Stiller Schrei nach Liebe
Spiritueller Roman

Autorin: Sabine Guhr-Biermann

ISBN 978-3-934982-95-6
1. Ausgabe 2016
© Libellen-Verlag · Leverkusen

Coverbild: © altanaka / Fotolia

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Inhalt

Der Beginn der Geschichte

Mein kindliches Ich

Mein Lebens-Starter-Paket

Mein seelisches Bewusstsein

Meine Oma und meine Mutter

Meine Geschwister

Der Tag, der alles veränderte

Die neu gemischten Lebenskarten

Meine Teenagerzeit

Meine unbeschwerte Zeit

Chantals Abstieg

Meine kleine Schwester

Omas Transformation

Die Begegnung

Die Hochzeit

Aylins neuer Freund

Die Veränderung

Die erlebte Ehehölle

Die Aussprache

Karma, Trauer und Wut

Die wiedererlangte Freiheit

Aylins Transformation

Matthias’ Familie

Der Beginn der Geschichte

Simones Kindheit war nicht gerade das, was man sich unter einer schönen Kindheit vorstellen würde. Als sie noch ganz klein war, lebte sie mit ihrer Mutter mitten in Köln in einer beengten und doch sehr schönen, lichtdurchfluteten Dreizimmerwohnung.

Die Gegend, in der sie die ersten Jahre ihres Lebens verbrachte, würde man, nüchtern betrachtet, zentrumsnah, jedoch absolut nicht gehoben bezeichnen. Es lebten viele Menschen in dem Viertel, in dem fast keiner ein gefülltes Portemonnaie besaß. Doch man lebte und schien zufrieden zu sein, so auch die kleine Simone.

Sie war mit ihrem Leben sehr zufrieden und hatte alles, was sie brauchte. Sie lebte in ihrer eigenen Welt und man ließ sie darin in Ruhe. Sie hatte ihre Mutter und vor allem ihre Oma in ihrer Nähe. Ihr persönlich fehlte es an nichts.

Anders ihre Mutter, sie war mit der Gestaltung ihres Lebens absolut nicht zufrieden. Sie wollte definitiv eine andere Marschrichtung einschlagen, sodass eine Veränderung unweigerlich bevorstehen musste. Sie wollte unbedingt Partnerschaft leben und noch mehr Kinder bekommen.

Sie setzte sehr viel Energie in ihr geplantes Familienprojekt, sodass Simone letztlich das erste von drei Kindern wurde, die ihre Mutter im Laufe der Zeit von zwei verschiedenen Männern gebar. Doch dazu später mehr.

Ihr Vater, also Simones Erzeuger, hatte sich schon während der Schwangerschaft von der Mutter, seiner einstigen Partnerin, getrennt. Sie lernte ihn im Grunde genommen nie richtig kennen, was ihr aber auch nichts ausmachte.

Ziemlich früh, also am Anfang der Verbindung, wurde Simone´s Mutter unverhofft schwanger. Man könnte fast meinen, dass dieser Mann mit der sinnvollen Abgabe seiner Spermien seinen Dienst vollendet hatte.

Einen sinnvollen Kontakt zwischen den Eltern bezüglich der Erziehung ihres gemeinsamen Sprösslings hatte es nie gegeben. Anfänglich gab es jedoch ein paar Zwistigkeiten bezüglich sogenannter ausgleichender Unterhaltszahlungen, mehr aber auch nicht.

Simone machte nie den Anschein, diesen Umstand ihrer einerseits ungewollten Zeugung als Grund einer desolaten psychologischen Haltung ihrer Persönlichkeit in Betracht zu ziehen. Warum sollte sie auch?

Sie war da, wie verabredet, und freute sich ihres Lebens. Warum hätte sie sich dann über das Unverständnis der männlichen Zeugungsseite aufregen sollen?

Es war nicht ihre Aufgabe, jemandem die Aufgaben und Freuden des Vaterseins aufzutischen.

Es war nicht ihr Job, ihrem Erzeuger durch ein kindliches Lächeln beizubringen, wie schön es doch ist, ein Kind zu haben. Sie konnte sich aus seinem Resignationsverhalten sehr gut raushalten und sich entsprechend leben.

Doch eine Belastungsebene der väterlichen Problematik färbte ihre unverfängliche Seele dann doch ein – es war das ungewollte Leiden ihrer Mutter, welches ihr tiefen Kummer bereitete.

Ihre Mutter litt um den Verlust ihres Familienbildes, welches sich so realitätsnah nicht entwickeln konnte, wie sie sich das einst als junges Mädchen vorgestellt hatte.

Sie haderte mit dem Leben und fühlte sich vom lieben Gott bestraft, der wohl zu wenig fürsorgliche Augen auf ihre zarte Seele geworfen haben musste, sonst wäre ihr das nicht geschehen. So dachte sie und zog sich in die Welt der Stagnation zurück, in der sie in ihre eigenen Traumbilder zurückfallen konnte.

Simone war da ganz anders. Sie war absolut zufrieden mit ihrem Leben, stets hilfsbereit und kümmerte sich um viele Aspekte des Lebens, die notwendig waren und die sie mit ihrer geringen Körpergröße erreichen konnte.

Als Simone noch sehr klein war, wirkte ihre Mutter oftmals sehr kränkelnd. Alles das, was sie erlebt hatte, war ihr wohl zu viel, sodass sie sich häufig zurückzog und in ihre innere Welt verkroch. Simone versuchte dann alles, ihre Mutter aus der beliebten Stagnationshaltung herauszuholen, doch zumeist gelang ihr das nicht.

Es passierte dann im Laufe der Jahre vieles, was gerade auch Simones persönliche Entwicklung enorm stark prägte.

Doch tauchen wir in diese Welt tiefer ein und lassen Simone über sich selbst sprechen.

Mein kindliches Ich

Wenn ich heute an meine früher Kindheit denke, dann muss ich sagen, dass meine Mutter sich immer auf mich verlassen konnte. Daran, dass ich da war und liebevoll an ihrer Seite stand, bestand überhaupt gar kein Zweifel und das wusste sie.

Sie konnte sich aufgrund meiner Hingabe und frühen Verantwortungsübernahme auch stückweise in ihrem Leidensmuster ausruhen. Nur so hatte sie überhaupt die Möglichkeit, sich zurückzuziehen. So konnte sie sich seelenruhig um sich selbst kümmern und ihre eigene Gedankenwelt mit ihrem erlebten Schicksalsschlag durch Selbstmitleid erschweren.

Schon sehr früh hatte ich Verantwortung übernommen, die im Grunde genommen zu ihr gehörte. Obwohl ich viel zu klein dafür war, fühlte ich mich durch die Schwere der Erwachsenenprobleme noch nicht einmal überfordert.

Ich wuchs in diese Rolle hinein und übernahm gerne Teilbereiche. Das war das, was ich tat, und ich fühlte mich gut mit der Verantwortungsübernahme.

Ich merkte bald gar nicht mehr, dass dies für mich nicht gut war.

Doch gleite ich noch tiefer in meine frühkindliche Erinnerungswelt hinein, dann kann ich mich noch gut daran erinnern, wie es damals alles war, als meine Geschwister noch nicht da waren. Obwohl ich noch sehr klein war, empfange ich Bilder, verbunden mit Emotionen, die in mir Gefühle hervorrufen, die ich oftmals gar nicht wahrhaben möchte.

Ich erinnere mich und höre laute Schreie, sehe meine Mutter am Küchentisch jämmerlich weinen, spüre die Atmosphäre und würde am liebsten die Wohnung verlassen, doch das kann ich nicht.

Ich bin keine vier Jahre alt und noch zu klein, um handeln zu können.

Ich fühle mich belastet.

Ich will das alles nicht spüren, es gehört nicht zu mir!

Ich liebe Frieden und Lachen, kann dies jedoch nicht leben, da meine Mama weint.

Ich weine mit ihr, will das aber gar nicht.

Ich fühle mich ausgeliefert.

Ich spüre Wut in mir hochkommen.

Ich reagiere genervt, gereizt.

Zu gerne wäre ich jetzt alleine bei mir, bei meinem Spielzeug und könnte mir eine Welt erträumen, die meine zu sein scheint. Doch dann werde ich durch laute Schreie wieder herausgerissen und in eine Welt geworfen, die nicht meine eigene ist und die ich dann doch akzeptieren muss, da ich keine andere Wahl habe, anders damit umzugehen, als sie anzunehmen.

Ich kann mich nicht wegdrehen. Die emotionale Verbindung zwischen mir und meiner Mutter ist zu stark und hält mich im Schmerz gefangen.

Ich werde unfrei und achte auf sie mehr als auf mich. Wie gerne würde ich etwas tun können. Wie gerne würde ich für Frieden sorgen.

Ich kann die vorhandene Energie und Wut kaum ertragen.

Ich ertrage es nicht, wenn sie weint.

Ich versuche sie zu trösten. Mama, weine doch bitte nicht, denke ich und versuche sie zu beruhigen.

Ich wünsche mir, dass ich es schaffen kann, sie abzulenken.

Ich möchte sie aufmuntern.

Ich wünsche mir, dass sie glücklich ist.

Ich möchte, dass sie sich wohl fühlt und bei sich bleibt, so wie ich es auch mache, wenn ich spiele. Dann bin ich in meiner eigenen Welt und fühlte mich wohl und ich will auch, dass meine Mama sich wohl fühlt. Doch ich spüre, egal was ich auch mache, ich kann sie nicht ablenken.

Ich spüre auch, dass es ihr sichtlich unangenehm ist, dass ich das alles mitbekomme. Doch ich bin da, höre, schmecke und spüre, vielleicht sogar viel mehr, als sie denkt.

Ich fühlte, dass es ihr unangenehm ist.

Sie schickt mich weg, damit ich sie nicht störe.

Sie schickt mich weg, dann sieht sie mich nicht und kann so tun, als wäre ich nicht da. Das hat sie schon im Mutterleib probiert, doch das funktioniert nicht.

Ich bin da und ich bin gerne da. Mich muss man nicht verstecken.

Ich bin ein ganz normales und liebes Kind, welches geliebt werden will und welches ganz viel Liebe zu geben hat. Aber leider sieht meine Mama meine Gabe nicht und ich weine, da sie es nicht sieht.

Ich habe ihr so viel zu geben, doch sie nimmt es nicht an.

Ich weiß, meine Mama möchte, dass es mir gut geht, aber wenn es ihr nicht gutgeht, dann kann es auch mir nicht gutgehen.

Ich folge ihrer Anweisung und gehe tränenerfüllt in mein Zimmer und schließe hinter mir die Türe.

Ich höre, wie er, der Böse, das schimpfende Etwas, weiterhin auf sie einredet und sie beschimpft.

Ich könnte schreien und sagen: ‚So behandelt man meine Mama nicht!‘, aber ich traue mich nicht rauszugehen.

Ich habe Angst vor ihm. Angst, dass er mich verletzt. Aber ich weiß nicht, was besser ist, wenn er mich verletzt oder meine Mama, ich weiß es nicht!

‚Aufhören, bitte aufhören!‘, schreie ich in mich hinein und kaue auf meinen Fingernägeln herum.

Ich weiß nicht, was ich tun soll oder kann.

Ich kann nichts tun!

Ich spüre seine Wut, seine Aggressionen, die er in sich trägt und die er deutlich meiner Mutter entgegenwirft, so dass sie diese spürt.

Er will auch, dass ich sie zu spüren bekomme.

Ich frage mich, ob es ihm besser geht, wenn er so schimpft. Aber ich weiß es nicht, er hört nicht auf.

Ich verstehe ihn nicht. Weiß gar nicht, was er sagen will. Meine Mama versteht ihn auch nicht. Wie denn auch, er schreit ja so laut. Aber sie weint und er hört nicht auf.

Ich verstehe die Menschen nicht. Warum ist der so? Es wird noch schlimmer!

Ich habe Angst.

Ich spüre wie sich die Atmosphäre in der Wohnung vergiftet.

Ich fühle das alles, ich kann es sehen, doch ich kann nichts tun. Die Situation wird für mich immer unerträglicher.

Ich versuche zu spielen, mich abzulenken, aber es geht nicht, meine Puppen hören mir nicht zu. Sie spielen nicht mit mir.

Ich höre nur ihre verzweifelten Worte und ich spüre ihre unterdrückte Wut. Sie streiten miteinander und ich kann nichts tun.

Ich kann mich nicht ablenken.

Ich kann nicht so tun, als wäre alles in Ordnung, zu stark lenken mich die streitvollen Energien ab. Es sind Nadelstiche, die meinen kleinen Körper und meine Seele berühren und meine Kindheit mit Schmerzen durchbohren.

Ich spüre den Schmerz, ich weine, doch keiner kann mir helfen.

Ich bin alleine, alleine in meinem Zimmer und ich habe Angst.

Ich bin doch lieb, oder? Warum behandelt ihr mich so?

Ich sitze doch hier und leide. Warum tut ihr mir das an? Liebt ihr mich nicht?

Ich bin doch ganz lieb!

Dann höre ich die Wohnungstür ins Schloss fallen und die angespannte Lage entspannt sich. Meine Angst geht ein wenig zurück.

Ich bewege mich wieder, gehe zu meiner Zimmertüre und öffne sie vorsichtig.

Ich will wissen, was los ist.

Ich will wissen, ob ich wieder rausgehen darf.

Ich muss aufs Klo. Wie geht es meiner Mama? Vorsichtig schleiche ich mich raus. Es ist Ruhe. Schnell gehe ich aufs Klo. Das war knapp. Immer wenn ich Angst habe, muss ich aufpassen, dass ich nicht in die Hose mache. Dann bekomme ich Ärger und den will ich nicht haben. Geschafft!

Vorsichtig gehe ich in die Küche, dort sitzt meine liebe Mama tränenüberströmt am Küchentisch. Es tut mir so weh, sie so zu sehen. Ihre Augen sind stark gequollen und ihre Lippe ist aufgeplatzt.

Sie blutet.

Ich verstehe nicht warum.

Ich kann nicht wissen, dass er sie geschlagen hat.

Ich kann nicht verstehen, was wirklich passiert ist. ‚Hat das auch mit mir zu tun?‘, frage ich mich.

Was war passiert?

Damals als sie ihn mir vor einem halben Jahr vorstellte, da war er doch noch lieb. Klaus ist sein Name, so stellte er sich mir vor.

Er brachte mir damals sogar Süßigkeiten mit.

Ich mochte ihn nicht wirklich, gab mir aber trotzdem alle Mühe, ihm zu gefallen, und genau das gefiel ihm besonders.

Ich wollte doch nur nett sein und ihm zeigen, dass ich keine Arbeit mache.

Ich weiß ja, dass meine Mama einen neuen Mann sucht, deswegen wollte ich ihr ja helfen.

Meine Mama war anfangs mit diesem Klaus sehr glücklich und das stimmte mich auch fröhlich. Vor Klaus war unser Leben schwerer. Mama hatte sich immer alle Mühe gegeben, aber ich spürte, dass ihr etwas fehlte, und ich wusste, also meine schlaue Seele wusste, es ging hierbei um einen Partner.

Ich glaube, der Verlust meines Vaters hat sie damals sehr gekränkt, sodass sie auf der Suche nach Ersatz und auch Erlösung war. Es schien ihr damals besonders wichtig zu sein, an der Seite eines Mannes zu stehen, dem sie dienlich sein konnte. Somit versuchte sie vieles, um ihrem inneren Wunsch gerecht zu werden.

Mein Lebens-Starter-Paket

Manchmal denke ich mit Hilfe der Analyse meines erwachsenen und seelennüchternen Bewusstseins, dass meine Mutter einfach alles versucht hatte, um dem angeblichen Wunsch ihrer eigenen Mutter, sprich meiner Oma, gerecht zu werden.

Meine Oma war eine starke Frau, die es alleine geschafft hatte, ihre Kinder, sprich meine Mutter und ihren Bruder, großzuziehen. Sie wusste genau, worum es im Leben ging. Sie kümmerte sich immer aktiv um all die Aufgaben, die auf sie zukamen. Sie hatte ihren Mann, sprich meinen Opa, in den späten Kriegswirren verloren.

Vielen ist dies damals so ergangen. Sie traute sich viel zu und unterstütze trotz ihrer Kinder, und sie war ja damals selbst noch jung, viele andere Frauen, damit diese nach dem Kriegschaos auch wieder auf die Beine kamen. So war sie eben und Ähnliches erwartete sie nun von ihren eigenen Kindern. Meine Mutter glaubte zumindest, dass meine Oma eine solch hohe Erwartungshaltung an sie gestellt hatte.

Ich weiß von Erzählungen, dass meine Oma von meinem Vater nicht viel hielt. Und als sie damals erfahren hatte, mit wem meine Mutter sich eingelassen hatte, war sie absolut nicht begeistert.

Die Kölner Innenstadt war ein Dorf und es wurde viel erzählt. Der Ruf meines Vaters sprach für sich. Man erzählte sich damals viel und nannte ihn einen Lebemann. Genauso schätzte meine Oma ihn dann auch ein. Sie war sich sicher, dass man sich nicht auf ihn verlassen konnte. Das war das festgelegte Bild in ihr, welches sie von dem Mann hatte, den ihre Tochter ihr stolz präsentierte.

Meine Oma sollte zum Leidwesen meiner Mutter leider Recht behalten. Als es dann später darum ging, in die Vaterrolle zu schlüpfen und sich der Verantwortung der Aufgabe bewusst zu werden, zog sich dieser Mann mit fadenscheinigen Ausreden vom Spielfeld und überließ meiner armen Mutter die alleinige Verantwortung. Das war damals so und hätte sich auch unter anderen Begebenheiten wohl nicht sonderlich geändert.

Ich hätte ihm begegnen können, als ich älter war, aber er interessierte mich nicht, ich hatte ja keinen Bezug zu ihm.

Viele Jahre später meldete er sich bei mir und wir begegneten uns nach so langer Zeit das erste Mal. Für mich war es eine Art anonymes Treffen, für ihn bedeutete es viel mehr.

Er verstand wohl im Laufe der vielen Jahre, wie ehrenvoll es ist, sich seiner Verantwortung zu stellen. Wir haben bis heute kaum Kontakt und trotzdem ist das, was er damals getan hatte, nicht zu entschuldigen. Aber den Schuh zog ich mir persönlich nicht an. Das wollte ich ihm zu Ehren nicht tun. Er hätte sich anders verhalten können. Das war sein Thema.

Nun zurück zu meiner überaus dynamischen und verantwortlichen Oma. Als es dann damals soweit war, dass meine Mutter schwanger wurde, da unterstütze meine Oma sie. Kein böses Wort oder auch nur ein Hauch von Vorwurf kam über ihre Lippen. Das war nicht ihre Handschrift. Ich glaube, sie nahm das Leben sowieso immer so, wie es war und versuchte täglich das Beste daraus zu machen, um in ihrem Leben weiterzukommen. Das war ihr wichtig und so war sie halt.

Sie packte Situationen, die sich ihr in den Weg stellten immer direkt an und kümmerte sich, da wo Handlungsbedarf angesagt war.

Es gab damals nach meiner Geburt ein ziemliches Durcheinander bezüglich meines Vaters.

Er wollte sich der Verantwortung entziehen und das tat er dann auch. Dezent und doch mit einem lauten Getöse ging er wütenden Schrittes davon.

Er zog sich zurück. Das war sein Ding.

Er wollte nicht mit einem Kind leben.

Doch heute weiß ich genau, dass man nichts ungeschehen machen kann. Somit konnte auch er sich nicht komplett entziehen. Nach dem Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn, das funktioniert nicht. Die verursachte Situation hinterließ Spuren in seiner Seele und veränderte sein Leben so oder so.

Ich habe mir als erwachsene Person viele solcher Drückeberger, allein aus beruflichen Gründen, angesehen. Sie alle hatten eines gleich. Sie kümmerten sich nicht um das, was auf ihrem Lebensweg stand. Alles das, was man versucht zu ignorieren, ist immer ein Thema, welches sich automatisch Raum, Aufmerksamkeit und Beachtung nimmt. Man kann nichts ungeschehen machen.

Der manifestierte Platz wird eingenommen und ist spürbar vorhanden. Das, was passiert ist, hat seine Bewandtnis und ist wichtig beachtet zu werden.

Nun gut, damals verstand ich das Thema noch nicht.

Ich war einfach zu klein.

Ich spürte im Mutterleib nur allzu deutlich, dass eine große Portion Unsicherheit und Unruhe vorhanden waren. Außerdem fühlte ich mich oftmals abgelehnt. Das machte mich traurig.

Ich wollte geliebt werden und vor allem wollte ich auch, dass man sich auf mich freut. Die Unruhe, die ich damals schon spürte und wahrnahm, die sollte mich leider noch lange begleiten.

Sie, lieber Leser, werden sich jetzt fragen, wieso ich mich daran erinnern kann. Dafür gibt es eine logische Erklärung. Natürlich verdrängt man erlebte Aspekte, wenn man sich in einer anderen Art Bewusstsein befindet, doch ganz verdrängen kann man seine emotional gesteuerten Erlebnisse dann doch nicht. Auch frühkindliche Themen, die prägen und zeigen uns, welche Speicherungen wir noch in uns tragen. Das, was wir einst erlebt haben, das wird sich in uns bemerkbar machen. Unser Leben dreht sich oftmals um frühkindliche Erfahrungen, die wir noch in uns tragen.

Die Unruhe und das emotionale Chaos, welches ich damals im Mutterleib deutlich zu spüren bekam, hat mich den größten Teil meiner Kindheit begleitet. Es war für mich nie einfach, mit emotional gesteuerten Unsicherheiten umzugehen.

In meiner Ursubstanz brauche ich Ruhe, um mich entfalten zu können. Unruhe lenkt mich nur von meinem eigenen Weg ab. Doch die wichtige Ursubstanz der Ruhe und Gelassenheit, welche mir Kraft gibt, die erfuhr ich damals nicht.

Ich wusste auch nicht mehr, wie wichtig das für mich war.

Ich hatte es vergessen und lange das nachgelebt, was ich automatisch als kleines Kind erfahren hatte, ohne zu wissen, was es tatsächlich damit auf sich hatte.

Ich lebte die vorgekauten Themen meiner Mutter nach, da ich unbewusst dachte, dass es richtig sein müsste, so zu sein. Somit lebte ich lange in unruhigen und ungewissen Systemen, die mir in meiner eigenen Entwicklung nicht dienlich waren.

Damals, als meine Mama mit mir schwanger wurde, da freute ich mich auf das Leben.

Ich wusste, nun geht meine innere Fahrt des Lebens los. Unsere Verabredung hatte mit dem Beginn der Schwangerschaft einen spürbar manifestierten Background. Die Befruchtung hatte bestens funktioniert und die bisherige Zellteilung verlief auch so, wie es sein sollte. Nun musste ich nur noch an Gewicht zulegen, um mich nach Monaten der dann doch zum Schluss engen Behausung befreien zu können.

Ich freute mich so sehr auf mein zukünftiges Leben. Vieles hatte ich mir für mein Leben vorgenommen. Vieles hatte ich mir in meinen Lebensrucksack für dieses Leben eingepackt. Es waren nicht nur meine Lernaufgaben, die mir ein reichhaltiges Paket der Entfaltung boten. Auch andere Aspekte, Erfahrungen, die ich in früheren Leben gesammelt hatte, sollten mir in diesem Leben wieder dienlich sein. So hatte ich es mir selbst vorgenommen und so sollte es auch sein.

Mit diesem Gepäck auf meinem Seelenrücken begegnete ich dann, wie verabredet, meiner Mutter. Wir hatten vor meinem Antritt in ihre Gebärmutter unsere gemeinsame Zukunft mit allen Perspektiven genau abgesprochen. Der Lebensfahrplan war besprochen und abgesegnet worden. So passiert es immer und so soll es auch sein. Klare Absprachen entsprechen meiner seelischen Haltung sehr.

Ich brauche Klarheit, um mich sinnvoll entwickeln zu können.

Auch mit meinem Erzeuger, sprich meinem Vater, wurde eine Absprache auf der Astralebene durchgeführt.

Ich brauchte für meine irdisch materielle Entwicklung einen Erzeuger. Da der Mensch sich nicht ohne das Zutun des anderen Geschlechts befruchten kann, da er kein Selbstbefruchter ist, hatte auch ich, wie alle anderen Seelen, keine andere Möglichkeit, als dafür zu sorgen, zwei Elternteile zu finden, die bereit waren, sich auf das Evolutionsspiel einzulassen.

Der liebe Gott wird sich bei der Intelligenz der Zeugungsfähigkeit der menschlichen Nachkommenschaft seine Gedanken gemacht haben, sonst hätte er Frauen Samensäckchen zu ihrer körperlich materialisierten Sinnlichkeit eingepflanzt. Doch das hat er nicht getan und darüber können wir auch nur froh sein, wenn wir daran denken, welche Glücksgefühle wir bei der Vereinigung erleben können. Wer mag darauf schon verzichten!

Doch nun zurück zu meiner menschlichen Samenwahl. Mein Vater erklärte sich bereit, mir diese Gabe für meine Entwicklung zur Verfügung zu stellen, und wenn ich in den Spiegel schaue, dann bin ich ihm dankbar. Mir persönlich war es wirklich egal, ob er da bleiben würde oder auch nicht. Für mich hatte er seinen Deal erfüllt. Mehr wollte ich von ihm als Seele nicht.

Ich wollte zu ihr, beziehungsweise inkarnierte ich im Grunde genommen zu meiner Oma. Sie war mein Hauptbezugspunkt. Ursprünglich hatte ich sogar überlegt, ob ich nicht direkt zu meiner Oma als ihre Tochter inkarnieren könnte. Aber das ergab sich dann doch nicht.

Ich wählte letztlich eine andere Daseinsform, sodass ich als ihre Enkelin das Licht der Welt erblicken konnte.

Ich freute mich auf mein Leben und vor allem auf meine Zeit im irdischen Dasein.

Ich liebte es in einem Leben zu stehen. Im wahrsten Sinne des Lebens liebte ich das Leben sehr und das war schon immer der Fall.

Mein seelisches Bewusstsein

Meine letzte Inkarnation, an die ich mich als Seele natürlich erinnern kann, hatte ich im Mittelalter verbracht. Da war alles ganz anders, viel einfacher als in der heutigen Zeit. Doch meine persönliche Problematik lag darin, dass ich mich aus Unverständnis schlecht durchsetzen konnte.

Tatsache war: Ich verstand mein Umfeld oftmals nicht.

Ich verstand nicht, warum sie so oder so dachten und handelten. Wahrscheinlich beruhte das auf Gegenseitigkeit, sodass die Menschen in meiner Nähe auch mich nicht verstehen konnten.

Traurigerweise fand meine für mich logische Einstellung bei den anderen kein Gehör und ich verstand die Reaktionen meines Umfeldes nicht und wusste auch nicht mit deren unlogischem Handeln umzugehen.

Ich dachte und fühlte ganz anders als der Rest, der mich umgab.

Ich schien wohl damals nicht in der Lage gewesen zu sein, mich auf diese Menschen einzustellen, um sie zu verstehen. Diese Ebene blieb in mir als Fragezeichen offen, sodass ich mir den Verständnisaspekt für dieses Leben vorgenommen hatte.

Meine Oma, die kannte ich von damals, die war mir mehr als bekannt. Sie war früher mal eine Schwester von mir und ich liebte sie sehr. Viel zu früh trennten sich unsere Wege, da ich zu früh verstarb. Das war schade, aber nicht rückgängig zu machen.

In früheren Leben war ich oftmals leichtsinnig und riskierte mein Leben, obwohl dies hätte gar nicht sein müssen, aber es passierte. Sie war früher schon eine taffe Frau, genauso wie ich das auch bin.

Ich suchte sie für meine nächste Inkarnation auf, um mich zu vollenden. Sie entspricht hundertprozentig meinem Urnaturell und deswegen brauchte ich sie auch.

Die Vollendung des menschlichen Verständnisses ist der Wunsch einer jeden Seele. Karmische Verstrickungsfallen, denen wir uns oftmals ausgeliefert fühlen und derer Versuchung wir auch oft unterliegen, sind der Seele ein Gräuel. Keine Seele will sich verstricken müssen, um sich erneut in Frieden begegnen zu können. Je weiser und auch wahrhaftiger wir unsere Wege beschreiten, desto gesichert werden wir eines Tages in den Hafen der Erleuchtung zielgerichtet einlaufen.

Doch nun zurück zum bewussten Chaosfinale, welches sich durch meine Geburt in den passend irdisch und menschlich gesteuerten, weltlichen Hafen des Menschseins einbauen ließ.

Als menschliches Wesen wird man in die Daseinsform einer Familie gepresst. Man erhält ein passendes Paket, das sogenannte Familienkarma, welches man für das eigene Leben braucht, um sich entsprechend entwickeln zu können.

In die neue Familie inkarniert, wird man als Hoffnungsträger der Auflösung der eigenen Leidensstruktur angesehen. Dieses alles wird für das Neugeborene bereitgestellt. Ein neugeborenes Kind lässt die Lebenstafeln neu mischen, übernimmt Themen der bisher gelebten Familienmitglieder und bringt auch neue mit. Das ist der Deal der Reinkarnation. Das ist das menschliche Erbe, welches uns umgibt.

Doch nun zurück zu meinem persönlichen Menschsein: Die Seele meines Erzeugers, sprich meinen Vaters, die kannte ich fast genauso wenig wie die meiner Mutter. Beide waren mir aus früheren Inkarnationen wenig bekannt. Unsere früheren Begegnungen lagen fast beim Nullpunkt. Aber das war auch egal. Es war nicht wichtig.

Ich durfte bei ihnen inkarnieren und das reichte mir persönlich vollkommen aus. Mehr brauchte ich nicht. Deswegen fand ich es auch nicht schlimm, dass sich mein Erzeuger aus dem Staub machen wollte. Warum auch, es war seine Entscheidung und er konnte ja nicht wissen, wer und wie ich war.

Er schaute rein aus einer menschlich denkenden Perspektive und entschied sich für die Bereiche, die für ihn wichtig waren, und mehr auch nicht. Es ging nicht um uns beide.

Es ging mir nur um meine Oma.

Meine Mutter war über die alleinstehende Situation verzweifelt. Ihre emotionale Verzweiflung kann ich, aus einer irdischen Perspektive betrachtet, auch bestens verstehen.

Auf der Astralebene, also auf der Ebene, auf der wir uns aufhalten, wenn wir nicht inkarniert sind, haben wir keine Emotionen, deswegen ist das Menschsein auch so schwer. Wir vergessen auf dieser luftigen Ebene zumeist, was es heißt, mit Emotionen sinnvoll umgehen zu müssen. Es ist nicht einfach, das Spielfeld der Gefühle zu beherrschen, da es sich grundsätzlich rational nicht beherrschen lässt. Man kann versuchen, Gefühle zu unterdrücken, aber damit werden sie weder gelebt noch geheilt, das sollten wir nicht vergessen.

Mir persönlich war die quälende Verlusthaltung meiner Mutter, aus meinem Urnaturell heraus betrachtet, einfach nur unlogisch.

Ich verstand auch den Streit nicht, den sie mit meinem Erzeuger, sprich ihrem Partner hatte.

Ich hätte lieber mehr Ruhe als laute, schreiende Worte empfangen. Aber so war das halt und ich akzeptierte die Situation. Mir blieb ja auch nichts anderes übrig, als so zu reagieren. Was hätte ich denn sonst machen sollen? So war mein Leben halt und ich musste mich den Begebenheiten fügen, was ich dann auch tat.

Doch leider prägte mich die fast permanent vorhandene Disharmonie im Mutterleib mehr als mir lieb war. Anfänglich dachte ich noch, dass mir die Spannung, in der ich mich nun zwangsläufig befand, in meiner persönlichen Prägung nichts anhaben könnte. Doch je mehr die Schwangerschaft voranschritt, desto mehr verlor ich meine Erinnerung an frühere Leben, und blieb alleine in einem menschlich ausgelieferten Sumpf zurück.

So ist das, wenn man in ein Leben tritt, dann vergisst man zumeist all das, was früher einmal war. So ergeht es den meisten Seelen. Manche Seelen, die wieder inkarniert sind, können sich automatisch zurückerinnern. Viele überhaupt gar nicht und einige erlernen im Laufe der Zeit, sich wieder zurückzuerinnern, um dann sinnvoll mit den Erinnerungen weiterzuleben.

Doch anfänglich, da ist das Rückblickspiel erst einmal vorbei. Man tritt in ein neues Leben ein, bepackt mit seinem Karmarucksack und dem selbstgeschriebenen Buch des Lebens, welches alle Pläne bereithält, die man braucht, um in seinem Leben weiterzukommen. So auch bei mir.

Ich kam auf die Welt und meine Mutter freute sich sehr. Doch die Freude meiner Oma war noch viel größer. Sie kümmerte sich direkt liebevoll um mich und genauso hatte ich es mir gewünscht. Doch das wusste ich in dem Moment leider nicht mehr.

Ich fühlte mich einfach nur wohl bei ihr und das machte mein Leben aus. Es fühlte sich warm und geborgen an, wenn sie mich liebevoll auf den Arm nahm und mir all ihre Liebe gab, die für uns beide wichtig war. War ich bei ihr, dann war ich zuhause.

Wenn meine Mutter mich auf den Arm nahm, dann fühlte sich das anders an. Sie gab sich auch sehr viel Mühe, mir zu gefallen, aber es funktionierte nicht wirklich.

Ich spürte sie nicht so intensiv wie meine Oma. Doch je mehr die Zeit voranschritt, desto besser wurde es auch zwischen mir und meiner Mutter, und mit der Zeit lernte ich sie zu lieben, und das freute mich besonders.

Meiner inneren Einstellung entsprach es, Vater und Mutter zu ehren. Es wäre nicht mein Leben gewesen, wenn ich mich gegen sie und ihre gelebte Position in meinem Leben aufgelehnt hätte. Auch wenn viele Erinnerungsebenen in einer Inkarnation verblassen, so bleiben die Charaktereigenschaften, die man tief in sich verwurzelt hat, bestehen.

Man verändert sich nicht allzu stark. Das Leben prägt einen. Jedes Leben prägt und man will zu einer Art Vollendung gelangen. Doch was man dann mit den Gegebenheiten und Aufgaben, die einem das Leben vorschreibt, macht, das bleibt jedem selbst überlassen.

Jeder kann nur für sich selbst sorgen. Keiner kann für einen anderen übernehmen. Wir können uns zwar gegenseitig helfen, mehr aber auch nicht. Das sollten wir nicht vergessen. Wenn wir uns jedoch im Alltag im Wust der Gefühle leicht verlieren und plötzlich nicht mehr wissen, wo wir anfangen sollen, dann ist es wichtig, dass wir wieder auf unsere Ursubstanz zurückfallen. Es liegt an uns und jedem selbst, was wir und man aus seinem Leben macht.

Die an uns gestellten Aufgaben, die uns oftmals zwangsläufig über den Weg laufen werden, da wir diese Themen in unserem Lebensfahrplan vorgegeben haben, müssen von uns selbst gemeistert werden. Oftmals wiederholen wir Aspekte, die wir eventuell schon in früheren Leben nicht zu unserer vollkommenen Zufriedenheit gelöst haben, damit wir die Aufgabenstellung in diesem Leben anders handhaben. Das ist eine Grundaufgabe, derer wir uns alle stellen.

Es liegt somit immer an uns selbst, wie wir mit dem großen Thema Leben umgehen. Wir stellen uns den Aufgaben, die wir lösen wollen.

Doch oftmals stellen wir uns auch Aufgaben, die gar nicht unsere eigenen sind. Zumeist denken wir, diese aus Anteilnahme übernehmen zu müssen, obwohl dies gar nicht notwendig ist. Aber wir meinen dann, so leben zu müssen, verfahren uns und kommen aus der eigenen Einbahnstraße schlecht wieder heraus.

Wenn wir wissen wollen, ob wir wirklich gerade unsere eigenen und persönlichen Aufgaben lösen, oder unsere Energie für übernommene, also nicht eigene Themen einsetzen, dann merken wir den Unterschied daran, dass wir bei unseren eigenen Themen einen deutlichen Druck in uns verspüren.

Wir spüren, es ist wichtig für uns, wie wir mit der gerade vorherrschenden Lebenssituation umgehen.

Wir können uns nicht einfach umdrehen, sondern müssen nach einem Lösungsweg suchen. Wir merken anhand unserer inneren Anspannung die Wichtigkeit des Ereignisses. Dies ist ein fühlbar eindeutiger Unterschied zu anderen Lebensaspekten.

Wir sind frei, bis auf die Erfüllung unserer Aufgaben, und können uns selbstgerecht leben.

Wir sollten dies auch tun und für uns selbst sorgen. Stehen wir vor einer eigenen Lernaufgabe, dann merken wir dies deutlich daran, dass wir handeln müssen.

Wir kommen dann nicht drum herum und spüren, dass es nun persönlich auf uns selbst ankommt, wie wir die Lebensaufgabe meistern werden.

So auch bei meinem Vater.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass er sich für dieses Leben vorgenommen hatte, anders mit der Situation des Vaterwerdens umzugehen.

Ich weiß ja, dass ich ihn karmisch kaum kenne. Sprich, wir haben keine gemeinsame Aufgabenstellung zu lösen.

Ich bin mir aber auch sicher, dass sich eine karmische Verstrickungsverbindung zwischen ihm und meiner Mutter befunden haben muss. Sie mussten sich alleine wegen meiner Geburt intensiv miteinander auseinandersetzen, schon alleine das ist ein eindeutlicher Hinweis.

Die gelebte Traurigkeit meiner Mutter war ein Indiz darauf, dass eine eventuelle Verabredungsthematik nicht eingehalten wurde. Vielleicht hatte die Seele meines Vaters ihr versprochen, bei ihr zu bleiben, und dann in seinem Bewusstsein das Versprechen nicht eingehalten. Das würde dann erklären, warum die Situation für sie so schwierig anzunehmen war. Vielleicht diente die Situation ihr dazu, ihn zu erinnern und zu ermahnen, dass er etwas tun sollte, um seiner Verantwortung auch gerecht zu werden. Aber egal, das ist wenn überhaupt deren Karma. Darum ging es in meinem Leben nicht.

Als ich auf die Welt kam, war meine Welt für mich in Ordnung. Mein Körper war gesund.

Ich gefiel mir. Der Beziehungsstress, den ich in der Schwangerschaft, also der Entwicklung meines Körpers, miterleben musste, war vorbei. Es trat Ruhe ein.

Ich spürte die emotionale Unsicherheit meiner Mutter nicht mehr so nah, als dies im Mutterleib noch der Fall gewesen war. Mein Leben startete so, wie ich es mir erhofft hatte.

Ich war mehr als zufrieden und dachte, so könnte es bleiben.

Doch dann übertrug sich die gelebte Unruhe meiner Mutter erneut auf mich.

Sie lebte permanent im inneren Spannungsstress. Je weniger ihr dies bewusst wurde, desto mehr Spannungsfelder produzierte sie tagtäglich neu.

Sie nährte die Unruhe und kannte keinen Ausweg aus dem gelebten Dilemma. Leider übertrug sich dieser nicht zu ignorierende Aspekt dann doch wieder erneut auf mich.

Das nervte mich sehr, aber ich hatte keine andere Wahl.

Ich musste ihr Verhalten so akzeptieren, was hätte ich sonst machen sollen? Meine Aura war nicht stark genug, stets alles abzuwehren. So konnte ich den Druck, der automatisch auf mich zukam, leider nicht abwenden. Ihr angepasst, ihrem Lebensrhythmus ausgeliefert, hatte ich keine andere Wahl, als mich der Schwingungsenergie der stetigen Nervosität anzupassen.

Das hatte dann zur Folge, dass ich Musterverhalten, welche sich mir aufdringlich zur Verfügung stellten, auffing und anfing, diese Aspekte nachzuleben. So lebte ich dann einer Art Kopie, die mir persönlich nicht wirklich entsprach und mir auch nicht guttat. Doch mit der Zeit vergaß ich, was mir tatsächlich guttun würde und was mich ausmachte.

Ich vergaß, was wirklich meins war. Mein Leben nahm seinen Lauf und ich verdrängte unbewusst fast alles, was zu mir persönlich gehörte.

Ich war so sehr mit den Leidensthemen meiner Mutter beschäftigt, dass ich meinen eigenen Weg fast vergessen hatte. Die Lebensaspekte, die ich unbewusst übernahm, kreuzten meinen persönlichen Lebensweg und hinterließen prägende Spuren. Dies passierte in einem sehr extremen Ausmaß. So hatte ich es ursprünglich nicht geplant, doch nun ließ es sich nicht verhindern.

Und mal wieder verstand ich die Menschen in meinem Umfeld nicht. Doch ich konnte nichts tun, es passierte, ohne dass ich dies bewusst erleben wollte. Und so ließ ich Themen zu, nahm sie auf, anstatt sie abzuwenden.