Peter Berling

Die Ketzerin

Roman

Mappa Mundi

Die religiösen und politischen Verhältnisse im Abendland zu Beginn des 13. Jahrhunderts

Europa befindet sich im Zeitalter der Kreuzzüge (1096–1291), die in der Hauptsache von Frankreich ausgehen und getragen werden. Deutschland, das ›Heilige Römische Reich‹, ist gelähmt durch die ständigen Auseinandersetzungen zwischen Kaiser und Papst. Doch auch das Königreich der Franken weist unter den Kapetingern zu Beginn dieser Epoche bei Weitem nicht den heutigen Umfang auf. Eigentlich besteht es nur aus der Ile de France, der Champagne und einigen Grafschaften wie Flandern, Blois und der Picardie. Lothringen und Niederburgund, das ›Arelat‹, sowie nahezu die gesamte Provence gehören zum deutschen Imperium. Die Normandie, die Bretagne und der gesamte Westen (Aquitanien) sind an England gefallen. Im Südwesten herrschen über Okzitanien die freien Grafen von Toulouse, trotz des bescheidenen Titels mächtig wie Könige. Das Languedoc, also die Herrschaften von Carcassonne und Foix, sowie das Roussillon, unterstehen dem König von Aragon als Souverän. Sie nennen sich ebenfalls nur ›Grafschaften‹, gar ›Vizegrafschaften‹, doch das rührt aus der Tradition ihrer gotischen Vorfahren, auf die sie stolz sind. Ihr Oberlehnsherr jenseits der Pyrenäen lässt sie in allem wie unabhängige Fürsten gewähren. Außerdem sind den Okzitaniern in der Wesensart die Katalanen lieber und in der Sprache näher als die Nordfranzosen mit ihrer ›langue d’oeil‹.

Paris ist also vom Zugang zum Mittelmeer abgeschnitten. Mit den Deutschen kann es sich deswegen – zumindest vorerst – nicht anlegen, so bleibt nur der Zugriff auf Toulouse. Doch dafür bedarf es mehr als eines nichtigen Anlasses zu einer der üblichen Fehden. Ein solcher Eingriff in das bestehende Feudalgefüge ist nur denkbar mit der vollen Rückendeckung päpstlicher Autorität und der uneingeschränkten Unterstützung durch die Kirche. Es trifft sich, dass der Papst seinerseits auf die Hilfe Frankreichs angewiesen sein wird.

Mit Beginn des 13. Jahrhunderts macht sich zunehmend Unmut breit gegen die verweltlichten Erscheinungsformen der römisch-katholischen Kirche. Die Gnostik und andere spirituelle Einflüsse aus dem Osten und die Besinnung auf ein Ur-Christentum bringen häretische Bewegungen hervor, die über den Balkan (Bogomilen), die Lombardei (Patarer) in den Okzident einsickern und ihre größte Blüte in Südfrankreich mit den Katharern erfahren. Das zeitgleiche Auftreten der Waldenser, der Armen von Lyon, verstärkt den Effekt.

Die ›Ketzerei‹ breitet sich immer weiter aus. Sie war in Okzitanien und dem Languedoc auf besonders fruchtbaren Boden gefallen – blühende Landschaften, in denen keltisches Druidentum noch lebendig war, die mit den durchziehenden Goten und den über die Pyrenäen eindringenden Arabern, der starken jüdischen Diaspora und deren frühchristlichen Legenden einer Vielfalt von Einflüssen ausgesetzt waren.

Im Gegensatz zum übrigen Abendland, das die von Rom importierte ›Neue Lehre‹ des Jesus von Nazareth rigoros gegenüber den ›Heiden‹ durchsetzte, war man in Okzitanien stolz auf seine Vergangenheit, die eigene Kultur und tolerant gegenüber allem Neuen. Das Christentum der ›Ecclesia catholica‹ war hier nicht die ›allein seligmachende‹, verbindliche Glaubensrichtung, sondern eine Möglichkeit für die Menschen, mit Gott zu kommunizieren. Als volksnahe Gegenbewegung wider Rom hatte sich hier eine Art Kirche der Katharer, die ›Gleyiza‹, mit eigenen Bischöfen etabliert. Ihre Priester, die ›Perfecti‹ oder auch ›Gutmänner‹ genannt, unterwarfen sich keiner Hierarchie, bedurften keiner Pfründe. Die Gläubigen sorgten gern für sie. Als die Kirche der römischen Päpste zusehends degenerierte, moralisch versumpfte und dabei weltlich auftrumpfte, wandte man sich mehr und mehr von ihr ab, ganze Bistümer traten geschlossen, ihren Klerus inklusive, zur Lehre der Katharer über. Die ›Reinen‹ wirkten durch ihre Schlichtheit (»Jesus ging barfuß«) und durch ihre Abwendung, ja Ablehnung von dieser profanen Welt.

Dazu kam der bald nach der Gründung des ›Königreiches von Jerusalem‹ einsetzende Einfluss aus dem Orient – mit Kunst, Wissenschaft und Lebensart, was hier zu einer ersten Blüte der ›Trovère‹, der Poesie der Minnesänger, führte und eine völlig andere, freie Art der Liebe eröffnete, während rundherum der düstere, bigotte und starre Katholizismus des Mittelalters lustfeindlich gerade solche Ideen unterdrückte. Die Herren des Landes, Adel, reiches, selbstbewusstes Bürgertum und die Ritterschaft, und insbesondere die Damen nahmen daran regen Anteil (Gralsmythos, Parsifal) oder tolerierten zumindest den Lebensstil des ›Gai savoir‹, der sich nur und freudig den ›Leys d’amors‹, den Minnegesetzen unterwarf.

Nach vergeblichen Missionierungsversuchen greift die römische Amtskirche zum Gewaltmittel eines Kreuzzuges (1209–1213), von der betroffenen Bevölkerung Okzitaniens und des Languedoc als ›Kreuzzug gegen den Gral‹ erduldet, von den Ausführenden als ›Albigenserkriege‹ versachlicht. Die Bezeichnung ›Ketzer‹ entstand übrigens durch die Verballhornung des Wortes ›Katharer‹, das wiederum aus dem Griechischen stammt (katharos) und ›der Reine‹ bedeutet.

Der Umbruch zur freien Ausübung zutiefst religiöser Tätigkeit ohne Gängelung durch die im Formalen und Materiellen erstarrte Amtskirche lag in der Luft. 1207 sammelt in Assisi ein bald als Franziskus bekannter Bürgersohn – ohne Priesterweihe oder Klosterzugehörigkeit – eine Bruderschaft um sich. Sie nennen sich ›Minoriten‹ und verschreiben sich der völligen Besitzlosigkeit und dem Dienst an den Armen: die später – gegen den Willen des Begründers – in einem Orden zusammengefassten Franziskaner. Nur wenige Eigenschaften trennen diese Bettelmönche von den als Ketzer Verfolgten.

In den gleichen Jahren erkennt auch ein spanischer Kleriker adeliger Herkunft, Domingo Guzman de Calaruega, die Notwendigkeit, den Katharern in Südfrankreich auf gleicher Ebene der Bedürfnislosigkeit zu begegnen, wenn die ›Bekehrung‹ der Ketzer Erfolg bringen soll. Auch die Dominikaner treten jetzt als Bettelmönche auf, sind allerdings straff organisiert und stellen sich der Papstkirche als eifrige Verfolger jedwelchen häretischen Gedankenguts zur Verfügung.

Nach dem Tode ihres bald heilig gesprochenen Begründers Dominikus (1221) werden sie offiziell 1231 mit der Inquisition beauftragt. Zu ihren ersten Opfern gehörten – außer den irrgläubigen Ketzern – die Franziskanerbrüder, die nach dem Tode von Franziskus (1226, kanonisiert 1228) noch seiner reinen Lehre nacheifern wollten. Diese beiden neuen Orden bringen zu Zeiten des großen Papstes Innozenz III Bewegung in das saturierte Mönchs- und Klosterleben, doch immer noch sind die Benediktiner der größte und reichste Orden und die umtriebigen Zisterzienser (vor allem unter dem berühmten Bernhard von Clairvaux) diejenigen, die der Kirchenpolitik unerbittlich ihr Siegel aufdrücken.

Die Kreuzzüge haben ihren Höhepunkt überschritten, Jerusalem ist seit der Rückeroberung durch die Muslime (1187) für die Christenheit verloren. Ein neuer Kreuzzug, der vierte, angeregt durch Papst Innozenz III, wird von den Venezianern gegen das griechisch-orthodoxe Byzanz umgeleitet: 1204 erfolgen die Eroberung und Plünderung von Konstantinopel, Ausrufung eines ›lateinischen‹, also römisch-katholischen Kaiserreiches. Seit dem Schisma (1054, Bruch zwischen Ost- und Westkirche) war die Unabhängigkeit des Patriarchen von Konstantinopel den Päpsten zu Rom ein Dorn im Auge, war die Haltung der Kaiser von Byzanz den Kreuzfahrern suspekt. Das gewaltige oströmische Imperium wird in Kleinstaaten aufgesplittert, deren (meist fränkische) Fürsten sich gegenseitig befehden, statt die angestrebte ›Ecclesia catholica‹ und deren Priester durchzusetzen. Byzanz als Bollwerk gegen den über Kleinasien vordringenden Islam ist damit gefallen, aber auch zerstört als Katalysator für alle anderen geistigen Prozesse, die der Orient immer wieder in Gang setzt. Dennoch gelingt es der römisch-katholischen Kirche nicht, ihren Universalanspruch durchzusetzen. Die Othodoxie behauptet sich vor allem im vorderen Orient, das Tor ist offen für religiöse Einflüsse, die Rom längst verdrängt zu haben glaubte.

Die feudale Situation im Abendland ist nicht minder kompliziert. Das Deutsche Reich, das ›Imperium Romanum‹, ist durch den Zwist zwischen den Welfen (Herzöge von Sachsen) und Staufern (Herzöge von Schwaben) geschwächt. 1209 hat Innozenz III den welfischen Gegenkönig Otto IV von Braunschweig zum Kaiser gekrönt, nachdem König Philipp von Schwaben 1208 ermordet wurde und obwohl sein rechtmäßiger Nachfolger, der 14-jährige Friedrich II, bereits die Mündigkeit erlangte. Die Rechnung des Papstes geht nicht auf, auch der Welfe greift nach Süditalien, dessen Besitz für das ›Patrimonium Petri‹ eine tödliche Umklammerung bedeutet hätte – wenn man davon ausgeht, dass Innozenz III, wie kein anderer Papst vor ihm, nach der absoluten Vorherrschaft des Papsttums über alle weltlichen Fürsten trachtet.

In Anbetracht dieser unstabilen Lage kommt Frankreich, wo zurzeit der umsichtige König Philipp II Augustus regiert, mehr und mehr die Rolle des Schiedsrichters, des Züngleins an der Waage zu. Auf sein Drängen hin lässt der Papst den Welfen fallen und sorgt für die Wahl Friedrichs (bereits seit seinem vierten Lebensjahr König von Sizilien) zum deutschen König (1212). Im gleichen Jahr noch wird ein Bündnis der Häuser Capet (Frankreich) mit dem der Staufer zu Vaucouleurs vereinbart. 1214 besiegen sie das vereinte Heer der Welfen und der Plantagenet (England) in der Schlacht von Bouvines. Damit sind die Tage Ottos gezählt, der Stern Friedrichs beginnt zu strahlen.

In England schlägt sich König Johann Ohneland mit den einheimischen Baronen herum (1215 ›Magna Charta‹), während er in Frankreich ein Territorium nach dem anderen einbüßt. In Spanien feiert die Allianz von Alfons VIII von Kastilien und Peter II von Aragon bei Las Navas de Tolosa einen glänzenden Sieg über die Mauren. Die ›Reconquista‹, die Rückgewinnung der iberischen Halbinsel für das Christentum, bekommt neuen Auftrieb.

Im Heiligen Land stagniert die Situation nach dem erfolglosen III. Kreuzzug (1189–1192), den König Philipp II Augustus von Frankreich und König Richard Löwenherz von England noch gemeinsam unternommen hatten, nachdem der deutsche Kaiser Friedrich I Barbarossa bereits auf dem Hinweg in Kleinasien ertrunken war. Einziger Gewinn blieb die Eroberung von Akkon, das fortan als Hauptstadt des ›Königreiches von Jerusalem‹ diente, nachdem die Heilige Stadt selbst bereits 1187 von Sultan Saladin zurückgewonnen worden war. Die Verteidigung der zusammenschmelzenden Kreuzfahrerstaaten lastet mehr und mehr auf den Ritterorden der Templer und der Johanniter (›Hospitaliter‹), denn der Deutsche Ritterorden beginnt, sich aus der ›Terra Sancta‹ zurückzuziehen und wendet sich der Ostkolonisation zu (Baltikum).

Das ehemals so mächtige Byzanz ist zerschlagen. Das ›Lateinische Kaiserreich von Konstantinopel‹, sein Nachfolger, ist – wie die einschränkende Bezeichnung schon verrät – nur ein schwaches Staatsgebilde unter vielen auf griechischem Boden, kaum in der Lage, die aus dem Osten herandrängenden Steppenvölker und die im vorderen Orient erstarkenden Türken aufzuhalten.

Die Sprachfülle Okzitaniens

Die ›langue d’oc‹, das Altprovenzalische, umfasste als Sprachgebiet (mit Varianten) einen breiten Streifen – von Katalonien jenseits der Pyrenäen über Aquitanien (›Gascoun‹), Okzitanien und die Provença bis zur Lombardei und hin zur Adria (das ›Rätoromanisch‹ gewisser Hinterrheintäler in den Graubündner Alpen eingeschlossen). Es war die ›lingua franca‹ des Mittelalters, die auch von den Kastiliern und den Franken des Nordens, den ›Engländern‹ (die als Herren in Guyenne und der Gascogne saßen) und den Deutschen verstanden wurde, soweit sie den Süden ihres ausgedehnten Reiches bewohnten (Arelat, Montferrat bis Spoleto). Die restlichen Bewohner der Apennin-Halbinsel, die reichsfreien Handelsstädte und die Seerepubliken, beherrschten diese eigenständige Entwicklung des Lateinischen ohnehin, wie das ›Napoletano‹ oder ›Siciliano‹ auch.

Das Altprovenzalische war also keine Fremdsprache, sondern gemeinsame Kultur des mediterranen Abendlandes. Da gleichzeitig im Einzugsbereich dieses umfassenden Gürtels und an seinen Rändern heftige politische und dynastische Entwicklungen stattfanden, führte dies – auch zur gegenseitigen Abgrenzung oder Dominierung – dazu, Namen gleicher Bedeutung verschieden zu schreiben und zu verwenden. In Landschafts- und Ortsbenennungen ist uns das geläufig.

In dem vorliegenden Roman ergab sich dieses Phänomen – nicht zwingend, aber präferabel – aus der Zuweisung zu bestimmter Herkunft oder Kulturkreisen, aber auch zur Unterscheidung. Bei fast allen hier angesprochenen historischen Eigennamen herrscht in diesem Raum und in dieser Zeit beispielsweise ein fast manischer Hang zur Mehrfachtaufe: Bei Namen wie beispielsweise Ramon / Raymond / Raimund oder Sancho / Sanç / Sanche sowie bei Pierre / Pedro / Peire / Peter, aber auch bei Barbeira / Barbera finden wir alle möglichen Schreibweisen. Bei den Frauen geht es zwar einfallsreicher zu, aber Sanxa / Sança / Sancie oder Alienor / Eleonore(a) oder Beatrix / Beatrice überwiegen deutlich. Noch schwieriger wird es bei Juana / Joan / Jeanne / Johanna oder Jaime / Jacques / Jakob, einfach ist es bei Roger, Bernard, Bertrand, Agnes und Marie. Dafür treten diese dann unabhängig von den herangezogenen Genealogie-Bäumen in auffallender Häufigkeit auf.

Um dieses Gestrüpp von sprachlichen Alternativen zu durchdringen und die Identifizierung von Person und ihrer Herkunft zu erleichtern, vor allem aber um die variantenreichen Klänge der damals herrschenden Sprachvielfalt unseren Ohren bewusst zu machen, habe ich mich nach eingehender Überlegung bewusst auf solche Diversifikationen eingelassen.

Biografische Angaben zu den Personen

(alphabetisch geordnet)

Äbtissin s. Livia

Aimery (Almeric) de Montréal, okzit. Adliger, Burgherr der gleichnamigen Stadt, hatte sich Simon de Montfort bereits unterworfen, als seine Schwester Guiraude de Laurac, Kastellanin von Lavaur, ihn um Hilfe bei der Verteidigung ihrer Stadt bittet. ›Donna Geralda‹ war Witwe des 1209 bei dem ›Wortbruch von Carcassonne‹ mit dem Trencavel umgekommenen Peire-Guillem de Lavaur. Nach der Einnahme der erbittert verteidigten Stadt lässt der Eroberer Aimery erhängen und Geralda steinigen.

Alain du Roucy, * ca. 1186, frz. Ritter, dient als Heerführer unter Montfort, erhält nach der Einnahme von Termes dieses als Lehen, muss es aber an den Sohn des ehemaligen Stadtherrn, Oliver de Termes, wieder abgeben, als dieser sich mit dem frz. König versöhnt. Simon de Montfort entschädigt Alain anderweitig auf das Großzügigste, denn er gilt (mehr als sein Freund Florent de Ville) als derjenige, der König Pedro II d’Aragon eigenhändig in der Schlacht von Muret (1213) erschlagen hat.

Alazais d’Estrombèze, * ca. 1185, die Jugendliebe des Chevalier du Mont-Sion. Obgleich sie von diesem ein Kind erwartete, zwangen ihre Eltern sie, den wesentlich älteren Alphonse de Bourivan zu heiraten. Das Kind, ein Sohn, kam als ›Raoul‹ zur Welt, der spätere ›Crean de Bourivan‹. Vieles weist darauf hin, dass sich die gebürtige Katalanin (mütterlicherseits eine Montcade) unter dem Pseudonym ›Azalais de Porcairagues‹ auch einen Namen als ›Trobairitz‹, als Troubadourin, gemacht hatte. Alazais war ursprünglich von Esclarmunde de Foix für ihre Nachfolge als ›Gralshüterin‹ vorgesehen. Doch zog die Katharin in der Bedrängnis der Ketzerverfolgung den Flammentod vor (3.5.1211).

Alix s. Montfort

Aragon s. Pedro (Peter)

Arnaud de l’Amaury s. Montfort

Azevedo de s. Diego

Barbeira s. Xacbert

Belgrave s. Lionel

Bernhard von Clairvaux, * 1091, aus dem burgundischen Adelsgeschlecht Chatillon (seine Mutter war eine Montbard), trat 1112 in den Zisterzienserorden ein (1098 von Robert de Molesme gegründet), den er 1115 durch den Auszug aus Citeaux in das neu errichtete Kloster ›Clara Vallis‹ reformiert. Bernhard wird der erste Abt von Clairvaux. Die Gründung von gleichberechtigten Tochterklöstern wurde 1119 in der ›Charta Caritatis‹ festgeschrieben. Das Kapitel aller Äbte wird die höchste Ordensinstanz. 1130 entscheidet er die Papstwahl (Innozenz II), 1140 verurteilt er den berühmten Scholastiker Abélard, 1145 begleitet er den päpstlichen Legaten Alberic auf einer der ersten Missionen gegen die albigensischen Ketzer (›Katharer‹). Durch die Überzeugungskunst seiner Predigten (›Doctor Honigsüß‹) veranlasst er den II. Kreuzzug (1147–1149), den sog. ›Kreuzzug der Könige‹. Nach seinem Tode (20.08.1153) wurde er als ›heiliger Bernhard‹ (Sanctus Bernardus) kanonisiert.

Bischof von Tull (Toul) s. Reinhald

Blanche (Blanca) von Kastilien, * 1188, Enkelin der berühmten Eleonore von Aquitanien, heiratete den frz. Thronfolger Louis VIII Capet und gebar ihm vier bemerkenswerte Söhne: Louis IX (Saint Louis), den zukünftigen König; Robert d’Artois (der auf dessen missglücktem Kreuzzug in Ägypten umkommt); Alphonse de Poitiers (dem es zufällt, Johanna, die letzte Erbin von Toulouse, zu ehelichen) und Charles d’Anjou (er wird der Herrschaft der Staufer in Süditalien mit der Enthauptung des jungen ›Konradin‹ ein bitteres Ende bereiten). Blanche (zeitweilige Regentin 1226–1234 und dann noch mal ab 1249 während des Kreuzzuges ihres Sohnes) stirbt hochbetagt im November 1252.

Cab d’Aret (Cabaret) s. Peire-Roger, s. Loba

Capet s. Louis VIII

Capoccio, di s. Rainer

Castelnau s. Peter

Castres s. Guilhabert

Chevalier du Mont-Sion (alias Jean du Chesne, John Turnbull, Stephan of Turnham, Graf Waldemar von Limburg, Valdemarius, Prior von Saint-Felix). Bei diesem Abenteurer handelt es sich wahrscheinlich um einen natürlichen Sohn des Roderich von Mont, Onkel des Bischofs Landrich von Sitten (Sion). Dieser Roderich, zeitweilig auch ›praeceptus et comes Vallesiae‹, ging 1169 eine morganatische Ehe mit Heloise de Gisors (* 1141) ein, der Halbschwester des Jean de Gisors. Der dieser Liason 1170 entsprungene Jean-Odo du Mont-Sion ist also schon durch Geburt dem Geheimorden der ›Prieuré de Sion‹ eng verbunden. In die Dienste des Guido II della Porta, Bischof von Assisi, trat der Verfasser des ›Großen Plans‹ 1207 als dessen erster Secretarius. Bereits 1209 taucht er in den Albigenserkriegen auf, und zwar auf beiden Seiten, einmal als Graf Waldemar von (der) Limburg, dann wieder als Valdemarius, Prior von ›Saint-Nom-Nois-Felix‹ (ein Name, der einen unübersehbaren Hinweis auf die ›Prieuré‹ in sich birgt). Nachdem er schon während des Kreuzzuges des Richard Löwenherz als ›Stephan of Turnham‹ mit Saladin verhandelt hatte, tritt er später in die Dienste des Kaisers Friedrich II, für den er als offizieller Botschafter die Interessen des Reiches am Hof des Sultans El-Kamil von Kairo wahrnimmt. Er soll im hohen Alter auf der syrischen Assassinen-Festung Masyaf verstorben sein.

Claire de Saint-Clair alias Marie de Saint-Clair, * ca. 1192, stammt aus jenem schottischen Adel, der dem Templerorden schon zu Gründungszeiten sehr nahestand. Ihr Vater Robert of Saint-Clair, Baron of Rosslyn (1160–1232), war mit Isabel de Levis verheiratet. Die junge Marie ehelichte den wesentlich älteren (* 1133) Jean de Gisors (der im geheimen Register der ›Prieuré de Sion‹ ab 1188 als Großmeister geführt wird) als zweite Ehefrau. Bei seinem Tode 1220 wird die kinderlose Marie selbst Großmeisterin und hält dieses Amt bis zu ihrem Tode 1266, wo es auf Guillem de Gisors, den Enkel von Jean, übergeht.

Clairvaux s. Bernhard

Crean s. Raoul

Despotikos s. Michael

Diego de Azevedo, Didacus de Acebes, am 11.12.1201 von Innozenz III zum Bischof ›ad instar‹ von Osma (Auxuma, ein von den Mauren besetztes spanisches Bistum) ernannt. 1205/06 begab er sich mit seinem Subprior Dominikus auf eine Reise nach Rom, den Papst um eine neue Aufgabe nachzusuchen. Auf dem Rückweg ließ sich der Bischof von seinem Weggefährten überreden, dem päpstlichen Gebot zum Trotz nicht nach Spanien zurückzukehren. Sie schlossen sich beide dem päpstlichen Legaten Peter von Castelnau an, um im Languedoc gemeinsam ›wider die Ketzerei‹ zu missionieren. Der tatendurstige Dominikus schlug vor, es den ›perfecti‹ der Katharer gleichzutun und arm und bescheiden, statt mit Tross und Protz wie die sonstigen Kurienvertreter, aufzutreten. Diego de Azevedo nahm an der Konferenz von Pamiers teil und starb noch im gleichen Jahr am 30.12.1207 bei seiner Rückkehr nach Osma.

Doctor Honigsüß (›mellifluus‹) s. Bernhard

Dominikus, * 1170 als Domingo Guzman de Calaruega (seine Mutter war die spanische Gräfin Juana de Aza). Dominikus hatte bereits in jungen Jahren die Priesterlaufbahn eingeschlagen und war Subprior von Osma (das alte Bistum ›Auxuma‹, das inzwischen die Mauren erobert hatten). Da er somit sein Amt nur auf dem Papier ausüben konnte, begleitete er seinen Vorgesetzten, den Bischof Diego de Azevedo, ins benachbarte Languedoc, um dort gegen die sich ausbreitende Häresie der Katharer ins Feld zu ziehen. 1207 richtet er dort das Frauenkloster ›Notre-Dame-de-Prouille‹ ein, denn er hatte erkannt, dass der Katharismus vor allem von den Frauen Okzitaniens getragen wurde. 1216 besucht Dominikus seinen ›Kollegen‹ Franziskus in Assisi, es entsteht keine Freundschaft zwischen den beiden so verschiedenen Männern. Doch im gleichen Jahr noch gründet Dominikus den Kleriker-Orden ›Ordo Fratrum Praedicatorum‹ (O.P) für Wanderprediger mit der Aufgabe, die Häresie zu bekämpfen. Die Methoden der Dominikaner sind von der Art, dass sie bald ›Canes Domini‹ (Hunde des Herrn) gerufen werden. 1220 als Bettelmönche päpstlich anerkannt, wird den eifrigen Ordensbrüdern 1230/32 die Inquisition offiziell übertragen. Diese Freude konnte Dominikus nicht mehr erleben, er starb 1221 und wurde 1234 als ›heiliger Dominik‹ kanonisiert.

Durand de Huesca, Waldenserführer, nimmt 1207 an der Konferenz zu Pamiers auf der Seite der ›Ketzer‹ teil, spaltet sich danach reumütig von den ›Armen von Lyon‹ ab (ins Leben gerufen vom Kaufmann Petrus Waldus ca. 1157 durch eine eigenmächtige Übersetzung der Bibel ins Provenzalische) und gründet eine eigene Reformbewegung, ›Pauperes Spiritu Catholici‹. Die Kirche der Waldenser hat sich bis heute gehalten.

Erzabt s. Montfort

Esclarmunde, Gräfin von Foix (N’Esclarmunda), berühmte ›Esclarmunde‹ des Parsifal-Epos. Genealogisch gesehen war sie nicht die Schwester, sondern eine Tante des Ramon-Roger II von Carcassonne, dem ›Trencavel‹, aus dessen Geschlechtsnamen sich ›Perceval = Parsifal‹ ableitete. 1204 nahm sie ihren Witwensitz zu Pamiers und ließ den Grundstein für den Bau der Gralsburg Montségur (der Munsalvaetsch des Parsifal-Epos) legen. Ihr Sohn Bernard-Jourdain heiratete India von Toulouse-Lautrec, die Schwester Adelaides (im Epos Herzeloïde, die Mutter des Parsifal), was zu einiger Verwirrung in der Generationenfolge führte. Esclarmunde übernahm die Patenschaft von Gavin Montbard de Béthune und auf Wunsch ihrer Freundin Livia, Lady d’Abreyville, auch die von Laurence de Belgrave. 1207, nach der Konferenz von Pamiers, gab Esclarmunde den Auftrag, den Pog des Montségur zur Befestigung auszubauen. Kurz darauf muss sie gestorben sein. Die Legende lässt sie als die ›Große Hüterin‹ des Grals weiterleben, weit über den Fall des Montségur (1244) hinaus.

Federico s. Friedrich Il

Florent de Ville, * 1188, frz. Ritter, dient zusammen mit seinem Freund Alain du Roucy während des Kreuzzuges unter Simon de Montfort. Zusammen mit Roucy erschlägt er in der Schlacht von Muret den König Pedro II von Aragon. Doch steht er ständig im Schatten seines Freundes. Während Alain du Roucy reich belohnt wird, geht Florent de Ville leer aus. Als dann auch noch der Maître Thédise (inzwischen Bischof von Agde) ihm in einem Rechtsstreit sein ihm dort zugewiesenes kleines Lehen wieder abspricht, sinnt er darauf, sich in den Osten abzusetzen, um dort ein Erbe anzutreten.

Foix, Grafschaft, Stadt und Burg gleichen Namens. Ihre Grafen (gotischer Herkunft) waren seit jeher den Okzitaniern von Toulouse und den Trencavel von Carcassonne gleichgestellt. Sie hatten sich wohlweislich früh unter die Oberlehnsherrschaft von Aragon begeben, denn die Katalanen jenseits der Pyrenäen gewährten ihren Vasallen weitgehend Freiheiten, während sie mit ihren okzitanischen Vettern, besonders mit den Trencavel, ständig Schwierigkeiten hatten. Strittig war zwischen beiden Häusern vor allem der Besitz der Vizegrafschaften von Razès und Fenouillédes. Mit ihren Nachbarn im Westen, den Grafen von Comminges, standen sie hingegen in bestem Einvernehmen. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts herrschen Roger-Ramon II und sein Sohn Roger-Bernard II als Grafen von Foix. Die Schwester des Vaters war die berühmte Esclarmunde von Foix. Ein Bastardsohn des alten Grafen, der aber von der Familie geschnitten wurde, war Ramon-Drut (* 1189), verspottet ob seiner Ambition als der ›Infant von Foix‹. Beide Grafen nahmen zusammen auf der Seite von Okzitanien an den Albigenserkriegen (1209–1213) teil, einschließlich der Schlacht von Muret. Obgleich von Simon de Montfort besiegt, gelang es Vater und Sohn dennoch, ihre Grafschaft nahezu unbeschadet von den territorialen Ansprüchen, die Frankreich stellte, frei zu halten und sich ihren Besitz auf dem IV. Laterankonzil durch Papst Innozenz III bestätigen zu lassen. Die Grafen von Foix mussten allerdings nunmehr den König von Frankreich – an Stelle des Königs von Aragon – als Oberlehnsherrn anerkennen.

Fontenay de s. Olivier

Franziskus, Franz von Assisi, * ca. 1181/82 als Giovanni Bernadone zu Assisi. Eltern: Tuchhändler. Nach Kriegsteilnahme gegen Perugia und einjähriger Kerkerhaft (1202–1203) findet Francesco nicht mehr in das bürgerliche Leben zurück. Er verschenkt Geld an die Armen, wird 1207 enterbt bzw. sagt sich – mit Unterstützung des neuen Bischofs von Assisi Guido II – in dem legendären Prozess von seiner Familie los. Francesco widmet sich den Leprakranken, zieht nach San Damiano und sammelt die ersten Gefährten um sich. 1209 in Rom Audienz bei Papst Innozenz III, der ihm nur eine provisorische Anerkennung zuteil werden lässt, da Francesco sich weigert, eine Ordensregel anzunehmen. 1211 Umzug der ständig anwachsenden Bruderschaft nach Portiuncula. Im Jahr des Kinderkreuzzuges 1212 entflieht die adelige, 17-jährige Clara d’Offreduccio dem väterlichen Palazzo zu Assisi, um ebenfalls ein ›Leben wie Francesco‹ zu führen. Er überlässt den Klarissen das Kloster San Damiano. 1214 tritt Francesco eine Pilgerfahrt an – quer durch das vom ›Kreuzzug gegen die Ketzer‹ verwüstete Okzitanien – nach Santiago de Compostela. Doch bereits in Jaca, der alten Hauptstadt von Aragon, erkrankt er so schwer, dass die Pilgerschar umkehren muss. 1215, auf dem IV. Laterankonzil, wird ihm vorgeschlagen, seine – immer noch – ›unordentliche‹ Bruderschaft mit den Dominikanern zu verschmelzen. Das sind zwar ebenfalls Bettelmönche, doch damit hören die Gemeinsamkeiten schon auf. Francesco lehnt ab. Den ›Minderen Brüdern‹ (Minoriten), wie sie sich selbst gern nennen, wird die regelmäßige Abhaltung von Kapiteln zur Auflage gemacht. Von einer strapaziösen Missionsreise ins Nildelta (Kreuzzug des Kardinals Pelagius 1219/20), wo er den Sultan El-Kamil bekehren wollte, kehrt Franz von Assisi todkrank zurück und stirbt nach langem, schwerem Leiden 1226. Er hinterlässt als Testament seinem Orden die ›regula sine glossa‹, die von der Kurie nicht akzeptiert wird. Sein Nachfolger, ein eingesetzter ›General-Minister‹ (Elia von Cortona), gibt dem Verlangen der Kirche sofort nach. Die Franziskaner heißen von da an ›Ordo Fratrum Minorum‹ (O.F.M.).

Friedrich II, König von Sizilien, * 1194 zu Jesi in den Marken und dort von seinen Eltern in der Obhut der Herzöge von Spoleto zurückgelassen. Er war Sohn des deutschen Kaisers Heinrich VI und der Normannenprinzessin und Erbin des Throns von Sizilien, Constance de Hauteville. Als sein Vater bereits 1197 überraschend (zu Messina, mitten in der Vorbereitung eines Kreuzzuges) starb, lässt die Mutter Friedrich im Handstreich nach Palermo entführen (ihn somit dem Zugriff des Deutschen Reiches entziehend), krönt den Vierjährigen Pfingsten 1198 zum König von Sizilien und stirbt im August des gleichen Jahres. ›Federico‹, Vollwaise, wird so in früher Jugend zum Spielball der Machtinteressen der deutschen Vikare des Römischen Imperiums, des normannischen Hochadels von Sizilien und des sich als weltliche Macht begreifenden Papsttums. 1209 heiratet er die zehn Jahre ältere Constanza d’Aragon, die ihm bereits 1211 seinen Sohn Heinrich VII schenkt. Papst Honorius III war Friedrichs Pate, Innozenz III sein Vormund. 1212 reitet er auf dem sog. ›Königsritt‹ mit nur wenigen Getreuen quer durch ganz Italien und entreißt seinem Gegenspieler Kaiser Otto IV erst zu Konstanz die deutsche Königskrone und zwingt ihn in der Folge auch zur Abdankung als Kaiser.

Gavin Montbard de Béthune, * 1191, aus altem burgund. Grafengeschlecht, das bereits zu Beginn der Kreuzzüge mit André de Montbard den vierten Großmeister des Templerordens stellte, weswegen es für Gavin keinen Zweifel gab, den Templern beizutreten. Ein anderer berühmter Vorfahre war Bernhard von Clairvaux, der wahrscheinlich die Gründung dieses Ordens veranlasste und ihm seine erste Regel gab. Als Vater von Gavin gilt Regis de Montbard. Seine Mutter war jedenfalls Contade de Béthune aus normannischem Adelsgeschlecht, das mit Conon einen bekannten Troubadour († 1219) hervorbrachte und mit Cuno 1216–1221 den Regenten des ›Lateinischen Kaiserreiches von Konstantinopel‹ stellte. Die Umstände von Gavins Geburt wurden stets im Dunklen gehalten, so dass zu Spekulationen reichlich Raum blieb. Immerhin übernahm die berühmte Esclarmunde von Foix die Patenschaft, und schon 1212 wurde Gavin von Innozenz III persönlich (wg. eines verhinderten Attentats auf den Papst) zum Ehrenkomtur im Templerorden ernannt.

Generaldiakon s. Rainer

Gentile di Manupello, Kastellan von Castellammare (Sizilien)

Graf s. Toulouse

Graf von Leicester s. Montfort

Gräfin von Foix s. Esclarmunde

Graue Kardinal, der s. Rainer

Guido II della Porta, * 1176 als ›natürlicher‹ Sohn des Wilhelm Markgraf von Montferrat und der Livia di Septimsoliis-Frangipane (römisches Patriziergeschlecht). Die eheliche Verbindung der Eltern kam nicht zustande, weil der Markgraf in Jerusalem als Prinzgemahl benötigt wurde. Die Mutter wurde von Papst Hadrian V ›exempt‹ mit einem Kloster entschädigt, sie nahm den Titel einer Äbtissin an, während Guido – auch ›Il Romano‹ genannt – eine Karriere in der Kurie geebnet wurde. Nach seiner Bewährung im IV Kreuzzug als Vertreter der ›Geheimen Dienste‹ Roms in Konstantinopel (1203/04) ließ Innozenz III den jungen Prälaten unmittelbar danach den Bischofsstuhl von Assisi besteigen. Guido wurde in der Folge der Beschützer und die wichtigste Bezugsperson des jungen Giovanni Bernadone, der als der ›heilige Franz von Assisi‹ in die Geschichte eingehen sollte. Guido ist also über die gemeinsame Mutter Livia der 14 Jahre ältere Halbbruder von Laurence de Belgrave. Zwei Jahre nach dem Tod von Franziskus (1226) wird Guido 1228 zu Assisi ermordet.

Guilhabert von Castres war lange Zeit der sog. ›Katharer-Bischof‹ Okzitaniens, wurde jedoch nie gefangen. Er muss vor dem Fall des Montségur (1244) gestorben sein, denn dort amtierte bereits sein Nachfolger, der ›perfectus‹ Bertram En-Marti.

Guy s. Montfort

Guy de Levis, Nachbar des Simon de Montfort im Yvelines. Simon diente dem Grafen als Marschall, sie waren befreundet, so dass Guy de Levis ihn auf seinem ›Kreuzzug gegen den Gral‹ (1209–1213) begleitete. Nach dessen erfolgreichem Abschluss erhielt er die Vizegrafschaft von Mirepoix (Vescomtat de Miralpeix). Teile der Familie de Levis’ waren bereits vorher in Okzitanien ansässig (s. die starke jüdische Diaspora in dieser Gegend und die Legende von der Ankunft des ›sang réal‹, des königlichen Blutes, in Okzitanien). Obwohl mit den Grafen von Foix verwandt, blieben die de Levis auch nach der Entmachtung der Montforts (und Übernahme durch Frankreich) im Besitz von Mirepoix. Als 1244 in ihrem Herrschaftsbereich der Montségur kapitulierte, legte der damalige Festungskommandant Peire-Roger de Mirepoix größten Wert darauf, die Burg niemand anderem als Guy de Levis zu übergeben. Eine Isabel de Levis ist die Mutter von Claire de Saint-Clair, der legendären Großmeisterin der ›Prieuré de Sion‹.

Huesca s. Durant

Infant s. Foix

Innozenz III s. Papst

Jacques de Vitry (1170–1240). Bereits mit jungen Jahren beliebter Prediger in Paris, wird als Kreuzzugsprediger gegen die Katharer ins Languedoc entsandt, kehrt 1210 zurück und begibt sich, inzwischen Curé, ins Einsiedlerkloster von Oignies (bei Namur), das von der berühmten Begine Marie d’Oignies geleitet wird. Er bleibt dort als Beichtvater bis zu ihrem Tod 1213 und verewigt sie in seinem berühmten Buch ›Vie de Marie d’Oignies‹. 1216 wird er zum Bischof von Akkon ernannt, kann das Amt aber nicht sofort antreten wegen der noch ausstehenden Bischofsweihe durch den Papst. Jacques de Vitry wartet noch in Assisi bei Bischof Guido II und Franziskus, als am 16.7.1216 im nahen Perugia Innozenz III von einem Iktus gefällt wird. 1229 wird Jaques de Vitry die Würde eines Kardinalbischofs von Tusculum verliehen. 1239 wird er zum Patriarchen von Jerusalem bestellt, stirbt aber vor Antritt des neuen Amtes in Rom. Seine ›Gesta Dei per Francos‹ und ›Historia orientalis seu Hiersolymitana‹ sind heute wichtiges Bezugsmaterial für Historiker.

Jean du Chesne / John Turnbull s. Chevalier

Katharer s. Guilhabert

Königin s. Blanche

Kronprinz s. Louis VIII

Lady d’Abreyville s. Livia

L’Amaury, de s. Montfort

Las Tours s. Peire-Roger

Laure-Rouge s. Laurence

Legat s. Arnaud / s. Roald / s. Maître Thédise

Levis de s. Guy

Lion de Combat s. Xacbert

Lionel de Belgrave, aus altem Normannengeschlecht, wurde aus England zusammen mit seinem Lehnsherrn Simon de Montfort, Graf von Leicester, von den Plantagenets ins Exil nach Frankreich vertrieben. Er erhält dort die Burg Ferouche im Yvelines als Lehen. Erste Frau unbekannt, lebt danach in morganatischer Ehe mit Livia de Septimsoliis-Frangipane (alias Lady d’Abreyville). Aus dieser Verbindung entsprießt ca. 1190 die Tochter Laurence. Er fällt bei Verteidigung seiner Burg L’Hersmort zusammen mit seinem Freund, dem Vorbesitzer Sicard de Payra, nachdem er sich mit Simon de Montfort entzweit hatte.

Livia di Septimsoliis-Frangipane (1147–1215), aus altem römischem Patrizergeschlecht, war verlobt mit Wilhelm Marquis de Montferrat und bereits von ihm schwanger, als dieser vom Papst ausersehen wurde, die junge Erbin des Königreiches von Jerusalem zu heiraten, um dort als Herrscher zu fungieren. Livia wurde mit einem Kloster ohne alle Auflagen entschädigt (›L’Immacolata del Bosco‹ auf dem Monte Sacro zu Rom) und brachte 1176 ihren Sohn Guido zur Welt, der in der Folge als Guido II (›Il Romano‹) Bischof von Assisi und Protektor des jungen Franziskus wird. Die Äbtissin nimmt sich die Freiheit, unter dem Pseudonym Lady d’Abreyville häufig weite Reisen zu unternehmen. In Frankreich geht sie mit dem normannischen Baron Lionel de Belgrave eine morganatische Ehe ein, aus der ca. 1190 die Tochter Laurence hervorgeht.

Loba die Wölfin, alias Roxalba de Cab’Aret (Cabaret), * 1193, Schwester des Peire-Roger de Cab d’Aret (Cabaret) * 1187, des Herrn von Las Tours. Loba besaß die Burg Roquefixade. Während der Konferenz zu Pamiers (1207) ließ sie sich mit dem Generaldiakon Rainer di Capoccio ein und brachte in der Folge einen Sohn namens Titus zur Welt (der spätere ›Vitus von Viterbo‹). Bei Ausbruch der Albigenserkriege schlägt sie sich mutig und mit Leidenschaft auf die Seite der verfolgten Katharer. Als Angehörige des verfemten okzitanischen Landadels wird sie schnell zur berüchtigten ›faidite‹ und kämpft im Untergrund für ihr Land, bis nichts mehr zu retten ist.

Louis VIII Capet, Kronprinz von Frankreich, * 1187. Aufgrund der ungewöhnlich langen Regierungszeit seines Vaters kam er erst 1223 an die Macht, die auch nur von kurzer Dauer war. Louis VIII war verheiratet mit Blanche (Blanca) von Kastilien. Unter seinen Söhnen gewinnt das Königreich ›Frankreich‹ seine größte Ausdehnung im Mittelalter. Während Louis IX, ›Saint-Louis‹, der ihm auf dem Thron folgt, den Engländern die meisten Festlandsbesitzungen wieder abnahm (die Eleonore von Aquitanien der englischen Krone der Plantagenet zugeführt hatte), sorgten seine Brüder für weiteren Territorialgewinn im Süden. Alphonse de Poitiers (durch Heirat mit Johanna, der letzten Erbin) überführte die ehemals freie Grafschaft Toulouse in den Besitz der frz. Krone, und Charles d’Anjou entzog die Provence (durch seine Ehe mit Beatrice, der Erbin) der bis dahin deutschen Oberhoheit. Louis VIII, ›der ewige Kronprinz‹, hatte kaum Gelegenheit, sich als großer Herrscher zu beweisen, aber er legte den Grundstein zu Frankreichs Umfang, der sich nahezu unverändert bis heute erhalten hat. Die Annexion der Montfortschen Eroberungen in Okzitanien und dem Languedoc waren in der Anlage sein Werk, auch wenn die Albingenserkriege erst 1229 mit dem Vertrag von Paris offiziell beendet wurden. Unter Louis VIII wird Frankreich Erbland der Capets. Er starb während einer seiner zahlreichen Kriegszüge am 8.11.1226 in dem immer noch heiß umkämpften Süden.

Maître Thédise, päpstlicher Advokat. Nach der Schlacht von Muret wurde der Erzabt Arnaud de l’Amaury als päpstlicher Legat durch ihn abgelöst. Der Maître arrangiert die allmähliche Übernahme der eroberten Gebiete in die Hände der frz. Könige, begleitet den Kronprinzen Louis VIII bei seiner symbolischen Inbesitznahme von Toulouse. Ihn, inzwischen Bischof von Agde, wählt auch Papst Innozenz III zum Eröffnungsredner des Laterankonzils 1215, auf dem die endgültige Besitzverteilung in Okzitanien und im Languedoc beraten und entschieden wird.

Marie d’Oignies, * 1177 in Brabant; aus großbürgerlicher Familie (im Stoffhandel reich geworden). Marie fühlt sich früh berufen – wohl auch beeinflusst durch das Wirken des Franziskus zu Assisi –, ihr Leben den Armen und Siechen zu widmen, besonders den Leprakranken. Unterstützt von ihrem einsichtigen Ehemann, gründet sie mit mehreren gleichgesinnten Frauen ein Hospital in Nivelles, von wo aus sie dann in den Wald von Oignies umzieht und ihr Leprösenheim errichtet. Marie d’Oignies gilt nicht nur als eine der ersten ›Beginen‹ (Laienschwestern, die nach strikten Nonnenregeln lebten, ohne Mitglieder eines Ordens zu sein), sondern auch als eine der großen Mystikerinnen. Nach anfänglichem Misstrauen pilgern selbst berühmte Kirchenfürsten zu ihr in die Einöde, um sich von ihr in Glaubensfragen beraten und stärken zu lassen. So nicht nur der spätere Bischof von Akkon, Jaques de Vitry, der ebenfalls ihre Biographie ›Vie de Marie d’Oignies‹ verfasste, sondern auch der berüchtigte Ketzerverfolger Foulques, Bischof von Toulouse. Er feierte mit ihr die letzte Messe, bevor ihr schleichendes Leiden sie am 23. Juni 1213 hinwegraffte.

Mater Superior s. Livia

Mauvoisin s. Robert

Michael Marquis de Montferrat, Despotikos von Kreta, * ca. 1182. Er war, wenn auch Bastard, ein Neffe der berühmten Brüder von Montferrat: Wilhelm IV de Montferrat ›Spadalunga‹, den die Kurie mit der Königin Sybille von Jerusalem vermählte, kommt für die Vaterschaft nicht infrage. Sehr wohl aber die anderen: Bonifaz I de Montferrat (1192–1207), einer der Anführer des IV. Kreuzzuges, der 1204 die Kaiserwitwe von Byzanz heiratete und es zum König von Thessalonien brachte; Konrad de Montferrat (1183–1192, ermordet zu Tyros), der in erster Ehe mit Theodora von Byzanz und in zweiter Ehe mit Isabella von Jerusalem verheiratet war, und schließlich Reimar de Montferrat (bereits 1179–1182 Titularkönig von Thessaloniki und Michaels Vorgänger als Despotikos von Kreta), als dessen letzte Frau die Kaiser-Schwester Maria von Byzanz angegeben wird. Wenigstens zwei der drei Genannten sind als Vater des Bastards bzw. deren Frauen als Anstifter des ›petit malheur‹ in Betracht zu ziehen. Sein Nachfolger als Despotikos von Kreta wurde der Venezianer Jago Falieri, der ›Graf von Knossos‹.

Minotauros s. Michael

Montbard s. Gavin

Montferrat s. Michael

Montfort, Graf Simon de Montfort (1150–1218), aus altem Normannengeschlecht, das mit ›Wilhelm dem Eroberer‹ (1066 Hastings) England erobert hatte, davon Titel und Besitz als ›Grafen von Leicester‹ erhielt. Simon hatte sich zur Teilnahme am IV. Kreuzzug (1203/4) verpflichtet. Als er jedoch erkannte, dass dieser von Venedig statt gegen Ägypten gegen das christliche Konstantinopel umgeleitet wurde, kehrte er ihm den Rücken. Diese noble Geste hinderte Simon nicht, fünf Jahre später die Führung des ›Kreuzzuges gegen den Gral‹ zu übernehmen, der, in der Geschichtsschreibung als ›Albigenserkriege‹ verharmlost, ganz Südwestfrankreich verwüstet, die okzitanische Kultur nachhaltig zerstört und Tausenden von katharischen Christen auf grausamste Weise das Leben kostet. Nachdem er sich bereits in Besitz und Titel des Vizegrafen Trencavel von Carcassonne gesetzt hat (1209 ließ er Parsifal ermorden), greift er in der Folge nach dem Besitz der Grafen von Toulouse, der unabhängigen und reichsten Herrschaft Okzitaniens. Es gelingt ihm auch, die vereinigten Heere von Toulouse, Foix und dem zu ihrer Hilfe herbeigeeilten König von Aragon in der Schlacht von Muret (1213) zu schlagen. Doch bringt ihm dieser Sieg nicht etwa den Gewinn von Toulouse ein, sondern das Erwachen der Pariser Begehrlichkeit. Simon war verheiratet mit Alix de Montmorency aus burgund. Hochadel. Ihr ältester Sohn, Amaury VI de Montfort, wird später Konnetabel von Frankreich. Simon wurde seines okzitanischen Besitzes nicht froh: 1218 tötete ihn ein Katapultgeschoss beim Versuch, die immer wieder aufrührerische Stadt Toulouse einzunehmen, während Alix die Zitadelle erfolgreich verteidigte. Simons Onkel war der Erzabt der Zisterzienser von Frontfroide, Arnaud de l’Amaury (Arnold von Cîteaux), päpstlicher Legat des Kreuzzuges (1209–1213), später Erzbischof, dann ›Herzog‹ von Narbonne. In seiner Rivalität zu seinem Neffen ging er so weit, Simon zu exkommunizieren, woraufhin dieser dafür sorgte, dass erst mit dem Maître Thédise, dann mit Pierre de Benevent neue Legaten für Okzitanien ernannt wurden. Guy de Montfort kämpfte an der Seite seines Bruders Simon. Ihm fiel die Aufgabe zu, 1215 den frz. Kronprinzen Louis VIII bei einem offiziellen Besuch der Stadt Toulouse zu begleiten, die vorher weder er noch sein Bruder Simon je hatten betreten dürfen. Als zunehmend klar wird, dass die frz. Krone die Früchte der Anstrengungen der Montfort ernten würde, zieht sich die Familie aus Südfrankreich wieder zurück. Die Montfort widmen sich danach der Wiedererlangung ihrer alten Rechte in England, wo die normannischen Barone unter ihrer Führung den englischen König zur Gewährung der ›Magna Charta Libertatum‹ (15.06.1215) zwingen. Ein anderer Zweig der Familie übernimmt die Verteidigung von Tyros, der – außer Akkon – letzten Kreuzfahrerstadt im Heiligen Land.

Montmorency, de s. Montfort

Montréal s. Aimery

Mutter s. Livia

N’Eslarmunda s. Esclarmunde

Oignies s. Marie

Oliver III de Termes, * 1198. Sein Vater Ramon III war ein streitlustiger Herr, der die Unabhängigkeit von Burg und Stadt sowohl gegen die Grafen von Toulouse als auch gegen den König von Aragon stets erfolgreich verteidigt hat. Er leistete Simon de Montfort monatelang derart erbitterten Widerstand und hielt den Kreuzzug durch immer neue Verhandlungen hin, dass Simon ihn nach der Einnahme im November 1210 in Carcassonne einkerkern ließ, wo er im gleichen Turm wie der Trencavel nach einem Jahr elendiglich verstarb. Termes wurde Alain du Roucy als Lehen übergeben. Oliver III, Neffe der Katharin Rixovenda de Minerve und des Ketzerbischofs Benoît von Razès (Rhedae), unterstützte den letzten Trencavel bei dessen Versuch, Carcassonne wiederzugewinnen (1241). Als dieses Unternehmen fehlschlug, versöhnte er sich mit Frankreich und erhielt in der Folge Termes für sich und seine Familie zurück. Der Preis, den er zahlte, war ›der Verrat von Quéribus‹ (1255). Damit geriet er in erbitterte Gegnerschaft zu Xacbert de Barbeira, der bis dahin den Franzosen weiterhin entschlossen Widerstand geleistet hatte.

Olivier de Fontenay, Sohn des Burgherrn von Fontenay, frz. Adelsgeschlecht mit Stammsitz in der Ile de France, diente von 1206 bis 1210 dem Grafen von Tripoli in Syrien und erkrankte während einer längeren Gefangenschaft in den Gefängnissen von Armenien an der Lepra. Nach seiner Befreiung begab er sich nach Akkon, trat dort dem ›Ritterorden vom heiligen Lazarus‹ bei, in dessen Reihen vorwiegend Lepröse kämpften. Als sich sein Zustand verschlimmerte, schickten ihn seine Ordensoberen auf einem Schiff des Grafen von Flandern zurück ins Abendland; Olivier erreichte Fontenay nicht mehr, sondern starb 1213 in dem Lepra-Hospital von Oignies.

Papst Innozenz III, Lotharius Conti, Graf von Segni, * 1160 zu Anagni, studierte in Paris Theologie und in Bologna kanonisches Recht (›doctor utriusque‹) und galt bald als der größte Jurist seiner Zeit. Mit 25 Jahren war er bereits Domherr von San Pietro in Rom. Sein Onkel mütterlicherseits, Papst Clemens III, ernennt ihn zum Kardinal. Als der Orsini-Papst Coelestin III am 8.1.1198 stirbt, wird noch am gleichen Tag Lotharius Conti zum Papst gewählt; er nimmt den Namen ›Innozenz‹ an. Zum Hauptanliegen seiner Regierungszeit machte er die Anerkennung des Papsttums als vorherrschende weltliche Macht und deren Erweiterung, in der die Figur des Pontifex maximus zu davor und danach nicht mehr erreichter Größe aufstieg. Innozenz war bereits seit 1197 Vormund des Kindes Friedrich II, das er zunehmend protegierte, in der Hoffnung, dass der junge Staufer die von seinem Vater (Kaiser Heinrich VI) begonnene ›unio regni ad imperium‹ (die Vereinigung des Königreiches Sizilien mit dem Deutschen Reich) rückgängig machen würde. 1209 arrangierte er bereits die Ehe seines Mündels mit Constanza von Aragon, 1212 setzte er dessen Wahl zum deutschen König durch. Dennoch sollte Friedrich eine der großen Enttäuschungen seines Lebens werden. Das andere große Problem, das sich in seiner Regierungszeit stellte, war die Ausbreitung der katharischen Irrlehre in Südfrankreich, deren Metastasen bereits bis in die Lombardei reichten. Er ernannte in der Folge mehrere Legaten, die in Okzitanien missionieren sollten, duldete sogar den Ungehorsam eines Dominikus, der sich (anstatt in sein Bistum nach Spanien zurückzukehren) der konsequenten Bekämpfung der Ketzerei verschrieb. Seltsamerweise war der einzige Lichtblick in seinem Leben die freie Brüdergemeinschaft der Franziskaner, der er seinen vollen Schutz angedeihen ließ, obgleich sich Franziskus von Assisi Zeit seines Lebens weigerte, sich der ›Regula‹ eines klassischen Mönchsordens zu unterwerfen. Die Ketzerei in Südfrankreich griff weiter um sich, der einheimische Adel, insbesondere die Grafen von Toulouse, von Foix und der Trencavel von Carcassonne weigerten sich, gegen die Katharer energisch vorzugehen. 1208 wurde der päpstliche Legat Peter von Castelnau auf seiner Mission ermordet. Innozenz verbündete sich mit dem katholischen König von Frankreich und rief zu einem Kreuzzug auf. Als Legaten ernannte er den Erzabt der Zisterzienser Arnaud de l’Amaury, dessen Neffe Simon de Montfort die militärische Führung übernahm. Innerhalb der folgenden vier Jahre verwüstete dieser Kreuzzug Okzitanien und das Languedoc, unterdrückte die provenzalische Kultur und Sprache, kostete Tausenden von Christen das Leben und lieferte die eroberten Gebiete der Krone von Frankreich aus. Im November 1215 werden die durch seinen Kreuzzug geschaffenen neuen Tatsachen von Innozenz III auf dem IV. Laterankonzil festgeschrieben. Im Juli 1216 erliegt der große Papst zu Perugia einem Gehirnschlag. Seine Nachfolge tritt der alte Kardinal Savelli als Honorius III an.

Papst s. Innozenz

Parsifal s. Ramon-Roger II von Carcassonne

Payra, de s. Sicard

Pedro II d’Aragon (Peter II, König von Aragon). Sein Vater hatte sich den Beinamen ›der Keusche‹ angeblich damit verdient, dass er als glühender Verehrer um die Gunst der Witwe (des alten Trencavel Roger II Taillefer) Adelaïde von Toulouse-Burlats warb (›Herzeloïde‹). Sein Sohn und Nachfolger Pedro II hatte sich 1212 in der spanischen ›Reconquista‹ besonders hervorgetan und in der berühmten Schlacht von Las Navas de Tolosa die eingedrungenen Mauren vernichtend geschlagen. Der hocherfreute Papst Innozenz III ernannte ihn daraufhin zum ›Ersten Alferez‹ oder Bannerträger der Kirche und verlieh ihm den Beinamen ›El Católico‹. Das hinderte Pedro nicht, ein Jahr später Partei für die bedrängten Okzitanier zu ergreifen, einmal aufgrund der engen Familienbande (der Trencavel war sein Schwager), zum anderen weil er sich als der rechtmäßige Souverän von Carcassonne betrachtete. Er fiel 1213 in der Schlacht von Muret gegen Simon de Montfort.

Peire-Roger de Cab d’Aret