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Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische
Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
Bielefeld: Aurum in J. Kamphausen Mediengruppe GmbH, 2007
Weihrauch
Schrott, Dr. med. Ernst
ISBN Print 978-3-89901-013-8
ISBN E-Book 978-3-95883-249-7
Gestaltungskonzeption, Umschlaggestaltung, Innenlayout: subsonicmedia, Bielefeld
Abbildungsverzeichnis:
Björn Gaus: Titel, S. 2, S. 5, S. 6, S. 7, S. 9, S. 11, S. 15, S. 22, S. 25 , S. 32, S. 41, S. 63, S. 73, S. 87, S. 93, S. 99
Dr. med. Schrott: Titel, S. 13, S. 36,
wikipedia: S. 17, S. 19, S. 26, S. 59, S. 68, S. 81, S. 104
fotolia: S. 43, S. 54, S. 69, S. 70, S. 91,
Carina/Leis: S. 103
E-Book Gesamtherstellung: Bookwire GmbH, Frankfurt a. M.
Printed in Germany
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Copyright © Aurum Verlag in J. Kamphausen Mediengruppe GmbH, Bielefeld 2007
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Sanfte, natürliche und wirksame Hilfe bei
• Rheuma
• Allergie
• Hauterkrankungen und
• Darmentzündungen
Der Autor:
Dr. med. Ernst Schrott studierte Humanmedizin in München. Seit 1984 ist er Arzt für Naturheilverfahren und Homöopathie mit eigener Praxis in Regensburg. Außerdem ist er ärztlicher Leiter des Maharishi-Ayurveda-Gesundheitszentrums in Regensburg. Seine Ausbildung im Ayurveda erhielt er von führenden Ayurveda-Ärzten Indiens. Der Autor hat bereits mehrere erfolgreiche Bücher im Mosaik Verlag veröffentlicht: »Ayurveda für jeden Tag« – das große Ayurveda-Praxisbuch; »Die köstliche Küche des Ayurveda« – eine kulinarische Entdeckungsreise durch die Welt der ayurvedischen Küche; »Natürlich schön mit Ayurveda« – das sanfte Programm für eine gesunde, strahlende Haut. In Zusammenarbeit mit Dr. Wolfgang Schachinger erschienen die Praxisbücher »Ayurveda bei Gelenk- und Rückenschmerzen«, »Ayurveda bei Bluthochdruck und Gefäßkrankheiten« sowie »Ayurveda bei Kopfschmerz und Migräne«.
Der Autor bedankt sich bei den deutschen Wissenschaftlern, die den Weihrauch als Heilmittel erforscht haben.
Vorwort
Ein Heilmittel macht Schlagzeilen
Allerlei Wissenswertes, Kulturelles und Geschichtliches zum Weihrauch
Was ist Weihrauch?
Kulturgebiete des Weihrauchs – früher ein Staatsgeheimnis
Die Gewinnung des Harzes
Die Faszination eines Duftharzes
Weihrauch als Heilmittel
Weihrauch als Räuchermittel heute
Pheromone – Kommunikation durch Duftstoffe
Eine Legende meldet sich zurück
Weihrauch und Ayurveda
Die Wiederentdeckung eines alten Heilmittels
Ein Glücksgriff in den Kräuterschatz der ayurvedischen Medizin
Beginn der Forschung in Deutschland
Der Wendepunkt: Ein entscheidender Wirkmechanismus wird entdeckt
Die Inhaltsstoffe des Weihrauchs
Einzigartiger Wirkmechanismus
Ayurvedische Pharmakologie
Was wir erwarten können
Das Heilpotenzial des indischen Weihrauchextrakts
Weihrauch bei Rheuma
Bei welchen Rheumaformen hilft Weihrauch?
Chronische Polyarthritis – wenn die Gelenke entzünden
Lupus erythematodes, die »Schmetterlingsflechte«
Sklerodermie – Erkrankung des Bindesgewebes
Psoriasis, die Schuppenflechte
Weihrauch gegen chronische Darmentzündungen
Weihrauch gegen Hirntumore
Astrozytome und Glioblastome
Wer betroffen ist, für den ist Hilfe ein Wunder
Hilfe auch bei anderen Tumoren?
Weihrauch bei Tieren
Wie wirkt Weihrauch in der Zelle?
Arachidonsäure – Ursache von Entzündung und Schmerz
Weitere Übeltäter – die Freien Radikale
Den Stoffwechsel der Arachidonsäure natürlich regulieren
Behandlungschancen für weitere Krankheiten
Resümee: H15 GUFIC oft wunderbar, aber kein Wundermittel
Im Spannungsfeld von Wunderglauben und Ignoranz
Wissenschaftlich gesichert – kein Begriff von Verlässlichkeit
Ein »Weihrauchkrimi«
Weihrauch als Hausmittel
Tipps zur Selbsthilfe mit Öl, Salbe und wohlduftendem Rauch
Anwendungen mit Weihrauchöl
Aphthen der Mundschleimhaut
Mandel- und Rachenentzündung
Parodontose
Akne, Eiterpusteln und Abszesse
Herpes
Granuloma anulare
Verstopfte Nase
Weihräuchern bei Erkältung
Räuchern zum Schutz vor Ansteckung
Bezugsquellen für Weihrauch und ayurvedische Pflanzenheilmittel
Weihrauch ist in aller Munde! Das Räucherharz, das man bei uns als festlichen Duft bei feierlichen Anlässen in der Kirche kennt, macht Schlagzeilen. Auslöser einer ungeahnten Welle der Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit, bei Forschern und Ärzten und einer zum Teil kontroversen Diskussion war eine TV-Sendung.
Inhalt der Berichterstattung waren die neuesten Ergebnisse klinischer Untersuchungen und laborchemischer Analysen eines Pflanzenpräparats, das nach einem alten ayurvedischen Verfahren aus dem Harz des indischen Weihrauchbaums gewonnen wird. Es soll außergewöhnliche Heilwirkungen bei Rheuma, chronischen Darmentzündungen und – sensationell – sogar bei bestimmten Hirntumoren entfalten. Patienten, die durch eine Therapie mit dem Weihrauchpräparat geheilt wurden, kommen zu Wort. Ein deutscher Wissenschaftler erläutert die von ihm gefundenen Wirkbestandteile, und ein Klinikarzt bestätigt anhand einer Reihe von Fallbeispielen die erstaunlichen Behandlungserfolge dieses Spezialextrakts.
Nach der Ausstrahlung erlebt die Redaktion einen bisher einzigartigen Ansturm. Die Telefon-Hotline des Senders ist vier Tage dauerbesetzt.
Auch beim Importeur des Weihrauchextraktes sind tagelang die Leitungen blockiert, in den nächsten Tagen und Wochen gehen 30.000 schriftliche Anfragen ein! War hier ein sensationelles Wundermittel entdeckt worden? Oder entpuppte sich das Ganze dann doch wieder, wie so häufig bei »Wunderpräparaten«, nur als Flop?
Um es gleich vorwegzunehmen: Die Berichte haben einen realistischen Hintergrund. Was am Pflanzenheilmittel Weihrauch wirklich dran ist, welche Erfolge damit bei bestimmten Krankheiten zu erwarten sind, welche Präparate wirken und wie der derzeitige Stand der Forschung ist, darüber soll Ihnen dieses Buch allgemeinverständlich, aber doch fundiert und umfassend Auskunft geben. Wir wollen dabei auch der Frage nachgehen, welche Gemeinsamkeiten den unterschiedlichen Krankheiten zugrunde liegen, bei denen ein und das gleiche natürliche Medikament wirkt. Gibt es ein Geheimnis, wie der Weihrauch verarbeitet werden muss, damit seine Heilkräfte freigesetzt werden? Was hat es mit der altindischen Naturheilkunde des Ayurveda auf sich, und können wir von weiteren Erfolgsrezepten dieser uralten Heilkunst profitieren? Ich will versuchen, Ihnen auch hierzu einen lohnenden Einblick zu geben. Einige Anregungen und Tipps, wie Sie einfache Weihrauchzubereitungen als Hausmittel bei Alltagsbeschwerden einsetzen können, finden Sie in Kapitel 6.
Dr. med. Ernst Schrott
Weihrauch ist das natürliche Harz von Balsambaumgewächsen. Die Familie dieser tropischen Baumpflanzen umfasst etwa 300 verschiedene Arten, die alle die gleiche Gemeinsamkeit aufweisen: Sie sondern in speziellen Exkretgängen der Rinde aromatische Balsame beziehungsweise Harze ab. Als Balsam bezeichnet man die flüssige Form eines Gemisches aus dem Harz und ätherischen Ölen. Verdunsten diese, so bleibt das festere Harz zurück. Der botanische Name des Weihrauchharzes, Olibanum, leitet sich aus dem Arabischen luban = Milchsaft her. Weitere Wortwurzeln findet man im griechischen libanos, im lateinischen libanus und im hebräischen lebonah, von laban = weiß, glänzend.
Weihrauch ist das eingetrocknete Balsamsekret der Boswellia-Bäume. Das Harz mit dem botanischen Namen Olibanum war bereits vor Jahrtausenden bekannt und hochgeschätzt.
Das Besondere am Weihrauchbaum, was ihn so rar und gesucht macht, sind die extremen Wachstumsbedingungen, die er vorfinden muss: Er benötigt kalksteinhaltige Böden mit bestimmter mineralischer Zusammensetzung. Die bizarren Bäume mit ihren kleinen, gefiederten, lederartigen Blättern gedeihen deshalb in trockenen Regionen, bevorzugt auf Steinhalden. Sie stehen oft in Abständen von mehreren hundert Metern, da ihre langen Wurzeln oberflächlich die dürre Erde durchziehen, um das spärliche Regenwasser, das sich im trockenen Boden in geringer Tiefe sammelt, aufnehmen zu können. Der Weihrauchbaum verträgt keine Feuchtigkeit. Die Niederschläge müssen bei weniger als zehn Zentimeter im Jahresmittel liegen.
Diese besonderen Bedingungen findet der außergewöhnliche, strauchartige Baum, der selten eine Höhe von sechs Metern erreicht, nur in drei Regionen, die bereits seit Jahrtausenden seine Hauptanbaugebiete sind:
•in Südarabien, dem heutigen Jemen und Oman, wo er nur entlang eines 15 Kilometer breiten Landstreifens, dem so genannten Weihrauchgürtel, gedeiht. Die Stammpflanze dort heißt Boswellia sacra nach dem Botaniker Johann Boswell aus Edinburgh;
•außerdem im Hinterland der ostafrikanischen Küste, im heutigen Somalia, der Heimat von Boswellia carteri (benannt nach dem englischen Schiffsarzt H. J. Carter);
•und schließlich in Ost-Indien, wo Boswellia serrata (lateinisch serratus = gezackt, gezahnt, wegen der gefiederten Form der Blätter) wächst.
Die speziellen Bedürfnisse an Boden und Klima und seine hochgeschätzten Qualitäten als Duft- und Heilmittel gaben dem Weihrauchbaum bereits vor Jahrtausenden den Rang einer äußerst begehrten Kulturpflanze. Der genaue Standort galt in der Antike wegen der Exklusivität des Baumes allerdings als Staatsgeheimnis. Die begrenzten Kulturflächen bei gleichzeitig enormer Nachfrage sicherten den Anbauländern ihr marktbeherrschendes Monopol und somit Reichtum und Macht.
Weihrauch bildete früher die Grundlage für Reichtum und Macht und zählte zu den kostbarsten Gaben.
Versuche, die Stammpflanze außerhalb der etablierten Anbaugebiete anzusiedeln, schlugen fehl. Die wohl legendärste Reise zu diesem Zweck unternahm 1600 v. Chr. die ägyptische Pharaonin Hatschepsut – Tochter der Sonne, die erste Frau auf diesem mächtigen Thron. Ihr Weg führte sie nach Punt, dem damaligen ägyptischen Quellgebiet für Weihrauch und Myrrhe, das wahrscheinlich im Hinterland der ostafrikanischen Küste, in der heutigen äthiopischen Provinz Eritrea am Roten Meer, lag. Die aufwendige Expedition brachte neben voll gefüllten Ladungen der begehrten Duftharze auch Originalpflanzen mit. Die Bemühungen, sie auch im ägyptischen Stammland anzupflanzen, misslangen aber offensichtlich wegen unzureichender Bodenbedingungen.
Im Gegensatz zu Bäumen und Sträuchern, die lediglich nach einer Verletzung der Rinde ein Wundharz absondern, um die offene Stelle zu verschließen, besitzt der Weihrauchbaum natürliche Sekretdrüsen, in denen sein aromatischer Balsam in winzigen Tröpfchen gebildet, gespeichert und ohne äußere Einwirkung über feine Harzkanäle ausgeschieden wird. Diese spontan produzierte Harzmenge ist aber relativ gering. Zur Zeit der Ernte – das sind in Somalia und in Südarabien die Monate März und April – werden die Stämme und Äste daher mit speziellen Schabemessern an vielen Stellen eingeschnitten. An diesen Ritzen sondert der Weihrauchbaum aus seinen Exkretbehältern reichlich weißlich-milchiges, klebriges Sekret ab, das an der Sonne trocknet. Das auf diese Weise gehärtete Harz wird dann mit einem spatelähnlichen Schaber abgekratzt und gesammelt.
Je nach Baumart, Erntezeit, Sonneneinstrahlung, Trockenzeit und Lagerung kommen auf diese Weise verschiedene Harzsorten mit unterschiedlichen Aromen und Qualitäten in den Handel. Die aromatisch bestechendste Sorte wird in Südarabien gewonnen und ist unter dem Namen Aden-Weihrauch bekannt. Die jüngsten (Wieder-)Entdeckungen des Weihrauchs als Heilpflanze in Deutschland beziehen sich allerdings ausschließlich auf die indische Stammpflanze Boswellia serrata, die in ihrer Heimat Sallai Guggul bezeichnet wird.
»Der Weihrauch trifft Tiefenschichten im Menschen, die wir mit Worten nicht erreichen.«
Diese Erkenntnis und die Wiedereinführung des aromatischen Räucherharzes als Medium für die Seele hat den Pfarrer einer fränkischen Kleinstadt fast berühmt gemacht. Er führt richtige Weihrauchmeditationen durch, die in seiner Gemeinde mit Begeisterung aufgenommen werden. Für jeden Zweck und Anlass kann der passionierte Sammler des edlen Harzes aus über sechzig Sorten, jede mit einer eigenen Duftnote, wählen. Er ist dabei nur einer der ganz wenigen in der christlichen Kirche, die den Weihrauch auch wegen seiner Seelenwirkung wertschätzen. Die Protestanten haben ihn als Räucherstoff für die Messe gänzlich abgeschafft, und auch in den katholischen Gottesdiensten hat er nur noch symbolische Aussagekraft: der emporsteigende Rauch als Sinnbild des aufsteigenden Gebetes nach Psalm 141 des Alten Testaments. Aber selbst in dieser Funktion mag ihn beileibe nicht jeder Kirchgänger. Bei einer Befragung von Katholiken, wie sie den Sinn und Gebrauch des Weihrauchs in der Messfeier finden, gehen die Meinungen von »finde ich gut« über »ist mir egal« bis »mag ich nicht, sollte man lassen« auseinander.
Ganz anders wurde der Weihrauch in früheren Zeiten geschätzt. Verfolgen wir seine jahrtausendelange Geschichte zurück, dann wird klar: Dieses Duftharz hat die Menschen fasziniert! Als Räuchermittel und Aromastoff eroberte es die antike Welt. Ob im alten Ägypten, bei den Babyloniern, Assyrern, Phöniziern oder Persern, bei den Israeliten oder den alten Griechen und Römern – sein spiritueller Wohlgeruch erfüllte Tempel, Kirchen und Synagogen und stimmte ein zu Gebet und innerer Sammlung.
Bei den antiken Völkern fand Weihrauch Verwendung als Duftmittel, für die Körperpflege und in unterschiedlichen Darreichungsformen als Heilmittel.
Weihrauch galt außerdem als ein Statussymbol. Ihn im reichen Maße zu besitzen, verlieh Ansehen und Würde und war Ausdruck von Macht und Reichtum. Bei geselligen Anlässen, im Kreise von Freunden oder bei großen Versammlungen verströmte er Wohlgeruch und erfrischte und reinigte die Luft. Frauen wussten mit Weihrauchdämpfen ihre Fruchtbarkeit zu steigern und als Parfum, Puder oder Körperpflegemittel verführerisch auf das männliche Geschlecht zu wirken. Und schließlich fand Weihrauch vielfältigen Einsatz für medizinische und hygienische Zwecke, als Heilmittel in unterschiedlichster Verwendungsart: zum Räuchern und Desinfizieren, zur innerlichen und äußerlichen Anwendung gegen verschiedenste Krankheiten.