Überall Bäume, wunderschön, mit prächtigen, leuchtenden Farben, grelles rot, helles Blau, umzogen von gelben Streifen. Ein rosa Himmel, soweit das Auge reichte und eine Sonne die niemals unterging. Es war ein wundervoller Ort. Tiere, sowie Fabelwesen lebten alle harmonisch miteinander, es gab keine Streitigkeiten, denn alle tanzten zu wundervoller Musik. Der Wind blies durch die Blätter der Bäume und brachte der Musik ein angenehmes Rauschen. Der Boden war saftig grün, mit Kristallen in allen Farben, die hell leuchteten. Keine Menschen waren hier, keine Autos, Fabriken und Waffen. Nur ein reines Reich der Tiere und Fabelwesen. Er wanderte durch diese himmlische Welt, die so perfekt war. Wie in einem Rausch folgte er einem sandigen Weg tiefer in einen Wald, die Tiere schmiegten sich an seinen Körper. Es war ein wundervolles Gefühl, so…
„Aufwachen Bursche!“
Thomas öffnete schlagartig die Augen und sah verwirrt vor seinem Tisch Herr Schwarz stehen. Mit seinem fast schon kahlen Kopf, Falten im Gesicht, dem altmodischen schwarzen Jackett und der beinahe schon uralten Brille, die er nach hinten geschoben hatte, wirkte er wie einer der altmodischen Lehrer aus den sehr frühen Vierzigern, die Schüler noch mit Rohrstöcken verprügeln würden, wenn man es ihnen heute erlauben würde. Der alte Mann schien jeden Schüler und jedes Kind zu hassen.
Er wirkte zornig und Thomas realisierte noch nicht einmal, was überhaupt passiert war. Eben waren seine Gedanken noch in einem schönen, grünen Wald voller Tiere verloren und jetzt saß er in einem Klassenzimmer mit gleichaltrigen, die belustigt zu Thomas sahen und anscheinend schon wussten, was als nächstes passieren wurde, Thomas‘ Grundschullehrer packte das Lehrbuch über Mathematik auf seinem Tisch und verpasste ihm damit einen kräftigen Schlag auf den Schädel, der ihn wachrütteln sollte.
„Das sollte dich aufwecken, Junge.“
Immer noch verwirrt, rieb sich der junge Schüler Thomas mit klopfendem Herzen den Schädel und sah sich um. Alle Augen waren nun auf ihn gerichtet, doch statt zu staunen oder zu pfeifen, lachten die anderen Schüler über ihn.
Herr Schwarz schlug kräftig auf Thomas' Tisch, sodass er wackelte und rief laut: „Ruhe!“, ehe der Alte mit Thomas' Buch ihm ein weiteres Mal einen Schlag verpasste.
„Au!“, stieß Thomas erschrocken aus, bis Herr Schwarz mit voller Wucht seine große, faltige Faust auf den Tisch schlug und Thomas so fast von seinem Stuhl schleuderte.
Thomas rieb sich den Kopf und erfasste erst jetzt, was passiert war. Er hatte geschlafen, mitten im Unterricht.
Während die anderen lachten, wurde er an seinem Tisch immer kleiner, schlug das Buch auf und versuchte sich dahinter zu verstecken. Vor sich sah er ein weißes Blatt Papier, auf dem eine kleine Geschichte geschrieben war. Von einem Jungen, der keine Lust auf den Unterricht hatte und einfach davonlief. Darunter waren schlecht gezeichnete Bäume zu sehen, die gekrakelt ein gut Viertel des Blattes bedeckten.
Thomas war es so peinlich im Unterricht geschlafen zu haben und seine Wangen wurde immer röter, bis er endgültig zusammensank und fast unter den Tisch gerutscht wäre.
„Du wirst dafür übrigens das Klassenzimmer aufräumen, wenn der Unterricht vorbei ist, verstanden, Thomas!“, rief der Lehrer gebieterisch.
Dieser laute und aggressive Schrei von Herr Schwarz hallte durch das ganze Klassenzimmer, das es buchstäblich zum Wackeln brachte.
„Ja, Herr Schwarz“, flüsterte Thomas leise und beschämt. Er zitterte am ganzen Leib und wandte sich seinem Blatt mit den Bäumen zu. Noch ein letztes Mal gönnte er seiner fantastischen Welt einen schönen Gedanken, ehe er das Stück Papier beiseiteschob und sich seinen Aufgaben widmete.
„Gut, dann machen wir weiter“, sprach Herr Schwarz ungeduldig. „Und falls du wieder einschläfst, musst du nachsitzen, kapiert, Bursche?“
„Verstanden“, antwortete Thomas hastig und sah schnell noch einmal um. Er konnte praktisch spüren, wie sich die anderen Kinder in seiner Klasse bereits in Gedanken ihre Mäuler zerrissen und nach dem Unterricht ebenfalls.
Thomas sank immer tiefer, dass er dachte, er wäre von seinem Stuhl gerutscht, so peinlich war ihm das. Und er glaubte zu hören, wie die anderen Schüler in seiner Klasse schmunzelten und kicherten. Er gab den Rest des Unterrichts keinen weiteren Ton von sich und seine Lippen zitterten vor Angst.
Der Unterricht ging weiter mit einfachem Multiplizieren ...
Am Ende der Stunde verließen alle Schüler so hastig sie konnten das Klassenzimmer. Thomas packte ebenfalls schnell seine Sachen und versuchte leise in der Menge an Schülern unterzutauchen, damit er das Klassenzimmer nicht putzen musste, aber einer der größten Schüler in der Menge schubste ihn aus dieser heraus. Thomas stolperte und torkelte an den Türrahmen, an dem er sich festhielt. Er stand nun ganz allein da. Ohne Deckung, ohne Schutz.
„Haben wir nicht etwas vergessen?“, fragte Herr Schwarz belustigt, der Thomas bemerkte.
Thomas sah verzweifelt den anderen Schüler an, der ihn nur hämisch ansah und lachte.
„Ich glaube, ich hab‘ alle meine Sachen beisammen“, erwiderte Thomas vorsichtig.
Der Lehrer schlug ihm ein weiteres Mal mit einem seiner Bücher auf den Kopf und schubste ihn in die Mitte des Raumes.
„Scherzbold. Du sollst hier noch aufräumen. Und wenn du fertig bist, melde dich im Sekretariat, dass das das Klassenzimmer abgeschlossen werden soll.“
„Gut.“
„Und noch etwas, wenn du noch einmal einschlafen solltest, gehe ich zum Direktor, der wird noch schlimmere Dinge mit dir machen, als ich!“
Der Lehrer verließ den Raum und schlug die Tür so fest zu, dass fast das ganze Klassenzimmer zu wackeln begann.
Er ließ Thomas allein im Klassenzimmer zurück, der erst einmal seinen schwarzen Rucksack beiseite stellte. Er atmete einmal ein und wieder aus. Sein Herz klopfte immer noch wild und schmerzte. Er würde bestimmt den Bus verpassen, da er noch saubermachen musste.
Thomas stellte zuerst die restlichen Stühle auf die Tische, putzte sorgfältig die Tafel und passte auf, dass sich dort keine Streifen bildeten.
Danach sammelte er das ganze bunte Papier auf und warf es in den Müll. Bis auf eines. Er öffnete das Papierknäuel und erschrak, als er eine schlichte Zeichnung von sich selbst sah, ihm gegenüber der große Lehrer Herr Schwarz, der auf der Zeichnung nicht eins zu eins mit der Realität übereinstimmte, was bedeutete, dass der Alte gut fünf Meter größer war als Thomas. Mit langen Armen schlug der Lehrer Thomas ein Buch auf den Kopf und sah Sterne. Betrübt über diese Ereignisse, zerriss er das Blatt und warf die Einzelteile ebenfalls in den Papierkorb. Unter seinem Tisch fand er auch seine Zeichnung des Traumes, den er tief in seiner Hosentasche vergrub.
Gerade als er sich der Fensterbank widmen wollte, spähte er hinunter auf den Pausenhof und sah dort etwas über den Rasen flitzten. Es war klein und bunt und sah aus wie ein Tier. Doch es war zu weit weg, als dass er erkannte, was es war. Das Tier sprang aus dem Gebüsch heraus und Thomas traute seinen Augen nicht. Das Wesen blieb kurz stehen, ehe es wieder weiter rannte. Unter einer Parkbank durch, direkt in einen weiteren Busch. Es sah aus wie ein Hase.
Er warf den restlichen Müll in den Papierkorb, packte seinen Rucksack und stürmte aus dem Zimmer heraus. Dabei stieß er aus Versehen gegen etwas Großes und fiel zu Boden. Schnell stand er auf und sah in die arroganten Augen eines älteren Schülers. Er trug einen Ohrring an seinem linken Ohr und einige Piercings an der Lippe. Thomas erkannte auch ein Tattoo an dem Hals des Jungen, das er aber nicht vollständig erkennen konnte. Es erinnerte etwas an einen Adler.
„Was soll das, du Grundschüler? Kannst du nicht aufpassen wohin du gehst? Verpiss dich, Kleiner!“
„J-ja. Tut-tut mir leid.“
„Das sollte es auch, also geh‘ hübsch mit deinen Murmeln spielen“, lachte der Schüler und stieß Thomas zu Boden.
Die beiden Begleiter des älteren Schülers, die Thomas erst jetzt bemerkte, lachten nur darüber.
Als sie um die Ecke gebogen waren, stand Thomas schnell wieder auf, stürmte das Treppenhaus herunter in den Park.
Die Gänge der Schule waren überfüllt von Schülern und Lehrern, an denen er sich vorsichtig vorbeischlängelte. Einige Uhren hingen an den Wänden, die aber schon lange nicht mehr funktionierten, denn egal wann Thomas kam, die Zeit schien bei diesen Uhren still zu stehen.
Thomas wollte unbedingt herausfinden, was das für ein Wesen war.
Als er unten ankam und sich sorgfältig umsah, doch nichts, keine Schüler befanden sich hier. Kaputte Flaschen und Zigarettenkippen lagen herum. Eine der Schulhofwände war mit Spraydosen schlecht bearbeitet worden. Nur schwarze Schriftzüge in schlechter Grammatik und unhöflichen Worten.
In der Mitte des Hofes stand ein großer Baum, in dem Vögel nisteten.
Thomas ging zum Gebüsch, in den der Hase so plötzlich verschwand. Langsam näherte er sich ihm und riss es in einem Ruck auseinander. Ein Hase saß da. Es hatte leuchtend blaues Fell. Es sah Thomas ängstlich an und zuckte mit seiner kleinen rot-leuchtenden Nase.
„Hallo, Kleiner“, sagte Thomas sanft. „Ich tue dir nichts. Hab‘ keine Angst.“
Der Hase neigte seinen Kopf zur Seite, als ob er ihn verstehen würde. Er näherte sich langsam mit seinen kleinen Pfoten dem Menschen.
„Kannst du mich verstehen?“, fragte Thomas und ging auf die Knie.
„Ja“, erwiderte der Hase zu Thomas' Überraschung. „Wie heißt du?“
„I- ich bin Thomas. Du kannst sprechen?“ Thomas stolperte nach hinten und landete auf seinem Hintern.
Thomas war immer noch hin und weg. Hasen konnten normalerweise nicht sprechen. Oder gab es welche, die es konnten?
„Überrascht?“, fragte der Kleine sarkastisch. „Alle aus meiner Familie können sprechen.“
Thomas näherte seine Hand vorsichtig dem Hasen, er wollte ihn streicheln. Doch dann überlegte er es sich anders und wich zurück.
„Was hast du?“, fragte das bunte Tier.
„Ich-ich habe noch nie einen Hasen gestreichelt.“
Der Hase schien zu grinsen und Thomas überwand seine Angst, er strich mit seiner Hand über das seltsam kühle Fell des kleinen bunten Hasen. „Woher kommst du?“
„Mit wem redest du da?“
Thomas schreckte auf. Schnell stand er auf, drehte sich und sah in die verwirrten Augen eines gleichaltrigen Schülers.
„Mit diesem Hasen. Er kann sprechen“, stotterte Thomas.
„Welcher Hase?“, fragte der Schüler verwirrt.
Thomas sah rasch dorthin, wo das kleine Wesen saß, doch es war nicht mehr da. Hatte er es sich eingebildet?
„Nun komm', gehen wir“, erwiderte der Schüler sichtlich verwirrt.
Thomas nickte. Immer noch verwirrt, sah er sich um. Doch anstatt zu gehen, blieb er erst einmal.
„Geh‘ du schon einmal vor, ich komme gleich nach. Ich glaube, ich habe etwas verloren“, log Thomas.
„Na gut“, erwiderte der Junge sichtlich gelangweilt.
Thomas wartete, bis der Junge im Schulgebäude verschwand. Als dieser um die Ecke bog, sah er wieder zu dem Platz, wo der Hase saß. Das Gebüsch raschelte und Thomas hoffte, dass dieser seltsame Hase darin war, doch es flogen nur einige Spatzen heraus und verloren sich im Himmel.
Verwirrt beschloss Thomas nun erst einmal die Schule zu verlassen.
Er packte seinen Rucksack und schwang ihn nicht gerade elegant über seine Schulter. Danach folgte er den zahlreichen Gängen bis zum Ausgang der Schule. Die Gänge waren wie leergefegt, nur noch einige Putzleute säuberten den Boden und beachteten Thomas nicht.
Draußen angekommen folgte er den Parkplätzen zur Haltestelle der Busse.
Thomas überprüfte den Fahrplan und ärgerte sich. Der Bus war vor fünfzehn Minuten abgefahren. Innerlich verfluchte er seinen Lehrer und seine Neugierde. Hätte er nicht nach diesem seltsamen Hasen gesucht, würde er wahrscheinlich nicht in diesem Dilemma stecken. Also beschloss er zu warten. Es würde noch eine halbe Stunde dauern, bis der Bus ankam. Während dieser Zeit dachte er darüber nach, woher wohl der Hase kam. War er überhaupt echt?
Der Bus kam schließlich an. Es schien, als ob Thomas eine Ewigkeit auf ihn gewartet hätte. Er warf noch einmal einen Blick hinter sich, in der Hoffnung den sprechenden Hasen zu sehen, doch nichts. War es nur Einbildung? Der Fahrer sah ihn gelangweilt an. Er trug eine blaue Schirmmütze und hatte langes, lockiges Haar darunter. Thomas zeigte ihm seine Monatskarte. Der Busfahrer winkte ihn nach hinten. Der Junge hoffte einen Platz zu finden, wo er sich ausruhen konnte, doch der Bus war so voll, sodass er stehen musste und das hasste er.
Müde stellte er sich in die Mitte des Busses, da ihm da am wenigsten schlecht wurde und sah er durch ein Fenster. Dort sah plötzlich den Hasen, der ihn anscheinend ansah. Er schien Thomas direkt in die Augen zu sehen. Thomas rieb sich seine und dachte, dass er nicht richtig sah. Als er sie wieder öffnete, war der Hase verschwunden. Was war bloß los mit ihm? War er verrückt geworden?
Nach einer Viertelstunde Fahrt in den Wohnbezirk der Stadt, stieg Thomas aus und sah sich um. Der Hase war nirgends zu sehen.
„Alles nur Einbildung“, flüsterte er und ging weiter.
Zuhause angekommen, öffnete er die Wohnungstür mit seinem Schlüssel und sah seine Mutter Klara, mit ihren langen braunen Haaren und der selbst gestrickten roten Jacke. Seine Mutter sah ihn von der Couch aus nicht gerade freundlich an.
„Wo warst du?“, fragte sie.
„Hab' den Bus verpasst“, erwiderte Thomas knapp und hing seinen Schlüssel an das silberne Schlüsselbrett.
Seine Mutter seufzte laut als Thomas müde in sein Zimmer ging. Er wollte ihr nicht unbedingt erzählen, dass er während des Unterrichts geschlafen hatte.
Er schloss die Tür hinter sich und schmiss seinen Rucksack in die Ecke, danach warf er sich auf das Bett und versuchte sich zu entspannen. Er sah sich in sein Zimmer um. Es wirkte für ihn irgendwie fremd und zugleich vertraut. An der einer Wand hing ein großes AC/DC Poster, darunter stand sein Computer auf einem Schreibtisch. In der anderen Ecke sein Fernseher.
Zumindest würde morgen Wochenende sein.
Gerade als er die Augen schließen wollte, beschloss er zum Fenster zu gehen und hinauszuschauen. Er stand müde auf und ging zur Fensterbank. Gelangweilt spähte er hinab auf die Straße, wo viele Autos herumfuhren. Auch ein Traktor ratterte über den schon sehr gebrauchten Asphalt.
Nachdenklich drehte er sich um, doch genau im gleichen Moment hörte er etwas, das sich nicht wie ein Auto anhörte, viel mehr wie ein Brüllen. Schnell sah er erneut heraus.
Unten saß wieder der Hase am Straßenrand. Der Kleine sah vorsichtig nach links und rechts, ehe er auf die andere Seite hüpfte. Thomas starrte ihn konzentriert an. Fast im gleichen Moment versperrte ein vorbeifahrendes Auto die Sicht zwischen ihm und dem Hasen. Als es weiterfuhr, war der Hase erneut weg. Das konnte doch keine Einbildung sein, oder doch?
Er warf sich erneut auf das Bett und schlief erst einmal etwas.
Er träumte erst einmal, wie er bei Herr Schwarz nachsitzen musste. Thomas stand vor der Tafel und schrieb einige Worte. Und immer, wenn er sich verschrieb, bekam er einen Schlag mit einem Rohrstock auf den Rücken.
Während des Schlafens wälzte Thomas sich hastig hin und her.
Nach diesem Traum, träumte er von dem Hasen, der sich an sein Bein schmiegte und leise pfiff. Thomas wollte ihn streicheln, doch gerade als er das Fell berührte, schreckte er auf und hinter ihm stand Herr Schwarz, der mit seinem Stock ausholte.
Plötzlich spürte er Schmerzen an seinem Rücken und sah sich um. Er war von seinem Bett gefallen.
„Verdammt!“, fluchte der Junge und stöhnte.
Thomas sah auf. Sein Herz raste wie wild und er schwitzte am ganzen Leib. Schwer atmend versuchte er seine Nerven zu beruhigen. Sein Puls beruhigte sich und sein Keuchen wurde leiser und ebenfalls ruhiger.
Er beschloss sich erstmal auf den Weg in die Stadt zu machen. Vielleicht würde ihn das ablenken und zu klaren Gedanken führen.
Thomas ging zur Wohnungstür und gerade als er sie öffnen wollte, hielt ihn seine Mutter an: „Wohin gehst du?“
„In die Stadt“, antwortete Thomas.
„Gut, komm' aber zurück, bevor es dunkel wird.“
Er verließ die Wohnung und ging Richtung Stadt. Er dachte darüber nach, wie besorgt seine Mutter jedes Mal klang, wenn er das Gebäude verließ und auf eigene Tour ging. Seinen Vater kannte er nicht, seine Mutter erzählte ihm, dass er bei einem Arbeitsunfall starb. Doch anscheinend schien er ein guter Mann zu sein, auch wenn seine Mutter nicht gerne darüber sprach.
Bevor er losging, lief erst einmal über die Straße, auf die der Hase herübergelaufen war und folgte dem Weg. Er hoffte, dass er ihm wiedersehen würde, doch nichts. Bis er plötzlich gegen etwas stieß. Er dachte zuerst, es sei der Hase, doch es war nur ein älterer Mann mit Gehstock, langem, grauem Bart, Sonnenbrille und schwarzer Jacke, der ihn mürrisch ansah.
„Was soll denn das, du Bengel?“, fragte er.
„Tut-tut mir leid.“
„Na immerhin.“
Thomas trat beiseite und beschloss, sich nicht mehr um den Hasen zu kümmern. Das war alles nur Einbildung. Er musste sich auf seinen Weg konzentrieren und nicht auf fantastische Wesen, die es ohnehin nicht gab.
Während der Alte langsam weiterging, in der Hoffnung Thomas nicht zu hören, hörte dieser dennoch die arroganten und zornigen Worte: “Verdammte Gören. Immer wieder dasselbe.“
Thomas beschloss, sich nicht mehr darum zu kümmern und folgte der Straße weiter Richtung Stadt. Es würde mehrere Minuten dauern, denn sein Wohnort war außerhalb der Stadt. So hoffte er, während dieser Wanderung den Hasen aus seinen Gedanken zu verbannen, so sehr er ihm aber auch im Kopf herum hüpfte.
Es war ein langer Weg, mit einem Fahrradweg, Fußgängerzone und mehreren Bäumen am Straßenrand. Autos in jeder erdenklichen Farbe fuhren schnell die Straße entlang.
Plötzlich hörte er hinter sich ein Klingeln und er drehte sich um. Ein Fahrrad kam ihm von hinten entgegen, der knapp an ihm vorbei sauste. Plötzlich erschrak Thomas, als er dem Radfahrer hinterher sah. In dem Korb, auf dem Rücksitz, wo sich eine leere Einkaufstasche befand, saß der Hase darin, der ihm anscheinen zuzwinkerte. Der Fahrer hielt sein Rad an einer Kreuzung mit einer roten Ampel an und der Hase fing an, hämisch zu grinsen. Thomas rieb sich die Augen.
Das ist alles bloß Fantasie. Dachte Thomas.
Als er seine Augen wieder öffnete, war der Hase auch schon wieder verschwunden. Nachdem sich das Licht der Ampel grün färbte, fuhr der Fahrer auch schon weiter und wandte sich nach links, über einen weiteren Weg mit einer grünen Ampel und fuhr davon.
Thomas atmete tief ein und aus und ging mit wackeligen Knien weiter. Er wurde langsam immer nervöser.
Diese Sache machte ihm sehr zu schaffen, zu sehr, für seinen Geschmack.
Er bog also nach rechts ab und sah bereits die hohen Gebäuden der Stadt in der Ferne. Weit hinten war der große Kirchturm zu erkennen, dessen Uhr gerade 17:30 Uhr schlug. Es waren die üblichen beiden viertelstündlichen Glockenschläge zu hören, die danach verstummten.
Als Thomas endlich die ersten Gebäude passierte, folgte er dem Weg nach links in eine Gasse. Es war der schnellste Weg in sein liebstes Geschäft, in dem Computerspiele angeboten wurden. Das würde ihn bestimmt auf andere Gedanken bringen.
Geschäftig gingen Leute hin und her und kauften ihre Lebensmittel an Ständen ein, die von Bauern aus der Umgebung betrieben wurden.
Andere Kindern stürmten durch die Gegend und es wurden auch farbenfrohe Luftballons ausgehängt. Thomas erinnerte sich, dieses Wochenende fand der 101. Jahrestag der Stadt statt. Morgen würde es losgehen und die ganzen zwei Tage andauern.
Thomas folgte der Gasse und kam nun im Stadtzentrum an. Eine große Plaza mit einem nicht sehr tiefen Becken befand sich in der Mitte, in dessen Zentrum sich ein Brunnen befand, dessen Wasser in das Becken floss und danach durch eine kleine Pumpe darunter wieder den Brunnen gepumpt wurde. Der Brunnen war zweistöckig und aus weiß glänzendem Stein.
An den Rändern der Plaza befanden sich die Geschäfte mit den großen bunten Schildern. Die Stadt war dafür bekannt, dass sich dort viele kleine Geschäfte dort niedergelassen hatten. Das bedeutete, dass wenige bekannte Verkäufer hier vertreten waren.
Thomas sah schon den Laden am anderen Ende des Platzes. Er machte einen Bogen um das Becken und den Brunnen, bis er vor dem Geschäft stand. Auf dem roten Schild waren einige berühmte Computerspielfiguren abgebildet. Darunter stand der Name des Geschäftes: Herberts Spieleladen.
Das Schaufenster stellte einige bekannte Spiele aus, auch waren dort Figuren und Andenken für Sammler und Nerds vertreten.
Thomas öffnete die Tür, die er zu sich ziehen musste und er hörte bereits das Klingeln der Türglocke und fand sich in einem großen Raum wieder.
Überall standen Regale mit allen möglichen Spielen, sowohl bekannte, als auch unbekannte. Thomas ging zum Tresen des Geschäfts und wollte sich nach Spielen in seiner Altersklasse erkundigen, doch der Verkäufer befand sich noch in einem Nebenzimmer. Also wartete Thomas und trat aufgeregt von einem Bein auf das andere. Als der Mann herauskam, erschrak er. Es war eine Maus. So groß und so gekleidet wie ein Mensch, auf zwei Beinen laufend. Er trug eine Brille, eine rote Weste und eine blaue Hose. Mehr konnte Thomas nicht erkennen.
„Was kann ich für dich tun?“, fragte die Maus.
Thomas ging entsetzt einige Schritte zurück, bis er rückwärts aus der Tür stolperte, gegen etwas stieß und zu Boden fiel.
„Hast du dir etwas getan?“, fragte eine weibliche Stimme.
Thomas stand auf und sah entsetzt einer Frau in Mausgestalt und ihrem Sohn, der ebenfalls eine Maus war an.
„Du wirkst verwirrt, alles in Ordnung?“
„Wa-Was ist hier los?“, rief Thomas und drehte sich um. Überall gingen Mäuse über die Plaza, als ob es ganz normal wäre, ein Tier zu sein. Genauso wie der Verkäufer aus dem Geschäft waren alle in Klamotten gehüllt. Thomas verschlug es die Sprache.
Es war alles so bizarr, es konnte nur ein Traum sein. Er rieb sich die Augen, doch nichts änderte sich.
Die Kirchturmuhr schlug nun 17:45.
Doch plötzlich fand er sich wieder vor dem Geschäft vor. Ängstlich sah er hastig hin und her. Alles schien wieder völlig normal zu sein. Es war wirklich ein Traum. Er beschloss nun das Geschäft endgültig zu betreten, da kam ihm ein junger Mann mit einer roten Jacke entgegen und stieß ihn unsanft zur Seite.
Thomas sah auf einmal wieder diesen Hasen, mit seinem blauen Fell und der rot, leuchtenden Nase, der ihn anzugrinsen schien. Kurz darauf wurde es schwarz um Thomas und er fiel in Ohnmacht. Er sah vor seinem inneren Auge Mäuse, Hasen und einen seltsam, bunt gefärbten Himmel.
Thomas erwachte.
Wo war er? Er lag auf einem Bett in einem weißen Raum.
An seinen Fingern waren Kabel befestigt. Zudem war er in ein hellblaues Hemd gehüllt. Neben seinem Bett befand sich ein Tisch mit verschiedenen Instrumenten. Spritzen, Pinzetten und dergleichen.
Benommen setzte er sich auf und sah sich um. Er befand sich wohl in einem Krankenhaus.
Einige Männer mit weißen Mänteln liefen an einem Fenster vorbei, das bestätigte seine Vermutung, in einem Krankenhaus zu sein. Die Silhouette einer Person hinter einer gläsernen Tür gegenüber von ihm erschien.
Die Person dahinter öffnete sie und eine Maus herein, in einem weißen Mantel gehüllt und einen Stethoskop um den Hals gehängt.
„Na, wieder wach?“
Thomas rutschte vom Bett. Die Schläuche rissen heraus und er wurde ohnmächtig.
Thomas erwachte.
Was war passiert? Er sah sich um. Er lag auf dem einem Bett in einem Krankenhaus. Sein Herz raste, er sah neben ihm ein Gerät, das seinen Puls aufzeichnete, das immer schneller zu werden schien. An seinem Zeigefinger war ein Kabel befestigt. Außerdem trug er ein hellblaues Hemd. Verwirrt sah er sich hastig um. Die Wände waren weiß gefärbt und es roch nach nichts. Er war wohl wirklich in einem Krankenhaus in einem der Zimmer.
Er sah die Silhouette einer Person hinter einer Glastür gegenüber von ihm, die sich öffnete. Sein Puls wurde schneller, in Angst, dass erneut eine Maus hereinkam. Doch diesmal kam ein älterer Arzt herein. Er trug ein Klemmbett in der einen Hand und einen Stift in der anderen. Er kritzelte einige Wörter darauf und sah Thomas, dessen Herzschlag sich langsam beruhigte.
Er Arzt hatte ein Stethoskop um den Hals gehängt und näherte sich Thomas, der instinktiv zurückwich.
„Du hattest einen Angstanfall, Junge.“
„Wer… wer sind Sie?“, brachte Thomas nur hervor. Er stand immer noch unter Schock.
„Ich bin Doktor Kraus. „Setze dich bitte auf. Ich muss dich untersuchen.“ Er sah auf das Gerät, das den Puls anzeigte, der sich immer mehr beruhigte. „Was war denn los?“
Thomas beschloss, erst einmal niemandem zu sagen, was er sah, denn wenn er es tat, würden sie ihn bestimmt in ein Irrenhaus stecken. „Ich bin rückwärts gestolpert.“
„Eine Frau sagte, du hast unter Schock gestanden. Das hört sich wie ein Angstzustand an.“
Thomas hatte keine Ahnung, was das sei, doch erst einmal schwieg er.
Der Arzt setzte sein Stethoskop an und hob das Hemd des Jungen hoch. Danach legte er das Stethoskop an Thomas' Brust. Es war eiskalt.
„Hmm“, machte der Arzt. „Dein Puls ist wieder ruhiger geworden.“ Er kritzelte erneut etwas auf sein Klemmbrett und verließ ohne weitere Worte den Raum, schloss die Tür hinter sich und ließ Thomas allein mit seinen Gedanken.
Thomas löste das Kabel von seinem Finger, erhob sich und sprang vorsichtig von dem Bett herunter. Immer noch wackelig auf den Beinen stolperte er über den Boden und versuchte erst einmal wieder Halt zu finden. Also ging er zu einem Tisch in der Ecke des Raumes, wo einige Pulsmesser lagen und hielt sich daran fest. Immer noch schwankend, wollte gerade weitere Schritte gehen, als er zu Boden sank und erst einmal sitzen blieb. Der Boden war kalt und Thomas fror.
Im gleichen Moment kam wieder ein Arzt herein.
„Wie lange war ich bewusstlos?“, wollte Thomas wissen.
„Etwa fünf Stunden“, erklärte der Arzt. „Wie müssen dich aber noch einige Tage hierbehalten. Zur Untersuchung. Alles deutet zwar auf einen Angstanfall hin, aber es könnte noch etwas anderes sein.“
„Was ist denn ein-ein ... “, stotterte Thomas.
„Angstzustand?“, fragte der Arzt.
Thomas nickte langsam.
„Nun, wenn man verwirrt oder ängstlich ist, kann das zu erhöhtem Puls führen, mit dem weder das Herz noch das Hirn klarkommen. Das führt zu weiterer Angst, bis man schließlich ohnmächtig wird.“
Thomas dachte kurz über die Worte nach und verstand. Sein Gehirn war also überlastet.
„Wir haben dir noch Blut abgenommen. Wir müssen auch noch später ein EEG machen. Das ist eine Art Gehirntest. Wir müssen diesem Zustand auf den Grund gehen.“
Thomas sah sich seine Arme an und fand auf dem linken Arm ein Pflaster befestigt.
„Du darfst dich im Krankenhaus frei bewegen. Ich glaube deine Mutter wartet im Eingangsbereich.“
„Danke, Doktor.“
Thomas stand auf, verließ erst einmal das Zimmer und sah sich um. Ärzte und Patienten liefen in den Gängen herum. Auch ein Liegewagen mit einem Patienten darauf, wurde von einer Ärztin schnell durch die Gänge um eine Ecke geschoben.
Thomas folgte einigen Schildern und eine Treppe hinunter in die Eingangshalle.
In der Mitte befanden sich einige Sitze. Auf einem saß seine Mutter Klara, die ihn hoffnungsvoll ansah. Sie sprang wie ein Blitz auf und umarmte Thomas.
„Zum Glück geht‘s dir gut, Junge. Ich hab‘ mir solche Sorgen gemacht.“
„Du erdrückst mich ja“, stöhnte Thomas und versuchte sich aus ihrem Griff zu lösen.
Er versuchte ein Lächeln zu erzeugen, was ihm allerdings missglückte und ihn seine Mutter etwas traurig ansah. Sie ließ ihn los und ging einige Schritte zurück.
Wie geht’s dir?“, fragte Thomas.
„Ich war krank vor Sorge, Junge.
„Die Ärzte meinten, ich müsste noch einige Tage zur Untersuchung hierbleiben. Sie wollen noch ein EE-EE ... “
„Ein EEG machen“, erklärte Klara. „Da werden mit einigen Halterungen, die man an deinem Kopf befestigt Kabel angeschlossen. Sie wollen damit deine Gehirnaktivitäten testen, ob mit dir wirklich alles in Ordnung sei.“
„Verstehe.“ Thomas wusste aber, dass das nichts brachte. Es zwar Angst, aber vor seiner Fantasie. Und solange sie mit dem EEG keine Gedanken lesen konnten, würde dies auch niemand erfahren. „Man kann aber damit keine Gedanken lesen, oder?“
„Nein“, sagte seine Mutter.
„Danke, dass du dich um mich sorgst“, erwiderte Thomas froh und fing nun an, seine Mutter zu umarmen.
„Hoffentlich ist mit dir alles in Ordnung.“
„Thomas“, hörte er eine Stimme hinter sich. „Komm' bitte mit.“
Thomas drehte sich um und sah den Arzt der ihn untersuchte wieder.
„Am besten du schläfst erst einmal ein bisschen. „Morgen machen wir das EEG.“
Thomas nickte und ging mit dem Arzt zu den Zimmern, wo die Patienten schlafen durften. Er sah ein großes Bett, mit einem Kissen und einer Decke. Was der Arzt nicht bemerkte war, dass Thomas die Kameras an der Decke sah. Wenn er also was anstellen sollte, würden die Ärzte es sofort bemerkten.
„Dann wünsche ich dir eine schöne Nacht. Morgen Nachmittag um Fünfzehn Uhr machen wir das EEG“
„Thomas nickte und legte sich in das Bett. Endlich konnte er schlafen. Er hoffte es zumindest.
Ein großer, bunter Garten. Überall waren Blumen zu sehen, die im prächtigen Blau schnell aufblühten, starben und wieder aufblühten. In der Ferne gingen der Mond und die Sonne gleichzeitig auf und ab, sodass es Tag und Nacht gleichzeitig war. Überall liefen wild Mäuse am Boden herum. Die Glocke eines weit entfernten Kirchturmes läutete, dann sah Thomas wieder den Hasen und plötzlich standen die Mäuse auf. Kleider bildeten sich um ihre nackten Körper und eine Stadt bildete sich langsam ...
Thomas erwachte keuchend und schwitzend am ganzen Körper. Sein Puls beschleunigte sich.
Er sah zu dem Gerät, das seinen Puls maß. Seine Herzfrequenz schoss in die Höhe, doch sank so schnell, wie er stieg, bis er einen normalen Wert erreichte. Thomas atmete tief ein und aus und sah auf eine Uhr neben sich. Es war gerade erst drei Uhr morgens.
Was für ein Alptraum. Dachte Thomas und atmete schwer.
Er nahm das Kabel von seinem Finger ab, setzte sich auf das Bett und wartete. Er wollte nicht mehr einschlafen, da er Angst hatte, wieder einen Alptraum zu bekommen.
Auf einmal war hörte er ein leises Piepen unter seinem Bett. Er sprang herunter und sah darunter nach. Da saß schon wieder der Hase. Vor Schreck fiel er nach hinten auf den Boden und keuchte schwer.
Das ist nicht echt.
Er rieb sich die Augen, doch der Hase war immer noch da. Er kam auf ihn zu und Thomas kroch instinktiv rückwärts nach hinten, bis er gegen einen Tisch stieß. Einige Pulsmessgeräte und leere Spritzen fielen zu Boden, doch der Hase kam immer näher und gab seltsame Geräusche von sich.
Dann fing der Hase an wieder zu sprechen: „Du weichst mir aus. Was ist denn los?“
„D-du bist nicht echt“, stotterte Thomas.
„Doch, ich bin echt“, erwiderte der Hase freundlich und gelassener als er.
„Warum verfolgst du mich?“
„Ich bin dein Freund, Thomas. Ich will mit dir zusammen sein.“
„Du bist nicht echt.“
„Thomas, ich bin echt. Wir gehören zusammen, wir sind ein Team. Freunde. Kameraden“, lachte der Hase.
„Nicht e ... “
„Thomas?“
Thomas schreckte auf und sah eine Ärztin vor ihm stehen. Verwirrt sah er dorthin, wo der Hase saß, doch er war wieder nicht da.
„Äh, Hallo“, sagte Thomas.
„Was suchst du hier unten?“
„I-ich bin vom Bett gefallen“, versuchte Thomas sich aus der Situation herauszureden.
„Natürlich“, sagte die Ärztin, nicht gerade überzeugt. Sie ahnte, dass Thomas log, aber ging nicht weiter darauf ein, stattdessen sagte sie etwas Anderes. „Jetzt leg' dich wieder ins Bett und schlaf' weiter.“
Thomas wollte aufstehen, stieß aber mit seinem Kopf gegen den Tisch, der erneut wackelte. Sein Kopf schmerzte und er hielt ihn sich.
„Hast du dir was getan?“, fragte die Ärztin besorgt.
„Nein, nein. Es ist nichts.“ Thomas kroch unter dem Tisch hervor und setzte sich wieder auf sein Bett.
„Gut. Dann bis später. Ich wecke dich um 8:30 Uhr. Gute Nacht.“
Thomas legte sich ins Bett und wartete, bis die Ärztin verschwand, dann erhob er sich wieder. Er wollte nicht schlafen. Er wollte nicht wieder so einen Traum. Nicht schon wieder. Er beschloss nun einfach sich hinzulegen und gegen den Schlaf anzukämpfen. Es forderte zwar viel Kraft von ihm, aber er schaffte es.
Am nächsten Morgen durfte Thomas noch ein bisschen durch das Krankenhaus wandern. Seine Sachen lagen neben ihm auf dem Bett, also zog er sich an und überprüfte noch, ob sein Geldbeutel da war.
Er war immer noch etwas müde und seine Augen schienen ab und zu zuzufallen.
Im Besucherraum des Krankenhauses, im Ess-Saal bestellte er sich erst einmal von einer jungen Frau eine Cola, die er ohne abzusetzen herunterschlang. Nach der zweiten brauchte er erst einmal was zu Essen. Also schob er noch ein Marmeladenbrot hinterher, ehe er sich langsam und müde wieder in sein Zimmer begab und versuchte, solange wach zu bleiben, wie er konnte.
Doch irgendwann holte ihn der Schlaf wieder ein. Nach einem kurzen Moment, so schien es ihm, wurde er auch schon wieder geweckt. Doktor Kraus stand vor.
„So, das EEG wartet“, sagte er. „Steh' auf und komm' mit.“
Thomas tat, wie ihm geheißen, stand auf und folgte Doktor Kraus durch mehrere Gänge, bis sie in einem Zimmer ankamen, wo seltsame Geräte standen. Darunter auch ein Gerät, das an den Pulsmesser erinnerte, an dem Thomas angeschlossen war, wenn er schlief.
„Setz' dich hier auf das Bett“, sagte der Arzt.
Kurz darauf wurde Thomas an ein EEG Gerät angeschlossen. Es war wie man es ihm erklärt hatte. Eine Art Halterung aus Gummi, die man an dem Kopf befestigte. Dort schloss man Kabel an, die Gehirnaktivitäten scannen sollten.
Doktor Kraus war bei ihm, der die ganzen Geräte anschloss. Zuerst wurde allerdings mit seltsamer Flüssigkeit seiner Haare befeuchtet.
Dann begann es. Thomas konnte einen Blick auf ein Bild auf dem Bildschirm erhaschen. Linien und Wellen formten sich, die beinahe ruhig zu sein schienen. Thomas versuchte sich darauf zu konzentrieren, dass diese ganzen Wesen, die er gestern sah nur Einbildung waren, ebenso der Hase von heute Morgen, damit die Wellen nicht zu sehr ausbrechen würden. Das gelang ihm auch einigermaßen. Die Wellen wurden zwar durch seine Konzentration etwas unruhiger, aber bestimmt wesentlich weniger, als wenn er seiner Fantasie frei Lauf ließe.
Nach einer Viertelstunde war es dann auch schon fertig. Doktor Kraus ließ sich die Werte ausdrucken, befestigte sie an seinem Klemmbrett und verließ den Raum durch die gläserne Tür, wieder nichtssagend. Kurz darauf kam eine Ärztin herein und entfernte die Geräte von Thomas' Kopf. Er berührte seine Haare, die immer noch etwas klebrig waren.
„Warte einen Augenblick hier“, sprach die Ärztin und schaltete das EEG-Gerät aus.
Thomas nickte und wartete, bis sie ebenfalls verschwand, ehe er aufstand und sich im Raum bewegte. Doch kurze Zeit später kam Doktor Kraus wieder herein und sprach mit Thomas: „Wir haben keine außergewöhnlichen Aktivitäten bemerkt, doch den Daten zufolge, scheinst du dich auf irgendwas konzentriert zu haben. Darf ich erfahren, was es war?“
„Ich wollte nachhause“, log Thomas.
„Nun gut. Deine Mutter wartet im Besuchereingang. Ich habe ihr ein Rezept für Tabletten gegeben. Das sollte deine Angstanfälle eindämmen.“
„Hat es irgendwelche Nebenwirkungen?“, wollte Thomas wissen.
„Nein, keine.“
„Danke, Doktor. Ich hoffe, ich bekomme das in den Griff.“
„Bestimmt.“
Thomas wurde durch die Gänge geführt, bis zu seiner Mutter im Besuchereingang, die wartend einen Kaffee an einem Tisch trank.
Thomas setzte sich zu ihr, ihr gegenüber und wartete auf ihre ersten Worte, doch es herrschte irgendwie ein peinliches Schweigen.
Nach etwa drei Minuten begann Thomas das Schweigen zu brechen: „Die Ärzte sagten, ich soll Tabletten nehmen. Ist das wahr?“
„Ja.“, kam die knappe Antwort seiner Mutter. „Du musst wohl noch ein paar Tage hierbleiben, damit sie die Tabletten testen können. Sie müssen noch die genaue Dosis einstellen, also wie viele du täglich nehmen sollst.“
„Verstehe.“
„Wie fühlst du dich?“, wollte Klara wissen.
„Geht so. Etwas müde vielleicht. Ich konnte gefühlt die halbe Nacht kein Auge zuzumachen.“
„Das kann ich verstehen. So aufgewühlt wie du warst.“
„Ja, aufgewühlt ... “ Thomas sah betrübt zu Boden.
Doktor Kraus kam zu die Besucherhalle und sprach mit den beiden. Also, Frau Müller. Ihr Sohn muss noch bis morgen früh hierbleiben, um die Medikamente zu einzustellen.“
„Verstehe“, murmelte Klara. „Dann bis morgen, Schatz.“
Thomas nickte. Seine Mutter verließ das Krankenhaus durch den Eingang der Drehtür. Er sah ihr hinterher, bis sie um die Ecke bog. In genau diesem Moment erschien der Hase wieder. Der kleine Hase, wie er auf dem Sitz neben dem seiner Mutter saß. Er lächelte Thomas an, der sofort wegsah.
Alles Fantasie. Dachte er und schloss schlagartig seine Augen.
Als er seine Augen wieder öffnete, war der Hase auch schon wieder verschwunden.
„Ich bringe dich in dein Zimmer, Thomas“, sagte Doktor Kraus.
Thomas nickte und ging mit dem Arzt zurück in sein Zimmer. Er sah einige Ärzte mit Wagen voller Spritzen und Medikamenten herumfahren. Auch einige andere Patienten liefen nun durch die Gänge. Meist waren es alte Menschen.
Thomas betrat mit Doktor Kraus sein Zimmer und ließ sich auf dem Bett nieder. Sein Arzt stellte sich in eine Ecke des Raumes und wartete.
Wenige Augenblicke später kam eine Ärztin herein, die einen Wagen schob, auf der zwei Arten von Medikamenten lagen. Einmal seltsame, weiße Tabletten und dann noch ein kleines Glas mit seltsamer, durchsichtiger Flüssigkeit, die Thomas irgendwie suspekt vorkam.
„Was ist das für eine Flüssigkeit.“ Wollte Thomas wissen.
„Das ist eine Art extra Notfallmedikament“, erklärte Doktor Kraus. „Falls du merken solltest, dass wieder so ein Angstzustand kommt, trink' einen Schluck davon, das hilft.“
Thomas nickte. Aber er glaubte nicht, dass das gegen seine Fantasie helfen würde. Zudem würde er irgendwie lieber in Ohnmacht fallen, als solche Wesen noch einmal erleben zu müssen.
„Und die anderen Tabletten?“
„Nach meiner Einschätzung solltest du morgens und abends jeweils eine nehmen. Das werden wir aber noch testen.“
„Danke, Doktor.“
„Ich lasse die Tabletten und das Wasser hier. Ab Zwanzig Uhr nimmst du die Tabletten. Die Flüssigkeit nur, wenn du noch einmal so einen Anfall hast, okay?“
„Ja.“
Der Arzt stellte beide Medikamente auf seinen Nachttisch und verließ den Raum ohne weitere Worte.
Thomas fragte sich, warum Doktor Kraus meist so schweigsam ist. Danach legte er sich in sein Bett und versuchte sich zu entspannen, bis plötzlich, erneutes Pfeifen zu hören war. Thomas verwirrt um sich, doch nichts. Schnell stand er auf und ging zu dem Tisch mit den Medikamenten. Er nahm das Fläschchen einen der Löffel vom Tisch und ließ einige Tropfen langsam auf den Löffel niedergehen.
Im gleichen Moment, in dem er den Löffel in den Mund schob, hörte er eine Stimme hinter sich: „Was machst du da?“
Thomas drehte sich langsam um und sah erneut den Hasen.
„Wie geht es dir?“, fragte der Hase.
Thomas schluckte das ekelige Zeug herunter und schüttelte sich, doch der Hase war immer noch da. Das Mittel schien wirklich nicht gegen seine Fantasie zu helfen.
Er wich einige Schritte zurück und hielt sich an dem Wagen fest, der nach hinten gegen die Wand fuhr und stehen blieb.
„M-mir geht es gut.“
„Lass uns etwas spielen. Komm, spiel' mit mir. Komm' schon.“
Der Hase hüpfte wild hin und her, sprang über das Bett, landete auf dem Boden und kroch dort hinunter. Thomas war erstaunt, wie das kleine Wesen sich so schnell bewegen konnte.
Thomas sank langsam zu Boden und lehnte sich mit dem Rücken an den Wagen.
Der Hase kam unter dem Bett hervor und sprang auf Thomas‘ Bauch. Er sah ihm direkt in die Augen und Thomas sah zurück.
„Streichle mich“, flüsterte der Hase.
Thomas bewegte seine Hand vorsichtig über das bunte und kühle Fell des Hasen und begann ihn zu streicheln.
Dabei murmelte die Worte: „Du bist nicht echt ... aber du fühlst dich so echt an.“
Der Hase schien dies nicht gehört zu haben und schmiegte seinen Körper immer näher an Thomas' Bauch, während er sich von ihm streicheln ließ.
„Das ist keine Einbildung“, flüsterte Thomas. „Das ist echt. Real. Wirklich. Dich gibt es wirklich, aber wie ist das möglich?“
„Mach dir keine Sorgen um das Wie“, hörte Thomas die Stimme des Hasen in seinen Gedanken. Lass es einfach zu.
„Aber es fühlt sich so ... so falsch an. Ist es richtig?“, erwiderte Thomas gedanklich.
„Kümmere dich nicht darum, Thomas“, sagte der Hase.
„Wie-wie heißt du?“
„Ich? Mein Name ist Simon. Der kleine Simon“, erwiderte der Hase und schien dabei zu lächeln.
Thomas warf den Hasen von sich und stand auf. „Es ist falsch. Es ist nicht wirklich. Nichts davon. Alles nur Einbildung.“
Thomas ließ den Blick durch das Zimmer schweifen, doch er sah den Hasen nicht mehr. Erleichtert atmete er aus und ein und ließ sich auf dem Wagen nieder.
„Schau!“
Thomas erschrak plötzlich. Er stolperte rückwärts, konnte aber noch das Gleichgewicht halten. Er sah zu dem Wagen und beobachtete erneut den Hasen, der auf drauf saß und grinste.
Thomas ging einige Schritte zurück, er wollte weg hier. Doch dann stieß er gegen eine Wand. Er tastete mit seinen Händen hinter sich herum, doch es war nur solides, kaltes Gestein zu spüren. Er tastete immer schneller, doch er fand keinen Ausgang. Sein Herz schlug schneller.
Der Hase kam auf ihn zu, doch auf einmal erschienen noch mehr Hasen wie er, in vielen anderen Farben. Mit gelben Fell und blauen Nasen, welche mit bunten Blüten auf dem Rücken, andere hinterließen farbige Flecke dort, wo sie ihre kleinen Pfötchen setzten, die sich bis zu einer gewissen Fläche ausbreiteten.
Es war sowohl fantastisch, als auch gruselig. Thomas stürmte an den Hasen vorbei, riss die Tür auf und stürmte heraus, ehe er die Tür hinter sich schloss.
Thomas atmete erst einmal tief ein und aus und versuchte sich zu beruhigen. Er sah zur Tür, die immer noch geschlossen war. So beschloss er, erst einmal wieder durch das Krankenhaus zu gehen, in der Hoffnung auf andere Gedanken zu kommen. Er sah sich die Menschen hier an, die schon etwas müde in ihre Zimmer gingen um sich zu Bett zu begeben.
Doch auf einmal schien alles größer zu werden. Die Wände wurden größer, ebenso die Leute, Regale und Wagen. Verwirrt sah sich Thomas um. Plötzlich kam ein riesiger Fuß auf ihn zu. Thomas konnte gerade noch zur Seite weichen, ehe der Fuß auf dem Boden landete. Thomas konnte das Beben im Boden spüren. Vorsichtig ging er weiter, immer weiter durch den großen Gang. Mit rasendem Herzen fing er an zu rennen und stürmte durch den Gang, in der Hoffnung endlich hier herauszukommen.
„Thomas, was machst du denn hier?“
Thomas drehte sich um. Er stand Doktor Kraus gegenüber. Ängstlich sah er hastig hin und her. Alles war wieder normal groß.
„Hallo ... Doktor Kraus.“
„Was ist los?“, du wirkst etwas verstört.“
„Verstört ... ja. Natürlich. Das muss es sein“, erwiderte Thomas langsam und vorsichtig.
„Es ist ja auch schon spät. Hast du deine Tabletten bereits genommen?“
„Nein, noch nicht.“
„Das könnte der Grund sein. Komm' mit. Ich begleite dich in dein Zimmer“, sagte Doktor Kraus mit sanfter Stimme und berührte die Schulter von Thomas, der zusammenzuckte.
„Was ist? Hast du Angst vor mir?“
„Nein. Es ... Sie haben mich nur überrascht.“
Der Doktor führte ihn in sein Zimmer und öffnete die Tür.
„Gehen Sie schon einmal vor“, flüsterte Thomas.
„Na gut ... “
Der Arzt ging als erster hinein und Thomas folgte ihm langsam und sah sich verwirrt um. Die Hasen waren alle weg, ebenso die bunten Flecke auf dem Boden.
„Ist auch wirklich alles in Ordnung?“, wollte Kraus wissen.
„Ja, ja. Sicher.“
„Dann nimm' erst einmal deine Tabletten und leg dich auf das Bett. Ich werde dir noch etwas Blut abnehmen. Für den Medikamentenspiegel, in Ordnung?“
Thomas nickte und nahm eine der Tabletten, die in einer silbernen Verpackung eingeschweißt war und spülte sie mit etwas Wasser vom Waschbecken herunter, ehe er sich in das Bett legte und darauf wartete, dass Doktor Kraus ihm Blut abnahm.
Der Arzt holte eine Spritze und setzte sie langsam an den Arm des Jungen. „So, das wird jetzt etwas piksen.“
Thomas konzentrierte sich auf die Spritze, sodass er auf den Schmerz vorbereitet sei, dann stach der Arzt auch schon zu. Danach schloss er einige Phiolen aus Plastik an die Spritze an und füllte sie mit Thomas' Blut. Nach drei Stück entfernte er die Spritze und drückte ein kleines Stück Stoff daran, ehe er es mit einem Pflaster zuklebte.
„So, dann gute Nacht.“
Der Arzt entschwand erneut nichtssagend. Thomas beruhigte sich langsam und versuchte einzuschlafen. Die Tabletten und das Glas mit der Medizin schienen zu wirken, denn er wurde ruhiger und entspannter.
Früh am nächsten Tag wachte Thomas auf, streckte sich und zog sich seine Sachen an, die in der Ecke des Zimmers lagen. Er nahm noch kurz seine Tabletten und sah unter dem Bett nach, ob sich da irgendetwas befand. Doch nichts. Die Hasen waren wohl alle weg. Erleichtert atmete er durch.
Klara würde ihn gleich abholen, also begab er sich in die Besucherhalle. Auf halbem Weg wurde er von einer Ärztin angehalten.
„Guten Morgen, Thomas. Doktor Kraus will, dass du zu ihm in sein Büro gehst. Im dritten Stock, erste Tür links.“
„Danke“, erwiderte Thomas.
Er folgte also dem Gang bis zur Treppe, der er nach oben folgte. Oben bog er nach links ab und sah bereits die Tür. Am Schild daneben stand der Name des Doktors: Philipp Kraus.
Thomas klopfte, kurz darauf waren Schritte zu hören und die Tür wurde von Doktor Kraus geöffnet.
„Hallo Thomas. Ich hoffe dir geht es gut. Ich habe deine Ergebnisse, dein Spiegel ist soweit in Ordnung. Morgens und abends eine Tablette nehmen, im Notfall die Medizin.“
„Danke, Doktor.“
„Ah, Doktor Kraus“, hörte er eine weibliche Stimme hinter sich.
Thomas drehte sich und sah seine Mutter hinter ihm, die gerade hereinkam.
„Guten Morgen, Frau Müller“, sagte Doktor Kraus.
„Ich hoffe, meinem Sohn geht es gut. Ist alles in Ordnung?“
„Ja, wir haben die Bluttests durchgeführt und es scheint alles in Ordnung zu sein. Ich stelle Ihnen ein Rezept aus, die Medikamente können Sie dann bestellen.“
„Danke für alles, was Sie für meinen Sohn tun.“
„Keine Ursache.“ Der Arzt gab Thomas' Mutter das Rezept, das sie in ihre Handtasche packte.
„Komm' gehen wir nachhause“, sagte Klara und klopfte ihm auf die Schulter. „Du bist so ein tapfer Junge.“
Thomas wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Schweigend ging er mit ihr bis zum Parkplatz, wo Klaras Auto stand. Ein roter Kleinwagen, dessen linke, hintere Seite etwas mitgenommen aussah. Das Licht hatte man vor einiger Zeit ersetzt.
„Steig‘ ein und mach' es dir gemütlich. Heute gibt es erst einmal was Richtiges zu essen. Nicht dieses öde Krankenhausessen.“
Thomas war erleichtert, wieder aus dem Krankenhaus heraus gekommen zu sein. Glücklich sah er aus dem Fenster des Wagens, als er auf der anderen Seite des Parkplatzes plötzlich vier bunte Hasen sah, die ihn anschauten. Thomas rieb sich die Augen, kurz darauf waren sie wieder verschwunden.
Thomas stürmte wild in das Schulgebäude, als ob der Teufel hinter ihm her wäre. Die anderen Schüler starrten ihn alle an, einige schmunzelten sogar, doch das war Thomas heute egal, er kam nämlich zu spät zum Unterricht.
Schwer atmend öffnete er die Tür zu seinem Klassenzimmer, wo Herr Schwarz bereits hinter dem Pult stand. Der Lehrer sah ihn an und schüttelte nur den Kopf.
„Zu spät, wie?“, fragte Herr Schwarz.
„Ja“, stöhnte Thomas.
„Nicht besser als im Unterricht einzuschlafen. Du weißt was das bedeutet, ja? Klassenzimmer aufräumen. Wenn es nach mir ginge, hätte ich dich schon längst heraus geschmissen, Bursche. Nun gut, setz' dich, halt den Mund und hör‘ zu!“