher konnte auch ein Grund dafür sein, weshalb man uns am Galgen hängen lassen konnte, jedenfalls wenn wir die Falschen betrogen hätten.
„Mit euch an meiner Seite kann ich locker das Doppelte für meine Waren verlangen, ohne dass irgendjemand etwas dagegen sagen würde, und wenn ihr gut seid, dann könnte ich mir vorstellen, euch irgendwann zu befördern, ja, vielleicht ein eigenes Schiff zu geben, damit ihr für mich Handel treibt“, sprach Glensfield weiter.
Das hörte sich fast so an, als plane er eine größere Unternehmung, ähnlich der East India Company.
„Ich bin bereits in Besitz eines wunderschönen Handelsschiffs, macht ihr euch gut, habt ihr, wie gesagt, euer eigenes.“ Seine Worte klangen mehr als verlockend, an Bord eines Schiffes zu gehen und dann das zu tun, was wir am besten konnten, die Leute betrügen. Das war wahrlich ein großzügiges Angebot.
Die ganze Nacht erzählte er uns alte Geschichten über das, was er auf See alles erlebt hatte, wie er als junger Mann auf einem Handelsschiff als Deckschrubber anfing und nun an einem Handelsimperium arbeitete.
Er lockte uns mit viel Geld und gab uns immer wieder neue Krüge Bier aus, bis wir so betrunken waren, dass seine Geschichten doppelt so fantastisch klangen und wir zusagten, auf seinem Schiff tätig zu werden.
„Wunderbar, dann treffen wir uns gegen Mittag bei den Docks, ich werde dort auf euch warten“, sagte er dann, reichte uns seine Hand und stand auf.
Er war schon fast aus der Gaststätte verschwunden, doch er hielt zwischen der Tür noch einmal kurz inne und sagte:
„Ihr werdet es nicht bereuen, Jungs!“
Wie leicht er uns locken konnte. Ein paar Bier und die Aussicht nach Geld und wir lagen ihm förmlich zu Füßen.
„Valon, das ist doch super“, feierte Karim.
Doch ich fing langsam an, an der Sache zu zweifeln. „Ich weiß nicht, vielleicht war das jetzt nicht gerade eine so gute Idee.“
Und ich konnte damals schon sagen, dass es nur der Startschuss zu meinem weiteren Leben werden würde.
Kurze Zeit später gingen wir auf unser Zimmer, wir mussten uns zu zweit ein kleines Bett teilen. Während Karim schnell einschlief und sogar im Schlaf noch über den heutigen Abend quasselte, machte ich mir Sorgen, ob es nicht ein großer Fehler war. Vor allem: Wie sollte ich Kathlyn beibringen, dass ich am nächsten Morgen einfach so weg sein würde?
Ich klemmte meine Hände hinter meinen Kopf und dachte darüber nach, was morgen auf uns zukommen würde.
Ich weiß nicht mehr genau, wie lange ich noch wach war, aber ich überlegte noch sehr lange. Vor allem, wie sollte ich es Kathlyn sagen? Ich war mir nicht einmal sicher, ob sie von unserer derzeitigen Situation eigentlich wusste.
Irgendwann schlief ich dann aber vom ganzen Nachdenken ein.
Als die Sonnenstrahlen durch das Fenster kamen und mein Gesicht erreichten, wachte ich dann wieder auf.
Ich ließ Karim, der sowieso einen guten Schlaf besaß, weiter schlafen, schließlich hatte auch er einen schrecklichen Tag hinter sich, wir hatten beide unsere Familien und Freunde verloren.
Schließlich machte ich mich auf den Weg zum Markt.
Ich sah in viele erschrockene Gesichter, anscheinend hatte sich die Sache mit dem Feuer herumgesprochen und viele hatten nicht erwartet, mich wiederzusehen.
Mein Weg führte mich aber nicht zu dem Platz, wo ich eigentlich immer meinen Stand aufbaute, sondern in die Ecke vor dem Lagerhaus, wo Kathlyn eigentlich immer auf mich wartete. Doch sie war nicht da.
Normalerweise war sie immer zu dieser Zeit hier. Ich dachte mir, dass ihr Vater sie vielleicht nicht gehen lassen wollte, doch plötzlich sprang mich von der Seite irgendjemand an. Es war Kathlyn, die mich mit Tränen im Gesicht umklammerte.
„Ich dachte, du wärst tot“, stammelte sie heulend.
Ich umschlang sie mit meinen Armen und versuchte sie zu trösten: „Es geht mir gut, Karim und ich haben überlebt.“
Sie ließ mich los und schaute mir traurig ins Gesicht: „Und, was wollt ihr nun machen?“
„Darüber wollte ich eigentlich mit dir reden“, sagte ich zu ihr, „wir haben ein Angebot eines Kaufmannes erhalten, um Geschäfte nach Übersee zu leiten.“
„Du willst mich verlassen?!“, kam es wie aus der Pistole geschossen.
„Nicht lange. Ich werde, sobald ich genug Geld habe, zurückkehren“, versprach ich ihr. Voller Trauer schaute sie weg.
Ich nahm ihre Hand und schaute ihr tief ins Gesicht: „Ich habe dir versprochen, dich zu meiner Frau zu nehmen und Gott möge mein Zeuge sein, das werde ich auch tun.“
Ein kleines Lächeln machte sich in ihrem Gesicht breit, doch dann wurde sie wieder ernst. „Wie lange muss ich denn auf deine Rückkehr warten?“
Darüber musste ich selbst nachdenken, schließlich wusste ich darauf eigentlich keine Antwort, doch um Kathlyn ein wenig aufzuheitern, antwortete ich ihr: „Bald, ich kehre so schnell zurück, wie es geht. Ich werde ein wenig Geld verdienen und dann komme ich zurück, um die schönste Frau der Welt vor den Altar zu führen“
Dies zauberte ihr wunderschönes Lächeln wieder auf ihr Gesicht.
„Wann reist ihr denn ab?“, fragte sie mich dann.
„Gegen Mittag sollen wir bei den Docks sein, dort werden wir vom Kapitän erwartet“, antwortete ich.
„Ihr fahrt heute schon?“, fragte sie fassungslos.
„Dann sollten wir aber die verbleibende Zeit noch nutzen“, sprach sie weiter und ihr Lächeln wurde breiter.
Vorerst zum letzten Mal fanden wir beide im Lagerhaus zueinander und genossen die letzten Minuten zu zweit, ehe ich mich wieder auf den Weg machen musste. Doch bevor ich das Gebäude wieder verließ, hielt sie mich noch einmal fest.
„Damit du auf deiner Reise dein Versprechen nicht vergisst, gebe ich dir das hier mit, damit ich immer bei dir sein kann und es als Anreiz für deine baldige Rückkehr dient“, sagte sie und überreichte mir ihre goldene Kette. Ich nahm sie an und schaute mir den herzförmigen Anhänger an: „Ich werde gut auf dein Herz aufpassen und dir hiermit versichern, dass ich bald wieder bei dir sein werde.“
Aufbruch in die neue Welt
Southbridge, England, 1700
Wie vereinbart trafen Karim und ich Glensfield bei den Docks.
Wir waren recht nervös, schließlich wussten wir nicht, was auf uns zukommen würde, aber dennoch sahen wir es eher als ein großes Abenteuer an und das Gute bei der Sache war: Wir würden auch noch viel Geld verdienen.
„Guten Tag, Jungs, ich dachte schon, ihr kommt gar nicht mehr“, sagte er breit grinsend zu uns.
„Entschuldigen Sie bitte, wir wollten uns noch von Freunden verabschieden“, antwortete ich.
Tatsächlich aber verspäteten wir uns nur, weil es für mich kein Leichtes war, Karim zu wecken, und nachdem es mir doch gelungen, brauchte er Ewigkeiten, sich vorzubereiten.
„Das macht ja nichts, die Mannschaft ist eh noch damit beschäftigt, das Schiff zu beladen“, meinte der Kapitän dann. „Was würdet ihr davon halten, wenn ich euch erst einmal das Schiff zeige?“
Wir nickten zustimmend und sogleich begleiteten wir den alten Mann.
Wir gingen an einigen großen Handelsschiffen vorbei, prächtig trieben sie im Hafenwasser hin und her, dieser Anblick war einfach atemberaubend.
Nach kurzer Zeit standen wir vor einem kleinen Zweimaster.
„Das ist die Freewind, mein Herzstück, meine Liebe“, sagte Glensfiled und starrte mit verliebtem Blick auf den Schoner.
Die Freewind war vielleicht nicht gerade ein sehr großes Schiff, aber mit seinen zwei Masten und den großen Segeln machte sie es wohl sicher mit einer hohen Geschwindigkeit wett. Auch war sie nicht sonderlich stark bewaffnet, ich schätzte zehn bis vierzehn Kanonen. Aber genug um sich notfalls zu verteidigen.
„Die Crew besteht aus fünfunddreißig fleißigen Männern“, sagte der Kapitän und verwies auf einige Seeleute, die gerade damit beschäftigt waren, einige Fässer und Kisten an Bord zu laden.
Er streckte seinen Arm aus, als Geste dafür, dass wir vorangehen sollten.
Wenn man vor ihr stand, war die Freewind vielleicht nicht sehr beeindruckend, doch wenn man erst einmal an Bord war, unter den großen Segeln, so packte einen sofort die Abenteuerlust.
Ein junger Mann, ungefähr im Alter von Karim und mir, schlich an uns vorbei. Er erschrak sofort, als Glensfield ihm an die Schulter fasste: „Ah, Marcus, darf ich dir unsere neuen Mitglieder vorstellen?“
Der junge Mann musterte uns nervös und streckte uns dann seine Hand entgegen: „Ich bin Marcus, ich bin für die Instandhaltung des Schiffes verantwortlich.“
Wir nahmen seine Hand entgegen, doch als wir uns vorstellen wollten, schlich er weiter.
Käpt´n Glensfield legte seine Arme um Karims und meine Schultern und fing an zu lachen: „Ja, der liebe Marcus, eigentlich schrubbt er nur das Deck, zu was anderem taugt er nicht und er träumt von einer Karriere bei der englischen Marine. Armer Junge.“
„Was wird eigentlich unsere Aufgabe sein?“, fragte ich neugierig.
„Oh ja, eure Aufgaben an Bord. Ihr werdet, wie alle anderen, natürlich das Schiff sauber halten, zudem suche ich noch einen neuen Kanonier und jemanden, der sich um die Verteilung der Waffen kümmert“, antwortete er.
„Verteilung der Waffen? Ich dachte, dies ist ein Handelsschiff“, meinte Karim verwirrt.
„Ihr Jungs seid noch nie zur See gefahren, das merkt man“, scherzte Glensfield, „wisst ihr, das Leben auf See ist hart, vor allem für Handelsschiffe. Wir reisen oft zwischen England und der neuen Welt. Das Problem dabei ist allerdings, dass es ab und zu mal vorkommt, dass man Opfer von Piratenangriffen wird, leider schert es die englische Krone nicht, was mit uns passiert, solange sie davon nicht betroffen sind, also müssen wir versuchen, uns selbst gegen diese Ratten zu wehren.“
Damals wusste ich noch nicht viel über Piraten, ich wusste nur, dass es finstere Gesellen sein sollten, ohne auch nur einen Hauch von Anstand.
Aber was für Menschen sich wirklich hinter den schwarzen Flaggen verbargen, das wusste ich nicht.
„Werden Sie oft von Piraten angegriffen?“, fragte ich vorsichtig nach.
„Es kommt das ein oder andere Mal vor“, war die Antwort und der Kapitän ging weiter. Er zeigte uns praktisch alles vom Schiff, vom Bugspriet bis zur Hecklaterne.
Er stellte uns einige Mannen seiner Mannschaft vor, aber kaum einer von ihnen schaute uns freundlich an.
Es kam mir so vor, als wären wir ungebetene Gäste, die nichts an Bord verloren hätten.
Als ich mit Karim allein an der Reling des Vorderdecks stand, unterhielt ich mich ein wenig mit ihm.
„Ich habe ein ganz mieses Gefühl“, gab ich zu.
„Ach, nun beruhige dich mal, es läuft doch gut, bald werden wir Segel setzen und einen Haufen Geld machen“, meinte Karim, blauäugig wie er nun einmal war.
„Hast du nicht gesehen, wie die Anderen uns angesehen haben oder wie ängstlich dieser Marcus an uns vorbei ging?“
„Die Crew ist halt schon lange unterwegs. Klar, dass man irgendwann sein Lächeln verliert und Marcus, ja, der scheint hier halt nichts verloren zu haben, er sollte wieder zu seiner Mama zurück.“
„Ich weiß nicht, ich traue dem Ganzen nicht.“
„Ach“, sagte Karim und gab mir einen Klaps auf die Schulter, „so, ich muss unter Deck, mir wird gezeigt, wie ich mit den Kanonen umgehen muss.“
Breit grinsend verließ er mich. Irgendwas an Bord passte nicht mit dem Verhalten von Glensfield zusammen, ich wusste nur noch nicht, was es war.
Ein kleiner, dickerer Mann trat vor mich. Er war mit Ruß bedeckt und schien auch so nicht viel von Körperpflege zu halten.
„Bist du Valon?“, fragte er mich mit rauer Stimme. Ich nickte zustimmend.
„Ich bin Piet, ich soll dir zeigen, was du zu tun hast“, fuhr er fort.
Ich folgte dem dicken Mann unter Deck. Kurz konnte ich beobachten, wie einige Männer Karim die Kanonen zeigten, ehe Piet mich in einen kleinen Raum führte.
Dort waren allerlei Waffen zu finden, von Äxten bis zu Säbeln.
„Deine Aufgabe wird es vor allem sein, die Waffen sauber zu halten, falls wir angegriffen werden. Sie müssen komplett rein und bereit sein, wenn wir uns verteidigen müssen“, meinte Piet in einem sehr unfreundlichen Ton zu mir. Er reichte mir einen Eimer mit Wasser und einen alten Lappen.
„Am besten, du fängst schon mal an, ich denke, Fragen sollten keine aufkommen“, sagte er und verließ den Raum wieder.
Ich atmete einmal tief durch und setzte mich dann auf einen maroden Hocker. Ich fing mit den kleinen Messern an und putzte sie blitzblank.
Ich bekam in der kleinen Kammer nicht einmal mit, dass wir bereits Segel gesetzt hatten und Southbridge allmählich hinter uns ließen.
Es war vielleicht keine schweißtreibende Arbeit, aber dafür eine sehr langweilige, die Waffen zu säubern.
Ich dachte mir: Das muss es sein. Das musste der Haken an der ganzen Sache sein: Niedere Arbeit.
Na ja, ich muss zugeben, ich war ja erst seit kurzer Zeit an Bord und wir verließen den Hafen ja auch gerade erst, also konnten wir ja auch noch gar nicht beweisen, wie gut wir feilschen konnten.
Dennoch war ich erbost über diese niedere Arbeit, als wenn ich zu nichts taugen würde. Aber ob es Karim besser erging?
Das fand ich beim Abendessen heraus. Wir saßen alle versammelt in einem beengenden Raum und bekamen von Piet zwei Stücke Brot und ein wenig Fleisch serviert, dazu einen Becher Wasser.
„Ist das alles?“, fragte ich den dicken Mann ein wenig geschockt.
Er griff sich eines meiner Brotstücke und legte es auf seinen Teller. „Wer motzt, bekommt weniger!“, pöbelte er und ging wieder fort.
Die ganze Fahrt stellte sich schon jetzt für mich als großer Fehler heraus.
„Bist du immer noch so begeistert?“, fragte ich Karim flüsternd.
„Aber sicher, die Jungs sind einfach fantastisch, sie sind witzig und haben eine Menge Geschichten zu erzählen, da macht das Saubermachen der Kanonen gleich viel mehr Spaß“, antwortete er und verschlang ein Stück Brot.
„Wenigstens hast du Gesellschaft, ich sitze alleine in dieser Kammer und reinige stundenlang die Waffen.“
Ich nahm mir mein letztes labbriges Brot und aß es schnell auf, bevor mir auch das noch genommen werden konnte.
„Wo isst eigentlich der Kapitän?“, fragte ich Karim neugierig.
„Glaubst du, er isst mit seiner Crew?“, gab er zurück. „Nein, der sitzt in seiner Kajüte.“
Ich vermisste den Luxus, den ich auf dem Hof besaß, doch irgendwie kapierte ich auch schnell, wieso es Karim nicht viel ausmachte, in diesem dunklen Raum zusammengequetscht mit all den anderen zu hocken, schließlich erging es ihm früher auch nicht anders.
Da mussten sie im Stall hausen, während ich im Haus mit meiner Mutter in der warmen Stube saß.
Auch die nächste Zeit wurde nicht besser. Während der Kapitän über Bord spazierte und uns dabei zuschaute, wie wir das Deck schrubbten oder unseren anderen Arbeiten nachkamen, bekamen wir abends immer und immer wieder Brot und Pökelfleisch serviert, wobei man dazu sagen muss, dass das Brot von Tag zu Tag schimmliger wurde.
Draußen wurden die Temperaturen langsam wärmer, das konnte nur bedeuten, dass wir die Nordsee allmählich verlassen hatten und genau Richtung St. Thomas segelten, wovon der Kapitän immer sprach.
Ich hoffte, dass Karim und ich dort unsere wahren Talente zeigen durften: Feilschen und Abzocken.
Nur das schien noch in weiter Ferne zu liegen, ich sah nichts außer dem glitzernden Atlantik und dem genauso blauen Himmel.
Ich fühlte mich langsam nur noch schwach, war sogar abgemagerter als vorher schon, ich verstand langsam auch, wieso uns die Crew am Anfang nicht freundlicher entgegen trat.
Ich schrubbte wieder das Deck und das Einzige, was mich davon abhielt, einfach umzukippen, war der Gedanke an Kathlyn und der Traum, sie schon bald an den Altar zu führen. Na ja, bald... Irgendwie glaubte ich nicht mehr daran, schnell zu Geld zu kommen, eher glaubte ich, bald an Bord zu verrecken. Immer wieder kam Piet vorbei und trat aus Versehen meinen Eimer Wasser um.
Mein Vater brachte mir einst bei, dass man nie einen Menschen hassen sollte, denn Hass sei nur ein Zeichen von Schwäche, aber diesen Kerl konnte ich beileibe nicht ausstehen.
Ich kratzte irgendwelche klebrigen Überreste mit der alten Bürste von den Planken, als plötzlich ein lautes Donnern zu hören war.
„Elender Sauhund!“, brüllte eine tiefe, raue Stimme und fast zeitgleich sprang die Tür zu dem Mannschaftsquartier auf.
Karim polterte auf das Deck und landete mit einem lauten Knall vor mir.
Ein großer Mann, bekleidet mit alten Lumpen und großen Ohrringen, kam auf ihn zu und packte ihn am Kragen. „Du wirst dir noch wünschen, nie geboren zu sein.“
Ich stand auf und schubste den Mann fort.
„Du wagst es, dich einzumischen?“, fragte er dann grimmig.
Wie gerufen kam Kapitän Glensfield mit großem Gepolter aus seiner Kajüte: „Was ist hier los?!“
Er stellte sich neben mich und musterte Karim und den Mann.
„Sir, er hat eines unserer Pulverfässer beschädigt, die ganze Pulverkammer ist verdreckt“, antwortete der Mann sauer.
„Ist das so?“, fragte Glensfield noch einmal nach und überlegte kurz. „Nun, dann wird eine Strafe fällig sein. Holt mir die neunschwänzige Katze.“
Karim und ich schraken zusammen. Es gab auf See viele Strafen, das wusste auch eine Landratte wie ich, aber Peitschenhiebe mit der neunschwänzigen Katze gehörten sicher zu den schmerzvollsten und dazu schrecklichsten Methoden.
„Warten Sie!“, rief ich und ergriff Glensfields linken Arm.
„Hast du irgendwelche Einwände gegen die Entscheidung des Kapitäns?“, fragte er böse.
Ich wollte eigentlich etwas sagen, doch plötzlich fehlten mir die Worte.
„Sehr schön“, antwortete er und ließ sich von Piet die Peitsche reichen.
Alle Crewmitglieder hatten sich an Deck versammelt, um zuzuschauen.
„Zwölf Peitschenhiebe dürften reichen“, meinte der Kapitän und holte kräftig aus. Karim schloss verängstigt seine Augen.
Glensfield wollte gerade zuschlagen, da packte ich seinen Arm und die neun Riemen senkten sich lustlos nach unten.
Ein Raunen ging durch die Mannschaft. Noch nie hatte sich jemand derart gegen den Kapitän gewandt.
„Du wagst es, dich gegen den Kapitän zu stellen?“, fragte er grimmig.
„Wenn es darum geht, Gerechtigkeit walten zu lassen, dann ja“, gab ich zurück, schubste ihn von mir weg und ergriff die Peitsche.
Dann wandte ich mich an die Crew: „Leute, das muss so nicht sein, erheben wir uns gegen die Ungerechtigkeit an Bord!“
Doch mehr als leises Stöhnen kam nicht zurück.
Dann stellte sich Karim neben mich, der sich langsam von dem Schock erholt hatte. „Er hat recht, wer regiert an Bord? Wir!“
Langsam machte sich Unsicherheit breit, sie standen nicht mehr komplett hinter ihrem Kapitän.
„Zusammen können wir erreichen, dass nie wieder auch nur ein Mann an Bord zu Unrecht bestraft wird!“, meinte ich dann zuversichtlich.
Die Männer schauten sich gegenseitig uneinig an.
„Er hat recht!“, brüllte einer von ihnen. Ein anderer rief: „Lasst uns dafür sorgen, dass so etwas nie wieder passiert!“
Ein großer Jubel breitete sich unter der Mannschaft aus.
„Es reicht!“, brüllte der dicke Piet und stampfte auf mich zu.
Doch ehe er mich erreichen konnte sprangen drei andere Crewmitglieder auf ihn zu und hielten ihn von einer Attacke ab. Danach ergriffen sie Glensfield und den großen Mann, der erst für diese Aufregung gesorgt hatte.
Sie wickelten die beiden zusammen mit Piet in Seile und verfrachteten sie in ein Beiboot.
„Das wird euch noch teuer zu stehen kommen“, johlte Glensfield.
Doch die Mannschaft hörte ihm nicht zu und ließ feiernd das Beiboot zu Wasser.
„Hört meine Worte, das wird euch noch teuer zu stehen kommen!“, rief er uns noch entgegen, als das kleine Boot langsam davon trieb.
„Was machen wir nun?“, fragte mich Shelton, ein großer Mann afrikanischer Abstammung. Er war bis jetzt zusammen mit Karim für die Kanonen verantwortlich.
„Ähm, wieso fragst du mich das?“, wollte ich wissen und schaute ihn verwirrt an.
„Nun ja, Sie sind der neue Käpt´n“, meinte ein kleiner, älterer Mann.
„Der neue was?“, erschrak ich erstaunt.
„Der neue Käpt´n“, gab Shelton zurück, „Sie haben den alten Kapitän gestürzt, das macht Sie zu unserem neuen Kapitän.“
„Nein, ich denke nicht, dass ich dieser Herausforderung gewachsen bin“, antwortete ich und hielt mir abweisend die Hände vor den Körper.
Karim sprang grinsend vor mich. „Wer ist dafür, dass Valon unser neuer Kapitän wird?“
Ausnahmslos hoben alle ihre Hände.
„Leute, ich bin euch wirklich sehr dankbar, aber ich kann diesen Posten wirklich nicht annehmen“, versuchte ich mich irgendwie aus der Situation zu befreien.