Inhalt

  1. Cover
  2. Lockvogel für die Todesmine
  3. Vorschau
  4. Impressum

Lockvogel für
die Todesmine

von Hal Warner

»Dort drüben läuft er!«, ruft Hugh Millward seinen beiden Kumpanen zu und gibt seinem Pferd die Sporen. Die drei Reiter halten ihre Gewehre vor sich im Sattel und sind entschlossen, rücksichtslos davon Gebrauch zu machen. Der Mann, den sie jagen, weiß, dass ein Ausbrecher aus der Todesmine keine Gnade zu erwarten hat. Al Benwitt hat nur noch wenige hundert Yards Vorsprung, und mit ihren Pferden werden ihn die drei Aufseher der Mine bald einholen. Verzweifelt hetzt er zwischen den ausgebleichten Felsen der Straße nach Golden City entgegen. Wenn nicht bald Rettung kommt, ist er verloren...

Al Benwitt ist in zerschlissene Lumpen gekleidet. Wirr hängen ihm die schweißnassen Haare ins Gesicht, in dem ein wilder Bart wuchert und ihn viel älter erscheinen lässt, als er in Wirklichkeit ist.

Und Benwitt weiß, was ihm blüht, wenn seine Verfolger ihn erwischen. Es ist ihm klar, dass sie mit ihm kurzen Prozess machen werden. Deshalb schont er sich nicht, deshalb holt er das Letzte aus seinem entkräfteten Körper heraus und unternimmt immer neue Anstrengungen, obwohl seine Beine längst nachzugeben drohen.

Der Schweiß rinnt in Strömen über seinen Körper. Keuchend geht sein Atem. Seine Lungenflügel flattern.

Ohne jede Rücksicht arbeitet er sich jetzt durch dorniges Gebüsch, das ihn für eine kurze Zeitspanne aus der Sicht der Gegner entzieht.

Dahinter beginnt eine Geröllhalde, die steil abwärts führt und an einer steinigen Straße endet.

Es muss die Straße nach Golden City sein.

Und auf dieser Straße kommt ein Fuhrwerk entlang, dessen Anblick den Gejagten wieder schwache Hoffnung schöpfen lässt.

Der von zwei Pferden gezogene Wagen ist leider noch fast eine halbe Meile entfernt. Doch er kommt in Benwitts Richtung, und es sitzen zwei Männer auf dem Bock, von denen der eine ein Gewehr zwischen den Knien hält.

Zwei Männer, die ihm vielleicht helfen werden, wenn er sie nur rechtzeitig erreicht oder sich ihnen wenigstens bemerkbar machen kann.

Er läuft weiter und winkt.

Aber er wird nicht gesehen.

Wenig später verschwindet der Wagen sogar aus seinem Blickfeld, weil dieser um eine Kehre muss und dadurch zwangsläufig hinter einem vorgeschobenen Felsmassiv verschwindet.

Aber er wird wieder auftauchen. Und dann müssen der Fahrer und sein Begleiter den Gehetzten bemerken.

Nur nicht schlappmachen, denkt Al Benwitt. Durchhalten, verdammt noch mal. Du musst es schaffen!

Mit pfeifenden Lungen stolpert er den Hang hinab. Geröllbrocken lösen sich unter seinen aufgerissenen Stiefeln und springen klirrend talwärts. Er verliert einen Absatz, achtet aber nicht darauf. Nur weiter, die Straße erreichen, die hier in zahlreichen Windungen durch die Sangre de Christo Range führt.

Seine Sprünge sind zu groß. Er verliert das Gleichgewicht, stürzt hin und überschlägt sich, schrammt sich dabei die Hände an scharfkantigen Steinen blutig. Auch den Kopf schlägt er sich an.

Immerhin bringt ihm der lange Sturz keinen Zeitverlust. Er rappelt sich benommen wieder auf und hastet keuchend weiter.

Zur Straße ist es nicht mehr weit. Hinter sich hört er aber bereits den Hufschlag der Verfolgergäule.

Die Kerle müssen nun an den Büschen sein und werden, wenn sie diese hinter sich haben, freies Schussfeld besitzen.

Wo doch der Wagen nur bleibt? Er ist Al Benwitts einzige und allerletzte Chance. Erreicht er ihn nicht rechtzeitig, ist er verloren. Dann kann ihm niemand mehr helfen.

Eine Staubwolke verrät ihm, dass das Fuhrwerk bald auftauchen muss. Er nimmt seine letzten Kraftreserven zusammen und versucht voller Verzweiflung, den Wettlauf mit dem Tod zu gewinnen.

Schon ist er an der Straße und will sich hinter einen Felsenquader in Deckung werfen, als er einen furchtbaren Schlag in den Rücken bekommt. Genauso, als würde ihn mit voller Wucht eine Spitzhacke treffen.

Den Schuss hört er nicht mehr. Die Kugel schleudert ihn gegen den Fels und lässt ihn dort zusammenbrechen.

Alles um ihn herum versinkt nach einem grellen Feuerblitz in undurchdringlicher Schwärze.

Die drei Reiter aber kommen mit angeschlagenen Gewehren den Hang herab. Ihre Pferde rutschen auf den Hinterbeinen. Mit harten Augen starren sie auf den Getroffenen.

Auch ihnen ist nicht entgangen, dass jemand kommt. Und das passt ihnen verdammt wenig in den Kram.

Sie halten an und lauschen.

»Es scheint ein Wagen zu sein«, sagt der geiernasige John McGeary. »Verflucht, was machen wir jetzt?«

Seine Frage gilt Hugh Millward, der sein eckiges Kinn reibt, das seinem Gesicht ein brutales Aussehen verleiht.

»Was wir machen? Wir verschwinden am besten. Oder – nein, wartet mal! Es ist wohl besser, wenn die Sache nicht nach einem Mord aussieht.«

»Und wie willst du das anstellen, he?«, erkundigt sich Will Flash, der Dritte im Bunde. Ein drahtiger Mann, der durch seine vorstehenden Zähne entfernte Ähnlichkeit mit einer Ratte besitzt.

»Indem wir ihm noch eine Kugel verpassen. Diesmal eine von vorn«, erklärt der Anführer des Trios kaltblütig. »Also los, Will, tu' es! Und du, John, schießt in die Luft. Dann drückst du ihm dein Gewehr in die Hand und verduftest von hier. Alles Weitere übernehme ich.«

Auf dem Bock des Wagens sitzen Brazos und Shorty von der Skull-Ranch. Sie wollen nach Golden City, um eine Fuhre Viehsalz zu holen, das ihr Boss, John Morgan, im Generalstore bestellt hat.

»In einer Stunde sind wir da«, meint der kleine Shorty, der sich neben seinem schwergewichtigen Freund wie ein kümmerlicher Wicht ausnimmt.

Brazos nickt.

»Wird auch Zeit, schätze ich. Ich kann es kaum noch erwarten, mir die Mandeln zu befeuchten. Man kriegt ja direkt eine Halsentzündung von dem vielen Staub.«

»Gesoffen wird aber nicht, das merk dir!«, mahnt Shorty.

»Wer redet denn gleich von saufen? Ich will meinen Durst löschen, weiter nichts.«

»Dann ist es gut. Solltest du aber mehr als drei Gläser trinken, dann mach dich auf was gefasst!«

»Auf was?«, forscht Brazos, der die Zügel in den klobigen Händen hält, die an riesige Schmiedehämmer erinnern.

»Darauf, dass du es mit mir zu tun bekommst! Ich hab's dem Boss fest versprochen, dass ich auf dich aufpassen werde. Und was ich verspreche, das halte ich auch. Also denk daran, mein Freund: Drei Gläser und nicht mehr! Solltest du dich nicht daran halten, wirst du blaue Wunder erleben! Auch grüne und gelbe, wenn du willst.«

Der hünenhafte Texaner grinst. Er ist es gewohnt, dass Shorty ihn zu bevormunden versucht und den Mund gern vollnimmt. Der kleine Cowboy kann drohen wie ein gereizter Zwerghahn.

Die Pferde gehen im Schritt. Die Straße beschreibt eine lange Kurve, die hinter den Felsen irgendwo ausläuft. Staub wirbelt in die Höhe und wird vom Wind weitergetragen.

Da kracht hinter der Biegung ein Schuss.

Es ist das harte Peitschen einer Winchester, das sich an fernen Bergwänden bricht und so in abgeschwächter Form noch ein paar Mal zu hören ist.

Shorty packt seine alte Parker-Gun unwillkürlich fester.

»He, was war das?«, entfährt es seinen Lippen.

»Du hast es doch gehört. Jemand hat geschossen.«

Brazos fährt seelenruhig weiter, wirkt jetzt aber sehr wachsam. Und als dann noch zwei Schüsse krachen – der eine kommt wieder aus einer Winchester, der andere vermutlich aus einer Springfield, da zügelt er doch das Gespann und greift ebenfalls nach seinem Gewehr, das unter dem Wagensitz liegt.

Er repetiert die Waffe und entsichert sie. Dabei schaut er Shorty fragend an.

»Was hältst du von der Sache?«

»Sie gefällt mir nicht. Sieht mir nach einem Überfall aus.«

Auch in Brazos ist dieser Gedanke. Aus diesem Grund behält er sein Gewehr in der Rechten, als er sich entschließt, die beiden Pferde wieder anzutreiben.

Es folgen keine Schüsse mehr. Die Echos der anderen verhallen in der Ferne. Nur noch der Hufschlag der Wagengäule ist zu hören und das Ächzen der Räder, die kleine Steine knirschend zermalmen.

Wenig später passieren die Skull-Leute die Biegung. Und sie sehen nun zwei Männer mit Pferden und einen dritten, der regungslos auf dem Boden liegt, ein Gewehr halb unter seinem Körper begraben.

Der eine Reiter ist abgestiegen und steht über den Gestürzten gebeugt. Der andere sitzt im Sattel und presst die linke Hand, an der Blut zu sehen ist, auf seine Rippen.

Beide blicken dem Wagen entgegen, der schließlich in ihrer Nähe angehalten wird.

»Hallo!«, brummt Brazos, indem er die Bremse anzieht und die Zügelenden um die Metallkurbel wickelt. »Es hat wohl Kummer gegeben?«

»Ja, das kann man behaupten!«, ruft Hugh Millward und verzieht schmerzlich das Gesicht. »Hat hier gelauert, der Hombre, und auf uns geschossen!«

»Hm.« Während Shorty seine Parker-Gun weiterhin in beiden Händen behält, wirft Brazos einen forschenden Blick auf den Toten und schaut dann wieder Millward an. »Sie sind verletzt?«

»Es ist zum Glück nur ein Streifschuss. Hab' wirklich mächtiges Glück gehabt. Genauso gut könnte ich jetzt hier am Boden liegen.«

»Und Sie kennen den Burschen nicht?«

»Hab' ihn noch nie gesehen. Weiß überhaupt nicht, warum er mich umlegen wollte. Aber er hatte wohl vor, uns zu berauben. In den Bergen treibt sich viel Gesindel herum. Seht nur, wie verkommen der Bursche aussieht! Der hat bestimmt was auf dem Kerbholz. Wahrscheinlich war er auf der Flucht und brauchte dringend ein Pferd. Aber da ist er bei uns an die falsche Adresse geraten!«

Die Männer von der Skull-Ranch wissen nicht recht, was sie von der Sache halten sollen. Irgendwie kommt sie ihnen nicht ganz geheuer vor. Sie ahnen, dass hier einiges nicht stimmt, und nehmen sich daher vor, auf der Hut zu sein.

»Ja, die Zeiten sind unsicher«, meint Brazos beipflichtend. »Deshalb fahren auch wir zu zweit.«

Er stößt Shorty unmerklich mit dem Knie an und steigt dann vom Bock, geht mit dem Gewehr in der Hand auf den Toten zu und betrachtet ihn nachdenklich.

Und er wird stutzig, als er auch zwischen den Schulterblättern des Erschossenen ein Kugelloch erkennt.

Aber er lässt sich nichts anmerken, sondern sagt ruhig: »Gut getroffen, wie ich sehe. Wollte er noch weglaufen?«

»Wieso?« Millward fragt es lauernd, wenn auch mit unschuldiger Miene. »Ach, Sie meinen die Kugel in seinem Rücken?«

»Ja, die meine ich.« Brazos nickt.

»Das war so«, berichtet Millward. »Der Kerl hat sein Gewehr abgefeuert und hoffte wohl, dass ich aus dem Sattel stürzen würde. Doch ich konnte wie mein Freund da drüben in Deckung gelangen.« Er weist auf einen nahen Buschgürtel, der sich von der Straße weg hangaufwärts zieht. »Als er wieder in Aktion treten wollte, haben wir beide geschossen. Zuerst ich, und eine halbe Sekunde später mein Freund, der diesen Hundesohn traf, als er sich, von meinem Blei bereits in die Brust getroffen, im Stürzen herumgedreht hat. So war es doch, nicht wahr?«

»Ja, genauso war es!«, bestätigt Will Flash im Brustton der Überzeugung. »Ob ich wollte oder nicht, ich konnte den Hombre nur noch von hinten erwischen. Es ging ja alles so schnell, und man kann nicht viel überlegen, wenn man in einer solchen Situation am Leben bleiben will. Schließlich wollte auch dieser Bandit nochmals schießen.«

»Ich verstehe.« Brazos nickt abermals, ist aber durchaus nicht überzeugt, dass sich wirklich alles wie geschildert abgespielt hat.

Doch er kann die Angaben der Fremden nicht widerlegen.

Er weiß nur eins: dass ihm die beiden verteufelt wenig gefallen. Sie haben verschlagene Gesichter und unehrliche Augen. Und sie grinsen so falsch, wie es nur ausgekochte Halunken zuwege bringen.

Nichts davon aber ist verboten. Und es stimmt außerdem, dass der Tote wie ein zu allem entschlossener Desperado aussieht. Wie ein Mann, der nichts mehr zu verlieren hatte und dem es sicher egal war, ob die Männer, die er überfiel, ehrliche Gesichter hatten oder nicht.

Hugh Millwards kratzende Stimme reißt ihn aus seinen Gedanken.

»Nun wisst ihr Bescheid. Ich denke, ihr habt keinen Grund, an unseren Worten zu zweifeln. Ich meine, dass wir in Notwehr gehandelt haben. Aber es ist wohl am besten, ihr geht ganz sicher.« Millward zeigt auf die Winchester, die Al Benwitt im Tod mit den Fäusten umklammert.

»Riechen Sie doch am Lauf, Mister!«, fordert er Brazos auf.

Der Hüne nimmt die Waffe an sich und schnuppert an der Mündung, an der der unverkennbare Geruch frisch verbrannten Pulvers haftet.

»Ja, daraus wurde geschossen«, muss er zugeben.

»Na, dann ist wohl alles in bester Ordnung.« Hugh Millward grinst breit. »Und nun haben wir eine Bitte an euch, Leute. Würdet ihr den Toten in die Stadt mitnehmen?«

»Warum bringt ihr ihn nicht selbst hin?«, fragt Shorty misstrauisch vom Bock herunter.

»Weil uns das eine Menge Zeit kosten würde. Wir kommen aus Golden City und wollen nach Stagebreak, haben also einen verdammt weiten Weg vor uns. Deshalb möchten wir nicht wieder umkehren, wenn es auch anders geht. Und da ihr ohnehin...«

»Moment mal!«, unterbricht Brazos. »Es geht nicht nur um den Transport des Toten, sondern auch darum, dass der Marshal verständigt werden muss. Schätze, der unterhält sich viel lieber mit euch.«

»Das ist allerdings wahr«, gibt Millward zu. »Die Sache muss gemeldet werden. Aber wir können dem Marshal auch nicht mehr sagen, als wir euch erzählt haben. Und wir haben, wie gesagt, verflucht wenig Zeit. Ihr würdet uns also einen großen Gefallen tun, wenn ihr den Toten nach Golden City bringt.«

Die beiden Cowboys wechseln einen kurzen Blick.

»Na schön«, sagt dann Brazos. »Wir nehmen ihn mit. Legt ihn auf den Wagen!«

»Danke.« Millward wendet sich an Will Flash. »Komm, hilf mir!«

Flash steigt vom Pferd und hilft seinem Komplizen, den Erschossenen auf den Wagen zu heben.

Brazos wirft die Winchester hinterher.

»Das Gewehr wollen Sie auch mitnehmen?«, fragt Millward und runzelt die Brauen.

»Wieso – es gehört doch dem Toten?«

»Ja, natürlich. Aber – ich meine, er braucht es doch nicht mehr. Und da ich von dem Kerl angeschossen wurde, ist sicher nichts dagegen einzuwenden, wenn ich es mir als Entschädigung nehme.«

»Tut mir leid, aber da bin ich anderer Meinung«, erwidert Brazos mit Bestimmtheit. »Wenn wir den Toten schon beim Marshal abliefern sollen, dann wollen wir auch sein Gewehr mitbringen.«

»Das finde ich auch«, gibt Shorty seinen Senf dazu. »Und nun hätten wir noch gern eure Namen gehört. Die wird der Marshal auf alle Fälle wissen wollen.«

»Ich heiße McBrown«, behauptet Millward. »Link McBrown. Und das hier ist Bill Keehan. Wir haben bis vor kurzem in einer Mine gearbeitet.«

»In welcher?«

»In der Durand-Mine. Sonst noch Fragen?«

»Haben wir noch welche, Brazos?«

»Nein, Shorty. Alles klar, Männer. Wir sagen dem Marshal, dass ihr nötigenfalls in Stagebreak zu finden seid.«

»Ist gut.« Hugh Millward nickt grinsend und gibt Will Flash einen Wink, worauf sie beide zu ihren Pferden zurückgehen und sich in die Sättel schwingen.

Wenig später reiten sie auf der Straße davon.

Shorty und Brazos, der wieder auf den Wagen stieg, fahren in der Gegenrichtung weiter.

»Komische Sache, was?« Shorty ist es, der nach einer Weile das Schweigen bricht.

»Kann man wohl sagen«, brummt Brazos und nickt. »Aber vielleicht hat sie sich wirklich so abgespielt, wie man uns weisgemacht hat.«

»Kann sein. Trotzdem sage ich dir, dass wir die beiden Kerle durch unser Auftauchen gestört haben. Ich schluck ein Hufeisen, wenn die in Golden City einer ehrlichen Arbeit nachgegangen sind!«

»Du hast recht, Minenarbeiter sehen anders aus. Aber was macht's? Wir bringen den Toten in die Stadt, wo er wenigstens ein ordentliches Begräbnis bekommt. Die zwei Kerle hätten ihn sicher nur irgendwo verscharrt.«

»Oder den Geiern zum Fraß überlassen«, meint Shorty und versinkt dann in Schweigen.

Am späten Nachmittag erreichen sie die lärmende Goldgräberstadt. Sie fahren sofort zum Office von Marshal Rockwell, der ihnen in der Tür entgegenkommt.

Marshal Rockwell kennt die beiden Cowboys und begrüßt sie daher freundlich.

Doch sein Gesicht wird ernst, als er auf dem Wagen den Toten entdeckt.

Brazos und Shorty berichten ihm, und Rockwell gibt sich mit dem Gehörten zufrieden, obwohl auch er die Meinung vertritt, dass sich die beiden Männer, die den Unbekannten erschossen, merkwürdig verhalten haben. Er findet ebenfalls, dass sie selbst hätten zu ihm kommen müssen.

»Wenn ihr die Sache bezeugen könntet, würde ich den Toten zur Beerdigung freigeben«, sagt er nachdenklich. »Wie die Dinge aber liegen, muss ich ihn untersuchen lassen, um die genaue Todesursache festzustellen. Ihr bleibt doch bis morgen in der Stadt?«

»Ja, Mr. Rockwell«, antwortet Shorty. »Wir werden in Millers Hotel übernachten.«

»Gut, dann kann ich euch ja leicht finden, sollten sich noch irgendwelche Fragen ergeben.«

Brazos und Shorty fahren in den großen Hof hinter dem Generalstore, lassen den Wagen dort stehen und bringen die Pferde in den Mietstall. Danach gehen sie in Millers Hotel, wo sie ein Zimmer mieten und auch gleich zu Abend essen.

Mittlerweile ist es dunkel geworden. Lärm von der Straße dringt durch die offenen Fenster des Speiseraumes, in dem die Männer von der Skull-Ranch an einem sauber gedeckten Tisch sitzen.

Brazos hat seinen Teller schon geleert, obwohl er eine doppelte Portion bestellte.

»So, das war gut«, sagt er und streicht sich zufrieden über den Bauch. »Jetzt kommen die drei Bier an die Reihe.«

Shorty, der noch an einer Hühnerkeule nagt, blickt hoch und stellt richtig: »Zwei sind es noch. Eins hast du ja schon zum Essen getrunken.«

»Das zählt nicht. Sei bloß nicht kleinlich, mein Freund. Iss lieber fertig, damit wir hier rauskommen. Du pickst ja rum wie ein Spatz.«

ü