SHADOWRUN:

DER

Vitruvianische

Moment

Martina Nöth

Pegasus Press

35010G

Redaktion:

Tobias Hamelmann

Umschlagillustration:

Andreas Schroth

Umschlaggestaltung und Satz:

Ralf Berszuck

Lektorat und Korrektorat:

Florian Don-Schauen

Umsetzung eBook:

SiMa Design

Shadowrun ist eine eingetragene Marke von Topps, Inc.

in Deutschland und anderen Staaten.

© der deutschen Ausgabe 2018 bei Pegasus Spiele.

© der deutschen Ausgabe 2021 bei Pegasus Spiele.

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit vorheriger Genehmigung. Alle Rechte vorbehalten.

Pegasus Spiele GmbH, Am Straßbach 3, 61169 Friedberg (Deutschland)

Druck via GrafikMediaProduktion.

ISBN 978-3-95789-226-3

Besuchen Sie uns im Internet: www.pegasus.de

Für meine Jungs.

Die Personen, Orte und Handlungen dieses Romans sind fiktiv.

Jedwede Ähnlichkeiten sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

»The vitruvian moment embodies a moment when art and science combined to allow mortal minds to probe timeless questions about who we are and how we fit into the grand order of the universe. Inside the square and the circle we can see the essence of ourselves, standing naked at the intersection of the earthly, the magic and the cosmic.«

—(nach Walter Isaacson)

Kapitel 1

»Stuttgart, haben sie gesagt. Der ödeste Plex der ganzen ADL, haben sie gesagt.« 

Riggs zog instinktiv den Kopf ein, als der Kugelhagel über ihm in die Glasvitrine ratterte und ein Regen feinster Splitter auf ihn herab prasselte wie ein funkelnder Frühlingsregen. »Besorg dir ein paar Konzertkarten. Du wirst dich sonst zu Tode langweilen. Is’ klar.« Er schnappte sich mit jeder Hand je eine Rauchgranate, hielt kurz inne, um sich zu sammeln, und atmete tief ein. Das Getöse der schweren Feuerwaffen, die das Sicherheitsteam abfeuerte, wurde etwas verhaltener. Entweder luden einige von ihnen nach oder sie warteten ab, ob sie den Eindringling vielleicht schon erwischt hatten. 

»Öde. Langweilig«, wiederholte er anklagend zu den Granaten in seinen Händen. Dann schüttelte er den Kopf. »Was für eine Scheiße.« 

Er zog mit den Zähnen gleichzeitig die Splinte aus beiden Granaten, zählte mit geschlossenen Augen und warf die Geschosse schließlich mit einem heftigen Schwung hinter sich. In hohem Bogen und mit einem hellen Klirren flogen sie durch die Reste der Glasscheibe. Unmittelbar danach knallte es ohrenbetäubend. 

Riggs sprintete los, aus der Deckung des Sideboards heraus, hinter dem er sich verschanzt hatte, ohne einen Blick auf die Angreifer zu verschwenden. Geduckt rannte er hinter zwei weiße, unförmige Konstrukte, die Teil einer großen Altarprojektion aus AR und realen Komponenten waren und für die das Museum einen Kunstpreis erhalten hatte. Das bezeugte die von Kugeln verbeulte Medaille, die jetzt auf dem Boden lag und auf der er fast ausgerutscht wäre. Er mochte das gewagte Kunstwerk vor allem, weil es ihm ein wenig Deckung bot und weil der Sicherheitsdienst offenbar Skrupel hatte, das Ding zu beschießen. Riggs nutzte die Atempause, die ihm diese Unsicherheit bot, munitionierte auf und rannte dann so schnell er konnte die Treppe hinauf in das nächste Stockwerk, in dem sich sein Zielraum befand. Auf dem Stockwerk hinter sich hörte er Schreie und wieder Schüsse. Offenbar hatte Hamlet es irgendwie geschafft, die Aufmerksamkeit des Wachpersonals auf sich zu lenken. Ob er das mit Absicht getan hatte, konnte Riggs allerdings nicht abschätzen. Der Funk war gestört und der Whitenoise-Generator machte das Öffnen der Frequenz unangenehm. Also kein Kontakt zu den Kollegen. Riggs betete, dass sich das Museum keinen Magier leisten konnte. Diese astralen Zecken waren ein Furunkel am Allerwertesten der Metamenschheit, den er jetzt wirklich nicht auch noch brauchen konnte. 

Er hechtete die Treppen hinauf und verfluchte das moderne Gebäude, das ihm kaum Deckung bot. Vor ihm lag die Cafeteria, das einzige Hindernis, das noch zwischen ihm und dem Büro stand, in das er vordringen musste. Der Kugelhagel, der ihm entgegen prasselte, machte ihm allerdings klar, dass natürlich auf den letzten Metern noch irgendein Idiot auf ihn wartete. Er konnte gerade noch ausweichen und einen Bistrotisch mit umreißen, der ihm ein wenig Schutz bot. Allerdings verlor er beim Tackeln des Tisches seine Waffe, die über den Rand der Treppe schlitterte und sich mit dramatischem Klacken auf steinernen Stufen nach unten verabschiedete. Riggs knirschte mit den Zähnen und wagte einen Blick in die Richtung, aus der der Bleiregen gekommen war. Tatsächlich kauerte ein Sicherheitsmann, ein Hüne mit Schutzweste und Maschinenpistole, in Teildeckung hinter dem Tresen und feuerte im automatischen Modus in seine Richtung. Der Bistrotisch wurde regelrecht zerfetzt und würde ihm nicht lange Deckung bieten. Hatte der Typ sich heimlich im Dienst einen Kaffee und eine Zuckerschnecke aus dem Automaten gezogen, oder was zur Hölle machte der hier oben? Und warum zum Teufel hatte ein privater Sicherheitsdienst so eine gute Ausrüstung? 

Riggs kam zu dem Schluss, dass er definitiv den falschen Job hatte. ­Ob die Jungs vom Sicherheitsdienst wohl noch einstellten?

Er wartete geduldig auf den Augenblick, an dem sich sein Gegner etwas zu weit aus der Deckung lehnte. Blitzschnell wagte er den Sprung nach vorne, griff zeitgleich zur Schockgranate, zog den Splint und warf. Unsanft landete er in einer Gruppe eleganter Schwingsessel und presste sich flach zwischen ihnen auf den Boden, die Arme schützend über den Kopf gelegt. Die Druckwelle schleuderte den Wachmann aus seiner Teildeckung und in einer imposanten Splitterwelle zerborstener Gläser und Tassen durch den Raum. Seine Maschinenpistole, eine schicke Ares Executive Protector, war ihm aus der Hand geschlagen worden und schlitterte jetzt wie in Zeitlupe über den polierten weißen PVC-Boden, um filmreif in der Mitte zwischen Riggs und dem Sicherheitsmann zum Liegen zu kommen.

Der Hüne erhob sich schwerfällig. Dass er sich noch bewegen konnte, verdankte er vermutlich seiner extremen Zähigkeit. Er und Riggs starrten sich den Bruchteil einer Sekunde lang an, dann stürzten beide vor, auf die Waffe zu. Es war ein gut gemeinter Versuch, aber es gab nur sehr Wenige, die schneller als Riggs waren, und der riesenhafte Sicherheitsmann gehörte mit Sicherheit nicht dazu. Riggs schnappte sich mit der Rechten die Ares, rollte sich ab, sprang auf und richtete die halbautomatische Waffe auf den Wachmann. Der starrte ihn fassungslos an und hob vorsichtig die Hände.

»Jetzt habe ich auch eine Maschinenpistole. Ho, ho, ho.« Riggs grinste. 

»Hä?«, machte der Wachmann verständnislos. 

Der Runner seufzte. Er hatte das harte Los, unter Kunstbanausen zu leben, schon lange akzeptiert. Aber bei solchen Gelegenheiten schmerzte es besonders. Blitzschnell zog er mit der Linken seine Urban Fighter und feuerte zwei Betäubungsschüsse auf den Wachmann ab, und zwar genau auf die Stelle, wo über der Sicherheitsweste ein wenig von seinem weißen Hals zu sehen war. Dank des Keramikschalldämpfers machte es nur leise Plop-Plop. Da im gleichen Moment im Stockwerk unter ihm eine mittelgroße Explosion stattfand, war aber nicht einmal das zu hören. Der Wachmann zuckte und wurde bewusstlos. 

Riggs blieb keine Zeit. Er hängte sich die MP um, steckte seine Urban Fighter zurück und lief durch die umgefallenen Stühle der Cafeteria zu dem Büroraum. In den Räumen unter sich hörte er immer noch das Dröhnen von Schüssen. Verdammt, verdammt, verdammt, wie hatte das nur so schief gehen können? Fassungslos schüttelte er den Kopf, während er den Sequenzer in das Schloss des Büroraums einführte.

»Los, los, los«, drängelte er ungeduldig das hochtechnisierte Gerät, das eine Zahlenfolge nach der anderen durchratterte, um den Code zu entschlüsseln. Offenbar war es keine sonderlich schwierige Kombination, denn bereits nach einigen Sekunden öffnete sich das Schloss mit einem leisen Klicken.

Riggs trat ein und zog die Tür hinter sich zu. Er atmete tief durch, um sich zu fokussieren, und blickte sich aufmerksam um. Wände, Boden und Decke waren komplett in Weiß gehalten, so wie der Rest des Gebäudes. Es gab keine Fenster, nur indirekte Beleuchtung durch dezente Leuchtröhren am Fußboden. Die Büromöbel, ein Schreibtisch mit passendem Lehnstuhl, eine Sitzecke mit drei vollelastischen Stühlen und rundem Tisch sowie die Hochglanzkommode in der Ecke, waren ebenfalls weiß. Lediglich die großen Leinwandbilder, auf denen verschiedene Symbole und Zahlen in eigenartigen, schrillen Farben zu sehen waren, brachten wildes Leben in den sonst so sterilen Raum. Na ja, und dann war da noch der Safe, sein eigentliches Ziel. Aber es war kein mehr oder weniger klassischer Kasten mit Karte oder Scanner oder Tippfeld, wie er erwartet hatte. Stattdessen stand dort ein massiver Schrank mit einem mechanischen Zahlenschloss. Weder Schrank noch Schloss ließen sich mit der Ausrüstung, die er bei sich trug, auf die Schnelle öffnen. Abgesehen von Sprengstoff, aber damit würde er den Inhalt auch gleich ins Nirvana befördern. Das kam unerwartet. Er hatte mit allem gerechnet, aber nicht mit so einem Ding. 

Irgendwo unten im Keller gab es eine Explosion. 

»Verdammte Scheiße«, fluchte er. Die Zeit lief ihm davon. Was nun?

Kapitel 2

30 Stunden zuvor

Riggs schob seine vollverspiegelte Sonnenbrille etwas höher auf die Nase und rührte genüsslich in seinem Mai Tai. Die Bar nannte sich »Wolkenkuckucksheim« und bot, neben den wirklich hervorragenden Cocktails, einen atemberaubenden Ausblick auf die vom Licht der frühen Abendsonne mit rotgoldenen Sprenkeln überzogenen Dächer und Fassaden der Stuttgarter Innenstadt. Ein leichter Wind ließ die in dezentem Grau, Weiß und Lindgrün gehaltenen Wimpel des Zeppelins flattern, und unaufdringliche Loungemusik beschwor das Gefühl von Sommer und la vida loca herauf. Lediglich die kleine, rothaarige Sängerin mit ihrer überraschend rauchigen Stimme empfand er als überflüssig. In unregelmäßigen Abständen stieß sie gutturale Laute hervor und flüsterte bisweilen sprachlich absurde Stabreime, was wohl anarchisch oder poetisch oder beides sein sollte. Vermutlich war das irgendeine total hippe Musikrichtung, die gerade in Stuttgart gehypt wurde und bisher gnädigerweise an ihm vorbei gegangen war.

Im Frankfurter Plex, seinem üblichen Jagdrevier, lauschte er lieber klassischer Kunst, also alten Klassikern, dem sogenannten Glam-Rock der goldenen Siebziger des letzten Jahrhunderts: eine unterschätzte und viel zu unbekannte Musiksparte, wie er fand. 

Die Rothaarige gurrte wie ein sterbender Truthahn, und Riggs nahm einen tiefen Schluck aus seinem Glas. Vielleicht sollte er auch mal über eine Gesangskarriere nachdenken? Mit hörbarem Schlürfen sog er den Rest des Cocktails durch den blau fluoreszierenden Strohhalm.

»Lass das«, knurrte sein Gegenüber und starrte ihn bedrohlich an.

»Hör auf damit«, bestätigte dessen daneben sitzender Zwilling mit zuckendem linken Auge.

Riggs seufzte. Schon jetzt, nach nur fünfzehnminütiger Bekanntschaft und fünf geäußerten Sätzen, stellten Pocahontas und Cinderella ein ernstzunehmendes Problem für ihn dar. Sollte sich seine Hypothese bestätigen, dass ihr IQ tatsächlich nicht höher als der eines kastrierten Karnickels war, war das nicht nur anstrengend, sondern gefährdete die Mission und damit seine Sicherheit. Er fragte sich, wie sich die beiden, die sich ihm als Blei und Stahl vorgestellt hatten, eigentlich für den Job qualifiziert hatten. Zumindest hatte sein Schieber ihm versichert, dass es um eine nicht-letale Mission ging, die hier in Stuttgart auf ihn wartete. Soziale Fertigkeiten waren angeblich gefragt, Geschick und Unauffälligkeit. Was aber suchten dann die beiden Prinzessinnen hier?

Auf den ersten Blick sahen die beiden großen Männer mit den schmalen, zeissblauen Augen und den kurzgeschorenen dunklen Haaren jedenfalls wie tumbe Schläger aus. Die beiden meatshields waren deutlich mit Cyber- und Bioware aufgerüstet und hatten sich zusätzlich mit Piercings, Brandings und Implantaten »verschönert«. Nacken, Arme, Schultern und Schädel waren mit zahlreichen Bildmotiven bedeckt, einige besser und viele weniger gut gelungen. Sie bildeten eine ineinanderfließende Fläche verschiedenster greller und verblasster Farben. Die Narben an den Unterarmen zeugten davon, dass vermutlich Nanotattoos entfernt worden waren, möglicherweise wegen der damit verbundenen Virengefahr. Riggs war sich aber nicht sicher, ob da nicht doch einige Nanoviren die Blut-Hirn-Schranke hatten passieren können und da oben Schaden angerichtet hatten. Na ja, falls da etwas zum Schaden-Anrichten vorhanden war. 

Aber vielleicht waren das dumme, einfältige Benehmen und die kaum unterdrückte Aggressivität auch einfach nur Strategie und eine verdammt gute Tarnung? Er würde vermutlich schneller hinter die Wahrheit kommen, als ihm lieb war. 

Er lächelte die beiden strahlend an, die nach einem kurzen Moment der deutlichen Irritation extrem böse zurück starrten. 

Da war ihm der vierte im Bunde schon lieber. Der junge Mann war höchstens 20, und die dunkelbraunen Augen in dem schmalen Gesicht wanderten ständig nervös auf das Kommlink an seinem zarten Handgelenk. Offenbar war er ein nicht gerade erfahrener Kollege, der sich selbst als Hamlet vorgestellt hatte. 

»Hamlet? Ist das türkisch?«, hatte Pocahontas knurrend gefragt.

»Oder arabisch?«, hatte Cinderella ergänzt und Riggs’ schmerzverzerrtes Gesicht ignoriert.

»Dänisch«, hatte Hamlet geantwortet und an der Bar direkt einen Mai Tai für Riggs mitbestellt. Nicht, dass so eine Geste Riggs’ Objektivität irgendwie beeinflusst hätte, auch wenn der Cocktail exzellent war. Aber Riggs wusste gute Manieren einfach zu schätzen, es gab sie generell viel zu selten. Sein Fazit: Der Welpe mit der lang gezogenen Aussprache schien auf den ersten Blick in Ordnung zu sein, abgesehen natürlich davon, dass er vermutlich keine Ahnung hatte, wie das Geschäft lief, was per se ungünstig war. Aber er schien ein ganz kluger Kopf zu sein. Und das war auf jeden Fall günstig, wenn man den IQ des restlichen Teams zusammenrechnete. Hamlet hob den Kopf und begegnete seinem Blick. 

»Es ist genau neunzehn Uhr MEZ. Frau Schmidt sollte jetzt gleich den Kontakt aufnehmen, wenn sie pünktlich ist«, sagte er mit seinem singenden, österreichischen Akzent. Im gleichen Augenblick flüsterte die Stimme der rothaarigen Sängerin rauchig über die Anlage, dass nun gleich das Konzert der Hauptband beginne und man für das vollständige Sinneserlebnis bitte die Anfragen an die PANs bestätigen solle, die gleich kämen. Nur dann würden sich die Bühnenbild-Overlays in ihrer ganzen Vielfalt für den Betrachter aktivieren. Einen Atemzug später gab Riggs’ offizielles Kommlink ein sonores Schnurren von sich. Er bestätigte die Anfrage, und das Deck des Zeppelins überzog sich mit Fellen, ein geschnitzter Bug tauchte in der Front auf und die Skyline Stuttgarts wurde überlagert von den Umrissen schneebedeckter Fjorde. Die elektronischen Klänge pseudomittelalterlicher Instrumente erklangen, und dazu die tiefe Stimme einer Frau mit blondem Zopf und nachtblauem Wikingerkleid mit Fellkragen. Er verstand kein Wort von dem, was sie sang, aber es hörte sich irgendwie brachial und nordisch an. Überraschenderweise mochte er ihren Gesang, der kehlig und doch glasklar über den melodischen Instrumenten lag. 

Plötzlich wurde die Musik immer leiser, bis sie kaum noch zu hören war. Die Umgebung verdunkelte sich und vor ihrem Tisch tauchte eine Frau aus der Dunkelheit auf. Ihr perfekt geformter Körper steckte in einem schwarzen Hosenanzug, das lichtblonde Haar war streng zurückgekämmt und betonte das ebenmäßige Gesicht mit den sehr hohen Wangenknochen. Ihre Augen waren stahlblau und schlichtweg faszinierend. Etwas Silbriges funkelte in ihnen, und wenn das ein AR-Effekt war, so war er verdammt gut programmiert

»Sie hat ihr Signal in der Übertragung der Band getarnt«, sagte Hamlet-Welpe mit deutlicher Bewunderung in der Stimme. »So ist sie kaum zu finden oder zu orten. Sehr clever

»Danke für das Lob«, sagte Frau Schmidt, ohne eine Miene zu verziehen. Welpe zuckte zusammen und lächelte unsicher.

»Ich gehe recht in der Annahme, dass ich mit den Herren Blei, Stahl, Riggs und Hamlet spreche? Und dass Sie an dem Angebot interessiert sind, einen Job für mich zu übernehmen?« Es war eher eine Feststellung als eine Frage.

»Das ist richtig«, bestätigte Hamlet. Die Prinzessinnen knurrten zustimmend, und Riggs schloss sich mit einem knappen »Yupp« an.

»Sehr gut. Um Ihre und meine Zeit nicht unnötig zu verschwenden, komme ich direkt zur Sache. Bei dem zu vergebenden Auftrag handelt es sich um eine Beschaffungsmaßnahme. Ich möchte, dass Sie mir bestimmte Gegenstände aus einem Gebäude extrahieren. Das Ziel ist kein Gebäude auf Konzerngelände. Der Bereich liegt in einer hohen, aber nicht kritischen Sicherheitsstufe, Wetwork ist kein Teil des Auftrages. Austragungsort ist die ADL, Reisetätigkeit nicht erforderlich. Der Ausführungsrahmen ist allerdings zeitkritisch und binnen 48 Stunden zu erledigen. Die Entlohnung beträgt aufgrund der Zeitknappheit 50.000 Euro pro Person. Darf ich erfahren, ob Sie den Auftrag unter diesen Parametern grundsätzlich annehmen?«

Riggs schürzte die Lippen. Sie hatte alle Fragen vorweggenommen, die er eventuell hätte stellen können. Sie war ganz sicher keine Anfängerin im Schattengeschäft. Es blieb ihm also nichts zu tun, als gemeinsam mit den anderen zu bestätigen, dass er den Auftrag annahm. 50.000 Bucks in einer Nacht – klar, das konnte und würde er nicht ablehnen. Noch konnte er keinen Haken im Auftrag erkennen, aber das bedeutete nichts. Der würde sich schon noch zeigen, dessen war er sich ziemlich sicher. Es war doch immer so, dass zunächst alles einfach und machbar schien, und dann schlug die Realität ein und nichts war mehr einfach.

»Dann erhalten Sie nun die genauen Informationen: Bitte dringen Sie für meinen Auftraggeber in die Stadtbibliothek Stuttgart ein. Alle Daten, die das Gebäude betreffen, sind öffentlich recherchierbar. Natürlich beherbergt der Bau keine Bücher mehr, sondern ist Teil der neunundneunzig Sammlungen der Universität Tübingen. Genau genommen handelt es sich um die achtundneunzigste Sammlung, die sich auf Akkadien, Assyrien, Sumer und Babylon fokussiert.«

»Scheiße, ich verstehe kein Wort«, sagte Blei missmutig.

»Ich check’s nicht«, ergänzte Stahl nachdrücklich.

Riggs musste sich zum eigenen Ärger Pocahontas und Cinderellas Kommentaren anschließen, auch wenn er das natürlich niemals zugegeben hätte. Er hatte nicht die leiseste Ahnung, wovon Frau Schmidt da sprach. Der Welpe nickte hingegen wissend, und als er Riggs’ skeptischem Blick begegnete, sagte er mit dem betont gelangweilten Tonfall eines Dursty-Verkäufers, der zum wiederholten Mal das Wochenangebot für Bier herunterbeten musste: »Das ist im weitesten Sinne Altorientalistik. Vorderasiatische Archäologie ohne das ägyptische Reich. Beginnt etwa ab dem vierten Jahrtausend vor Christus. Vieles davon bezieht sich allerdings auf die Auslegung von Keilschrift, es ist in erster Linie also eine philologische Forschungsrichtung.« 

Riggs sah ihn ausdruckslos an. Der Welpe wurde rot und fingerte umständlich nach einem Taschentuch, um sich geräuschvoll die Nase zu putzen. Riggs befand, dass er dem kleinen Klugscheißer wohl zügig zeigen musste, wer hier der Alphawolf war. Der kleine Besserwisser war es jedenfalls nicht, dafür würde er schon sorgen. Blei und Stahl knackten mit ihren mächtigen Fingerknöcheln und hatten offenbar ähnliches vor.

»Es handelt sich hauptsächlich um Exponate in Form von 3D-Drucken, Hologrammen, Projektionen und einigen sehr wenigen tatsächlichen Fundstücken aus Vorderasien.« Frau Schmidt begab sich netterweise auf eine niedrigere Abstraktionsebene. »Die meisten davon sind Repliken, im üblichen 3D-Druck hergestellt. Entsprechend ist die Sicherheit zwar sehr gut und sollte nicht unterschätzt werden, aber nicht so extrem wie in anderen Museen. Es handelt sich bei der Sammlung mehr um ein Kunstprojekt, eine kulturelle Ausstellung, die den aktuellen Stand der Forschung dem breiten Publikum näher bringen soll, und weniger um historische, finanziell hochwertige Kunstwerke

»Ich nehme an, dass aus diesen Kulturen auch einfach insgesamt zu wenig existiert, was man als originales Exponat würde ausstellen können«, vermutete Hamlet scharfsinnig, und Frau Schmidt nickte bestätigend.

»Das hört sich aber so an, als müssten wir kein Ausstellungsstück extrahieren?«, fragte Riggs erleichtert, der vor seinem geistigen Auge schon gesehen hatte, wie er, die zwei Prinzessinnen und der kleine Klugscheißer einen riesigen Steinsarkophag aus dem Museum schleppten. 

»Das ist korrekt, Herr Riggs«, bestätigte Frau Schmidt mit distanzierter Freundlichkeit. Ihr Avatar war in Riggs’ Augen ein kleines bisschen zu perfekt, aber das war eigentlich auch ganz normal. In der Regel bauten sich die Menschen überzeichnete und unrealistische virtuelle Personas, egal ob Mangas, vermenschlichte Tiere, Musik- oder Filmstars, mystische, historische oder fantastische Figuren – es gab nichts, was es nicht gab. Besonders die Kids hatten einfach zu viel Zeit, an ihren virtuellen Abbildern herumzuspielen, und trieben es oft bis ins Extreme. Mit steigendem Alter wurden die Personas meist schlichter und näherten sich der tatsächlichen Gestalt in der realen Welt an. Doch eigentlich konnte so gut wie niemand völlig die Finger davon lassen, den eigenen Scan zu bearbeiten. Hier ein wenig Retusche, da ein bisschen perfektioniert … und wenn auch nur ein klein wenig verbessert wurde, fiel schon das dem Auge des Betrachters meist irgendwie auf. Es war die Perfektion, die das menschliche Auge störte. Sie passte nun mal nicht zur schnöden analogen Wirklichkeit. Deshalb versuchten inzwischen die Bearbeitungsprogramme, diese menschliche Unvollkommenheit bei den Scans einzubauen, um sie für das Auge verträglicher und realistischer zu gestalten. So richtig gut funktionierte das aber interessanterweise immer noch nicht. 

Frau Schmidt sprach weiter, und Riggs konzentrierte sich wieder auf ihre Worte, um nicht länger an ihren messerscharfen Wangenknochen und dem zu vollkommenen Schwung ihres Nackens hängen zu bleiben. 

»Ihr Auftraggeber möchte, dass Sie für ihn vier Zahlencodes extrahieren. Die Codes sind handschriftlich verfasst und werden in vier verschiedenen Safes aufbewahrt. Die Safes sind mit Magschlössern gesichert und sollten mit einem Sequenzer guter Qualität ohne Probleme zu öffnen sein.«

Vier verschiedene Aufbewahrungsorte? Vermutlich wollte jemand die Wahrscheinlichkeit senken, dass jemand in den Besitz des vollständigen Zahlencodes kam. Schön war das nicht, denn bei jedem Öffnungsvorgang stieg das Risiko, dass ein Alarm losging. 

»Wissen Sie, wo die Safes stehen, oder müssen wir das selbst herausfinden?«, fragte er nach.

»Wo sich die Safes befinden, habe ich Ihnen auf dem Lageplan des Gebäudes markiert. Ich übermittle Ihnen den Plan in diesem Moment an Ihre Kommlinks.«

Ein Vibrieren an seinem Arm bestätigte ihre Worte. Gegenüber miaute im gleichen Augenblick ein Kätzchen und kläffte ein kleiner Hund. Sieh an, die beiden Mörderzwillinge hatten eine weiche Seite. Wie niedlich. Blei und Stahl klickten mit düsterem Blick die Nachricht weg, und Riggs wusste, dass eine falsche Bemerkung bezüglich Tierbabys zumindest ein gebrochenes Nasenbein zur Folge haben würde.

»Lassen Sie mich raten«, wandte er sich nach einem kurzen Blick auf den Plan wieder an Frau Schmidt. »Die Räume liegen so weit auseinander, wie es nur möglich ist.«

»Selbstverständlich. Das ist die dahinter liegende Logik der Daten­sicherung«, bestätigte sie knapp. »Zwei der Räume liegen im Kellergeschoss, eines im ersten Stockwerk und eines im Dach­geschoss.«

»Natürlich«, wiederholte Riggs und knetete seine Unterlippe.

»Warum geht jemand in so eine Ausstellung?«, fragte Hamlet mit gerunzelter Stirn plötzlich. »Man könnte sich zu dem Thema einfach in der Matrix ein paar Abhandlungen zusammensuchen lassen und sich bequem zuhause ansehen.«

»Der Unterschied ist die Qualität der Information«, erklärte Frau Schmidt mit professioneller Geduld. »Diese Ausstellung beinhaltet die aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnisse. Aus Unmengen von Spekulationen, Weltuntergangstheorien, fantastischen Mythen und esoterischen Kosmogonien sind hier die gefilterten, wissenschaftlich fundierten und methodisch belegten Fakten zusammengetragen: anschaulich, unterhaltsam und gleichzeitig mit extrem hohem Bildungscharakter und Informationswert. Wissenschaftler aus der ganzen Welt haben hier ihre Forschungserkenntnisse veröffentlicht, teilweise exklusiv, weil sie von der Universität Tübingen oder einer verwandten Stiftung finanziert wurden. Das ist das Besondere an so einer Sammlung. Und ja, es gibt auch eine virtuelle Dependance des Instituts. Trotzdem legt man in diesen Kreisen noch darauf Wert, nicht ausschließlich virtuell zu kommunizieren.«

»Das heißt aber auch, dass die Sammlung öffentlich zugänglich ist und zu den regulären Öffnungszeiten besucht werden kann?« Riggs überging, wie er fand elegant, den großen Teil der Ausführungen, dem er nicht hatte folgen können, und kam auf das für ihn Wesentliche zu sprechen. 

»Das ist korrekt. Die Bereiche, in denen die Tresore gelegen sind, sind allerdings, wie Sie sich vorstellen können, nicht ohne weiteres für Besucher zugänglich. Und da in der Stuttgarter Innenstadt der Sternschutz eine hohe Präsenz zeigt, es einen sehr guten privaten Sicherheitsdienstleister gibt und die Sammlung bei Touristen noch dazu sehr beliebt ist, ist ein unauffälliges Eindringen während der Öffnungszeiten eher unwahrscheinlich.«

»Wenn es sich teils um virtuelle und exklusive Exponate handelt, können wir aber auch mit einer hohen Matrixsicherheit rechnen, oder?«, folgerte Hamlet scharfsinnig. »Sie sagten da was von finanzierten Arbeiten. Die haben sicherlich zumindest in Wissenschaftskreisen einen bestimmten Wert. Und der will geschützt sein.« 

Riggs nickte ihm anerkennend zu. Der Kleine sprach zwar langgezogen und bedächtig, aber das lag wohl eher an seiner Herkunft als daran, dass er nicht ganz schnell im Kopf war. Im Gegenteil, bisher hatte er nur schlaue Fragen gestellt. Sehr gut. Ein Seitenblick auf die Prinzessinnen bestätigte, dass die beiden Kollegen vermutlich Schwierigkeiten hatten, den Ausführungen zu folgen. Sie waren definitiv nicht die hellsten Glühbirnen in Gottes wunderbarem Lampengeschäft. 

»In der Tat ist die Sicherheit gerade in diesem Bereich sehr hoch. Jegliche Kommunikation, die Sie in Form von ortbaren Signalen aussenden, kann Sie verraten. Selbstredend sollten Sie Ihre Kommlinks ebenfalls ausschalten.«

»Na wunderbar. Das bedeutet, dass wir entweder einen sehr guten Decker brauchen oder den Ball extrem flach halten müssen, was Kommunikation angeht«, sagte Riggs zu Hamlet, der bestätigend nickte. Das hier könnte der Haken bei diesem Run sein.

»Auch hier kann ich Ihnen etwas unter die Arme greifen, um Ihre Recherche abzukürzen«, sagte Frau Schmidt. 

Hamlet hob die Brauen und sah Riggs fragend an. »Warum macht sie den Run dann nicht selbst?«, fragten seine Lippen lautlos

Riggs nickte bestätigend. Und wieder läuteten seine Alarmglocken. Das schien viel zu einfach.

»Das ist auch der Grund für das oben genannte knappe Zeitfenster«, fuhr Schmidt fort. »In der morgigen Nacht wird von ein Uhr bis ein Uhr fünfundvierzig ein Systemupdate für das Sicherheitsprogramm hochgeladen. In diesen 45 Minuten ist die komplette Bibliothek vom Netz abgekoppelt. Das ist Ihre beste Chance, reinzugehen, die Codes zu holen und wieder zu verschwinden. Vor und nach diesem Zeitfenster wird es sehr schwierig für Sie, unbemerkt zu bleiben. Natürlich wird die Wachmannschaft vor Ort sein und auch erhöhte Wachsamkeit zeigen. Trotzdem rechnet niemand wirklich mit einem Übergriff.«

Schnell, leise und effektiv rein und raus. Das klang gut in seinen Ohren. Er warf einen Blick auf Pocahontas und Cinderella, die dem Gespräch mit zusammengekniffenen Augen folgten und nur ab und zu ein zustimmendes, ablehnendes oder undefinierbares Grunzen ausstießen. Sie waren nicht gerade das, was er sich unter eleganten und unauffälligen Meisterdieben vorstellte. Dass der Zugriff mit diesem Team funktionierte, bedurfte genauer Planung und guter Absprache, soviel stand fest.

»Ich erwarte die Lieferung der Codes in 36 Stunden. Die Koordinaten für die persönliche Übergabe erhalten Sie in 35,5 Stunden auf die Kommlinks, die Sie vorhin für mich freigegeben haben. Ich überweise Ihnen nun einen Vorschuss von 10.000 Euro. Haben Sie noch weitere Fragen?«

Riggs schüttelte den Kopf, und auch Hamlet verneinte.

»Alles klar«, brummte Pocahontas.

»Check«, kommentierte Cinderella mit tiefer Stimme.

»Dann wünsche ich Ihnen viel Erfolg. Ihre Drinks gehen auf mich.« Sie loggte sich aus

Die fremdartig schönen Klänge der Wikingerband kehrten zurück, und auch die Overlays ihres fantasievollen Bühnenbildes nahmen wieder Farbe an. 

Riggs deaktivierte seine AR-Sicht. 

Hamlet trug eine rahmenlose pseudointellektuell wirkende Brille, über deren runden Rand er Riggs, Blei und Stahl jetzt einen abschätzenden Blick zuwarf. »Meine Herren«, sagte er in seinem langgezogenen Akzent. »Die Mission ist klar. Wie wollen wir vorgehen?«

× × ×

Ex post musste Riggs anerkennen, dass das Planungsgespräch wesentlich besser lief, als er befürchtet hatte. Zu seiner Überraschung waren die Prinzessinnen kooperativer und einsichtiger als erwartet.

»Wir sind keine Freunde großer Worte«, sagte Blei nachdrücklich.

»Wir reden nicht gerne«, ergänzte Stahl mit zusammengekniffenen Augen.

»Wir gehen rein«, erklärte Blei. »Wir holen raus, was raus muss, und halten euch den Rücken frei. Und wir können jede Menge einstecken und noch mehr austeilen.«

»Das können wir. Darin sind wir gut«, bestätigte Stahl. »Wir halten was aus.«

»Wir schlagen deshalb vor, dass ihr das große Planen und Bereden übernehmt«, fuhr Blei fort. »Ihr denkt euch was aus und sagt, was Sache ist. Wir halten euch den Rücken frei bei dem, was ihr vorhabt. So machen wir das dann.« Er schnaufte. So viele Worte auf einmal sagen zu müssen, schien ihn erschöpft zu haben. 

Stahl beschränkte sich auf ein zustimmendes Nicken.

Riggs knurrte anerkennend. So viel Selbstreflektiertheit begegnete man nicht oft in der Szene. Das war eine treffende und hilfreiche Selbstbeschreibung und erleichterte die nächsten Schritte extrem. Sehr professionell, wie er fand. Er musste wohl oder übel sein schon recht festgefahrenes Bild der beiden meatshields revidieren. 

Auch Hamlet war mit dieser Aufgabenteilung sehr einverstanden. Er bestand jedoch darauf, dass auch Riggs und er kurz erklärten, was ihre Expertise sei und warum sie bei dem Run dabei wären. 

»Ich bin sehr geschickt in allem, was Elektronik und Feinmechanik betrifft«, erklärte er, und der Stolz funkelte unübersehbar in seinen blauen Augen. Er holte Atem und wollte offensichtlich weiter ausholen, aber Riggs unterbrach ihn rasch. »Sehr nützlich«, lobte er. »Ich bin Spezialist für Schusswaffen, und vor allem bin ich schnell.«

»Vor allem schnell darin, dich zu verpissen, wenn es darauf ankommt«, hörte er förmlich seine Ex-Freundin sagen. Vermutlich waren die gehaltvollen Cocktails daran schuld, dass sie schon wieder unbefugt mit ihrem ständigen Gemecker in seinem Kopf auftauchte.

Nach drei weiteren Cocktails, begleitet von der chilligen Musik der Wikinger-Elektro-Band, stand eine erste Idee. 

Die Pläne der ehemaligen Stadtbibliothek Stuttgarts waren in der Matrix öffentlich verfügbar, und Riggs hatte sie mit den Plänen von Frau Schmidt verglichen. Sie stimmten tatsächlich überein. Auch die virtuellen Flyer, die sie in der Matrix fanden, schienen den Aufbau der Räume und den Grundriss des Gebäudes zu bestätigen. Darüber hinaus war das virtuelle Abbild der Bibliothek verfügbar, auch wenn die Exponate wie bereits angekündigt nicht vollständig zugänglich waren. Riggs lud die Flyer einer Intuition folgend auf sein Kommlink. Man konnte nie wissen … 

»Ich würde das Gebäude und auch die Pläne nochmal gerne von einem Decker-Kontakt gegenchecken lassen. Wird vermutlich paar hundert Euro kosten, aber ich möchte mich ungern auf Daten verlassen, die uns Schmidt zur Verfügung stellt oder die einfach so im Netz zu finden sind. Ist das okay für alle?« Auf die Zustimmung der anderen hin, schickte er ein File an White und bat sie um Überprüfung der Daten.

Von den markierten Räumen mit den Safes lagen zwei im Kellergeschoss, einer im ersten Stock und einer im Dachgeschoss, tatsächlich waren sie maximal weit voneinander entfernt. Das Team einigte sich darauf, dass Riggs und Hamlet die Ausstellung im virtuellen Raum besuchen würden, um die Gegebenheiten unauffällig in Augenschein zu nehmen und zumindest ungefähr die Wege zu den vier Zimmern abzugehen. Dabei würden sie die Zeit mitlaufen lassen, die sie brauchten, um einen validen Zeitplan für ihren Run entwerfen zu können. Erst nach Auswertung dieses Erkundungsgangs würde das Team entscheiden, ob sie die vier Räume getrennt und einzeln, parallel in Zweiergruppen oder alle gemeinsam hintereinander aufsuchen würden. Die Prinzessinnen würden sich darum kümmern, über eine Connection kurzfristig vier sehr gute Sequenzer für die Safes mit den Codes zu besorgen.

»Kenn’ einen exzellenten Schieber«, knurrte Pocahontas. »Lysander besorgt uns alles.«

»Wird nicht billig werden«, ergänzte Cinderella. »Aber wir kriegen, was wir brauchen.«